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Wer
einen Krieg plant und durchführen will, trifft sich jährlich
am ersten Februarwochenende unter dem weiß-blauen Himmel
Bayerns. Wer bei der Verteilung von Reichtum und Armut mitzureden
hat, begibt sich (fast) regelmäßig Ende Januar ins
idyllische Nobelskiörtchen Davos. Und wer sich gegen
Kapitalismus, Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung zur Wehr
setzt, trifft sich regelmäßig auf den Straßen rund
um die militärisch abgeriegelten Tagungsburgen.
Die
Widerstandsaktionen gegen das World Economic Forum von der Schweiz
nach München zur Nato-Sicherheitskonferenz tragen.
Zwei
Seiten einer Medaille:
global
leaders in Davos
Vom
21. - 25. Januar findet in Davos wie jedes Jahr (abgesehen von der
2002 stattgefundenen Flucht nach New York) das World Economic Forum
(WEF) statt. Hier trifft sich alles was Rang und Namen hat aus
Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien. Die
selbsternannten global leaders der 1000 größten
Weltkonzerne (darunter Novartis, Siemens, Nike, etc.pp.) hecken und
dealen hier aus, was IWF, Weltbank, WTO und Regierungen später
in die Tat umsetzen. Es geht um die Zementierung und weitere
Aneignung der Produktionsmittel in den Händen der Reichsten, die
weltweite Ausbeutung von Arbeitskräften und natürlichen
Ressourcen sowie die Auftragsverteilung zum Wiederaufbau kriegerisch
zerstörter Ökonomien und Infrastrukturen. Bereits in der
Vergangenheit war eines der wesentlichen Ziele des WEF die
Beseitigung staatlicher Handelshemmnisse und die Liberalisierung des
Welthandels, was mitunter in der aus dem WEF hervorgegangenen WTO
(Welthandelsorganisation) oder NAFTA (North American Free Trade
Agreement) in die Praxis umgesetzt wurde. Momentan werden die
Diskussionen um den Plan Columbia und den Plan Puebla-Panama weiter
vorangetrieben, um eine weitergehende Liberalisierung der Wirtschaft
und Militarisierung der Gesellschaft in den lateinamerikanischen
Ländern zu Gunsten profitorientierter Maxime durchzusetzen.
Ebenfalls auf der Tagesordnung steht die Privatisierung von Wasser -
Getränkefirmen wie Nestlé arbeiten bereits heute an der
Sicherung weltweiter Wasserquellen - und Privatisierung von
Ausbildung und Erziehung. Ihre Legitimation ziehen die 3000
WEF-TeilnehmerInnen aus der unabwendbaren Krise des Kapitalismus. Bei
Kaviar und Champagner erarbeiten sie gewinnorientierte
Lösungsmöglichkeiten, die letztendlich in Form von
Massenentlassungen und Lohnabbau, sozialer Unsicherheit, Ausschluss
und Ausgrenzung, Repression und Krieg bei der großen Mehrheit
der Bevölkerung ankommen.
transatlantic
family in München
Zum
40. Mal trifft sich die NATO-Sicherheitskonferenz am ersten
Februarwochenende in München. Politiker, Militärstrategen
und Rüstungsfabrikanten aus 33 Staaten, Waffenschieber und
Warlords sowie die Verteidigungsminister aller NATO-Staaten haben
sich angekündigt, um ihre militärischen Ziele untereinander
abzuklären und zu koordinieren. Nachdem in den vergangenen
Jahren Einigkeit über den weltbedrohenden Hauptfeind
Terrorismus erzielt und neue Anrainer-Staaten mit ins
Boot geholt werden konnten, hat sich die diesjährige
Sicherheitskonferenz mit neuen, erfolgreicheren Kriegsstrategien
auseinander zusetzen, wie die jüngsten Entwicklungen in
Afghanistan, Tschetschenien oder im Irak deutlich machen. Der Krieg
im Irak wird dabei im Mittelpunkt stehen und die zukünftigen
militärischen Interventionen verhandelt werden. Die Europäischen
Staaten werden ausloten, wie weit sie sich mit ihrer
EU-Eingreiftruppe aus dem Fenster lehnen können und unabhängig
von den USA losdonnern können. Letztendlich geht es um die
Absicherung des globalen Kapitalismus und der dafür
erforderlichen Eroberung und Verteidigung weltweiter Ressourcen und
Märkte, sowie geo-strategischer Interessen und Einflusssphären.
