Seit der landesweiten Demonstration gegen den Ausverkauf des Gases am 19. September mit 100.000 TeilnehmerInnen und nach mindestens fünf Toten bei Angriffen der gemeinsamen Einheiten von Militär und Polizei auf Strassenblockaden im Altiplano (Hochland) droht der sog. "Guerra del Gas" rasch zu eskalieren.
Ganze Städte und mehrere Provinzen von La Paz sind durch Strassenblockaden abgeschnitten und haben erste Versorgungsprobleme. Felipe Quispe, Anführer der Landarbeitergewerkschaft CSUTCB, erklärte am Donnerstag laut junge Welt, daß die im Norden Boliviens lebenden Aymara im Konflikt mit der Regierung zu den Waffen gegriffen haben. Für den heutigen Montag wurde von den Gewerkschaften zu einem unbefristeten Generalstreik und Strassenblockaden aufgerufen, des weiteren ist am Dienstag ein Solidaritätsmarsch von Cochabamba zum Ort Warisata geplant, wo es zu den Toten gekommen war.
Mittlerweile wurde die Armee und Luftwaffe in Alarmbereitschaft versetzt. Allerdings gibt gibt es auch Hinweise, dass Teile des Militärs sich in diesem Konflikt gegen die Regierung wenden.
aktuelle Berichte:
Bolivien-Feature vom Februar 2003
Indymedia Bolivien | People's Global Action | Poonal | Übersetzungskoordination
Demo in Cochabamba am 19.9.03 mit 50.000 TeilnehmerInnen
Breite Teile der Gesellschaft (Indigena-Organisationen, Universitäten, Gewerkschaften, die Plattform "Koordination des Gases", Kokaler@s, die Landlosenbewegung, Beschäftigte im Transportwesen, MinenarbeiterInnen, LehrerInnen, RentnerInnen und weitere Sektoren) haben sich dem Protest angeschlossen. Sie solidarisieren sich mit den am Rande des Existenzminimums lebenden HochlandbewohnerInnen und den schlecht bewaffneten aufständischen Bäuerinnen und Bauern. Vom Präsidenten Gonzales Sanchez del Lozada wird verlangt, den Ausverkauf des Landes zu stoppen und zurückzutreten.
Bereits im Februar dieses Jahres war es infolge von Steuererhöhungen, Rentenkürzungen und weiteren neoliberalen Massnahmen auf Anordnung des IWF zu einem Aufstand der bolivianischen Bäuerinnen und Bauern gekommen, bei dem mindestens 21 Menschen ums Leben kamen.
Bolivien ist nicht das einzige Land Lateinamerikas, in dem es in den letzten Monaten zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen sozialen Bewegungen und der Regierung kam: Kürzungen im Bildungssystem (Peru, Ecuador, Kolumbien, Uruguay, Chile, Mexiko), Privatisierung von Staatsbetrieben (Kolumbien), Unterdückung der indigenen Bevölkerung http://de.indymedia.org/2003/05/51173.shtml (Argentinien, Chile, Kolumbien) und Angriffe auf soziale Projekte und selbstverwaltete Fabriken http://de.indymedia.org/2003/03/44613.shtml (Argentinien) führten immer wieder zu landesweiten Protesten, Studentenunruhen und Streiks auf die wiederum mit Repression bis hin zur Verhängung des Ausnahmezustands http://de.indymedia.org/2003/05/52369.shtml (Peru) reagiert wurde.
Fotos der Strassenblockade und anschließenden Militäroperation in Warisata am 20.9.03
Fotos der Demo in Cochabamba am 19.9.2003
Evo Morales auf Demo in Cochabamba am 19.9.2003
Berichte bei Indymedia
Berichte aus anderen Medien
guerra del gas | bolivia | www.agp.org (archives) | www.all4all.org