Zum Zeitpunkt der Testung waren 48 der insgesamt 56 Probandinnen und Probanden zwischen 20 und 35 Jahre alt, zwei jünger und sechs Personen älter.
Allergische Erkrankungen (Heuschnupfen, Asthma bronchiale, endogenes Ekzem, Kontaktallergien oder andere, vgl. Anhang 6.1) bei Verwandten ersten Grades gaben ein Drittel der männlichen (14/42) und 71% (10/14) der weiblichen Testpersonen an. An sich selbst wollten 18 Männer (43%) und acht Frauen (57%) derartige Erkrankungen beobachtet haben, von denen wiederum 14 bzw. eine durch Allergietests bestätigt worden seien. Kontaktallergien befanden sich darunter in nur drei (zwei davon testpositiv) bzw. sechs (einer testpositiv) Fällen. Sechs männliche Teilnehmer und eine Frau berichteten über aktuell bestehende Hauterkrankungen: seborrhoisches Ekzem, endogenes Ekzem, Psoriasis vulgaris, Liehen ruber planus, zweimal »Sonnenallergie« sowie Pityriasis versicolor.
Mehr als ein Drittel der Betroffenen (21/56) will bis zu fünf Reizstoffeinsätze über sich ergehen lassen haben, vier Personen zählten über 50, die übrigen 31 gaben Werte dazwischen an. In 27 Fällen sei mit Wasserwerfern vorgegangen worden, in dreien mit Reizstoffsprühgeräten und 26mal mit beiden Einsatzmitteln; hinzu kamen häufig Schwelkörper. 38 Beteiligte meinen, sowohl CN als auch CS ausgesetzt gewesen zu sein.
Neben direktem Hautkontakt mit den Reizstoffen sei bei fast allen Befragten (52/56) mindestens einmal die Kleidung durchnässt worden. Erstmassnahmen wie Waschen und Wechseln der Kleidung seien nicht regelmässig erfolgt, die feuchte Kleidung teilweise am Körper getrocknet.
Die Auswertung der Fragebögen ergab eine breite Palette anamnestischer Angaben über akute und längeranhaltende Beschwerden nach Reizstoffexposition.
Über Augensymptome wie Brennen, Tränenfluss, Bindehautrötung, Sehbehinderung und Lidkrämpfe beklagten sich alle Testpersonen. In einem Fall soll eine Bindehautentzündung ärztlich behandelt worden sein, in einem anderen Fall über ein dreiviertel Jahr angehalten haben. Desweiteren wurde die Entstehung eines Gerstenkorns auf die Reizstoffexposition zurückgeführt.
19 Probandinnen und Probanden erwähnten Atembehinderung, sechs Brennen und Stechen in den Atemwegen; Husten war achtmal genannt. Neben nicht weiter spezifizierten Brustbeschwerden und Nasenfluss standen einzelne gravierendere Beobachtungen: erst nach Stunden eintretende oder (bis zu sechs Wochen lang) wiederholte Atembeschwerden, zwei bis drei Wochen andauerndes Husten und bronchitische Symptome, verstärkte Asthmaanfälle in der Folgezeit sowie ein beginnendes Lungenödem in ärztlicher Behandlung mit nachheriger erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Zigarettenrauch und anderen schleimhautreizenden flüchtigen Substanzen.
Insgesamt hatten 59% (24 Männer und 9 Frauen) aller Betroffenen Hautsymptome bei sich registriert. Aufgeführt wurden insbesondere:
Siebenmal ausschliesslich Hautsensationen (Brennen oder Juckreiz), viermal Rötung, zehnmal Rötung und Brennen und in drei Fällen Juckreiz, Rötung und Schwellung der exponierten Hautpartien. Je einmal angegeben wurden: Knoten, Rötung und »Pickel«, Verbrennungen, »Sonnenbrand« am zweiten Tag, zwei bis drei Tage anhaltende Hautreizung, ein wochenlang juckender Ausschlag mit Hautquaddeln sowie im schlimmsten Fall Brennen, Rötung und Schwellung verbunden mit Blasenbildung und Hauteinblutungen. Fast alle der mutmasslich lediglich mit CN in Kontakt gekommenen Personen (14/16) gaben Hautreaktionen an.
Darüberhinaus wurden aufgezählt: Übelkeit, Brechreiz, Magenstechen und -schmerzen, Durchfall, allgemeine und Kreislaufschwäche, Herz- bzw. Brustklopfen, Panik und Depressionen, Zahnfleisch- und Nasenbluten, verzögerte Blutgerinnung sowie Zahnfleischentzündung.
Neun Probandinnen und Probanden bejahten die Frage nach ärztlichen Behandlungsmassnahmen; zwei wollen lokale Corticoide bekommen haben, eine weitere ein Antihistaminicum. Ausserdem sollen Corticoidspray, Augentropfen, Kreislaufmedikamente und Antidepressiva genommen worden sein.
45 Epicutantests (80%) blieben durchgängig negativ, auf Chloracetamid reagierte niemand. Die elf positiven Fälle (knapp 20%) verteilen sich wie folgt:
21% ( = 3/14, Tabelle 2) der Teilnehmerinnen und 12% (= 5/42, Tabelle 3) der Teilnehmer zeigten fragliche oder schwach positive Reaktionen: je zwei Frauen und Männer auf CN, eine Probandin und drei Probanden auf CN und CS.
