Entengeschichten
Interview vom ID-Archiv mit der radikal (Teil VI)
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Teil I ![]()
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Teil VI ![]()
Teil VII ID-Archiv: Seit Herbst '86 ist die radikal, rein optisch zumindest, von den Auslagen der traditionellen linken Informations und Kommunikationsorten, den Buchläden verschwunden. Diese Tatsache ist ohne Zweifel ein Erfolg staatlicher Repressionsstrategie. Was hat es bei euch für Diskussionen um die oben genannte Nr. 132 gegeben ? Wie wurde mit der Repression gegen die Buchläden und WiederverkäuferInnen umgegangen. In der Nr. 133 (1987) findet zwar eine 30seitige Debatte zur Konzeption der Zeitung statt, bezüglich der Repressionswelle gegen angebliche VerbreiterInnen ist dort jedoch kaum etwas zu finden. Welche Bedeutung hatte für die radikal die Auseinandersetzung in bzw. mit den Buchläden. Das Verhältnis Buchläden- radikal ist seit dieser Zeit ja wohl weitgehend von Ignoranz bzw. Desinteresse geprägt. Von nicht wenigen wurde das Projekt 'illegale' radikal danach als gescheitert betrachtet.
radi: das stimt. die stimmung war ähnlich wie nach dem prozeß 84, sehr distanziert. damals hatte sich das dahin verändert, daß beobachtet wurde, was aus der sache wird. das heißt aber nicht, daß das projekt illegale zeitung' realistisch oder machbar eingeschätzt wurde.
wenn du etwas als "gescheitert" ansiehst, kannst du dir eine weiterentwicklung nicht vorstellen. einmal gab es bei vielen einen vertrauensbruch nach unseren fehlern bei dem vertrieb der 132. dann der konkrete anlaß, daß die radikal scheinbar über die verteilung zerschlagen war. also wie müssen wir drauf sein, wenn wir soviel streß und arbeit in eine illegale zeitung reinstecken, die nicht rumkommt. wenn du dich an der erfahrbaren realität orientierst, scheint es aussichtslos, eine derart breite und gewachsene struktur wie die buchläden zu ersetzen. da spielt auch eine allgemeine resignation mit rein, denn wenn die bullen so reinschlagen wie geschehen, wächst nur selten und spärlich etwas neues. 84 war es auch so. da schien es kaum möglich, daß aus einer illegalen zeitung etwas anderes als ein isoliertes untergrundblatt wird.im prinzip geht es aber um was anderes. der aufwand, die kraft und das risiko die in eine sache reingesteckt werden, wird an dem ergebnis gemessen. und da hatte die radi für mancherlei ansprüche nlicht viel vorzuweisen. sie erschien selten, fast nicht wahrnehmbar, und konnte kaum aktuelle auseinandersetzungen aufgreifen oder zu bestimmten anlässen mobilisieren. außerdem wurde sie noch immer stark mit der legalen zeitung vor dem prozeß verglichen. besonders die metropolenszene, die auf aktuellere und bessere informationsträger zurückgreifen kann, stand relativ passiv daneben, weil die radi dort kaum einen gebrauchswert hatte.
wenn genossInnen der zeitung an sich - dem inhalt - nicht den großen sinn und nutzen abringen können, dann ist das "gescheitert" nach so einem schlag verständlich. allerdings gab es keine genauere diskussion, die speziell die radikal zum gegenstand hatte oder ob eine illegale zeitung als notwendig angesehen wird. insofern haben wir die ablehnende sichtweise sehr oberflächlich und von weit außenstehend reingekriegt, ähnlich wie das stumme kopfnicken zuvor. wir würden sagen, für buchläden war wohl die verteilung der radi gescheitert, aber das kann nicht auf das ganze projekt illegale zeitung ausgedehnt werden. es wird so stillschweigend davon ausgegangen, daß dafür der öffentliche vertrieb zwingend notwendig ist, bloß weil alternative erfahrungen fehlen. die radi war damals die initiative und verantwortung sehr weniger leute. außerhalb der illegalen struktur gab es kaum eine basis in einer szene oder bewegung, die sich z.b. kontinuierlich damit auseinandergesetzt, oder die zeitung zur verbreitung eigener inhalte genutzt hätte. nach der 132 haben wir uns von einigen ansätzen und hoffnungen grundlegend verabschiedet. es fand ein ziemlich plötzlicher und umfassender bruch statt. ab da ging es nicht mehr allein um diese zeitung, sondern um das ob und wie revolutionärer propaganda aus der illegalität in die öffentlichkeit. wir hatten mehrere zeitungsprojekte vor augen, die entweder an der repression gescheitert sind und/oder daran, daß die eigenen strukturell sie nicht getragen haben.
