28.
Dezember 2006
AKW
Brunsbüttel: Deutsche Umwelthilfe zieht gegen die Informationsblockade
vor Gericht
Laut einer Pressemitteilung
der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 28.12.06
zieht die DUH gegen die Informationsblockade wg. dem AKW Brunsbüttel
vor Gericht. Die UmweltschützerInnen wollen beim Verwaltungsgericht
Schleswig eine sofortige Herausgabe der
Schwachstellenliste des AKW Brunsbüttel erzwingen. Der zuständigen
Sozialministerin Trauernicht (SPD) in Schleswig-Holstein
wird darin der Eindruck der „Komplizenschaft mit Vattenfall“
vorgeworfen. Die DUH weiter: Die EU-Umweltinformationsrichtlinie
droht ins Leere zu laufen...
"Nach monatelangen
vergeblichen Bemühungen, eine Liste mit 'hunderten
offener Punkte' im Zusammenhang mit der Sicherheit
des umstrittenen Atomkraftwerks Brunsbüttel zu
erhalten, sucht die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) nun
Hilfe beim Verwaltungsgericht Schleswig", so die DUH
in ihrer Pressemitteilung. "Die Richter sollen verfügen, dass
die der DUH vom Kieler Sozialministerium in einem Beschluss von Anfang
November grundsätzlich zugebilligte Einsicht in die so genannte
Schwachstellenliste sofort und nicht erst in mehreren Jahren gewährt
wird. Die Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD)
hatte die von der DUH beantragte 'sofortige Vollziehung'
am 7. Dezember verweigert, obwohl Vattenfall
in dem Verfahren keine
konkreten Geheimhaltungsgründe für die seit
Monaten andauernde Informationsblockade vorgetragen hatte."
Die DUH stellt dazu nachvollziehbar fest: "'Uns bleibt keine andere
Wahl, als die Gerichte zu bemühen, weil die Öffentlichkeit
offensichtlich in einer jahrelangen
Hängepartie bewusst in Unkenntnis über den
wahren Sicherheitszustand des Altreaktors Brunsbüttel gehalten werden
soll', erläuterte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake den Schritt
seiner Organisation. 'Es geht in dieser Auseinandersetzung um die Sicherheit
der Bevölkerung vor den Risiken der Atomenergie, aber es
geht auch darum, ob die EU-Umweltinformationsrichtlinie im
Schulterschluss eines Konzerns [Vattenfall Europe] und
einer Landesministerin [des CDU/SPD-geführten Schleswig-Holstein]
faktisch ausgehebelt
werden darf. Das wollen wir grundsätzlich geklärt haben.'"
"Hintergrund der Auseinandersetzung ist eine inzwischen
fünfeinhalb Jahre zurückliegende, im Atomgesetz
vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung
des umstrittenen Siedewasserreaktors an der Elbe", so die
DUH in ihrer Pressemitteilung weiter. "Im Verlauf der
Untersuchung hatten sich nach dem Eingeständnis der für die Sicherheit
der Atomkraftwerke in Schleswig-Holstein zuständigen Ministerin
Trauernicht hunderte offene Punkte
ergeben haben, die bis
zum heutigen Tag nicht geklärt sind. Seit
Ende August verlangt die DUH die Herausgabe der Liste
und beruft sich dabei auf die EU-Umweltinformationsrichtlinie,
in deren Begründung ausdrücklich festgelegt ist, dass die
Informationen 'so
rasch wie möglich und innerhalb einer angemessenen Frist zugänglich
gemacht' werden müssen."
"Ministerin Trauernicht hatte dem DUH-Antrag Anfang November zwar
grundsätzlich zugestimmt,
sich aber nach einer Klage des
Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall geweigert,
die sofortige Vollziehung
der Aktenherausgabe anzuordnen. Nach ähnlichen Erfahrungen der
Umweltorganisation Greenpeace kann das im Ergebnis eine
jahrelange Verzögerung bedeuten, die sogar
über das vorgesehene Stilllegungsdatum des Brunsbüttel-Reaktors im Jahr
2008/2009 hinausreichen würde", stellt die DUH fest. "'Ministerin
Trauernicht ist verantwortlich dafür, dass Sicherheitsdefizite, von denen
niemand weiß, wie gravierend sie sind, nach mehr als fünf Jahren immer
noch nicht behoben wurden. Das
allein ist ein Skandal. Wenn sie nun die Information
der Öffentlichkeit (weiter) zu verzögern sucht, dann liegt der Verdacht
einer Komplizenschaft mit Vattenfall nahe', sagte Cornelia
Ziehm, die Leiterin Verbraucherschutz und Recht der DUH."
"Die Umweltorganisation [DUH] vermutet, dass die Veröffentlichung
der Sicherheitsdefizite [im AKW Brunsbüttel] über
Jahre hinausgezögert wurde, um Vattenfall
teure Nachrüstinvestitionen vor der bevorstehenden Stilllegung des
Meilers zu ersparen. Dazu passe auch die von leitenden
Mitarbeitern in Brunsbüttel erklärte Bereitschaft, beispielsweise die Sicherheitsleittechnik
des Reaktors dann - und anscheinend nur dann
- umfangreich nachzurüsten, wenn der Staat einer Laufzeitverlängerung
von mindestens etlichen Jahren zustimme.
'Nach solchen Aussagen stellt sich zum wiederholten
Mal die Frage, ob das Versprechen ´Sicherheit
geht vor Wirtschaftlichkeit` in Brunsbüttel noch
gilt. Wir haben immer gesagt, wenn die
Schwachstellenliste so harmlos ist, wie Vattenfall
glauben machen möchte, dann stellt sich Frage, warum aus ihr seit
Monaten ein Staatsgeheimnis
gemacht wird“, sagte Baake. Wenn sich allerdings
herausstelle, dass die Liste 'gravierende Sicherheitsdefizite enthält,
dann steht die Kieler Atomaufsicht im Feuer, weil sie die Probleme
mehr als fünf Jahre lang hat schleifen lassen.'"
Zuständige
Sozialministerin Dr. Trauernicht (SPD) kritisiert Informationspolitik der
Deutschen Umwelthilfe
Die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit,
Familie, Jugend und Senioren) äußert sich in einer Pressemitteilung
vom 28.12.06 zu den erhobenen Vorwürfen der Deutschen
Umwelthilfe (DUH): "Mit scharfer Kritik reagierte
die für Reaktorsicherheit zuständige Sozialministerin Dr.
Gitta Trauernicht auf den heute (28. Dezember) von der
Deutschen Umwelthilfe (DUH) erhobenen Vorwurf, sie habe
in Komplizenschaft mit der Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel
[Vattenfall Europe] Sicherheitsdefizite im Kernkraftwerk über
Jahre nicht beheben lassen, um Vattenfall teure Nachrüstinvestitionen vor
der bevorstehenden Stilllegung des Meilers zu ersparen."
"'Solche Behauptungen sind nicht nur falsch, sondern starker Tobak',
sagte die zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht" im Namen
der CDU/SPD-geführten Landesregierung Schleswig-Holstein in der
Pressemitteilung.
"Fakt ist, dass sich im Rahmen einer für das Kernkraftwerk
Brunsbüttel durchgeführten so genannten Periodischen Sicherheitsüberprüfung
eine Reihe offener Punkte ergeben hat, die - wie bei solchen
Verfahren üblich - abgearbeitet werden. Nach der Begutachtung
durch externe Sachverständige hat sich kein
sicherheitstechnisches Defizit ergeben, das einen sofortigen
Handlungsbedarf auslöst", so die
Bewertung durch das für die 'Reaktorsicherheit' zuständige
Sozialministerium in Kiel. "Überwiegend handelt
es sich bei den offenen Punkten um die Vervollständigung oder
Aktualisierung von Unterlagen und sicherheitstechnischen
Nachweisen. Dies hat das Ministerium in einem offenen
Prozess wiederholt auch gegenüber dem Parlament erläutert. Dies ist auch
der DUH bekannt. 'Es ist völlig inakzeptabel, dass der langjährig im
Bundesumweltministerium für Reaktorsicherheit zuständige Staatssekretär
Rainer Baake in seiner jetzigen Funktion als Geschäftsführer der DUH mit
seinen Behauptungen offenbar wider besseres Wissen die Bevölkerung
verunsichert und eine streng sicherheitsorientiert arbeitende
Reaktoraufsichtsbehörde verunglimpft'", dies behauptet die
Sozialministerin Trauernicht (SPD) in der Pressemitteilung.
"Trauernicht kritisierte zugleich, dass die DUH nicht respektiere,
dass über den von der DUH geltend gemachten Anspruch
auf Überlassung der Liste offener Punkte aus der Sicherheitsüberprüfung
in einem gerichtlichen
Verfahren entschieden werden muss. Das
Ministerium hatte den Auskunftsanspruch grundsätzlich
anerkannt." Die Pressemitteilung des Kieler
Sozialministeriums anschließend: "Eine Herausgabe
ist aber erst möglich, wenn das von der Betreiberin [Vattenfall Europe]
gegen diese Entscheidung angerufene Verwaltungsgericht über die Sache entschieden
hat."
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08.
Dezember 2006
DUH: Mängelliste des AKW Brunsbüttel soll "Staatsgeheimnis"
bleiben
In
einer Pressemitteilung vom 08.12.06 hat die
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) unter dem Titel "Atomkraftwerk
Brunsbüttel: Mängelliste soll 'Staatsgeheimnis' bleiben"
auf den Beschluß des Kieler Sozialministerium,
den
Sofortvollzug zur Herausgabe der Brunsbüttel-Schwachstellenliste
abzulehnen,
reagiert. Die DUH bezeichnet diese Entscheidung einen
"Affront gegen Informationsinteresse der Bevölkerung und
gegen geltendes EU-Recht". - Wir dokumentieren
nachstehend die Pressemitteilung der DUH im vollen
Wortlaut:
« Kieler
Sozialministerin Trauernicht verweigert nach Vattenfall-Klage sofortige
Herausgabe der Schwachstellenliste – Deutsche Umwelthilfe nennt
Entscheidung „Affront gegen Informationsinteresse der Bevölkerung und
gegen geltendes EU-Recht“
Berlin, 8. Dezember 2006:
Mit ihrem gestern veröffentlichten Beschluss, die Entscheidung über die
Herausgabe der so genannten Brunsbüttel-Mängelliste den Gerichten zu
überlassen,
spielt die schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht
(SPD) der fortgesetzten Informationsblockade des Vattenfall-Konzerns in
die Hände. Nach der Entscheidung gegen die sofortige Herausgabe der Liste
mit hunderten „offenen Punkten“, die sich vor mehr als fünf Jahren im
Rahmen einer Sicherheitsüberprüfung des Siedewasserreaktors an der Elbe
ergeben hatten, befürchtet die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) jetzt ein
jahrelanges Verfahren vor den Verwaltungsgerichten.
„Die Entscheidung für die endlose Fortführung der Geheimniskrämerei
ist ein offener Affront gegen die Bevölkerung, die endlich wissen will,
welche Schwachstellen in Brunsbüttel seit fünf Jahren bekannt sind, aber
nie abgestellt wurden. Und sie ist ein Affront gegen geltendes EU-Recht,
das geschaffen wurde, um in genau solchen Fällen zeitnah Transparenz zu
schaffen“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake.
Die EU-Umweltinformationsrichtlinie, auf deren Grundlage die DUH die
Herausgabe der Liste verlangt hatte, „wird völlig entwertet, wenn
zwischen Antragstellung und Entscheidung Jahre vergehen“. Besonders
verwerflich sei, dass Vattenfall nun bereits zum zweiten Mal die bekannten
Mängel des Brunsbüttel-Reaktors gegen das Informationsbegehren von
Umweltschützern abschirme und die Kieler Ministerin dennoch auf die Möglichkeit,
die Herausgabe der Liste für sofort vollziehbar zu erklären, verzichtet.
Trauernicht hatte Anfang November grundsätzlich entschieden, dass die DUH
die Schwachstellenliste erhalten soll und dabei die Argumentation der
Umweltschützer in vollem Umfang bestätigt. Insbesondere hatte die
Ministerin die Behauptung des Energiekonzerns zurückgewiesen, durch die
Herausgabe könnten Betriebsgeheimnisse verletzt werden. Sie hat nun
allerdings der Forderung der DUH, auf die inzwischen erfolgte Klage des
Vattenfall-Konzerns die sofortige Vollziehung ihres Bescheids
anzuordnen, widersprochen.
„Warum Frau Trauernicht nicht bei ihrer noch Anfang November überzeugend
vorgebrachten Argumentation bleibt, ist nicht nachvollziehbar. Die
Kehrtwende gibt deshalb Anlass zu Spekulationen. Die Ministerin
widerspricht zunächst dem Konzern und lässt es ein paar Wochen später
zu, dass die Informationsblockade weitergeht. Leidtragende ist die Öffentlichkeit,
die sich weiter fragt, warum aus einer angeblich harmlosen
Schwachstellenliste seit Monaten ein Staatsgeheimnis gemacht wird“,
erklärte Cornelia Ziehm, die Leiterin Verbraucherschutz und Recht der DUH.
Die DUH erinnerte daran, dass Vattenfall den wegen außergewöhnlicher
Sicherheitsmängel umstrittenen Altreaktor Brunsbüttel über die im
Atomkonsens vereinbarte Laufzeit hinaus betreiben will. Einen
entsprechenden Antrag hat der Konzern für das kommende Jahr angekündigt.
„Es verdichtet sich die Vermutung, dass die Bevölkerung vor der
Entscheidung über eine Laufzeitverlängerung nichts über zusätzliche
Schwachstellen erfahren soll, die bisher nicht öffentlich diskutiert
wurden“, sagte Ziehm.
Besonders ärgerlich sei im Zusammenhang mit der Entscheidung, dass das
Kieler Ministerium in seiner gestrigen Pressemitteilung fehlerhafte
Aussagen über eine angeblich fehlende Rechtsgrundlage für das
Informationsbegehren der DUH verbreite. So ist die Behauptung, das
OVG
Schleswig habe über die Frage der Rechtmäßigkeit des
Informationsbegehrens „noch nicht entschieden“, nachweislich
falsch.
Das OVG hat am 4. April 2006 genau im Sinne der DUH
entschieden. Und das
Kieler Sozialministerium hatte auf diese Entscheidung in seinem eigenen
Beschluss zur Übergabe der Mängelliste an die DUH noch Anfang November
selbst ausdrücklich Bezug genommen. „Die Tatsache, dass das
Ministerium am 7. Dezember nicht mehr weiß, was es am 2. November noch
zur Grundlage seiner Entscheidung gemacht hat, irritiert schon ein
wenig“, bemerkte Ziehm. »
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07.
Dezember 2006
Kieler
Sozialministerium lehnt Sofortvollzug zur Herausgabe der Brunsbüttel-Schwachstellenliste
ab
Vattenfall hat gegen Akteneinsicht wg. AKW Brunsbüttel Klage
eingereicht
Die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit,
Familie, Jugend und Senioren) gibt in einer Pressemitteilung
vom 07.12.06 bekannt, daß der Antrag der
Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) vom 09.11.06
auf "Anordnung des Sofortvollzugs" eines vom Sozialministerium
in Kiel (die in Schleswig-Holstein zuständige Aufsichtsbehörde
für Reaktorsicherheit) am 02.11.06 erteilten Bescheides
zur "Überlassung von Unterlagen aus der Sicherheitsüberprüfung
für das Kernkraftwerk Brunsbüttel" abgelehnt
worden ist.
"Der Antrag der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) vom 9. November
2006 auf Anordnung des Sofortvollzugs eines vom Sozialministerium am 2.
November 2006 erteilten Bescheides zur Überlassung von Unterlagen aus der
Sicherheitsüberprüfung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist abgelehnt
worden. Dies teilte das Sozialministerium heute (7. Dezember) in Kiel
mit."
Das zuständige Sozialministerium in Kiel
teilt darin ferner mit, die Betreiberin des "Kernkraftwerkes
Brunsbüttel (KKB)", Vattenfall Europe, hatte am 01.12.06
"Klage gegen den für die DUH positiven Bescheid der Behörde
[Kieler Sozialministerium] zum Auskunftsersuchen zur Periodischen
Sicherheitsüberprüfung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel" erhoben.
Das Kieler Sozialministerium erläutert seine Entscheidung
mit den Worten: "Da der Klage so genannte
aufschiebende Wirkung zukommt, könnte
das Ministerium der DUH die Unterlagen vor einer
gerichtlichen Entscheidung über die Klage nur überlassen,
wenn der von der Betreiberin [Vattenfall]
mit der Klage angegriffene Bescheid für sofort
vollziehbar erklärt worden wäre."
"Die Betreiberin des Kernkraftwerkes Brunsbüttel (KKB) hatte
zuvor am 1. Dezember 2006 Klage gegen den für die DUH positiven Bescheid
der Behörde zum Auskunftsersuchen zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung
des Kernkraftwerkes Brunsbüttel erhoben. Da der Klage so genannte
aufschiebende Wirkung zukommt, könnte das Ministerium der DUH die
Unterlagen vor einer gerichtlichen Entscheidung über die Klage nur überlassen,
wenn der von der Betreiberin mit der Klage angegriffene Bescheid für
sofort vollziehbar erklärt worden wäre."
Die zuständige Aufsichtsbehörde für Reaktorsicherheit,
das Sozialministerium in Kiel, erklärt dazu weiter: In dem heutigen
Bescheid wurde eine "Interessenabwägung"
vorgenommen, in der sowohl das "Aufschubinteresse
der Betreiberin" [Vattenfall] als auch das "Vollzugsinteresse
der DUH" berücksichtigt werden "mußte".
- "Entscheidend" ist, so das Kieler
Sozialministerium weiter, daß die "Anordnung der
sofortigen Vollziehung Tatsachen schaffen würde, die nicht wieder rückgängig
zu machen" seinen. - "Wäre die sofortige
Vollziehung des Bescheides vom 02.11.06 angeordnet worden
und würde es auf dieser Grundlage zu einer Herausgabe der
beanspruchten Informationen kommen, bevor das
zuständige Verwaltungsgericht über die Klage entschieden
hat, so hätte dies zur Folge, daß der KKB [Vattenfall] Nachteile
und gegebenenfalls Verletzungen ihres grundrechtlich geschützten Rechts
auf informationelle Selbstbestimmung entstünden. Dies wäre im Falle
einer nachträglichen Stattgabe der Hautpsacheklage nicht
zu reparieren.
"Das Sozialministerium teilte hierzu mit, dass im heutigen
Bescheid eine Interessenabwägung vorzunehmen war, in der sowohl das
Aufschubinteresse der Betreiberin als auch das Vollzugsinteresse der DUH
berücksichtigt werden mussten. Entscheidend ist, dass die Anordnung der
sofortigen Vollziehung Tatsachen schaffen würde, die nicht wieder rückgängig
zu machen sind. Wäre die sofortige Vollziehung des Bescheides vom 2.
November 2006 angeordnet worden und würde es auf dieser Grundlage zu
einer Herausgabe der beanspruchten Informationen kommen, bevor das zuständige
Verwaltungsgericht über die Klage entschieden hat, so hätte dies zur
Folge, dass der KKB Nachteile und gegebenenfalls Verletzungen ihres
grundrechtlich geschützten Rechts auf informationelle Selbstbestimmung
entstünden. Dies wäre im Falle einer nachträglichen Stattgabe der
Hautpsacheklage nicht zu reparieren."
Kommentar:
Hätte nicht die DUH, sondern Vattenfall, einen Antrag auf Sofortvollzug
gestellt, so wäre diesem nach den vergangenen zahlreichen
Erfahrungen mit den (atom)industriefreundlichen Behörden- und Gerichtsentscheidungen mit Sicherheit u.a. mit der
Argumentation "überwiegendes öffentliches Interesse" umgehend
stattgegeben worden...
Laut Aussage des Sozialministeriums in Kiel in der Pressemitteilung wird
nun das Verwaltungsgericht Schleswig über die Klage
von Vattenfall Europe gegen den für die DUH "positiven
Bescheid" der Atomaufsichtsbehörde in Kiel zum "Auskunftsersuchen
zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel"
entscheiden.
Das
Kieler Sozialministerium merkt dazu bereits an: Das Verwaltungsgericht
Schleswig
hat in einem "vergleichbaren
Fall entschieden",
daß es "derzeit
für Informationsbegehren der vorliegenden Art an einer Rechtsgrundlage
fehlt".
Dieses Urteil sei aber noch
nicht rechtskräftig:
Demnach hat das Oberverwaltungsgericht
Schleswig
in dem "hiergegen
anhängigen Berufungsverfahren noch nicht entschieden".
Der Ausgang dieses gerichtlichen Verfahrens ist folglich noch offen...
"Aufgrund
der Klage wird nun das Verwaltungsgericht zu entscheiden haben. Das
Verwaltungsgericht Schleswig hat in einem vergleichbaren Fall entschieden,
dass es derzeit für Informationsbegehren der vorliegenden Art an einer
Rechtsgrundlage fehlt. Dieses Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig.
Das OVG Schleswig hat in dem hiergegen anhängigen Berufungsverfahren noch
nicht entschieden. Der Ausgang des gerichtlichen Verfahrens ist
offen."
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29.
November 2006
DUH:
Kieler Atomaufsicht soll Informationsblockade von Vattenfall beenden
Die
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) fordert in ihrer Pressemitteilung
vom 29.11.2006 unter dem Titel "Atomkraftwerk Brunsbüttel:
Kieler Atomaufsicht soll Informationsblockade von Vattenfall beenden".
Im folgenden dokumentieren wir diese Pressemitteilung der DUH im vollen
Wortlaut:
« Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall
will die Herausgabe der Schwachstellenliste seines Reaktors an die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit einer Klage über Jahre blockieren –
Umweltschützer fordern Kieler Ministerin Trauernicht auf, ihren eigenen
Bescheid zur Übergabe der Liste an die DUH unmittelbar nach Eingang der
Klage für „sofort vollziehbar“ zu erklären – Jahrelanges Verfahren
würde „das Informationsinteresse der Bevölkerung ad absurdum führen“
Berlin, 29. November 2006: Die Deutsche
Umwelthilfe e.V. (DUH) will durchsetzen, dass die Kieler
Atomaufsicht die Öffentlichkeit zeitnah über bisher
geheim gehaltene Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Brunsbüttel
informiert. Nachdem der Vattenfall-Konzern gegenüber dem
Berliner Tagesspiegel (heutige Ausgabe) erklärt hat, er werde gegen
die Herausgabe der Schwachstellenliste klagen, müsste die für die
Atomaufsicht zuständige Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD)
dafür unmittelbar nach Eingang der Klage die sofortige Vollziehung
ihres Bescheids vom 2. November anordnen. In der Entscheidung
hatte die Ministerin dem Informationsbegehren der DUH zugestimmt,
jedoch gleichzeitig auf die Möglichkeit einer Klage des Brunsbüttel-Betreibers
Vattenfall hingewiesen. Dieser Fall ist nun mit der Fortsetzung
der Informationsblockade durch Vattenfall eingetreten.
„Es kann nicht sein, dass Vattenfall den Fortgang der Dinge
bestimmt. Die EU-Umweltinformationsrichtlinie, auf deren Basis wir unser
Informationsbegehren vortragen, verlangt in ihrer Begründung ausdrücklich,
dass die Informationen ´so rasch wie möglich und innerhalb einer
angemessenen Frist zugänglich gemacht´ werden müssen“,
sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Vattenfall hatte
seine Klageankündigung erneut mit zu schützenden
„Betriebsgeheimnissen“ begründet, ein Argument, das das Kieler
Ministerium in seinem Bescheid vom 2. November bereits als unbegründet
zurückgewiesen hatte. Außerdem hatte ein Vattenfall-Sprecher laut
Tagesspiegel erklärt, seien die „technischen Sachverhalte so
komplex, dass die Öffentlichkeit diese nicht richtig bewerten“ könne.
Baake: „Ob wir verstehen und bewerten können, was Vattenfall
versteht und bewertet, muss der Konzern schon uns überlassen. Es geht
wohl eher darum, dass der Brunsbüttel-Betreiber fürchtet, die Öffentlichkeit
werde die Schwachstellen in dem Altreaktor möglicherweise anders
bewerten, als er selbst. Wäre die Liste so harmlos wie behauptet, müsste
aus ihr nicht seit Monaten ein Staatsgeheimnis gemacht werden.“
Baake war vor seinem Wechsel zur Deutschen Umwelthilfe insgesamt 15 Jahre
als Staatssekretär in Hessen und im Bund für die Aufsicht über
Atomkraftwerke zuständig.
Er forderte Trauernicht auf, der Informationsblockade von Vattenfall
ein Ende zu bereiten. „Die Ministerin hat die rechtliche Möglichkeit
dazu, sie muss ihren Entscheidungsspielraum nur nutzen. Mit einem
Verzicht auf den ´Sofortvollzug´ würde sie dem AKW-Betreiber in die Hände
spielen.“
Mit der Klage setzt Vattenfall seine bereits seit dem Sommer
praktizierte Verzögerungstaktik fort. Die Leiterin Verbraucherschutz
und Recht bei der DUH, Cornelia Ziehm, wies darauf hin, dass der Konzern
„exakt dieselbe Taktik bereits einmal gegen ein ähnliches
Infomationsbegehren von Umweltschützern eingesetzt“
habe. Nach einer Wasserstoffexplosion im Reaktorraum des
Siedewasserreaktors in Brunsbüttel hatte Greenpeace im Jahr
2002 Akteneinsicht gefordert, die Vattenfall bis heute mit
einem Gang durch die Gerichtsinstanzen erfolgreich verhindert hat. „Wenn
Frau Trauernicht die Schwachstellenliste nicht unmittelbar nach Eingang
der Klage herausgibt, wäre Vattenfall nach demselben Muster erneut
erfolgreich. Der Staat muss aufpassen, dass das verbriefte Recht der
Bevölkerung auf Zugang zu Umweltinformationen nicht ad absurdum geführt
wird – ganz besonders dann wenn es um Daten über eine
Hochrisikotechnologie und möglicherweise gesundheitsrelevante
Informationen geht“, so Ziehm. »
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28.
November 2006
Vattenfall
will gegen Akteneinsicht wg. AKW Brunsbüttel klagen
Von der Nachrichtenagentur
ddp wird am 28.11.06 gemeldet: "Das schleswig-holsteinische
Sozialministerium als für Reaktorsicherheit zuständige
Aufsichtsbehörde will Umweltschützern Akteneinsicht
in Prüfungsunterlagen zum Atomkraftwerk Brunsbüttel
geben. Das geht nach einem Bericht des «Tagesspiegel»
(Mittwochausgabe, [29.11.06]) aus einem Schreiben des Kieler Ministeriums
an die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hervor. Das Ministerium
reagiert damit auf die anhaltende externe Kritik im
Streit um mögliche Sicherheitsmängel des AKW."
Die Nachrichtenagentur dpa meldete nach einem Bericht auf
VERIVOX am 28.11.06 dazu "Im Streit
um mögliche Sicherheitsmängel des Atomkraftwerks Brunsbüttel
(Kreis Dithmarschen) muss die schleswig-holsteinische Aufsichtsbehörde
nach einem Bericht des Berliner "Tagesspiegels"
(Mittwoch-Ausgabe) externen Kritikern Einsicht in ihre Prüfungsunterlagen
gewähren. Das habe das zuständige Sozialministerium in Kiel in einem
Schreiben an die Deutsche Umwelthilfe mitgeteilt."
Vorgeschobene Gründe
des Atomstrom-Konzerns Vattenfall: "Betriebsgeheimnisse"
und "komplexer Sachverhalt"
"Der Stromkonzern
Vattenfall als Betreiber des 1977 in Betrieb genommenen Meilers
an der Unterelbe kündigte dem Bericht zufolge jedoch an, noch in
dieser Woche beim Verwaltungsgericht gegen den Bescheid zu klagen.
In den Akten seien «Betriebsgeheimnisse» genannt, die
das Unternehmen schützen müsse, sagte ein
Vattenfall-Sprecher dem Blatt. Zudem seien die «technischen
Sachverhalte so komplex, dass die Öffentlichkeit diese nicht richtig
bewerten» könne," so die Meldung der
Nachrichtenagentur ddp.
Zitiert wird auf VERIVOX dazu eine Meldung der Nachrichtenagentur
dpa: "Zugleich kündigte der Stromkonzern Vattenfall
als Betreiber des Kraftwerks an der Unterelbe an, noch in dieser
Woche beim Verwaltungsgericht gegen den Bescheid zu klagen. In
den Akten seien 'Betriebsgeheimnisse' genannt,
die das Unternehmen schützen müsse, sagte ein Vattenfall-Sprecher der
Zeitung. Zudem seien die "technischen Sachverhalte so
komplex, dass die Öffentlichkeit diese nicht richtig bewerten"
könne."
Deutsche
Umwelthilfe (DUH) fordert den 'Sofortvollzug' zu dieser Akteneinsicht
"Weil der Streit
vor den Gerichten mehrere Jahre dauern könne" so die Nachrichtenagnzur
ddp", fordert die DUH von Sozialministerin
Gitta Trauernicht (SPD), den Bescheid per «Sofortvollzug» in
Kraft zu setzen. Andernfalls werde das «gesetzlich
verbriefte Recht der Bürger auf Zugang zu Umweltinformationen ad absurdum
geführt», warnte DUH-Rechtsexpertin Cornelia Ziehm. Ein
Sprecher des Ministeriums erklärte, über den Vollzug könne erst
nach Vorliegen der Klage des Betreibers entschieden
werden."
Auf
VERIVOX
wird darüber unter Berufung auf die Nachrichtenagentur
dpa
gemeldet: "Weil der Streit
vor den Gerichten mehrere Jahre dauern könne,
fordert die Umwelthilfe
von der verantwortlichen Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), den
Bescheid per 'Sofortvollzug'
in Kraft
zu setzen. Andernfalls werde das 'gesetzlich
verbriefte Recht der Bürger auf Zugang zu Umweltinformationen ad absurdum
geführt',
warnte die Umwelthilfe-Rechtexpertin Cornelia Ziehm. Ein Sprecher des
Ministeriums erklärte, über den Vollzug
könne erst nach Vorliegen der Klage des Betreibers entschieden
werden."
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13.
November 2006
Sozialministerin Dr. Trauernicht unterstreicht Notwendigkeit der
Abschaltung des Kernkraftwerks Brunsbüttel im Jahre 2009
Die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit,
Familie, Jugend und Senioren) erklärt in einer Pressemitteilung
vom 13.11.06: "Ministerin Dr. Trauernicht
unterstreicht Notwendigkeit der Abschaltung des Kernkraftwerks Brunsbüttel
im Jahre 2009"
"'Das Kernkraftwerk Brunsbüttel muss im
Jahre 2009 entsprechend dem Atomkonsens vom Netz genommen
werden.' Dies unterstrich die in Schleswig-Holstein für Reaktorsicherheit
zuständige Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht im Anschluss
an eine Sitzung mit Fachsprechern der im Sozialausschuss des Landtages
vertretenen Fraktionen am heutigen Tage (13. November) in
Kiel", in der Pressemitteilung. "In dem Gespräch hatte die
Ministerin die Ausschussmitglieder über den Stand der vertieften
Überprüfung der Notstromversorgung des Kernkraftwerks
Brunsbüttel und den Stand der durchgeführten
Periodischen Sicherheitsüberprüfung informiert."
"Die noch nicht abgeschlossene umfangreiche Begutachtung
der Sicherheitsüberprüfung durch die vom
Sozialministerium hinzugezogenen externen Sachverständigen hatte eine
ganze Reihe offener Punkte mit unterschiedlichen Inhalten erbracht",
stellt das zuständige Kieler Sozialministerium demnach fest. "Dabei
handelt es sich insbesondere um die Aktualisierung von
Dokumentationen entsprechend dem heutigen Standard,
das Schließen von Nachweislagen oder die Umsetzung
von sicherheitstechnischen Verbesserungsmaßnahmen. Die Sachverständigen
hatten allerdings keine sicherheitstechnischen Defizite
identifiziert, deren Beseitigung umgehend zu erfolgen hätte
oder die Veranlassung zu einer sofortigen Stilllegung der Anlage
ergäben."
In der Pressemitteilung wird weiter geäußert: "Die zuvor für
die Kernkraftwerke Krümmel und Brokdorf durchgeführten Periodischen
Sicherheitsüberprüfungen hatten demgegenüber weit aus
weniger offene Punkte erbracht. Ministerin Dr. Trauernicht wertet
auch dies als einen Punkt, der die Richtigkeit der im Atomkonsens
verankerten Entscheidung zur baldigen Abschaltung des
Kernkraftwerks Brunsbüttel unterstreicht."
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10.
November 2006
DUH verlangt Sofortvollzug zur Herausgabe der Brunsbüttel-Schwachstellenliste
Die Deutsche Umwelthilfe
e.V. (DUH) verlangt in einer Pressemitteilung
vom 10.11.06 eine "schnelle Herausgabe der Brunsbüttel-Schwachstellenliste".
Die DUH teilt mit: "Gegen Verzögerungsstrategie des
Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall 'auf kaltem Wege' soll
Ministerin Trauernicht den Sofortvollzug ihres Bescheids zur
Herausgabe der Liste an die DUH anordnen - Vattenfall
beabsichtigt anscheinend Klage, obwohl substantiierte
Argumente fehlen - jahrelanges Verfahren würde
dem 'Informationsinteresse der Bevölkerung diametral
entgegenstehen'"
"Nach der grundsätzlichen Entscheidung der Kieler
Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), der Deutschen
Umwelthilfe e. V. (DUH) eine Liste mit Schwachstellen des
Atomkraftwerks Brunsbüttel (KKB) zu übergeben, drängt die
Umweltorganisation nun auf eine rasche Umsetzung des
Bescheids", so die DU in ihrer Pressemitteilung. "Für den
Fall, dass der KKB-Betreiber Vattenfall Europe gegen die
Entscheidung vom 2. November Klage beim Verwaltungsgericht
Schleswig einreicht, fordert die DUH Ministerin Trauernicht heute
in einem Schreiben auf, 'unmittelbar die sofortige Vollziehung des
Bescheids anzuordnen'."
Die DUH begündet ihre Forderung in der Pressemitteilung: "Die
Umwelthilfe befürchtet, dass andernfalls ein mehrere Jahre
dauerndes Hauptsacheverfahren vor den Verwaltungsgerichten
eine zeitnahe Information über Sicherheitsmängel
in dem Siedewasserreaktor verhindert. 'Wir gehen davon aus, dass Vattenfall
gegen den Bescheid klagen will, um seine Linie
der bedingungslosen Informationsblockade trotz des
gegenteiligen Beschlusses der Atomaufsicht auf kaltem Wege
fortsetzen zu können', begründete DUH-Bundesgeschäftsführer
Rainer Baake die Forderung nach einem Sofortvollzug des Bescheids. Nach
der widersprüchlichen Informationspolitik von Vattenfall
in Reaktion auf den schweren Störfall im schwedischen Atomkraftwerk
Forsmark sei das Vertrauen der Bevölkerung in den sicheren
Betrieb des Problemreaktors Brunsbüttel schon jetzt nachhaltig gestört."
"Die DUH hatte auf Grundlage der
EU-Umweltinformationsrichtlinie die Veröffentlichung zahlreicher
'offener Punkte' verlangt, die sich bereits vor Jahren bei
einer so genannten 'periodischen Sicherheitsüberprüfung' (PSÜ)
des Siedewasserreaktors ergeben hatten und die bis heute weder im
Einzelnen bekannt noch geklärt sind. 'Eine weitere Verzögerung
der Veröffentlichung über Jahre würde dem Sinn und
Zweck der EU-Richtlinie, vor allem aber dem Informationsinteresse
der Bevölkerung diametral entgegenstehen',
sagte die Leiterin Verbraucherschutz und Recht der DUH, Cornelia Ziehm. Außerdem
seien seitens des KKB-Betreibers [Vattenfall] außergerichtlich
keinerlei substantiierte Einwände gegen das
Informationsbegehren der DUH geltend gemacht worden. 'Bei einem
Unternehmen, das eine Hochrisikotechnologie betreibt, ist
es mehr als bedenklich, wenn nun Gerichte beschäftigt
werden sollen, um die Herstellung von Transparenz weiter
hinausschieben zu können', so Ziehm weiter."
"Gegen den hinhaltenden, jedoch nicht
inhaltlich begründeten Widerstand des Brunsbüttel-Betreibers
[Vattenfall] hatte die in Kiel zuständige Ministerin Trauernicht
das Informationsbegehren der DUH am 2. November positiv beschieden.
Die Umwelthilfe hatte Vattenfall daraufhin schriftlich
aufgefordert, auf eine Verwaltungsgerichtsklage und damit
eine erneute jahrelange Verzögerung der Aufklärung zu verzichten."
Die DUH stellt dazu fest: "Seither hüllt sich der
Konzern, dessen Mutterunternehmen auch den Havarie-Reaktor im schwedischen
Forsmark betreibt, in Schweigen. Die DUH geht deshalb davon aus, dass eine
Klage gegen den Beschluss vom 2. November vorbereitet wird."
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04.
November 2006
Demonstration in Brunsbüttel
am 04.11.2006
Laufzeitverlängerung verhindern - Brunsbüttel abschalten!
« Über 400 Menschen
folgten am Samstag, dem 04.11., dem Aufruf vieler Umweltverbände,
Anti-Atom- und Friedensinitiativen aus ganz Norddeutschland, die sich in
dem Aktionsbündnis "AKW Brunsbüttel stilllegen - Jetzt"
zusammengeschlossen haben, vor das Tor zum AKW Brunsbüttel in
Schleswig-Holstein.
Das Bündnis fordert die sofortige Stilllegung des Pannen-Reaktors. In der
Ankündigung des Betreibers Vattenfalll auf Laufzeitverlängerung werten
die Initiativen als Provokation, auf die sie mit Protest-aktionen,
Informationsveranstaltungen und einer Demonstration reagieren wollen. In
der "Brunsbütteler Erklärung" kündigt das Bündnis an, es
nicht bei der Forderung nach einer Stilllegung zu belassen, sondern sich
aktiv dafür einzusetzen, dass der Reaktor endlich vom Netz geht.
"Unser NEIN zum weiteren Betrieb des AKW Brunsbüttel wird laut und
öffentlich sein", so Jutta Freybe vom BUND Steinburg. "Wir können
unsere Zukunft nicht den Unternehmensinteressen der Energieriesen überlassen!
Wir machen dieses Spiel nicht länger mit!"
"Jedes Atomkraftwerk stellt ein enormes Sicherheitsrisiko für die
Bevölkerung dar, und dieses Risiko steigt mit dem Alter der Anlage",
sagt Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD. "Vattenfall
hat mehrfach bewiesen, dass der Schutz der Bevölkerung beim Betrieb eines
AKW nicht an erster Stelle steht. Jetzt soll der Pannenreaktor noch länger
betrieben werden und den Atomkonzernen Jahr für Jahr zusätzliche
Millionen in die Taschen spülen. Grund genug, Vattenfall endlich die Rote
Karte zu zeigen und den Stromanbieter zu wechseln."
Eine Woche vor dem angekündigten CASTOR-Transport ins niedersächsische
Gorleben gelang den Initiatoren trotz anhaltendem Regen eine erfolgreiche
Demonstration vor den Toren des AKW Brunsbüttel gegen die weitere
Produktion des für Millionen Jahre strahlenden Mülls.
Untermalt wurde das Programm mit Rednern von X-1000malquer, Gewaltfreie
Aktion Atomwaffen Abschaffen, Robin Wood, des BUND und Initiativen aus dem
Wendland von Musikern der Gruppe Sturm und Wasser, dem Liedermacher Keldi
und der Hamburger Samba-Gruppe "Batang".
»
Weitere Informationen und die "Brunsbütteler Erklärung" unter:
www.akw-brunsbuettel-stilllegen.de
Übernommen von ContrAtom ( http://www.contranetz.de/atom/archiv/061104brunsbuettel/index.htm
)
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04.
November 2006
Vattenfall will gegen Brunsbüttel-Dateneinsicht klagen
In der Brunsbütteler
Zeitung
wird am am Sonnabend, 4. November 2006, berichtet:
"Dateneinsicht:
Vattenfall will klagen
Brunsbüttel (mir) Der Energiekonzern Vattenfall will mit einer Klage
verhindern, dass Umweltschützer Daten aus der Sicherheitsüberprüfung
zum Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) einsehen dürfen.
Das hat Pressesprecher Ivo Benak gestern auf Nachfrage unserer Zeitung
mitgeteilt. „Wir wollen gegen den Beschluss der Atomaufsicht klagen.
Das hat gute Gründe. Die Sicherheitsprüfung beinhaltet zum einen Betriebsgeheimnisse,
zum anderen sicherheitsrelevante Aspekte, die das Schutzkonzept der
Anlage betreffen und aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich
gemacht werden dürfen“, so Banek.
Das
schleswig-holsteinische Sozialministerium hatte am Donnerstag mitgeteilt,
dass die Deutsche Umwelthilfe (DUH) grundsätzlich einen Anspruch auf den
Zugang zu einer Liste mit „offenen Punkten“ habe, die sich aus der
Auswertung der so genannten Periodischen Sicherheitsüberprüfung ergeben
hatten. Die DUH begrüßt die Entscheidung des Ministeriums und forderte
den KKB-Betreiber Vattenfall gestern laut Pressemitteilung auf, „den
Bescheid der Atomaufsicht zu akzeptieren und die monatelange Geheimniskrämerei
aufzugeben“. Die Grünen verlangten erneut, dass die zuständigen
Landes- und Bundesbehörden die Zuverlässigkeit des Vattenfall-
Managements überprüfen sollen." |
03.
November 2006
Etappensieg
für Deutsche Umwelthilfe im Streit um Brunsbüttel-Schwachstellenliste
In einer Pressemitteilung
vom 03.11.06 "begrüßt" die Deutsche Umwelthilfe e.V.
"die Entscheidung der Kieler Landesregierung zur Aushändigung
der Schwachstellenliste des AKW Brunsbüttel und fordert Betreiber
Vattenfall auf, den „Bescheid der Atomaufsicht zu akzeptieren und
seine monatelange Geheimniskrämerei aufzugeben“ - Mit Klage vor dem
Verwaltungsgericht kann Vattenfall die Veröffentlichung weiter verzögern
.
"
"Nach der Entscheidung der Kieler
Landesregierung, der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) die Brunsbüttel-Schwachstellenliste
zu übergeben, hat die Umweltorganisation den Betreiber [Vattenfall]
des Problemreaktors aufgefordert, auf eine Klage gegen den Bescheid vor
dem schleswig-holsteinischen Verwaltungsgericht zu verzichten. 'Akzeptieren
Sie den eindeutigen Bescheid der Atomaufsicht, machen Sie endlich Schluss
mit der Geheimniskrämerei', sagte DUH-Bundesgeschäftsführer
Rainer Baake. Vattenfall nähre 'mit seinem Verhalten seit Monaten
Zweifel am sicherheitsgerichteten Handeln des Unternehmens'.
Dieser Eindruck sei einzig durch die sofortige Aufgabe der bisher
verfolgten Blockadestrategie im Zusammenhang mit der Veröffentlichung
zahlreicher 'offener Punkte' zu beheben, die sich bereits vor
Jahren bei der so genannten 'periodischen Sicherheitsüberprüfung'
(PSÜ) des Siedewasserreaktors ergeben hatten und deren
Sicherheitsrelevanz bis heute nicht geklärt sei.
Die Umwelthilfe hatte das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige
Kieler Sozialministerium erstmals Ende August auf Grundlage der EU-Umweltinformationsrichtlinie
zur Herausgabe der Schwachstellenliste des umstrittenen
Atomkraftwerks aufgefordert. Dem hatte sich Vattenfall Europe -
gemeinsam mit dem E.ON-Konzern Brunsbüttel-Eigentümer - als
Betreiber des Reaktors von Anfang an mit fragwürdigen juristischen
Argumenten widersetzt. Zuletzt hatte das Unternehmen auch gegenüber
der DUH schriftlich erklärt, es gebe für das Informationsbegehren der
DUH keine Rechtsgrundlage. Dieser Argumentation hat die Kieler
Atomaufsicht nun mit ihrem gestern veröffentlichten Bescheid in allen
Punkten widersprochen. 'Wir sind froh, dass die
Sozialministerin Gitta Trauernicht nun - wenn auch mit Verspätung -
unserer Rechtsauffassung auf ganzer Linie gefolgt ist', sagte
Cornelia Ziehm, die Leiterin Verbraucherschutz und Recht bei der DUH.
Vattenfall müsse einsehen, dass 'dem Unternehmen ab sofort jede
weitere Verzögerung bei der Herausgabe der Liste allein angelastet wird.'
Insofern hoffe die DUH, dass die Öffentlichkeit bezüglich der unbestrittenen
Sicherheitsdefizite des Siedewasserreaktors an der Elbe bald mehr
Klarheit erhalte.
Für den morgigen Samstag, 13:00 Uhr, rufen Atomkraftgegner zu einer
Demonstration am Atomkraftwerk Brunsbüttel auf. Sie fordern die
Stilllegung des Problemreaktors."
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02.
November 2006
Deutsche Umwelthilfe darf nach
Ansicht der zuständigen Atomaufsicht in Kiel Daten des AKW Brunsbüttel
einsehen
"Die Deutsche Umwelthilfe e.V.
(DUH) hat grundsätzlich einen Anspruch
auf Zugang zu den bei der Reaktorsicherheitsbehörde
angeforderten Informationen über eine so genannte Liste
offener Punkte der für das Kernkraftwerk Brunsbüttel
durchgeführten Periodischen Sicherheitsüberprüfung", stellt
die Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für
Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) in einer
Pressemitteilung vom 02.11.06 fest. "Diese Entscheidung
sei am 2. November der Deutschen Umwelthilfe e.V.
und der davon betroffenen Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel [Vattenfall
Europe] mitgeteilt worden, erklärte die Aufsichtsbehörde in
Kiel."
Das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige
Sozialministerium in Kiel über die Entscheidung: "Über den von der
DUH reklamierten Rechtsanspruch auf Überlassung musste
in einem Verfahren unter Wahrung aller davon betroffenen
Rechtspositionen entschieden werden. Es war deshalb erforderlich,
die Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel [ Vattenfall
Europe] zu beteiligen und ihr rechtliches Gehör zu geben."
