Streik der Busfahrer in Teheran
In Teheran sind 17.000 Arbeiter als Busfahrer oder bei den Stadtwerken für den Busbetrieb beschäftigt. Letzten Monat gab es oft Proteste und kurze Arbeitsniederlegungen dieser Beschäftigten für die Ausbezahlung von ausstehenden Gehaltsteilen (Überstunden, Trinkgelder, etc.). Ende des letzten Monats fand ein Streik statt, an dem ungefähr tausend Busfahrer teilgenommen haben. Alle Mitglieder der Direktion der Busfahrergewerkschaft wurden dabei festgenommen. Die Busfahrer drohten daraufhin nochmal zu streiken, wenn ihre Kollegen nicht freigelassen werden und ihr Lohnproblem nicht gelöst wird. Allmählich sind alle freigelassen worden, bis auf den Leiter Mansur Osanlu, der heute noch in Haft ist.
Letzte Woche haben die Busfahrer häufige Versammlungen für ihren Lohn und die Freilassung des Leiters durchgeführt. Die Direktion hatte mehrer Sitzungen mit Vertretern der Stadt und dem Oberbürgermeister von Teheran - jedoch ohne Ergebnisse.
Am Samstag den 28.01.06 haben die Busfahrer wiederum gestreikt. Die Regierung Ahmadinejad hat die Revolutionswächter als Streikbrecher eingesetzt und die zentrale Kundgebung der Busfahrer wurde von Revolutionswächtern angegriffen. Teilnehmer haben laut geschrien, dass sie Hunger haben und arm sind, obwohl sie arbeiten. Trotzdem wurde Tränengas eingesetzt und es kam zu Schlägereien und zahlreichen Verletzungen. Verlässliche Quellen sprechen von mindestens 600 Festnahmen. Die überwiegende Zahl der Festgenommenen wurden in das Ewin-Gefängnis verbracht, wo sogleich mit einem Hungerstreik begonnen wurde. Die meisten Mitglieder der Direktion kamen ebenfalls in Haft.
Bei denjenigen Direktionsmitglieder, die nicht festgenommen werden konnten, wurden deren Familienangehörige zu Hause so lange festgenommen bis sich die Gesuchten freiwillig stellten. Yaghub Salimi war z.B. nicht zu Hause, woraufhin seine Frau und seine Töchter im Alter von 2 und 12 Jahren festgenommen wurden. Am nächsten Tag kamen die Kinder frei während die Mutter weiter festgehalten wurde.
Das 12-jährige Mädchen hat in einem Interview mit einem Radiosender (Radio Awaye Ashenah) alles erzählt: wie die Revolutionswächter sie und ihre Mutter geschlagen haben, wie die 2-Jährige in den Polizeibus geworfen und dabei verletzt wurde, und wie im Bus Revolutionswächter die Mutter weiter geschlagen haben, um den Aufenthaltsort des Vaters zu erfahren. (Wer das Interview herunterladen will muss hier klicken.)
Am heutigen Montag haben die Busfahrer wiederholt, dass wenn alle Festgenommenen nicht freigelassen werden und das Lohnproblem nicht gelöst wird, werden sie am kommenden Samstag nochmals gestreikt.
Es ist das erste Mal seit 27 Jahren, dass Studenten ganz direkt mit streikenden Arbeitern auf die Strasse gegangen sind um sie zu unterstützen. Auch unter ihnen gab es Festnahmen.
Vgl. Busfahrerprotest in Teheran Ali Schirasi, 12.11.2005