Flüchtlingsrat Brandenburg
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PRESSEMITTEILUNG
Potsdam, 20.7.2000
Ohne Opposition keine Demokratie!
Für die Ermöglichung des GRENZCAMPS in Forst
Vom 29.7. bis zum 6.8.2000 soll in Forst das dritte antirassistische
GRENZCAMP stattfinden. Die GRENZCAMPS bieten allen interessierten Menschen
die Möglichkeit, sich gemeinsam mit Betroffenen über die europäischen
Abgrenzungsspolitik zu informieren, die Folgen der "Festung Europa" zu
diskutieren und Wege zu finden, der Abschottung etwas entgegenzusetzen.
An der brandenburgischen Grenze zu Polen wollen sich Menschen treffen, die
sich für andere, für Flüchtlinge und MigrantInnen, engagieren und diese
unterstützen - doch dies wird ihnen versagt. Man ist nicht bereit, einen
Platz für das CAMP zu bewilligen.
Wir zählen seit 1993 über 2060 tote Flüchtlinge an den europäischen
Aussengrenzen, in Guben wird 1999 ein algerischer Asylsuchender zu Tode
gehetzt, in Dessau stirbt ein seit vielen Jahren in Deutschland lebender
angolanischer Familienvater unter den Schlägen von rechtsgesinnten
Jugendlichen, unzählige Flüchtlinge erleiden tagtäglich verbale und
physische Angriffe.
Wenige Menschen sind bereit, sich tatsächlich und öffentlich für die Rechte
von Flüchtlingen und Andersdenkenden einzusetzen. Einige jedoch haben zum
Glück diesen Mut und diese sollte man nach allen Kräften unterstützen.
In einem angeblich "Toleranten Brandenburg" ist man jedoch anscheinend
nicht fähig, diese Opposition gegen eine schweigende Mehrheit zuzulassen -
was aber bedeutet Toleranz noch, wenn sie nicht auch gegenüber
Andersdenkenden gilt?
Und was bedeutet es für unser Demokratieverständnis, wenn diejenigen, die
sich öffentlich gegen die rechte Gewalt stellen, "verboten" werden?
Der Flüchtlingsrat Brandenburg appelliert an die Verantwortlichen in Forst,
dem GRENZCAMP seine Unterstützung zukommen zu lassen und einen Platz für
das CAMP zur Verfügung zu stellen.
Der Flüchtlingsrat Brandenburg unterstützt die TeilnehmerInnen des
GRENZCAMPS, denn wir ergeben uns nicht dem tagtäglich unmenschlichen
Terror gegenüber den Menschen, die sich in unsere Obhut begeben und unter
unseren Schutz gestellt haben.
J. Gleitze für den FR Brandenburg