Nach Darstellung des Sozialministeriums in Kiel hat sich Vattenfall
Europe "nachdrücklich gegen die Weitergabe der angeforderten
Unterlagen aus der Periodischen Sicherheitsüberprüfung" gewehrt
und eine "Reihe von Einwenden erhoben". Das
Kieler Sozialministerium dazu wörtlich: "In diesem Rahmen hat sich
die Kernkraftwerksbetreiberin nachdrücklich gegen die Weitergabe
der angeforderten Unterlagen aus der Periodischen
Sicherheitsüberprüfung gewandt und eine Reihe
von Einwänden erhoben. Das [Sozial-]Ministerium
hat diese Einwände zurück gewiesen und die Herausgabe
der Unterlagen nach Eintritt der Bestandskraft des
Bescheides angekündigt."
Die von der DUH angeforderte Liste
offener Punkte der für das AKW Brunsbüttel durchgeführten
Periodischen Sicherheitsüberprüfung wird von der zuständigen
Atomaufsichtsbehörde in Kiel jedoch (noch?) nicht
weitergeleitet! - Nach dessen Aussage in der
Pressemitteilung kann die Zusendung erst erfolgen,
wenn der heute (02.11.06) erteilte Bescheid "bestandskräftig"
geworden ist: Dies ist der Fall, wenn innerhalb einer
Frist von einem Monat die gemeinsamen Betreiber des
AKW Brunsbüttel, Vattenfall Europe und E.ON Kernkraft, keine
Klage gegen die Entscheidung des Sozialministeriums in
Kiel erheben, bzw. im Falle einer Klage ein entsprechendes
Gerichtsverfahren beendet ist.
Das Sozialministerium in Kiel formuliert dies mit den Worten: "Tatsächlich
kann die angeforderte Liste erst dann übersandt werden, wenn der heutige
Bescheid bestandskräftig geworden ist. Diese Folge tritt ein, wenn während
der einmonatigen Rechtsbehelfsfrist keine Klage gegen die Entscheidung des
Sozialministeriums erhoben wird oder aber im Falle einer Klageerhebung ein
entsprechendes Gerichtsverfahren beendet ist."
Die zuständige Sozial-"Ministerin Dr. Gitta Trauernicht kritisierte
die Informationspolitik des Vattenfall-Konzerns und hatte in den vergangenen
Monaten wiederholt zu mehr Transparenz aufgefordert.
Schließlich hatte der Konzern auch der Weitergabe
der von der DUH angeforderten Informationen zum Forsmark-Störfall
zugestimmt", so das Sozialministerium in Kiel in der
Pressemitteilung weiter.
Das Sozialministerium in Kiel erklärt den Begriff "Periodische
Sicherheitsüberprüfungen" in der Pressemitteilung: "Periodische
Sicherheitsüberprüfungen sind im Jahre 2002 im
Atomgesetz festgeschrieben worden, sie müssen im 10-Jahresrhythmus
durchgeführt werden. Im Gegensatz zum kontinuierlichen
Aufsichtsverfahren, bei dem die Prüfung des Zustandes
der Anlage und ihrer Betriebsweise auf Übereinstimmung
mit den Bestimmungen der Genehmigungsbescheide und Regelwerke
im Vordergrund stehen, ist Ziel einer Periodischen Sicherheitsüberprüfung
die ganzheitliche Betrachtung. Hier wird eine systematische
sicherheitstechnische Beurteilung der jeweiligen Anlage
auf der Basis des Sicherheitskonzepts unter Spiegelung
des fortschreitenden Standes von Wissenschaft und Technik
vorgenommen."
In der Pressemitteilung teilt das Sozialministerium in Kiel abschließend
mit: "Die noch nicht abgeschlossene umfangreiche Begutachtung
durch die vom Sozialministerium hinzugezogenen externen Sachverständigen
hat, wie das im Rahmen von ganzheitlichen Periodischen Sicherheitsüberprüfungen
üblich ist, eine ganze Reihe offener Punkte mit unterschiedlichen
Inhalten erbracht. Dabei handelt es sich insbesondere
um die Aktualisierung von Dokumentationen
entsprechend dem heute gültigen Standard, das Schließen
von Nachweislagen oder die Umsetzung von
sicherheitstechnischen Verbesserungsmaßnahmen."
Von Vattenfall
Europe oder von E.ON Kernkraft liegt bislang
keine Pressemitteilung oder Stellungnahme zu der heutigen Entscheidung des
Kieler Sozialministeriums vor.
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26.
Oktober 2006
BUND: Vattenfall und E.ON verdecken seit Jahren Sicherheitsmängel im AKW
Brunsbüttel
"Das AKW Brunsbüttel
stellt ein nicht kontrollierbares Sicherheitsrisiko für
die Menschen in Norddeutschland dar. 'Offene Punkte' der Sicherheitsleittechnik
werden von den Betreibern [Vattenfall]
seit Jahren unter Verschluss gehalten. Ein breites Bündnis
aus Umweltverbänden, Anti-Atom-Initiativen und Friedensgruppen fordert
das Sozialministerium auf, den Betreibern die Betriebserlaubnis zu
entziehen. Die nach dem Atomgesetz zwingend vorgeschriebene Zuverlässigkeit
des Betreibers sei wegen der offenen Fragen zurzeit
nicht mehr gegeben", so die Presseerklärung des
BUND vom 26.10.06 in dem Statement einleitend.
"Die Sicherheitsleittechnik und das Notstromsystem
in Brunsbüttel entsprechen nach Meinung fast aller Experten nicht
annähernd dem Stand von Wissenschaft und Technik: So ist das
Notstromsystem unterdimensioniert und gegen Störfälle
wie in Forsmark wenig robust ausgelegt", so
die Presseerklärung des BUND weiter. "Die Tatsache, dass fünf
Jahre nach einer periodischen Sicherheitsüberprüfung immer noch
eine offenbar lange Liste offener Punkte existiert, die
auf diese Überprüfung zurückgeht, wirft grundsätzliche Fragen
zur Wirksamkeit der Atomaufsicht auf. Die Deutsche Umwelthilfe e.
V. (DUH) hat im August ein Informationsbegehren zu der Liste
offener Punkte an die Kieler Atomaufsicht gerichtet. Vattenfall
und E.on haben dies verweigert."
"'Wenn in dieser Liste mit offenen Punkten nichts
Beunruhigendes verzeichnet ist, ist das Vorgehen von
Vattenfall und E.on unverständlich. Wenn die offenen
Punkte jedoch auf ernsthafte Sicherheitsdefizite verweisen, wäre
allein die seit ihrer Erstellung verstrichene Zeit ein dramatisches
Zeichen für das Versagen des Betreibers und der Atomaufsicht',
so Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Öffentlichkeit der Deutschen
Umwelthilfe e. V. (DUH)" laut der BUND-Presseerklärung.
"Das neu gegründete Bündnis 'AKW Brunsbüttel stilllegen -
Jetzt!' will sich mit vielseitigen Protestaktionen für
eine sofortige Stilllegung einsetzen. 'Unser Nein zum
weiteren Betrieb des AKW Brunsbüttel wird laut und öffentlich sein',
so Jutta Freybe vom BUND Steinburg. 'Für den 4. November ruft das
Bündnis zu einer Demonstration vor dem AKW Brunsbüttel auf.',
so der Text in der BUND-Mitteilung weiter.
"Bei normalem Betrieb müsste das AKW Brunsbüttel
entsprechend den Regelungen des Atomausstiegsgesetzes im Jahr
2009 vom Netz genommen werden. Vattenfall und
E.on haben in den vergangenen Monaten jedoch mehrfach
angekündigt, beim Bundesumweltministerium einen Antrag
auf Strommengenübertragung und damit eine Betriebsverlängerung
beantragen zu wollen. 'Die Ankündigung, das AKW Brunsbüttel
länger betreiben zu wollen, bedeutet faktisch die Aufkündigung
der Atomkonsensvereinbarung und die Kriegserklärung
einiger Strommonopolisten an die Gesellschaft', so Hans-Jörg Lüth,
Geschäftsführer des BUND Schleswig-Holstein."
"Das AKW Brunsbüttel musste nach einer
Reihe von Pannen und Störfällen in der Vergangenheit so häufig
wie kein anderer Reaktor in Deutschland vom Netz genommen
werden", so die BUND-Mitteilung weiter. 'Jeder weitere
Tag ist ein Tag zuviel und bedeutet ein zu großes Risiko für die
Menschen, die im Umfeld des Pannenreaktors leben', warnt Jochen
Stay von X-tausendmal quer. 'Deshalb ist es an der Zeit, wieder
gegen Atomkraft auf die Straße zu gehen.' Unmittelbar nach dem ersten
Antrag auf Betriebsverlängerung des AKW Biblis A hatte sich ein
Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen" aus neun
Umweltorganisationen, Verbraucherverbänden und Anti-Atomkraft-Initiativen
gebildet, das seither den Umstieg von privaten Haushalten, Gewerbe und
Unternehmen auf Ökostromhändler propagiert."
"Das Aktionsbündnis 'AKW Brunsbüttel stilllegen -
jetzt!' ruft zur Demonstration am 4. November 2006 in Brunsbüttel
auf!", so der Wortlaut in der BUND-Presseerklärung abschließend.
Landesregierung Schleswig-Holstein:
Kieler Sozialministerium weist Forderung von Umweltverbänden nach
sofortiger Stillegung des Kernkraftwerks Brunsbüttel zurück - Vattenfall
verweigert die Weitergabe der angeforderten Unterlagen aus der
Periodischen Sicherheitsüberprüfung
In einer Pressemitteilung vom 26.10.06
hat die CDU/SPD geführte Landesregierung
Schleswig-Holstein, namentlich das zuständige Sozialministerium
in Kiel, die "Forderung von Umweltverbänden nach sofortiger
Stilllegung des Kernkraftwerks Brunsbüttel zurück gewiesen".
"'Die für das Kernkraftwerk Brunsbüttel durchgeführte
so genannte Periodische Sicherheitsüberprüfung hat keine
sicherheitstechnischen Defizite ergeben, deren Beseitigung
umgehend zu erfolgen hätte oder die eine sofortige
Stilllegung des Kernkraftwerks erforderlich machten.' Dies erklärte
die für Reaktorsicherheit zuständige Sozialministerin Dr. Gitta
Trauernicht anlässlich der von mehreren Umweltverbänden heute (26.
Oktober) in einer Pressekonferenz erhobenen Forderung nach einer
sofortigen Stilllegung des Kernkraftwerks Brunsbüttel."
In der Pressemitteilung betonte die Sozialministerin, daß "sie hierüber
auch das Parlament und in öffentlichen Sitzungen den zuständigen
Sozialausschuss informiert habe. Entsprechend sei auch der Umweltausschuss
des Bundestages in einer Sitzung Anfang September 2006 über diesen Stand
informiert worden."
In der Pressemitteilung läßt die Landesregierung Schleswig-Holstein
weiter verlauten: 'Es gibt auch keine Liste mit zahlreichen
Nachrüstungsforderungen für das Kernkraftwerk Brunsbüttel',
erklärte Trauernicht. Richtig sei vielmehr, dass für
das Kernkraftwerk Brunsbüttel - wie bei anderen
Kernkraftwerken auch üblich - eine Periodische Sicherheitsüberprüfung
vorgenommen worden sei. Solche Überprüfungen
seien im Jahre 2002 im Atomgesetz festgeschrieben
worden und müssten im 10-Jahresrhythmus durchgeführt
werden. Ziel dieser Periodischen Sicherheitsüberprüfung sei, damit neben
der kontinuierlichen Beaufsichtigung eine ganzheitliche
und systematische sicherheitstechnische Beurteilung der
jeweiligen Anlage auf der Basis des Sicherheitskonzepts unter
Spiegelung des fortschreitenden Standes von Wissenschaft und Technik
vorzunehmen."
"Die noch nicht abgeschlossene umfangreiche Begutachtung
durch die vom Sozialministerium hinzugezogenen externen Sachverständigen
habe, wie das im Rahmen von ganzheitlichen Periodischen
Sicherheitsüberprüfungen üblich sei, eine ganze Reihe
offener Punkte mit unterschiedlichen Inhalten erbracht", räumt
das Sozialministerium in Kiel als atomrechtliche Aufsichtsbehörde ein, um
gleichzeitig die eigene Aussage zu relativieren: "Dabei handele
es sich insbesondere um die Aktualisierung von Dokumentationen
entsprechend dem heute gültigen Standard, das Schließen
von Nachweislagen oder die Umsetzung von
sicherheitstechnischen Verbesserungsmaßnahmen."
"Zu der erneuten Forderung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nach Übersendung
der Liste aller offenen Punkte aus der Sicherheitsüberprüfung teilte
Trauernicht" in der Pressemitteilung im Namen Landesregierung
Schleswig-Holstein mit: 'Ich habe grundsätzlich keine Bedenken, die
angeforderten Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Über den von
der DUH reklamierten Rechtsanspruch auf Überlassung muss aber in einem
rechtsstaatlich einwandfreien Verfahren unter Wahrung aller davon
betroffenen Rechtspositionen entschieden werden.'" Die
Landesregierung Schleswig-Holstein dazu wörtlich weiter: "Es
sei deshalb erforderlich gewesen, die Betreiberin
[Vattenfall] des Kernkraftwerks Brunsbüttel zu beteiligen und
ihr rechtliches Gehör zu geben. Die Betreiberin
[Vattenfall] habe sich mit einer gestern (25. Oktober) hier
eingegangenen Stellungnahme nachdrücklich gegen die Weitergabe der
angeforderten Unterlagen aus der Periodischen Sicherheitsüberprüfung
gewandt und eine Reihe von Einwänden erhoben.
Trauernicht bedauert dies und forderte Vattenfall zu mehr
Transparenz beziehungsweise offener Informationspolitik auf.
Schließlich hatte der Konzern auch der Weitergabe der von der DUH
angeforderten Informationen zum Forsmark-Störfall zugestimmt. Das
Ministerium werde zügig unter Berücksichtigung der widerstreitenden
Interessen abschließend darüber entscheiden, wie mit der Weitergabe
der jetzt angeforderten Liste offener Punkte zu verfahren
ist", so die zuständige Atomaufsichtsbehörde in Kiel abschließend.
VERIVOX: Atomgegner wollen Bewegung
neu mobilisieren - Protest in Brunsbüttel
Nach einem Bericht auf VERIVOX vom
26.10.06, wo eine dpa-Meldung zitiert wird, "wollen die deutschen
Atomkraftgegner mit Protesten gegen den umstrittenen Meiler Brunsbüttel
auch ihrer Bewegung neuen Schwung verleihen. Der Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderten am
Donnerstag [26.10.06] Schleswig-Holstein erneut auf, dem Reaktor
im Kreis Dithmarschen wegen Mängel am Notstromsystem die
Betriebserlaubnis zu entziehen."
Der Bericht auf VERIVOX weiter: 'Die Betreiber haben die Öffentlichkeit
mehrmals belogen', sagte der schleswig-holsteinische BUND-Geschäftsführer
Hans-Jörg Lüth. Zum 4. November ruft ein neues Aktionsbündnis
von mehreren Verbänden bundesweit zum Protest vor der
Reaktoranlage in Brunsbüttel auf, teilten die Umweltschützer in
Kiel mit. Der Druck der Öffentlichkeit habe wegen des geplanten
Atomausstiegs nachgelassen. Nun werde klar, dass die Konzerne versuchten, unauffällig
Laufzeiten zu verlängern."
"Der Siedewasserreaktor [in Brunsbüttel] mit rund 800 Megawatt
Leistung war zuletzt nach einem Störfall im schwedischen Meiler
Forsmark in die Diskussion geraten. Dabei geht es darum, ob die Notstromversorgung
sicher ist. Gemäß Ausstiegsbeschluss bleibt das AKW nur noch
bis 2009 am Netz. Die Betreiber E.ON und Vattenfall wollen aber
eine längere Laufzeit", so VERIVOX weiter.
"Das als Aufsichtsbehörde zuständige Kieler
Sozialministerium wies die Forderung nach sofortiger
Stilllegung des Reaktors zurück. 'Die für das Kernkraftwerk
Brunsbüttel durchgeführte so genannte Periodische
Sicherheitsüberprüfung hat keine sicherheitstechnischen
Defizite ergeben, deren Beseitigung umgehend zu erfolgen
hätte oder die eine sofortige Stilllegung des Kernkraftwerks
erforderlich machten', sagte Sozialministerin Gitta Trauernicht"
laut VERIVOX. "'Es gibt auch keine Liste mit zahlreichen
Nachrüstungsforderungen für das Kernkraftwerk Brunsbüttel',
dementierte die SPD-Politikerin zugleich. Die Umweltverbände vermuten
hinter einer Liste mit 'offenen Punkten' aus
einer Sicherheitskontrolle die Zusammenstellung von Mängeln. Sie
fordern die Veröffentlichung; die Betreiber wollen dies
verhindern."
Die für die atomrechtliche Aufsichtsbehörde in Schleswig-Holstein zuständige
"Trauernicht führte aus, es gehe bei der Liste 'insbesondere
um die Aktualisierung von Dokumentationen entsprechend dem heute
gültigen Standard, das Schließen von Nachweislagen
oder die Umsetzung von sicherheitstechnischen Verbesserungsmaßnahmen'.
Über Veröffentlichung müsse ein 'rechtsstaatlich einwandfreies
Verfahren' entscheiden. Bis zum 13. November hat das
Ministerium eine Stellungnahme angekündigt."
Laut VERIVOX sagte "DUH-Sprecher Gerd Rosenkranz": 'Wir
halten Brunsbüttel für eines der unsichersten Kernkraftwerke in
Deutschland, weil es die meisten und die gravierendsten Störfälle hat.'
Während es in den vergangenen Jahren angesichts des Ausstiegsbeschlusses
immer schwerer gefallen sei, Bürger gegen die Atomkraft zu mobilisieren,
drehe nun die Stimmung, sagte Lüth. 14 Verbände hätten sich bereits der
Aktion 'Atomausstieg selber machen' angeschlossen, bei der Verbraucher auf
Öko-Strom umsteigen. 'Das ist das größte Bündnis seit Tschernobyl.'
Solche Aktionen hätten mehr Erfolg als klassische Demonstrationen."
Von Vattenfall oder von E.ON
Kernkraft liegt keine Pressemitteilung zu den berechtigten
Vorwürfen gegen das AKW Brunsbüttel vor....
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17.
Oktober 2006
Neues
Aktionsbündnis mobilisiert für die Stillegung des AKW Brunsbüttel
Demonstration
an der Zufahrt zum AKW Brunsbüttel am 04.11.2006 um 13:00 Uhr!
- Busse
aus Hamburg zur Demo vorm AKW Brunsbüttel am 04.11.06:
Abfahrt ist Samstag, 04.11.2006, 11:00 Uhr (bitte pünktlich sein) am
Hamburger Hauptbahnhof (Kirchenallee)
Rückreise spätestens 16:30 Uhr.
Ankunft in Hamburg dann gegen 18 Uhr.
- weitere Infos dazu unter http://x1000hamburg.de/Bus
Pressemitteilung
des Bündnisses "AKW Brunsbüttel stilllegen - Jetzt"
17.
Oktober 2006
Neues Aktionsbündnis
mobilisiert für die Stilllegung des AKW Brunsbüttel
Demonstration vor
den Toren des AKW am 4. November
Umweltverbände,
Anti-Atom- und Friedensinitiativen aus ganz Norddeutschland haben sich
in dem Aktionsbündnis „AKW Brunsbüttel stilllegen – Jetzt“
zusammengeschlossen. Das Bündnis fordert die sofortige Stilllegung des
Pannen-Reaktors und ruft für den 4. November zu einer Demonstration vor
dem Atomkraftwerk Brunsbüttel auf.
Im Atomkonsens zwischen
der Bundesregierung und den Energiekonzernen war 2002 vereinbart worden,
den zweitältesten Reaktor Brunsbüttel im Jahr 2009 vom Netz zu nehmen.
Die Betreiber - Vattenfall und E.ON - hatten in den vergangenen Monaten
jedoch mehrfach angekündigt, die Atomanlage länger betreiben zu
wollen. Die Umweltverbände und Initiativen sehen in dieser Ankündigung
eine Provokation, auf die sie mit Protestaktionen,
Informationsveranstaltungen und einer Demonstration reagieren wollen. In
der „Brunsbütteler Erklärung“ kündigt das Bündnis an, es nicht
bei der Forderung nach einer Stilllegung zu belassen, sondern sich aktiv
dafür einzusetzen, dass der Reaktor endlich vom Netz geht.
„Unser NEIN zum
weiteren Betrieb des AKW Brunsbüttel wird laut und öffentlich sein“,
so Jutta Freybe vom BUND Steinburg. „Wir können unsere Zukunft
nicht den Unternehmensinteressen der Energieriesen überlassen! Wir
machen dieses Spiel nicht länger mit!“
Das AKW Brunsbüttel
musste nach einer Reihe von Pannen und Störfällen in der Vergangenheit
so häufig wie kein anderer Reaktor in Deutschland vom Netz genommen
werden. Eine Wasserstoffexplosion in unmittelbarer Nähe zum Reaktorkern
hätte im Jahr 2001 fast zu einer Katastrophe geführt. Zuletzt brachte
ein schwerer Störfall im ebenfalls von Vattenfall betriebenen
schwedischen AKW Forsmark Brunsbüttel im Juli dieses Jahres erneut in
die Schlagzeilen. Das Bundesumweltministerium hatte die Betreiber aller
AKWs um eine Stellungnahme gebeten, ob ein ähnlicher Störfall wie in
Schweden auch in Deutschland vorkommen könne. Vattenfall hatte zunächst
behauptet, dass dies nicht möglich sei. Erst auf Druck der Öffentlichkeit
gestand der Betreiber ein, dass die Notstromversorgung der Reaktoren
Brunsbüttel und Forsmark in wesentlichen Teilen baugleich sind. Nach
Wochen langem Hickhack mit der Atomaufsicht hat Vattenfall zwar eine
„Nachbesserung“ der Notstromversorgung angekündigt, die wesentliche
Defizite der sicherheitsrelevanten Anlagenteile sollen jedoch nicht
beseitigt werden.
„Jedes
Atomkraftwerk stellt ein enormes Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung
dar, und dieses Risiko steigt mit dem Alter der Anlage“, sagt
Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD. „Vattenfall hat
mehrfach bewiesen, dass der Schutz der Bevölkerung beim Betrieb eines
AKW nicht an erster Stelle steht. Jetzt soll der Pannenreaktor noch länger
betrieben werden und den Atomkonzernen Jahr für Jahr zusätzliche
Millionen in die Taschen spülen. Grund genug, Vattenfall endlich die
Rote Karte zu zeigen und den Stromanbieter zu wechseln.“
Eine Woche vor dem
angekündigten CASTOR-Transport ins niedersächsische Gorleben wollen
die nord-deutschen Anti-Atom-Gruppen vor den Toren des AKW Brunsbüttel
gegen die weitere Produktion des für Millionen Jahre strahlenden Mülls
demonstrieren. Zeitgleich rufen AKW-GegenerInnen in Hessen zu einer
Demonstration vor dem AKW Biblis auf. Der Betreiber RWE hat für den
maroden Reaktor Biblis A bereits im September eine Laufzeitverlängerung
beantragt.
Das
Aktionsbündnis „AKW Brunsbüttel stilllegen – jetzt“ wurde von
folgenden Gruppen initiiert:
.ausgestrahlt,
Aktionskreis Stilllegen Sofort (AKS) Brunsbüttel, Basisgemeinde
Wulfshagenerhütten, BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg,
BUND-Kreisgruppe Steinburg, BUND Landesverband S-H, contrAtom,
Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen(GAAA), Graswurzelgruppe Kiel,
ROBIN WOOD, Systemoppositionelle Atomkraft Nein Danke (SAND) Gruppe
Hamburg , X-tausendmal quer
Für Rückfragen:
Bettina Dannheim, Energiereferentin ROBIN WOOD, Tel.: 040 / 380
892 21, energie@robinwood.de
Jutta Freybe, BUND Steinburg, bund.steinburg@bund.net
Weitere Informationen
und Bestellmöglichkeiten für Plakate, Flyer und die "Brunsbütteler
Erklärung" unter: www.akw-brunsbuettel-stilllegen.de |
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13.
Oktober 2006
Deutsche Umwelthilfe fordert von
Vattenfall Auskunft über Sicherheitsdefizite im AKW Brunsbüttel
In einer Pressemitteilung vom 13.10.06
hat die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) von Vattenfall
Auskunft über Sicherheitsdefizite im AKW Brunsbüttel
gefordert. - Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall gibt sich nach
außen "gesprächsbereit", "verhindert
aber weiter die Veröffentlichung einer Liste mit seit Jahren offenen Punkten
aus der Sicherheitsüberprüfung des Problemreaktors an der Elbe".
"Die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH hat der Deutschen
Umwelthilfe ein Gespräch zur Klärung von Sicherheitsfragen in
Brunsbüttel angeboten, verweigert aber noch
immer die Veröffentlichung einer Liste mit seit Jahren offenen Punkten aus der
Sicherheitsüberprüfung des Reaktors", so die Deutsche
Umwelthilfe e.V. in ihrer Pressemitteilung .
Die DUH weiter: "In einem Schreiben an den Geschäftsführer der
Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH, Bruno Thomauske, bedankt sich
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake für das Gesprächsangebot. Voraussetzung
für die Aufnahme eines Dialogs sei jedoch, dass das Unternehmen
'nicht länger den Zugang zu den bei der Atomaufsicht vorliegenden Erkenntnissen
über offene Sicherheitsfragen verweigert', so Baake. Eine sinnvolle
Diskussion über die Sicherheit des Atomreaktors Brunsbüttel mit der kritischen
Öffentlichkeit könne es nur geben, wenn offene
Sicherheitsfragen nicht zu angeblichen Geschäftsgeheimnissen deklariert
würden."
"'Wenn Vattenfall der Überzeugung ist, dass das AKW Brunsbüttel
sicher sei, warum verhindern Sie dann den Zugang zu einer langen Liste offener
Punkte aus der 2001 (!) vorgelegten Sicherheitsanalyse?', fragt Baake
weiter. Die Öffentlichkeit habe gerade nach den Diskussionen über
Defizite im Notstromsystem des Brunsbüttel-Reaktors nach dem Störfall im
schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ein Recht darauf zu erfahren, worum es sich
bei den zahlreichen ´offenen Punkten´ handele. Baake
kritisierte insbesondere den Widerspruch zwischen Gesprächsangebot und
Auskunftsverweigerung: 'Ich denke, dass es im Interesse Ihres
Unternehmens liegt, den Eindruck einer Doppelstrategie zu vermeiden',
so die DUH abschließend.
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04.
Oktober 2006
Vattenfall verweigert
Deutscher Umwelthilfe Auskunft über Sicherheitsdefizite in Brunsbüttel
Auf VERIVOX wird am vom
04.10.06 berichtet: "Die Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH
& Co.oHG, eine Tochter der Energiekonzerne Vattenfall Europe
und E.ON, verhindert aktiv die Veröffentlichung
einer Liste mit seit Jahren offenen Punkten
aus der Sicherheitsüberprüfung des Problemreaktors an der Elbe.
Das geht aus einem Schreiben des Kieler Sozialministeriums an
die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) vom Ende
vergangener Woche hervor, in dem die schleswig-holsteinische
Atomaufsicht der Umweltorganisation mitteilt, dass der Atomkraftwerksbetreiber
'einer Weitergabe der Informationen an Sie widersprochen hat.'"
"Dies müsse nun 'eingehend geprüft werden', so der
Bericht auf VERIVOX weiter. "Die DUH hatte Ende
August ein entsprechendes Informationsbegehren auf
Grundlage der EU-Umweltinformationsrichtlinie an die Kieler
Atomaufsicht gerichtet. Hintergrund des
Auskunftsersuchens waren Informationen der DUH, wonach es nach
einer im Jahr 2001 in Brunsbüttel durchgeführten 'periodischen
Sicherheitsüberprüfung (PSÜ)' fünf Jahre später immer noch
zahlreiche 'offene Punkte' gebe. Die Kieler Sozialministerin
Gitta Trauernicht (SPD) hatte die Tatsache der 'offenen Punkte' bestätigt,
der DUH zunächst öffentlich die eingeforderten Informationen zugesagt und
schließlich eine rechtliche Prüfung des Begehrens angekündigt."
In einer Pressemitteilung vom 03.10.06
nimmt die DUH dazu Stellung: "'Es kann nicht sein,
dass Vattenfall mehr als fünf Jahre benötigt, um die Sicherheit eines der
umstrittensten Atomkraftwerke in Deutschland nachzuweisen', sagte DUH-Bundesgeschäftsführer
Rainer Baake. 'Die Öffentlichkeit hat gerade nach den
Diskussionen über Defizite im Notstromsystem des Brunsbüttel-Reaktors
nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark ein Recht
darauf zu erfahren, worum es sich bei den zahlreichen ´offenen
Punkten´ handelt.' Die DUH forderte einen 'ehrlichen und für
die Öffentlichkeit nachvollziehbaren Umgang mit den offenbar seit Jahren ungeklärten
Sicherheitsproblemen.' Dazu gehöre die Herausgabe der Liste
mit den offenen Punkten. Das sei auch notwendig, damit die DUH sich
angemessen auf ein persönliches Gespräch vorbereiten könne,
das Vattenfall Europe der Umweltorganisation Mitte
September zur Klärung von Sicherheitsfragen in Brunsbüttel angeboten
hatte. Andernfalls entstehe der Eindruck einer 'Doppelstrategie,
bei der Gesprächsangebote und scheinbare Offenheit einerseits und
Informationsblockaden andererseits einander abwechseln'."
Pressemiteilungen des Sozialministeriums in
Kiel oder von Vattenfall Europe dazu liegen bislang nicht vor.
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22.
September 2006
Sozialministerium
in Kiel gibt dem Informationsbegehren der DUH zum Nachweis der
Notstromversorgung im AKW Brunsbüttel statt
Von der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie,
Jugend und Senioren) wird in einer Pressemitteilung vom 22.09.06
bekannt gegeben:
"Dem Informationsbegehren der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
zum Nachweis der gesicherten Notstromversorgung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel
wurde von der Atomaufsichtsbehörde in Kiel stattgegeben."
=> Diese Entscheidung
der Atomaufsichtsbehörde in Kiel dem
"Informationsbegehren" der DUH zum "Nachweis der gesicherten
Notstromversorgung" für das AKW Brunsbüttel stattzugeben erfolgte
allerdings nicht im 'Alleingang'! - Denn zuvor hatte
das zuständige Kieler Sozialministerium dafür bei dem Betreiber
des AKW Brunsbüttel, Vattenfall Europe, dessen
Zustimmung eingeholt... Vattenfall Europe "anerkenne"
damit allerdings "diesbezüglich keine Rechtgrundlage".
"Das zuständige Kieler
Sozialministerium hat sich mit der Betreiberin darauf verständigt. Die
Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel hatte sich unter anderem nach Gesprächen
mit Ministerin Dr. Gitta Trauernicht bereit erklärt, die von der DUH
angefragten Informationen, nämlich das Schreiben der Kernkraftwerksbetreiberin
vom 28. August 2006, weiterzugeben, auch wenn sie diesbezüglich keine
Rechtgrundlage anerkenne."
=> Diese im
Einvernehmen mit Vattenfall Europe getroffene Entscheidung des
Sozialministeriums in Kiel gilt jedoch nicht für den
Antrag der DUH auf Akteneinsicht zu den "offenen Punkten in dem umfänglichen
gutachtlichen Prüfbericht zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung".
Darüber, so das Kieler Sozialministerium, "ist zurzeit noch nicht
entschieden".
"Der
weitere Antrag der DUH zu den offenen Punkten in dem umfänglichen gutachtlichen
Prüfbericht zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung ist zurzeit noch nicht
entschieden."
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22.
September 2006
AKW Brunsbüttel - "Was
man so sicher nennt"
Auf
nd-online.de wird am 22.09.06 kommentiert Steffen Schmidt unter
dem Titel "Was
man so sicher nennt":
"Mit
Hängen und Würgen hat nun der Energiekonzern Vattenfall die verlängerte Frist
zur Vorlage eines Sicherheitsberichts für sein Atomkraftwerk Brunsbüttel
eingehalten. Ist damit nun alles in Butter? Wohl kaum. Denn auch das, was das
Unternehmen nun die Öffentlichkeit über die Notstromsysteme des Alt-AKW wissen
lässt, räumt kaum eine der früheren Kritiken aus. Denn das Sicherheitskonzept
bietet eben in der ersten, automatisierten Stufe der Notstromversorgung noch
weniger Reserven als im schwedischen AKW Forsmark. Und die nachgeschalteten
Notsysteme müssen per Hand zugeschaltet werden. Wie sicher das im Stress eines
Notfalls abläuft, ist eine ganz und gar offene Frage. Denn auch das Personal in
Schweden wurde am Simulator für Notfälle trainiert. Geholfen hat das dann
allenfalls beim Herunterfahren des Reaktors ohne die Unterstützung der
ausgefallenen Elektronik.
Nun liegt der Ordner mit dem Material von Vattenfall bei der Aufsichtsbehörde
in Kiel. Die bestätigte den Eingang und beklagt schon eine Unstimmigkeit im
60-seitigen Text. Zudem liegt dort seit einer routinemäßigen Prüfung vor fünf
Jahren auch eine Liste von weiteren offenen Fragen zum Betrieb des Reaktors. Bis
heute weiß außer Vattenfall und den Beamten der Atomaufsicht von Bund und Land
keiner, was dort im Einzelnen bemängelt wird. Vertrauen in den Betreiber und
seine Atomanlage flößt das alles nicht ein."
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20.
September
2006
Vattenfall reicht fristgerecht
geforderte Unterlagen zum AKW Brunsbüttel ein
Laut einer Pressemitteilung
der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für
Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) vom 21.09.06 hat
die "Betreiberin [Vattenfall Europe] des Kernkraftwerks
Brunsbüttel am 20. September abends einen mehr
als 60 Seiten umfassenden Bericht mit zahlreichen
Anlagen vorgelegt, der umfangreiche Darstellungen zur
Notstromversorgung und zu den Auswirkungen einer Überspannung
aus dem Stromnetz auf die Stromversorgung beinhaltet.
"Die Betreiberin [des AKW Brunsbüttel] beantwortet
damit die Fragen der Aufsichtsbehörde [in Kiel]
zur Übertragbarkeit des Störfalls des KKW Forsmark I auf das KKW
Brunsbüttel. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Betreiberin intensive
Versuche und Berechnungen gemacht hat. Die Betreiberin kommt zu
dem Ergebnis, dass die Ereignisse von Forsmark I nicht übertragbar sind",
so die zuständige Atomaufsichtsbehörde in Kiel weiter.
Nach Aussage der zuständigen schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde wird
das "Gesamtpapier einschließlich Anlagen von der Aufsichtsbehörde und den
beauftragten unabhängigen Sachverständigen jetzt mit höchster Priorität
geprüft und bewertet".
Aber: In der Beschreibung der
Stromversorgung gibt es eine Unstimmigkeit...
Das zuständige Sozialministerium in Kiel
stellt in der Pressemitteilung weiter fest: "Die
schleswig-holsteinische Atomaufsicht steht in engem Kontakt mit dem
Bundesumweltministerium und hat noch in der Nacht die Unterlagen übermittelt.
Dabei hat die Atomaufsichtsbehörde auch darauf hingewiesen,
dass es bei der technischen Beschreibung der Stromversorgung im Bericht
eine Unstimmigkeit gibt. Die Betreiberin [Vattenfall Europe]
hat eine sofortige Berichtigung zugesagt."
Vattenfall Europe:
"Wir haben belegt, dass die Notstromversorgung in Brunsbüttel in allen
denkbaren Fällen gesichert ist"
In einer Pressemitteilung
von Vattenfall Europe vom 21.09.06 teilt der
Atomkraft-Konzern mit, daß die Notstromversorgung" laut
Geschäftsführer Bruno Thomauske "in Brunsbüttel
in allen denkbaren Fällen gesichert ist". Wir dokumentieren diese
Pressemitteilung von Vattenfall Europe im vollständigen Wortlaut:
Vattenfall in der
Pressemitteilung: "Die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH
(VENE) hat umfassende Nachweise zur gesicherten Notstromversorgung im
Kernkraftwerk Brunsbüttel vorgelegt. Ein entsprechender Bericht ist am
Mittwoch [20.09.06] dem Kieler Sozialministerium als zuständiger
Aufsichtsbehörde übergeben worden. „Wir haben belegt, dass
die Notstromversorgung in Brunsbüttel in allen denkbaren Fällen gesichert ist“,
sagte VENE-Geschäfstführer Bruno Thomauske. Die in dem
Bericht behandelten Fragen hatten sich aus dem Störfall
im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark Ende Juli ergeben. Dort hatten
am 25. Juli nach einem Kurzschluss im externen
Stromnetz Teile der Notstromversorgung versagt. Ursache
war eine kurzzeitige elektrische Überspannung im internen Stromnetz des
Kraftwerks. In den vergangenen Wochen ist untersucht worden, wie sich derartige
Überspannungen auf das Notstromsystem im Kernkraftwerk Brunsbüttel auswirken
könnten. Die Versuche, Messungen
und Simulationen
von Herstellerfirmen und anderen Experten
haben ergeben, dass eine Überspannung die Notstromversorgung in Brunsbüttel
nicht beeinträchtigen würde. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind
in dem Bericht an die Aufsichtsbehörde zusammengefasst. „Wir haben
unsere Hausaufgaben gemacht“, sagte Johannes Altmeppen, Leiter
der Konzernkommunikation bei Vattenfall Europe. „Die
Bewertung liegt jetzt bei der Aufsichtsbehörde.“
"Die Notstromversorgung
eines Kernkraftwerks" wie im AKW Brunsbüttel, so
Vattenfall weiter, "soll sicherstellen, dass der Reaktor bei einer
Störung weiterhin gekühlt werden kann; Strom ist
beispielsweise für den Betrieb der Kühlwasserpumpen nötig.
Das Kernkraftwerk Brunsbüttel hat dafür ein System,
in dem wichtige Komponenten mehrfach vorhanden sind (Redundanz)
und unterschiedliche Technik zum Einsatz kommt (Diversität).
Die Versorgung des Kraftwerks mit Strom für den Eigenbedarf
erfolgt im Normalfall aus dem Verbundnetz, in das das Kraftwerk
seine Produktion auch einspeist. Kommt es, wie im schwedischen Forsmark,
zu einem Kurzschluss, durch den das Kraftwerk von
diesem Netz getrennt wird, nutzt die Anlage den
selbst produzierten Strom aus dem eigenen Generator."
Vattenfall erläutert weiter: "Sollte dieser
ausfallen, wird auf ein externes Reservenetz
umgeschaltet. Gleichzeitig starten vorsorglich
die Notstrom-Dieselaggregate. Ist die Versorgung
durch das Reservenetz nicht möglich, werden zwei
der drei vorhandenen Notstromdiesel zugeschaltet. Der dritte
Diesel kommt zum Einsatz, wenn einer der
anderen beiden Diesel nicht starten sollte.
Fallen zwei Diesel aus, wird der Notstrom durch einen einzigen
Diesel erzeugt. Sollten alle Diesel ausfallen,
kann die Notstromversorgung über eine Gasturbine des
benachbarten Gasturbinenwerks sichergestellt werden. Wenn diese
Turbine nicht startet, sind drei weitere Gasturbinen gleicher
Größe in Reserve. Wenn sämtliche Gasturbinen versagen,
kann die Anlage über das Unabhängige Notstandssystem
(UNS) in einem sicheren Zustand gehalten werden. Das UNS
ist eine räumlich vom Kraftwerk getrennte Ersatzsteuerzentrale,
die von einem zusätzlichen Notstromdiesel versorgt
wird. Ein zweiter Diesel steht in Reserve zur Verfügung."
Im Hinblick auf den schweren
Störfall im schwedischen AKW Forsmak-1 am 25.07.06 äußert sich Vattenfall
Europe in der Pressemitteilung: "Für eine jederzeit
gesicherte Stromversorgung sind elektrische Anlagen in Kernkraftwerken
mit leistungsstarken Batterien ausgestattet, die mögliche
Unterbrechungen der Versorgung verhindern. Batterien liefern Gleichstrom,
während der Generator Wechselstrom produziert. Um die
einzelnen Geräte der Anlagentechnik mit dem für sie erforderlichen Strom in
der nötigen Spannung zu versorgen, wird der Strom auf verschiedene
Schienen verteilt. Zur Umwandlung von
Gleichstrom in Wechselstrom werden zwischen diesen Schienen so genannte
Wechselrichter eingesetzt; Gleichrichter wandeln Wechselstrom
in Gleichstrom um. Beim Störfall im Kernkraftwerk
Forsmark hat eine durch den Kurzschluss im Netz entstandene
kurzzeitige Überspannung zur Abschaltung von zwei
der für die Notstromversorgung erforderlichen Wechselrichter geführt.
Dadurch starteten zwei der in Forsmark vorhandenen vier
Notstromdiesel nicht automatisch. Aus Anlass des Störfalls in Forsmark
hat das schleswig-holsteinische Sozialministerium als zuständige Aufsichtsbehörde
den Betreiber des Kernkraftwerks Brunsbüttel in einem Gespräch am 29. August
in Kiel aufgefordert, die Auswirkung möglicher Überspannungen auf die
Notstromversorgung zu untersuchen. Dabei sollten auch Fälle höherer
Überspannung als in Forsmark aufgetreten geprüft werden.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollten bis zum 20. September vorgelegt
werden und wurden am Mittwoch [20.09.06] fristgemäß übergeben."
Vattenfall Europe
weiter zu den durchgeführten Untersuchungen und Ergebnissen:
"Zur Beantwortung der Fragen haben externe Experten den Verlauf
möglicher Überspannungen im Kernkraftwerk Brunsbüttel untersucht.
Beteiligt waren die AEG Power Supply Systems GmbH und die Steinbeis
GmbH & Co. für Technologietransfer. In technischen
Versuchen und durch Simulationsrechnungen wurde
ermittelt, welche Überspannungswerte
im Notstromsystem des Kernkraftwerks Brunsbüttel an den Wechselrichtern wirksam
werden können. Zusätzlich wurden Daten anderer Kraftwerke
und Messungen aus einem früheren Kurzschluss-Ereignis in Brunsbüttel
ausgewertet. Die unterschiedlichen Untersuchungen
haben ergeben, dass eine Überspannung im Notstromsystem des
Kernkraftwerks Brunsbüttel in keinem Fall zu einer Abschaltung
oder zum Ausfall von Wechselrichtern führen kann. Damit kann der gleichzeitige
Ausfall von Wechselrichtern nach einem Kurzschluss im Netz
und Überspannung, wie in Forsmark aufgetreten,
ausgeschlossen werden. Die gesicherte
Notstromversorgung ist damit – auch unabhängig von der zusätzlichen
Sicherung durch das Unabhängige Notstandssystem UNS – gewährleistet.
„Die Bearbeitung dieser komplexen Fragestellung in der kurzen Zeit war eine
anspruchsvolle Aufgabe“, sagte VENE-Geschäftsführer Thomauske. „Mit Hilfe
der Herstellerfirma und weiterer externer Experten konnten wir eine sorgfältige
Bearbeitung vorlegen. Ich erwarte, dass die Sachverständigen der Aufsichtsbehörde
den Bericht jetzt sorgfältig prüfen werden. Für die weitere
umfassende Aufarbeitung der Fragen stehen wir selbstverständlich zur Verfügung.“"
Nachrichtenagentur AP:
Brunsbüttel auch bei schlimmerem Zwischenfall als in Schweden sicher
Die Nachrichtenagentur
AP zitierte dazu Vattenfall Europe in einer Meldung
vom 21.09.06 um 16:57 Uhr u.a.: "Das umstrittene Kernkraftwerk
Brunsbüttel ist laut Betreiber auch dann sicher, wenn
eine doppelt so hohe Überspannung wie beim Zwischenfall im schwedischen
Atomreaktor Forsmark entstünde. Technische Versuche und
Simulationsrechnungen hätten eine Wirksamkeit des
Notstromsystem auch bei einer maximalen Überspannung von 40
Prozent nachgewiesen, teilte der Stromkonzern Vattenfall am Donnerstag
in Hamburg mit. In Forsmark betrug die Überspannung laut Vattenfall 20
Prozent." AP in der Meldung weiter: "«Der Vorfall
in Forsmark ist von einer Überspannung von 20 Prozent ausgelöst
worden», erklärte Thomauske von Vattenfall.
Die Anlage in Brunsbüttel sei aber immer schon auf
Ereignisse bis zu einer Überspannung von 25 Prozent ausgelegt
gewesen. Die Sicherheit des Kraftwerks Brunsbüttel habe daher nie in
Frage gestanden."
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19.
September 2006
Protestaktion von
RobinWood am AKW Brunsbüttel: Strommast besetzt
- Stillegung gefodert
Von RobinWood
wird in einer Pressemitteilung vom 19.09.06 zum
AKW Brunsbüttel mitgeteilt: "ROBIN WOOD hat
heute [19.09.06] die schleswig-holsteinische
Atomaufsicht aufgefordert, Vattenfall wegen unzureichender
Zuverlässigkeit und mangelnder Fachkunde die Betriebsgenehmigung
für das AKW Brunsbüttel zu entziehen und den Meiler
stillzulegen. Um dieser Forderung öffentlich Geltung zu
verschaffen, sind vier ROBIN WOOD-AktivistInnen heute
Vormittag auf einen Strommasten am AKW-Gelände in Brunsbüttel
geklettert und haben dort in etwa 25 Meter Höhe ein großes
Transparent mit der Aufschrift "Noch mehr Störfälle???"
und einer Anti-Atom-Sonne entrollt."
"Am 25. Juli dieses Jahres wäre es nach einem Stromausfall
in dem ebenfalls von Vattenfall betriebenen, schwedischen AKW Forsmark
beinahe zu einer Kernschmelze gekommen, die katastrophale
Folgen für Nord- und Mitteleuropa gehabt hätte",
so RobinWood in der Pressemitteilung weiter. "Bis heute
hat Vattenfall keinen Nachweis erbracht, dass
ein ähnlicher Störfall im Atommeiler Brunsbüttel
nicht passieren kann. Dennoch ist der Reaktor weiter am Netz."
