Opernball/Donnerstagsdemo 2001
Protokolle einer Amtshandlung
Unter anderem auf der Website www.ballhausplatz.at werden Berichte von AugenzeugInnen und Betroffenen von Polizeigewaltaktionen im Zuge der Opernball-Donnerstagsdemo gesammelt und anonymisiert veröffentlicht. Im Folgenden findet ihr ein kleinen Auszug daraus. Der erste Bericht wurde in der Internektkonferenz von www.gruene.at gepostet wurde.
aus der Internet-Konferenz von "gruene.at"
[leicht bearbeitet und gekürzt]
[...]
Ich erlaube mir, drei kurze Szenen zu schildern, die ich gestern erlebt
habe:
1.) Ein junger Mann, sehr modern gekleidet, offenbar auf dem Weg in eine
Disco oder so, steht am Rand und schaut sich alles an. Plötzlich laufen
mehrere [PolizistInnen ...] auf ihn zu und schreien: "Renn um dein
Leben!". Der junge Mann ist verblüfft - und leider zu langsam.
Die [PolizistInnen] stürzen sich auf ihn, reißen ihn zu Boden
und schlagen wie von Sinnen auf ihn ein. Erst als sie merken, dass er sich
nicht mehr rührt und das Blut nur so spritzt, lassen sie von ihm ab.
Der junge Mann rappelt sich hoch, vor lauter Blut sind seine Gesichtszüge
nicht mehr klar zu erkennen. Jetzt merke ich, dass ihm sämtliche Zähne
ausgeschlagen worden sind und er aus mehreren Wunden am Kopf blutet. Ich
möchte zu ihm, erste Hilfe leisten. Der Junge springt auf, ruft "Hilfe!
Die bringen mich um! Die wollen mich umbringen!" und läuft davon.
Ich hinter ihm her, will ihn einholen, mich um ihn kümmern und ihn
beruhigen. Endlich gelingt mir das. Erste Hilfe, beruhigende Worte. Rettung
anrufen. Nach 40 Minuten trifft sie endlich ein. Während ich mit dem
Jungen auf die Rettung warte, kommen zwei [Polizisten] von riesigen Ausmaßen
auf mich zu: "Schleich di, du Sau, waun I di no amoi sich, bist hin!"
Ich ziehe es vor, mich kurzzeitig in Sicherheit zu bringen.
2.) Eine junge Frau wurde von mehreren [PolizistInnen] zu Boden gerissen
und verletzt. Trotzdem treten die [PolizistInnen] weiter auf sie ein. Da
kommt ein Mann, ca. 50 Jahre alt, Lodenmantel, Hut, und bittet die [PolizistInnen]
höflich, mit dieser unsinnigen Gewalt aufzuhören. Wummmms! Mehrere
Knüppel krachen auf seinen Kopf, der Mann geht ebenfalls zu Boden.
Erst jetzt lassen die [PolizistInnen] von ihren Opfern ab.
3.) Vis-a-vis des Naschmarktes stehen zwei Vermummte und schauen nervös
in die Gegend. Bekleidet sind sie mit Lederjacken, schwarzen Jeans und einem
Tuch vor dem Mund. Sie scheinen leise miteinander zu reden. Bei näherem
Hinschauen bemerke ich, dass die beiden Knöpfe im Ohr haben. Für
die Funkverbindung. Es handelt sich also um Polizei-Provokateure [...]:
Plötzlich beginnen die Zwei, einen vollen Altglascontainer umzuwerfen.
Die umherstehenden Leute schauen verblüfft. Es dauert nicht lange,
und da kommt auch schon ein Streifenwagen um die Ecke. Die Polizisten springen
heraus, schnappen sich die Erstbesten, schlagen sie nieder und bringen sie
weg.
