W. L. Bernecker und S. Brinkmann:
"Kampf der Erinnerungen"

Unter unseren news werdet Ihr in Zukunft auch immer Texte, Informationen und Verweise zu Antifathemen außerhalb Deutschlands finden. Wir finden internationale Solidarität und den Bezug auf gemeinsame Kämpfe sehr wichtig. Sogar unablässig.
Wir können und wollen dabei nicht alle Länder oder alle Bereiche abdecken. Dazu fehlt es uns an Kapazität und Wissen. Zu Ländern und GenossInnen zu denen wir aber Verbindungen haben oder glauben die Informationen einschätzen zu können, werden wir ab und zu etwas posten.

Bei Indymedia ist vor kurzem ein Text von dem freien Journalisten Ralf Streck erschienen, der im Baskenland lebt. Ralf Streck hat im Oktober letzten Jahres unser Cafè mit einer Veranstaltung zu „Spanien heute-emanzipatorische Bewegungen, Linke, Antifaschismus“ eröffnet.
Der Vortrag war super. Er bezog sich auf das frankistische Erbe in Spanien und wie es in den Konserativen, aber auch den regierenden Sozialisten weiterlebt. Oft waren auch die Bestrebungen vieler BaskInnen nach Unabhängigkeit für „Euskadi“, sprich dem Baskenland, das Thema. Der Vortrag war fern jenseits jener Kategorisierung, die linken Nationalismus hochleben oder verteufeln. Sehr interessant. Ein schöner Abend.

Um die Aktualität faschistischen Denkens und Handelns in der spanischen Gesellschaft und Kirche geht es in seinem Beitrag: „Opfer sind die Täter, meint die spanische Kirche“ auf Indymedia.

Wer mehr über die spanische Gesellschaft unter Franko und nach Frankos Tod erfahren will, der sollte sich das Buch „Kampf der Erinnerungen“ von W.L.Bernecker und S. Brinkmann aus dem anarchistischen „Graswurzel-Verlag“ besorgen.
Hierin werden die faschistischen Verbrechen und Greuel des Krieges detailliert und historisch gut belegt geschildert. Aber auch die eher unbekannten franquistischen Konzentrationslager, die Massenerschießungen, die Folter, die Zwangsarbeit und Knäste nach dem Sieg der Francos.
Das Verhalten des spanischen Klerus ist dabei das Abstoßendste was ich über die neuere Geschichte der katholischen Kirche gelesen habe.
Sehr interessant fand ich die Darstellung, wie das Franco-Regime regierte, nach innen und nach außen agierte. Welche Ideologie in den Schulen, der Kirche und der Presse gepredigt wurde. Wie die Gesellschaft funktionierte.
Der so genannte Übergang zur Demokratie findet in diesem Buch ebenso eine große Beachtung wie die Nicht-Aufarbeitung des Francoregimes und seiner Verbrechen. Hier wird auf sehr viele Facetten verwiesen und die link-Sammlung im Anhang dazu ist enorm.

Ein sehr lesenswertes Buch, wenn man über Spanien/Euskadi mitreden möchte.
Wehrmutstropfen des Ganzen ist, das Herr Bernecker die Kontinuität der Repression gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der BaskInnen so gut wie möglich ignoriert. Diese mangelhafte Darstellung schadet dem sonst sehr objektiven Charakter des Buches.
Und ob als Kooperationspartner für den Graswurzelverlag unbedingt das staatliche spanische „Cervantes Institut“ herhalten mußte, ist auch fraglich.