Grenzcamp 2000

3. antirassistisches Grenzcamp
der Kampagne 'Kein Mensch ist illegal'
vom 29. Juli bis 6. August 2000
in Forst / Brandenburg
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Julia
[01.08.2000]

Aktion für aktive Fluchthilfe am 1.8. an der Neiße

	

Aus aktuellem Anlaß - der öffentlichen heuchlerischen Empörung über die von "skrupellosen Schlepperbanden in kauf genommenen Toten" - wurde die Aktion "für aktive Fluchthilfe - Grenzregime sabotieren" geplant. Daß der Anlaß noch viel aktueller werden würde mit der Nachricht am Montag, daß 10 Flüchtlinge versucht hätten, die Grenze zu überqueren, ahnten wir in diesem Moment noch nicht.

Eine Demonstration mit mehreren 100 TeilnehmerInnen näherte sich am Dienstag nach 14.00 Uhr den Neißewiesen hinter dem Rosengarten, um dort gegen die Abschottungspolitik Europas mit seinen geschlossenen Grenzen zu protestieren. Die Eisenbahnbrücke über dem Fluß wurde mit Transparenten behängt und verschönert, und gleichzeitig machte sich eine Schlauchbootcrew daran, eine Grenzfähre über den Fluß zu errichten. Damit sollte - entgegen der öffentlichen Meinung und Kriminalisierung von Schleusern, die natürlich genau dann logisch ist, wenn Flucht nicht stattfinden darf - wenigstens symbolisch eine aktive Fluchthilfe gesetzt werden.

Anscheinend hatte die aktive Vorbereitung doch ein wenig unter den Aufregungen der letzten Nacht gelitten, oder lag es an der endlich strahlenden Sonne, daß die Bootscrew mit den schweren Seilen und der schnellen Strömung Schwierigkeiten hatte, und dabei niemand auf die Idee kam, die Wassertiefe zu prüfen?! Jedenfalls zog sich daß Übersetzen auf die polnische Seite länger hin als geplant, so daß, was dann folgte, von den Leuten im Schlauchboot als leichter Vorgeschmack auf die Dinge, die sich an solchen Grenzen tatsächlich ständig abspielen, bezeichnet wurde:
Nur wenige Meter vom Ziel - dem Ufer - entfernt, stürmten plötzlich einige Grenzer heran und schrien die Grenzfährleute an. Einer von ihnen zog seine Dienstwaffe und richtete sie auf die beiden im Schlauchboot, Finger am Abzug. Daraufhin beschloß die Bootscrew, unter solchen Umständen wie herumgefuchtelte Feuerwaffen und einer auf Englisch nicht möglichen Verständigung (die Antwort auf polnisch muß ungefähr gelautet haben: "In Polen spricht man polnisch!"), nur die dünne Leine an einem herausstehenden Ast zu befestigen und nicht mehr die komplette Grenzfähre aufzubauen.

Die Situation retteten einige beherzte Wasserratten: Sie warfen die Klamotten von sich und gingen ins Wasser, Dutzende von DemonstrantInnen folgten und feierten ein Fest der Spontaneität und des Nichtakzeptierens von Grenzen. (Die Bootsgruppe hat übrigens beschlossen, sich ein Lot zuzulegen, noch lange über die Sache zu lachen und den spontanen Badenden begeistert zu gedenken!)

Zum Abschluß bewegte sich der Demozug zum Bahnhof, um dort die Presseerklärung über die Vorfälle von Montag nacht zu verlesen.


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