das gehört zusammen. wir standen an einem punkt, den die meisten erst gar nicht erreichen. wir haben das als so einen geschichtlichen teufelskreis gesehen: es entstehen überall und immer wieder autonome zeitungen. je mehr wirkung sie entfalten und in einer basis verwurzelt sind, desto notwendiger werden sie angegriffen. das muß nicht über den 129a laufen, es gibt viele stufen darunter, mit denen die bullen die zeitungsarbeit erschweren können und nerven. ab einer bestimmten stufe kann der konflikt nicht mehr allein von der jeweiligen redaktion getragen werden, und das bewußtsein in die notwendigkeit autonomer kommunikationsstrukturen ist auch heute nicht so vorhanden, wie es notwendig wäre. mit der zeit verzweifelst du daran, also wenn z.b. beim "freiraum" oder "s'blättle" jede ausgabe immer fadenscheiniger kriminalisiert wird, die ganze auflage beschlagnahmt wird, durchsuchungen und verfahren folgen. wenn die bullen hartnäckig bleiben, hälst du sowas nicht lange aus. während eine neue nr. entsteht, kannst du dir schon ausrechnen, daß sie ebenfalls verboten wird.
die arbeit an der zeitung wird dann auch in der legalität zur arbeit an strukturen, die sie tragen und schützen müssen, "s'blättle" blieb z.b. nichts anderes übrig, als auf eine ausländische kontaktadresse auszuweichen.aktuelles beispiel ist "sabot" in hamburg. zum prozeß gegen fritz ist zwar viel und auch öffentlich über sinn und zweck des 129a gesagt worden. aber das konkrete ziel der repression - der angriff auf die zeitung - rückte in den hintergrund. nach dem urteil beschwerten sich dann die genossInnen von der sabot über die fehlende unterstützung in der szene, und seitdem gibt es die zeitung nicht mehr. wir denken es hat damit zu tun, daß die kampagne stark an der person von fritz orientiert war, den viele kennen, und so die hintergründe seiner einknastung eben auch in den hintergrund traten. das wird auch daran deutlich, daß er jetzt in isolation sitzt und von der ehemaligen stärke draußen kaum was übrig ist, obwohl sie gerade heute wichtig wäre.
wenn sich genossInnen jahrelang nicht in die illegalität drängen lassen, dann führen sie einen kampf, der notwendig ist und nie grundsätzlich aufgegeben werden darf. mit der radi haben wir den anderen weg eingeschlagen. nach der 132 ging es einfach nur darum, ob dieser andere Ansatz eine perspektive hat und verwirklicht werden kann, oder eben jetzt gescheitert ist. also nicht allein für die radi, sondern stellvertretend für einen gangbaren weg nach der kriminalisierung autonomer zeitungen. wir haben angefangen, langfristig zu überlegen und sind dabei auf notwendige bedingungen gestoßen, deren verwirklichung zuvor mehr oder weniger dem zufall überlassen wurde. als erstes: die illegale zeitung kann sich nicht mehr auf einen öffentlichen verteiler stützen. sie muß mit autonomen strukturen vertrieben werden. wenn solche strukturen aufgebaut werden können, dann entspricht diese organisierung dem wesentlichen ziel und selbstverständnis, die eigenen inhalte auch in die eigene hand zu nehmen.
