Antifaschismus
Im Gedenken an die Opfer der menschenverachtenden
Pogrome am 9. / 10. November 1938
In der Nacht vom 9. auf den 10. November ereignete
sich die Pogromnacht im gesamten Gebiet des damaligen »deutschen
Reiches«. In einer zentral angeordneten und systematisch durchgeführten
»Maßnahme« griffen SA, SS und andere Teile der
nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung Juden und Jüdinnen
an. Sie wurden in ihren Wohnungen überfallen, Einrichtungsgegenstände
auf die Straße geschmissen, die Schaufensterscheiben von Geschäften
eingeworfen, Synagogen verwüstet und in Brand gesetzt. Während
des Novemberpogroms wurden 90 Juden und Jüdinnen ermordet.
In Leipzig wurde der Arzt Felix Cohn erschossen, als er die Zerstörung
seiner Hals-Ohren-Praxis in der damaligen Frankfurter Str. 6 verhindern
wollte.
Viele Juden und Jüdinnen wurden direkt angegriffen.
Beispielsweise wurde ein Teil der Leipziger Juden und Jüdinnen
nach der Verwüstung ihrer Wohnungen in die Parthe getrieben.
Nach Aufforderung der SA begannen die im Zoologischen Garten versammelten
ZuschauerInnen die Juden und Jüdinnen zu demütigen, anzuspucken
und mit Lehm zu bewerfen. Niemand versuchte einzuschreiten oder
den Juden und Jüdinnen zu helfen. In Leipzig wurden –
so weit bekannt – sieben Synagogen und Bethäuser, 193
Geschäfte, eine Schule, zwei Friedhöfe und 34 Wohnungen
verwüstet und gebrandschatzt, so auch in dieser Straße.
Besonders betroffen von den Pogromen waren die heutigen Stadtteile
Zentrum West, Waldstraßenviertel und die Innenstadt mit den
Schwerpunkten Brühl, Petersstraße und Grimmaische Straße.
Die Brandstiftungen, Plünderungen, Misshandlungen und Demütigungen
vollzogen sich also Mitten in Leipzig, vor aller Augen. In den darauf
folgenden Tagen wurden über 500 jüdische Leipziger- Innen
unter anderem ins KZ Buchenwald deportiert. Im November Pogrom manifestiert
sich der Absturz einer vermeintlich zivilisierten Gesellschaft in
barbarische Gewaltanwendung. Durch die Gesellschaft getragen wurde
damit die systematische Ermordung der Juden und Jüdinnen in
Europa eingeleitet.
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Redebeitrag des AFBLs zur Ladenschluss!-DEMO
(Antinazi-Demo gegen Thor Steinar Laden) am 3.10.07
in Leipzig
Hallo liebe Genossen und Genossinnen, schön,
dass Ihr alle gekommen seid!
Heute ist der 3. Oktober, Tag der deutschen Einheit
und Deutschland feiert sich. Nur ein paar Meter von hier klopfen
sich die friedlichen Revolutionär_innen auf die Schultern und
beglückwünschen sich dazu, dass ihr Mut und ihre Beharrlichkeit
das einig Vaterland herbeigeführt hat.
Für uns ist klar: Es gibt hier nichts zu feiern!
Die NPD in mehreren Landtagen, d.h. an den Geld-Vergabe-Stellen,
rassistische Hetzen auf den Dörfern und eine Normalbevölkerung,
die froh ist, wieder stolz sein zu dürfen auf IHRE Stadt und
IHR Land.
