|
|
Tendenzen kapitalistischer Entwicklung
In dieser AG soll versucht werden, die gegebenen ökonomischen
Rahmenbedingungen zu bestimmen, innerhalb derer die Forderungen
nach Existenzgeld, Arbeitszeitverkürzung und antikapitalistischem
Widerstand artikuliert werden.
Auch soll versucht werden zu beschreiben, wie die Veränderungen
im Kapitalismus die einzelnen Individuen und die Gesellschaft strukturieren.
Die Diskussion soll Mittel sein, Möglichkeiten antikapitalistischen
Widerstands zu diskutieren und anschließend - selbstverständlich
erfolgreich!- zu organisieren.
Zeitlicher Ablauf:
Der Samstag soll dazu dienen, die Diskussion über die ökonomischen
Rahmenbedingungen zu führen und die stattfindenden Veränderungen
in der Gesellschaft zu beschreiben. Es besteht die Hoffnung, dass
die ökonomischen Rahmenbedingungen relativ schnell abgehandelt
werden können und der Schwerpunkt der Diskussion auf die Entwicklung
der Gesellschaft gelegt werden kann.
Am Sonntag sollen verschiedene Möglichkeiten antikapitalistischen
Widerstands und deren praktische Umsetzung angedacht werden und
zu den anderen AG`s in Bezug gesetzt werden.
Zum Inhalt:
Die ökonomischen Rahmenbedingungen manifestieren sich in Form
einer historischen Überakkumulationskrise des Kapitals. Diese
Überakkumulationskrise äußert sich in einer gleichzeitigen
Verwertungs- und Realisierungskrise.Weiterhin scheint der tendenzielle
Fall der Profitrate nur noch über eine immer drastischere Senkung
des Reproduktionsniveaus der Lohnabhängigen aufzuhalten zu
sein. Dazu kommt ein historischer Bruch in der Produktivkraftentwicklung,
der es ermöglicht, die Produktion bei absolut abnehmender Zahl
von ProduzentInnen auszuweiten.
Die Entwicklung der Gesellschaft wird damit von einem nie gekanntem
Maß innerkapitalistischer Konkurrenz und einer historisch
ebenfalls neuen Dimenion der industriellen Reservearmee bestimmt.
Für die Individuen, die über keine Kapitaleinkünfte
( nochmal: Auch wenn das Ende der Lohnarbeitsgesellschaft und damit
das Ende der Verteilung von Einkommen und Beschäftigung über
Arbeitsverhältnisse weiterhin gebetsmühlenartig wiederholt
wird, bleibt dieses Szenario bürgerliche Ideologie. Im Kapitalismus
wird der gesellschaftliche Reichtum vermittels Grundrente, Kapitalzins
und Lohn verteilt und die notwendige Arbeit wird zwischen KapitalbesitzerIn
und TellerwäscherIn eben nicht über Lohnarbeitsverhältnisse
aufgeteilt.) verfügen, bedeutet dies, dass für sie eine
Teilnahme am gesellschaftlichen Reichtum nur möglich wird,
wenn sie Formen bürgerlichen Bewußtseins (Konkurrenzdenken,
Arbeitsethos) möglichst in Reinform reproduzieren. Hier stellt
sich die Frage, ob denn diejenigen, die ihre ganze Arbeitskraft
zur Sicherung ihrer materiellen Existenz benötigen, in eine
kritische Reflexion des Kapitalismus verfallen können und wer
denn TrägerIn eines solidarischen Projektes der Veränderung
sein soll?
Die eigentliche Produktionssphäre mit ihrer Zweckrationalität
und Autorität ist immer weniger bedeutsam für die Konstituierung
des gesellschaftlichen Bewußtseins. Vielmehr erlangt die Realisierung
des Mehrwerts und damit ein irrationales Moment von Vergesellschaftung
immer größere Bedeutung. Wie ist in diesem Zusammenhang
die Entwicklung der bürgerlichen Demokratie zu bewerten?
Die kapitalistische Gesellschaft scheint nicht mehr in der Lage
zu sein, den produzierten Reichtum funktional sinnvoll zu verteilen.
Damit sind grundsätzlich zwei Entwicklungsmöglichkeiten
gegeben: neuartige Produktionsverhältnisse, die dem erreichten
Stand der Produktivkraftentwicklung entsprechen oder eine immer
gewaltsamere Konservierung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse.
Da bei den momentanen gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen
der Sozialismus eher unwahrscheinlich ist, ist die Möglichkeit
eines statischen Gesellschaftsmodells mit einfacher Reproduktion
des gesellschaftlichen Reichtums wahrscheinlich. In einer statischen
Gesellschaft wird die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen
Reichtums wohl nicht, wie in der bürgerlichen Gesellschaft,
überwiegend durch verinnerlichte Zwänge sichergestellt
werden können. Denkbar ist, dass von den zwei Momenten von
Gesellschaft, Herrschaft und Ökonomie, das Moment der Herrschaft
wieder größere Bedeutung gegenüber dem Moment der
Ökonomie erlangt und bürgerliche Formen vermittelter Herrschaftsstrukturen
durch Gesellschaftsformen abgelöst werden, die zunehmend durch
unvermittelte Gewaltverhältnisse strukturiert werden.
Weitere Texte zur AG:
Tendenzen kapitalistischer Entwicklung
von G.
|
|
|