III. Das Jahr 2000-1 beginnt

Kriegsdrohungen gegen Syrien / Öcalan in Rom
Die Europäisierung der Kurdenfrage
Die Reise von Rom ins "Ungewisse"
Öcalans Auslieferung an die Türkei
Einige Reaktionen aus Deutschland und Europa
Schily zu den Aktionen aus Anlass der Verschleppung Öcalans
Kay Nehm: "PKK keine Terrororganisation"
Der Vorfall in Berlin - die Tatsachen widerlegen Schily
Der Europäische Rat der EU zu den Demonstrationen und zum Öcalan-Prozess"
ERNK: "Aktivitäten im Rahmen der demokratischen Regeln und mit Vernunft entfalten"
Erklärung der deutschen Friedensbewegung
Wie sah es in Kurdistan aus?
Öcalan auf Imrali
Ein weiteres Beispiel der Zusammenarbeit: Schließung von MED-TV
Nach den Parlaments- und Kommunalwahlen: Trotz Repressalien viele Kommunen in den Händen der HADEP
Tribunal gegen Öcalan

Geteiltes Echo
Internationale Reaktionen auf das Urteil
Reaktionen der türkischen und kurdischen Seite
"Diplomatie und Piraterie"


Öcalans Auslieferung an die Türkei

Trotz der seit Beginn der 90er Jahre alljährlich durchgeführten Frühjahrsoffensiven der Armee gelang es dem Staat nie wirklich, die Öffentlichkeit von der These zu überzeugen, den "Terror mit der Wurzel ausgerottet zu haben". Mit der Auslieferung des PKK-Vorsitzenden Öcalan an seine 'Todfeinde' am Ende einer Treibjagd durch 3 Kontinente, an der die USA direkt beteiligt waren, bot sich nun Mitte Februar endlich die Chance, dem ständig verkündeten "Sieg" die Krone aufzusetzen.
Angesichts der tatenlosen Haltung Europas im Zusammenhang mit der arglistigen Verschleppung Öcalans und seiner Auslieferung an die Türkei hat man das Gefühl, dass die Versprechungen der EU und die Entschließungen des Europa-Parlamentes lediglich dazu dienten, die Kurden für eine gewisse Zeit zu beruhigen.
Doch noch ehe Ministerpräsident Ecevit und die führenden Politiker des Landes erfahren hatten, dass Öcalan ihnen auf einem goldenen Tablett serviert wurde, waren die Kurden in allen vier Teilen Kurdistans und auf allen 5 Kontinenten der Erde bereits auf dem Plan. Tausende, Zehntausende, Hunderttausende strömten für den "Top-Terroristen", für den "Babykiller" auf die Straßen. Selbst die Außenministerin der USA konnte mit Hinweis auf die Demonstration in Sulaimaniya (Irakisch-Kurdistan) nicht mehr verhehlen, wie sehr es sie erstaunt habe, dass 50.000 Menschen in einem Gebiet, in dem die USA für Sicherheit sorge, für einen "Terroristen" auf die Straße gingen. Ecevit dagegen hielt es nach einigen Protestaktionen in Istanbul für nötig, sich im Sinne von "entgegen unserer Erwartung ist die Sache doch noch nicht ganz vorbei" zu äußern und mahnte damit an, dass man sich mit dem Siegesgeschrei noch ein wenig zurückhalten solle.