Von RobinWood wird festgestellt: "Vattenfall hatte zunächst
behauptet, dass wegen der Gleichstromversorgung der
Notstromdiesel im AKW Brunsbüttel eine Situation wie in Schweden hier nicht
eintreten könne. Dies war eine Falschinformation.
Erst auf Druck der Öffentlichkeit gestand der Konzern
Wochen später ein, dass die Notstromversorgung der Atommeiler
Brunsbüttel und Forsmark in wesentlichen Teilen baugleich
sind." Weiter wird von RobinWood mitgeteilt: "Anfang
September folgte dann die Ankündigung Vattenfalls,
die Notstrom-Versorgung des Meilers Brunsbüttel durch den Einbau
eines Signalgebers nachzubessern. Vattenfall hat jedoch nicht
vor, die Stromversorgung auf Gleichstrom umzustellen -
so wie dies in allen anderen Reaktoren in Deutschland der Fall ist."
"Wie oft darf ein Betreiber eigentlich die Öffentlichkeit in die
Irre führen und die Sicherheit der Menschen aufs Spiel setzen, bis die
Atomaufsicht endlich eingreift?", diese Frage stellt Bettina
Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD, in der Pressemitteilung. "Wir
erwarten von Ministerin Trauernicht, dass sie endlich Konsequenzen zieht und den
Weiterbetrieb des AKW Brunsbüttel untersagt." RobinWood ruft in
Erinnerung: "Morgen [20.09.06] läuft eine Frist
ab, die die schleswig-holsteinische Aufsichtsbehörde
unter Leitung von Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) Vattenfall
eingeräumt hat, um die erforderlichen Unterlagen,
u.a. zum Sicherheitsmanagement des AKWs Brunsbüttel vorzulegen."
"Dass es im AKW auf allen Betriebsebenen große 'Defizitcluster'
bei der Fachkunde und der Zuverlässigkeit des
Betreibers gibt, weiß die Atomaufsicht nicht
erst seit dem Forsmark-Störfall. Zu diesem Schluss waren bereits Gutachten
gekommen, die nach der gefährlichen Wasserstoffexplosion nahe
des Reaktordruckbehälters im Jahr 2002 erstellt worden waren.
Der Reaktor war damals für 12 Monate vom Netz genommen
worden."
"Vattenfall-Vorstand Reinhardt Hassa hat" laut
RobinWood "nach dem Störfall in Forsmark die Flucht
nach vorn angetreten. Er kündigte in Interviews an, sein Konzern werde
eine Laufzeitverlängerung für den Schrott-Reaktor beantragen.
Das wäre ein Bruch mit der 'Atomkonsens'-Vereinbarung, die
vorsieht, dass Brunsbüttel als einer der ältesten Reaktoren in
Deutschland noch in dieser Legislaturperiode vom Netz geht."
"ROBIN WOOD empfiehlt allen KundInnen, Vattenfall
für diese Provokation die Rote Karte zu zeigen und zu einem Öko-Stromanbieter
zu wechseln - am besten noch heute," so die Pressemitteilung von
RoWo abschließend.
Über
die Aktion von RobinWood am 19.09.06 am AKW Brunsbüttel
wird von der Nachrichtenagentur ddp am 19.09.06
gemeldet: "Mit einer Protestaktion
am schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brunsbüttel haben Aktivisten der
Umweltorganisation Robin Wood die Schließung des Meilers gefordert. Vier
Mitglieder erklommen am Dienstag einen Strommast am AKW-Gelände und entrollten
dort in etwa 25 Meter Höhe ein Transparent mit der Aufschrift «Noch mehr Störfälle???»,
wie eine Sprecherin der Organisation mitteilte. Gleichzeitig habe Robin Wood die
Atomaufsicht des Landes aufgefordert, AKW-Betreiber Vattenfall «wegen
unzureichender Zuverlässigkeit und mangelnder Fachkunde» die
Betriebsgenehmigung zu entziehen und den Meiler stillzulegen."
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14.
September 2006
Leiter des AKW Brunsbüttel: "Im Brunsbütteler Meiler könne sich ein Störfall
wie im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark wegen Problemen beim Notstromsystem
nicht ereignen"
"Im
Brunsbütteler Meiler könne sich ein Störfall wie im schwedischen
Atomkraftwerk Forsmark wegen Problemen beim Notstromsystem nicht ereignen.
Das hat Dr. Lutz-Peter Brandes, Leiter des Kernkraftwerkes Brunsbüttel
(KKB), erklärt", so der Originaltext in den Kieler Nachrichten
vom 14.09.06.
In den Kieler Nachrichten wird Dr. Lutz-Peter Brandes weiter mit den
Worten zitiert: "'Die
beiden Atomkraftwerke sind zwar gleichen Typs, sie weisen aber technische
Unterschiede auf. Ein Störfall wie im schwedischen Kernkraftwerk ist hier
ausgeschlossen', betonte Dr. Brandes am Dienstagabend beim „Klönschnack
am Deich“, den das KKB einmal im Jahr veranstaltet. Vertretern der
heimischen Unternehmen und Institutionen soll hier ein Gesprächsforum in lockerer
Atmosphäre geboten werden."
"Bevor die weit mehr als 100 Gäste ausgiebig am Büfett plauderten,
ging Dr. Brandes in seiner Begrüßungsansprache natürlich auf die aktuelle
Diskussion um die Sicherheit des KKB [AKW Brunsbüttel] ein, die durch den
Störfall in Forsmark entfacht wurde", so die Kieler Nachrichten weiter.
"Der Verband Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält den Atommeiler in
Brunsbüttel für ein Sicherheitsrisiko und fordert die sofortige
Abschaltung. Die Betreiberin, Vattenfall Europe, bestreitet,
dass das Notstromsystem Sicherheitsmängel aufweist: Brunsbüttel habe
eine gesicherte Notstromversorgung für alle denkbaren Störfälle. Dr.
Brandes: 'Erste Informationen, die uns aus Schweden über den Störfall
vorliegen, haben wir als Grundlage genommen, um zu prüfen, ob hier etwas
Vergleichbares passieren kann. Das ist aber nicht der Fall.'
Dieses Ergebnis teile auch die Aufsichtsbehörde, das Kieler
Sozialministerium. Ein endgültiger Bericht des Sozialministeriums stehe
allerdings noch aus."
"Bei der neuesten Untersuchung der Anlage habe man an einer
Stelle „etwas gefunden, was wir verbessern wollen“. „Dabei handelt es
sich aber nicht um eine konzeptionelle Änderung, sondern wirklich nur um
eine Detailfrage“, so Dr. Brandes in den Kieler Nachrichten.
"Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat im Rahmen der Debatte
um Brunsbüttel auf rechtliche Hürden hingewiesen, wenn die Laufzeit
des Brunsbütteler Meilers durch Übertragung der Restlaufzeiten von jüngeren
Kernkraftwerken verlängert werden soll. Würde die Übertragung von
Restlaufzeiten nicht genehmigt, soll der Brunsbütteler
Siedewasserreaktor im Jahr 2009 vom Netz gehen. Das ist im
Atomkonsens vereinbart worden."
Gemäß dem Bericht in den Kieler Nachrichten "vermutet Dr. Lutz-Peter
Brandes, dass Politiker die Diskussion um die Sicherheit des Brunsbütteler
Meilers bewusst nutzen, um eine Verlängerung der Laufzeit zu verhindern."
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13.
September 2006
Vattenfall prüft Reststrommengen aus dem AKW Stade auf Brunsbüttel
zu übertragen
Nach einem Bericht der Frankfurter
Rundschau online (FR-online.de) vom 12.09.06 "sieht
das Bundesumweltministerium Überlegungen des Stromkonzerns
Vattenfall zur Laufzeitverlängerung beim umstrittenen
Atomkraftwerk Brunsbüttel mit großer Skepsis."
FR-online.de weiter: "Laut Atomgesetz sei es zwar durchaus möglich, die
festgelegten Reststrommengen - und damit Laufzeiten - von einem
Kraftwerk auf ein anderes zu übertragen, sagte ein
Ministeriumssprecher der FR. Sollte Vattenfall aber planen, Mengen von einem neueren
Atomkraftwerk (AKW) auf Brunsbüttel zu übertragen, entspreche
dies nicht dem Geist der Vereinbarung: 'Das müsste extra
genehmigt werden.' Sinn der Übertragungsregelung sei
es, ältere Kraftwerke mit niedrigeren Sicherheitsstandards früher
vom Netz zu nehmen und dafür neuere länger laufen
zulassen."
Vattenfall Europe
hat inzwischen gegenüber der Frankfurter Rundschau die
'Katze aus dem Sack gelassen': Der Schrottreaktor im AKW
Brunsbüttel könnte demnach länger als im Atomkonsens
geplant in Betrieb bleiben, ohne daß es dagegen eine "rechtliche
Handhabe" gibt. Der derzeit von Vattenfall Europe
geprüfte Trick dazu: Die erforderlichen Reststrommengen für
einen (zunächst zeitlich befristeten) Weiterbetrieb des AKW
Brunsbüttel könnten von den nicht verbrauchten
Reststrommengen aus dem vorzeitig stillgelegten AKW Stade bereitgestellt
werden. - Von FR-online.de wird am 13.09.06
dazu aktuell berichtet: "Das umstrittene Atomkraftwerk Brunsbüttel könnte
womöglich länger als im Atomkonsens geplant in Betrieb bleiben, ohne dass es
dagegen eine rechtliche Handhabe gibt. Der Meiler, der regulär im Februar 2009
vom Netz müsste, könnte sich dazu der nicht verbrauchten Reststrommengen aus
dem vorzeitig stillgelegten AKW Stade bedienen. Ein Sprecher des
Betreibers Vattenfall bestätigte der FR, dass man im Zuge der Pläne für eine
Laufzeitverlängerung für Brunsbüttel auch diese Möglichkeit einer Übertragung
von Strommengen prüfe.
Laut FR-online.de vom 13.09.06 hatte "das AKW Stade bei seiner Stilllegung
2003 noch eine nicht genutzte Reststrommenge von 4700
Gigawattstunden übrig, die dem Eigner Eon zugeschlagen
wurden. Eon ist zu einem Drittel auch an Brunsbüttel
beteiligt und könnte mithilfe dieses Stromguthabens Brunsbüttel
ein knappes Jahr länger laufen lassen als im Atomkonsens vereinbart.
Der Meiler könnte so über die Bundestagswahl 2009 hinaus in Betrieb
bleiben. Anders als Strommengenübertragungen von einem neueren
auf ein älteres Kernkraftwerk, die laut Atomgesetz vom
Bundesumweltministerium versagt werden können, könnte das in diesem
Fall kaum unterbunden werden. Denn bei Stade
handelte es sich formal um ein älteres AKW, das seine
Reststrommengen an das um fünf Jahre jüngere Brunsbüttel weiter geben
würde."
Kommentar:
Das am 14.11.03 stillgelegte AKW Stade wurde am 24.01.1972 in Betrieb genommen,
das AKW Brunsbüttel hingegen 'erst' am 13.07.1976. Damit gilt das AKW Stade
nach dem sogenannten 'Atomkonsens' als das 'ältere' Atomkraftwerk. Eine Übertragung
der Reststrommengen des AKW Stade (weil: 'älter') auf das AKW Brunsbüttel
(weil: 'neuer') wäre nach dem derzeit geltenden Atomgesetz folglich rechtlich
durchaus möglich. - Auch ohne eine "Extra-Genehmigung". - Dies
entspricht zwar mit Sicherheit nicht dem 'Geist der Vereinbarung' des
sogenannten 'Atomkonsens' (O-Ton Bundesumweltministerium) und damit dem
Atomgesetz... Aber dies interessiert die Atomstrom-Produzenten nicht: Weil für
die bekanntlich in erster Line die Profite, also Gewinne und Aktienkurse, im
Vordergrund stehen.
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10.
September 2006
Atomkraftgegner blockierten Zufahrt zum AKW Brunsbüttel
Pressemitteilung der BI
Lüchow-Dannenberg
vom 10.09.06
Atomkraftgegner blockieren Zufahrt zum AKW Brunsbüttel
AKW Brunsbüttel stilllegen – jetzt!
Atomkraftgegner haben am
Sonntagnachmittag die Zufahrt zum Atomkraftwerk Brunsbüttel blockiert.
Sie wollen mit ihrer Protestaktion zum Schichtwechsel der AKW- Mannschaft
bekräftigen, dass dieses Skandal-Kraftwerk keine Minute weiter laufen
darf. „Die Betreiber des AKW Brunsbüttel vertuschen nicht zum ersten
Mal gravierende Sicherheitsmängel, sowohl gegenüber der Öffentlichkeit,
als auch gegenüber der Atomaufsicht. Wir können und wollen nicht
akzeptieren, dass erst Menschen durch einen ‚GAU' zu Schaden kommen müssen,
damit ein Atomkraftwerk außer Betrieb geht", so einer der
Beteiligten.
„Uns reicht es! Wir fordern: Stoppt das AKW Brunsbüttel jetzt! - Wir
belassen es nicht bei der Forderung, sondern wir werden uns aktiv dafür
einsetzen, dass der Reaktor endlich vom Netz geht" heißt es in einer
bislang von 38 Umweltinitiativen unterzeichneten „Brunsbütteler Erklärung".
„Die Stromkonzerne Vattenfall und E.on haben im
„Atomkonsens" unterschrieben, das AKW Brunsbüttel an der Unterelbe
bis spätestens 2009 stillzulegen", so der Text des Aufrufs, den
weiter Einzelpersonen und Gruppen unterzeichnen sollen. Weiter: „Für
alle Menschen im Umfeld des Pannenreaktors bedeutet diese Frist schon ein
zu großes Risiko. Doch jetzt wollen die Betreiberfirmen Vattenfall und
E.on sich nicht einmal mehr an diese Vereinbarung halten. Mit Unterstützung
der CDU soll die Laufzeit – also die Zeit der immensen Gefahren –
weiter verlängert werden."
Kaum ein anderer Reaktor in Deutschland musste so häufig auf Grund von
Pannen und Störfällen vom Netz genommen werden wie das AKW Brunsbüttel.
Seit Inbetriebnahme kam es immer wieder zu Schnellabschaltungen.
Vattenfall deutet diese enorme Störfallserie einfach um: Wenn alle Teile
schon einmal ausgetauscht wären, könne ja von einem runderneuerten AKW
gesprochen werden, so die Betreiber. Doch geblieben ist das marode Herz
der gesamten Anlage: der Reaktordruckbehälter. Er ist der
strahlungsbedingten Versprödung am stärksten ausgesetzt.
Erinnert wird in dem Aufruf, dass es bereits am 14. Dezember 2001 im
Reaktor Brunsbüttel eine höchstgefährliche Wasserstoffexplosion gab.
Dabei wurde eine Rohrleitung auf einer Länge von etwa drei Metern in
unmittelbarer Nähe zum Reaktorkern zerfetzt. „Die Reaktorprüfer der
schleswig-holsteinischen Atomaufsichtsbehörde kamen nach einer Kontrolle
im Februar 2002 ‚leichenblass' aus dem Inneren des Reaktors zurück",
wird aus einem SPIEGEL-Artikel zitiert. Ein Sprecher der mit-blockierenden
BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg: „Bisher haben alle ‚Sicherheits'-Aussagen
der Atomiker erheblich geringere ‚Halbwertszeiten' als die Entdeckung
der Kernspaltung an sich. So stürzt eine als ‚Endlager' für schwach-
und mittelaktiven Atommüll deklarierte Salzgrube in sich zusammen
(Morsleben) oder säuft ab (Asse bei Wolfenbüttel, in dem mehr als
125.000 Atommüllfässer abgekippt worden sind). Auch der Gorlebener
Salzstock steht in direktem Kontakt mit grundwasserführenden
Kiesschichten – niemand kann für solche „End"-Lager die
geforderte Sicherheit von einer Million Jahren garantieren!" Dennoch
sollen Atomkraftwerke weiterlaufen, obwohl weiltweit niemand weiß, wohin
mit deren Müll. „Wir werden uns das nicht weiter bieten lassen, und
stellen uns quer – hier in Brunsbüttel, beim CASTOR-Transport im
November nach Gorleben, vor der Urananreicherungsanlage in Gronau, am
Schrott-AKW Biblis und überall", so die BI. „Wie die Ära Rot/Grün
gezeigt hat, kann nur der ‚Druck der Straße' einen Atomausstieg
wirklich voranbringen!"
Bilder unter:
http://de.indymedia.org//2006/09/156823.shtml
Kontakt:
Dieter Metk, BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg,
vor Ort mobil: 0170 / 263 77 82
AKS –Aktionskreis Stillegen Brunsbüttel
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( 10.09.2006 Atomkraftgegner blockieren Zufahrt zum AKW Brunsbüttel )
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Nachrichtenagentur ddp vom 10.09.06, 16:58
Uhr: "Atomkraftgegner haben am Sonntag
vorübergehend die Zufahrt zum Atomkraftwerk Brunsbüttel blockiert. Die Polizei
sprach von einer friedlichen Aktion im «kleinen Rahmen» mit 22 Teilnehmern.
Auf einem Spruchband forderten sie die sofortige Abschaldung des Kernkraftwerks.
Unterdessen erneute auch die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende im
Bundestag, Bärbel Höhn, ihre Forderung, den Meiler an der Unterelbe
stillzulegen bis offene Sicherheitsfragen geklärt sind.
Brunsbüttel dürfe «keine Minute länger laufen», betonte die Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die sich an der Aktion beteiligte. Die
AKW-Betreiber würden gravierende Sicherheitsmängel vertuschen. Kaum ein
anderer Reaktor in Deutschland habe so häufig wegen Pannen vom Netz genommen
werden müssen wie das AKW Brunsbüttel.
Zu Berichten, wonach der Betreiber
Vattenfall eine längere Laufzeit für den Atommeiler prüfe, sagte Höhn: Bis
heute habe Vattenfall für Brunsbüttel den von Bundesumweltminister Sigmar
Gabriel (SPD) bereits bis zum 28. August geforderten Sicherheitsnachweis nicht
liefern können. Vattenfall wolle jetzt eine Umstellung im Produktionsprozess
vornehmen, um einen Fehler beim Wechselstrom wie in Forsmark auszuschließen.
Das bedeutet, dass Vattenfall von der Sicherheit seines eigenen Atomkraftwerkes
nicht überzeugt sei, betonte sie.
Es könne nicht sein, dass Deutschland niedrigere Sicherheitsstandards als in
Schweden gelten, sagte die Grünen-Politikerin. Während in Deutschland ein
Reaktor, der bereits mehrfach durch gravierende Sicherheitsmängel in die Kritik
geraten sei, am Netz bleiben dürfe, werde in Schweden konsequent abgeschaltet.
Der Meiler an der Unterelbe war jüngst in die Kritik geraten, nachdem die
Deutsche Umwelthilfe ähnliche Mängel wie beim Kraftwerk im schwedischen
Forsmark ausgemacht hatte. Brunsbüttel soll nach dem Atomkonsens Anfang 2009
vom Netz gehen."
Nachrichtenagentur AP vom 10.09.06, 15:49 Uhr: "Rund 25
Atomkraftgegner haben am Sonntagmittag die Zufahrt zum Reaktor Brunsbüttel
blockiert. Auf Transparenten forderten sie eine sofortige Abschaltung des
Kraftwerks, wie ein Polizeisprecher berichtete. Aktueller Anlass sind nach
Angaben der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg (BI) Überlegungen des
Betreibers Vattenfall, möglicherweise eine Laufzeitverlängerung für den
umstrittenen Atommeiler zu beantragen.
Vattenfall-Vorstand Reinhardt Hassa hatte in der «Frankfurter Rundschau»
argumentiert, diese Möglichkeit sei im 2001 geschlossenen Atomkonsens für den
Fall vorgesehen, dass Strommengen von anderen Atomkraftwerken auf Brunsbüttel
übertragen werden.
Die Demonstranten vor dem Meiler in Schleswig-Holstein warfen Vattenfall
dagegen vor, sowohl gegenüber der Öffentlichkeit als auch gegenüber der
Atomaufsicht gravierende Sicherheitsmängel zu vertuschen und mit einer Verlängerung
der Laufzeit auch «die Zeit der immensen Gefahren» für alle Menschen in der
Umgebung zu verlängern. In einer von 38 Umweltinitiativen unterzeichneten Erklärung
wurde daher der sofortige Stopp des AKW verlangt.
Die
Polizei sprach von einer friedlichen Blockade: «So lange das so friedlich
bleibt, brauchen wir auch nicht einzugreifen», sagte ein Sprecher."
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10.
September 2006
Deutsche Umwelthilfe nennt
Vattenfall-Pläne zur Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel 'Zynismus pur'
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH)
nennt Vattenfall-Pläne zu Brunsbüttel in
einer Presseerklärung vom 10.09.06 „Zynismus pur“.
Laut der Deutschen Umwelthilfe will der Reaktorbetreiber [Vattenfall Europe] den
Problemreaktor in Brunsbüttel länger als im
Atomkonsens vereinbart betreiben - Auch 2004
war Brunsbüttel Schauplatz eines kritischen Störfalls -
Brand an „gealterten“ Kabeln legte Strom-Eigenversorgung des
Reaktors lahm und löste umfangreiche Austauscharbeiten
aus - DUH Bundesgeschäftsführer Rainer Baake: „Dieser Reaktor
ist erst sicher, wenn er endgültig abgeschaltet ist.“
"Mitten hinein in die öffentliche Debatte über die Sicherheitsdefizite
im Notstromsystem des Problemreaktor Brunsbüttel hat der Vattenfall-Konzern
seine Entschlossenheit bekräftigt, den Meiler über
das Jahr 2009 hinaus zu betreiben", so die DUH in ihrer
Pressemitteilung. "In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau
vom Samstag [09.09.06] erklärte Vattenfall-Vorstand Reinhardt Hassa,
sein Unternehmen plane einen entsprechenden Antrag im nächsten Jahr.
Brunsbüttel könne wie andere Atomkraftwerke
„40 oder sogar 60 Jahre sicher laufen.“ Vattenfall
platziert seine Ankündigung noch bevor der Konzern die von der
Atomaussicht verlangten Nachweise über die Ausfallsicherheit
von Wechselrichtern und Antworten auf Fragen nach dem Sicherheitsmanagement
erbracht hat."
Die DUH stellt hingegen fest: „Der Konzern provoziert die Öffentlichkeit
und er zeigt, dass in der Konzernzentrale Zynismus pur regiert“,
erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Er erinnerte daran, dass im Atomkonsens
und im Atomgesetz als Regelfall die Übertragung von
Strommengen von älteren auf neue Reaktoren vorgesehen
sei. Grund sei der schlechtere
Sicherheitszustand von alten Reaktoren wie Brunsbüttel.
Wenn Vattenfall jetzt den umgekehrten Weg gehen
wolle, dann zeige diese, wie es um die Sicherkultur dieses Unternehmens
bestellt sei."
"Auch Hassas Begründung, es sei falsch Atomkraftwerke abzuschalten,
die „preiswert Elektrizität liefern“", so die DUH
weiter, "könne angesichts der jüngsten Preiserhöhungen
für Privat- und Gewerbekunden in Berlin und Hamburg zum 1. Mai
2006 „nur mit Kopfschütteln quittiert“ werden. „Vattenfall
und die anderen Atomkraftbetreiber produzieren den Strom in
ihren abgeschriebenen Meilern zwar preiswert,
aber sie verkaufen ihn teuer“. Auch das sei ein Grund,
warum viele Deutsche von der Dominanz der Atomkonzerne genug hätten,
erklärte Baake."
"Unwahr ist auch Hassas Erklärung, das Atomkraftwerk
Brunsbüttel laufe seit der Wiederinbetriebnahme im März 2003 „unbeanstandet“",
so die DUH in ihrer Pressemitteilung. - "Diese Behauptung
„ist nicht einmal die halbe Wahrheit“, sagte Gerd
Rosenkranz, der Leiter Politik und Öffentlichkeit der DUH. Erst im März 2006
hatte die schleswig-holsteinische Landesregierung in der Antwort auf eine
Anfrage im Landtag erklärt, in „über 200 Prüfberichten“
von Sachverständigen seien „über 650 offene Fragen mit
unterschiedlichen Inhalten ausgewiesen“". Die DUH stellt fest:
"Der Öffentlichkeit wurden diese Sicherheitsdefizite
bis heute nicht zugänglich gemacht. Hassa verschweigt auch einen Kabelbrand
in der Strom-Eigenbedarfsversorgung des Kraftwerks, der am 23.
August 2004 zu einer Reaktorschnellabschaltung und
einem erneuten Stillstand der Anlage von 63 Tagen führte.
Wegen „Alterungseffekten an Kabeln und PVC-Isolierungen“,
die als Auslöser des Brandes galten, mussten anschließend alle
vergleichbaren Kabel ausgewechselt werden. Dem Jahresbericht
2004 über „Meldepflichtige Ereignisse“ in deutschen
Atomanlagen (nachzulesen im Internet-Auftritt des Bundesamts für
Strahlenschutz, BfS) ist zu entnehmen, dass der Kabelbrand als
„Eilmeldung“ der Stufe 1 der INES-Skala (International Nuclear
Event Scale) eingestuft wurde. Das Feuer war
damit eines der beiden kritischsten Ereignisse in einer
deutschen Atomanlage im Jahr 2004 (von 154 Ereignissen
insgesamt)." Zum Vergleich: Der dramatische Forsmark-Unfall
wird bisher als INES-Stufe 2 eingestuft."
Die DUH in ihrer Pressemitteilung weiter: "Baake erinnerte daran, dass der Reaktor
in Brunsbüttel im Dezember 2001 Schauplatz eines der schwersten
Unfälle in einem deutschen Atomkraftwerk war, als
eine Wasserstoffexplosion in unmittelbarer
Nachbarschaft des Reaktorbehälters eine Rohr zerfetzte. Damals hatte
der später von Vattenfall übernommene Betreiber HEW
den Reaktor noch zwei Monate weiterbetrieben, bevor eine von
den Atomaufsichtsbehörden erzwungene Begehung des Sicherheitsbehälters
das ganze Ausmaß der Explosion offenbarte. Der
Kraftwerksdirektor musste gehen. Nur Monate später
offenbarten Störfallsimulationen mit einem neuen Simulator,
dass das Notstromsystem des Kraftwerks Brunsbüttel eine ganze
Reihe von Störfällen nicht wie vorgesehen beherrschen würde. Die
Planungs- und Umsetzungsfehler waren zuvor seit der Inbetriebnahme
1976 niemandem aufgefallen. Auch nach der nachträglichen
Herstellung des Zustandes, auf der die Betriebsgenehmigung aus
den achtziger Jahren basierte, bescheinigte die Reaktorsicherheitskommission
(RSK) der Bundesregierung dem Notstromsystem in Brunsbüttel
massive Defizite. Anlässlich einer Sondersitzung stellte die
RSK im März 2003 fest, dass selbst mit dem Austausch
des defizitären Sicherheitsleitsystems gegen ein hochmodernes
System „kein Sicherheitsgewinn verbunden ist, da dies
die Defizite im Anlagenkonzept hinsichtlich des Aufbaus der Notstromversorgung
nicht ausgleicht.“"
"Auch das Atomkraftwerk Forsmark, das Ende Juni nur knapp
einer Katastrophe entging, wies massive Sicherheitsprobleme im
Notstromsystem auf. Betreiber wie in Brunsbüttel: Vattenfall",
so der Wortlaut der DUH-Pressemitteilung. "Bei der Überprüfung
der deutschen Kraftwerke in der Folge des
Forsmark-Unfalls, hatte der Meiler in Brunsbüttel mit Abstand
die größten Probleme nachzuweisen, dass Vergleichbares wie in
Forsmark an der Elbe nicht geschehen könnte. Der Konzern verbreitete zwei
Wochen lang objektive Falschinformationen über das Notstromsystem,
korrigierte sich dann, erklärte den Reaktor gleichwohl für
sicher und bot der Atomaufsicht schließlich einen Umbau des
Notstromsystems an. Dazu jetzt Hassa gegenüber der FR: „Eigentlich
nicht nötig, bringt aber noch mehr Beruhigung.“"
"Baake: „Dieses Unternehmen kommt voraussichtlich erst zur
Besinnung, wenn ein katastrophaler Unfall geschieht. Soweit darf es nicht
kommen, Dieser Reaktor ist erst sicher, wenn er endgültig abgeschaltet ist.“,
so die Deutsche Umwelthilfe e.V. in ihrer Pressemitteilung
abschließend.
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09.
September 2006
AKW Brunsbüttel: Laufzeitverlängerung durch Übertragung von Reststrommengen
aus dem AKW Stade?
"Der Energiekonzern
Vattenfall erwägt einen Antrag auf Laufzeitverlängerung
für sein umstrittenes Atomkraftwerk Brunsbüttel", so die
Nachrichtenagentur Reuters in einer Meldung vom 09.09.06.
"'Wir prüfen, Brunsbüttel länger laufen zu lassen,
indem wir Strommengen von anderen Kraftwerke auf diese Anlage
übertragen', sagte Vattenfall-Europe-Vorstand Reinhardt Hassa der 'Frankfurter
Rundschau' vom Samstag. Darüber werde voraussichtlich 2007 entschieden."
Laut Reuters "reicht die Regellaufzeit von Brunsbüttel
bis Anfang 2009."
Aber: "Vattenfall kann Strommengen aus dem bereits
stillgelegten Reaktor Stade nach dem Atomkonsens auf Brunsbüttel übertragen
und braucht dafür keine gesonderte Genehmigung der Regierung", so
der Wortlaut der Meldung von Reuters. "Somit könnte Brunsbüttel über
die Wahlperiode hinaus länger laufen. Voraussetzung
ist dafür allerdings, dass Vattenfall sich bei den
Reststrommengen mit E.ON verständigt, mit dem Stade
zusammen betrieben wurde."
Verbleibende
Reststrommenge des stillgelegten AKW Stade
E.ON Kernkraft
verfügt noch vom abgeschalteten Atomreaktor in Stade über ein
knappes Jahr freie Restlaufzeit. - Nach Angabe der Umweltorganisation
Robin Wood beträgt die Reststrommenge des AKW
Stade laut dem 'Atomkonsens' 4,79 Terawattstunden (TWh).
Diese verbliebene Reststrommenge kann vom Betreiber E.ON
Kernkraft noch auf andere AKW übertragen werden. - Nach
einem Artikel in der Gorleben Rundschau vom April 2005 sind 4786
Gigawattstunden (GWh) Restmenge des AKW Stade noch in
die Reststrommenge anderer Kraftwerke des selben Betreibers zu
übertragen, da Stade vor dem Verbrauch seiner gesamten Reststrommenge
stillgelegt wurde. - Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
beziffert die verbleibende Reststrommenge für das am 14.11.03
stillgelegte AKW Stade exakt mit 4785,53 GWh.
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09.
September 2006
Vattenfall prüft längere Laufzeit für das AKW Brunsbüttel
Die Nachrichtenagentur dpa
meldet am 09.09.06: "Der Energiekonzern
Vattenfall prüft für den umstrittenen Atommeiler
Brunsbüttel in Schleswig-Holstein eine längere Laufzeit
als im Energiekonsens vorgesehen." "Vorstand Reinhardt Hassa
sagte der «Frankfurter Rundschau», eine Entscheidung darüber
werde das Unternehmen im nächsten Jahr fällen", so dpa
weiter. "Der Konzern werde in diesem Fall beantragen,
Strommengen von anderen Atomkraftwerken auf Brunsbüttel zu übertragen,
wie es der von Rot-Grün mit den Betreibern geschlossene Atomkonsens ermögliche."
Vattenfall-Vorstandsmitglied Reinhardt
Hassa: "Brunsbüttel kann länger laufen"
Zur Person:
Nach Darstellung von Vattenfall Europe wurde Dipl.-Ing.
Reinhardt Hassa am 29. Juni 2005 mit Wirkung ab 1. Januar 2006 zum
Mitglied des Vorstands der Vattenfall Europe AG bestellt und
ist verantwortlich für das Ressort Erzeugung.
Zugleich ist er Sprecher des Vorstands der Vattenfall Europe Generation
Verwaltungs-AG und der Vattenfall Europe Mining AG.
In einem Interview mit der Frankfurter
Rundschau (FR, Ausgabe vom 09.09.06) äußert sich Vattenfall-Vorstandsmitglied
Reinhardt Hassa zu einer Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel:
FR:
"Brunsbüttel muss laut dem Atomkonsens in drei Jahren abgeschaltet
werden."
Reinhard Hassa:
"Ich halte es für falsch, Atomkraftwerke abzuschalten,
die preiswert und klimafreundlich Elektrizität liefern, während
allgemein über zu hohe Strompreise geklagt wird. Wir prüfen,
Brunsbüttel länger laufen zu lassen, indem wir Strommengen von anderen
Kraftwerken auf diese Anlage übertragen. Der Atomkonsens ermöglicht das. Wir
werden voraussichtlich 2007 darüber entscheiden.
AKW können nicht nur 32 Jahre, sondern auch 40 oder sogar 60
Jahre sicher laufen."
Vattenfall-Vorstandsmitglied Reinhardt
Hassa nimmt in dem Interview
mit der FR auch zu Fragen über die Sicherheit im AKW Brunsbüttel
aus der Sicht des Vattenfall-Konzerns Stellung:
FR:
"Herr Hassa, haben wir in Deutschland die sichersten
Atomkraftwerke der Welt?"
Reinhardt Hassa:
"Unsere Atomkraftwerke sind sicher.
Sie sind klar mit an der Weltspitze. Aber ich
maße mir nicht an zu sagen: Sie sind sicherer als etwa die der Franzosen."
FR:
"Gilt das auch für die alten Anlagen, etwa für das
umstrittene AKW Brunsbüttel?"
Reinhardt Hassa:
"Die Anlagentechnik ist, je nach Baujahr,
teilweise unterschiedlich. Aber ich garantiere:
Das Sicherheitsniveau liegt in Brunsbüttel nicht niedriger als
anderswo."
FR:
"Brunsbüttel hat nur drei,
nicht vier Notstromdiesel wie moderne Reaktoren. Die Reaktorsicherheitskommission
des Bundes hat geurteilt: Die Notstromversorgung in Brunsbüttel
entspreche nicht 'dem Stand von Wissenschaft und Technik'. Und
sie lasse sich auch nicht auf modernen Stand bringen. Das lässt
Sie gut schlafen?"
Reinhardt Hassa:
"Ich schlafe gut. Wir haben in Brunsbüttel ein
ausgefeiltes, mehrstufiges Konzept für die Notstromversorgung. Das macht einen
Vorfall wie in Forsmark unmöglich, der die aktuelle Sicherheitsdebatte ausgelöst
hat."
FR:
"Ein AKW wie in Brunsbüttel würde heute nicht mehr
genehmigt."
Reinhardt Hassa:
"Die Frage ist hypothetisch. Es geht
doch darum, ob Brunsbüttel sicher ist. Und Brunsbüttel
ist sicher. Auch die zuständige Aufsichtsbehörde
in Kiel sieht offenbar keinen Grund für eine
Abschaltung. Sonst hätte sie diese verfügt.
Die Anlage ist nach einem langen Stillstand wegen einer
Wasserstoffexplosion im Jahr 2001 repariert und saniert worden. Sie läuft
seither unbeanstandet."
FR:
"Nach dem Forsmark-Störfall hieß es:
In hiesigen AKW gibt es keine Notsysteme mit Wechselrichter,
wie sie dort versagten. Das war falsch. Es
gibt sie in Brunsbüttel. Kannte Vattenfall die
eigene Anlage nicht?"
Reinhardt Hassa:
"Natürlich kennen wir sie. Hier
hat es ein Missverständnis gegeben. Die Beunruhigung
ist nicht in der Genehmigungsbehörde entstanden. Hier sind die Informationswege
sauber eingehalten worden. Dafür aber entstand in der bei diesem Thema
zu Recht aufmerksamen Öffentlichkeit ein falscher Eindruck.
Das ist bedauerlich. Die Hauptaussage von damals stimmt aber
weiter: Die Anlage ist sicher, einen
Störfall wie in Forsmark kann es bei uns nicht geben,
weder in Brunsbüttel noch in anderen Reaktoren."
FR:
"Sie haben nun angekündigt, dass das Notstromsystem
nachgerüstet werden soll. Wieso eigentlich,
wenn es doch so sicher ist?"
Reinhardt Hassa:
"Nach dem Forsmark-Vorfall haben wir
das Notstromsystem noch einmal gecheckt. .Wir
haben uns entschlossen, einen zusätzlichen
Signalgeber einzubauen - für den Fall, dass
mehrere Wechselrichter ausfallen."
FR:
"Das soll ja nicht vorkommen können."
Reinhardt Hassa:
"Richtig, bereits ohne
diese Maßnahme ist die Stromversorgung gesichert. Es ist wie
ein viertes oder fünftes Ersatzrad im Auto: eigentlich nicht nötig, bringt
aber noch mehr Beruhigung."
FR:
"Es gab keinen Druck aus Kiel
oder von Bundesumweltminister Gabriel?"
Reinhardt Hassa:
"Nein. Niemand, der sich bisher
kritisch über Brunsbüttel geäußert hat, hat mit uns direkt Kontakt
aufgenommen. Wir arbeiten mit der Kieler
Behörde gut zusammen, die für uns zuständig ist."
FR:
"Es soll im Kieler Ministerium eine Liste mit
260 Nachrüstforderungen geben."
Reinhardt Hassa:
"Es sind Punkte, wie sie bei
den in allen Kernkraftwerken üblichen periodischen
Sicherheitsprüfungen auftauchen. Falls es 260
waren, sind es heute höchstens 40, und daran wird
gearbeitet. Eine ganz normale Sache."
FR-Kommentar zum AKW Brunsbüttel: Ein
Vertrauens-GAU
In der Frankfurter Rundschau (FR)
vom 09.09.06 kommentiert Vera Gaserow:
"Man muss sich den Satz auf der Zunge zergehen lassen: 'Ein Störfall wie
im schwedischen Forsmark ist im Kernkraftwerk Brunsbüttel ausgeschlossen.' Schnee
von gestern, diese offizielle Versicherung, vom Betreiber Vattenfall selbst ad
absurdum geführt. Denn der Störfall ist längst eingetreten. Keine atomare
Katastrophe zum Glück. Aber ein handfester Vertrauens-GAU, der sich zum
Sicherheitsrisiko auswächst. Empört hatte Vattenfall dementiert, dass sein
Brunsbütteler Meiler mit ähnlicher Technik arbeitet wie der schwedische
Pannenreaktor. Was folgte, waren unrichtige Angaben, hinhaltende Erläuterungen
und nun das verspätete Eingeständnis von Sicherheitsmängeln - in Form einer
Nachrüstung."
Der Kommentar in der FR weiter: "So scheibchenweise bedienten die
AKW-Betreiber die Aufsichtsbehörden mit der Wahrheit, dass es zwei
Interpretationen dafür gibt: Man hatte etwas zu verbergen, oder man wusste
selbst nicht genau, wie der eigene Reaktor funktioniert. Die eine Lesart wäre
nicht weniger alarmierend als die andere. Gäbe es für das Hantieren mit dem
Risiko Kernkraft einen Führerschein, Vattenfall wäre allein wegen seines
Sicherheitsmanagements Kandidat für Entzug."
"Aber auch für die Politik gerät Brunsbüttel zum Störfall. Erst der
Druck einer Umweltorganisation brachte die Atomaufsicht in Kiel auf Trab",
so Vera Gaserow in dem Kommentar. "Erst nachdem andere die
Sicherheitsrisiken von Brunsbüttel skandalisierten, erhöhte auch der
Bundesumweltminister seinen Druck. Atomkraftgegner Gabriel hat dabei bisher
keine gute Figur gemacht. Nach dem Störfall von Forsmark hat er den
AKW-Betreibern zwar markig Fristen gesetzt. Doch die letzte, an die Brunsbütteler
Adresse gerichtet, lief bereits vor gut einer Woche ab. Gestern konstatierte der
Minister, die Sicherheitsnachweise seien nach wie vor nicht erbracht. Nun gibt
es eine neue Frist. Auch die wird nur eine Konsequenz haben: es läuft und läuft
und läuft, das AKW, bei dem sich keiner traut, den Ausknopf zu drücken."
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08.
September 2006
Bundesumweltminister Gabriel lehnt
Abschaltung des Atommeilers Brunsbüttel ab
"Bundesumweltminister Sigmar Gabriel
(SPD) will das Atomkraftwerk Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) trotz
des fehlenden Sicherheitsnachweises nicht abschalten - er hält das Notstromsystem
für tauglich", dies wird auf VERIVOX am 08.09.06
berichtet. "'Wir geben beim Thema Sicherheit keinen Rabatt', sagte Gabriel
am Donnerstag bei der Aussprache zum Umweltetat im Bundestag. Die
Notstromversorgung in Brunsbüttel sei gesichert, auch wenn der Nachweis noch
nicht erbracht sei, dass Probleme wie beim Notstromsystem im schwedischen
Pannenreaktor Forsmark nicht in Brunsbüttel möglich seien. Die Grünen
fordern die Abschaltung."
"In Schweden seien mehrere Reaktoren zur Sicherheit vom Netz
genommen worden, sagte Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn" nach
dem Bericht auf VERIVOX. "'Haben wir hier ein geringeres
Sicherheitsniveau als in Schweden?' Die schleswig-holsteinische
Atomaufsicht hat Vattenfall eine Frist bis 20.
September gesetzt, um den Sicherheitsnachweis zu erbringen.
Zuvor war bereits eine Frist Gabriels verstrichen."
"Zunächst hatte Vattenfall
angegeben, die Panne im schwedischen Atommeiler Forsmark im
Juli sei wegen der Gleichstromversorgung der Notstromdiesel
nicht auf Brunsbüttel übertragbar. Der Atombetreiber gab später
an, dass Teilfunktionen im Notstromsystem von Wechselstrom
abhingen. Nun will Vattenfall das System ergänzen und
die Funktion unabhängiger machen. In Forsmark waren nach einem
Reaktorstopp zwei von vier Notstromaggregaten nicht angesprungen."
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06.
September 2006
AKW Brunsbüttel: Notstromversorgung muß umgebaut werden
In der tageszeitung (taz),
Ausgabe vom 06.09.06, wird berichtet, daß das AKW Brunsbüttel
"umgebaut werden muß": "Wie eine Sprecherin
des Kieler Gesundheitsministeriums gegenüber der taz bestätigte,
muss die Betreiberfirma Vattenfall bis 20. September
einen so genannten Änderungsantrag für seine Notstromversorgung
einreichen. Solche Anträge sind gemäß Atomrecht immer dann
notwendig, wenn an der ursprünglich genehmigten Bauweise etwas geändert werden
muss."
Hintergrund:
"Nach einem Fast-GAU im schwedischen AKW Forsmark wiesen
Experten auch auf die Notstromversorgung in Brunsbüttel
hin", so die taz in ihrer aktuellen Ausgabe. "An der Elbe wie in
Schweden wird der Strom für die Kühlpumpen über so genannte Wechselrichter
erzeugt. Die Wechselrichter waren in Schweden nach einem Kurzschluss
ausgefallen." "'Es geht darum, dass Wechselrichter für
das autarke Zuschalten der Notstromversorgung keine Rolle mehr spielen dürfen',
so Sprecherin Ursel Meenzen. Dies sei das Ergebnis des letzten
atomaufsichtlichen Gesprächs, zu dem die für Atomaufsicht zuständige
Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) am 23. August Betreiber, Experten und
Bundesumweltministerium geladen hatte."
Bundesumweltministerium:
Vattenfall "tritt die Flucht nach vorne an"
"Zu der Ankündigung
des Unternehmens Vattenfall, für das Atomkraftwerk Brunsbüttel
einen Antrag zur vollständigen Umstellung der Notstromversorgung auf
Gleichstrom zu stellen, erklärt Bundesumweltminister Sigmar
Gabriel" in einer Pressemitteilung vom 06.09.06
des Bundesumweltministeriums (BMU):
"Vattenfall als Betreiberin des
AKW Brunsbüttel hat bis heute nicht erklären können,
warum das Unternehmen zum 8. August 2006 schriftlich gegenüber der
Atomaufsicht erklärte, das Forsmark-Ereignis sei wegen der
Gleichstromversorgung der Notstromdiesel nicht auf Brunsbüttel übertragbar,
dann aber am 22. August diese Darstellung korrigierte. Bis
heute hat Vattenfall seine neue Argumentation, wonach ein Ausfall der
Wechselrichter aufgrund anderer Auslegung als in Forsmark nicht zu unterstellen
sei, nicht durch technische Nachweise belegt", so der
Wortlaut des Bundesumweltministers Gabriel.
Gabriel weiter: "Mit dem Antrag zur Umstellung der
Notstromversorgung reagiert Vattenfall nunmehr offenbar auf das konsequente
Vorgehen der Atomaufsicht und tritt die Flucht nach vorne
an."
"Nach den Angaben der
schleswig-holsteinischen Atomaufsicht liegt auch bei einem
Misslingen der Nachweisführung kein Zustand vor, aus dem sich
Gefahren ergeben könnten," so das Bundesumweltministerium in der
Pressemitteilung mit der Begründung: "Die Störfallbeherrschung
sei durch redundante Notstromdiesel garantiert, unabhängig
von der Funktion der Wechselrichter. "
"Die Bundesaufsicht besteht ungeachtet dessen auf einer Aufklärung
der Informations- und Entscheidungsprozesse bei der Betreiberin
des AKW Brunsbüttel [Vattenfall], damit aus möglichen Fehlern
im Sicherheitsmanagement gelernt werden kann" so das
Bundesumweltministerium weiter. "Die Bundesaufsicht hat in dem
aufsichtlichen Gespräch am 29. August darauf hingewiesen, dass menschliches
Fehlverhalten als Risikopotential gegenüber technischen Defiziten nicht zu
unterschätzen sei. Die schleswig-holsteinische Atomaufsicht hat
die Betreiberin zu einer eingehenden Darlegung aufgefordert.