[...]
ca. 20:50: ich gehe am rande des demonstrationszuges mit, der sich gerade zum schwarzenbergplatz begibt. ich sehe einen schwall von behelmten polizisten samt schild und knüppel vom ring höhe hotel imperial ausfallen, prügelnd und rempelnd spalten sie die demonstration und treiben einen teil richtung stadtpark.
ich gehe am gehsteig zügig in diese richtung und sehe einen teil der versprengten demonstrantInnen ca. 15 meter von einer polizeikette entfernt. eine frau brüllt die beamten an, ob sie sich überlegen, für wen sie hier eigentlich stehen. aus den reihen der beamten (meiner wahrnehmung nach alles wega-beamte) höre ich sprüche wie "die greifen wir uns", "die holen wir jetzt", etc. einige beamte laufen in richtung dieser frau, ob sie sie wirklich erreichen weiß ich nicht, denn als ich mich durch die polizei durchbewegen will - mit dem presseausweis in der erhobenen hand - lässt mich der erste beamte zwar durch, doch sein "kollege" schlägt mir ansatzlos mit dem schild ins gesicht. als ich ihm den ausweis vor seine augen halte, brüllt er nur "schleich dich", garniert mit etlichen beschimpfungen. ich habe mich dann entlang der aggressiven beamten richtung gehsteig begeben und kehrte richtung schwarzenbergplatz um.
ich bin es leid, auf demonstrationen mittlerweile permanent von angehörigen der wega attackiert, bzw. an meiner arbeit gehindert zu werden. ich stelle eine zunehmend ablehnende, aggressive, oft gewalttätige haltung dieser beamten den unabhängigen medienvertretern gegenüber fest.
zuletzt wurde ich am 5.12. von einem beamten der wega an meiner arbeit gehindert, das resultat ist scheinbar eine interne untersuchung, durchgeführt durch den vorgesetzten des betreffenden beamten. ich werde mich diesbezüglich an den UVS wenden, mein schreiben an das österr. kuratorium für presseausweise und den österr. presserat wurde lediglich kommentarlos zur kenntnis genommen.
während die kronen zeitung scheinbar exklusiv zu martialischen und grundrechtsverletzenden einsätzen der wega eingeladen wird, der orf brav die ausschließliche sicht der exekutive darstellt, dabei übergriffe filmt und einfach nicht ausstrahlt und somit die menschenrechtsverletzungen der exekutive direkt deckt, ja während all dessen werden unbequeme berichterstatterInnen der willkür der exekutive ausgesetzt.
der innenminister spricht dann in parlamentarischen anfragebeantwortungen von "sogennanten" journalisten, die staatspolizei teilt in "echte" und "untergrundmedien", eine unterscheidung, die der kurier kommentarlos übernimmt, herr schnabl befehligt dann einsätze im morgengrauen um der wega und der zentralen kommandierung ein wahlkampfzuckerl zu bescheren und der krone exklusiv bilder zu verschaffen. dabei wird halt auch noch so nebenbei eine redaktion gestürmt, und weil es die der zeitung TATblatt ist, kümmert´s die anderen medien auch wenig, der standard diffamiert dann noch mittels der titulierung "radikalredaktion".
Schwarzenbergplatz: Polizei läuft Sturm gegen die DemonstrantInnen, rennt alle nieder, die nicht rechtzeitig genug flüchten können. Am Boden liegende Personen (auch PensionistInnen) werden mit Fußtritten "bearbeitet". Einige Platzwunden sind die Folge. Auch ich habe nicht rechtzeitig flüchten können (leichtes Zahnfleischbluten).
Nach diesem unnötigen Polizeieinsatz zog dann die Demo weiter. Die Polizei verfolgte weiter. Polizisten (mit Helm und Schild) schossen Pflastersteine auf die DemonstrantInnen zurück (sic!).
Nach einigen brennenden Mülltonnen ging's dann weiter zur Mariahilfer Straße, wo Wasserwerfer warteten. Ein Baustellengitter wurde von DemonstrantInnen dazu verwendet, um die Straße zu sperren.
Mariahilfer Straße: Einige zerbrochene Fensterscheiben. Weiter Richtung Apollokino, Kettenbrückengasse - und eine "Hasenjagd" ohne Chance auf Entkommen Richtung Margaretenstraße.
