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The Voice Africa Forum
Solidarity against deportation!
Presseerklärung
Betreff: Demonstration in Eisenhüttenstadt am 4.8.2000. Erklärung der
Flüchtlinge und der Flüchtlingsorganisation The Voice Africa Forum
auf dem antirassistischen Grenzcamp 2000 in Forst/Brandenburg. Das antirassistische Grenzcamp 2000 richtet sich nicht nur gegen die Menschenjagd an der Grenze, sondern auch gegen die alltägliche Praxis der Abschiebung in diesem Land. Aus diesem Grund demonstriert das Grenzcamp am 4.8.2000 gegen das Abschiebegefängnis in Eisenhüttenstadt. Auch mehrere TeilnehmerInnen des antirassistischen Grenzcamps sowie Menschen, die mit der Arbeit der hier anwesenden Gruppen eng verbunden sind, sind akkut von Abschiebung bedroht. Hier nun sechs Beispiele. Sie alle sind Aktivisten von The Voice Africa Forum und in der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen: Tidiane Sow floh 1998 im Alter von 16 Jahren vor dem Bürgerkrieg in Guinea-Bissau. Er ist durch die Kriegserlebnisse immer noch schwer traumatisiert und möchte sich in Berlin einer Behandlung beim Zentrum für Folteropfer unterziehen. 1999 gelang es ihm gemeinsam mit anderen Flüchtlingen und den TeilnehmerInnen des antirassistischen Grenzcamps in Zittau, die Zustände in der dortigen Flüchtlingsunterkunft öffentlich zu machen, was mit deren Schliessung endete. Als er im Juni 2000 für zwei Tage in Abschiebehaft genommen wurde, gelang es ihm mit Hilfe der Unterstützung von The Voice Africa Forum und zahlreicher FreundInnen seine Freilassung durchzusetzen. Nun ist er erneut akut von Abschiebung bedroht: Er wurde von der Ausländerbehörde Pirna schriftlich aufgefordert, die BRD bis zum 31. August zu verlassen. Alabi Adebayo ist führendes Mitglied von The Voice Africa Forum, soll nach Nigeria abgeschoben werden. Seit den frühen 80er Jahren engagierte er sich in der Bewegung gegen Militärdiktatur und Menschenenrechtsverletzungen. All die Gründe für seine Flucht wurden ignoriert. Da eine Abschiebung nach Nigeria für ihn lebensgefährlich wäre, hatte er keine andere Wahl, als ein Leben in der Illegalität zu beginnen. Seitdem kämpf er darum, sich nicht mehr verstecken zu müssen und ein legales, sicheres Bleiberecht zu erhalten. Kelvin Ikechukwu, Gewerkschaftsaktivist aus Nigeria, geriet in die Mühlen der Militärdiktatur. Auch ihm droht die Abschiebung. Die deutschen Behörden behaupten, mit dem Übergang der Staatsmacht in Nigeria an eine formal zivile Regierung hätten GegnerInnen der alten Militärdiktatur nichts mehr zu befürchten. Dass dies nicht der Wahrheit entspricht, zeigt die Tatsache, dass auch heute in Nigeria Oppositionelle auf offener Strasse erschossen oder in Polizeigewahrsam gefoltert werden. Akubuo Chukwudi floh als Mitglied der jugendlichen Protestbewegung ebenfalls aus Nigeria. In der BRD hat er bereits eine wahre Odyssee durch die deutsche Abschiebebürokratie hinter sich. Dies ging bis hin zu gewaltsamer Misshandlung und medikamentöser Ruhigstellung im Abschiebeknast. Nur der starken Solidarität seiner MitstreiterInnen ist es zu verdanken, dass er noch hier ist. Doch die Gefahr einer Abschiebung nach Nigeria ist erneut aktuell. Alain-Georges Dongmo aus Kamerun wurde ebenfalls von den deutschen Behörden zum Illegalen erklärt. Er war in seiner Heimat zweimal im Gefängnis, weil er sich in der oppositionellen Social Democratic Front gegen den diktatorischen Präsidenten Paul Biya betätigte. Der Kampf gegen seine Abschiebung ist eng verknüpft mit der Kampagne für die Freiheit der politischen Gefangenen in Kamerun. Jose Maria Jones, Asylbewerber aus Sierra Leone, bekam von der Ausländerbehörde Wartburg einen Ausweisungsbescheid, weil er angeblich ein Risiko für die öffentliche Sicherheit darstellt. Der Grund: Er hatte mehrfach gegen die Residenzpflicht verstoßen und seinen Landkreis verlassen, um an Versammlungen der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen teilzunehmen. Ausländerbehörde und Sozialamt kontrollieren genau, wann er im Heim ist und was er tut. Er wird als Flüchtling gewaltsam daran gehindert, sich frei zu bewegen und in der BRD für seine Rechte einzutreten. Die Abschiebedrohung gegen diese Mitstreiter der antirassistischen Bewegung als Teil eines staatlichen Rassismus wird neben dem Protest gegen das Abschiebegefängnis Thema der Demonstration in Eisenhüttenstadt sein. Bei der Auftaktkundgebung wird es Ansprachen von Vertretern der Organisation The Voice Africa Forum und von Tidiane Sow, selbst unmittelbar betroffen, geben. Im Anschluss daran besteht für die Presse die Möglichkeit, Interviews mit Tidiane Sow und den Sprechern von The Voice Africa Forum durchzuführen. Am Abend des 4.8.2000 wird auf dem Grenzcamp ein Film über Tidiane Sow und über Alain Georges Dongmo gezeigt.
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