Grenzcamp 2000

3. antirassistisches Grenzcamp
der Kampagne 'Kein Mensch ist illegal'
vom 29. Juli bis 6. August 2000
in Forst / Brandenburg
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camporganisation
[26.07.2000]

Einladung an Frauen/Lesben-Zusammenhänge zur Teilnahme am Camp 2000

Das nächste gemischte Camp an der deutsch-polnischen Grenze soll in Forst stattfinden.
Dazu laden wir -die Camp-Vorbereitungsgruppe- gezielt Frauen und Lesben ein. Auf dem letzten Camp99 in Zittau nahmen viele Frauen und Lesben teil. Sie richteten - nach dem ersten Hin und Her der Platzsuche - einen abgetrennten Frauen- und Lesbenbereich im Camp ein. Dies ist in dieser Form schon viele Jahre nicht mehr möglich gewesen und soll prinzipiell auch wieder möglich werden. In der derzeitigen negativen Entwicklung von linken Strukturen, bzw. dem zunehmenden Auseinanderfallen derselben kann die Perspektive eines gemeinsamen Camps zwischen gemischten Gruppen und Frauen/Lesbenbereich nur als Weiterentwicklung und neue Perspektive gesehen werden. Dies schließt natürlich einen großen Willen zu politischer Auseinandersetzung, gerade um das heiße Thema "Rassismus" und "Sexismus" mit ein. Dies ist aber in der zukünftigen antirassistischen/ bzw. Arbeit mit Flüchtlingen unabdingbar.

Es zeichnen sich in letzter Zeit Veränderungen ab, die belegen, daß auf diesem Gebiet Entwicklungen stattgefunden haben. Die Einbeziehung des Kampfes der Frauen unter den Flüchtlingen und MigrantInnen wird gerade von Männern immer mehr als notwendiger und bisher zu sehr vernachlässigter Schwerpunkt des antirassistischen Kampfes verstanden. So gehörte beispielsweise auf dem ersten Flüchtlingskongreß 2000 in Jena ein Tag ausschließlich den Frauen, wurde nur von Frauen thematisch bestimmt, geleitet und durchgeführt. Diese Frauen äußerten ihre Einwilligung zu Zusammenarbeit mit den bestehenden gemischten antirassistischen Strukturen, gleich ob Unterstützerkreise oder dem Widerstand von organisierten Flüchtlingen und MigrantInnen.

Beim diesjährigen Camp haben sich durch die Unterstützung und Mitvorbereitung von der Jenaer Gruppe "The Voice" Flüchtlinge als TeilnehmerInnen angesagt. Der oft formulierte Vorwurf, auch im Zusammenhang der Camps an der Oder-Neiße-Grenze geäußert, linke Flüchtlingspolitik für Flüchtlinge, aber ohne sie zu machen, trifft damit hoffentlich immer weniger zu. Schon letztes Jahr waren die Auseinandersetzungen um ein sehr übles Flüchtlingsheim in Zittau, das aufgrund der Proteste geschlossen wurde (allerdings erst nach dem Camp), die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen im Heim, ein das Campgeschehen zusehens bestimmender Faktor. Es liegt an uns, daß diese Tendenzen vertieft und ausgebaut werden. Gerade die feministische Flüchtlingsarbeit, ihre Erfahrung der letzten Jahre, werden dazu wichtig sein.

Die in den letzten stattgefundene Trennung in "Szenen" war aufgrund von schlechten Erfahrungen zwischen Männern und Frauen in gemischten Zusammensetzungen nachvollziehbar und sinnvoll. Es kann aber im Sinne einer möglichst großen Verbreiterung von Disskussionsinhalten und der Weiterentwicklung der linken Bewegung, die sich im Zerfall befindet, nicht wünschenswert sein, daß es dabei stehen bleibt.

Gerade nach der inhaltlich harten Auseinandersetzung zwischen Frauen aus dem Lesbenbereich und jungen männlichen Antifas auf dem Gesamtplenum im letzten Camp stellen sich diese Fragen. Es würde zuviel Raum einnehmen, wenn diese hier in aller Länge und Breite aufgeführt würde. Wichtig ist, daß damit eine Diskussion in Gang gekommen ist, wie sie schon lange in linken Kreisen nicht mehr stattgefunden hat und wie sie gerade Jüngeren z.T. völlig neu ist. Die Auseinandersetzung darum wurde in allen Nachbereitungstreffen geführt und soll auch für die Frauen/Lesben zugänglich sein, ob sie darin involviert waren oder nicht. Sie ist auf der Internetseite unter http://www.nadir.org/camp00 nachzulesen.

Eine Folge davon ist z.B. daß der vorgesehene abgetrennte Frauen/Lesben-Bereich besser kenntlich gemacht werden soll, und daß Frauen aus Gruppen in das täglich stattfindende Delegiertenplenum kommen sollten, um Positionen schon im Vorfeld zu diskutieren, Fragen zu klären und/oder Forderungen aufzustellen, also als tragende Entscheidungsplattform eingebunden sind. Die Position: "Darüber gibt´s keine Diskussion" -besonders wenn es um Grenzverletzungen geht- wird sicherlich auch von anderen gemischten Gruppen aus verschiedensten Gründen hervorgebracht werden und ist berechtigt. Im Sinn eines möglichst großen gemeinsamen Camp ist ein Abbruch der Auseinandersetzung natürlich nicht besonders förderlich. Der Frauen-Lesbenbereich soll also Teil des Camps bleiben und nicht bei Kritik und Diskussionen außen vor bleiben. Bei groben Verstößen gegen sie soll ein Plenumsbeschluß mit verbindlichen inhaltlichen Regeln erfolgen.

Mit dieser Einladung wollen wir betonen, daß aus der Campvorbereitungsgruppe ein politischer Wille vorhanden ist, solche Auseinandersetzungen konstruktiv - v.a. besser als das letzte Mal - zu führen.

Wir hoffen, daß diese Einladung auf breite Resonanz stößt. Wenn nicht - ist hoffentlich vielen das Ergebnis unserer Diskussionen damit auch zugänglich.


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