Margaretenstraße/Ziegelofengasse(Filmcasino): Dort bemerkte ich die ersten Verhaftungen. Am Boden liegende Leute wurden hinter Autos gezerrt und mit Knüppel und Schuh bearbeitet. Ein Fotograph war anwesend, der auch von der Polizei verjagt wurde. Ich stand dabei (gegenüberliegende Straßenseite) und hatte das Ganze mit Schrecken beobachtet und wollte mit Handy Rechtshilfe anrufen.
Da kamen ein paar Polizisten auf mich zu, wollten mich wegdrängen und rissen mir das Handy aus der Hand. Ich wollte das Handy aufheben, was mir erst nach mehrmaligem Versuch gelang. Zwischendurch bekam ich ein paar Schläge ab. Bilanz des dortigen Einsatzes für mich: Prellung auf rechter Schulter, rechter Mittelfinger leicht geschwollen, Schwellungen in Höhe der linken Augenbraue und am Hinterkopf hinterm rechten Ohr, Ein Polizist hat mir auch in die Hoden mit dem Knie getreten was kurzzeitig recht heftige Schmerzen verursachte.
Ich bin bei der Demo ebenfalls von PolizistInnen geschlagen worden. Ich bin keine Person, die mit Gegenständen oder sonstigen Dingen auf etwas schmeißt - egal: Für mich ist eine Welt zusammengebrochen am Schwarzenbergplatz.
Ich bin am Ende des Demozuges gegangen, als ich den Schwarzenbergplatz erreichte, war der Platz frei, ... In Richtung Stadtpark gehend sah ich einen Menschen, den ich von den Donnerstagsdemos kenne. Er war blutüberströmt im Gesicht, sein Foto ist übrigens im Standard. Ich bin zu ihm gelaufen und wollte ihm helfen, da ich zu Beginn der Demo ein Infoblatt mit der Telefonnummer der Rechtshilfe bekommen habe, versuchte ich dieses wiederzufinden.
Leider hatte ich den Zettel verloren, der Mann sagte, er hätte mit dem Knüppel von der Polizei eine bekommen. Während wir sprachen, waren wir bei einer Polizeiabsperrung angekommen, der Verletzte wurde von einem Freund zur Seite gebracht, ich wollte zu meinen FreundInnen Richtung Schwarzenbergplatz zurückgehen.
Plötzlich sah ich wie die PolizistInnen auf eine Frau einschlugen, ich lief schreiend hin und schrie "Sie sollen sofort aufhören auf die Frau einzuschlagen." Worauf einige PolizistInnen auf mich zurannten und mir mit den Knüppel zuerst eine am Oberarm verpassten, sie schmissen mich auf den Boden, ein Polizist schimpfte furchtbar und wollte mich weiter knüppeln, sein Kollege hielt ihn jedoch zurück. Er sagte, er soll mich ihn Ruhe lassen.
Ich schrie und weinte, hatte einen totalen Schock - eine Welt wurde zerstört. E. und C. haben mir aus der Situation geholfen und mich zur Seite gebracht. Ich war zuerst bei der Rechtshilfe, die haben mich informiert. Da mein Arm ziemlich "taub" war und schmerzte, sind anschließend S. und M. mit mir in das AKH gefahren, wo wir ebenfalls Verletzte der Demo getroffen haben.
Eine Donnerstagsdemo wie jede andere auch, nur, dass wieder einige mehr Leute gekommen waren.
Nach einem kurzen Zug durch die Stadt, die Zugänge zur Oper waren selbstverständlich gesperrt, gelangten wir, zum Ring beim Schwarzenbergplatz. Kurz davor wurde ein Fenster bei der Trigon-Bank eingeworfen.
Nachdem eine Gruppe von DemonstrantInnen auf die Polizeiabsperrung zugelaufen war und es geschafft hatten, ein Gitter weg von der Polizei zu zerren, kamen mehr Polizisten hinter [vor; Anm. TATblatt] die Absperrungen. Ich ging zu diesem Zeitpunkt mit einigen Pressephotographen vor den DemonstrantInnen und der Polizei auf und ab und machte einige Photos mit meiner Digitalkamera. Zu diesem Zeitpunkt warfen auch schon einige DemonstrantInnen Gegenstände in Richtung Schilde und Helme, welche die Polizisten trugen.