Dabei sei von der Betreiberin insbesondere auch darzustellen, wie die Qualitätssicherung
unter Berücksichtigung des vorhandenen Sicherheitsmanagementsystems gewährleistet
worden sei."
Das Bundesumweltministerium abschließend: "Die SH-Aufsichtsbehörde
hat hierfür der Betreiberin [Vattenfall Europe] eine Frist zum 20. September
gesetzt."
Landesregierung
Schleswig-Holstein: Die Sicherheit der Notstromversorgung bei einer Störung des
Stromnetzes im AKW Brunsbüttel ist gewährleistet
"Im Rahmen der
aufsichtlichen Gespräche hat die schleswig-holsteinische
Reaktorsicherheitsbehörde die Betreiberin des Kernkraftwerks
Brunsbüttel [Vattenfall Europe] aufgefordert, einen Änderungsantrag
zur Notstromversorgung zu stellen. Der Antrag liegt nunmehr vor", wird
von der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für
Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) in einer Pressemitteilung
vom 06.09.06 erklärt. "Dies teilte die zuständige
Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht im Anschluss an die heutige
Sitzung des Umweltausschusses des Deutschen Bundestages mit. Diese von der schleswig-holsteinischen
Aufsichtbehörde veranlasste Maßnahme und die Entscheidung des
Betreibers zur Realisierung werden auch vom Bundesumweltministerium positiv
bewertet."
"Mit den beantragten Änderungen",
so das Sozialministerium in Kiel weiter, "soll erreicht
werden, dass in einem Notstromfall die Zuschaltung der erforderlichen
Notstromverbraucher unabhängig von den vorhandenen Wechselrichtern erfolgt, wie
dies auch in neueren Kernkraftwerken üblich ist."
"In einem gestern von der Sozialministerin anberaumten Gespräch mit
externen Sachverständigen haben die Gutachter erneut bestätigt,
dass auch aktuell die Sicherheit der Notstromversorgung bei einer Störung
des Stromnetzes in Brunsbüttel gewährleistet ist. Trauernicht: 'Wir
brauchen aber maximale Sicherheit bei allen Kernkraftwerken, deshalb ist
die Optimierung der Anlage erforderlich.'"
"Die heutige Sondersitzung des
Umweltausschusses des Deutschen Bundestages hat deutlich gemacht, dass die
Atomaufsicht des Landes Schleswig-Holstein und das Bundesumweltministerium darin
übereinstimmen, dass aktuell kein Anlass besteht, den Betrieb von
Brunsbüttel einzuschränken oder einzustellen." "Einigkeit
besteht auch darin, dass die Qualitätssicherung des Betreibers bei Auskünften
und Informationen zum Kernkraftwerk Brunsbüttel verbessert werden muss.
Eine entsprechende Aufforderung ist durch die Reaktorssicherheitsbehörde
Schleswig-Holstein bereits erfolgt."
Vattenfall Europe:
"Kein Komplett-Umbau der Notstromversorgung geplant"
Vattenfall Europe,
der Betreiber des AKW Brunsbüttel, hat in einer Pressemitteilung
am 06.09.06 darauf aufmerksam gemacht, daß "die Notstromversorgung
des Kernkraftwerks Brunsbüttel nicht komplett auf Gleichstrom umgestellt
werden soll". "Darauf hat die Vattenfall Europe
Nuclear Energy GmbH (VENE) als verantwortlicher Betreiber
hingewiesen."
"VENE-Geschäftsführer
Dr. Bruno Thomauske widersprach anders lautenden
Meldungen nach der Sitzung des Bundestags-Umweltausschusses am
Mittwoch", so Vattenfall Europe in ihrer Pressemitteilung
vom 06.09.06. "Das Notstromsystem in Brunsbüttel
solle lediglich durch eine Komponente ergänzt werden, sagte
Thomauske. " „Eine Systemeinheit soll zusätzlich an eine
bereits vorhandene Gleichstromversorgung angeschlossen werden.“"
"Einen entsprechenden Antrag
hat die VENE am vergangenen Freitag dem Kieler Sozialministerium als zuständiger
Aufsichtsbehörde vorgelegt", so Vattenfall Europe.
"Die Notstromversorgung in Brunsbüttel ist allerdings auch ohne
diese Maßnahme in allen Eventualfällen gesichert“, erklärte
erwartungsgemäß der Vattenfall-Geschäftsführer. "Das Anlagenkonzept
in Brunsbüttel wird seit einigen Jahren zwischen Betreiber und
Aufsichtsbehörde diskutiert, um mögliche technische
Verbesserungen zu erörtern. Dazu liegt seit rund eineinhalb
Jahren ein Konzept der VENE im Ministerium zur Prüfung vor."
Thomauske führt dazu weiter aus: "„Dabei
geht es um mögliche technische Verbesserungen, nicht aber um die Sicherheit des
Kraftwerks - dazu hat die Aufsichtsbehörde
[Sozialministerium in Kiel] wiederholt erklärt, dass es keinerlei
Hinweise auf Sicherheitsmängel in Brunsbüttel gibt. Das hat auch
Umweltminister Sigmar Gabriel in der heutigen Sitzung des Umweltausschusses bestätigt.“"
"Anlass der aktuellen Überlegungen
ist der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark Ende
Juli. Dort waren nach einem Kurzschluss im Netz zwei für die
Notstromversorgung nötige Wechselrichter ausgefallen. Thomauske
erklärte, in Brunsbüttel sei, anders als in Forsmark, der redundanz-übergreifende
Ausfall von Wechselrichtern auszuschließen. „Insofern ist die Versorgung
von wechselspannungsabhängigen Komponenten auch im Notstromfall gesichert.“
Einzelne Funktionen wären nur bei einem - für Brunsbüttel nicht
zu unterstellenden - Ausfall mehrerer Wechselrichter beeinträchtigt",
so der Vattenfall-Geschäftsführer Thomauske weiter. "„Gleichwohl
haben wir für diesen nicht zu unterstellenden Fall als weitere
Verbesserungsmaßnahme eine zusätzliche Batteriepufferung
vorgesehen“, sagte Thomauske. Der Antrag liege der Aufsichtsbehörde
seit vergangenem Freitag vor. „Auch hier bleibt festzuhalten, dass die Notstromversorgung
in Brunsbüttel auch ohne diese Maßnahme in allen Eventualfällen gesichert ist.“"
Deutsche Umwelthilfe
fordert: AKW Brunsbüttel vorzeitig abzuschalten
"Nach der Ankündigung
des Vattenfall-Konzerns, das marode Notstromsystem des
Atomkraftwerks Brunsbüttel nachrüsten zu wollen, verlangt die Deutsche
Umwelthilfe e.V. (DUH) in einer Pressemitteilung
vom 06.09.06 die (berechtigte!) "vorzeitige
Stilllegung des Reaktors":
In ihrer Pressemitteilung begründet die Deutsche Umwelthilfe
einleitend ihre Forderung nach der sofortigen Stillegung des AKW Brunsbüttel:
"'Die Deutsche Umwelthilfe hat die Absicht des Vattenfall-Konzerns
scharf kritisiert, den Siedewasserreaktor Brunsbüttel mit kosmetischen
Änderungen am Notstromsystem weiter betreiben zu wollen. Mit Änderungen
im Detail seien die grundlegenden Sicherheitsmängel,
die die Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung
dem Siedewasserreaktor an der Elbe schon im März 2003 bescheinigt
hatte, nicht zu heilen, erklärte die Organisation. Es sei „in
höchstem Maße befremdlich, dass der Betreiber Vattenfall mehrere Wochen benötigt,
um zu verlässlichen Aussagen über die technische Ausgestaltung des
Notstromsystems in seiner eigenen Anlage zu kommen“, sagte
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Dies werfe grundlegende Fragen
zum Sicherheitsmanagement im AKW Brunsbüttel auf. Baake forderte
den Konzern auf, das „Kraftwerk entsprechend den Regelungen
des Atomausstiegsgesetzes vorzeitig stillzulegen, statt sich weiter in
Spekulationen über eine Laufzeitverlängerung zu ergehen“."
Die DUH begründet ihre berechtigte Forderung
weiter: "Der Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall Europe
hatte zunächst erklärt, der Forsmark-Unfall sei auf
Brunsbüttel nicht übertragbar, weil die Notstromversorgung in
dem Reaktor nicht auf Wechselstrom angewiesen sei und diese Behauptung
zwei Wochen später anlässlich einer Sitzung des Ausschusses „Elektrische
Einrichtungen“ der RSK teilweise zurückgenommen wurde. Der
Reaktor sei jedoch trotzdem sicher. Eine weitere Woche später
musste Vattenfall offenbar einräumen, die von den Atomaufsichtsbehörden
in Schleswig-Holstein und im Bundesumweltministerium
verlangten Nachweise ohne Änderungen am technischen Konzept der
Notstromversorgung nicht vollständig erbringen zu können. Ein
entsprechender an die Kieler Atomaufsicht gerichteter
Änderungsantrag wurde gestern erst nach Recherchen der
tageszeitung, taz, bekannt und in einer Sondersitzung des
Umweltausschusses des Bundestages diskutiert."
"'Auch nach der nun geplanten
technischen Änderung sind die grundlegenden Zweifel an der Sicherheit des
Systems, die die Experten seit Jahren umtreiben, keinesfalls ausgeräumt
“, sagte Baake" von der DUH. "Hunderte offener Punkte,
die sich nach einem Eingeständnis der Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht
im Zusammenhang mit einer schon Jahre zurückliegenden Sicherheitsüberprüfung
ergeben hätten, seien bis heute nicht geklärt."
Die DUH stellt in ihrer Pressemitteilung weiter fest: "„Wir sehen
uns durch die neue Entwicklung in unserer schon vor drei Wochen veröffentlichten,
detaillierten Kritik am Sicherheitszustand des Brunsbüttel-Meilers bestätigt.
Vattenfall beschwört eine Sicherheit, die sich nach Überzeugung der Fachleute nicht
einmal mit einer Vollsanierung des Reaktors herstellen ließe“,
sagte der Leiter Politik der DUH, Gerd Rosenkranz und erinnerte in diesem
Zusammenhang an eine RSK-Sondersitzung, in deren Verlauf die Experten im März
2003 festgestellt hatten, dass selbst mit dem Austausch des
defizitären Sicherheitsleitsystems gegen ein hochmodernes System „kein
Sicherheitsgewinn verbunden ist, da dies die Defizite im Anlagenkonzept
hinsichtlich des Aufbaus der Notstromversorgung nicht ausgleicht.“"
"Die DUH kritisierte auch die Koalitionsparteien,
die am Dienstag gemeinsam mit der FDP eine öffentliche Beratung
des Umweltausschusses des Bundestages zum Thema Brunsbüttel
verhindert hatten. „Da fürchten manche, dass die neue
Sicherheitsdiskussion die mit aller Macht vorangetriebene Debatte über einen möglichen
Wiedereinstieg in die Atomenergie in Deutschland stören könnte“,
erklärte Baake. Im Ergebnis werde durch diese „kindische Geheimniskrämerei“
jedoch nur das Misstrauen der Menschen gegen diese Technologie und ihre
Verfechter weiter wachsen", so die DUH in ihrer Mitteilung an die
Medien.
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06.
September 2006
Genehmiger Bruno
Thomauske: Für den Chef der AKW-Sparte von Vattenfall ist das AKW Brunsbüttel
sicher
Auf nd-online.de wird am 06.09.06
über den Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy
GmbH (VENE), Dr. Bruno Thomauske, dessen berufliche
Karriere zusammengefaßt:
"Der von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) geforderte
Sicherheitsnachweis für die Notstromversorgung des umstrittenen Atomkraftwerks
Brunsbüttel ist immer noch nicht erbracht, doch Bruno Thomauske
behauptet: »Wir haben belegt, dass Brunsbüttel besonders gut auf mögliche
Störungen in der Stromversorgung vorbereitet ist.« Thomauske ist Geschäftsführer
der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (VENE), die die Atomkraftaktivitäten
des schwedischen Energiemultis Vattenfall bündelt und gemeinsam mit
E.on die norddeutschen AKW Brokdorf, Brunsbüttel und Krümmel
sowie den stillgelegten Meiler in Stade betreibt.
Thomauske (Jg. 1949) ist in der Atomgemeinde kein Unbekannter. Vor seinem
Job bei Vattenfall war der gelernte Physiker 20 Jahre lang in führender
Position beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) tätig. Er leitete
hier die Erkundung des Salzstocks Gorleben, übernahm später zudem die Verantwortung
für die Endlagerprojekte Schacht Konrad und Morsleben. Zuletzt war er beim
BfS für die Genehmigung der Castortransporte sowie der Zwischen- und
Interimslager an den AKW-Standorten zuständig. Thomauske leitete die
atomrechtlichen Anhörungen, diskutierte, erörterte – und genehmigte.
Befürchtungen von Anwohnern wischte er als »unbegründet« vom Tisch. Für
alle von den AKW-Betreibern beantragten Zwischenlager – einschließlich
der Standorte Brunsbüttel und Krümmel – gab er für das BfS Grünes
Licht.
Nach seinem Wechsel zu Vattenfall im Herbst 2003 rückte Thomauske
schnell in die Geschäftsführung auf. Ob er, wie Atomgegner mutmaßen,
bei dem Energieunternehmen schon vorher unter Vertrag stand, ist unklar.
Auf jeden Fall fordert die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg die Überprüfung
sämtlicher unter Thomauskes Federführung erteilten Genehmigungen für
Atomanlagen. Laut BfS ist das längst geschehen. Nach dem Wechsel zu Vattenfall
habe die Stabsstelle für »Innenrevision und Korruptionsprävention« die
Unterlagen der Verfahren zu den Zwischenlagern Brunsbüttel und Krümmel auf
eine unzulässige Einflussnahme zugunsten von Vattenfall hin überprüft;
Hinweise habe es nicht gegeben. Intern heißt es beim BfS jedoch: »Thomauske
ist ein Problem.« Reimar Paul"
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05.
September 2006
taz: Notstromversorgung im AKW Brunsbüttel muß umgebaut werden
Auf NDR.de wird am 05.09.06
gemeldet: "Das Notstromsystem des Atomkraftwerks Brunsbüttel
im Kreis Steinburg muss einem Bericht der 'tageszeitung'
(Mittwochsausgabe [06.09.06]) zufolge umgebaut werden."
NDR.de berichtet dazu weiter: "Die Betreiberfirma Vattenfall Europa
müsse bis zum 20. September einen so genannten
Änderungsantrag für die Notstromversorgung
in dem Meiler einreichen, bestätigte eine Sprecherin
des für die Atomaufsicht zuständigen Gesundheitsministeriums in
Schleswig-Holstein dem Blatt. Diese Anträge seien gemäß
Atomrecht notwendig, wenn an der ursprünglich
genehmigten Bauweise etwas geändert werden müsse."
Laut NDR.de ist dies das "Ergebnis eines atomaufsichtlichen
Gesprächs": 'Es geht darum, dass Wechselrichter für das
autarke Zuschalten der Notstromversorgung keine Rolle mehr spielen dürfen',
erklärte die Sprecherin. Dies sei das Ergebnis eines atomaufsichtlichen Gesprächs,
zu dem Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) am 23. August
Betreiber, Experten und Vertreter
des Bundesgesundheitsministeriums geladen hatte."
"Experten hatten nach dem Störfall im schwedischen
Atomkraftwerk Forsmark auf die Notstromversorgung im Meiler
Brunsbüttel hingewiesen. Wie auch in dem schwedischen Meiler wird in
dem Werk an der Elbe der Strom für die Kühlpumpen
über so genannte Wechselrichter erzeugt. In Forsmark waren
die Wechselrichter nach einem Kurzschluss ausgefallen", so
die Meldung auf NDR.de abschließend.
Dieser Artikel auf NDR.de vom 05.09.06 ist zwischenzeitlich auch
von hamburg1.de und der Nachrichtenagentur AFP unter
Berufung auf die tageszeitung (taz), Ausgabe 06.09.06, inhaltlich bestätigt
worden.
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04.
September 2006
Nachprüfbare
Sicherheitsnachweise für das AKW Brunsbüttel liegen offensichtlich immer noch
nicht vor
"Der Betreiber des Atomkraftwerks
Brunsbüttel Vattenfall Europe hat die von der Atomaufsicht in
Kiel und Berlin geforderten Sicherheitsnachweise eine Woche
nach Ablauf der von den Behörden gesetzten Frist offensichtlich
immer noch nicht erbracht", wird von der Deutschen
Umwelthilfe e.V. (DUH) in einer Pressemitteilung vom 04.09.06
festgestellt. "Die zuständige Atomaufsicht in
Schleswig-Holstein sehe sich erkennbar „nicht in der Lage, zu bestätigen,
dass Vattenfall vollständige und nachprüfbare Nachweise für die
Sicherheit des Notstromsystems vorgelegt hat“, sagte der neue DUH-Bundesgeschäftsführer
Rainer Baake."
"Die Hinhaltetaktik von
Vattenfall Europe sei angesichts der Tatsache, dass
das Unternehmen seine Einlassungen zur Frage der
Vergleichbarkeit der Notstromsysteme in Forsmark und Brunsbüttel
schon einmal korrigieren musste, ein Skandal",
so die DUH in ihrer Pressemitteilung weiter. "Baake: „Die schleswig-holsteinische
Sozialministerin Gitta Trauernicht muss sich als zuständige
Atomaufseherin die Frage gefallen lassen, wie lange sie sich
von Vattenfall noch an der Nase herumführen lassen will.“ Der
DUH-Bundesgeschäftsführer verlangte von der Ministerin „ein
klares Ultimatum“ und forderte sie auf, „unverzüglich eine
aufsichtliche Anordnung mit einer klaren und knappen Fristsetzung zu erlassen.“
Sollte die Frist wiederum verstreichen, ohne dass
der Konzern die notwendigen Sicherheitsnachweise liefert, „muss
das Atomkraftwerk stillgelegt werden“. "
Die DUH in ihrer Mitteilung rückblickend:
"Das Atomkraftwerk Brunsbüttel war nach dem Forsmark-Unfall in die öffentliche
Kritik geraten, nachdem die DUH bisher unveröffentlichte
Sicherheitsdefizite im Notstromsystem des Reaktors bekannt
gemacht hatte. Vattenfall Europe hatte zudem seine ursprüngliche
Behauptung, in Brunsbüttel sei ein Unfall wie in Schweden
nicht möglich, anlässlich einer Sitzung des Ausschusses
„Elektrische Einrichtungen“ der Reaktorsicherheitskommission (RSK)
der Bundesregierung zurückgenommen und eingestanden, dass Teile
des Notstromsystems doch wie in Forsmark auf Wechselstrom angewiesen seien.
Nach einem Ausfall bestimmter Wechselrichter wäre demnach auch
das Kraftwerk Brunsbüttel nur noch eingeschränkt steuerbar."
Laut der DUH war Vattenfall eine Frist bis zum 28.08.06 gesetzt worden, um die
geforderten Sicherheitsnachweise für das AKW Brunsbüttel vorzulegen:
"Daraufhin hatten die Atomaufsichtsbehörden Nachweise gefordert,
die die Sicherheit des Meilers belegen und dafür eine
Frist bis vergangenen Montag (28. August 2006) gesetzt", Am Mittwoch
früh (6. September 2006, 8:00 Uhr) tritt der Umweltausschuss
des Bundestags zusammen, um die Folgen des Forsmark-Unfalls für
deutsche Atomkraftwerke, insbesondere den Reaktor in Brunsbüttel,
zu beraten. Der Ausschuss tagt nicht öffentlich."
Bislang
liegen keine Reaktionen Seitens des Sozialministeriums
in Schleswig-Holstein und/oder von Vattenfall Europe
auf die Forderungen der Deutschen Umwelthilfe vor...
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02.
September 2006
Seit 1976 mehr als 300 meldepflichtige Störfälle im AKW Brunsbüttel
Im AKW Brunsbüttel
"haben sich in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Pannen
ereignet. Die Statistik weist mehr als 300 meldepflichtige Störfälle
nach, darunter über 40 der sofort meldepflichtigen Kategorien A und
B." Dies wird auf nd-online.de am 02.09.06
berichtet. "Den größten Anteil an den schwereren
Störfällen machten Schäden an Notstromdieseln
aus."
- "Der schwerste Unfall ereignete sich" laut
nd-online.de "im Juni 1978 - damals wurden mehrere
Kubikmeter radioaktiver Dampf freigesetzt. Wegen der Reparatur von
Rissen an den Rohrleitungen lag das Atomkraftwerk mehr als drei Jahre
still."
- "Anfang 2002 führte vermutlich eine Wasserstoffexplosion
zum Abriss einer Kühlwasserleitung im Sicherheitsbehälter des Reaktors.
Die abgerissene Rohrleitung wurde nur zufällig bei
einer Inspektion entdeckt, der Reaktor daraufhin für mehrere
Monate erneut vom Netz genommen. Die Betreiber hatten
die Anlage zunächst einfach weiterlaufen lassen."
"Eine sehr schlechte Bewertung"
erhielt das AKW Brunsbüttel nach dem Bericht auf nd-online.de "auch
in einer Sicherheitsstudie der Gesellschaft für Reaktor- und
Anlagensicherheit, die die Bundesregierung nach den Anschlägen vom 11.
September 2001 in Auftrag gegeben hatte. Darin wurde beschrieben, dass bei
diesem Meiler schon der Absturz eines kleineren Verkehrsflugzeugs eine
Katastrophe auslösen könnte."
"Dem Atomkonsens
zufolge müsste das AKW Brunsbüttel an der Unterelbe noch in
dieser Legislaturperiode (im März 2009) vom Netz
gehen. Während die Betreiber Vattenfall und E.on eine längere
Laufzeit für den 1976 in Betrieb genommenen Reaktor fordern,
verlangen Umweltschützer die sofortige Stilllegung. Sie
verweisen darauf, dass der Siedewasserreaktor in vielen Anlagenteilen
praktisch baugleich mit dem schwedischen AKW Forsmark 1
ist." nd-online.de weiter: "Nach Ansicht der Deutschen
Umwelthilfe ist Brunsbüttel auf schwere Störfälle sogar noch
schlechter vorbereitet."
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31.
August 2006
Deutsche Umwelthilfe: Kieler
Sozialministerium
soll "Brunsbüttel-Schwachstellenliste" veröffentlichen
Zum 'Brennpunkt AKW Brunsbüttel'
hat die Deutsche Umwelthilfe e.V. am 31.08.06 in einer Pressemitteilung
die Veröffentlichung der "Brunsbüttel-Schwachstellenliste"
von der schleswig-holsteinischen Sozialministerin Gitta Trauernicht
gefordert: "Die Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht
(SPD) soll eine von ihr unter Verschluss gehaltene Liste mit 260
Fragen zu Schwachstellen des umstrittenen Atomkraftwerks Brunsbüttel
sofort veröffentlichen", so die Deutsche Umwelthilfe
in der Pressemitteilung vom 31.08.06. "Dazu hat die Deutsche
Umwelthilfe e. V. (DUH) die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein
zuständige Ministerin heute in einem Schreiben aufgefordert.
Damit reagierte die DUH, die Mitte August detailliert über gravierende und
intern von Reaktorexperten schon seit 2002 diskutierte Sicherheitsmängel im
Notstromsystem des Siedewasserreaktors berichtet hatte, auf eine Äußerung von
Frau Dr. Trauernicht in der taz vom Donnerstag [30.08.06]." Die DUH
dazu weiter: "Auf die von der DUH zuvor bekannt gemachte Tatsache
angesprochen, in den Schubladen der Kieler Atomaufsicht schlummere eine
Liste mit 260 Sicherheitsmängeln, räumte Trauernicht gegenüber der taz
ein, es gebe eine „Liste mit sehr vielen offenen
Punkten“ zum Atomkraftwerk Brunsbüttel."
"„Entweder diese Schwachstellen-Liste ist harmlos,
dann verstehen wir nicht, warum sie von Frau Trauernicht
behandelt wird wie ein Staatsgeheimnis“,
sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch, „oder die Liste offenbart
Sicherheitsdefizite, die nach dem schweren Störfall im
schwedischen Atomkraftwerk Forsmark eine sofortige
Abschaltung des Brunsbüttel-Reaktors erfordern", teilte die
DUH mit.
"Die DUH hat Hinweise, dass diese Liste sehr
wohl relevante Sicherheitsmängel auflistet, deren Beseitigung
seit Jahren vom Kraftwerks-betreiber Vattenfall verweigert wird.
Es kann nicht sein, dass der Fortbestand der Sicherheitsmängel in Kauf
genommen wird, weil den Betreiberinteressen an einem
fortgesetzten Betrieb Vorrang eingeräumt wird. In jedem
Fall", so die DUH weiter, "hat die Öffentlichkeit ein Recht
darauf, zu erfahren, worüber der Reaktorbetreiber Vattenfall
und die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein offenbar seit Jahren
einen schwelenden Streit ausfechten.“"
"Resch erinnerte daran, dass Vattenfall Europe auf die Fragen
der Atomaufsicht zur Übertragbarkeit des Forsmark-Unfalls auf die Anlage in
Brunsbüttel zunächst wochenlang „objektive
Falschaussagen“ verbreitet habe", so die DUH wörtlich
in ihrer Pressemitteilung. "Erst anlässlich einer internen
Sitzung des Ausschusses „Elektrische Einrichtungen“ der
Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung
am letzten Donnerstag hatte das Unternehmen plötzlich eingestanden,
dass Teile des elektrischen Notstromsystems doch wie in Forsmark von der
Funktionstüchtigkeit von Wechselrichtern abhängen. Damit stelle sich
die Frage nach der im Atomgesetz zwingend vorgeschriebenen Zuverlässigkeit
der Betreiber von Atomanlagen", so die DUH. "Die war bezüglich
des AKW Brunsbüttel bereits nach einer schweren
Wasserstoffexplosion im Dezember 2001 gestellt worden
und hatte schließlich zur Entfernung des damals verantwortlichen
Kraftwerksdirektors von seinem Posten geführt. Angesichts dieser
Vorgeschichte dürfe es „nicht einmal den Anschein der Kungelei
zwischen Atomaufsicht und Betreiber geben“, sagte Resch."
"Die DUH verlangt in ihrem heutigen Schreiben sofortige Einsicht
in die Schwachstellenliste, die von Vattenfall angeblich
nach und nach bei laufendem Reaktorbetrieb abgearbeitet werden soll.
Die DUH hat daher heute auch Akteneinsicht nach dem
Umweltinformationsgesetz (UIG) sowie dem schleswig-holsteinischen
Informationsfreiheitsgesetz (IFG- S-H) beantragt und wird ihren Informationsanspruch
gegebenenfalls auch gerichtlich durchsetzen", so die DUH
abschließend.
taz: "Schwedische
Verhältnisse in Brunsbüttel"
In der taz,
Ausgabe vom 31.08.06, wird in einem längerem Artikel unter dem
Titel "Schwedische Verhältnisse in Brunsbüttel"
u.a. über die Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe vom 31.08.06
berichtet:
"Ist die deutsche
Atomaufsicht vertrauenswürdig?", so die Fragestellung in dem
Bericht der taz. - Die taz beantwortet diese Frage im gleichem Atemzug: "„Leider nur bedingt".
Der Sachverstand der externen Experten und derer, die in den Ministerien
arbeiten, besteht zweifelsfrei. Die Frage aber ist: Verstehen und
beherzigen die zuständigen Politiker auch den Rat der Experten?
Schleswig-Holsteins oberste Atomaufseherin, Sozialministerin Gitta
Trauernicht (SPD), etwa beschwerte sich bei Bundesumweltminister
Gabriel, von Forsmark aus der Presse - und nicht aus seinem Ministerium -
erfahren zu haben. Tatsächlich aber hätte es Trauernicht besser
wissen können. Als Atomaufsichtsbehörde ist auch ihr Haus an das Internationale
Störfall-Meldesystem INES angeschlossen."
"Die Deutsche Umwelthilfe wirft der Kieler Aufsichtsbehörde
vor, eine Liste mit 260 Nachrüstforderungen unter der
Decke zu halten", so in dem taz-Artikel vom 31.08.06 weiter. "Diese
Liste werde für den Fall in der Schublade gehalten, dass der Betreiber
- wie erklärt - eine Laufzeitverlängerung beantragt, so der
Vorwurf."
"Im Interview mit der taz bestätigte Ministerin Trauernicht zwar,
dass es 'eine Liste mit sehr vielen offenen Punkten gibt, aber
keine Liste mit 260 Sicherheitsmängeln'. Der konstruierte
Zusammenhang sei 'Quark'."
Die
taz weiter: "Allerdings verweigerte Gitta Trauernicht dem
Interview die Freigabe. Was insofern delikat ist, als die
Ministerin sowohl dem Betreiber als auch dem Bundesumweltminister schlechte
Informationspolitik vorwirft."
Landesregierung
Schleswig-Holstein: "Schwachstellenliste" ist Teil der ganzheitlichen
Periodischen Sicherheitsüberprüfung des Kernkraftwerks Brunsbüttel
"Die von der Deutschen
Umwelthilfe e.V. (DUH) am 31. August beantragte Einsicht in eine von
der DUH als "Schwachstellenliste" zum Kernkraftwerk Brunsbüttel
bezeichnete Unterlage betrifft die nach dem Atomgesetz vorgesehene so
genannte Periodische Sicherheitsüberprüfung", so die Reaktion der
Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales,
Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) auf die Forderung der DUH auf
Akteneinsicht in einer Pressemitteilung vom 31.08.06. "Die Landesregierung
hat - wie bei anderen Kernkraftwerken auch üblich - für das Kernkraftwerk
Brunsbüttel unter Beteiligung von Sachverständigen eine solche ganzheitliche
Überprüfung durchführen lassen. Zu der insoweit von der Betreiberin
erstellten "Sicherheitsstatusanalyse" wurden von den Sachverständigen
über 200 einzelne Prüfberichte vorgelegt. Insgesamt sind darin eine
Reihe offener Punkte mit unterschiedlichen Inhalten ausgewiesen
worden. Die Reaktorsicherheitsbehörde bewertet derzeit, wie diese offenen
Punkte zu klassifizieren und welche Konsequenzen hieraus gegebenenfalls zu
ziehen sind. Dies ist das allen Verantwortlichen bekannte und transparent
gemachte Verfahren.
Über den von der DUH heute reklamierten Rechtsanspruch auf Überlassung sämtlicher
Unterlagen muss unter Berücksichtigung aller davon betroffenen
Rechtspositionen entschieden werden."
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30.
August 2006
Reaktorsicherheitsbehörde
in Kiel vertieft Fragen zum AKW Brunsbüttel
"Das
Sozialministerium Schleswig-Holstein als zuständige
Reaktorsicherheitsbehörde hat heute (30. August) den Fragenkatalog
zur Übertragbarkeit des Störfalls in dem schwedischen Kernkraftwerk
Forsmark I vom 25. Juli 2006 erweitert", so die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend
und Senioren) am 30.08.06 in einer Pressemitteilung.
"Die Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel [Vattenfall Europe]
wurde zu einer eingehenden Darlegung zur Aufarbeitung der Ursachen für
Abweichungen in der bisherigen technischen Sachstandsdarstellung aufgefordert.
Dabei ist von der Betreiberin insbesondere auch darzustellen, wie die Qualitätssicherung
unter Berücksichtigung des vorhandenen Sicherheitsmanagementsystems gewährleistet
wurde."
Die Landesregierung
Schleswig-Holstein weiter: "Bei
der ursprünglichen und dann korrigierten Darstellung ging es um
die Bedeutung der im Kernkraftwerk Forsmark ausgefallenen Wechselrichter.
Wie die Betreiberin nach vertiefter Prüfung einräumte, werden
diese im Notstromfall auch beim Kernkraftwerk Brunsbüttel benötigt.
Die Anlage ist jedoch" nach der Mitteilung der Landesregierung
Schleswig-Holstein
"so ausgelegt, dass Ausfälle in diesem Bereich nicht zu
sicherheitstechnisch bedenklichen Zuständen führen. Wird dies dennoch
unterstellt, so steht - anders als im Kernkraftwerk Forsmark - im
Kernkraftwerk Brunsbüttel zusätzlich ein so genanntes Unabhängiges
Notstandssystem (UNS) zur Verfügung, über das die Notstromversorgung
sichergestellt werden kann. Diese Erkenntnisse wurden vom Sozialministerium
und der Betreiberin in der dann folgenden Sitzung der
Reaktorsicherheitskommission des Bundes vorgetragen und auch im Aufsichtsgespräch
im Sozialministerium am 29. August fachlich erörtert. Die Prüfung der Übertragbarkeitsaspekte
dauert weiter an", so die Landesregierung
Schleswig-Holstein in ihrer Pressemitteilung abschließend.
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29.
August 2006
Rasches
Aus für alle Atomkraftwerke ist «unproblematisch»
Nach
Darstellung von Uwe
Leprich, Energieexperte von der Saarbrücker Hochschule für Technik und
Wirtschaft, in einem Interview mit der Netzeitung (netzeitung.de) vom
29.08.06 könnte
nicht
nur das AKW in Brunsbüttel rasch vom Netz gehen, sämtliche deutsche
Atommeiler ließen sich ihm zufolge ohne Probleme früher abschalten.
=>
Im Folgenden dokumentieren wir aus aktuellem Anlaß den Bericht von Uwe
Leprich in
der Netzeitung vom 29.08.06 im vollen Wortlaut:
"Nicht
nur das umstrittene Atomkraftwerk Brunsbüttel sollte rasch vom Netz gehen
- sämtliche deutsche Meiler könnten nach Einschätzung eines Fachmanns
problemlos abgeschaltet und durch andere Kraftwerke ersetzt werden. «Die
beschleunigte Abschaltung aller Atomkraftwerke ist unproblematisch», sagte
Uwe Leprich, Energieexperte von der Saarbrücker Hochschule für Technik und
Wirtschaft, der Netzeitung. «Das lässt sich viel zügiger als mit dem
Atomausstiegsgesetz festgelegt bewältigen.»
Deutschland habe aktuell genügend Kraftwerkskapazitäten, «und wir
haben vor allem auch Unternehmen, die darauf warten, neue Kraftwerke -
beispielsweise Gas und GuD-Kraftwerke - zu bauen.» Gas- und
Dampfturbinen-Kraftwerke, die so genannten GuD-Kraftwerke, sind kombinierte
Kraftwerke: In den Anlagen wird auch die bei der Stromproduktion anfallende
Abgaswärme für den Antrieb einer Gasturbine genutzt - dadurch ergeben sich
hohe Wirkungsgrade.
Der Neubau solcher Kraftwerke lässt sich Leprich zufolge in 18 bis 24
Monaten bewältigen. So sei der gesamte Zeitplan für die Abschaltung
aller deutschen Meiler zu straffen, ohne Versorgungs- oder
finanzielle Probleme fürchten zu müssen.
Vattenfall
hält Brunsbüttel für sicher
Die
von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erwogene vorzeitige
Abschaltung des Atomkraftwerks Brunsbüttel ist Leprich zufolge auch
im Sinne der geltenden Atompolitik. «Die bisherige Sicherheitsphilosophie
würde es durchaus erlauben, Brunsbüttel
abzuschalten», erläuterte Leprich, der den Bundestag als
sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission «Nachhaltige
Energieversorgung» beriet. «Siedewasser-Reaktoren sind
noch unsicherer als andere Atomreaktoren ohnehin schon», begründete
er seine Forderung nach einer raschen Stilllegung.
Für eine Abschaltung wäre auch keine Gesetzesänderung
erforderlich: «Dazu bedarf es keiner Änderungen am Atomausstieg.
Schon das geltende Recht gibt eine Abschaltung von Brunsbüttel her.»
Umweltminister Gabriel hatte nach dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk
Forsmark eine vorzeitige Abschaltung des Meilers Brunsbüttel erwogen und den
Betreiber Vattenfall Europe aufgefordert, die Sicherheit des Kraftwerks
darzulegen. Gabriel zufolge wäre in Brunsbüttel ein ähnlicher Störfall wie
in Schweden möglich. Vattenfall hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und auf
einen Weiterbetrieb bis 2009 gepocht, wie ihn der Atomausstieg vorsieht.
Alle
Siedewasser-Reaktoren überprüfen
Leprich empfiehlt indes, nicht
nur Brunsbüttel, sondern sämtliche deutsche Siedewasser-Reaktoren auf ihre
Sicherheit zu überprüfen und notfalls vom Netz zu nehmen. «Auf Grund
des Störfalls in Forsmark sollten in jedem Fall die Siedewasser-Reaktoren
überprüft werden. Auch diese müssen auf dem neuesten Stand von
Wissenschaft und Technik betrieben werden», begründete er seine Forderung.
Das Ergebnis könnte auch eine vorzeitigte Abschaltung sämtlicher
Siedewasser-Reaktoren in Deutschland sein: «Gibt es nach dem Störfall in
Forsmark neue Erkenntnisse über den Sicherheitsstand der Siedewasserreaktoren,
müssen die deutschen Reaktoren diesen Erkenntnissen auch genügen. Tun
sie das nicht, ist eine Abschaltung der Siedewasser-Reaktoren geboten»,
betont Leprich, der in diesem Jahr an der Pariser International Energy Agency
(IEA) forschte. Probleme mit der Stromversorgung entstünden durch eine
Abschaltung der deutschen Siedewasser-Reaktoren nicht: «Es wäre in
jedem Fall verkraftbar.»" (netzeitung.de, 29.08.06)
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29.
August 2006
Landesregierung Schleswig-Holstein hat Bedenken beim AKW Brunsbüttel
Gegenüber
der Netzeitung (Netzeitung.de) vom 29.08.06 äußerte sich Schleswig-Holsteins
Sozialministerin Trauernicht:
... "Für die Landesregierung in Schleswig-Holstein sind die Aussagen
von Vattenfall Europe zur Sicherheit des Atomkraftwerks (AKW) Brunsbrüttel
nicht ausreichend. 'Ein erster Blick auf das Papier von Vattenfall macht
deutlich: Wir haben noch einige Nachfragen', sagte Sozialministerin
Gitta Trauernicht, die auch für Reaktorsicherheit zuständig ist, der
Netzeitung. Demnach soll es ein weiteres Aufsichtsgespräch mit dem Betreiber im
Ministerium geben."
"Ministerin Trauernicht geht davon aus, dass ein 'identischer' Störfall
in Brunsbüttel ausgeschlossen ist. 'Es können aber ähnlich gelagerte
Probleme auftreten', sagte sie. Die SPD-Politikerin glaubt auch den
Versicherungen von Vattenfall nicht: 'Die Behauptung von Vattenfall, die
Notstromversorgung sei sicherer als in anderen Reaktoren in Deutschland, stimmt
einfach nicht', kritisierte sie. 'Wir als Atomaufsicht haben da eine ganz
andere Meinung'. Der Reaktor sei 'immerhin schon 30 Jahre alt' und
entspreche 'nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik'."
"Für Trauernicht ist 'Reaktortechnologie eine Hochrisikotechnologie'.
Nicht jeder Fehler sei vorhersehbar. 'Deshalb ist der Atomausstieg auch
unabdingbar', sagte die Ministerin. Gleichzeitig erteilte sie einer vorzeitigen
Abschaltung des AKW Brunsbüttel eine Absage: 'Nach derzeitigem
Kenntnisstand ist ein solcher Schritt nicht notwendig und möglich'. Der
Atomausstieg sieht vor, dass das AKW Brunsbüttel 2009 als eines der ersten
Meiler vom Netz geht." ...
In
einem Artikel des Hamburger Abendblatt vom 29.08.06 wird zu der
von Vattenfall geplanten Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel berichtet:
..."Trauernicht [Sozialministerin in Schleswig-Holstein] geht
davon aus, dass das KKB [AKW Brunsbüttel], wie im Atomkonsens
vereinbart, im März 2009 vom Netz geht. Ein Antrag auf Verlängerung, den
Vattenfall prüft, hätte keine Chance. "Gabriel hat sich eindeutig so
geäußert."...
Die
Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales,
Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) teilte offiziell in einer
Presseerklärung vom 29.08.06 mit: "Am 29. August fand im Sozialministerium
Schleswig-Holstein ein Aufsichtsgespräch mit Vertretern der Betreiberin
[Vattenfall] des Kernkraftwerkes Brunsbüttel, verschiedenen
Sachverständigenorganisationen, Vertretern des Bundesumweltministeriums
(BMU) sowie Vertretern des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums
als zuständiger Aufsichtsbehörde statt." "Gegenstand des Gespräches
war die am 28. August übersandte Stellungnahme der Betreiberin des
Kernkraftwerks Brunsbüttel zu den zwischen Bundesumweltministerium und der
Aufsichtsbehörde abgestimmten Fragestellungen zur Notstromversorgung des
Kernkraftwerks einschließlich der Wechselrichter." "Eine
erste Sichtung der vorgelegten Unterlagen ergab noch diverse Nachfragen der
Aufsichtsbehörde, der Sachverständigen und des BMU zu konkreten
Detailpunkten. Im Rahmen des Aufsichtsgespräches wurden der Betreiberin weitere
detaillierte Nachweise, Schaltpläne und Berechnungen abgefordert. Das
Sozialministerium legt hierbei größten Wert auf die vollständige Übersendung
belastbarer und abgesicherter Informationen." "In Zusammenarbeit
mit den hinzugezogenen Sachverständigenorganisationen werden dann die
eingereichten Unterlagen intensiv geprüft. Die abschließende Bewertung wird
erst nach Auswertung dieser Prüfungen vorgenommen. Ein sofortiger
Handlungsbedarf aufgrund der noch nicht vollständig vorliegenden Informationen
wurde nicht festgestellt."
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28.
August 2006
Bundesumweltminister Gabriel will das AKW Brunsbüttel bis 2009 laufen lassen
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AP
vom 28.08.06 hat Bundesumweltminister Gabriel "klargestellt",
daß er "keine vorzeitige Schließung des Atommeilers in Brunsbüttel
plant".
"Im Streit um das Atomkraftwerk Brunsbüttel hat Umweltminister Sigmar
Gabriel klargestellt, dass er keine vorzeitige Schließung plant. Voraussetzung
sei allerdings, dass die Anlage sicher laufe, sagte sein Sprecher
Michael Schroeren am Montag in Berlin. «Der Bundesumweltminister hat nicht
die Absicht, aus Willkür heraus von seiner Seite aus das AKW
stillzulegen.»
Somit darf das Kraftwerk voraussichtlich wie geplant bis 2009 laufen,
vorausgesetzt, der Betreiber Vattenfall kann Sicherheitsbedenken ausräumen.
Diese waren nach dem Störfall im schwedischen Meiler Forsmark I aufgekommen.
"Gabriel
hatte erklärt, auch in Brunsbüttel könne es zu ähnlichen Problemen kommen,
und hatte Sicherheitsnachweise von Vattenfall gefordert. Diese sollen am
(heutigen) Montag bei der Atomaufsicht in Kiel eintreffen und danach auch von
Gabriels Ministerium geprüft werden. - Gabriel hatte der «tageszeitung» mit
Blick auf Brunsbüttel gesagt: «Es ist sinnvoll, solche Altanlagen früher
vom Netz zu nehmen. Das Atomgesetz ermöglicht, die Reststrommenge auf jüngere
Anlagen zu übertragen.» Damit habe Gabriel Kritik daran üben wollen, dass die
Betreiber derzeit nur über Strommengenübertragungen von jüngeren auf ältere
Kraftwerke nachdächten. Damit könnte die Abschaltung von weiteren
Atomkraftwerken in dieser Legislaturperiode vermieden werden."
"Mit Verweis auf Forsmark kritisierte Gabriel in dem Interview die
deutsche Atomindustrie: «Die Betreiber erklären ständig, das kann bei
uns gar nicht passieren - und dann passiert eben doch etwas. Ich finde das
angesichts des Schadensrisikos, das wir bei der Atomenergie haben, auf Dauer
nicht vertretbar», wurde der Minister zitiert", so die
Nachrichtenagentur AP weiter.
Landesregierung
Schleswig-Holstein: Die Reaktorsicherheitsbehörde
Schleswig-Holstein geht möglichen Schwachstellen auch im Kernkraftwerk
Brunsbüttel nach
In
einer Pressemitteilung vom 28.08.06 äußert sich die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend
und Senioren) ... "Bis heute ist festzustellen, dass noch immer keine
gesicherte, ganzheitliche Darstellung über den Aufbau der
Notstromversorgung in Forsmark sowie zum Ablauf des Störfalles und
dessen Ursachen und Auswirkungen vorliegt. Auch in der zweiten Mitteilung
des BMU [Bundesumweltministerium] vom 22. August 2006 weist die GRS darauf
hin, dass sie derzeit keine endgültige sicherheitstechnische Bewertung
hinsichtlich der Übertragbarkeit des Ereignisses auf deutsche Anlagen abgeben könne,
da hierzu noch weitergehende Informationen zur Ursache und zum Ablauf benötigt
werden würden. Der Betreiber des Kernkraftwerkes Forsmark muss bis zum 6.
September 2006 einen Bericht an die schwedische Aufsichtsbehörde
[SKI] übermitteln. Erst nach Auswertung dieser zusammenfassenden Darstellung
kann eine fundierte und umfassende Übertragbarkeitsprüfung erfolgen."
"Gleichwohl geht die Reaktorsicherheitsbehörde Schleswig-Holstein
wegen der zwischenzeitlich erlangten Erkenntnisse aus dem Forsmark-Störfall
möglichen Schwachstellen auch im Kernkraftwerk Brunsbüttel nach.
Gegenstand der derzeitigen Untersuchungen sind die Wechselrichter in der
Notstromversorgung. Diese stellen jedoch nur einen Aspekt der Übertragbarkeitsprüfungen
im Hinblick auf das Forsmark-Ereignis dar."
"Grundsätzlich ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht ein Versagen
von Bauteilen in Forsmark als Ursache für den Störfall in Betracht
zu ziehen, sondern unter anderem nicht optimale Grenzwerteinstellungen der Überspannungsüberwachung
und Verzögerungen bei Schaltvorgängen, die den ordnungsgemäßen
Ablauf im Falle eines Kurzschlusses im Netz beeinflusst haben. Die hier
derzeit besonders in den Blick genommenen Wechselrichter wurden in
Forsmark aufgrund von sehr eng beieinander liegenden Grenzwerten abgeschaltet.