Drei männliche Testpersonen (= 7% der Männer) reagierten deutlich bis stark positiv auf CN, eine zusätzlich schwach auf CS (s. Tabelle 4 und Abbildungen 2 -41).
Im einzelnen waren das:
l Abbildung 4 siehe Anhang 6.3
Tabelle 21: Probandinnen mit fraglich bis schwach positiven Testreaktionen
Lfd. Nr. | 01 | 08 | 19 |
---|---|---|---|
Alter (J.) | 28 | 25 | 25 |
Beruf | Stud. | Stud. | Stud. |
Familienanamnese | + | - | - |
Eigenanamnese | - | K+ | - |
anamn. Test | / | / | / |
Hautkrankheit | Pityriasis | / | / |
Expositionen | 4 | l | 3 |
Einsatzmittel | alle | RSG | WW/G |
Reizstoff | CN | CN | CN/CS |
feuchte Kleidung | + | + | + |
Erstmassnahmen | + | + | + |
Hautsymptome | + | / | + |
ärztl. Behandig. | / | / | + |
Epicutantest (CN/CN-ega/CS-longtil): | |||
48Std. | 0/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 |
72 Std. | (+)/+/0 | +/0/+ | (+)/0/0 |
96Std. | nicht | ^/(+)/+2 | 0/0/0 |
120 Std. | 0/(+)/0 | nicht | nicht |
(Erläuterungen: K = Kontaktallergie; RSG = Reizstoffsprühgerät; WW = Wasserwerfer; G = »Gas«; nicht = nicht abgelesen)
1 Einzelheiten siehe Anhang 6.2.1
2 Bei dieser Probandin fand sich eine insgesamt unruhige Umgebung des Testareals.
Tabelle 3 : Probanden mit fraglich bis schwach positiven Testreaktionen
Lfd.Nr. | 10 | 13 | 20 | 53 | 56 |
---|---|---|---|---|---|
Alter (J.) | 25 | 32 | 26 | 19 | 35 |
Beruf | Stud. | Kr.pfleger | Stud. | Schüler | Verl.kfm. |
Fanlilienanamnese | + | - | + | + | - |
Eigenanamnese | H+ | - | H+ | K+ | H+ |
anamn. Test | / | / | + | + | + |
Hautkrankheit | / | / | / | / | / |
Expositionen | 6 | 4 | 1 | 10 | ca.6 |
Einsatzmittel | alle | alle | RSG | WW/G | WW/G |
Reizstoff | CN/CS | CN | CN | CN/CS | CN/CS |
feuchte Kleidung Erstmassnahmen | + | + + | + | + + | + / |
Hautsymptome | - | + | + | + | - |
ärztl. Behandig. | + | - | - | - | - |
Epicutantest (CN/CN-ega/CS-longtil): | |||||
48Std. | 0/0/0 | 0/0/0 | 0/+/0 | (+)/0/(+)2 | (+)/(+)/o |
72Std. | o/(+)/(+) | +/+/(+) | 0/+/0 | 0/0/0 | 0/0/0 |
96Std | 0/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | nicht | nicht |
(Erläuterungen: H = Heuschnupfen; K = Kontaktallergie; RSG = Reizstoff sprühgerät; WW = Wasserwerfer; G = »Gas«; nicht nicht abgelesen)
1 Einzelheiten siehe Anhang 6.2.2
2 Bei diesem Probanden rief auch die leere Aluminiumkammer eine fraglich positive Reaktiol hervor.
Tabelle 41: Probanden mit deutlich bis stark positiven Testreaktionen
Lfd. Nr. | 03 | 11 | 18 |
---|---|---|---|
Alter (J.) Beruf | 31 Zahnarzt | 37 Lehrer | 35 Lehrer |
Familienanamnese | + | + | - |
Eigenanamnese anamn. Test | / | / | K+ + |
Hautkrankheit | Liehen ruber | Psoriasis | / |
Expositionen Einsatzmittel | 3 WW | ca.10 WW/RSG | 2 WW/RSG |
Reizstoff | CN | CN/CS | CN |
feuchte Kleidung Erstmassnahme | + / | + + | + / |
Hautsymptome ärztl. Behandig. | + + / | + / | + + + |
Epicutantest(CN/CN-ega/CS-longtil): | |||
48Std. | + +/+ +/0 | +-++/+/0 | +.+ +/+-+ +/o |
72Std. 96 Std. | + + +/+ + +/0 nicht | h +-+ + +/+-+ +/(+) +++/++/+3 | + +/++/0 + ++/+ ++/0 |
120 Std. | + + +/+ + +/0 | nicht | nicht |
(Erläuterungen: K = Kontaktallergie; RSG = Reizstoffsprühgerät; WW = Wasserwerfer; nicht = nicht abgelesen)
1 Einzelheiten siehe Anhang 6.2.3
2 Dieser Proband hat bei der Bundeswehr an ABC-Schutzmaskentests teilgenommen.
3 Der Proband verspürte während der Testung Juckreiz im Testareal.
+ + + - Reaktion auf 0,l%iges CN bei Proband Nr. 3 (72 Std.)
+ + + - Reaktion auf 0,1%iges CN bei Proband Nr. 18 (96 Std.)