Plötzlich, ich machte gerade ein Photo, griffen einige Polizisten (ca. 5) einen Demonstranten an. Ich ging näher, da ich versuchte, Bilder davon zu machen. Kurz darauf stürmten schwarz uniformierte Polizisten auf die DemonstrantInnen zu, mit schwingenden Schlagstöcken und ohne Rücksicht auf ältere, jüngere, oder weibliche DemonstrationsteilnehmerInnen. Ich fühlte mich zwar nicht wohl in dem Moment, doch als die ersten Polizisten an mir vorbei waren, ich glaube wegen meiner Kamera, ging es mir besser.
Fast im selben Moment bekam ich auch schon einen Schlag auf den Hinterkopf, und sank zu Boden. Zusammengekauert lag ich nun auf der Ringstrasse und hoffte, so verschont zu bleiben, doch dem war nicht so. Tritte trafen meine Beine und meinen Rücken, ( ein größere "Blauer Fleck" auf dem rechten Oberschenkel wird sicher noch länger zu betrachten sein), begleitet wurden diese Maßnahmen von Aussagen wie "steh auf G'schissener" und ähnlichen. Kurz darauf rappelte ich mich auf und humpelte vom Schlachtfeld. Als auch schon der nächste Angriff der schwarz uniformierten Beamten kam und mich und andere nicht "besonderes freundlich" von der Straße stießen, zu einer jungen Frau die am Boden kauert wurde nur: "Steh auf und spühl die nett so deppat" geschrieen.
Völlig verstört ging ich zu einem höher dekorierten Polizisten, den ich seit unzähligen Demos kenne, auf die Frage, dass das ja nicht die vom Minister so gelobte Deeskalation sein kam, bekam ich als Antwort nur so was ähnliches wie: "Wir haben ja nicht angefangen... und die Scheibe bei der Bank..." [...]
Der zweite Vorfall ereignet sich etwas später in der Operngasse. Zwischen Absperrungsgitter (der Polizei) und dem Großteil der DemonstrantInnen war in etwa ein Loch von rund 20m, dazwischen nur vereinzelt Photographen und ein paar "Anarchos", die versucht haben, die Gendarmen und Polizisten zu provozieren, lange Zeit auch ohne Erfolg. Doch die Situation kippte irgendwann, wie genau, kann ich nicht sagen, doch plötzlich liefen wieder die Polizisten mit der selben Uniform wie davor auf die DemonstrantInnen zu.
Ich konnte durch die Attacken von vorher nicht so schnell laufen, und geriet relativ schnell in die Masse der Polizisten, meine Reaktion darauf war beide Hände, in der rechten hatte ich noch meine Kamera, weit in die Höhe zu strecken, und somit frei nach "Hände hoch oder ich schieße" meinen Pazifismus kund zu tun. Einige der Polizisten nahmen das zur Kenntnis, und verschonten mich, doch plötzlich bekam ich ein Schlag auf meinen rechten Zeigefinger welcher sich noch auf dem Auslöser befand (die sogenannte Blaumeise ist sicher auch noch einige Tage wenn nicht Wochen gut sichtbar).
Durch den Schmerz sackte ich wieder kurzfristig zusammen. Dieses mal wurde ich nicht getreten. Dafür wieder mit Höflichkeiten überschüttet. Im Endeffekt konnte ich mich zwischen Autos retten und dort kurz ausharren, dort stellte ich auch fest, dass meine Kamera in Mitleidenschaft gezogen worden war, sie funktioniert nicht nur nicht mehr, es sind auch äußere Schäden sichtbar. Wie viel der Schaden ausmacht kann ich noch nicht beziffern.
Seit mehr als einem Jahr geh ich nun auf die Donnerstags Demos, eigentlich fast immer konnten wir dort gemeinsam Gewaltakte beider Seiten verhindern.
