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web-redaktion
Griechisches Theater ohne Polis
Die Sonne knallte auf die verwaiste Einkaufstraße, als ein Gruppe junger Griechen sich dem Marktplatz näherte. Es war ein Uhr mittags. Die meisten Geschäfte im brandenburgischen Forst waren schon seit zwölf geschlossen. Zwei Schuhverkäuferinnen, deren Arbeitgeber die samstägliche Mittagsruhe nicht heilig hielt, tratschten mit einer Kollegin von der benachbarten Boutique. Ein bierbäuchiger Familienvater schloss seinen Audi auf und fuhr davon. "Demokratie geht uns alle an", stand auf den Schildern, die die Griechen vor sich her trugen. Gekleidet waren sie in weiße Gewänder. Eine Gruppe gefesselter Sklaven folgte ihnen unfreiwillig. Sie sollten an diesem herrlichen Samstag auf dem Marktplatz verkauft werden.
Doch mit den übrigen Sklaven hatte es die junge Griechin schwer. "Sie sind zwar dumm, aber sehr billig", wiederholte sie stetig. Als das nichts half rief sie: "Sie waschen sich und haben auch hervorragende Zähne." Doch das schien die falsche Verkaufsstrategie für die wenigen Forster, die dem Spektakel folgten. Gelangweilt hatten sie die Auktion von ihren Balkonen beobachtet. Doch nun ging so mancher in sein Wohnzimmer zurück und schloss die Balkontür. Ein junger Forster geriet sogar in Wut über die unattraktiven Angebote und steuerte seinen Wagen auf die Gruppe der Verkäufer in der Absicht sie zu vertreiben. "Scheiße", rief er empört. Doch die junge Griechin konterte geschickt: "Scheiße - sowas kennen wir nicht. Wir sind aus Griechenland. Wir leben in einer Demokratie." Schade, dass die Forster an diesem sonnigen Mittag sowenig Interesse für die Demokratie zeigten. |
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