du verläßt dich nicht auf funktionen, die z.t. gewinnorientiert arbeiten oder wegen ihrer angreifbarkeit bestimmte grenzen nicht überschreiten können. als zweites: die radi ist nicht irgendeine zeitung, weil das projekt im verhältnis zu repression und widerstand mehrere entwicklungsstufen hinter sich hat. der umgang mit ihr bedeutet viel zwangsläufiger knast, und staatlichen angriff, als bei vielen anderen zeitungen. die ebene der konfrontation kann zur stärke des widerstandes werden, wenn daran bewußtsein entsteht und sich organisiert. das heißt, die verteilung der zeitung setzt kenntnis der situation und bewußtsein der gefährdung voraus und muß entsprechend organisiert werden. welche deswegen zeit, arbeit und risiko inkauf nehmen, müssen sich vielmehr mit genau diesem projekt identifizieren, als viele buchhandlungen. gibt es überregional genug genossInnen, die verantwortung übernehmen und die sache so auch zu der ihren machen, dann schwebt die radi nicht im luftleeren räum, weil eine basis von unten existiert. dann lohnt es weiterzumachen, und die arbeit mit mehreren neu zu bestimmen.
die entwicklung bis heute und wahrscheinlich noch viel länger ist der versuch, eigenständige und eigenverantwortliche strukturen mit der radi umzusetzen. einige von uns haben mal von einer struktur der zellen und netze gesprochen. dabei geht es nicht um illegal oder legal, sondern um die vielfalt der regionalen und individuellen möglichkeiten, die in ihrer Gesamtheit eine solche trennung aufheben. wenn du dir dies bild vorstellst, dann sind zellen die knotenpunkte in dem netz, das sich mit faden verzweigt und wuchert, so daß woanders neue knotenpunkte entstehen. es kann ein spinnennetz sein, das eine spinne um ihren brennpunkt webt oder ein fischerInnennetz, wo erst die vielzahl der quadrate den fang ermöglicht. es ist wohl klar, welche struktur eher autonomem selbstverständnis entspricht und unkontrollierbarer ist. klar ist auch, daß eine zentrale struktur schneller aufzubauen ist, als eine eigenverantwortliche. letztere steht dafür auf festeren beinen. wir haben leider nicht viel Übung mit so beschreibungen aus der welt des fischfangs oder der tiere. viele leute denken ja, daß zu einer zeitung eine redaktion gehört, der dann eine produktions- und vertriebsabteilung beigeordnet sind. daß eine arbeitsteilung auch ohne bürokratische regeln oder mit maßstäben wie fähigkeit' laufen kann, läßt sich wohl schwer vorstellen. wir denken, daß es gehen muß, und daß speziell eine illegale zeitung nur von vielen und autonom organisiert werden kann. wir sehen es nicht als grundsätzlichen erfolg der repression, daß die radi kaum noch auf den tischen der buchläden ausliegt. es ist eher eine folge der repression. erst über längeren zeiträum kannst du feststellen, in welchen punkten wir verloren oder gewonnen haben. das hängt mit vielen kriterien zusammen und davon ab, ob und welche konsequenzen gezogen werden. in manchen situationen ist es möglich, sich nicht zurückdrängen zu lassen.
in anderen ist es klüger, mit neuen mitteln und möglichkeiten denselben zweck zu erzielen, und die bullen ins leere laufen zu lassen. eine illegale zeitung kann derzeit nicht auf Öffentlichen und breiten druck vertrauen, was nicht bedeutet, daß er keine rolle spielt.
die repression hat erfolgreich abgeschreckt, aber es ist auch bewußtsein entstanden. die radi kann abonniert werden, und über neue möglichkeiten auch der öffentlichen verteilung erreicht sie leute in verschiedenen politischen bereichen. die auflage steigt wieder. es hat also nicht geklappt, die zeitung auf eine bestimmte szene zu isolieren, und es wäre auch weniger erfolgversprechend, die neue struktur mit den alten mitteln anzugreifen. sie werden versuchen, leute zu finden, als köpfe aufzubauen und einzuknasten. aber ihre abschreckung würde nicht mehr so leicht greifen, weil hinter der verteilung der radi heute ein anderes bewußtsein steht. eben die erfahrung der repression gegen die 132 und zig andere schweinereien gegen kommunikationsstrukturen in den letzten jahren.
wir denken, daß dadurch insgesamt das verhältnis zur radi genauer geworden ist. also nicht nur bei solchen die verteilen, sondern auch bei leserInnen. daß du eine zeitung vom ladentisch kaufen kannst, ist normal.