Als letztes noch eine Beobachtung von der Aktion einiger "Demonstranten" am Getreidemarkt, bzw. Zweier Linie, Mariahilfer Straße:
- Der Mistkübel welcher so wunderbar in der ZIB 3 gebrannt hat, wurde von Männern mit Glatze und Springerstiefel aus der Gumpendorfer Straße auf den Getreidemarkt geschoben. Diese Männer wirkten nicht so wie wenn die zur linken Anarchoszene gehören würden
- Einige "Anarchos" und "Rechte" zogen Baugitter und Materialien auf die Kreuzung Mariahilfer Str. - Zweier Linier, sie wurden davon von zumindest 3 Polizeiwägen beobachtet, nämlich denen welche die anliegenden Straßen sperrten,
- Bis "Verstärkung" kam dauerte es über eine Viertelstunde, doch dann kamen plötzlich die Wasserwerfer und kurz darauf Einsatzkräfte in schwarzen Uniformen. Sie verscheuchten die DemonstrantInnen in Richtung Mariahilfer Straße, davon zeugten nachher noch einige Blutflecken auf der Straße.
[...]
Meine Freundin und ich erreichen um ca. 20:30 Uhr den Ballhausplatz, die
DemonstrantInnen waren schon unterwegs, ein kurzes Telephonat mit einem
Freund, und ich erhalte die Information: "Demo zieht Richtung Schwarzenbergplatz"
Meine Freundin und ich bewegen uns durch die Stadt und treffen am Schwarzenbergplatz
zu der Demonstration. Dort verweilten wir einige Zeit, dann setzte sich
die Demonstration in Richtung Karlsplatz in Bewegung.
Karlsplatz / Operngasse:
Einige vermummte DemonstrantInnen beginnen Flaschen in Richtung der Polizeiabsperrung
zu werfen, treffen diese aber nicht, Entfernung ca. 20 - 30 Meter.
Wir distanzieren uns von diesen ProvokateurInnen (wie fast alle DemonstrantInnen)
Polizei beginnt vorzurücken (ca. 21:30 Uhr) und drängt die DemonstrantInnen
Richtung Naschmarkt ab, es kommt zu ersten Übergriffen der Polizei
(Schlagstockeinsatz)
die DemonstrantInnen "flüchten" über die "2"er
Linie in Richtung Mariahilfer Straße.. (Nach Telefonat korrigiert
auf "Getreidemarkt")
Dann ging alles sehr schnell ...
Ich blieb kurz stehen um mich nach meiner Freundin umzusehen, da ich sie
in diesem Durcheinander nicht verlieren wollte, plötzlich wurde ich
von einem Polizisten zu Boden gestoßen,
ich wollte aufstehen und weglaufen, doch der Polizist gab mir ein paar Fußtritte,
worauf ich versuchte mich zu schützen, indem ich mich "einrollte"
Knie zur Brust und die Hände um meinen Kopf.
Als ich kurz aufblickte sah ich mehrere Polizisten, (3 - 5 ? ), konnte jedoch
niemanden erkennen, da sie mit Visierhelmen, Schlagstöcken und Schildern
ausgerüstet waren.
Ich spürte unzählige Fußtritte auf meinem ganzen Körper,
Die meisten Tritte bekam ich in den Rücken, (Wirbelsäule) und
auch einige Tritte gegen meinem Kopf, den ich zum Glück mit meinen
Armen etwas schützen konnte, Das ganze passierte wortlos, keine Aufforderung,
die Demonstration zu verlassen, keine Aufforderung mich auszuweisen, Im
Krankenhaus (AKH) wurde diagnostiziert:
Zahlreiche Prellungen - die meisten im Bereich der Wirbelsäule Ein
gebrochener Daumen, linke Hand (war zwischen Stiefel und meinen Kopf !)
Da ich selbständiger Unternehmer bin ist das nun besonders schlimm:
3 Wochen Gips am linken Unterarm = 3 Wochen Arbeitsunfähig = kein Einkommen
(somit entgeht auch dem "Staat" einiges, Einkommensteuer ....)