Wie der Betreiber [Vattenfall] heute schriftlich nochmals dargelegt hat,
ist eine solche Überspannungsabschaltung auf der Eingangsseite der
Wechselrichter in der Anlage Kernkraftwerk Brunsbüttel nicht vorhanden.
Daher könne ein vergleichbarer Störfall mit gleicher Wirkungskette nach
derzeitigem Kenntnisstand in der Anlage Kernkraftwerk Brunsbüttel nicht
ablaufen. Dies muss jetzt gutachtlich geprüft werden." ...
Vattenfall:
Notstromversorgung in allen Fällen gesichert
Nach
einer Pressemitteilung von Vattenfall Europe vom 28.08.06
soll die
Notstromversorgung im AKW Brunsbüttel in allen Fällen gesichert sein.
Vattenfall in der Mitteilung wörtlich:
"Das
Kernkraftwerk Brunsbüttel verfügt über eine gesicherte
Notstromversorgung für alle denkbaren Störfälle. Das hat die Vattenfall
Europe Nuclear Energy GmbH (VENE) als Betreiber des Kraftwerks mit
der Antwort auf einen Fragenkatalog des Bundesumweltministeriums belegt. Die
Antwort wurde am Montag der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem
schleswig-holsteinischen Sozialministerium, zugestellt. Die Fragen beruhten auf
der Auswertung des Störfalls im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark vor
einem Monat.
„Wir haben belegt, dass Brunsbüttel besonders gut auf mögliche Störungen
in der Stromversorgung vorbereitet ist“, sagte VENE-Geschäftsführer Dr.
Bruno Thomauske. „Damit bestätigen sich unsere bisherigen Äußerungen:
Die Notstromversorgung in Brunsbüttel ist bei einem Ereignis wie in Forsmark
und bei weiter gehenden Szenarien gesichert. Das hat auch unsere Kieler
Aufsichtsbehörde bereits mehrfach bestätigt. Über mögliche weitere
Verbesserungen in der Sicherheitstechnik sind wir mit der Behörde im ständigen
Dialog.“
Im Fragenkatalog des Bundesumweltministeriums ging es um die Frage, ob die Notstromversorgung
in Brunsbüttel durch ein Versagen der Wechselrichter ausfallen kann
– sei es durch ein Ereignis wie in Forsmark, sei es aus anderen Gründen.
Thomauske: „Ein gleichzeitiger Ausfall der Wechselrichter ist in Brunsbüttel,
anders als in Forsmark, aber ausgeschlossen.“
Auch gegen Szenarien wie einen Brand in der Anlage ist die Notstromversorgung
in Brunsbüttel gesichert, unter anderem, weil die sicherheitstechnischen
Vorrichtungen mehrfach vorhanden und räumlich getrennt sind. Weiter
gehende Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst ein Ausfall aller
Wechselrichter – der nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen ist – in
Brunsbüttel nicht zu einem Ausfall der Notstromversorgung führen würde.
In einem solchen Fall würde eine zusätzliche Sicherung greifen: das Unabhängige
Notstandssystem, eine durch zwei zusätzliche Diesel gestützte Anlage,
die den sicheren Betrieb des Kraftwerks sowie aller bei einer
Reaktorschnellabschaltung erforderlichen Maßnahmen gewährleistet."
|
27.
August 2006
Bundesumweltminister Gabriel (SPD) will das AKW Brunsbüttel früher abschalten
"Bundesumweltminister Sigmar Gabriel
will das Atomkraftwerk Brunsbüttel wegen möglicher Sicherheitsmängel
früher als geplant stilllegen", so ein Bericht auf handelsblatt.com
am 27.08.06. - Die Reaktion des Atomkonzerns Vattenfall
darauf: Der "Betreiber Vattenfall sieht sich zu Unrecht
an den Pranger gestellt und schießt zurück".
Umweltminister Gabriel äußerte sich demnach laut handelblatt.com
vom 27.08.06 gegenüber der 'tageszeitung', Ausgabe vom 28.08.06: "Es
ist sinnvoll, solche Altanlagen früher vom Netz zu nehmen. Das Atomgesetz ermöglicht,
die Reststrommenge auf jüngere Anlagen zu übertragen, sagte der
SPD-Politiker der Berliner „tageszeitung“ (Montagausgabe) einer Vorabmeldung
zufolge. Brunsbüttel sei ein Kraftwerk, das nicht so sicher sei wie
neuere Anlagen."
"Nach der Vereinbarung zum Atomausstieg soll das AKW [Brunsbüttel]
an der Elbmündung im Jahr 2009 abgeschaltet
werden. Die Behörden waren aber auf Brunsbüttel nach einem Störfall im
schwedischen Kraftwerk Forsmark aufmerksam geworden. Nach Gabriels
[Bundesumweltminister] Einschätzung könnte in dem deutschen Meiler
ein ähnliches Problem auftreten. Der Minister hatte dem
Betreiber Vattenfall eine Frist bis zum Montag gesetzt, um Nachweise zur
Notstromversorgung zu bringen. Diese war in Schweden nach einem Stromausfall
erst verspätet angesprungen; dadurch wäre es beinahe
zur Katastrophe gekommen", so handelsblatt.com in seiner Ausgabe
vom 27.08.06 weiter.
"Mit Verweis auf Forsmark kritisierte Gabriel in dem
Interview die deutsche Atomindustrie: „Die Betreiber
erklären ständig, das kann bei uns gar nicht passieren – und dann passiert
eben doch etwas. Ich finde das angesichts des Schadensrisikos,
das wir bei der Atomenergie haben, auf Dauer nicht vertretbar.“"
Der Atomkonzern-Vattenfall schießt zurück
Der Atomkonzern-Vattenfall schießt zurück:
"Kraftwerksbetreiber Vattenfall sieht sich „zu Unrecht an den
Pranger gestellt“, wie Bruno Thomauske, Geschäftsführer
der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (VENE), dem
Handelsblatt sagte. Es dränge sich der Eindruck auf, dass
Bundesumweltminister Gabriel die aktuelle sicherheitstechnische
Auseinandersetzung nutze, „um Brunsbüttel sicherheitstechnisch zu
diskreditieren, um auf diesem Umweg eine Laufzeitverlängerung zu erschweren“."
"Nach
Darstellung Thomauskes hat Brunsbüttel „eine gesicherte
Notstromversorgung für alle Eventualfälle“. Entsprechende Dokumente
werde man dem Ministerium vorlegen. Zudem habe Brunsbüttel ein unabhängiges
komplettes Notstandssystem – anders als in Forsmark und anders als in
anderen deutschen Anlagen. „Deshalb ist Brunsbüttel hier sogar
besonders gut ausgestattet“, fügte Thomauske hinzu."
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25.
August 2006
Wie gefährlich ist das AKW Brunsbüttel? - Kommentar von Dr.
Sebastian Pflugbeil
"Wie gefährlich
ist Brunsbüttel?" unter diesem Titel wurde auf saar-echo.de
am 25.08.06 ein interessanter Kommentar von Dr. Sebastian
Pflugbeil "Forsmark und die deutschen
Atomkraftwerke / Wie Betreiber und Politik die Bevölkerung für dumm verkaufen"
geposted. Der gleiche Kommentar wurde z.B. auch auf oekonews.at am 26.08.06
veröffentlicht.
Der Physiker Dr. Sebastian Pflugbeil ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Strahlenschutz und Experte zum Thema. Als
Minister sorgte der DDR-Bürgerrechtler 1990 dafür, daß sämtliche
Atomkraftwerke im Osten Deutschlands abgeschaltet wurden.
Zum AKW Brunsbüttel erklärte
Dr. Sebastian Pflugbeil in seinem Kommentar:
"Jürgen Resch vom Deutschen Naturschutzring und Gerd
Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe haben mit einigem
Aufwand erfolgreich hinter die Kulissen geschaut. Ihnen fiel zunächst
auf, dass unter den frischen Berichten über den Sicherheitszustand der
deutschen Atomkraftwerke einer fehlte: der Bericht
zum Atomkraftwerk Brunsbüttel. Brunsbüttel gehört Vattenfall
Europe und E.on. Das Atomkraftwerk wurde 1976 in Betrieb genommen, es
ist ein Siedewasserreaktor. Brunsbüttel gehört für Reaktorfachleute
zu den gefährlichsten deutschen Atomkraftwerken. Seit den 80er Jahren
befassen sich die Experten in den zuständigen Gremien mit der mangelhaften
Sicherheitstechnik dieses Reaktors. Schlagworte der Kritik sind zu
hohe Komplexität, störanfällige Umschaltvorgänge in
Krisensituationen, keine durchgängige Trennung der
Sicherheitsstränge, nur drei statt vier Notstromdiesel.
Es ist leider symptomatisch für das Verhältnis zwischen Aufsichtsbehörden
und Atomkraftwerksbetreibern, dass es niemals zu bindenden
Auflagen zur Anpassung der Sicherheitstechnik an den „Stand von Wissenschaft
und Fortschritt“ gekommen ist. Es ist schwer zu sagen, ob die Atomaufsicht
inkompetent, zu sehr verfilzt mit den
Betreibern war oder ob sie Angst vor den drohenden Kosten eines
eventuell verlorenen Gerichtsverfahrens hatte. (Die Personalbewegungen
zwischen Atomaufsicht, Bundes- und Landeseinrichtungen, die mit
den Atomkraftwerken zu tun haben und Betreibern sollen hier
nicht näher diskutiert werden, sie sind abenteuerlich.) Die
kritischen Diskussionen um die Sicherheitskultur des Atomkraftwerke
Brunsbüttel erreichten einen überraschenden Höhepunkt im
Jahr 2002. Bei Arbeiten an einem in Kanada gebauten Simulator,
der zur gezielten Schulung von Reaktorpersonal gebaut worden
war, zeigten sich nach einem Papier der Gesellschaft für
Reaktorsicherheit gravierende „Planungsfehler in der Notstromversorgung und
der Steuerung mehrerer Aggregate in den Not- und Nachkühleinrichtungen“."
Dr. Sebastian
Pflugbeil weiter: "Es waren genau die technischen Bereiche
mangelhaft, die in Forsmark in den jüngsten Störfall
verwickelt waren. Weder die Hersteller des
Reaktors, die Firma Siemens/KWU, noch
die Betreiber (Vattenfall Europe und E.on Kraftwerke) und auch
nicht die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden (z.B.
das Kieler Ministerium für Finanzen und Energie, später das Sozialministerium)
haben während der bis dahin 26jährigen Betriebszeit diese schweren
Fehler bemerkt. Schließlich mußten die Betreiber sich zu den Fehlern
gegenüber der Kieler Aufsichtsbehörde äußern. Sie meldeten sechs
Planungsfehler in der Steuerung bei Notstromversorgung, drei Abweichungen für
Schutzfunktionen beim Notstromfall und zwei Abweichungen in der Steuerung der
Not- und Nachkühlsysteme. Die Betreiber meinten - und
die darin steckende Denkweise ist wieder symptomatisch - „dass in den
meisten Fällen ausreichende Redundanzen zur Verfügung standen“.
Eine solche Darstellung wäre Grund genug, einem Würstchenbudenbesitzer
die Lizenz zu entziehen. Die Reaktorsicherheitskommission tagte
mehrfach zum Fall Brunsbüttel, die Einschätzungen waren niederschmetternd - trotzdem
ging Brunsbüttel im Februar 2003 nach einjähriger
Reparatur und Inspektion mit Zustimmung der Kieler Aufsicht wieder in Betrieb."
"Der frühere
Sicherheitschefingenieur von Forsmark schätzt das Sicherheitsniveau
von Brunsbüttel als schlechter als das in Forsmark
ein. Die heute für das Atomkraftwerk Brunsbüttel zuständige Kieler
Sozialministerin Gitta Trauernicht ist ebenso zuständig
für die Thematik der Leukämiefälle bei Kindern in der Umgebung des
Atomkraftwerkes Krümmel und des Forschungszentrums GKSS. Es wird
berichtet, dass in der Schublade dieser Ministerin eine Liste mit 260
Nachrüstungsforderungen an die Betreiber des Atomkraftwerkes Brunsbüttel liegt.
Diese Liste gehört auf den Tisch und nicht in die Schublade.
Es gibt keinen anderen vernünftigen Weg, als die erforderlichen
Sicherheitsnachrüstungen sofort vorzunehmen oder den
Reaktor umgehend stillzulegen. Ministerin Trauernicht ist uns nun schon
zwei Erklärungen schuldig," stellte Dr. Sebastian Pflugbeil abschließend
fest.
|
25.
August 2006
Deutsche Umwelthilfe: Vattenfall gesteht Falschaussagen zu AKW Brunsbüttel
"Nach dem Eingeständnis,
das Bundesumweltministerium und das für die Atomaufsicht in
Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium bisher nicht korrekt
über die Probleme der Notstromversorgung im Siedewasserreaktor
Brunsbüttel unterrichtet zu haben, fordert die Deutsche
Umwelthilfe vom Betreiber Vattenfall Europe
die sofortige Abschaltung des Meilers"in
einer Pressemitteilung am 25.08.06 "Anlässlich
einer Sitzung des Ausschusses „Elektrische Einrichtungen“ der
Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung hatte Vattenfall
entgegen früheren Einlassungen überraschend erklärt, dass Teile
des Notstromsystems doch wie in Forsmark auf Wechselstrom angewiesen
seien. Nach einem Ausfall bestimmter Wechselrichter wäre auch das
Kraftwerk Brunsbüttel nur noch eingeschränkt steuerbar."
Die Deutsche Umwelthilfe in
ihrer Pressemitteilung weiter: "„Die Aussage der
Vattenfall-Verantwortlichen, das Atomkraftwerk Brunsbüttel sei
trotzdem sicher, reicht nach dieser Kehrtwende nicht mehr aus.
Der Meiler muss sofort stillgelegt werden, und zwar solange
seine Sicherheit nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist“, sagte Jürgen Resch,
Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). Der Vorgang bestätige
auf ganzer Linie die seit Jahren intern vorgetragenen Bedenken mit dem Meiler
befasster Fachleute, die in Brunsbüttel ein Sicherheitsleitsystem
diagnostiziert hatten, das nicht annähernd dem heutigen Stand
der Technik entspräche. Außerdem zeige sich, dass die Behauptung, der
Störfall von Forsmark könne nicht „eins-zu-eins“
auf deutsche Anlagen übertragen werden, eher der Vernebelung
als der Klärung diene. „Diese Aussage ist so richtig, wie banal –
über die Robustheit der Sicherheitseinrichtungen deutscher Reaktoren
sagt er nichts. Das Sicherheitssystem von Brunsbüttel ist unterdimensioniert
und gerade deshalb überkomplex“, so Resch."
Die
Deutsche Umwelthilfe wirft Vattenfall (Betreiber des AKW Brunsbüttel) "objektive
Falschaussagen" vor: "Nachdem Vattenfall zunächst
„objektive Falschaussagen“ über die Unabhängigkeit der
Brunsbüttel-Sicherheitssysteme von Wechselrichtern verbreitet habe,
stelle sich zum wiederholten Mal die Frage nach der im Atomgesetz von
den Betreibern von Atomanlagen zwingend geforderten Zuverlässigkeit.
Resch erinnerte daran, dass das Atomkraftwerk Brunsbüttel im Dezember
2001 Schauplatz einer schweren Wasserstoffexplosion in unmittelbarer
Nachbarschaft des Reaktordruckbehälters gewesen sei. Damals hatte der
Reaktorbetreiber das Kraftwerk zwei Monate weiterlaufen lassen,
ehe das ganze Ausmaß des Unfalls bei einer Begehung des
Sicherheitsbehälters ans Licht gekommen sei. In der Folge sei der
Kraftwerksleiter ausgewechselt worden."
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25.
August 2006
Bundesumweltministerium: Ein ähnliches 'Problem' wie im AKW
Forsmark könnte im AKW Brunsbüttel auftreten
In einer Pressemitteilung vom 25.08.06
äußerte sich das Bundesumweltministerium zu der
Sicherheit des AKW Brunsbüttel:
"Die durch das Bundesumweltministerium veranlasste Überprüfung
hat jetzt zu einem neuen Ergebnis geführt: In den Beratungen
in der Reaktorsicherheitskommission (RSK) zur Auswertung der
schwedischen Erfahrungen haben sich Fragen zur Notstromversorgung im
Atomkraftwerk Brunsbüttel ergeben. Dabei geht es um den theoretischen
Fall des Ausfalls der Notstromdiesel. In diesem Fall würde das
Kraftwerk und vor allem die Überwachung auf einen Batteriebetrieb zurückgreifen
müssen. In Brunsbüttel besteht dabei jedoch – anders als in
anderen Atomkraftwerken – eine technische Regeleinrichtung,
die auf Wechselstrom angewiesen ist. Käme es zum Ausfall
dieser Regeleinrichtung, stünde die Stromversorgung für die
Steuerung der Anlage nur noch eingeschränkt zur Verfügung.
Es könnte damit ein ähnliches Problem wie in Forsmark
auftreten, obwohl in Deutschland eine andere Technik
genutzt wird.
Der Betreiber Vattenfall hat entsprechende Nachfragen
in der RSK zwar beantwortet, jedoch bislang dafür
noch keine Nachweise geliefert. In Übereinstimmung mit
der zuständigen Atomaufsicht des Landes Schleswig-Holstein hat daher das
Bundesumweltministerium heute diese Nachweise eingefordert. Dem
Betreiber wird dafür eine Frist bis Montag eingeräumt.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: 'Wir werden uns auch weiterhin nicht mit
Erklärungen der Betreiber allein zufrieden geben, sondern bestehen in jedem
Einzelfall auf einem einwandfrei überprüfbaren technischen Nachweis.'"
Die Nachrichtenagentur AFP meldete am 25.08.06:
"Im Atomkraftwerk Brunsbüttel könnte es nach Ansicht von
Bundesumweltminister Siegmar Gabriel (SPD) womöglich
zu einer ähnlich schweren Panne kommen,
wie beim Ausfall der Notstromversorgung im schwedischen Atommeiler
Forsmark." Dies teilte laut AFP das Bundesumweltministerium
am Freitag in Berlin mit. "Gabriel forderte nach einer erneuten Bewertung
der Forsmark-Panne den Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall nun
auf, bis kommenden Montag den Nachweis für die Sicherheit der
Notstromversorgung im Atommeiler zu erbringen."
Vattenfall: Es gibt
kein Sicherheitsrisiko im AKW Brunsbüttel
Von der Nachrichtenagentur
Reuters wurde am 25.08.06 berichtet, daß nach Aussage
von Vattenfall für das AKW Brunsbüttel "kein
Sicherheitsrisiko" besteht:
"In dem von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerk Brunsbüttel
könnten nach Einschätzung des Bundesumweltministeriums ähnliche
Probleme auftreten wie beim Störfall im schwedischen Reaktor Forsmark.
- Vattenfall wies diese Darstellung zurück. In Brunsbüttel gebe es
kein Sicherheitsrisiko."
"Ein
Sprecher von Vattenfall sagte, selbst auf Grundlage der
neuen Erkenntnisse aus Forsmark sei ein Störfall in Brunsbüttel
ausgeschlossen. Die Abhängigkeit von Wechselstrom,
der in Forsmark zu Problemen geführt hatte, sei zwar in einigen
Messbereichen gegeben. Brunsbüttel verfüge aber seit einigen Jahren
über ein zusätzliches Notstromsystem, das Wechselstrom-unabhängig
arbeite und den Ausfall kompensieren könne. Dies habe
man in der Kommission auch so dargelegt. Die Nachweise hierzu werde das
Unternehmen dem Ministerium liefern. "Wir haben alles sorgfältig
geprüft: es gibt kein Sicherheitsrisiko", fügte der Sprecher
hinzu. Auch in dem weiter entwickelten Szenario sei ein Störfall in
Brunsbüttel ausgeschlossen."
Landesregierung
Schleswig-Holstein: Keine Stillegung oder Betriebseinschränkungen für die drei
Atomkraftwerke in Schleswig-Holstein beabsichtigt
Die Landesregierung
Schleswig-Holstein in einer Pressemitteilung dazu vom 25.08.06:
"Der Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark I
hat bisher keine Erkenntnisse erbracht, die Stilllegungen
oder Betriebseinschränkungen für die drei Kernkraftwerke in
Schleswig-Holstein notwendig machen. Dies teilte
Sozialministerin Trauernicht am 25. August in Kiel mit. Die von der
Reaktorsicherheitsbehörde initiierten umfangreichen gutachterlichen
Untersuchungen würden jedoch fortgesetzt, zumal die schwedische
Atomaufsicht den dortigen Störfall inzwischen ernster als zunächst
angenommen einschätze. Auch aus diesem Grunde sei eine umfassende
Auslegungsuntersuchung der elektrischen Einrichtungen
in jedem der drei schleswig-holsteinischen Kernkraftwerke unerlässlich.
Um
eine zuverlässige Nachwärmeabfuhr aus einem Reaktor
auch bei Störfällen zu gewährleisten, ist die Funktionsfähigkeit
der Notstromversorgung sicherzustellen. Die für ähnliche
elektrische Überspannungsimpulse geforderte 'Robustheit' der elektrischen
Energieversorgungsanlagen wird unter anderem nach Beratungen der
Reaktorsicherheitskommission (RSK) am 24. August erneut Gegenstand von
weiteren Untersuchungen sein. Für die drei schleswig-holsteinischen
Anlagen, die man drei verschiedenen Kernkraftwerksgenerationen mit
unterschiedlichen Auslegungsmerkmalen zuordnen kann, wird diese Überprüfung
von der schleswig-holsteinischen Reaktorsicherheitsbehörde bereits seit dem 3.
August in Zusammenarbeit mit den kerntechnischen Sachverständigenorganisationen
durchgeführt. Damit soll insbesondere die getroffene Risikovorsorge im
auslegungsüberschreitenden Bereich in den Blick genommen werden. Weitergehende
Untersuchungen aufgrund der Erkenntnisse aus der RSK-Sitzung werden in enger
Abstimmung mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit veranlasst."
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21.
August 2006
Bundesumweltminister
Gabriel rügt den Zustand des AKW Brunsbüttel
Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur ddp
am 21.08.06
"lehnte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) den Wunsch der
Stromkonzerne nach längeren Laufzeiten für ältere Kernkraftwerke strikt ab.
Die Vorfälle im schwedischen Meiler Forsmark zeigten, daß es ein «völlig
verrückter Vorschlag» der Kraftwerksbetreiber sei, ältere
Atomkraftwerke länger laufen zu lassen und dafür jüngere früher vom
Netz zu nehmen, sagte er der «Berliner Zeitung» (Montagausgabe) laut
Vorabbericht. Die Stromkonzerne wollten ihre alten Atomkraftwerke nur über den
nächsten Wahltermin retten, weil sie auf eine atomfreundlichere Regierung
spekulierten".
"Konkret rügte der Minister den Zustand des Kernkraftwerkes in Brunsbüttel.
Die Sicherheitstechnik dort sei nicht so optimal, daß man den Meiler länger
als bis 2009 laufen lassen könne wie im Atomausstieg vereinbart".
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18.
August 2006
Vattenfall: Störfall im AKW
Brunsbüttel vor zwei Jahren war ähnlich wie im schwedischen Forsmark
Im Hamburger Abendblatt vom 18.08.06
unter dem Titel "Atomkraftwerk: Störfall vor zwei Jahren wie im
schwedischen Forsmark" äußert sich der Sprecher des
AKW-Brunsbüttel Betreibers Vattenfall, Ivo Banek, in einem Interview
mit der Zeitung zu dem Störfall im AKW Brunsbüttel am 23.08.2004
mit den Worten: "Ein Störfall vor zwei Jahren im Kernkraftwerk
Brunsbüttel (KKB) war ähnlich wie der kürzlich im schwedischen Reaktor in
Forsmark". "Der äußere Ablauf war nahezu
identisch. In Brunsbüttel hätten die Notsysteme aber funktioniert".
- Hintergrund zu dieser Aussage von Vattenfall Europe: Die 'Deutsche
Umwelthilfe' hatte behauptet, das AKW Brunsbüttel "sei schlechter auf
diesen Störfall vorbereitet als Forsmark".
"Dennoch wird das KKB [AKW Brunsbüttel] möglicherweise nachgerüstet,
um einige seit Jahren bekannte Mängel im Sicherheitskonzept so weit wie
möglich zu beheben", so das Hamburger Abendblatt in seinem
Bericht weiter. "Wir prüfen derzeit, ob die Vorschläge des
Betreibers ausreichen", sagte dazu der Leiter der Atomaufsicht im
Kieler Sozialministerium, Wolfgang Cloosters.
"In einem Punkt sind sich der Betreiber [Vattenfall] und die Atomaufsicht einig", berichtet das Hamburger
Abendblatt: "Das KKB hat im August 2004 unter Beweis gestellt,
daß es einen Störfall wie in Schweden meistern kann. Damals
hatte es in einer armdicken Stromleitung zur Eigenversorgung des Meilers
einen Kurzschluß gegeben. Nach der Schnellabschaltung des
Reaktors sprangen die Notstromdiesel problemlos an.
Ein Grund: Die Diesel in Brunsbüttel hängen direkt an Notbatterien,
während in Forsmark sogenannte Wechselrichter vorgeschaltet
sind. Sie können, wie in Schweden offenbar geschehen, bei einem Kurzschluß
ausfallen". Der Leiter der Atomaufsicht im Kieler
Sozialministerium Cloosters "wies auf einen weiteren und im Störfall
entscheidenden Unterschied hin: Das Überwachungssystem des Meilers in
Brunsbüttel hat eine eigene Energieversorgung. Ein minutenlanger
Blindflug wie in Forsmark ist damit nahezu ausgeschlossen".
In dem Artikel des Hamburger Abendblatt weiter: "Auf größere Störfälle
ist Brunsbüttel aber offenbar weniger gut vorbereitet.
So beklagt die Deutsche Umwelthilfe, daß es im ältesten Reaktor in
Schleswig-Holstein (seit 1976 in Betrieb) nur drei
Notstromdiesel und zwei Stromschienen gibt. - Forsmark
hat vier Diesel mit ebenso vielen Leitungen
und kann so den Ausfall einzelner Systeme besser verkraften.
Darüber hinaus gab es beim Bau des Kraftwerkes in Brunsbüttel
Planungsfehler beim Störfall-Management. Sie wurden 2002
entdeckt und machten Schlagzeilen".
"Wir haben damals in Absprache mit der
Atomaufsicht einige Veränderungen vorgenommen", so Vattenfall-Sprecher
Banek. Es seien, so daß Hamburger Abendblatt, "aber weitere
Maßnahmen nötig. Insider gehen davon aus, daß Vattenfall für
die Nachrüstung einen zweistelligen Millionenbetrag
investieren müßte. Der Reaktor soll aber nach dem Atomkonsens im
März 2009 abgeschaltet werden".
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16.
August 2006
Sicherheitsmängel
im AKW
Brunsbüttel sind
laut 'Deutscher Umwelthilfe' gravierender als in Forsmark
Laut einer Pressemitteilung der
Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 16.08.06 sind
die "Sicherheitsmängel im AKW Brunsbüttel gravierender als in
Forsmark".
"Seit Jahren", so die DUH, "fordern
Experten vergeblich die Anpassung der mangelhaften Notstromversorgung
des Atomkraftwerks Brunsbüttel an moderne Standards - Die
Betreiber Vattenfall und Eon verweigern
die Nachrüstung und fordern gleichzeitig eine
Laufzeitverlängerung - Die Deutsche Umwelthilfe veröffentlicht
nach dem Forsmark Störfall interne Einzelheiten und verlangt vorzeitige
Stilllegung des Atomkraftwerks oder eine grundlegende Nachrüstung
bis zur regulären Abschaltung entsprechend dem Atomausstiegsgesetz".
"Unter allen deutschen Atomkraftwerken verfügt der Siedewasserreaktor
Brunsbüttel über das gegen Betriebsstörungen anfälligste
Sicherheitsleitsystem", so die DUH in ihrer Pressemitteilung.
"Die Notstromversorgung ist auf Betriebsstörungen
schlechter vorbereitet als der schwedische Reaktor in Forsmark,
in dem sich am 25. Juli ein schwerer Störfall ereignete. Darauf hat die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) nach dem intensiven Studium zahlreicher
interner Unterlagen der Reaktorsicherheitskommission der Bundesregierung,
der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln,
von Technikern des Kraftwerks und der schleswig-holsteinischen
Aufsichtsbehörde hingewiesen."
Die DUH weiter: "Aus Protokollen und Sachverständigen-Gutachten
geht hervor, dass die deutschen Aufsichtsbehören die Brunsbrüttel-Betreiber
Vattenfall und Eon seit 2002 vergeblich zu einer grundlegenden
Modernisierung der Notstromversorgung des Reaktors gedrängt haben. Auslöser
waren gravierende Mängel in der Sicherheitsleittechnik des
Reaktors, die erst im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme eines neuen
Simulators zur Schulung der Betriebsmannschaften erkannt wurden und die
zuvor über Jahrzehnte niemand bemerkt hatte. Daraus ergab
sich, dass schwere Störfälle wie jetzt in Forsmark von der komplexen
und defizitären Sicherheitselektrik in Brunsbüttel möglicherweise nicht hätten
bewältigt werden können."
"'Die Behauptung der Betreiber [des AKW Brunsbüttel,
Gesellschafter: Vattenfall Europe (66,7%), E.ON Kernkraft (33,3%)], ein Störfall
wie in Schweden sei in deutschen Reaktoren nicht möglich,
ist definitiv falsch', sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen
Resch. 'Möglicherweise würde er im Detail anders ablaufen als
in Forsmark, aber auf kritische Störfall-Situationen ist der Brunsbüttel-Reaktor
erkennbar schlechter vorbereitet als der in Forsmark'," zu diesem
Schluß kommt die DUH durch ihre Recherchen.
"Über die 'Planungsfehler in der Notstromversorgung und
der Steuerung mehrerer Aggregate in den Not- und Nachkühleinrichtungen'
(so der Titel einer GRS-Ausarbeitung) hatten sich Kraftwerkstechniker während
der Abnahmetests für den Simulator per Fax ausgetauscht. Die Faxe, die der DUH
vorliegen, geben einen Eindruck vom Ausmaß der Verwirrung, die über
die über Jahrzehnte unentdeckten Mängel und Unstimmigkeiten herrschten.
Die GRS stellt in einer unveröffentlichten Analyse fest, dass
'die in Brunsbüttel gefundenen Fehler sowohl bei Störfällen innerhalb
der Auslegung als auch bei auslegungsüberschreitenden Ereignissen und bei
weiteren zusätzlich zu unterstellenden Fehlern teilweise zu hohen Unverfügbarkeiten
im Sicherheitssystem hätten führen können und so die Beherrschung der
Ereignisse gefährdet hätten. Es hat sich zudem herausgestellt, dass die zum
Teil vor über 20 Jahren vorgenommenen Inbetriebnahmeprüfungen verborgene
Fehler in den komplexen Systemen nicht immer aufgezeigt hatten."
"Nachdem sich das für die Atomaufsicht zuständige Kieler
Sozialministerium, mehrere Gutachterorganisationen (TÜV Nord,
Energiesysteme Nord in Kiel, GRS) und die Reaktorsicherheitskommission (RSK) der
Bundesregierung in den Jahren 2002/2003 über Monate in
zahlreichen Sitzungen mit den aufgedeckten Defiziten in der Sicherheitselektrik
des Siedewasserreaktors befasst hatten, durfte der Meiler nach einigen
Änderungen im Detail wieder ans Netz, obwohl sich alle
Experten einig waren, dass die grundsätzlichen Probleme nicht
gelöst waren. Der RSK-Fachausschuss ´Elektrische
Einrichtungen´ kam 'zu dem Ergebnis, dass auch nach Herstellung des
Soll-Zustandes (Erfüllung der sicherheitstechnischen Anforderungen) ein
Anlagenkonzept im KKB vorliegt, welches hinsichtlich einiger Auslegungsmerkmale,
z. B. Abstimmung des Schaltkonzeptes zwischen Verfahrenstechnik und
Energieversorgung, Unabhängigkeit der Teilsysteme und Einfachheit der
Leittechnikfunktionen, nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik
entspricht.' Nicht einmal eine - theoretisch mögliche
- Nachrüstung mit modernster Leittechnik, urteilte die RSK
abschließend, könne die Sicherheitsdefizite heilen, weil
'dies die Defizite im Anlagenkonzept hinsichtlich des Aufbaus der
Notstromversorgung nicht ausgleicht'."
"'Selbst dieses vernichtende Urteil hat nicht verhindern können,
dass der Reaktor Brunsbüttel im März 2003 wieder in
Betrieb genommen wurde', sagte Gerd Rosenkranz, der Leiter Politik der
DUH. Rosenkranz berichtete, dass über die Übertragbarkeit der Abläufe
in Forsmark und Brunsbüttel im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung auch
intern noch kein endgültiges Urteil vorliege. Zwar hätten die
Gutachter der Kieler Aufsichtsbehörde in der vergangenen Woche gegenüber
Bundesumweltminister Gabriel für die Kraftwerke Brokdorf und Krümmel
Entwarnung gegeben, nicht aber für Brunsbüttel. Dazu
habe bis Dienstag dieser Woche [15.08.06] eine Stellungnahme
des TÜV Nord noch ausgestanden. Die Betreiber selbst hätten
bezüglich eines offenen Punktes ('Auswirkungen zeitgleicher Ausfälle
von redundanten Wechselrichtern oder Umschaltvorgängen auf das
unterbrechungsbehaftete Netz') erklärt, die Beantwortung sei
'wegen der Kürze der Bearbeitungszeit noch nicht möglich.'
Rosenkranz: 'Das ist eine erstaunliche Einlassung, nachdem nach bisheriger
offizieller Lesart Wechselrichter für die Sicherheit in deutschen
Atomkraftwerken gar keine Rolle spielen'."
"Resch forderte die Reaktorbetreiber Vattenfall und E.on
auf, 'die Diskussion über eine Laufzeitverlängerung für Brunsbüttel
und andere Altreaktoren in Deutschland sofort einzustellen. Das Kraftwerk
Brunsbüttel ist auf Störfälle schlechter vorbereitet als der
Pannenreaktor in Schweden. Die Alternative kann nur sein: Umfangreiche
Nachrüstung und Stilllegung entsprechend der Vereinbarung zum Atomausstieg oder
vorzeitige Abschaltung des Siedewasserreaktors.' Bei normaler Auslastung muss
der Brunsbüttel-Reaktor entsprechend der Atomausstiegsvereinbarung im Jahr 2009
abgeschaltet werden."
=> Das "Hintergrundpapier
Forsmark in Deutschland" der Deutschen Umwelthilfe befindet
sich im Web als PDF-File unter: http://www.duh.de/uploads/media/Hintergrundpapier_Forsmark_in_Deutschland_01.pdf
.
Landesregierung
Schleswig-Holstein: "Keine vorschnellen Schlussfolgerungen"
In einer Pressemitteilung vom 16.08.06
hat die Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für
Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren ) Seitens der in Schleswig-Holstein
für die Reaktorsicherheit zuständigen Ministerin Dr. Gitta
Trauernicht mit den Worten "Keine vorschnellen
Schlussfolgerungen" auf die Pressemitteilung der Deutschen
Umwelthilfe vom 16.08.06 reagiert.
'Die für die Reaktorsicherheit zuständigen
Ministerin weiter: "'Die Koalition in Schleswig-Holstein hat
vereinbart, dass das Kernkraftwerk Brunsbüttel entsprechend dem
Atomkonsens Anfang 2009 vom Netz geht und damit die Restlaufzeiten
gelten', sagte Trauernicht. Es ist selbstverständlich,
dass die Reaktorsicherheit allen Hinweisen nach Sicherheitsdefiziten
konsequent und sorgfältig nachgeht. Dies gilt insbesondere auch für
die Notstromversorgung und das Reaktorschutzkonzept.
Diese entspreche nicht dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik,
wie er in jüngeren Anlagen realisiert ist. Mängel, die ein Abschalten
der Anlage erforderlich machen würden, sind von den zugezogenen externen
Sachverständigen wie auch der Aufsichtsbehörde bislang nicht festgestellt
worden. Dieses ist auch Position des Bundesumweltministeriums und der
Reaktorsicherheitskommission."
"Gleichwohl hat die Aufsichtsbehörde von der Betreiberin die Vorlage eines
Konzeptes zur Optimierung des Reaktorschutzkonzeptes einschließlich der
Notstromversorgung gefordert, um dies an den Stand moderner Anlagen
heranzuführen. Dieses Konzept wird zurzeit von den Sachverständigen und
Aufsichtsbehörde geprüft und bewertet. Nach Abschluss der Prüfungen wird über
die Durchführung von Verbesserungsmaßnahmen zu entscheiden sein",
so die Reaktorsicherheit zuständige Ministerin Seitens der Landesregierung
Schleswig-Holstein abschließend.
Vattenfall Europe:
"Keine Sicherheitsmängel in Brunsbüttel"
Vattenfall Europe
hat in einer Pressemitteilung vom 16.08.06 zu den von der DUH
vorgebrachten Sicherheitsmängeln im AKW Brunsbüttel wie folgt Stellung
bezogen: "Ein Störfall wie im schwedischen Kernkraftwerk
Forsmark ist im Kernkraftwerk Brunsbüttel ausgeschlossen". Zu
dieser nicht wirklich überraschenden Aussage kommt Vattenfall Europe, der
Betreiber des AKW Brunsbüttel. "Das hat die Vattenfall Europe Nuclear
Energy GmbH (VENE) als Betreiber des Kraftwerks bekräftigt und damit
Behauptungen des Vereins 'Deutsche Umwelthilfe' zurückgewiesen."
Vattenfall-Geschäftsführer Dr. Bruno Thomauske wörtlich: "Das
Kernkraftwerk Brunsbüttel weist keine sicherheitstechnischen Mängel auf".
Bruno Thomauske weist in der Pressemitteilung der Vattenfall Europe
"auf die Bewertung des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums als zuständiger
Aufsichtsbehörde hin". "Das Ministerium [Sozialministerium in
Schleswig-Holstein] hatte nach Prüfung durch Sachverständige
und Bewertung durch die Reaktorsicherheitsbehörde festgestellt, dass in den schleswig-holsteinischen
Kernkraftwerken ein anders gestaffeltes Schutzkonzept für die
Stromversorgung der Notstromdieselaggregate und der Warteninstrumentierung
bestehe als in Forsmark", so Vattenfall Europe. "Dieser
Befund betrifft ausdrücklich alle drei Kernkraftwerke in Schleswig-Holstein,
also Brokdorf, Krümmel und Brunsbüttel, und liegt in schriftlicher
Form dem Bundesumweltministerium vor".
"Zitate", so Vattenfall Europe um Erklärung suchend weiter, "mit
denen die Umwelthilfe angebliche Mängel in Brunsbüttel belegen will, sind überholt
und aus dem Zusammenhang gerissen". - "Selbstverständlich
hat unser Unternehmen zu keinem Zeitpunkt notwendige Modernisierungen
der Anlage verweigert", rechtfertigte Bruno Thomauske
die Position von Vattenfall Europe.
Die Pressemitteilung von Vattenfall Europe weiter: "So hätten Tests mit
einem neuen Simulator in Brunsbüttel 2002 Hinweise auf extrem
unwahrscheinliche Ereignisse erbracht. Diese Erkenntnisse
seien unmittelbar umgesetzt worden und hätten zu Anpassungen
in der Leittechnik geführt. Zur erneuten Inbetriebnahme des
Kernkraftwerks 2003 ist der Aufsichtsbehörde gegenüber die erforderliche
Schadensvorsorge nachgewiesen worden. Auch die derzeit laufende
umfassende Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) hat keine Sicherheitsmängel
ergeben".
"Über mögliche technische Verbesserungen gibt es einen
ständigen Dialog mit der Aufsichtsbehörde. Neben der mehrfach
abgesicherten Notstromversorgung (Generator, Fremdnetz, Notstromdiesel,
Gasturbine, Batteriepufferung für Ansteuerung der Diesel und Überwachungstechnik)
verfügt Brunsbüttel zusätzlich über ein unabhängiges
Notstandssystem: eine durch zwei zusätzliche Diesel gestützte
Anlage, die den sicheren Betrieb des Kraftwerks sowie
aller bei einer Reaktorschnellabschaltung erforderlichen Maßnahmen
gewährleistet", so Bruno Thomauske im Namen von Vattenfall Europe
abschließend.
Von E.ON Kernkraft
hat es bislang keine Reaktion gegeben...
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10.
August 2006
Beim AKW Brunsbüttel sind Mängel in dreistelliger Zahl registriert
worden
Nach
einer Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums (BMU) vom 10.08.06
sind laut Michael Müller, Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesumweltministerium, "allein beim AKW Brunsbüttel
Mängel in dreistelliger Zahl registriert worden".
"Für die Atomenergie spricht eigentlich nur, dass Atomstrom
aus abgeschriebenen Kraftwerken vergleichsweise preiswert ist und den Betreibern
hohe Gewinne bringt. Zwei Einwände sind notwendig. Erstens muss auch für
alte Atomkraftwerke der Grundsatz "Sicherheit zuerst"
gelten, dadurch sind oftmals teure Nachrüstungen notwendig.
Allein beim AKW Brunsbüttel sind Mängel in dreistelliger Zahl
registriert worden. Zweitens beziehen die Rechnungen die hohen
Subventionen, die in die Atomkraft geflossen sind, nicht mit
ein. Und auch die steuerbegünstigten Rückstellungen,
die den Betreibern erhebliche Vorteile verschaffen, werden verschwiegen."
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23. Juni
2006
Atomkraftwerk
Brunsbüttel wird 30 Jahre alt
Auf
ndr.de wird am 23.06.06 berichtet:
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist am Freitag 30 Jahre alt geworden. Am
23. Juni 1976 fand in dem ältesten Atomkraftwerk Schleswig-Holsteins die erste
kontrollierte Kettenreaktion statt. Die Anlage liefert etwa 15 Prozent des in
Schleswig-Holstein verbrauchten Stromes.
Bekannt ist das Kernkraftwerk Brunsbüttel einerseits durch eine lange Reihe von
Störfällen und Stillständen.1978 beispielsweise war radioaktiver Dampf aus
der Anlage ausgeströmt, später zeigten sich Risse in den austenitverstärkten
Rohrleitungen - und nach einem Unfall im Jahr 2001 wurde die Vertrauenswürdigkeit
der Betriebsleitung in Frage gestellt. Allerdings haben die Betreiber die Anlage
immer wieder mit großem Aufwand nachgerüstet. Viele Techniker bewerten das
Kernkraftwerk Brunsbüttel darum als sicher.
Der
Hauptbetreiber Vattenfall vertritt die Position, die Anlage erlaube eine
wesentlich längere Laufzeit als bis zum Abschaltzeitpunkt im Jahr 2009, der
sich aus dem Ausstiegsgesetz ergibt. Atomkraftgegner wie Bündnis 90/Die Grünen
dagegen bezeichnen die Anlage wörtlich als Schrottreaktor, der nicht weiter
laufen dürfte."
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26. Mai
2006
Nach
Beendigung der Jahresrevision ist das AKW Brunsbüttel wieder am Netz
Das Sozialministerium
in Kiel als zuständige Reaktorsicherheitsbehörde
hat bekannt gegeben, daß das AKW Brunsbüttel nach Abschluß
des jährlichen Brennelementwechsels und der damit verbundenen planmäßigen
Jahresrevision wieder am Netz ist. "Nach Abschluss
aller Prüfungen bestanden keine sicherheitstechnischen Bedenken,
die erforderliche Zustimmung zum Wiederanfahren der Anlage zu erteilen."
Diese ist in einer Pressemitteilung vom 26.05.06 von der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie,
Jugend und Senioren) mitgeteilt worden.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) ist nach Abschluss
des jährlichen Brennelementwechsels und der damit verbundenen planmäßigen
Jahresrevision wieder am Netz. Das teilte das Sozialministerium als
Reaktorsicherheitsbehörde am 26. Mai in Kiel mit."
Zur Durchführung der
Jahresrevision war der Atommeiler an der Unterelbe am 22.04.06 abgeschaltet
worden. Während des Brennelementwechsels wurden "120 der 532"
im Atomreaktorkern befindlichen Brennelemente ausgetauscht. Bei den
Revisionsarbeiten sind "umfangreiche wiederkehrende Prüfungen,
Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur Optimierung der Sicherheit der
Anlage und ihres Betriebs durchgeführt worden".
"Das Kernkraftwerk war am 22. April
2006 zur Durchführung der Revision vom Netz gegangen. Während des diesjährigen
Anlagenstillstands wurden 120 der 532 im Reaktorkern befindlichen Brennelemente
ausgetauscht. Wie im Vorjahr sind darüber hinaus wiederum umfangreiche
wiederkehrende Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur
Optimierung der Sicherheit der Anlage und ihres Betriebs durchgeführt
worden."
Die von Sachverständigen und
der Aufsichtsbehörde begleiteten Prüfungen ergaben, daß in den Elbwasserleitungen, durch die
das Kühlwasser für das AKW Brunsbüttel gepumpt wird, alterungsbedingte
Schäden beseitigt werden mußten. Daher blieb der Atomeiler etwa
12 Tage länger abgeschaltet, als von Vattenfall ursprünglich geplant
worden war.
"Die eingehend von Sachverständigen
und der Aufsichtsbehörde begleiteten Prüfungen hatten unter anderem zur Folge,
dass in den Elbwasserleitungen alterungsbedingte Schäden beseitigt werden
mussten. Die Revisionsarbeiten verlängerten sich entgegen den Planungen der
Betreiber dadurch um circa 12 Tage."
Die Betriebsgenehmigung
für das AKW Brunsbüttel erlischt nach dem geltenden Atomgesetz und
dem "Atomkonsens" "grundsätzlich" nach Erreichen
der berechneten Reststrommenge. Dieser Zeitpunkt steht im "Jahr
2009" an, so das Sozialministerium in Kiel. Ein "normaler
Weiterbetrieb" wird dabei unterstellt...