aber wenn sie z.b. von vermummten verteilt wird, mußt du dir schon was dabei denken. als solche aktionen anfingen, haben viele leute den kopf geschüttelt und sich gefragt, was für ein gehabe dahintersteckt. mit der zeit sind welche von sich aus aktiv geworden, haben selbst solche aktionen gemacht oder sie geschützt. dadurch wird eine ganze menge vermittelt, z.b. wiemit die repression schon fortgeschritten ist, und daß du zu solchen aktionen einfach gezwungen wirst. sie konfrontieren mit dem abstrakten begriff von zensur. es wird klar, daß genosslnnen selbst was für den austausch und die kommunikation untereinander tun, weil angreifbare strukturen das nicht vollständig gewährleisten können. was das verhältnis 'buchläden-radikal' betrifft, existiert es so nicht. es gibt ein verhältnis zwischen der gewachsenen struktur der zeitung und genossInnen, die darin oder außerhalb - das läßt sich gar nicht trennen - verantwortung übernehmen. es ist nicht entscheidend, welche im buchladen, jugendzentrum, kneipe etc. aktiv sind, sondern ob sie innerhalb ihrer region möglichkeiten finden und einen teil machen, der mit vielen anderen zusammen ein ganzes ergibt.
mit die buchläden meinst du wohl die vielzahl linker und alternativer kollektive, die mit ihrer arbeit politische ansprüche verbinden. der grundanspruch, denken wir, heißt: information und diskussion von unten, verbreitung von gegenöffentlichkeit gegen die relativ gleichgeschalteten medienkartelle, um - und das wäre der sinn der sache - über diese wichtige kleinarbeit zu einer veränderung des bewußtseins beizutragen. denn es ist ja so und wird auch so bleiben, daß medien an sich - also schriften, funk und fernsehen - die am meisten bewußtseinsbildenen mittel in der Gesellschaft sind. also wichtige mittel der herrschaftssicherung, vereinzelung und vorbeugenden aufstandsbekämpfung. der politische anspruch eines ladenkollektivs ist dem sehr ähnlich, mit dem wir eine zeitung machen. im prinzip ziehst du am gleichen strang, und es könnte die wundervollste arbeitsteilung anstehen. ist aber leider nicht grundsätzlich so. erstmal haben sich einige buchläden in ihrer langen geschichte stark in theoretische vertiefungen politischer ansätze reingekniet, und auf ihrem hintergrund kam die radi wohl zu platt rüber. und dann müssen sowohl buchläden wie auch einige zeitungen-mit linkem anspruch gewinn abwerfen, damit sich die leute ihre arbeitskraft auszahlen können, d.h. die eigene existenz ist daran gekoppelt. und dadurch entstehen konflikte, weil sich viele arten der existenzsicherung im kapitalismus nicht mit radikalen ansprüchen vertragen.
spätestens seit den 70ger jahren, seitdem bestimmte bücher, broschüren, zeitungen und flugblätter kriminalisiert werden. geld verdienen läßt sich damit nicht, im gegenteil handelst du dir nur streß und verfahren ein. d.h. der politische anspruch kollidiert mit der existenzsicherung, und ab dem punkt scheiden sich die geister. einige machen weiter und kämpfen gegen die repression an, und zwar aus eigenem selbstverständnis, das sie mit ihrer arbeit verbinden. welche sich z.b. gegen die repression der 132 gewehrt haben, haben das nicht getan, weil sie speziell die radi so toll fanden und sich darin politisch verwirklicht sahen, sondern weil sie selbst angegriffen wurden. das drückt auch das plakat aus, auf dem anhand vieler zeitungen der zusammenhang zwischen zensur und gegenöffentlichkeit hergestellt wurde.