2003 wurden aus diesen Gründen 43 Kriege durchgeführt.
Neben klassischen herkömmlichen Auseinandersetzungen
wie im Irak wurden dabei westlich geführte Söldnerfirmen
(Kolumbien, Nigeria) eingesetzt oder lokale Warlords (Afghanistan)
unterstützt. All diese Kriege sind mitunter das Ergebnis der
Herren, die sich Anfang Februar in München treffen, um hinter
verschlossenen Türen die Welt unter sich aufzuteilen.
Doch
wie auch schon in den vergangenen Jahren regt sich auch dieses Jahr
massiver Widerstand, wenn sich einige wenige zusammentun, um
Entscheidungen über die Köpfe der großen Mehrheit zu
fällen. Die zunehmende Militarisierung Deutschlands und Europas
und die steigende Profitmaximierung multinationaler Konzerne auf
Kosten der Bevölkerung führen in allen Ländern zu
wachsender Unzufriedenheit und zunehmenden Protesten. Die
Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben
durch Einsparungen im Bildungssystem, der Gesundheitsversorgung und
der sozialen Sicherheiten bedient lediglich das Interesse derjenigen,
die sich an der relativen Armut anderer bereichern wollen. Sie und
ihre VertreterInnen sind in Davos und München anzutreffen, deren
ungestörten Übereinkünfte es zu verhindern gilt, da
sie sicherlich nicht das Interesse einer gerechten Gesellschaft ohne
Ausbeutung, Unterdrückung und Sklaverei im Sinne haben.
Smash
WEF heißt Kapitalismus zerschlagen!
Trotz
Verboten und Kriminalisierungen hat der Widerstand gegen das WEF in
den letzten Jahren beständig zugenommen. Die Erfahrungen der
letzten Jahre haben dazu geführt, die Aktionen gegen das WEF
auszuweiten und zu dezentralisieren. Bereits im Vorfeld gibt es
verschiedene Aktionstage, zu denen Kundgebungen und Demonstrationen
in zahlreichen Schweizer Städten angemeldet sind. Den Auftakt
bildet am 10. Januar eine Demonstration in Winterthur gegen das WEF
und Kapitalismus zu dem Alternativ Revolutionäre Kräfte
aufrufen. Am 17. Januar wird es in verschiedenen Orten der Schweiz
dezentrale Demonstrationen geben. Zur Eröffnung des WEF am 21.
Januar versucht ein Blockadenetz Mafalda, bestehend aus
diversen Gruppen und Einzelpersonen, die Zufahrtswege der
TagungsteilnehmerInnen zwischen Züricher Flughafen und Davos zu
blockieren, um die Ankunft in Davos möglichst lange
hinauszuzögern. Gefragt sind dabei Kreativität und eigene
Ideen, um eine größtmögliche Vielfalt an
Aktionsformen zu gewährleisten. Die Vorschläge für
erfolgreiche Blockaden reichen dabei von Aktionen des zivilen
Ungehorsams (grüne Ampeln überkleben; virtuelle und
körperliche Sit-Ins; Straßen blockieren, unterhöhlen,
zuschütten, etc.) bis hin zu militanten Aktionsformen. Für
den 24. Januar ruft das Revolutionäre Bündnis gegen das WEF
zu einer gemeinsamen linksradikalen Demonstration nach Davos auf.
Andere Gruppen, die dem riesigen Polizeiaufgebot und den
Sicherheitsvorkehrungen aus dem Weg gehen wollen, mobilisieren für
den gleichen Tag in den im Graubündner Kanton gelegenen Ort
Chur.
