III. Das Jahr 2000-1 beginnt

Kriegsdrohungen gegen Syrien / Öcalan in Rom
Die Europäisierung der Kurdenfrage
Die Reise von Rom ins "Ungewisse"
Öcalans Auslieferung an die Türkei
Einige Reaktionen aus Deutschland und Europa
Schily zu den Aktionen aus Anlass der Verschleppung Öcalans
Kay Nehm: "PKK keine Terrororganisation"
Der Vorfall in Berlin - die Tatsachen widerlegen Schily
Der Europäische Rat der EU zu den Demonstrationen und zum Öcalan-Prozess"
ERNK: "Aktivitäten im Rahmen der demokratischen Regeln und mit Vernunft entfalten"
Erklärung der deutschen Friedensbewegung
Wie sah es in Kurdistan aus?
Öcalan auf Imrali
Ein weiteres Beispiel der Zusammenarbeit: Schließung von MED-TV
Nach den Parlaments- und Kommunalwahlen: Trotz Repressalien viele Kommunen in den Händen der HADEP
Tribunal gegen Öcalan

Geteiltes Echo
Internationale Reaktionen auf das Urteil
Reaktionen der türkischen und kurdischen Seite
"Diplomatie und Piraterie"


Einige Reaktionen aus Deutschland und Europa

Auch in Deutschland und in vielen europäischen Ländern fanden Tag und Nacht Protestaktionen von Kurden aller Couleur in Form von Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen, Besetzungen usw. statt. Hierbei kam es sicherlich in Einzelfällen auch zu gewaltsamen emotionalen Überreaktionen, die bei Teilen der Öffentlichkeit zu einer allerdings ungerechtfertigt pauschalen Verurteilung der Proteste führten.
Noch am 16. Februar 1999, dem Tag der Bekanntgabe der Verschleppung Öcalans in die Türkei, hat der Dialog-Kreis(43) folgendermaßen dazu Stellung bezogen:
"Die arglistige und betrügerische Entführung des PKK-Vorsitzenden Öcalan hat verständlicherweise ebenso große Empörung bei den in Deutschland und EU-Europa lebenden Kurden ausgelöst, wie das verantwortungslose Verhalten der EU-Regierungen und der EU-Präsidentschaft gegenüber dem Kampf der Kurden für die Durchsetzung ihrer Menschenrechte. Entgegen ihren Ankündigungen haben diese keine Initiative zur friedlichen, politischen Lösung des türkisch-kurdischen Konfliktes in der Türkei unternommen: Unterlassene Hilfeleistung zum Frieden ist auch und gerade Bonn angesichts einer ausgestreckten Friedenshand der Kurden vorzuwerfen. (...)
Wir rufen den kurdischen Bürgern und Bürgerinnen zu: Lasst Euch nicht provozieren und zu Gewaltakten hinreißen und provoziert nicht selbst. In dieser Situation ist es für die Gewinnung der Menschenrechte für die Kurden in der Türkei von größter Bedeutung, eine Politik beharrlich fortzusetzen, die auf eine friedliche, politische Lösung abzielt. Die Gegner einer Friedenslösung setzen darauf, Eure Empörung zu nutzen, um Euch zu kriminalisieren und zu "Terroristen" stempeln zu können. Verlasst deshalb nicht die gesetzliche Basis in diesem Lande und werbt mit Eurem berechtigten Anliegen um Partner in der Bevölkerung und den Institutionen. (...)
Niemand möge sich über den Ernst der Situation täuschen und die Signale der fast 70 Selbstverbrennungen von Kurden missverstehen." (44)

(43)Die Arbeit des Dialog-Kreises beruht auf einem Aufruf von etwa 150 wichtigen Personen aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Kunst, Kirchen und Gewerkschaften. In ihrem Appell "Krieg in der Türkei - Die Zeit ist reif für eine politische Lösung" riefen sie 1995 zur Eröffnung eines europäischen Friedensdialogs auf. Aus dieser Initiative ist der Dialog-Kreis hervorgegangen, der sich um die Verwirklichung der Ziele des Appells bemüht. Diese Ziele werden vor allem mit dem Satz charakterisiert: "Freundschaft zur Türkei kann in dieser historischen Situation nur heißen, ihrer großen Gesellschaft aus Türken, Kurden, Armeniern, aus Moslems, Christen und vielen anderen Völkern und Religionen beizustehen, um Gespräche und Verhandlungen für das zukünftige, friedliche Zusammenleben endlich beginnen zu lassen."

(44)Nützliche Nachrichten 1/99