anonym
[31.07.2000]
Naziaktivitäten auf dem jüdischen Friedhof in Guben
- Am 9.2.98 werden 9 Grabsteine umgestürzt und ein erst 4 Wochen
zuvor aufgestellter Gedenkstein für die Opfer des Holocaust aus der
Verankerung gerissen und beschädigt. Die Täter sind unbekannt.
Brandenburgs Kulturminister Reiche (SPD) äußert sich tief bestürzt
und verlangt, nicht weiter zu dulden, daß Rechtssradikale Brandenburg
und seinen Bewohnern schaden.
- Im Januar 99 zerstören Neonazis den Gedenkstein für die
vertriebenen und ermordeten Juden aus Guben.
- In der Nacht zum 17.3.2000 werden an die Friedhofsmauer die Sprüche
"Jude verrecke" und "Juden raus" gesprüht und das Eingangsportal der
Friedofskapelle und mehrere Grabsteine mit SS-Runen und Hakenkreuzen
beschmiert.
Auch im benachbarten Wohngebiet waren antisemitische Schmierereien
entdeckt worden. Ministerpräsident Stolpe und Innenminister Schönbohm
verurteilen die Tat aufs schärfste und bezeichnen sie als Provokation
für alle Gubener Bürger, die mit dieser Untat nichts zu tun haben.
Einen Tag später werden die Schmierereien von 28 Mitgliedern der
evangelischen Gemeinde beseitigt.
Am Montag den 19. März werden 8 Tatverdächtige zwischen 16 und 22
Jahren gefasst, von denen mehrere bereits mehrmals wegen ähnlicher
rechtssradikaler Delikte aufgefallen waren.
Laut Polizeipräsident gab es dieses Mal ausnahmsweise mehrere Hinweise
aus der Bevölkerung, nachdem Innenminister Schönbohm 5000 Mark
Belohnung ausgelobt hatte. Kurz vor ihrer Festnahme hatten die 4
Hauptverdächtigen zusammen mit acht weiteren Jugendlichen einen
16-jährigen wegen seiner dunklen Hautfarbe bedroht.
Der Eilstaatsanwalt stellt keine Haftgründe fest - sie werden noch am
selben Abend wieder freigelassen. Anfang April werden 3 der
Tatverdächtigen dann doch in U-Haft genommen, nachdem sie versucht
hatten, Zeugen unter Druck zu setzen.
Es gäbe in Guben einige rechtssradikal orientierte Jugendliche,
sagte der Leiter des Staatsschutzkommissariats, Peter Augustin, aber
wir haben keine Hinweise auf eine organisierte Szene.
Im Juni wird der Prozeß gegen die 4 Hauptverdächtigen eröffnet,
jedoch nach Verlesung der Anklage aus verfahrenstechnischen
Gründen wieder ausgesetzt.
Einer der Rechtsanwälte der Angeklagten, Wolfram Nahradt, war bis
Mitte der 90er Bundesvorsitzender der rechtsradikalen Wiking-Jugend.
Er vertritt auch einen der Angeklagten im Prozeß gegen die Mörder
von Omar ben Noui. Das Verfahren soll am 23.8. fortgesetzt werden.
- Am 9.6.2000 werden am hellichten Tag ein Grabstein und zwei
Grabsteinsockel umgestossen. Die Polizei kann einen antisemitischen
Hintergrund für die Tat nicht ausschließen, es könnte sich aber auch
um die Tat von Trittbrettfahrern handeln.
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