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23. April
2006
AKW
Brunsbüttel für Revision und Brennelementwechsel abgeschaltet
Nach einem Bericht in der Brunsbütteler
Zeitung (BZ) vom 06.05.06 mit dem Titel "Das Jahr 2009 schon im
Blick" ist das AKW Brunsbüttel am 23.04.06 um 03:00 Uhr
zur Revision und dem damit verbundenen Brennelementwechsel abgeschaltet
worden. Schwerpunkte bei der diesjährigen Revision sind demnach die Inspektion
und teilweise Erneuerung der elbwasserführenden Kühlwasserleitungen und
die Überprüfung des Kondensationsturmes im Sicherheitsbehälter. An der
großen Dampfturbine sind Wartungsarbeiten nötig, diversen Pumpen bekommen neue
elektrische Leitungen. - Bei dem Brennelementwechsel werden 120 der
insgesamt 532 im Atomreaktor befindlichen Brennelemente ausgetauscht.
Für die Revision sind 15 Millionen Euro Kosten eingeplant worden. - Sofern für
Vattenfall, dem
Betreiber des AKW Brunsbüttel, alles 'nach Plan' läuft, soll der Atommeiler an
der Unterelbe in der 20. Kalenderwoche, Mitte Mai, wieder ans
Netz gehen...
"Seit Sonntag, 23. April, 3 Uhr ist das Brunsbütteler Kernkraftwerk vom
Netz - zu turnusmäßigen Revision. Gut 1700 Mitarbeiter, der Großteil von
Fremdfirmen, bringen den Meiler wieder auf Vordermann. Rund um die Uhr, im
Drei-Schicht-System. Es gibt viel zu tun für die Monteure und Ingenieure.
Insgesamt 1448 Positionen sind gelistet, die abgearbeitet werden müssen.
Teilweise sind das Arbeiten, die standardmäßig in einem bestimmten Turnus
anstehen, teilweise aber auch Verbesserungen und Reparaturen." ...
"Rund 15 Millionen Euro Kosten sind für die laufende Revision eingeplant.
Ein Schwerpunkt liegt diesmal in der Inspektion und teilweisen Erneuerung der
großen Elbwasserleitungen. Außerdem wird der Kondensationsturm im
Sicherheitsbehälter überprüft. Rund 2000 Tonnen Wasser mussten dazu in andere
Behälter umgepumpt werden, damit Spezialisten die Beschichtung überprüfen
können." ... "Auch Brennelemente werden ausgetauscht - diesmal 120
von insgesamt 532. Fünf Jahre sind die einzelnen Brennelemente im Einsatz. Dann
werden sie durch neue ersetzt. Ausgediente Brennelemente kommen in ein mit
Wasser gefülltes Abklingbecken - bis die Radioaktivität soweit abgeklungen
ist, dass der sichere Abtransport in das Zwischenlager [am AKW Brunsbüttel]
erfolgen kann. Die umfangreichen Arbeiten an den Elbwasserleitungen gestalten
sich etwas zeitaufwändiger als ursprünglich geplant. Voraussichtlich bis Mitte
Mai werden die Revisionsarbeiten deshalb andauern. 'Wir planen, in der 20.
Kalenderwoche wieder ans Netz zu gehen', erklärt Frisch [Leiter der
Revisionsplanung] - vorausgesetzt es gibt keine weiteren
Verzögerungen."
Vattenfall rechnet mit einer
Laufzeitverlängerung für das AKW Brunsbüttel
Eine Entscheidung über eine
Laufzeitverlängerung für das AKW Brunsbüttel wird von Vattenfall
"mit Spannung" erwartet. Diese muß nach Artikel in der BZ "bis
September" dieses Jahres gefallen sein, damit "für die Zeit
nach 2009" geplant werden kann. Darf das AKW Brunsbüttel über das
Jahr 2009 hinaus für mindestens weitere sechs Jahre betrieben werden,
sind bereits heute "umfangreiche Erneuerungen geplant": So soll
die Turbinen-Anlage modernisiert werden, die dann "um 30 Prozent
höhere Leistung" bringen soll, auch die "Leittechnik" wird
dann erneuert werden.
"Dabei hat Frisch auch schon die kommenden Revisionen im Blick. 'Wir
planen immer drei bis vier Jahre im Voraus.' Mit Spannung wird deshalb die
Entscheidung in Sachen Laufzeitverlängerung erwartet. 'Bis September muss die
gefallen sein, damit wir für die Zeit nach 2009 planen können.' Für den Fall,
dass das Brunsbütteler Kernkraftwerk doch noch über das Jahr 2009 hinaus
betrieben werden darf, sind umfangreiche Erneuerungen geplant. So soll es zum
Beispiel Verbesserungen im Turbinenbereich geben, die um 30 Prozent höhere
Leistung bringen werden. Außerdem ist geplant, die Leittechnik zu erneuern.
Rund sechs Jahre würde es dauern, bis sich diese Investitionen amortisiert
haben. Vorbereitet ist man im Kernkraftwerk darauf - fehlt nur noch grünes
Licht aus Berlin."
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21.
April 2006
Revision und Brennelementwechsel im AKW Brunsbüttel angekündigt
In einer Pressemitteilung vom
21.04.06 ist von der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium
für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) die Jahresrevision
im AKW Brunsbüttel angekündigt worden. Demnach wird des Atomkraftwerk
am 22.04.06 zum jährlichen Brennelementwechsel und der damit
verbundenen "planmäßigen" Revision vom Netz genommen.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) wird am 22. April
zum jährlichen Brennelementwechsel und der damit verbundenen planmäßigen
Revision vom Netz genommen werden. Das teilte das Sozialministerium als
Reaktorsicherheitsbehörde am 21. April in Kiel mit."
Bei dem Brennelementwechsel sollen 120 der 532 im Atomreaktor befindlichen
Brennelemente ausgetauscht werden. Bei der Revision sind "umfangreiche
wiederkehrende Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur
Optimierung der Sicherheit der Anlage und ihres Betriebs" vorgesehen.
"Während des diesjährigen Anlagenstillstands sollen 120 der 532 im
Reaktorkern befindlichen Brennelemente ausgetauscht werden. Wie im Vorjahr sind
darüber hinaus wiederum umfangreiche wiederkehrende Prüfungen,
Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur Optimierung der Sicherheit der
Anlage und ihres Betriebs vorgesehen. Zusätzlich zu dem vorhandenen
Eigenpersonal werden circa 1.100 Personen von Fremdfirmen im Rahmen der Revision
eingesetzt."
Von Vattenfall, dem
Betreiber des AKW Brunsbüttel, wird in einer Pressemitteilung vom 21.04.06
die Abschaltung des Atomkraftwerkes an diesem Wochenende bestätigt. Laut
Vattenfall stehen neben den "routinemäßigen Prüfungen und
Wartungsarbeiten" auch "technisch aufwendige Ultraschallprüfungen
am Reaktordruckgefäß und an Rohrleitungen sowie Arbeiten am Kühlwassersystem"
an.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel wird am Wochenende zur jährlichen
Revision mit Brennelementwechsel vom Netz genommen. Während des Stillstandes
sollen 120 der insgesamt 532 Brennelemente im Reaktorkern ausgetauscht werden.
Neben den routinemäßigen Prüfungen und Wartungsarbeiten stehen auch technisch
aufwändige Ultraschallprüfungen am Reaktordruckgefäß und an Rohrleitungen
sowie Arbeiten am Kühlwassersystem an."
Dr. Lutz-Peter Brandes, Leiter des AKW Brunsbüttel, erklärt
in der Vattenfall-Pressemitteilung gegenüber der Öffentlichkeit: "Unser
Kraftwerk wird in den kommenden Wochen auf Herz und Nieren geprüft. Durch die jährliche
Revision stellen wir den hohen Sicherheitsstandard und die gute Verfügbarkeit
der Anlage sicher."
Hoher Sicherheitsstandard im AKW Brunsbüttel? - Nach den vier
Quartalsberichten 2005 zu den "Meldepflichtigen Ereignissen in
Anlagen zur Spaltung von Kernbrennstoffen in der Bundesrepublik Deutschland" vom
BfS (Bundesamt für Strahlenschutz) hat es im Jahr 2005 im AKW Brunsbüttel
19 "meldepflichtige Ereignisse" gegeben, darunter "Nichtverfügbarkeit
eines Notstromdiesels durch fehlerhafte Anregung des vorrangigen
Aggregateschutzes" am 29.03.05, "Ausfall von 3 Hauptkühlwasserpumpen" am
10.05.05, "Rohrleckage an Zwischenkühlern von Nachkühlsträngen" am
29.05. und 18.06.05, "Funktionsstörung mit Nichtverfügbarkeit eines Nachkühlstranges
bei Wiederkehrender Prüfung" am 17.11.05, ...
"'Unser Kraftwerk wird in den kommenden Wochen auf Herz und Nieren geprüft',
sagte Kraftwerksleiter Dr. Lutz-Peter Brandes. 'Durch die jährliche Revision
stellen wir den hohen Sicherheitsstandard und die gute Verfügbarkeit der Anlage
sicher.' Das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) war im vergangenen Jahr bis
auf den 32-tägigen Revisionsstillstand durchgehend am Netz und hat rund 6
Milliarden Kilowattstunden Strom produziert."
Wann das AKW Brunsbüttel
voraussichtlich wieder ans Netz gelassen wird, teilt weder die Landesregierung
Schleswig-Holstein noch Vattenfall mit. - Zuletzt war die Atomanlage im Zeitraum
vom 03.07.05 bis zum 04.08.05 zur Revision außer Betrieb genommen worden.
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04.
März 2006
Durch
Übertragung von Reststrommengen soll das AKW Brunsbüttel möglicherweise länger
am Netz bleiben
Nach einem Bericht in den Lübecker
Nachrichten vom 04.03.06 wird das AKW Brunsbüttel möglicherweise
länger in Betrieb bleiben, als ursprünglich geplant. Bruno Thomauske, Geschäftsführer
des Betreibers Vattenfall Europe, äußerte sich gegenüber den Lübecker
Nachrichten: "Wir prüfen derzeit, Reststrommengen von anderen
Kraftwerken zu übernehmen." Ursprünglich war geplant, das AKW
Brunsbüttel im Jahr 2009 vom Netz zu nehmen. - Auf dem "Energiegipfel der
Bundesregierung" im April wird voraussichtlich eine Entscheidung zu einer
Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel fallen, so der Vattenfall-Geschäftsführer.
"Schleswig-Holsteins ältestes Atomkraftwerk in Brunsbüttel bleibt möglicherweise
länger am Netz. 'Wir prüfen derzeit, Reststrommengen von anderen Kraftwerken
zu übernehmen', sagte der Geschäftsführer des Betreibers Vattenfall Europe,
Bruno Thomauske, den Lübecker Nachrichten. Eine Entscheidung darüber wird
voraussichtlich auf dem Energiegipfel der Bundesregierung im April fallen."
Laut dem "Vattenfall-Chef" Thomauske sei das Alter des
Schrottreaktors in Brunsbüttel hinsichtlich dessen Sicherheit kein
Problem... Thomauske dazu in den Lübecker Nachrichten: "Das
Alter von Brunsbüttel sei kein Maß für fehlende Sicherheit". - Die Lübecker
Nachrichten berichten korrekt weiter, daß der Atommeiler in Brunsbüttel bereits
1977 in Betrieb genommen wurde und "seitem als pannenanfällig
gilt".
Von den Lübecker Nachrichten wird in dem Artikel weiter berichtet, daß die Bundesregierung
erst letzten Freitag "angebliche Zusagen an große Energiekonzerne
für eine Verlängerung der Laufzeiten von Atommeilern dementiert" hat.
Ein Sprecher des Umweltministeriums in Berlin zu entsprechenden Gerüchten: Es
gebe auch keine "Nebenabsprachen in Nachkoalitionsverhandlungen".
"Die Bundesregierung hatte erst am Freitag angebliche Zusagen an große
Energiekonzerne für eine Verlängerung der Laufzeiten von Atommeilern
dementiert. Es gebe auch keine 'Nebenabsprachen in Nachkoalitionsverhandlungen',
sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Berlin zu entsprechenden Gerüchten.
Ursprünglich war geplant, das Atomkraftwerk Brunsbüttel im Jahr 2009 vom Netz
zu nehmen."
Werden dazu Reststrommengen aus
dem stillgelegten AKW Stade verwendet?
Auch
vom NDR wird am 04.03.06 über eine mögliche Laufzeitverlängerung des
AKW Brunsbüttel berichtet. Der NDR ergänzend dazu: E.ON und Vattenfall
verfügen nach Berechnungen von Greenpeace "über eine Reststrommenge
von knapp fünf Terawattstunden aus dem vorzeitig abgeschalteten AKW
Stade".
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09.
Februar 2006
Der zweite Castor-Behälter soll ab dem Sommer im
Standort-Zwischenlager Brunsbüttel eingelagert werden
Nach Aussage des Werksleiters
des AKW Brunsbüttel, Lutz-Peter Brandes, in den Kieler Nachrichten
vom 09.02.06 wird bereits in der zweiten Jahreshälfte von 2006 der zweite
Castor-Behälter in der Atommüll-Lagerhalle von Brunsbüttel
abgestellt werden.
"Der
nächste Castor folgt in der zweiten Jahreshälfte."
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05.
Februar 2006
Erster Castor im Standort-Zwischenlager am AKW Brunsbüttel eingelagert
Von der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend
und Senioren) wird in einer Pressemitteilung vom 07.02.06, wird bekannt
gegeben:
Das Standort-Zwischenlager am AKW Brunsbüttel ist mit der Einlagerung
eines Castor-Behälters mit 52 abgebrannten Brennelementen in Betrieb
gegangen.
"Erstes atomares Zwischenlager in Schleswig-Holstein auf dem Gelände
des Kernkraftwerks Brunsbüttel in Betrieb - Das auf dem Gelände des
Kernkraftwerks Brunsbüttel errichtete erste atomare Zwischenlager in
Schleswig-Holstein ist mit der Einlagerung eines CASTOR-Behälters mit 52
abgebrannten Brennelementen in Betrieb gegangen. Dies teilte das für die
Atomaufsicht zuständige Sozialministerium am 7. Februar in Kiel mit." ...
"Nach den Bestimmungen des Atomgesetzes war für die Genehmigung der
Zwischenlager - anders als bei Genehmigungen für Kernkraftwerke - das Bundesamt
für Strahlenschutz und nicht die Landesregierung zuständig. Die Genehmigung für
das Zwischenlager wurde im Jahre 2003 erteilt und sieht vor, dass für einen
Zeitraum von 40 Jahren bis zu 80 CASTOR-Behälter mit jeweils bis zu 52
abgebrannten Brennelementen dort gelagert werden dürfen."
"Dem
schleswig-holsteinischen Sozialministerium obliegt die Aufsicht über die
atomaren Zwischenlager. Während der gut zweijährigen Bauzeit hat die
Reaktorsicherheitsbehörde die Errichtung intensiv unter Hinzuziehung
verschiedener Sachverständigenorganisationen überwacht. Letzte vor der
Inbetriebnahme erforderliche Prüfungen konnten mit positivem Ergebnis
abgeschlossen werden. Der jetzt beginnende Betrieb des Lagers und das Einlagern
weiterer CASTOR-Behälter werden mit der gleichen Konsequenz
beaufsichtigt."
Nach der vom Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) am 28.11.03 ausgesprochenen atomrechtlichen
Genehmigung 'Aufbewahrung abgebrannter Brennelemente in Zwischenlagern' dürfen
in der Atommüllagerhalle auf dem AKW-Gelände von Brunsbüttel bis zu 80
CASTOR V/52-Behälter mit jeweils 52 abgebrannten Brennelementen
abgestellt werden. Insgesamt dürfen dort bis zu 450 Tonnen Atommüll
für (erst einmal?) maximal 40 Jahre lagern. - Ursprünglich hatten
die Betreiber (Vattenfall Europe) sogar die Einlagerung von 1500 Tonnen
Atommüll beantragt.
Gegen
das Zwischenlager Brunsbüttel wurden 2300 Einwendungen erhoben.
Nach
einem Bericht auf VERIVOX vom 08.02.06 erklärten u.a.
der Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy, Bruno
Thomauske, und der Leiter vom AKW Brunsbüttel, Lutz-Peter Brandes, am
08.02.06 während der Vorstellung von Schleswig-Holsteins erstem atomaren
Zwischenlager auf dem Gelände des Atomkraftwerks Brunsbüttel:
"Das Zwischenlager Brunsbüttel darf insgesamt 40 Jahre lang bis Februar
2046 genutzt werden. Da die Räumung eines Zwischenlagers rund 15 Jahre
dauert, müsse ein betriebsbereites Endlager etwa im Jahr 2030 zur
Verfügung stehen, sagte Thomauske: "Wenn die Standortsuche jetzt neu
beginnt, könnte ein Endlager frühestens 2050 zur Verfügung stehen."
"Im Atomkraftwerk Brunsbüttel fallen im Schnitt jährlich 85
Brennelemente an. Der erste Atommüll-Behälter wurde am 5. Februar
eingelagert. Nach Angaben der Betreiber bietet das 30 Millionen Euro
teure Standort-Zwischenlager Brunsbüttel Platz für insgesamt 80 Atommüll-Behälter:
Dabei schirmten die 1,20 Meter dicken Wände und die 1,30 Meter dicke Decke aus
Stahlbeton die von den abgebrannten Brennelementen ausgehende Strahlung so weit
ab, dass die Strahlenbelastung am Sicherungszaun deutlich unter dem gesetzlichen
Jahresgrenzwert liege. "Die massive Bauweise bietet auch Sicherheit
gegen den Aufprall eines großen Verkehrsflugzeuges", erläuterte der
Leiter des Werks, Lutz-Peter Brandes."
"Zwischenlager werden benötigt, weil der Gesetzgeber den Transport ausgebrannter
Brennelemente in Wiederaufarbeitungsanlagen seit Juli 2005 verboten hat. Das
Zwischenlager in Brunsbüttel ist bundesweit das erste von insgesamt elf
Standort-Zwischenlagern, das nach dieser Vereinbarung zwischen Bundesregierung
und den Energie- Versorgungsunternehmen in Betrieb genommen wurde."
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31.
Oktober 2005
Pannen-AKW Brunsbüttel: Seit Inbetriebnahme zusammen rund sechseinhalb
Jahre 'ungeplante Stillstandszeiten'
In der taz-Nord vom
31.10.05 wird unter dem Titel "Umstieg
aus dem Ausstieg" u.a. ausführlich über den Schrottreaktor in Brunsbüttel berichtet. Im
AKW Brunsbüttel haben sich bereits zahlreiche Störfälle
ereignet, die Liste ist lang. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 1976 belaufen sich
die längeren 'ungeplanten Stillstandszeiten' des Atommeilers auf zusammen
rund sechseinhalb Jahre. - Wir dokumentieren hier im folgenden einen
Textauszug aus der taz über das AKW Brunsbüttel:
... "Der Meiler ging 1976 in Betrieb, Eigentümer
sind die Konzerne Vattenfall und Eon. Nach einer Ende August von Greenpeace veröffentlichten
Studie geht vom Meiler an der Elbe eine besonders große Gefährdung für Umwelt
und Bevölkerung aus.
Das Dach des Reaktorgebäudes halte gerade mal dem Absturz eines kleinen
Sportflugzeugs stand, gegen einen Aufprall von Kampfjets oder gar
Passagiermaschinen sei die Kuppel nicht gesichert. Zudem ist das Kraftwerk
extrem pannenträchtig. 'Seit der Inbetriebnahme summieren sich allein die längeren
ungeplanten Stillstandszeiten auf rund sechseinhalb Jahre', sagt der Physiker
Helmut Hirsch. Die Liste der Störfälle ist lang. Nach nur wenigen Monaten
Betriebszeit entwichen durch ein Leck an einer Dampfleitung zwei Tonnen
radioaktiver Dampf in die Atmosphäre. Nach Auftreten des Lecks lief der Reaktor
noch fast drei Stunden weiter. Ein automatisches System hätte ihn nach fünf
Minuten abschalten müssen, es wurde aber laut Greenpeace von der
Betriebsmannschaft manipuliert, um die Anlage am Netz zu halten.
1989 häuften sich die Probleme. Zunächst stellten Prüfer eine unzulässig
lange Schließzeit bei einem Sperrventil fest, dann trat ein Schaden an einer
wichtigen Abschlussarmatur eines Druckwassersystems auf. Bei der Anlagenrevision
zeigte sich, dass 65 von insgesamt 248 Befestigungsschrauben wichtiger
Isolationsventile defekt waren. Außerdem wurden vier Risse von je etwa 70
Millimetern Länge an Rohrleitungen des Kühlkreislaufes entdeckt. 1991 klemmte
ein Sicherheits- und Entlastungsventil fest, 1997 war eine Einspeispumpe des
Kernflutsystems gesperrt. Der größte Unfall war die Knallgasexplosion im
Dezember 2001, als eine Rohrleitung zerbarst. Der Störfall ereignete sich nur
wenige Meter entfernt vom Reaktordruckbehälter. 'Es war nur besonders glücklichen
Umständen zu verdanken, dass damals kein ganz schwerer Unfall ausgelöst wurde',
so der Reaktorexperte Hirsch.
Die Folgen waren gleichwohl gravierend. Die Explosion zerstörte eine Leitung
auf einer Länge von fast drei Metern, ein abgerissenes Rohr schlug gegen den
Innenbeton des Sicherheitsbehälters. Umher fliegende Trümmer der geborstenen
Rohrleitung beschädigten unter anderem Kabel-Trassen und Lüftungskanäle.
Spiegel online berichtete damals, die Betriebsmannschaft habe den Reaktor sofort
herunterfahren wollen, sei aber von der Konzernzentrale in Hamburg daran
gehindert worden. Erst nach Tagen wurde das Kraftwerk abgeschaltet - es ging
erst 13 Monate später wieder in Betrieb. Als 'logische Konsequenz' aus der
Pannenserie besteht Greenpeace auf der vereinbarten Stilllegung des Reaktors in
dieser Legislaturperiode. Für die Betreiber ist eher eine Laufzeitverlängerung
'logisch' - damit sich der Betrieb des Reaktors noch ausreichend amortisiert."
...
( http://www.taz.de/pt/2005/10/31/a0072.nf/text
)
|
15.
September 2005
Standort-Zwischenlager in Brunsbüttel
ist fertig gestellt
Nach
einem Artikel in der Print-Ausgabe von der Brunsbütteler Zeitung
(BZ) vom 16.09.05 ist das Standort-Zwischenlager am AKW
Brunsbüttel (KKB) jetzt fertig gestellt worden.
Nach Aussage von Dr. Lutz-Peter Brandes, Leiter des Atomkraftwerkes Brunsbüttel,
gegenüber der BZ ist das Standort-Zwischenlager Brunsbüttel "technisch
gesehen fertig". Am 15.09.05 war demnach die "Endabnahme
durch die Untere Baubehörde der Stadt Brunsbüttel", die "keine
Beanstandungen" hatte.
"„Die Anlage ist technisch gesehen fertig“, erklärt Dr. Lutz-Peter
Brandes, Leiter des KKB. Gestern [15.09.05] war Endabnahme durch die
Untere Baubehörde der Stadt Brunsbüttel: Es gab keine Beanstandungen."
Für die Inbetriebnahme der Atommüllhalle fehlt laut dem Artikel in der BZ noch
die "atomrechtliche Zustimmung", die das "Sozialministerium
in Kiel" erteilt. Dort wird zurzeit noch der "Anschluss des
Zwischenlagers an den äußeren Sicherheitsbereich des KKB" geprüft. Die
KKB GmbH muß dazu noch einige Nachweise einreichen.
Der Bau des 40 Millionen Euro teuren Atommüllagers, das 83
Meter lang, 27 Meter breit und 23 Meter hoch ist, war laut der KKB GmbH "komplikationslos"
verlaufen. Spatenstich war nach dem Artikel in der BZ im Herbst 2003, Richtfest
wurde im Sommer 2004 "gefeiert". Die Einlagerung von Atommüll
ist für (zunächst) 40 Jahre genehmigt.
Die ersten Castor-Behälter mit
abgebrannten Brennelementen aus dem AKW Brunsbüttel sollen "Anfang
des kommenden Jahres" in das Standort-Zwischenlager gebracht
werden. - Ein noch unbeladener Castor befindet sich bereits im
Lager.
"Die ersten Castor-Behälter mit ausgebrannten Brennelementen aus dem
Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) sollen Anfang des kommenden Jahres in das
Standort-Zwischenlager rollen, das direkt neben dem Atommeiler liegt."
In dem Standort-Zwischenlager dürfen maximal
80 Castor-Behälter mit je 52 Brennelementen
abgestellt werden. Die Atommüll-Behälter werden unter Wasser im
Abklingbecken des AKW Brunsbüttel mit den abgebrannten Brennelementen
beladen und dann mittels LKW in das "Lager" transportiert. Laut der
KKB sollen "pro Jahr zwei bis drei Castor-Behälter eingelagert"
werden. Bevor die abgebrannten Brennelemente in die Castoren kommen, müssen sie
"zwei bis drei Jahre" im Abklingbecken verweilen, damit die bei der
"Kernspaltung im Reaktor gebildeten, kurzlebigen Radionuklide"
"zerfallen" können.
"Rund
80 Castor-Behälter mit jeweils 32 Brennelementen haben später Platz in dem
Lagergebäude aus Stahlbeton. Die KKB GmbH investiert mehr als 40 Millionen Euro
in den Bau des Zwischenlagers. „Die Behälter werden unter Wasser beladen und
dann per Lkw in das Lager transportiert“, erläutert Ingenieur Jens Seyer,
Betriebsleiter des Zwischenlagers. Er rechnet damit, dass pro Jahr zwei bis drei
Castor-Behälter eingelagert werden. Bevor die Brennelemente in die Castor-Behälter
kommen, müssen sie zwei bis drei Jahre in ein sogenanntes Abklingbecken."
Die radioaktive Strahlung in dem Lager für
den Atommüll ist laut dem Betriebsleiter des Zwischenlagers "minimal
erhöht". Für die Öffentlichkeit findet der KKB-Leiter dazu gleich
beruhigende Worte, denn "deshalb sind die Wände ja auch so dick, so dass
bereits draußen am Zaun die zusätzliche Strahlenbelastung bereits so gering
ist, dass man sie vernachlässigen kann". - Hört, Hört!
„Die
radioaktive Strahlung im Lager wird an verschiedenen Stellen kontinuierlich
gemessen“, erklärt Seyer. ... „Die radioaktive Strahlung im Lager ist
minimal erhöht. Aber deshalb sind die Wände ja auch so dick, so dass bereits
draußen am Zaun die zusätzliche Strahlenbelastung bereits so gering ist, dass
man sie vernachlässigen kann“, sagt Dr. Brandes."
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04.
August 2005
AKW
Brunsbüttel nach Revision und Brennelementwechsel wieder am Netz
Nach
einer Pressemitteilung der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB)
vom 04.08.05 ist das AKW Brunsbüttel wieder angefahren und am 04.08.05 ans Netz gelassen worden.
Das AKW Brunsbüttel war am am 03.07.05 zur Revision und zum
Brennelementwechsel "planmäßig" abgeschaltet worden. Laut der KKB
wurden in dem Revisionszeitraum "84 der insgesamt 532 Brennelemente
ausgetauscht" und "umfangreiche Prüfungen und
Instandhaltungsarbeiten durchgeführt".
"Nach
Abschluss der Revisionsarbeiten ist das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) wieder
angefahren worden und am Donnerstag ans Netz gegangen. Vor vier Wochen war das
Kraftwerk zur jährlichen Revision und zum Brennelementewechsel abgeschaltet
worden. Es wurden 84 der insgesamt 532 Brennelemente ausgetauscht und
umfangreiche Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten durchgeführt."
Nach
Darstellung der KKB hat das AKW Brunsbüttel im "vergangenen Jahr rund fünf
Milliarden Kilowattstunden Strom produziert", dies sind "etwa 15
Prozent des in Schleswig-Holstein insgesamt erzeugten Stroms". - Von der
KKB wird auch mitgeteilt, daß am kommenden Wochenende (06./07.08.05) das AKW
Krümmel zur Jahresrevision und zum Brennelementwechsel heruntergefahren
wird.
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01.
August 2005
Ministerium in Kiel erteilt
Zustimmung zum Wiederanfahren vom AKW Brunsbüttel
In einer Pressemitteilung der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend
und Senioren) vom 02.08.05 wird bekannt gegeben, daß am 01.08.05 nach
Beendigung der "planmäßigen" Revision und dem Brennelementwechsel im
AKW Brunsbüttel die Zustimmung aus Kiel zum Wiederanfahren erteilt worden ist.
"Das Ministerium für Soziales,
Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren hat als zuständige
Reaktorsicherheitsbehörde gestern Abend die Zustimmung zum Wiederanfahren des
Kernkraftwerkes Brunsbüttel erteilt. Nach Abschluss des planmäßigen
Brennelementwechsels und der Beendigung der Revisionsarbeiten darf die Anlage
damit wieder ans Netz gehen. Dies teilte das Ministerium heute (2. August) in
Kiel mit."
Nach Aussage des Ministeriums
in Kiel war der Atomreaktor in Brunsbüttel am 04.07.05 zur Durchführung der jährlichen
Revision abgeschaltet worden. Während des Brennelementwechsels waren demnach 84
abgebrannte Brennelemente ausgetauscht worden.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel war am 4. Juli 2005 zur Durchführung
der Jahresrevision vom Netz genommen worden. Während des diesjährigen
Anlagenstillstands wurden 84 Brennelemente ausgetauscht. Wie im Vorjahr sind
umfangreiche wiederkehrende Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Änderungen
zur Optimierung der Sicherheit der Anlage und ihres Betriebs durchgeführt
worden."
Nach der erteilten Zustimmung
von dem zuständigen Ministerium in Kiel darf das AKW Brunsbüttel wieder
angefahren werden und ans Netz gehen. Bislang
liegen keinerlei Hinweise vor, daß die Atomanlage bereits wieder in Betrieb
ist. - Damit ist allerdings in Kürze zu rechnen, falls nicht wieder
beim Anfahren was schief läuft...
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03.
Juli 2005
AKW
Brunsbüttel zu Revision und Brennelementwechsel abgeschaltet
Die
Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales,
Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) gibt in einer Pressemitteilung vom
01.07.05 bekannt, daß das AKW Brunsbüttel am 02.07.05 zur Revision
und zum Brennelementwechsel vom Netz genommen werden soll.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel wird am 2. Juli zum jährlichen
Brennelementwechsel und der damit verbundenen planmäßigen Revision vom Netz
genommen werden. Das teilte das Sozialministerium als Reaktorsicherheitsbehörde
heute (1. Juli) in Kiel mit."
Bei dem Brennelementwechsel sollen insgesamt 64 der 532 Brennelemente im
Atomreaktor ausgetauscht werden. Bei der Revision sind u.a. "umfangreiche
wiederkehrende Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur
Optimierung der Sicherheit der Anlage und ihres Betriebs vorgesehen. Dabei soll
insbesondere das Erdungssystem für das Kraftwerk verbessert werden."
"Während des diesjährigen Anlagenstillstands sollen 64 der 532 im
Reaktorkern befindlichen Brennelemente ausgetauscht werden. Wie im Vorjahr sind
darüber hinaus wiederum umfangreiche wiederkehrende Prüfungen,
Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur Optimierung der Sicherheit der
Anlage und ihres Betriebs vorgesehen. Dabei soll insbesondere das Erdungssystem
für das Kraftwerk verbessert werden." ...
"Der derzeitige 18.
Betriebszyklus der Anlage begann am 3. April 2004. Vom 23. August bis 27.
Oktober 2004 befand sich das Kernkraftwerk nach einem Kurzschluss in der
Eigenbedarfsversorgung im Anlagenstillstand. Die Betreiberin des Kernkraftwerkes
musste vor dem Wiederanfahren der Anlage im Oktober 2004 die für den sicheren
Betrieb der Anlage notwendigen Starkstromkabel vollständig austauschen. Weitere
Austauschmaßnahmen fanden betriebsbegleitend statt. In dieser Revision werden
nun auch Kabel ersetzt, die außerhalb des sicherheitstechnischen Bereiches
liegen." ...
Von der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB) wird in einer
Pressemitteilung vom 04.07.05 bekannt gegeben, daß das AKW Brunsbüttel am 03.07.05
zur Revision und zum Brennelementwechsel "planmäßig" abgeschaltet
worden ist.
"Das
Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) wurde am Sonntag, den 3. Juli 2005 zum 18.
Brennelementwechsel und zur planmäßigen Revision vom Netz genommen."
Während
der Revision werden laut der KKB außer
dem Brennelementwechsel
schwerpunktmäßig Inspektionen im Turbinenbereich erfolgen.
"Während des Stillstandes sollen routinemäßig Brennelemente
ausgetauscht und zahlreiche Prüfungen, Inspektionen (insbesondere im
Turbinenbereich) und Watungsarbeiten durchgeführt werden."
Nach Aussage der KKB soll der Stillstand vom AKW Brunsbüttel drei Wochen
dauern. - Zuletzt war die Atomanlage im
Zeitraum vom 06.03.04 bis zum 02.04.04 zur Revision außer Betrieb genommen
worden.
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27.
Oktober 2004
AKW
Brunsbüttel nach erneuten technischen Problemen wieder am Netz
Nach
einer Pressemitteilung der Landesregierung Schleswig-Holstein
(Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz) vom 28.10.04 ist
das AKW Brunsbüttel am Mittwoch, den 27.10.04, in den späten
Abendstunden wieder ans Netz gegangen.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel
(Kreis Dithmarschen) ist seit dem 27. Oktober in den späten Abendstunden wieder
am Netz."
Zu der Verzögerung beim
Wiederanfahren vom Atomkraftwerkes in Brunsbüttel teilt die
Landesregierung Schleswig-Holstein mit:
"Bei Prüfungen im Zusammenhang mit der bereits am Montag (25. Oktober
2004) eingeleiteten Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks Brunsbüttel waren
unerwartet Fehler im Erdungssystem festgestellt worden, die zu einer Verzögerung
des Wiederanfahrens der Anlage führten." "Jetzt sind alle Maßnahmen
abgeschlossen, die aus sicherheitstechnischen Gründen vor der Wiederaufnahme
des Leistungsbetriebs zu fordern waren."
Vattenfall Europe und die KKB haben in zwei gleichlautenden
Pressemiteilungen am 28.10.04 bekannt gegeben: "Das
Kernkraftwerk Brunsbüttel liefert wieder Strom. Am Mittwochabend ging das
Kraftwerk nach erfolgtem Anfahren wieder ans Netz."
In diesen Pressemitteilungen wird gegenüber der Öffentlichkeit verschwiegen,
daß das Wiederanfahren vom AKW Brunsbüttel am Montag, den 25.10.04 aufgrund
von technischen Problemen abgebrochen werden mußte! - Ein
von der Atomindustrie 'normales' Verhalten: Verschweigen, Dementieren,
Verharmlosen, ...
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25.
Oktober 2004
Probleme beim Wiederanfahren vom AKW Brunsbüttel - Leistungsbetrieb durfte
nicht aufgenommen werden
Das Hochfahren von dem
Atommeiler in Brunsbüttel am 25.10.04 ist schief gegangen! - Die
Atomanlage durfte den Leistungsbetrieb nicht aufnehmen...
Die
Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit und
Verbraucherschutz) hat in einer weiteren, neueren Pressemitteilung (auch
mit Datum vom 25.10.04) bekannt gegeben, daß sich die "Wiederaufnahme
des Leistungsbetriebs" im AKW Brunsbüttel "verzögert". Bei
der Wiederinbetriebnahme hat es demnach einen "unerwarteten Fehler im
Erdungssystem" gegeben... - Vattenfall
Europe bzw. die Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB) müssen nun den Fehler
beseitigen, bevor das AKW Brunsbüttel den Leistungsbetrieb aufnehmen
darf.
"Verzögerungen
bei dem Wiederanfahren des Kernkraftwerks Brunsbüttel - Die Wiederaufnahme des
Leistungsbetriebs im Kernkraftwerk Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) hat sich
verzögert. Bei einer im Zusammenhang mit der Wiederinbetriebnahme
vorzunehmenden Prüfung ist unerwartet ein Fehler im Erdungssystem aufgetreten.
Die Betreiberin des Kernkraftwerks muss den festgestellten Fehler vor der
Wiederaufnahme des Leistungsbetriebs zunächst beseitigen."
Vattenfall Europe und/oder die KKB hatten
sich zu dem neuen 'Ereignis' in Brunsbüttel nicht geäußert...
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25.
Oktober 2004
AKW Brunsbüttel ist wieder in Betrieb
Das
AKW Brunsbüttel an der Unterelbe ist am 25.10.04, nach einem "ungeplanten
zweimonatigem Stillstand" wieder ans Netz gelassen worden... Dies
wird in einer Pressemitteilung der Landesregierung Schleswig-Holstein
(Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz) am gleichen Tage
mitgeteilt.
Am 23.08.04 war es im Atommeiler in Brunsbüttel nach einem
"Kurzschluss zu einem Brand in einem Starkstromkabel und zu einer
Reaktorschnellabschaltung" gekommen. Aufgrund von diesem 'Ereignis'
wurden in Brunsbüttel "umfassende Untersuchungen an Starkstromkabeln
sowie die Überprüfungen des Sicherheitssystems der Anlage und der
Funktionssicherheit aller an die Kabel angeschlossenen Aggregate"
durchgeführt. - Mit alarmierenden Ergebnissen:
- Weitere Kabel hatten bereits Vorschädigungen
im Bereich der Isolation. Dabei handelte sich um Leitungen, die
zum Zeitpunkt der Errichtung des Kernkraftwerks in den 70er Jahren verlegt
worden waren. - Die folglich über dreißig(!) Jahre als waren...
- Die
Atomaufsichtsbehörde in Schleswig-Holstein führt diese Schädigungen an
den Kabeln auf Alterung der Kunststoffisolierung zurück. - "Wegen
der bundesweiten Bedeutung dieser Befunde hatte die Atomaufsicht
unverzüglich auch das Bundesumweltministerium hierüber unterrichtet und
entsprechende bundesweite Überprüfungen in anderen kerntechnischen
Anlagen angeregt."
Vattenfall
Europe (früher: HEW) als Betreiber vom AKW Brunsbüttel mußte vor dem
Wiederanfahren der Atomanlage die für den "sicheren Betrieb der
Anlage" notwendigen Starkstromkabel "vollständig austauschen"
und eine "Reihe von weiteren technischen und administrativen Änderungen"
vornehmen. - Welche dies sind, wird nicht genannt. - "Weitere überprüfte
Kabel sollen in Anbetracht ihres Alters auch kurzfristig
betriebsbegleitend ausgetauscht" werden.
Bislang hat Vattenfall Europe schon rund "1,5 Millionen Euro"
ausgegeben, um alle Kabel in dem betroffenen Abschnitt auszutauschen. Dies wurde
von der KKB gegenüber den Kieler Nachrichten am 14.10.04 geäußert.
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14.
Oktober 2004
KKB beabsichtigt das Wiederanfahren vom AKW Brunsbüttel in der kommenden
Woche
Die Kieler Nachrichten vom 14.10.04
berichten unter dem Titel "Atommeiler soll wieder ans Netz"
über das geplante Wiederanfahren vom AKW Brunsbüttel: "Das
Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) soll in der kommenden Woche wieder angefahren
werden. Das hat Leiter Dr. Lutz-Peter Brandes auf Nachfrage unserer Zeitung
gestern mitgeteilt."
"Jetzt ist die Ursachenforschung nach
Ansicht von Dr. Lutz-Peter Brandes abgeschlossen. „Uns liegen sämtliche
Ergebnisse der Tests seit vergangener Woche vor. Wir können die Schadensursache
eingrenzen.“ Das betroffene Kabel sei unter der Erde zu heiß geworden, weil
die Wärmeabfuhr in diesem Bereich behindert gewesen sei. Dr. Brandes erklärt
das so: „Im Frühjahr hatten wir die Kabelbrücke, durch die die Stromkabel
laufen, mit einer Stahlhülle versehen, aus Blitzschutzgründen. Dadurch sind
die Temperaturen in der Brücke angestiegen.“ [Frage: Was hat ein Kurzschluß in einem
Erdkabel mit einer oberirdisch verlaufenden Kabelbrücke, in der aus
Blitzschutzgründen die Stromkabel mit einer Stahlhülle versehen sind, zu
tun?!] „Die festgestellten Verfärbungen an
der Isolierung sind Alterserscheinungen und hatten direkt nichts mit dem
Kurzschluss zu tun.“ Inzwischen sind die Sanierungsarbeiten fast abgeschlossen: Alle
Kabel in dem betroffenen Abschnitt wurden ausgetauscht. Kosten: Bislang rund 1,5
Millionen Euro. Geprüft werde nun von sämtlichen Kernkraftwerksbetreibern in
Deutschland, ob Überwachungsprogramme für die Kabel erweitert werden müssen."
Für die Landesregierung Schleswig-Holstein ist
hingegen die Ursachenforschung wegen des Kurzschlusses "noch
nicht abgeschlossen". Und die Tatsache, daß das AKW Brunsbüttel
in der kommenden Woche wieder ans Netz soll ist dort "unbekannt":
„Aus Sicht des schleswig-holsteinischen Sozialministerium sei die
Ursachenforschung, was den Kurzschluss betrifft, noch nicht abgeschlossen. Diese
Auskunft erteilte Pressesprecherin Randy Lehmann gestern. Die Tatsache, dass das
KKB in der kommenden Woche wieder ans Netz soll, war ihr unbekannt."
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09.
September 2004
Kurzschluß am 23.08.04 beschädigte
Starkstromleitung zur Eigenbedarfsversorgung
Über 30 Jahre alte Kabel haben bereits Schäden
an ihrer Isolierung
Das
AKW Brunsbüttel ist seit zweieinhalb Wochen abgeschaltet: Der Atommeiler war
am 23.08.04 nach einer "Störung in der Eigenbedarfsversorgung" und
darauf folgender "Reaktorschnellabschaltung" vom Netz gegangen. Nach
ersten Einschätzungen war die Störung der Eigenbedarfsversorgung vom AKW
Brunsbüttel durch einen "Kurzschluß in einem erdverlegten Kabel" ausserhalb
des Reaktorgebäudes verursacht worden.
Erste Ergebnisse der Ursachenforschung sind in
einer Pressemitteilung von der Landesregierung Schleswig-Holstein
(Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz) am 09.09.04
bekannt gegeben worden:
Bei den Untersuchungen ist bislang festgestellt worden, daß
durch den Kurzschluß am 23.08.04 ein Brand in einem Starkstrom- kabel
erfolgt ist. (Daraufhin kam es zu der Reaktorschnellabschaltung.) Dadurch
wurden die Kabel für die Starkstromversorgung des Atommeilers beschädigt,
"ihre Funktionssicherheit ist derzeit
nicht uneingeschränkt gewährleistet".
Weitere Überprüfungen haben neue 'Vorkommnisse' zu Tage
gebracht: Auch "weitere Kabel", die zum "Zeitpunkt
der Errichtung des Kernkraftwerks in den 70er Jahren verlegt
wurden", haben "bereits Vorschädigungen
im Bereich der Isolation". - Diese Leitungen sind inzwischen über
30 Jahre alt...
Nach diesen ersten Resultaten ist naheliegend, daß eine defekte Isolierung an
dem Starkstrom-Erdkabel zur Eigenbedarfsversorgung den Kurzschluß und Brand in
Brunsbüttel verursacht hat! [Durch Alterungsprozesse werden
Isolierungen brüchig, Feuchtigkeit tritt ein und dann gibt es einen Kurzschluß...]
"Im Kernkraftwerk Brunsbüttel sind Kabel für die
Starkstromversorgung geschädigt. Ihre Funktionssicherheit ist derzeit
nicht uneingeschränkt gewährleistet. Das teilte das Sozialministerium am
9. September in Kiel mit."
"Nach einem Kurzschluss im Kernkraftwerk Brunsbüttel war es am 23.
August zu einem Brand in einem Starkstromkabel und zu einer
Reaktorschnellabschaltung gekommen. Die von der Aufsichtsbehörde
veranlasste Untersuchung hat heute ergeben, dass auch weitere Kabel bereits
Vorschädigungen im Bereich der Isolation aufweisen. Es sind Kabel, die zum Zeitpunkt
der Errichtung des Kernkraftwerks in den 70er Jahren verlegt wurden."
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist derzeit nicht am Netz."
"Die
Aufsichtsbehörde hat trotzdem unverzüglich eine Überprüfung des
Sicherheitssystems des Kernkraftwerks und der Funktionssicherheit aller an die
Kabel angeschlossenen Aggregate veranlasst. Es wurde auch unverzüglich
eine Überprüfung der übrigen schleswig-holsteinischen kerntechnischen Anlagen
eingeleitet. Das Bundesumweltministerium ist umgehend informiert worden.
Es ist nicht auszuschließen, dass auch andere kerntechnische Anlagen
in der Bundesrepublik davon betroffen sein können." ...
Wann das
AKW Brunsbüttel wieder ans Netz geht, ist bislang nicht absehbar
In einer Pressemitteilung vom 09.09.04 hat die Kernkraftwerk Brunsbüttel
GmbH (KKB) zu den 'Vorkommnissen' Stellung gegenüber der
Öffentlichkeit genommen:
"Zweieinhalb Wochen nach der Abschaltung des Kernkraftwerks
Brunsbüttel dauert die Klärung der Ursachen, die zu dem Kurzschluss in einem
Hochspannungskabel geführt haben, an." ... "Erste Untersuchungsergebnisse haben nun Auffälligkeiten (leichte
Muldenbildungen/Verfärbungen) an der Innenseite der Kabelisolierung gezeigt.
Der Sachverhalt wurde der Aufsichtsbehörde mitgeteilt und vorläufig als
Meldepflichtiges Ereignis der Kategorie E eingeordnet.
Die Bedeutung des Kabelschadens ist noch nicht abschließend geklärt.
Insbesondere Umfang und Dauer der nötigen Reparaturen sind aktuell nicht
bestimmbar. Damit können auch noch keine belastbaren Aussagen zum
Zeitpunkt für das Wiederanfahren des Kraftwerkes getroffen werden."
...
