Neben den Beschäftigten der Herstellerbetriebe sowie Soldaten und Polizisten stellen Demonstrationsteilnehmerinnen und -teilnehmer eine gegenüber den Reizstoffen omega-Chloracetophenon (CN) und ortho-Chlorbenzyliden-malodi-nitril (CS) besonders exponierte Gruppe dar. Beide Substanzen besitzen ein hohes Kontaktsensibilisierungspotential.
Von 56 Personen beiderlei Geschlechts, die im Verlaufe polizeilicher Wasserwerfer- oder Reizstoffsprühgerät-Einsätze in Hautkontakt mit diesen Substanzen gekommen sein wollen, wurden mittels eines Fragebogens Allergieanamnese, Art und Umstände der Reizstoffexposition sowie die darauffolgenden Symptome und etwaige ärztliche Behandlungsmassnahmen erhoben. Weiterhin wurde eine Epi-cutantestung durchgeführt, um eventuelle Kontaktallergien gegen CN oder CS und eine mögliche Kreuzallergenität des Konservierungsstoffes Chloracetamid bei den Befragten festzustellen.
Die Auswertung der Antworten ergab eine Vielzahl verschiedener, mehr oder weniger ausgeprägter und andauernder toxischer Symptome insbesondere an Augen, Atemtrakt und Haut der Betroffenen. Im Epicutantest reagierten drei weibliche und fünf männliche Teilnehmende fraglich bis schwach und drei Probanden eindeutig bis stark positiv auf CN- bzw. CS-Provokation.
Angesichts der starken Toxizität dieser Reizstoffe kann nur in den drei letztgenannten Fällen mit einiger Sicherheit von Kontaktallergien gegen CN ausgegangen werden, während eine CS-Allergie unsicher ist. Zumindest zwei dieser drei Sensibilisierungen dürften auf polizeiliche Reizstoffeinsätze zurückzuführen sein, obwohl es einige - im Alltag allerdings seltene - Chemikalien gibt, deren Kreuz-reagibilität beschrieben wurde.
Chloracetamid ist nach dieser Untersuchung kein Kreuzallergen zu CN oder CS.