Protest
gegen Sozialabbau
Am 1.
November mobilisierten erstmals linke Organisationen und Parteien,
Arbeitslosen- und Sozialhilfeinitiativen, Attac und
Gewerkschaftslinke zu einer gemeinsamen bundesweiten
Großdemonstration gegen den Sozialkahlschlag der
Bundesregierung nach Berlin. Ihr Zorn richtete sich gegen die
massivsten Angriffe auf die ArbeiterInnenklasse seit Bestehen der
BRD, die derzeit von der Bundesregierung Stück für Stück
umgesetzt werden. Von Hartz über Rürup, von der Renten- bis
hin zur Gesundheits"reform". 100000 Menschen nahmen an der
zentralen Demonstration am Alexanderplatz teil, was aufgrund der
bisherigen praktischen Aktivitäten zum Thema durchaus als
kleiner Erfolg gewertet werden kann, auch wenn sich dadurch die
Regierung auch weiterhin von ihren Plänen des Sozialraubs nicht
abbringen lassen wird. Den zentralen Aufruf zur Demo hatten die
zahlreichen Basisinitiativen sehr reformistisch gehalten, wollte man
doch auch die großen Gewerkschaften mit ins Boot holen. Doch
von diesen wird wohl auch in Zukunft keine an die Wurzel gehende
Kritik zu erwarten sein. Lediglich regionale Abordnungen
mobilisierten nach Berlin, auf Bundesebene wollte man der Regierung
dann doch nicht zu Nahe rücken. DGB-Chef Sommer scheint da
andere Pläne zu haben und traf sich erstmals mit dem bayerischen
Ministerpräsidenten, in der wahnwitzigen Vorstellung, mit ihm
zusammen Stimmung gegen die Regierung zu erzeugen. Wenn das nun der
Weg der Gewerkschaften ist, gegen den aktuellen Sozialraub zu Felde
zu ziehen, dann gute Nacht. Tag für Tag überschlagen sich
die Medien mit neuen Horrorszenarien und als nächstes steht die
Streichung des Flächentarifvertrags bereits auf dem Programm, wo
er durch Sonderbestimmungen (wie in Ostdeutschland) nicht eh schon
abgeschafft worden ist.
Mit der
Demonstration am 1. November meldete sich nun erstmals wieder eine
Strömung zu Wort, die wenigstens noch nicht vergessen hat, wo
der Reichtum zu verorten ist. Denn die deutsche Wirtschaft wurde u.a.
erst kürzlich zum "Exportweltmeister" mit riesigen
Gewinneinnahmen gekürt, während sie kaum mehr Abgaben und
Steuern für das Allgemeinwohl leistet. Dort wird nun angesetzt
und der Staat soll den Kapitalunternehmen wieder mehr auf die Finger
klopfen. Keine schlechte Idee denkt sich da so mancher Arbeiter und
so manche Arbeiterin, vielleicht ist ja damit mehr zu holen, als mit
der Linie der Gewerkschaftsführung. Vielleicht, aber leider
vergessen sie dabei, dass damit das Grundproblem zwischen Kapital und
Arbeit auch nicht aufgehoben wird, aber wie sollten sie es auch
wissen, wenn der Kapitalismus bereits im Kindergarten als
alternativloses Modell gepredigt wird. Wie schwer es ist, am
Bewußtsein der Menschen in einer durchkapitalisierten Welt zu
kratzen, merkten die linken Parteien, Organisationen und
Basisbewegungen bereits am 20. Oktober. An diesem Tag sollte ein
bundesweiter regionaler Aktionstag in der ganzen BRD stattfinden,
doch nur wenige Menschen kamen zu den lokalen Kundgebungsorten. Auch
in Nürnberg versammelte sich ein Grüppchen vor der
Lorenzkirche. Doch wenn man wenige ist, sollte man zumindest
spektakulär sein und Ideen haben. Das dachte sich zumindest die
Nürnberger Ortsgruppe von Attac und verhüllte zum
Aktionstag das S der SPD am Dach des Parteigebäudes
in der Südstadt. Das war es aber dann auch schon, denn auch von
der radikalen Linken ist und war bisher wenig zu hören und zu
sehen, wenn es um die Umsetzung einer klassenkämpferischen
Praxis zu aktuellen Themen geht. Ja, auf der Demo in Berlin gab es
sie doch, die kleinen aber feinen radikalen Blöcke, das ist
schon richtig, eine wahrnehmbare Antwort auf die herrschenden
Verhältnisse ist das aber wohl doch nicht, da sind wir uns alle
einig. Also ihr lieben Leute da draußen, Sozialismus oder
Barbarei, schrieb meine alte Freundin Rosa schon auf geduldiges
Papier. Wollen wir uns wirklich mit letzterem abfinden, ich hoffe
doch nicht. Na dann, auf zu größeren Taten ....