Krieg
ist angreifbar!
Bereits
vom 9.-11. Januar findet im Münchner DGB-Haus der fortsetzung
folgt! Antikriegs-Kongress statt. Als bundesweites Forum für
Diskussionen und Informationen will der Kongress die im letzten Jahr
begonnene Debatte über Krieg in all seinen Facetten und
Auswirkungen fortführen. Die Auftaktveranstaltung am Freitag
Abend zum Thema Krieg nach außen - Krieg nach innen
analysiert die Veränderungen innerhalb der westlichen
Industrienationen von Wohlfahrtsstaaten hin zu autoritären
Kontrollsystemen und den aktuellen imperialistischen Kriegen als zwei
Seiten einer Medaille. Die Veranstaltung möchte aus der
Rückschau über das vergangene Jahr eine Perspektive und
einen Ausblick für die internationale Bewegung gegen Krieg und
kapitalistische Globalisierung gewinnen. Am Samstag werden Foren und
Workshops zu den Bereichen Militarismus, neoliberale Globalisierung,
Flüchtlingspolitik, Militarisierung und Patriarchat sowie
Kriegsverbrechern, Repression und politischen Gefangenen angeboten.
Ein multimedialer Vortrag am Sonntag Vormittag mit Bildern über
Neo-Orientalismus und mediale Kriegsführung thematisiert die
Rolle von Medien, Militär und Macht. Das Abschlusspodium am
Sonntag Nachmittag bestreiten VertreterInnen aus den Podien und
Workshops.
Für
alle, die erst am Samstag zum Kongress fahren, bzw. zu Hause bleiben
müssen, bietet die organisierte autonomie am Freitag Abend eine
Informations- und Mobilisierungsveranstaltung im Archiv Metroproletan
(19:30 Uhr) zum Widerstand gegen das WEF und gegen die
NATO-Sicherheitskonferenz mit Gästen vom Revolutionären
Aufbau Schweiz aus Zürich.
Für
das Begrüßungszeremoniell der Sicherheitskonferenz
im Bayerischen Hof am 6. Februar hat ein breites Bündnis
Kundgebungen rund um den Tagungsort angemeldet. Die vielfältigsten
Protest- und Aktionsformen sollen hier zum Einsatz kommen, um die
Delegierten bei ihrer Anreise so lange wie möglich am Betreten
des Gebäudes zu behindern. Kreativität und Eigeninitiative
à la Blockadevorschläge aus der Schweiz heruntergebrochen
auf eine Fußgängerzone sind hier gefragt. Einen Tag später
folgt die stimmungsvolle und entschlossene Internationale
Demonstration unter dem Motto fight global war! vom
Marienplatz zum Tagungsort.
Bayerisches
Schneegestöber
Während
sich die eine Seite im Vorbereitungs- und Mobilisierungsstress
befindet, diskutiert, probiert und argumentiert, gibt die andere
Seite wie immer ihr Bestes die Stimmung Anti-Demonstrierende
aufzuheizen. Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer
und die Süddeutsche Zeitung sind wie eh und je vorne dabei, wenn
es darum geht, die Protestierenden bereits im Vorfeld zu
kriminalisieren und die Berufsdemonstranten zu
verunglimpfen. Ganz anders als bisher, würde die Polizei dieses
Mal besonders genau beobachten, was sich an der Demo-Front
zusammenbraue. Denn laut Polizeibericht schwören sich die
europäischen Kriegs- und Globalisierungsgegner im Internet
gezielt auf München ein. Mit einem Demonstrationsverbot wie 2002
sei dieses Jahr allerdings nicht zu rechnen. Zu verdanken ist dieser
Umstand zwei vor kurzem gefällten Freisprüchen, bei welchen
es selbst bayerischen Richtern nicht mehr möglich war, den
polizeilichen Begründungen für die tagelangen
Ingewahrsamnahmen zweier Gegendemonstranten zu folgen. Die
Ingewahrsamnahme von DemonstrantInnen wird durch die Urteile
zukünftig jedenfalls erschwert, was Polizeipräsident
Schmidbauer offiziell bedauert und ihm schon heute ernsthaftes
Kopfzerbrechen bereitet. Aus diesem Grund wird wieder der
altbewährte Dreifach-Sicherheitsgürtel um
Bayern und München und den eigentlichen Tagungsort aufgezogen,
der Berufsdemonstranten von der Reise abhalten soll.