Die Tatsache, daß weitere, über
dreißig Jahre alte Kabel bereits "Vorschädigungen im Bereich der
Isolation" aufweisen bleibt allerdings von der KKB / Vattenfall Europe
unerwähnt...
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26.
August 2004
Grenzwertunterschreitungen
der Bor-Konzentration im AKW Brunsbüttel
Im AKW
Brunsbüttel wurden Grenzwertunterschreitungen der Bor-Konzentration
festgestellt, dies wurde von der Landesregierung Schleswig-Holstein
(Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz) am 26.08.04
in einer Pressemitteilung bekannt gegeben.
"Der Betreiber des Kernkraftwerkes Brunsbüttel hat dem
Sozialministerium als Reaktorsicherheitsbehörde ein meldepflichtiges Ereignis
gemeldet, das er nach INES 1 (International Nuclear Event Scale) der
siebenstufigen internationalen Skala bewertet hat. Das teilte das
Sozialministerium heute (26. August) in Kiel mit."
"Bei einer turnusgemäßen Funktionsprüfung war eine Grenzwertunterschreitung
der Borkonzentration im so genannten Vergiftungssystem des
Kernkraftwerks festgestellt worden. Durch Nachdosieren von Bor wurde umgehend
die ordnungsgemäße Borkonzentration eingestellt." - "Das
Vergiftungssystem ist eine nachrangige Sicherheitseinrichtung des Reaktors
und kommt zum Einsatz, wenn die Schnellabschaltung des Reaktors
sowohl durch das hydraulische Einschießen der Steuerstäbe als auch durch das
motorische Einfahren der Steuerstäbe nicht funktioniert. Der Reaktor
wird dann durch Einspeisen der Borlösung heruntergefahren." ...
"Das Ereignis steht in keinem Zusammenhang mit der automatischen
Reaktorschnellabschaltung vom 23. August 2004 wegen einer Störung in der
Eigenbedarfsversorgung. Hier erfolgte die Reaktorschnellabschaltung planmäßig
durch die erste Stufe der Sicherheitseinrichtungen, das hydraulische Einschießen
der Steuerstäbe."
Nach den Ursachen der zu niedrigen
Bor-Konzentration wird zur Zeit noch geforscht. - Immerhin konnte 'schon'
festgestellt werden, daß dies kein Einzelfall gewesen ist: In der
Vergangenheit ist dies schon öfters vorgekommen... Dazu die
Landesregierung Schleswig-Holstein: "Die Untersuchungen zu dem festgestellten temporären Verlust von Bor im
Vergiftungssystem des Kernkraftwerkes sind noch nicht abgeschlossen. Die
Auswertung von Messergebnissen aus den Vorjahren hat ergeben, dass es zu
weiteren Grenzwertunterschreitungen gekommen war."
Die
Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB) teilt in einer Presseinformation
vom 26.08.04 dazu mit: ... "Für die Bor-Lösung sind bestimmte
Konzentrationen vorgeschrieben. Diese Werte waren, wie die Überprüfung
im Juni ergab, unterschritten. Es erfolgte umgehend ein Nachdosieren
von Bor, mit dem der vorgeschriebene Zustand wieder hergestellt wurde." ...
"Bei
der Untersuchung dieses Umstands wurde festgestellt, dass es bereits früher
Abweichungen von den vorgeschriebenen Bor-Werten gab, die jeweils
durch Nachdosieren behoben wurden. Dieser Sachverhalt wird derzeit
untersucht." ...
Diese Problematik war folglich vor Ort schon
länger bekannt. Warum haben die Betreiber des AKW Brunsbüttel nicht schon früher
nach den Grund der sich verringernden Bor-Konzentration ermittelt?
(Nur mittels Nachdosieren lässt sich die Ursache der
Konzentrations- abnahme jedenfalls nicht beseitigen!) - Und warum wurde von den
zuständigen Stellen nicht schon eher über diese 'Vorkommnisse'
informiert? - Diese Fragen bleiben
unbeantwortet.
War der Atomreaktor Brunsbüttel im
Notfall nicht mehr vollständig abschaltbar?
Ist die Reaktorschnellabschaltung durch das Einfahren/Einschieben der
Regelstäbe aus irgendwelchen Gründen defekt und daher nicht möglich, so wird
der Atomreaktor planmäßig durch das Einspeisen von Borlösung
heruntergefahren. Durch das zudosierte Bor soll dann die kontrollierte
Kettenreaktion der Atomkernspaltung gestoppt werden. - Ist die Konzentration
an Bor jedoch zu gering, dann lässt sich der Atommeiler eben nicht mehr
vollständig herunterfahren!
Die KKB teilt dazu mit: "Betroffen
war das so genannte Vergiftungssystem des Reaktors. Es soll zum Einsatz kommen,
wenn die primär für eine Schnellabschaltung vorgesehenen Systeme versagen,
also weder das hydraulische Einschießen noch das motorische Einfahren der
Steuerstäbe funktioniert. In diesem Fall soll der Reaktor durch Einleiten einer
Bor-Lösung heruntergefahren werden."
Zur Zeit ist das AKW Brunsbüttel
abgeschaltet und vom Netz.
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23.
August 2004
AKW
Brunsbüttel nach Reaktorschnellabschaltung vom Netz genommen
Die
Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit
und Verbraucherschutz) hat am 24.08.04 in einer Pressemitteilung bekannt
gegeben, daß das AKW Brunsbüttel am 23.08.04 nach einer "Störung
in der Eigenbedarfsversorgung" und darauf folgender "Reaktorschnellabschaltung"
vom Netz gegangen ist. Demnach ist nach ersten Einschätzungen die Störung
der Eigenbedarfsversorgung vom AKW Brunsbüttel durch ein defektes Erdkabel
verursacht worden. - Durch die Panne in dem Atommeiler soll es "keine
Auswirkungen auf Personen" gegeben haben, "es wurde keine Radioaktivität
in die Umgebung freigesetzt". - Wann das AKW Brunsbüttel wieder in Betrieb
gehen soll wird allerdings nicht mitgeteilt.
"Am
Montag (23. August) kam es im Kernkraftwerk Brunsbüttel aufgrund einer Störung
in der Eigenbedarfsversorgung zu einer automatischen Reaktorschnellabschaltung.
Das teilte das Sozialministerium am 24. August in Kiel mit." ... "Nach
erster Kontrolle liegt der Schadensbereich in einem erdverlegten Kabelkanal außerhalb
des Reaktorgebäudes. Das Ereignis hatte keine Auswirkungen auf Personen, es
wurde keine Radioaktivität in die Umgebung freigesetzt."
Nach
Darstellung der Betreibergesellschaft Vattenfall Europe auf FAZ.NET am
24.08.04 sei die "unplanmäßige" Reaktorschnell- abschaltung durch
einen "Kurzschluss in einem erdverlegten Kabel" außerhalb des
Reaktorgebäudes "automatisch ausgelöst" worden.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist am Montag durch eine unplanmäßige
Reaktorschnellabschaltung vom Netz genommen worden. Dies teilte die
Betreibergesellschaft Vattenfall Europe am Dienstag in Hamburg mit. Die
Schnellabschaltung sei durch einen Kurzschluss in einem erdverlegten Kabel außerhalb
des Reaktorgebäudes automatisch ausgelöst worden. Das Ereignis habe keine
Auswirkungen auf Personen oder die Umgebung gehabt. Radioaktivität sei nicht
ausgetreten, hieß es. Das am Montag nachmittag um 15.41 Uhr eingetretene
Ereignis ist den Angaben zufolge meldepflichtig und wird vom Betreiber vorläufig
in die Kategorie N (Normalbedingungen) eingestuft. Die Ursache des Kurzschlusses
werde gegenwärtig ermittelt."
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27.
Juli 2004
Richtfest für das Standort-Zwischenlager in Brunsbüttel
Nach einem Bericht in der Hamburger
Morgenpost (MoPo) vom 28.07.04 wurde am 27.07.04 für die
Atommüll-Lagerhalle in Brunsbüttel Richtfest gefeiert.
"... Jedes Kraftwerk muss sein eigenes Zwischenlager bauen. Gestern
wurde Richtfest in Brunsbüttel gefeiert. Das Lager ist so groß wie eine
Tennishalle. Ein Drittel der Stahlmenge des Eiffelturms wurde dafür verbaut.
..."
Während der Feierlichkeiten in Brunsbüttel äußerte sich laut MoPo der Geschäftsführer
Bruno Thomauske von Vattenfall Europe/HEW auch zu der Sicherheit des
Atommüll-Lagers in Brunsbüttel und der Castor-Behälter: "'Die
Castorbehälter sind so sicher, dass wir sie auch im Freien aufstellen
könnten', sagt Bruno Thomauske, Geschäftsführer der 'Vattenfall Europe
Nuclear Energy GmbH' zuversichtlich. Durch diese massive Lagerhalle sei man aber
insbesondere vor Terroranschlägen mit Passagierflugzeugen geschützt. Weder das
Lager noch die sich darin befindenden Castorbehälter könnten zerstört
werden."
Von Seiten des Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), dem früheren
Arbeitgeber von Bruno Thomauske, wird diese Ansicht indirekt geteilt: "...Für
den Menschen sollen diese Zwischenlager ungefährlich sein. Das Bundesamt für
Strahlenschutz versichert 'Die Behälter für die Brennelemente gewährleisten
den sicheren Einschluss des radioaktiven Inhalts.' Selbst wenn man ganzjährig
am Zaun der Anlage stehe, würde der zulässige Grenzwert deutlich
unterschritten. ..."
Nach dem MoPo-Bericht soll das Standort-Zwischenlager Brunsbüttel im
April 2005 in Betrieb genommen werden. Dann sollen auch die ersten
Castoren dort eingelagert werden: "Im
April 2005 soll das 38 Millionen teure Projekt in Betrieb genommen werden. Dann
kommen auch die ersten 80 Castorbehälter hinein. Lutz-Peter Brandes,
Betriebsleiter des Kraftwerks, freut sich, dass die Zeit der Transporte in
Zwischenlager in Frankreich und England vorbei ist. 'Das führt aber zu einer
Konzentration von radioaktivem Material auf einer geringen Fläche', warnt
Susanne Ochse, Greenpeace-Atomexpertin."
"... Für 40 Jahre soll der Atommüll in dem Lager
beherbergt werden. Dann wird das radioaktive Material ins Endlager
transportiert.
Aber eben dieses Endlager gibt es in Deutschland noch nicht. Gorleben wird als
möglicher Standort diskutiert. Thomauske schätzt, dass es 50 Jahre dauert, bis
ein Endlager gefunden wird. So werden die Zwischenlager faktisch mittelfristig
zu Endlagern. ..."
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02.
April 2004
AKW Brunsbüttel nach Revision und Brennelementwechsel wieder am Netz
Von
den HEW (Vattenfall Europe) wird am 05.04.04 in einer Pressemitteilung bekannt
gegeben, daß das AKW Brunsbüttel wieder "am Netz" ist:
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist
am Freitagabend, den 02.04.2004, nach Beendigung der Revision wieder
angefahren worden und speiste am frühen Sonntagmorgen wieder in das Netz
ein."
Interessant: Der Atomreaktor in Brunsbüttel ist bereits am Freitagabend
(02.04.04) angefahren worden, doch die Einspeisung von Elektrizität begann
erst am frühen Sonntagmorgen (04.04.04). - Was diese
Verzögerung verursacht hat, wird von den HEW jedoch nicht mitgeteilt... - Die
Revisionsdauer in Brunsbüttel war länger, als ursprünglich angekündigt.
Statt drei Wochen war der Atommeiler gut vier Wochen vom Netz.
"Während
der Revision wurden 108 der insgesamt 532 Brennelemente ausgetauscht. Außerdem
wurden zahlreiche Prüfungen, Inspektionen und Wartungsarbeiten durchgeführt. Die
ursprünglich geplante Revisionsdauer verlängerte sich durch weitere ergänzende
Arbeiten zur Optimierung des Kraftwerksbetriebs um eine Woche."
In einer Pressemitteilung der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium
für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz) vom 02.04.04 wird deren
Zustimmung zum Wiederanfahren vom AKW Brunsbüttel mitgeteilt:
"Das
Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz hat nach Abschluss
der Jahresrevision am 2. April 2004 die Zustimmung zum Wiederanfahren des
Kernkraftwerks Brunsbüttel erteilt. Nach Abschluss des 17. Brennelementwechsels
und der Beendigung der Revisionsarbeiten kann die Anlage damit wieder ans Netz
gehen." ... "Im Ergebnis bestanden nach Abschluss aller Prüfungen
keine Bedenken gegen das Wiederanfahren der Anlage." - Bis der
altersschwache Atommeiler wieder durch ein "Ereignis" vom Netz
fliegt...
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06.
März 2004
Revision und Brennelementwechsel im AKW Brunsbüttel
In einer Pressemitteilung von der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit und
Verbraucherschutz) vom 05.03.04 wird mitgeteilt, daß das AKW Brunsbüttel
zum "planmäßigen" 17. Brennelementwechsel mit Revision in der
Nacht zum 06.03.04 vom Netz genommen wird.
"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) wird in der Nacht zum 6. März 2004
zum planmäßigen 17. Brennelementwechsel mit Revision vom Netz genommen werden,
teilte das Sozialministerium am 5. März in Kiel mit. Der derzeitige 17.
Betriebszyklus der Anlage begann am 27. März 2003. Im 17. Betriebszyklus waren
keine besonderen Auffälligkeiten zu verzeichnen. Lediglich im Sommer 2003
musste die Reaktorleistung aufgrund der erhöhten Elbwassertemperaturen zur
Einhaltung der wasserrechtlichen Genehmigung gedrosselt werden. In der jetzt
anstehenden Revision werden von den im Kernkraftwerk Brunsbüttel eingesetzten 532
Brennelementen (BE) insgesamt 104 niedrig reaktive BE durch frische BE ersetzt
werden. Die abgebrannten BE werden zum Abklingen in das
Brennelemente-Lagerbecken gestellt. Neben umfangreichen Prüfungs-, Wartungs-
und Instandhaltungsarbeiten sind etwa 50 verschiedenen Änderungsmaßnahmen
geplant, die von der Aufsichtsbehörde zuvor geprüft worden sind. Die
Instandhaltungs- und Änderungsmaßnahmen erfolgen unter der Aufsicht von
Sachverständigen, die von der Aufsichtsbehörde entsprechend hinzugezogen
worden sind. Im Zuge des Abfahrens der Anlage wird auch eine
Reaktorschnellabschaltung zu Prüfzwecken ausgelöst.“
Nach
einer Pressemitteilung der HEW vom 05.03.04 wird die Revision im AKW
Brunsbüttel drei Wochen dauern, dann soll die Atomanlage wieder ans Netz
gelassen werden. Sofern alles planmäßig verläuft...
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30.
Dezember 2003
Bundesumweltministerium: Betreiber sehen
keinen Bedarf für das Interimslager Brunsbüttel
In einer Pressemitteilung vom
Bundesumweltministerium vom 30.12.03 wird u.a. mitgeteilt: "...Das zuständige
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat inzwischen für alle beantragten 12
dezentralen Zwischenlager [Standort-Zwischenlager] die Genehmigung zur
Einlagerung von abgebrannten Brennelementen erteilt. Die letzten atomrechtlichen
Genehmigungen dafür erhielten am 19. Dezember die Betreiber von Philippsburg,
Gundremmingen und Krümmel. Neben den drei genannten Standorten werden auch
Zwischenlager in Brunsbüttel, Brokdorf, Unterweser, Grohnde, Biblis,
Neckarwestheim, Grafenrheinfeld und Isar errichtet. Das Zwischenlager in Lingen
ist bereits seit Dezember 2002 in Betrieb. Die Aufbewahrung der abgebrannten
Brennelemente ist auf maximal 40 Jahre befristet. Dadurch wird gewährleistet,
dass aus Zwischenlagern keine Endlager werden können. Neben den 12 dezentralen
Zwischenlagern hat das BfS auch 4 Interimslager genehmigt, und zwar in Biblis,
Philippsburg, Neckarwestheim und Krümmel. Davon sind 3 bereits in Betrieb. Der
Betreiber von Brunsbüttel hat signalisiert, dass er für das Interimslager
keinen Bedarf mehr sieht...."
Das
Interimslager Brunsbüttel ist bislang vom BfS nicht genehmigt worden. Folglich
müßte der atomrechtliche Antrag für das Interimslager Brunsbüttel in
absehbarer Zeit zurückgezogen werden. (Dies gilt nicht für das bereits
atomrechtlich genehmigte Standort-Zwischenlager in Brunsbüttel!)
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28.
November 2003
BfS genehmigt
Standort-Zwischenlager in Brunsbüttel
Das
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat am 28.11.03 am AKW-Standort
Brunsbüttel die atomrechtliche Genehmigung für die "Aufbewahrung
abgebrannter Brennelemente in Zwischenlagern" erteilt.
Gemäß der erteilten Genehmigung dürfen in der Lagerhalle auf dem AKW-Gelände
bis zu 80 CASTOR V/52-Behältern mit
bis zu 450 Tonnen Atommüll ("Schwermetallmasse") für maximal 40
Jahre lagern. Ursprünglich
hatten die Betreiber die Einlagerung von 1500 Tonnen Atommüll beantragt.
- Gegen das Zwischenlager Brunsbüttel wurden 2300 Einwendungen erhoben.
Das
BfS begründet in einer Pressemitteilung vom 28.11.03 die erteilte
atomrechtliche Genehmigung u.a. mit: "Das
BfS ist nach umfassender Prüfung und Bewertung der Eignung der Standorte, der
Konzeption des Standort-Zwischenlagers sowie der Maßnahmen gegen mögliche Schäden
durch die Aufbewahrung der Kernbrennstoffe zu dem Ergebnis gekommen, dass nach
dem Stand von Wissenschaft und Technik hinreichende Vorsorge getroffen und der
Strahlenschutz für die Bevölkerung und das Personal gewährleistet ist.
Das gilt auch für die Prüfung eines gezielt herbeigeführten Absturzes
eines Flugzeuges auf die Zwischenlager. Selbst bei ungünstigen Annahmen
würde dieses Ereignis nicht zu erheblichen Freisetzungen radioaktiver Stoffe führen."
"Für
die Errichtung des Zwischenlagers Brunsbüttel liegt bereits eine baurechtliche
Genehmigung der Stadt Brunsbüttel vor."
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07.
Oktober 2003
Baubeginn für das Standort-Zwischenlager in Brunsbüttel
Aus
dem 'Jahresbericht 2003' vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geht hervor,
daß am 07.10.03 mit der Errichtung eines Standort-Zwischenlagers
am AKW Brunsbüttel begonnen worden ist. - Mit den Bauarbeiten für diese
Atommüll-Lagerhalle ist noch vor der Erteilung einer atomrechtlichen
Genehmigung vom BfS begonnen worden!
"Am 22.09.2003 hat das BfS die Standort-Zwischenlager Biblis Isar,
Neckarwestheim (Tunnel) und Unterweser sowie am 28.11.2003 die Standort-Zwischenlager
Brokdorf und Brunsbüttel genehmigt." ...
"Die
Zwischenlager Grafenrheinfeld und Brunsbüttel werden seit
22.09.2003 bzw. seit 07.10.2003 errichtet. Mit dem Bau des
Standort-Zwischenlagers Grohnde und Biblis wurde am 01.12.2003 bzw. am
01.03.2004 begonnen. Die Errichtung des Zwischenlagers Neckarwestheim erfolgt
seit dem 17.11.2003." ...
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24.
September 2003
Baurechtliche
Genehmigung für das Standort-Zwischenlager erteilt
Am 24.09.03 hat die Stadt
Brunsbüttel als 'Untere Bauaufsichtsbehörde' grünes
Licht für das geplante Standort-Zwischenlager gegeben. Voraussetzung
dafür war, dass das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter, im
Genehmigungsverfahren keine Bedenken angemeldet hatte. Die atomrechtliche
Genehmigung steht allerdings noch aus. Damit wird von
den HEW (Vattenfall) in den nächsten Wochen gerechnet.
Das 30.11.1999 von den Kraftwerksbetreibern beantragte Lagergebäude aus
Stahlbeton hat Platz für insgesamt 80 Castor-Behälter mit
jeweils 32 ausgebrannten Brennelementen. Sie sollen bis
zu 40 Jahre in Brunsbüttel gelagert werden können
Die
Bauarbeiten für das rund 1200Quadratmeter große Lagergebäude starten im
Oktober 2003. Die Aufträge sind nach Auskunft
der Betreiber schon vor Monaten vergeben worden. Die Kraftwerksleitung
rechnet mit einer eineinhalbjährigen Bauzeit. Damit kann das neue
Lager im Jahr 2005 in Betrieb gehen. Die Kosten betragen rund 30
Millionen Euro.
Das
Genehmigungsverfahren für das am 15.08.2000 zeitgleich beim
BfS in Salzgitter beantragte Interimslager auf dem Gelände vom
AKW Brunsbüttel läuft noch.
Von der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB) wird
das Interimslager als "Vorübergehende
Aufbewahrung von Kernbrennstoffen außerhalb der staatlichen Verwahrung in Form
von bestrahlten Brennelementen aus dem KKB in bis zu 18 Transport- und Lagerbehältern
der Bauarten CASTOR® V/52 und TN 900/1-21 (Interimslager)" bezeichnet.
In dem Interimslager sollen 18 Castoren "in mobilen Umhausungen"
abgestellt werden. Immerhin 140 Tonnen hochradioaktiver Atommüll...
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26. März 2003
AKW Brunsbüttel
ist wieder am Netz!
Nachdem die Landesregierung von
Schleswig-Holstein am 25.03.2003 die Zustimmung zum Wiederanfahren vom AKW
Brunsbüttel erteilt hatte, ist der Atommeiler in Brunsbüttel am
26.03.2003 wieder ans Netz gelassen worden.
Das AKW Brunsbüttel der
HEW war insgesamt über 13 Monate(!) stillgelegt:
Bereits am 14.12.2001 ereignete sich im AKW Brunsbüttel in der
Nähe vom Reaktordruckbehälter eine Wasserstoff-Explosion, bei der rund
drei Meter von einer Rohrleitung zerfetzt wurden. - Doch erst zwei Monate
später, am 18.02.2002, wurde das AKW nach massivem Druck Seitens
des Energieministerium Schleswig-Holstein von den HEW vom Netz genommen.
Die Untersuchungen brachten das wahre Ausmaß dieses 'Ereignisses' zu Tage... -
Auch das sich ein ähnlicher 'Vorfall' bereits vor zehn Jahren ereignet
hat!
Störfälle &
Stillstand sind in Brunsbüttel keine Seltenheit...
Der Atomreaktor Brunsbüttel
hat inzwischen eine über 25jährige Geschichte von Störfällen. Brunsbüttel
ist der älteste Siedewasserreaktor Deutschlands und hält einen
traurigen Rekord: Seit der Inbetriebnahme 1977 summieren sich die Stillstandszeiten
durch Defekte auf rund sieben Jahre.
Eine kurze Störfallauswahl,
die sich noch verlängern läßt:
1992 wurden bei der ganz normalen Revision insgesamt 61 Risse
an Rohrleitungen gefunden, der Atommeiler wurde für daraufhin für fast
drei Jahre(!) stillgelegt: Am 25.08.1992 war das AKW
zur Jahresrevision abgeschaltet worden und blieb aufgrund von den "Rißbefunden
an Schweißnähten in reaktorwasserbeaufschlagten austenitischen Rohren" bis
zum 16.06.1995(!) außer Betrieb; das betroffene
Lagerdruckwassersystem wurde außer Betrieb gesetzt und entfernt.
1978 kam es zu einem der dramatischsten Störfälle in der
Geschichte der Atomenergienutzung in der Bundesrepublik. Durch ein Leck an einer
Dampfleitung entwichen damals zwei Tonnen radioaktive Gase. Die
Betriebsmannschaft manipulierte kurzerhand das automatische Abschaltsystem und
fuhr den lecken Reaktor noch fast drei Stunden weiter...
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18.
August 2002
HEW räumen
Planungsfehler beim AKW Brunsbüttel ein
Nach
16 Jahren wurde entdeckt, daß der Atomreaktor Brunsbüttel eine
Fehlkonstruktion ist. Im AKW liege ein "Planungsfehler in der Steuerung
der Notstromversorgung vor", gab am 16.08.2002 der grüne Staatssekretär
im schleswig-holsteinischen Energieministerium, Wilfried Voigt, bekannt. Dadurch
würden in einem Notfall nicht alle Sicherheitssysteme in vollem Umfang zur Verfügung
stehen. Dies sei, so Voigt, "ein Mangel aus der Zeit der
Errichtung" des 1976 in Betrieb gegangenen Atommeilers. ... Der
"Geburtsfehler" wurde erst jetzt bei einer Totalinspektion des
abgeschalteten Meilers bemerkt, bei der immer mehr Schwachstellen zu Tage gefördert
werden
Die HEW räumten am
16.08.2002 in einer Presseerklärung Planungsfehler beim AKW Brunsbüttel ein:
Demnach wurden "Diskrepanzen in der Steuerlogik der Notkühlsysteme und
der Notstromdiesel festgestellt. Eine Überprüfung ergab, dass in der
Steuerlogik im Kraftwerk Planungsfehler vorhanden sind, die in Einzelfällen zur
Fehlfunktion einzelner Stränge des Notkühlsystems führen." - Die
"KKB hat nach Erkennen der Planungsfehler die atomrechtliche Aufsichtsbehörde
informiert. Nach ersten analytischen Bewertungen hat KKB dieses Vorkommnis vorläufig
als "Eilmeldung" nach der deutschen Meldeverordnung der Behörde
gemeldet und auf der Stufe 1 der 7stufigen internationalen Bewertungsskala
eingestuft.
|
16.
August 2002
KKB GmbH: "Planungsfehler
in der Steuerung der Sicherheitssysteme"
In
einer Pressemitteilung der KKB GmbH vom 16.08.02 werden
"Planungsfehler in der Steuerung der Sicherheitssysteme"
eingeräumt. Die KKB GmbH dazu weiter:
"Zur
Schulung des Betriebspersonals wird zur Zeit ein neuer
Kraftwerks-Simulator gebaut. Dieser Simulator soll die verschiedenen
Systeme des Kraftwerks mit hoher Detailtreue abbilden, um eine möglichst
realitätsnahe Schulung des Personals zu ermöglichen.
Bei
den Abnahmeprüfungen wird der Simulator daher im Lieferwerk umfangreichen
Tests unterzogen. Bei diesen Tests stellte man Diskrepanzen in der
Steuerlogik der Notkühlsysteme und der Notstromdiesel fest. Eine Überprüfung
ergab, dass in der Steuerlogik im Kraftwerk Planungsfehler vorhanden
sind, die in Einzelfällen zur Fehlfunktion einzelner Stränge des Notkühlsystems
führen.
Eine
erste Bewertung kam zu dem Ergebnis, dass die zur Störfallbeherrschung
erforderlichen Systemfunktionen bei Eintritt eines echten
Anforderungsfalls in ausreichendem Umfang verfügbar gewesen wären.
Im vorliegenden Fall zeigt sich der Vorteil der Auslegungsphilosophie, die
durch mehrfach vorhandene Teilsysteme, Einzelfehler verschiedenster
Ursache, so auch Planungsfehler, berücksichtigt.
KKB
hat nach Erkennen der Planungsfehler die atomrechtliche
Aufsichtsbehörde informiert. Nach ersten analytischen Bewertungen hat KKB
dieses Vorkommnis vorläufig als "Eilmeldung" nach der
deutschen Meldeverordnung der Behörde gemeldet und auf der Stufe 1 der
7stufigen internationalen Bewertungsskala eingestuft. Die Bewertung
ist noch nicht abgeschlossen. Die Beseitigung der Fehler erfolgt nach
Zustimmung durch die Aufsichtsbehörde." |
08.
August 2002
Atomkraftwerk
Brunsbüttel bleibt vorerst abgeschaltet
"Das
nach einem Störfall vom Netz genommene schleswig-holsteinische AKW Brunsbüttel
bleibt abgeschaltet", so die Nachrichtenagentur dpa in einer
Meldung vom 08.08.02. "Der Betreiber müsse an wesentlichen
Stellen überzeugendere Lösungsvorschläge vorlegen, sagte der Kieler
Energiestaatssekretär Wilfried Voigt der dpa. Es seien noch etliche
Fragen offen. Im AKW Brunsbüttel waren bei einer Wasserstoffexplosion
am 14. Dezember 2001 rund drei Meter einer Rohrleitung zerstört worden. Seit
dem 18. Februar ist die an der Unterlebe im Kreis Dithmarschen gelegene
Anlage abgeschaltet." |
05.
August 2002
Spiegel-online: "Explosion
kommt nach zehn Jahren ans Licht"
Von
Spiegel-online wird am 05.08.02
berichtet:
"Im Februar nahmen die Betreiber das Atomkraftwerk Brunsbüttel bei
Hamburg vom Netz, weil eine Explosion Teile des Kraftwerks stark beschädigt
hatte. Nun wurde bekannt, dass sich bereits vor zehn Jahren ein schwerer
Zwischenfall ereignet haben könnte."
"Die
Reaktorsicherheitskommission des Bundes werde am Mittwoch und Donnerstag
bei einer Sitzung in Hamburg prüfen, ob und warum eine
Wasserstoffexplosion zu Beginn der neunziger Jahre unbemerkt blieb,
teilte der Staatssekretär des schleswig-holsteinischen
Energieministeriums in Kiel, Wilfried Voigt, mit. 'Dies unterstreicht
die außerordentliche Bedeutung, die dem Brunsbüttel-Störfall in
Expertenkreisen beigemessen wird.'
Hinweise auf den alten Vorfall fand man bei der Untersuchung einer
Wasserstoffexplosion vom 14. Dezember 2001. Dabei wurde die so
genannte Deckelsprühleitung des Kraftwerks zerstört. Rund drei Meter
Rohrleitung waren zerfetzt worden. Dabei war Dampf ausgetreten, aber keine
radioaktive Strahlung gemessen worden. Der Umfang des Schadens kam erst
nach und nach an die Öffentlichkeit, was zu Spannungen zwischen der
Aufsichtsbehörde und dem Betreiber, den Hamburgische Electricitäts-Werken
(HEW), führte.
Bei der Untersuchung wurde auch der frühere Schaden entdeckt,
sagte Voigt. Im Stutzen der betroffenen Leitung sei eine Aufweitung
bemerkt worden. Die HEW nähmen an, dass diese ebenfalls von einer
Wasserstoffexplosion verursacht worden sei. Bei früheren
Revisionsarbeiten wurden lediglich die Schweißnähte überprüft, deshalb
habe man die Aufwölbung des Rohres nicht bemerkt.
Unterdessen hätten die HEW die Demontage der Deckelsprühleitung
beantragt, da diese für die Sicherheit nicht erforderlich sei.
Das Energieministerium prüfe diesen Antrag, sagte Voigt. Nach wie vor drängt
das Energieministerium auf die Klärung des Hergangs vom 14. Dezember
sowie eine Überprüfung des gesamten Atomkraftwerks zwecks Verhinderung
weiterer Wasserstoffexplosionen. Die rot-grüne Landesregierung
fordere zudem eine bundesweite Überprüfung der Kontrollstandards in
Atomkraftwerken, so der Staatssekretär.
In der hierarchischen Kette müsse die Sicherheitsphilosophie von oben
her gelebt werden, kritisierte Voigt das Sicherheitsmanagement des
Betreibers. Hier bestehe erheblicher Verbesserungsbedarf. 'Wir
bestehen energisch darauf, dass ein schlichter Personalaustausch in Brunsbüttel
nicht ausreicht.' Die HEW hatten nach dem Vorfall im Dezember in größerem
Umfang Personal in dem Kraftwerk ausgewechselt.
Wann
das AKW wieder ans Netz gehen kann, ließ der Staatssekretär offen. Gemäß
dem Atomenergiekonsens zwischen der Bundesregierung und der
Atomstromwirtschaft läuft die Lebenszeit des Reaktors im Jahr 2008 aus.
Jedoch können Stillstandzeiten auf diese Frist aufgeschlagen oder einem
anderen Atomkraftwerk zugerechnet werden." |
05.
August 2002
Explosion
in Atomkraftwerk Brunsbüttel blieb offenbar unbemerkt
"In dem seit
Februar wegen einer Explosion abgeschalteten Atomkraftwerk Brunsbüttel
bei Hamburg hat sich offenbar schon vor mindestens zehn Jahren eine ähnliche
Explosion ereignet, die nicht bemerkt wurde", dies wird am 05.08.02
von der Nachrichtenagentur AP berichtet. "Staatssekretär
Wilfried Voigt vom schleswig-holsteinischen Energieministerium in Kiel
teilte am Montag mit, die Reaktorsicherheitskommission des Bundes werde
die Sache prüfen.
Sie befasst sich laut Voigt am kommenden Mittwoch und Donnerstag bei einer
Sitzung in Hamburg mit den Problemen in Brunsbüttel. «Dies unterstreicht
die außerordentliche Bedeutung, die dem Brunsbüttel-Störfall in
Expertenkreisen beigemessen wird», sagte Voigt.
Auf den alten Vorfall wurde man bei der Untersuchung einer
Wasserstoffexplosion vom 14. Dezember 2001 aufmerksam. Dabei wurde die
so genannte Deckelsprühleitung des Kraftwerks zerstört. Der wahre Umfang
des Schadens kam erst nach und nach an die Öffentlichkeit, was zu
Spannungen zwischen der Aufsichtsbehörde und dem Betreiber Hamburgische
Electricitätswerke (HEW) führte.
Bei der Untersuchung wurde laut Voigt auch der frühere Schaden
entdeckt. Im Stutzen der betroffenen Leitung sei eine Aufweitung
bemerkt worden, sagte Voigt. Die HEW nähmen an, dass diese
ebenfalls von einer Wasserstoffexplosion verursacht worden sei. Die Aufwölbung
des Rohres sei bei früheren Revisionsarbeiten nicht aufgefallen, weil
dabei lediglich die Schweißnähte überprüft würden. Die
Landesregierung aus SPD und Grünen fordert nach Angaben von Voigt jetzt
eine bundesweite Überprüfung der Kontrollstandards in Atomkraftwerken.
Die HEW hätten unterdessen den Ausbau der Deckelsprühleitung
beantragt, da diese für die Sicherheit nicht erforderlich sei, teilte
Voigt mit. Sein Haus prüfe diesen Antrag.
Nach wie vor dringt das Energieministerium auf die Klärung des
Hergangs vom 14. Dezember sowie eine Überprüfung des gesamten
Atomkraftwerks zwecks Verhinderung weiterer Wasserstoffexplosionen.
Voigt kritisierte das Sicherheitsmanagement des Betreibers: «In
der hierarchischen Kette muss die Sicherheitsphilosophie von oben her
gelebt werden.» Hier bestehe erheblicher Verbesserungsbedarf. «Wir
bestehen energisch darauf, dass ein schlichter Personalaustausch in Brunsbüttel
nicht ausreicht.» Die HEW hatten in größerem Umfang Personal in dem
Kraftwerk ausgewechselt.
Wann das AKW wieder ans Netz gehen kann, ließ der Staatssekretär offen.
Gemäß dem Atomenergiekonsens zwischen der Bundesregierung und der
Atomstromwirtschaft läuft die Lebenszeit des Reaktors im Jahr 2008 aus,
jedoch können Stillstandzeiten auf diese Frist aufgeschlagen oder einem
anderen Atomkraftwerk zugerechnet werden." |
05.
August 2002
Landesregierung
Schleswig-Holstein: "Zweitägige
Sondersitzung der Reaktorsicherheitskommission zu Brunsbüttel"
Die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium
für Finanzen und Energie) teilt in einer Pressemitteilung vom 05.08.02
mit:
"Zwei
Ausschüsse und eine Arbeitsgruppe der Reaktorsicherheitskommission (RSK)
des Bundes werden sich in einer zweitägigen Sondersitzung am
7. und 8. August 2002 in Hamburg mit der aktuellen Problematik um das
Atomkraftwerk Brunsbüttel intensiv befassen. 'Dies unterstreicht die
außerordentliche Bedeutung, die dem Brunsbüttel-Störfall in
Expertenkreisen und vom Bundesumweltministerium beigemessen wird', erklärte
Energiestaatssekretär Wilfried Voigt am 5. August 2002 in Kiel.
Am 18. Februar 2002 war bei einer auf massiven Druck der
schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde durchgeführten Inspektion
festgestellt worden, dass es in dem Kernkraftwerk Brunsbüttel
im Sicherheitsbehälter bereits am 14. Dezember 2001 zu
einer Wasserstoffexplosion gekommen war, die zum Abriss der in
unmittelbarer Nähe des Reaktordruckbehälters befindlichen TC-Deckelsprühleitung
führte. Dabei waren rund drei Meter Rohrleitung vollständig
zerfetzt worden. Die Anlage befindet sich seit dem 18. Februar 2002
nicht in Betrieb. Die Untersuchungen der Atomaufsicht umfassen folgende
vier Bereiche:
· Vollständige Klärung des Schadensmechanismus,
· Überprüfung des ganzen Atomkraftwerks zur zukünftigen Verhinderung
von Wasserstoffexplosionen,
· Reparatur sämtlicher Schäden,
· Ausräumung aller Zweifel der Aufsichtsbehörde an der Zuverlässigkeit
der Betreiberin.
Zur vollständigen Abarbeitung aller vier Punkte vor einem Wiederanfahren
der Anlage hat sich die Betreiberin auch öffentlich verpflichtet.
Die RSK wird sich in der anstehenden Sondersitzung mit den durch die
Wasserstoffexplosion ausgelösten Schäden und insbesondere mit den
von der Betreiberin geplanten Vorsorgemaßnahmen und deren Wirksamkeit
beschäftigen. 'Intensiv thematisiert wird aber auch das Betreiberverhalten
und damit die Fragen der Zuverlässigkeit und Fachkunde sowie des
Sicherheitsmanagements', sagte Voigt.
Zum aktuellen Stand der Bearbeitung des Störfalles durch die Aufsicht in
Kiel erklärte Voigt: 'Seit nunmehr über fünf Monaten werden die vier
großen Themenblöcke durch die Aufsichtsbehörde intensiv geprüft.'
In diesem Zusammenhang seien von der Betreiberin umfangreiche Berichte und
Unterlagen vorgelegt worden, die von einer Vielzahl von sachverständigen
Experten im Auftrag der Aufsichtsbehörde geprüft würden. Abschließende
gutachtliche Stellungnahmen lägen bislang nicht vor.
Voigt teilte mit, dass die Betreiberin im Rahmen der Ursachenklärung
und der Ermittlung des Schadensumfanges von einer weiteren - bisher
unbekannten - Wasserstoffexplosion ausgehe. Bei der Untersuchung
des Stutzens der Deckelsprühleitung am Reaktordruckbehälter sei
erstmalig eine Aufweitung festgestellt worden. Die Betreiberin gehe
davon aus, dass dieses Schadensereignis bereits vor über zehn Jahren
stattgefunden habe. 'Wir überprüfen dieses der Aufsicht und dem
Bundesumweltministerium gemeldete Ereignis. Es bestätigt die
Herangehensweise der Atomaufsicht zur vollständigen und umfassenden Klärung,
die wir bereits im Februar 2002 mit der Forderung nach Aufklärung über möglicherweise
unerkannte Schäden eingeleitet hatten', sagte Voigt.
'Die Aufarbeitung des wesentlichen Bereichs Zuverlässigkeit und
Fachkunde der Betreiberin ist nach wie vor ein Problem und ist keineswegs
durch den im übrigen auf Druck der Aufsichtsbehörde erfolgten Austausch
von Führungspersonal erledigt', betonte Voigt. Dies hätten die
Befragungen der Verantwortlichen und die Analyse der Experten ergeben. 'Wir
haben der Betreiberin vor wenigen Tagen noch einmal schriftlich
unmissverständlich unsere Position deutlich gemacht, nach der
konsequentes Sicherheitsmanagement von ganz oben nach unten verbindlich
organisiert und praktiziert werden muss', erklärte Voigt.
Hinsichtlich der Reparatur verwies der Staatssekretär abschließend
darauf, dass die Betreiberin derzeit nicht plane, die zerfetzte
Rohrleitung und damit das Deckelsprühsystem zu erneuern. Es sei
vielmehr ein Antrag auf Ausbau und vorrübergehenden Entfall der
Deckelsprüheinrichtung gestellt worden. Das Energieministerium prüfe
diese Frage in einem atomrechtlichen Genehmigungsverfahren." |
27.
Mai 2002
Landesregierung
Schleswig-Holstein: "Energieminister
Claus Möller begrüßt personelle Änderungen im Atomkraftwerk Brunsbüttel"
Am 27.05.02 erklärt die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium
für Finanzen und Energie) in einer Pressemitteilung:
"Energieminister
Claus Möller hat heute (27. Mai 2002) die Ankündigung der HEW
begrüßt, den Betriebsleiter des Atomkraftwerkes Brunsbüttel und
4 von 7 Bereichsleitern abzulösen. 'Die von der HEW angekündigten
personellen Änderungen in der Leitungsebene im Atomkraftwerk
Brunsbüttel sind ein wichtiger und erforderlicher Schritt zur Ausräumung
der bei der Atomaufsichtsbehörde entstandenen Zweifel an der Zuverlässigkeit
der Kernkraftwerksbetreiberin', sagte Möller.
Das Energieministerium hatte zuvor im Zusammenhang mit der
Aufarbeitung des Brunsbüttel-Störfalls vom 14. Dezember 2001 das Sicherheitsmanagement
im Atomkraftwerk Brunsbüttel kritisiert und die Zuverlässigkeit
der Betreiberin in Frage gestellt. Die HEW hatten daraufhin eine lückenlose
Aufklärung angekündigt. Zum Betreiberverhalten wurden der Aufsichtsbehörde
verschiedene Berichte vorgelegt, ein umfangreicher Fragenkatalog des
Ministeriums beantwortet und nunmehr von der HEW selbst erste Konsequenzen
gezogen.
'Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung zur Abarbeitung der
Problematik', sagte Minister Möller. Vor einer
Wiederinbetriebnahme der Anlage muss jedoch die behördliche Prüfung
im Hinblick auf Fachkunde und Zuverlässigkeit verantwortlicher Personen
noch abgeschlossen werden. Der Minister erinnerte zugleich daran, dass
im Zusammenhang mit dem Ereignis eine vollständige Klärung des
Schadensmechanismus und der Ausschluss einer Wiederholung eines solchen
Ereignisses erfolgen muss.
Weiterhin wird von der Atomaufsicht eine gründliche Prüfung der
geplanten Reparaturmaßnahmen durchgeführt werden und die Gewährleistung
der Funktionssicherheit der beeinflussten Systeme vor einer
Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerkes geprüft." |
27.
Mai 2002
HEW: "KKB-Untersuchungen
abgeschlossen"
Die
HEW geben in einer Pressemiteilung vom 27.05.02 bekannt,
daß die "KKB-Untersuchungen
abgeschlossen" sind. Die HEW erklären in ihrer Mitteilung an die
Presse weiter:
"Im
Kernkraftwerk Brunsbüttel trat am 14. Dezember 2001 ein
Rohrbruch an der Deckelsprühleitung innerhalb des geschlossenen
Sicherheitsbehälters auf. Diese Leitung hat keine
sicherheitstechnische Bedeutung. Sie wird nur zum
Abfahren der Anlage benötigt. Das Leck konnte bereits
nach vier Minuten abgesperrt werden. Es wurden keine
radioaktiven Stoffe in die Umgebung freigesetzt und es bestand keine
Gefährdung für das Betriebspersonal. Der Betreiber der
Anlage, die KKB GmbH, hat das Ereignis der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde
pflichtgemäß gemeldet.
Ursächlich für den Bruch der Leitung war
eine Reaktion von Radiolysegas (Wasserstoff und Sauerstoff), das sich
unbemerkt in größerer Menge angesammelt hatte.
Bereits am 14. Dezember letzten Jahres wurden alle
denkbaren Ursachen für das Vorkommnis diskutiert. Dazu gehörte
auch eine mögliche Radiolysegas-Reaktion. Aufgrund
einer unzutreffenden Einschätzung der Leckrate ging das Betriebspersonal
jedoch von einem sehr kleinen Leck aus und schloss deswegen das später
gefundene Ausmaß des Schadens aus. Dieser Umstand und die
fehlende Vorstellung über den tatsächlich eingetretenen Schaden
führten zur Entscheidung, den Leistungsbetrieb
des Kraftwerks ohne Inspektion der Leckstelle fortzusetzen.
Diese Entscheidung hat zu einer Belastung des Verhältnisses zwischen dem
Betreiber und der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel geführt.
Nach der Aufarbeitung aller offenen Fragen hat der Leiter des
Kernkraftwerks Brunsbüttel die Verantwortung für die Belastung des Verhältnisses
zwischen der Aufsichtsbehörde und dem Kernkraftwerk übernommen.
Er hat dem HEW-Vorstand und der KKB-Geschäftsführung seinen Rücktritt
als Kraftwerksleiter angeboten, um das Vertrauensverhältnis
zur Behörde wieder herzustellen, und um die zügige
Wiederinbetriebnahme sowie die Sicherung der Arbeitsplätze der
KKB-Mitarbeiter zu gewährleisten.
Vorstand und Geschäftsleitung haben das Angebot angenommen,
obwohl dem Leiter der Anlage kein persönliches Verschulden
angelastet werden kann. Sie danken ihm für die jahrzehntelange
vertrauensvolle Zusammenarbeit und für sein fachliches und persönliches
Engagement gerade in schwierigen Zeiten.
Unabhängig vom Ausscheiden des Leiters der Anlage
wird die Geschäftsführung der KKB GmbH im Laufe des Jahres auf
der Ebene der Bereichsleiter im KKB auf mehreren Positionen einen
Generationswechsel einleiten.
Zur Zeit befindet sich die Anlage in der Jahresrevision.
Die Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH hat alle technischen,
organisatorischen und personellen Aspekte des Ereignisses gründlich
untersucht und der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde zur Prüfung
vorgelegt.
Über die Zustimmung zur Wiederinbetriebnahme muss jetzt die Aufsichtsbehörde
entscheiden." |
27.