Aufgrund der Prellungen Atembeschwerden, Schmerzen beim Liegen, Sitzen,
Stehen, Gehen
Ich stand zusammen mit einer Wiener Wissenschaftlerin am Schwarzenbergplatz hundert Meter hinter der Absperrung, als plötzlich die DemonstrationsteilnehmerInnen auf uns zu zu rennen begannen. Ich habe nicht gesehen, was vorne los war und auch nicht gehört, daß die Demo aufgelöst sein soll. Ich habe auch nicht gesehen, daß es bis zu diesem Zeitpunkt nennenswerte Auseinandersetzungen gegeben hätte, aber ich war auch zu weit weg. Später habe ich von einem anderen Demoteilnehmer gehört, daß Leute Steine geworfen hätten, was es übrigens bisher noch auf keiner einzigen Donnerstagsdemo gegeben hat.
Die DemoteilnehmerInnen rannten also auf uns zu. Meine Begleiterin wäre nicht in der Lage gewesen, zu rennen, also stellte ich mich vor sie, mit dem Rücken zu den Heranrennenden. Die DemonstrantInnen kamen an uns vorbei, ohne uns zu berühren, es war ja genug Platz. Als die Polizisten kamen, rannten sie uns beide einfach um. Meine Begleiterin knallte voll mit dem Hinterkopf auf die Straße.
Ich kniete noch neben ihr, um zu sehen, ob sie aufstehen könne, als die Polizisten zurückkehrten. Ich sagte ihnen, man hätte uns einfach mit Absicht umgerannt. Die Polizisten antworteten, daß wir uns mit "diesem Gesindel" eben nicht bewegen dürften. Hier sei jetzt "Aktionszone". Da ich mich um meine verletzte Begleiterin kümmern mußte, war ich nur noch in der Lage, mich gegen die Bezeichnung "Gesindel" zu verwahren. Schließlich haben nicht 1000 Leute Steine geworfen (was IMHO nicht in Ordnung ist). Die Leute sind ohnedies schon weggerannt, zur "Gesindeljagd" bestand kein Anlaß.
"Das Gesindel" war zuvor durch die Innenstadt gezogen, keineswegs mordend und brandschatzend, wie sich das der ORF-gewohnte Zuschauer vielleicht vorstellt. In der Kärntner Straße gab es die erste Sperre. Die Demonstration wich in eine Nebengasse aus (ein übliches Ritual). Das sich nach etwa 200 Metern widerholte, bevor die Demonstration am Schwarzenbergplatz ankam. Wo dann besagter Sturmangriff erfolgte.
Daß es mehr um "Gesindeljagd" ging als um Deeskalation, scheint wahrscheilich: Das - gewöhnlich sehr faktentreue - TATblatt spricht von einem der brutalsten Anti-Demo-Einsätze seit Jahren. Gruppen von DemonstrantInnen sei in der Folge regelrecht aufgelauert worden - zwecks Verprügelung und Festnahme. Manche Polizisten rochen offenbar freie Bahn, nachdem sie ein Jahr lang keine Grund zum Einschreiten gehabt hatten.
Auffallend war, daß diesmal viele sehr junge Leute demonstrierten, von denen die meisten eher jünger als 20 Jahre waren. Im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz ist daher zu bedenken, daß die Polizei vorwiegend gegen Jugendliche brutal vorging. Und gegen friedliche DemonstrantInnen.
Ich selbst habe einen Aktivisten mit blutendem Kopf gesehen, der schon das ganze Jahr demonstriert, ohne die leisesten Anzeichen von Gewaltbereitschaft. Augenzeugenberichten zufolge soll auch auf Leute eingeschlagen und getreten worden sein, die bereits am Boden lagen.
Die österreichische Öffentlichkeit wird sich trotzdem hauptsächlich um beschädigte Autos oder Auslagenscheiben sorgen. Nicht etwa um Jugendliche oder Nichtjugendliche oder gar um die sektglastrinkende Gesellschaft, die sich gerade so schön auf Kosten einer Million Armer in Österreich "normalisiert".
Fazit der Auswirkungen der Verletzungen meiner Begleiterin: Gehirnschütterung (Schädel-Hirn-Trauma? Wird mit Röntgen so schnell wie möglich abgeklärt) und Krankenstand.
aus
TATblatt Nr. +161 vom 1. März 2001: |
Ergänzendendes: |
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Polizei
stürmt EKH |
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aus TATblatt Nr. +161 vom 1. März 2001
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