Wie
immer in Bayern also nix neues, Münchner Demonstrationen sind
als wandelnder Kessel bekannt, das Polizeiaufgebot wird wie immer an
Bürgerkriegszustände erinnern, alles in allem, wie immer
eine Reise wert, um für den Ernstfall zu proben - und wer/
welche legt sich nicht gerne mit der Staatsmacht an.
Let´s
start the riot - action days
Tourdaten im Überblick Tourdaten im Überblick
Nürnberg,
Fr. 09.01., 19:30 Uhr, Metroproletan
Fight
global war - Fight global capitalism
Eine
Informations- und Mobilisierungsveranstaltung zum Widerstand gegen
das WEF und gegen die NATO-Sicherheitskonferenz mit Gästen vom
Revolutionären Aufbau Schweiz aus Zürich. mehr:
www.redside.tk
München,
Fr. 09. - So. 11.01., DGB-Haus, Schwanthalerstr. 64
fortsetzung
folgt! Antikriegs-Kongress
Infos
und Anmeldung im Kongressbüro, Tel.: 089/44 22 97 58 (Mo-Fr 13 -
17 Uhr); www.no-nato.de
Schweiz,
Winterthur, Sa. 10.01.
Demo
gegen WEF und Kapitalismus
Veranstalter:
Alternativ Revolutionäre Kräfte
www.anti-wto.ch
oder als link über www.no-nato.de
Schweiz,
Lugano, Winterthur, Fribourg, Bern, Burgdorf, Langenthal, Sa. 17.01.
Dezentrale
Demonstrationen und Kundgebungen gegen das WEF
www.anti-wto.ch
oder als link über www.no-nato.de
Schweiz,
Davos Dorf, Mi. 21.01., zwischen Flughafen Zürich und Davos
WEF
blockieren!
Zufahrtswege
für die WEF-TeilnehmerInnen dicht machen.
Veranstalter:
Blockadenetz Mafalda
www.smashwef.ch
oder als link über www.no-nato.de
Schweiz,
Davos Dorf, Sa. 24.01., 14:00 Uhr, Bahnhof
Smash
WEF heißt Kapitalismus zerschlagen!
Demonstration
gegen das WEF
Veranstalter:
Revolutionäres Bündnis gegen das WEF
www.anti-wto.ch
oder als link über www.no-nato.de
Schweiz,
Chur, Sa. 24.01., 13:00 Uhr
Reclaim
the world - Crack the WEF!
Demonstration
gegen das WEF
Veranstalter:
Oltner Bündnis
www.anti-wto.ch
oder als link über www.no-nato.de
München,
Fr. 06.02., 16:00 Uhr
Proteste
rund um den Tagungsort Hotel Bayerischer Hof. Kundgebungen sind u.a.
angemeldet an folgenden Orten: Stachus, Lenbachplatz, Promenadeplatz,
Pacellistraße, Odeonsplatz, Platz der Opfer des
Nationalsozialismus, Maxburgstraße,
Prannerstraße/Maximiliansplatz, Marienplatz
München,
Sa. 07.02., 12:00 Uhr, Marienplatz
Internationale
Demonstration zum Tagungsort.
Wichtige
Infos zu München:
www.con_action@no-nato.de
oder www.no-nato.de
Infotelefon:
0174/888 96 51
Ermittlungsausschuss:
089/448 96 38
Pennplatzbörse:
pennplatz@no-nato.de
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