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Frauen im Nationalsozialismus
Dass
auch deutsche Frauen im Nationalsozialismus Täterinnen waren,
wurde von der 2. Frauenbewegung gern verkannt. Stattdessen wurde
die angebliche Friedfertigkeit und Unterdrückung der Frauen
betont. Um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen, hat der AFBL
im Herbst 2003 eine Ausstellung
zum Mädchen-KZ Uckermarck durchgeführt und diverse
Veranstaltungen dazu angeboten. Dazu haben wir folgende Texte verfasst:
"Frauen als Täterinnen
im Nationalsozialismus und die Frauenforschung" und
"ihr seid nicht vergessen!"
zum Mädchen KZ Uckermark sowie einen Artikel zu der Ausgrenzung
und Ermordung „Asozialer“
im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit.
Vortrag zu Frauen im NS
(Stand 2004/05)
Wenn heute von den Verbrechen, die im Nationalsozialismus
begangen wurden, gesprochen wird, werden meist nur Männer in
den Mittelpunkt der Verurteilung gerückt. Frauen hingegen entlässt
man aus ihrer Verantwortung, da sie nur im angeblich unpolitischen
Privaten agiert hätten. Aber nicht nur dass, Frauen werden
als Opfer des Nationalsozialismus begriffen, die egal ob arisch,
jüdisch, oder sonst wie alle unter diesem System gelitten hätten.
Diese Gleichstellung von Täterinnen und Opfern gilt es auf’s
schärfste zu verurteilen.
Warum es meiner Meinung nach so schwer ist, Frauen als Täterinnen
zu begreifen, hat mehrere Gründe:
1. Sicherlich war das NS-Regime ein strikt patriarchales System,
wo arische Frauen zwar gleichwertig waren, jedoch geringe politische
Macht hatten. Dies bedeutet aber auf keinen Fall, dass Frauen nicht
das System unterstützt und mitaufgebaut hätten, denn der
Nationalsozialismus war keine diabolische Diktatur von oben, wo
alle ArierInnen zum Mitmachen gezwungen werden mussten. Es waren
ganz normale BürgerInnen, die absolut einverstanden waren,
dass JüdInnen keine Geschäfte führen durften und
Menschen die von der nationalsozialistischen Norm abwichen weggesperrt
und später ermordet wurden. Frauen wie Männer waren nicht
nur einverstanden, sondern etablierten erst dieses barbarische System.
2. Ein weiterer Grund, der die Sicht auf die Täterschaft von
Frauen versperrt, ist die angebliche Friedfertigkeit und Fürsorglichkeit
von Frauen. Dass dies aber keine angeborenen Eigenschaften von Frauen
sind, zeigt der Nationalsozialismus besonders drastisch. Denn jegliches
Mitgefühl endete an den Grenzen der Volksgemeinschaft. So konnte
jede noch so fürsorgliche und liebevolle Mutter, Schwester
und Ehefrau gleichzeitig eine unglaublich brutale und gefühlskaltes
Folterin und Mörderin von allen Menschen, die nicht in die
Kategorien arisch, Mann, Frau und gesund fielen, sein.
Ein Beispiel dafür ist die KZ-Oberaufseherin Johanna Langefeld,
die deutsche politische Häftlinge verschonte, jüdischen
Häftlingen gegenüber jedoch kein Mitleid empfand und sie
z.T. tagelang ohne Wasser und Essen ließ.
3. Ein dritter Grund ist der androzentrische Blick auf Gesellschaft,
der weibliche Handlungsfelder übersieht. Hausarbeit, Erziehung,
Pflegetätigkeiten etc. werden als harmlos und unpolitisch gedacht,
dabei war gerade das NS-System dadurch gekennzeichnet, dass das
Private politisch war. So dass es keine Handlungen gab, die das
System nicht gestützt und ermöglicht hätten.
4. Die Täterschaft von Frauen zu erkennen bedeutet, den Blick
auf die Lebenswelt des NS zu richten und nicht bei der Betrachtung
und Schuldzuweisung an hervorstechenden Personen wie Hitler, Himmler
Göring stehen zu bleiben. Der Nationalsozialismus war ein alle
Lebensbereiche umfassendes System, an dessen Stabilisierung Frauen
genauso wie Männer beteiligt waren.
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