andere, und das sind leider mehr, entscheiden sich für die existenzsicherung zulasten des politischen anspruchs. einigen bleibt aufgrund ihrer finanziellen lage und fehlender verankerung auch nix anderes übrig, denn prozesse kosten geld und du stehst vor der entscheidung, den laden evtl. dichtmachen zu müssen. aber mit dieser situation wird von vielen nicht ehrlich umgegangen. die drehen dann den spieß um, und hauen dir den eigenen widerspruch um die ohren bis es knallt. also es wird nicht gesagt: scheiße, ich kann meinen Anspruch im laden nicht so verwirklichen wie ich wollte, sondern er wird der repression schleichend angepaßt. ein merkwürdiger aber real existierender weg, sich selbst ernstzunehmen, indem die eigene position innerhalb eines verdrängungsprozesses teilweise vollständig umgekehrt wird. dann wechseln auch die feindbilder, und dann haben einige angefangen, die radi mit der repression zu verwechseln. das war ein prima vorwand, die zeitung an sich zum teufel zu wünschen, und sich ja nicht mehr mit den eigenen widersprüchen zu konfrontieren.vor der 132 konnten wir nur.begrenzt differenzieren. mit einigen gab es briefkontakte, und du hast gemerkt, daß die das projekt illegale radi schon ernstnehmen. dann ist auch zwischen uns und wenigen etwas entstanden, was du 'verhältnis' nennen könntest. aber die meisten haben nichtmal auf mehrere briefe oder fragen von uns reagiert. wir haben versucht zu erklären, daß die radi was anderes ist als ein legaler schmöker, und die haben die zeitung trotzdem ganz locker verkauft, weil ja die nachfrage da war. aus der ecke kamen dann die übelsten schuldzuweisungen, nachdem die bullen ihnen die 132 vor die nase hielten.
manchmal hatten wir den eindruck, daß da welche echt nur kohle machen und die teilweise über jahre nicht rüberschieben. und dann waren wir schon soweit, bei einigen die scheiben einzuhauen, weil die einfach auf nix reagiert haben, ob unsere finanzielle situation erklärt oder später gedroht wurde. wegen der schulden stand die existenz der radi mehrmals auf. dem spiel. mindestens zwei ausgaben mußten verschoben werden, weil die kohle für die produktion gefehlt hat. die mußten wir dann woanders herholen, und das hat einmal ein halbes jahr gedauert. zu der zeit waren wir relativ naiv. wir hatten so ein bild von linken läden als mächtige institutionen, ohne deren unterstützung gar nichts läuft. so werden sie auch heute von vielen gesehen, relativ schnell akzeptiert und natürlich benutzt was das zeug hält. daß zwischen den kollektiven teils unterschiede wie sonstwas bestehen, ist uns erst durch das unterschiedliche verhalten nach der 132 endgültig klargeworden. bis dahin haben wir uns in einem einseitigen abhängigkeitsverhältnis gesehen, denn wir waren auf die verteilung der radi angewiesen, aber die laden nicht auf die radi. und dann stand hinter der zeitung eine anonyme Gruppe einem apparat hunderter verteilerlnnen gegenüber. ein gleichberechtigtes verhältnis dazwischen wäre eine schöne sache, aber in der wirklichkeit blieb es erstmal utopie. inzwischen orientieren wir uns nicht allein an den vorgezeigten ansprüchen oder dem einfluß, den so einige läden besonders in kleineren städten haben, wo kaum autonome strukturen existieren. wir schauen auf die praxis der genossInnen, egal ob sie in einem buchladen oder sonstwo aktiv sind.
und es geht auch gar nicht mehr anders seit der 132, daß du die verteilung selbst wollen und jeweils organiseren mußt, nachdem das risiko klar ist.
wir merken, daß es auswirkungen hat, wenn kollektive sehen, daß die verteilung der radi nicht von ihren laden abhängt. möglicherweise fällt dadurch ein druck weg und es 'entsteht eine auseinandersetzung auf gleichberechtigter ebene. wir meinen damit nicht speziell die traditionellen buchläden und haben auch nicht im kopf, daß kriminalisierte zeitungen und bücher plötzlich wieder überall öffentlich ausgelegt werden.
wir fänden es notwendig, daß sowas nicht aufgegeben wird, aber es ist die entwicklung anderer, die wir nicht direkt beeinflussen können. wir machen halt die zeitung und nicht einen laden. aber vielleicht konfrontiert die existenz der radi und anderer zeitungen, und kann mit dazu beitragen, daß sich auch linke projekte wie buchladen kontinuierlich zusammentun und organisieren, wie z.b. "razzia" in hamburg. sowas findet normalerweise ja nur zu bestimmten anlassen statt, wenn viele betroffen sind. aber dazu muß auch im ganzen widerstand viel passieren, z.b. daß vorhandene strukturen nicht wie selbstverständlich genutzt, sondern mitausgebaut und neue geschaffen werden. in einem solchen prozeß entstehen seit jahren infoläden.
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