Mai 2002
Werksführung
wird nach Störfall im AKW Brunsbüttel abgelöst
Die
Nachrichtenagentur AP meldete am 27.05.02: "Nach
dem schweren Störfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel werden der
Direktor und mehrere Bereichsleiter abgelöst. Das teilten die Hamburgischen
Electricitätswerke (HEW) als Betreiber am Montag mit. Der schleswig-holsteinische
Energieminister Claus Möller nannte die Ablösung «einen
wichtigen und erforderlichen Schritt zur Ausräumung der bei der
Atomaufsichtsbehörde entstandenen Zweifel an der Zuverlässigkeit der
Kraftwerksbetreiberin». Die HEW dagegen sehen in der Ablösung
kein verkapptes Schuldanerkenntnis.
Der Hintergrund: Bei einer Explosion in der so genannten Deckelsprühleitung
war ein Rohr mit zehn Zentimetern Durchmesser auf der Länge von drei
Metern zerfetzt worden. Es diente dazu, den Deckel eines 25 Jahre alten
Siedewasserreaktors beim Herunterfahren mit Kühlflüssigkeit zu
versorgen.
Die wahre Dimension des Vorfalles vom 14. Dezember war erst Ende Februar
bekannt geworden. Ursache war die Explosion einer größeren Menge von
Wasserstoff und Sauerstoff, die sich unbemerkt angesammelt hatten. Das
Personal hatte die Größenordnung des Schadens falsch eingeschätzt, wie
die HEW nun bestätigten. Deshalb wurde nach der Explosion zunächst auch
der Betrieb fortgesetzt, erst im Februar wurde das Ausmaß des Schadens
klar. Dadurch war es zu schweren Spannungen zwischen HEW und der
Aufsichtsbehörde in Kiel gekommen.
Nach Angaben der HEW hat der Kraftwerksleiter seinen Rücktritt
angeboten, «um das Vertrauensverhältnis zur Behörde wieder
herzustellen». Der HEW-Vorstand nahm das Angebot nach eigenen
Angaben an. Das Ausscheiden von vier Bereichsleitern soll laut HEW
einen Generationswechsel einleiten.
Der Reaktor steht zur Zeit still. Vor einem Wiederanfahren
muss nach Behördenansicht die Ursache der Explosion völlig aufgeklärt
werden. Außerdem muss eine Wiederholung ausgeschlossen sein." |
18.
April 2002
HEW nehmen Stellung zu den Vorwürfen des Energieministers Claus
Möller
"Die
HEW hat die heutige (18. April) Pressemeldung von Energieminister Möller
zur Kenntnis genommen und nimmt wie folgt Stellung: Die
Betreibergesellschaft KKB GmbH hat den umfangreichen
Fragenkatalog des Ministeriums vom 28. März fristgerecht am 8. April
beantwortet. Ein Großteil der Fragen bezog sich allerdings auf
Punkte, die erst mit dem Untersuchungsprogramm, das mit dem
Energieministerium vereinbart wurde, geklärt werden müssen und deswegen
derzeit noch nicht beantwortet werden können. Diese Arbeiten müssen
mit der gebotenen Sorgfalt durchgeführt werden und sind daher noch nicht
abgeschlossen.
Die KKB-GmbH hat bisher keine Reaktion des Ministeriums auf ihr
Antwortschreiben vom 8. April erhalten. Die Kritik des Ministers ist daher
nicht nachvollziehbar.
Die HEW und die KKB-GmbH halten unverändert an dem erklärten Ziel
fest, den Störfall gründlich und transparent aufzuarbeiten." |
18.
April 2002
Landesregierung
Schleswig-Holstein: "Energieminister
Claus Möller kritisiert Störfall-Aufklärung der Brunsbüttel-Betreiber"
Am 18.04.02 wurde in einer
Pressemitteilung der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium
für Finanzen und Energie) erklärt:
"Energieminister
Claus Möller hat heute (18. April) in einem Schreiben an das
HEW-Vorstandsmitglied Joachim Lubitz die Aufklärung des Störfalls
vom vergangenen Dezember im Atomkraftwerkes (AKW) Brunsbüttel kritisiert:
'Obwohl die Betreiber in einer zweiten Erklärung gründliche und
transparente Aufarbeitung des Störfalls zugesagt haben, sind meine
Zweifel insbesondere an der Zuverlässigkeit der Betreiber weiter
gewachsen', schreibt Möller in seinem Brief. Der Minister
kritisierte vor allem dass die Fragen der Atomaufsichtsbehörde zum größten
Teil nicht oder nur ausweichend vom Betreiber beantwortet worden
seien.
Möller betonte in dem Schreiben außerdem, dass die vollständige Ausräumung
der Zweifel an Zuverlässigkeit und Fachkunde der Betreiber Voraussetzung
für die Zustimmung zum Wiederanfahren des AKW sei." |
10.
April 2002
taz:
"Der
Unfall im AKW Brunsbüttel hätte schlimmer Folgen nach sich ziehen können
als bisher bekannt wurde"
Die
taz berichtete am 10.04.02 zu dem schweren Unfall im AKW
Brunsbüttel am 14.12.01:
"Dass bei der
Leitungsexplosion im Atomkraftwerk Brunsbüttel nichts schlimmeres
passierte, ist 'nur dem Glück zu verdanken'. Zu diesem Schluss kommt
der Atomexperte Helmut Hirsch in einem Kurzgutachten über den Störfall
vom 14. Dezember. Das erschreckende Ausmaß des Schadens war erst zwei
Monate später erkannt worden, weil sich die Betreiberin KKB, eine
Tochtergesellschaft der HEW, geweigerte hatte, die Anlage zur Überprüfung
herunterzufahren.
Innerhalb des Sicherheitsbehälters des Kraftwerks war eine armdicke
Rockleitung auf zwei bis drei Metern Länge zerborsten. Hätte sich
diese Knallgasexplosion näher am Reaktordruckbehälter ereignet, wäre
radioaktiver Dampf aus dem Reaktor geströmt und hätte den Sicherheitsbehälter
verstrahlt. 'Das wäre wohl das Aus für das Kraftwerk gewesen',
vermutet der Staatssekretär im Schleswig-Holsteinischen
Energieministerium Wilfried Voigt (Grüne).
Die Explosion hätte nach Einschätzung Hirschs aber noch sehr
viel gefährlichere Folgen haben können: So hätten Trümmerteile
den stählernen Sicherheitsbehälter durchschlagen können, so das der
strahlende Dampf in die Umgebung gelangt und eine radioaktive Wolke
auf das 20 Kilometer entfernte Itzehoe zugeschwebt wäre. Trümmer hätten
auch das Reaktorschutzsystem zerstören können, so dass der Betriebsmannschaft
entscheidende Daten für den Umgang mit dem Störfall gefehlt hätten.
In beiden Fällen hätte es schließlich zur Kernschmelze und damit zum
GAU kommen können.
Voigt hält derlei Szenarien, bei denen es zu einer Verknüpfung
vieler unglücklicher Umstände kommen müsste, für verwegen. 'Es macht
wenig Sinn, über worst-case-Fälle zu spekulieren', findet er. Viel
wichtiger sei es, die Zuverlässigkeit der Betreiber sicherzustellen.
Nach
dem jüngsten Spiegel-Bericht über angebliche Ohrenzeugen der
Explosion habe man die KKB aufgefordert, sämtliche Mitarbeiter zu
nennen, die sich zur fraglichen Zeit im Reaktorgebäude aufhielten, sagte
Voigt. Anhand ihrer Aussagen soll festgestellt werden, ob kritische
Informationen nicht weitergegeben oder vom Betreiber
unterschlagen wurden. Dieser hatte ein harmloses Dichtungsleck
unterstellt. Nach Recherchen des Energieministeriums gab es jedoch eine Vielzahl
von Messdaten, die die Betriebsmannschaft hätten stutzig machen müssen." |
08.
April 2002
Spiegel-online: "Wie
eine Handgranate"...
Von
Spiegel-online wurde am 08.04.02 unter dem Titel "Wie
eine Handgranate" ausführlich über den schweren Störfall im
AKW Brunsbüttel am 14.12.01 berichtet. Als Dokumentation geben wir
diesen Artikel im Spiegel ungekürzt wieder:
Die Explosion im Kernkraftwerk Brunsbüttel
war weit gefährlicher als bisher bekannt. Erstmals räumt der Betreiber
HEW "Fehlinterpretationen" ein.
Nach vier Minuten schien alles wieder im
Lot zu sein. Per Knopfdruck schlossen die Betriebsmannschaften in der
Leitwarte des Atomkraftwerks Brunsbüttel am 14. Dezember vergangenen
Jahres kurz nach 13 Uhr ein Ventil. Ein paar weitere Befehle, und die
zuvor vorsorglich abgebremste Kettenreaktion im Kern des Meilers erreichte
wieder ihre volle Leistung. Fortan signalisierten alle Instrumente:
Normalbetrieb.
Mehr als zwei Monate beharrten die Betreiber des 806-Megawatt-Reaktors an
der Elbe stur auf ihrer ersten Diagnose. Eine "spontane
Dichtungsleckage" in einem Teil der Anlage, der für den sicheren
Betrieb des Kraftwerks völlig unerheblich sei, habe zu einem minimalen Kühlwasserverlust
geführt. Ein Routineproblem, jenseits jeder Erregungsschwelle.
Inzwischen ist unter Experten unumstritten: Die Wasserstoffexplosion, die
im Sicherheitsbehälter des Siedewasserreaktors Brunsbüttel eine
Rohrleitung über etwa drei Meter völlig zerfetzte, war der bisher
gravierendste Unfall in einem deutschen Atomkraftwerk. Nur eine simple Rückschlagklappe
verhinderte, dass radioaktiver Wasserdampf über Stunden oder Tage
unkontrolliert aus dem stählernen Kessel in den Sicherheitsbehälter strömte.
Fast täglich berichten Fachleute intern über neue, beunruhigende Details
der Beinah-Katastrophe. Die Botschaft ist immer die gleiche: Bloß der
Zufall hat Schlimmeres verhütet.
An der fraglichen Rückschlagklappe hinterließ die Explosion, die wenige
Meter vom Reaktorkessel entfernt zündete, heftige
"Stauchungen". Und wäre die berstende Leitung nicht von einem
stabilen Splitterschutz abgebremst worden, hätte die Wucht der Detonation
das Rohr vollständig aus der Verankerung gerissen - mitsamt der Rückschlagklappe.
Für Experten der Kölner Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit
(GRS) lag sogar ein noch dramatischeres Szenario "im Bereich des Möglichen".
Weil der Splitterschutz unmittelbar über dem Druckbehälter aus
Platzmangel fehlt, hätten Trümmerteile den Sicherheitsbehälter wie
Geschosse durchschlagen können, wäre das Rohr an dieser verwundbaren
Stelle explodiert. Radioaktiver Dampf wäre dann in die Reaktorhalle und
von da auch in die Umgebung abgeblasen worden, selbst wenn die Notkühlsysteme
funktioniert hätten und der Reaktor automatisch außer Betrieb gegangen wäre.
Schlimmstenfalls hätte eine radioaktiv belastete Wolke binnen Minuten das
schleswig-holsteinische Itzehoe (34 000 Einwohner) erreichen können, das
nur 20 Kilometer entfernt liegt, kurz danach auch die Millionenstadt
Hamburg in 60 Kilometer Distanz oder die 75 Kilometer nordöstlich
liegende Landeshauptstadt Kiel.
Seit ein Inspektorenteam am 18. Februar, mehr als zwei Monate nach dem
Knall, das Trümmerfeld im Sicherheitsbehälter des Meilers entdeckte,
stehen die Verantwortlichen der mittlerweile zum staatlichen schwedischen
Energiemulti Vattenfall gehörenden Hamburgischen Electricitäts-Werke
(HEW) unter dem Verdacht, bewusst die "harmloseste Variante"
aller denkbaren Erklärungen für den Störfall unterstellt zu haben -
zumal die Weigerung, den Meiler stillzulegen, den Betreibern zunächst
zweistellige Euro-Millionenverluste ersparte.
Jetzt wird bekannt, dass sogar ein oder mehrere Kraftwerksmitarbeiter zu
unmittelbaren Ohrenzeugen des Explosionsknalls am 14. Dezember wurden.
Mit der Aussage konfrontiert, reagiert HEW-Sprecher Johannes Altmeppen zunächst
ausweichend: Selbst wenn wirklich jemand etwas gehört hätte, wäre
keineswegs sicher gewesen, "ob der das nach oben weiterleitet".
Schließlich sei ein Atomkraftwerk auch im Normalbetrieb keine stille
Veranstaltung - drinnen dampft, pumpt und vibriert es.
Ende vergangener Woche folgt schriftlich die autorisierte Version:
"Beim Ereignis vom 14. Dezember 2001" habe es in der
Kraftwerkswarte "mehrere Störmeldungen" gegeben, versichert
Altmeppen namens der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB).
"Meldungen von Mitarbeitern" seien nicht darunter gewesen.
Ein laues Dementi: Denn vieles deutet darauf hin, dass sich die
Ohrenzeugen nicht sofort meldeten, sondern erst, als sich zwischen dem
Kraftwerksbetreiber und der Aufsichtsbehörde, dem Kieler
Energieministerium, ein zäher Kleinkrieg um die richtige Interpretation
des Dezember-"Ereignisses" anbahnte. Auf erneute Nachfrage lässt
der HEW-Sprecher die Möglichkeit einer verzögerten Information über
einen lauten Knall in der Anlage offen: Am Tag des Unfalls habe es
entsprechende Hinweise definitiv nicht gegeben. Aber, sagt Altmeppen
ausweichend: "Wir mussten aus der damaligen Lage heraus
urteilen."
Sollte sich der Verdacht im Zuge der offiziell angeordneten
Mitarbeiterbefragungen erhärten, stünde erstmals in Deutschland die vom
Atomgesetz zwingend vorgeschriebene Fachkunde und Zuverlässigkeit eines
Reaktorbetreibers ernsthaft zur Disposition. Mögliche Folgen: Die Lizenz
könnte entzogen oder das verantwortliche Personal ausgetauscht werden.
Experten der Reaktorsicherheitskommission und der mit der Analyse des
Unfalls betrauten Kölner GRS bezweifelten ohnehin, dass eine Detonation
von der Sprengkraft einer Handgranate in einem Atomkraftwerk völlig
unbemerkt bleiben kann. Im Reaktorgebäude, sagen die Fachleute, hätte
der Knall gehört werden müssen.
Die Zuverlässigkeit der Betreiber steht immer mehr in Frage, seit Detail
für Detail nach außen sickert, was die Verantwortlichen über die Vorgänge
im Sicherheitsbehälter des Meilers hätten wissen können, wenn sie es hätten
wissen wollen.
Trotz drängender Nachfragen der Kieler Aufsichtsbehörde beharrte die
Kraftwerksleitung auf ihrer Theorie von der "spontanen
Dichtungsleckage", obwohl
- zwei
Thermoelemente an dem zerstörten Rohr binnen weniger Sekunden einen
Temperatureinbruch um fast 60 Grad registrierten,
- Brandmelder
in unmittelbarer Umgebung des Störfallbereichs ansprachen,
- Leckagemessungen
den Verlust von bis zu 260 Litern Kühlwasser aus dem primären Kühlkreislauf
in nur vier Minuten anzeigten,
- die
so genannte "Körperschallüberwachung", mit der Erschütterungen
in der Anlage registriert werden sollen, zum Zeitpunkt der Explosion
anschlug,
- Druck
und Temperatur im Sicherheitsbehälter während und nach der Stör-
fallmeldung deutlich anstie- gen,
- so
genannte "Drehmomentschalter", die den Betriebsmannschaften
in der Warte im Normalbetrieb signalisieren, wenn Ventile und andere
fernbediente Armaturen nicht einwandfrei arbeiten, ohne erkennbaren
Anlass Signale aussandten.
Mitglieder der
Reaktorsicherheitskommission der Bundesregierung reagierten schon nach
einer ersten Analyse Mitte März mit Kopfschütteln auf die dramatische Fülle
der Hinweise. Entweder habe der Betreiber den Unfall "schamlos
vernebelt", sagt einer aus dem Gremium, oder die Fachkunde in Brunsbüttel
sei "skandalös unterentwickelt".
Ende vergangener Woche ruderte der Vor-Ort-Betreiber KKB auf Nachfrage des
SPIEGEL erstmals zurück: Bei "genauerer Bewertung der Daten
(insbesondere Leckagemenge und Temperaturverlauf)", heißt es in
einer gewundenen Erklärung, hätte bereits früher "erkannt werden können,
dass die Bewertung vom 14. Dezember hinsichtlich der Leckgröße eine
Fehlinterpretation war".
Auf Druck aus Berlin und Kiel hatte im März erst die Kraftwerksleitung
und später auch HEW-Vorstand Joachim Lubitz den freiwilligen Verzicht auf
eine Wiederinbetriebnahme zugesagt, bis der "Schadensmechanismus
vollständig geklärt und eine Wiederholung ausgeschlossen" sei. Seit
diesem Kotau der Betreiber halten sich auch die Regierungen in Kiel und
Berlin mit öffentlichen Schuldzuweisungen zurück.
Begründet wird die moderate Gangart vor allem damit, dass derzeit eine
Gefährdung von Brunsbüttel nicht ausgehe. Der Meiler steht still.
"Klar, zügig, am Ende konsequent" werde man den Unfall
aufarbeiten, heißt es in Kiel und Berlin fast gleich lautend.
Mit persönlichen Konsequenzen müssen die Verantwortlichen dennoch
rechnen. Als Beispiel steht ihnen das Personal-Revirement vor Augen, mit
dem im vergangenen Herbst Gerhard Goll, der Chef des Karlsruher
AKW-Betreibers Energie Baden-Württemberg (EnBW), auf offensichtliche
Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen im Kraftwerk Philippsburg
reagierte: Binnen Tagen mussten der Kraftwerksdirektor und zwei
Vorstandsmitglieder gehen, obwohl die Nachlässigkeiten in den
EnBW-Meilern ohne direkte technische Folgen blieben.
Wann und ob Brunsbüttel wieder in Betrieb gehen kann, ist offen. Die
Reste des havarierten Rohrs werden derzeit in der Materialprüfungsanstalt
in Stuttgart untersucht. Die Kieler Aufsichtsbehörde verlangt eine minutiöse
Aufklärung möglicher "Sekundär- und Peripherieschäden", außerdem
"Maßnahmen zur Vermeidung von Radiolysegasansammlungen" im
gesamten Meiler, um eine Wiederholung auszuschließen.
Schließlich soll die so genannte Deckeldusche, deren Zuleitung in den
Reaktordruckbehälter explodiert war, umkonstruiert werden. Sprecher
Altmeppen hat dafür schon eine praktische Idee. Nach der Vereinbarung über
den Atomausstieg darf Brunsbüttel noch bis 2008 Strom erzeugen. So lange,
sagt der HEW-Mann, könne man auf die Deckeldusche, die ein beschleunigtes
Abschalten der Anlage erlaubt, verzichten. Dann müsste der Reaktorbehälter
nur von oben fest verschweißt werden. Altmeppen: "Deckel drauf und
fertig!"
|
23.
März 2002
taz: "Knapp
am GAU vorbei"
Die
taz-Hamburg berichtete am 23.03.02 über den schweren
Störfall im AKW Brunsbüttel am 14.12.01:
"Die Zuverlässigkeit der HEW als Betreiber des Atommeilers
Brunsbüttel steht in Frage. Dass ist die Kernbotschaft der
gestrigen Ausführungen von Energieminister Claus Möller (SPD) und
des grünen Fraktionschefs Karl-Martin Hentschel vor dem Kieler Landtag
zum gravierenden Störfall am 14. Dezember.
Nach einer Wasserstoffexplosion war eine Rohrleitung im Sicherheitsbehälter
des Atommeilers abgerissen. Aber erst am 18. Februar wurde das AKW
vom Netz genommen. Offen ist, wann es wieder in Betrieb geht. Als
Voraussetzungen dafür nannte Möller die vollständige Aufklärung der
Ursache, die Reparatur sämtlicher Schäden und die Überprüfung der
Betreiber-Zuverlässigkeit.
'Die Schadensfotos machen selbst
erfahrene Experten sprachlos', erkärte Möller: 'Die Rohrleitung
mit einem Durchmesser von 100 Millimetern wurde durch eine Explosion über
einen Teilbereich von rund drei Metern regelrecht zerfetzt.' Der
Energieminister erklärte, der Störfall werfe komplexe
Sicherheitsfragen auf. Er gehe auch der Frage nach, ob
wirtschaftliche Erwägungen für das Verhalten des Betreibers maßgeblich
waren und warum dieser nicht früher als am 18. Februar die
letztlich von der Aufsichtsbehörde erzwungene Inspektion ausgeführt
habe.
Hentschel, der von einem 'in der Geschichte der Kernenergie einmaligen
Vorfall sprach', forderte die Überprüfung aller
Siedewasserreaktoren. Eine vergleichbare Explosion nur drei
Meter von dem Schadensort entfernt hätte zu einem Atomunfall führen können,
nach dem 'Hamburg für Jahrhunderte hätte evakuiert werden müssen'.
Es sei, so Hentschel, 'unglaublich, dass der Reaktor im Dezember wieder
hochgefahren wurde, obwohl das Geschehen völlig unklar gewesen ist'.
CDU
und FDP warfen Energieminister Möller verspätetes Eingreifen vor. Als
Motiv vermutete sie Angst vor Schadenersatzforderungen für den Fall, dass
ein Herunterfahren nicht ausreichend begründet wäre. Möller wies dies
als "absurd" zurück. In der Vergangenheit sei er das Risiko
hoher Schadenersatzforderungen trotz täglicher Stillstandskosten von
800.000 Mark mehrfach eingegangen, bis hin zu einem dreijährigen
Stillstand des Kraftwerks." |
22.
März 2002
Landesregierung
Schleswig-Holstein: "Vorraussetzung
für ein Wiederanfahren des Kernkraftwerkes" Brunsbüttel
In einer Pressemitteilung der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium
für Finanzen und Energie) wird am 22.03.02
mitgeteilt:
"Energieminister Claus Möller hat heute (22. März 2002 ) im
Landtag umfassend über den Störfall im Kernkraftwerk Brunsbüttel
(KKB GmbH) berichtet. 'Sobald die Dimension des Störfalls deutlich
wurde haben wir das Bundesumweltministerium (BMU), die Öffentlichkeit und
die Regierung detailliert informiert und werden auch bei den künftigen
Ergebnissen ein Höchstmaß an Transparenz gewährleisten', sagte der
Minister.
In Anwesenheit von Mitarbeitern der Aufsichtsbehörde und Sachverständigen
wurde die Anlage am 18. Februar inspiziert. Dabei wurde festgestellt, dass
es sich bei dem Ereignis vom 14. Dezember 2001 nicht um eine bloße
Flanschleckage, sondern um den Abriss einer Rohrleitung im
Sicherheitsbehälter gehandelt habe. Diese Rohrleitung mit einem
Durchmesser von 100 mm wurde durch eine Explosion über einen Teilbereich
von rund drei Metern regelrecht zerfetzt.
Die Anlage wurde daraufhin abgeschaltet.
Mit einem umfangreichen Untersuchungs- und Aufklärungsprogramm
fordert das Ministerium für Finanzen und Energie, als Reaktorsicherheitsbehörde,
von der Betreiberin eine detaillierte und vollständige Aufklärung
des Vorfalls und benennt die Themenfelder, die im Detail abgearbeitet
werden müssen.
Schon das Schadensausmaß bestätige den Kurs der Landesregierung aus
der Atomenergie auszusteigen. Möller sagte, 'die Schadensfotos
machen selbst erfahrene Experten sprachlos.'
Bedenklich sei ferner, dass es zwei Monate gedauert habe,
die Betreiberin KKB GmbH zu einer Inspektion zu bewegen.
Vor einem Wiederanfahren der Anlage müssten nicht nur
die Ursachen des Störfalles geklärt und sämtliche Schäden beseitigt
werden, darüber hinaus müsse sichergestellt werden, dass es nicht
zu einer Wiederholung kommen kann. Zuvor müssten auch die der bei der
Aufsichtsbehörde entstandenen Zweifel an der Zuverlässigkeit und
Fachkunde der Betreiberin ausgeräumt werden. 'Hier sind noch eine
Reihe von Fragen offen', sagte Möller.
Er kündigte an, auch der Frage nachzugehen, ob wirtschaftliche Erwägungen
für das Verhalten der Betreiberin maßgeblich waren und warum die
Betreiberin nicht zu einem früheren Zeitpunkt die letztlich durch die
Aufsichtsbehörde erzwungene Inspektion ausgeführt habe. 'Sicherheit
darf niemals hinter wirtschaftlichen Erwägungen zurückstehen', sagte
der Minister, sie müsse gerade in der Kerntechnik stets Vorrang vor
allen anderen Erwägungen haben.
Auch wegen der nach wie vor offenen Fragen habe er am 20. März 2002 unter
Beteiligung des zuständigen Abteilungsleiters des BMU mit dem für
Kernkraftwerke zuständigem HEW-Vorstandsmitglied, Joachim Lubitz, ein
ausführliches und konstruktiv-kritisches Aufsichtsgespräch geführt. HEW
habe daraufhin am 21. März ausdrücklich bestätigt, den Vorgang vollständig
und lückenlos aufzuklären und vier umfassende Forderungen der
Aufsichtsbehörde zur Abarbeitung der Zuverlässigkeitsfrage zu erfüllen.
Die HEW stellen eine unabhängige Durchführung der Aufklärungsmaßnahmen
sicher. Die HEW stelle sicher, dass die Betreiberin KKB GmbH einen
Fragenkatalog für die Mitarbeiter erarbeitet, der eine vollständige,
detaillierte und präzise Analyse der Entscheidungsabläufe vom 14.
Dezember 2001 bis zum 18. Februar 2002 ermöglicht. Auf der Basis der
Beantwortung des Fragenkatalogs werde eine Human-Factor-Analyse
erarbeitet. Die HEW werde noch in diesem Jahr das Konzept eines
Sicherheitsmanagementsystems auf der Basis subjektiver und objektiver
Sicherheitsindikatoren vorlegen.
'Nur das konsequente sicherheitsorientierte aufsichtliche Verfolgen der
Problematik hat zur Aufdeckung dieses Störfalls geführt.' In
Zusammenarbeit mit dem BMU und der Reaktorsicherheitskommission werde das
Ministerium den Aufklärungsprozess weiter kritisch und konstruktiv
vorantreiben. Er wiederhole seine These, sagte Möller: 'Die größtmögliche
Sicherheit bedeutet das Abschalten.'"
|
08.
März 2002
Brunsbütteler Zeitung:
Wasserstoffexplosion - Wie
kam es dazu?
Der Kernkraftwerksleiter
des AKW Brunsbüttel schildert die Ereignisse am 14. Dezember
2001 in der Brunsbütteler Zeitung vom 08.03.02:
"Die schleswig-holsteinische
Atomaufsicht hat gestern die Stellungnahme der Hamburgischen Electricitätswerke
(HEW) zum Störfall im Brunsbütteler Meiler erhalten. Zugleich hat die
Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) GmbH in dieser Woche beschlossen, die für
Mai vorgesehene Jahresrevision vorzuziehen und am 11. März zu beginnen.
Dies teilte gestern Kraftwerksleiter Volker Brodale in einem Gespräch mit
der DLZ/BZ mit, in dem er die auch die Ereignisse um den Störfall am 14.
Dezember und danach beschrieb. Innerhalb des Sicherheitsbehälters war,
wie sich erst später herausstellte, eine Kühlleitung an zwei Stellen
durch eine Wasserstoffexplosion geborsten. Brodale: 'Wir waren sehr überrascht
von dem, was wir bei der Inspektion sahen. Das hatten wir nicht erwartet.'
Er wies in diesem Zusammenhang nochmals darauf hin, dass die Leitung für
den Betrieb der Anlage nicht benötigt werde.
Sie diene lediglich beim Abschalten des Reaktors der Verkürzung
der Abkühlzeit von normalerweise 36 auf etwa zehn Stunden.
Doch zurück zum 14. Dezember vergangenen Jahres. Um 13.08 Uhr liefen in
der Warte Meldungen von drei Armaturen auf, die auf eine Leckage mit
Dampfaustritt hindeuteten. Der Schichtleiter habe sofort die entsprechende
Armatur geschlossen. Die Dampffreisetzung sei nach vier Minuten beendet
gewesen. Zugleichen wurde die
Anlagenleistung auf 55 Prozent heruntergefahren. Brodale: 'Das ist so üblich,
bei solchen Ereignissen.'
Wenig später habe sich der aus Führungskräften bestehende Arbeitsstab
zusammengesetzt, um alle Daten und Fakten auszuwerten und sich einen Überblick
darüber zu verschaffen, ob die Anlage weiter herunter- oder wieder
hochgefahren werden könne. 'Nach Bewertung der Hinweise, die vorlagen,
kamen wir zu dem Ergebnis, dass es sich offensichtlich um eine
Flanschleckage handele. Die Reaktorleistung wurde um 16.30 Uhr wieder
angehoben'.
Eine Weisung dazu aus Hamburg habe es nicht gegeben, erklärte Brodale
gegenüber der DLZ/BZ. Allerdings sei der so genannte 'Lastverteiler'
informiert worden, der in solchen Fällen entscheidet, ob vorsorglich auf
dem Strommarkt Ersatz beschafft werden muss. 'Was dort geschah, wissen wir
nicht. Das war nicht unser Problem. Uns ging es um das Abstellen der
Leckage', unterstrich der Kernkraftwerksleiter.
Am 17. Dezember habe er telefonisch die atomrechtliche
Aufsichtsbehörde in Kiel informiert. In der Folgezeit habe es
Gespräche und einen umfangreichen Schriftverkehr
über die möglichen Ursachen der Störung gegeben. Am 16. Februar
habe der TÜV Norddeutschland in einer ersten sicherheitstechnischen
Stellungnahme schriftlich dargelegt, dass gegen den Weiterbetrieb des
Kernkraftwerkes keine Bedenken beständen.
Da jedoch die Auffassung bestand, die Anlage müsse zu einer Inspektion
abgefahren werden, entschied die KKB, diese am 18. Februar zu inspizieren.
Für diesen Tag waren eine der anstehenden
Wiederholungsprüfungen und eine Leistungsreduzierung geplant.
Jetzt wurde das Ausmaß des Schadens sichtbar. Das spektakuläre Bild der
an zwei Stellen geborstenen Rohrleitung hat die Runde gemacht. Erstaunlich
ist auch für den Kraftwerksleiter, dass keine anderen Rohrleitungen durch
die Trümmerteile getroffen wurden.
Fest steht nach der Inspektion: Ursache der Leckage war nicht eine
Flanschleckage, sondern die völlige Zerstörung eines etwa 2,7 Meter
langen Teils des Deckelsprühsystems. Als Folge wurden Verformungen
benachbarter Kleinleitungen und Beschädigungen an Isolierungen und Lüftungskanälen
festgestellt, die aber die Systeme nicht beeinträchtigten. Aufgrund
dieses Bildes wird heute von einer Wasserstoffexplosion im Inneren der
Rohrleitung ausgegangen. Allerdings ist der Zündmechanismus bisher nicht
gefunden. Auch für Brodale stellt sich heute das Ereignis vom 14.
Dezember als ein 'gravierender Störfall' dar." |
08.
März 2002
Landesregierung Schleswig-Holstein: "Erste
Stellungnahme der Betreiberin wirft weitere Fragen des Ministeriums
auf"
Von der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium
für Finanzen und Energie) wird in einer Pressemitteilung vom
08.03.02 festgestellt:
"'Die
von der KKB GmbH, der Betreiberin des Atomkraftwerks Brunsbüttel,
gestern innerhalb der vom Energieministerium gesetzten Frist vorgelegte
mehrseitige Stellungnahme zu Fragen der Zuverlässigkeit wirft eine
Reihe von weiteren Fragen auf, denen in dem nicht abgeschlossenen
Verfahren vertieft nachgegangen werden', sagte Energieminister
Claus Möller heute (8. März 2002) in Kiel.
Parallel dazu werde der gesamte technische Forderungskatalog
des Energieministeriums durch die Betreiberin abgearbeitet
werden müssen. Möller betonte, dass Fragen der Zuverlässigkeit und
Technik intensiv durch das Energieministerium aufgeklärt
würden. Der Minister bestätigte, dass das Energieministerium in
Abstimmung mit dem Bundesumweltministerium den als bedeutsam
eingestuften Vorfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel aufarbeiten werde.
Das Energieministerium hatte Verantwortliche der Betreiberin am
Dienstag, 5. März 2002, aufgefordert, zu Fragen Stellung zu nehmen,
mit denen geklärt werden soll, warum die Betreiberin das Atomkraftwerk
Brunsbüttel erst auf massiven Druck der Aufsichtsbehörde inspizierte,
ob insbesondere wirtschaftliche Erwägungen hierbei berücksichtigt
worden sind und Vorrang vor sicherheitstechnischen Erwägungen gehabt
haben. Bei der Inspektion am 18. Februar 2002 wurde festgestellt, dass es
bei dem Störfall am 14. Dezember 2001 zum Abriss einer Rohrleitung
gekommen war." |
07.
März 2002
Gegendarstellung der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH zu den Vorwürfen des
'Spiegels'
Zum Beitrag
von 'Spiegel online' vom 6.3.2002:
'Befahl die
Konzernleitung den Weiterbetrieb trotz Störfall' stellt die Kernkraftwerk
Brunsbüttel GmbH in einer Pressemitteilung vom 07.03.02
'richtig':
"1.
Der
verantwortliche Schichtleiter im Kernkraftwerk Brunsbüttel hat am 14.
Dezember 2001 unverzüglich nach bekannt werden der Dampfleckage die
Anlage auf etwa 50 Prozent ihrer Leistung reduziert. Dieses war eine sicherheitsgerichtete
vorsorgliche Maßnahme, die für das verantwortungsbewußte Denken
und Handeln der Betriebsmannschaft spricht. Nach Analyse der verfügbaren
Informationen im Hinblick auf Ursache und potenzielle Folgen
der aufgetretenen Betriebsstörung ergab sich aus
sicherheitstechnischer Sicht keine Notwendigkeit, die Anlage abzuschalten.
Die Anlagenleistung wurde daraufhin wieder erhöht und der
Leistungsbetrieb fortgesetzt.
2.
Wenn der Schichtleiter – wie im vorliegenden Fall – Hinweise hat, dass
ein Abschalten der Anlage nicht auszuschließen ist und in
absehbarer Zeit, nämlich nach Prüfung des Sachverhaltes, notwendig
werden könnte, dann hat er die Anweisung, den Lastverteiler zu
informieren. Aufgabe des Lastverteilers ist es, den Strombezug
so sicher zu stellen, dass die Stromversorgung jederzeit gesichert ist.
Der Lastverteiler trifft dann über das Nordic Powerhouse, die Stromhandelsgesellschaft
der HEW, die erforderliche Vorsorge, um auch für einen möglichen
Ausfall des Kraftwerkes vorbereitet zu sein.
Insofern
ist das, was der „Spiegel“ einen „Beleg“ für einen Eingriff
der Konzernleitung nennt, lediglich der Normalfall für
verantwortungsbewußtes Handeln im liberalisierten Strommarkt.
Der
„Spiegel“ hat Recht, dass ein vergleichbarer Vorgang bislang noch
nie vorgekommen sei, denn das Nordic Powerhouse gibt es erst seit
November letzten Jahres. Zu den Zeiten der Gebietsmonopole im Strommarkt
wurde die Ersatzbeschaffung direkt zwischen den Lastverteilern der
Verbundunternehmen geregelt.
3.
Zu den Vorwürfen der Einflussnahmen auf die Entscheidungen der
Werksleitung („Befahl die Konzernleitung ...“, „... anderweitige
Order von oben ...“, „... aus Hamburg die gegenteilige Order ...“)
verweist die KKB GmbH auf die HEW-Pressemeldung N&A 20/02" |
06.
März 2002
Neue
Vorwürfe gegen Betreiber des AKW Brunsbüttel
Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur
AP vom 06.03.02 sollen die HEW das Abfahren des AKW
Brunsbüttel gegen Willen der Kraftwerksleitung verhindert haben -
Ersatzstrom wurde bereits eingekauft:
"Hamburg (AP) Die Betreiber des
Atomkraftwerks Brunsbüttel sehen sich wegen des jüngsten Störfalls
weiter mit Vorwürfen konfrontiert. So soll die Konzernleitung die von
den Technikern bereits beschlossene Abschaltung des Meilers verhindert haben,
wie «Spiegel Online» am Mittwoch berichtete. «Im Kraftwerk bestand
an diesem Tag definitiv eine andere Auffassung als in der Zentrale»,
zitierte der Online-Dienst aus dem Umfeld der Konzernleitung. Die
Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) wiesen die Vorwürfe zurück.
Als Beleg für die Vorwürfe führt «Spiegel Online» ein Stromgeschäft
an, das HEW am selben Tag über die Stromhandelstochter Nordic
Powerhouse getätigt hat. Auf dem freien Markt wurde nach den Angaben
bereits Ersatzstrom für den zunächst erwarteten Ausfall des AKW
Brunsbüttel im Wert von etwa einer halben Million Euro
beschafft. Nach der Entscheidung, das Werk trotz des Störfalls am Netz
zu lassen, sei dieses Strombezugsrecht für weniger als die Hälfte
weiterverkauft worden.
HEW-Sprecher Johannes Altmeppen bezeichnete die Zahlen als «Quatsch».
Der Einkauf von Ersatzstrom sei aber ein Routinevorgang, sobald das
Abschalten eines Meilers möglicherweise bevorstehe. Er betonte,
die HEW habe mit der Entscheidung, den Meiler am Netz zu lassen, «nichts
zu tun». Die Verantwortlichen hätten sich zudem zu keinem
Zeitpunkt aus wirtschaftlichen Gründen gegen ein Herunterfahren des
Reaktors ausgesprochen. Bei sicherheitstechnischen Entscheidungen
sei der Leiter der Anlage absolut weisungsfrei vom HEW-Vorstand und der
Geschäftsführung des Kernkraftwerks, erklärte Altmeppen.
Bei
der Explosion war ein Rohr mit zehn Zentimetern Durchmesser auf der Länge
von drei Metern zerfetzt worden. Es diente dazu, den Deckel eines 25 Jahre
alten Siedewasserreaktors beim Herunterfahren mit Kühlflüssigkeit zu
versorgen. Der Vorfall vom 14. Dezember war erst am vergangenen Mittwoch
bekannt geworden." |
06.
März 2002
Spiegel-online: "Befahl
die Konzernleitung den Weiterbetrieb trotz Störfall?"
Nachstehend
dokumentieren wir einen Bericht auf Spiegel-online vom 06.03.02
zu dem 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel am 14.12.01: "Neue Hinweise
zum Streit um den schweren Störfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel: SPIEGEL
ONLINE erfuhr aus Unternehmenskreisen, dass die Kraftwerkstechniker die
Anlage abschalten wollten, aber anderweitige Order von oben erhielten.
Der Konzernsprecher will den Vorgang nicht kommentieren."
"Nach der Explosion einer
Rohrleitung im Sicherheitsbehälter am 14. Dezember vergangenen
Jahres wollten die diensttuenden Techniker das Atomkraftwerk Brunsbüttel
(KKB) eigentlich sofort abschalten und vom Netz nehmen. Erst im Verlauf
des Tages wurde diese Entscheidung revidiert.
Das
erfuhr SPIEGEL ONLINE aus Unternehmenskreisen. 'Im Kraftwerk
bestand an diesem Tag definitiv eine andere Auffassung als in der Zentrale',
hieß es im Umfeld der Konzernleitung. Die Schichtleiter sowohl der Früh-
als auch der Spätschicht der Kraftwerksmannschaft hätten vor Ort bereits
das Abfahren der Anlage eingeleitet, als aus Hamburg die
gegenteilige Order kam.
Ein Beleg für diesen Eingriff, den die Kieler Aufsichtsbehörde
derzeit recherchieren lässt, sei ein am selben Tag durchgeführtes
Stromhandelsgeschäft. Demnach hatte die HEW, eine Tochter
des schwedischen Vattenfall-Konzerns, über die Stromhandelsfirma
Nordic Powerhouse am selben Tag bereits Ersatzstrom für den zunächst
erwarteten Ausfall des AKW Brunsbüttel im Wert von etwa einer Million
Mark auf dem freien Strommarkt angekauft. Dieses Strombezugsrecht habe
später nach der Entscheidung, den Meiler trotz des Störfalls
am Netz zu lassen, für nur 200.000 Mark weiterverkauft werden
müssen.
Ein vergleichbarer Vorgang sei in dem Unternehmen bislang noch
nie vorgekommen. Es sei nicht auszuschließen, dass der technische
Direktor des Atomkraftwerks, der sich am Störfalltag in Hamburg
aufhielt, dort 'weichgeknetet' worden sei, dem Weiterbetrieb
zuzustimmen.
Sollte
sich diese Information bestätigen, könnte dies gravierende Folgen für
das Unternehmen haben. Das schleswig-holsteinische Energieministerium prüft
derzeit als zuständige Aufsichtsbehörde für das AKW Brunsbüttel, ob
der Störfall aus Kostengründen vertuscht wurde. Bestätigt sich diese
Annahme, stünde die 'Zuverlässigkeit des Betreibers' in Frage,
die Voraussetzung für die Zulassung einer Atomanlage ist.
In dem 25 Jahre alten
Siedewasserreaktor war am 14. Dezember [2001] eine Leitung
nahe dem Reaktordruckbehälter explodiert. Nach vier Minuten gelang
es der Betriebsmannschaft, ein Ventil zu schließen und das Austreten
von heißem Wasserdampf zu stoppen. In der kurzen Frist waren
bereits 260 Liter Wasser ausgeströmt. Wäre die Explosion wenige
Meter näher am Reaktorbehälter erfolgt, hätte dies ein Rückschlagventil
zerstört, mit der Folge eines so genannten Kühlmittelverlust-Störfalls.
Weil der Strompreis an den deutschen Strombörsen in den kalten
Vorweihnachtswochen historische Höchstwerte erreichte, drohten dem KKB-Betreiber
HEW Kosten für Ersatzstrom in zweistelliger Millionenhöhe.
Im Unternehmen [HEW] wird die prekäre Lage, die sich vor
Weihnachten mit dem drohenden Ausfall des Meilers ergab, auch auf die Stilllegung
des konventionellen HEW-Kraftwerks Hamburg-Moorburg zurückgeführt.
Dies sei eine Entscheidung des Vattenfall-Konzerns gewesen, der auf
einen Anstieg der deutschen Elektrizitätspreise durch Stromverknappung
setze. Vattenfall betreibt als Mutter der Neuen Kraft, des im Entstehen
begriffenen drittgrößten Stromkonzerns in Deutschland, auch die
ostdeutschen VEAG-Braunkohlekraftwerke, die bisher wegen hoher
Abschreibungen ihren Strom zu nicht wettbewerbsfähigen Kosten
produzieren.
Erst bei insgesamt höheren Strompreisen erreichen diese Kraftwerke die
Gewinnzone. Das Kraftwerk Moorburg galt früher als Reservekraftwerk
der HEW für den Fall, dass eines seiner Kernkraftwerke ausfiel.
Diese Rückversicherung stand nach der Explosion im Brunsbütteler
Atommeiler nicht mehr zur Verfügung.
Die Kraftwerksgesellschaft KKB versicherte dagegen gestern in einer
Pressemitteilung erneut, die über zwei Monate falsche 'Bewertung der
Dampfleckage' sei 'nach rein sicherheitstechnischen Gesichtspunkten'
erfolgt. Auch die von der Kieler Atomaufsichtsbehörde eingeschalteten
TÜV-Gutachter hätten noch am 10. Januar 2002 die 'Unbedenklichkeit
des Weiterbetriebs' bestätigt. Die hohen Preise für Ersatzstrom hätten
bei der Entscheidung 'keine Rolle' gespielt.
HEW-Sprecher
Johannes Altmeppen wollte die Vorgänge am Tag des Störfalls gegenüber
SPIEGEL ONLINE nicht kommentieren. Zur Frage, ob am 14. Dezember
Ersatzstrom eingekauft worden sei, weil das Abfahren der Anlage
unmittelbar bevorstand, vermied Altmeppen ein Dementi: 'An solchen
Spekulationen beteilige ich mich nicht.'" |
05.
März 2002
Atomkraftwerk
Brunsbüttel bleibt zunächst vom Netz
Meldung der Nachrichtenagentur
AP am 05.03.02: "Kieler Umweltministerium will Aufklärung
- Zweifel an Zuverlässigkeit des Betreibers"
"Das Atomkraftwerk Brunsbüttel bleibt nach dem jüngsten Störfall
auf unbestimmte Zeit vom Netz. Der schleswig-holsteinische
Energieminister Claus Möller machte am Dienstag in Kiel deutlich,
dass sein Ministerium «an einer rückhaltlosen Aufklärung» des Vorfalles
vom 14. Dezember fest halte. Damit wächst der Druck auf den
AKW-Betreiber HEW (Hamburgische Electricitätswerke) weiter, der dem Ministerium
bis Mittwoch um 15 Uhr detaillierte Auskünfte zu dem Fall erteilen
soll.
Die Landesregierung fordert eine vollständige Klärung des
Schadensmechanismus, die Reparatur sämtlicher Schäden und die
Gewährleistung der Funktionssicherheit der beeinflussten Systeme.
Zudem müsse eine Wiederholung des Störfalls in anderen
sicherheitstechnischen Bereichen ausgeschlossen werden. Wie lange
diese Maßnahmen in Anspruch nehmen können, ließ Möller offen.
Auch die Zuverlässigkeit des Betreibers [HEW] soll überprüft
werden. Bis Mittwoch um 15 Uhr müssen deshalb mehrere
AKW-Mitarbeiter und die HEW Fragen beantworten, mit denen unter
anderem die im «Spiegel» erhobenen Vorwürfe überprüft werden
sollen. Das Magazin hatte berichtet, dass der Störfall, der erst vor
einer knappen Woche bekannt wurde, aus Kostengründen vertuscht worden
sei. Möller betonte in diesem Zusammenhang, dass zum Zeitpunkt des
Falles der Strompreis «enorm hoch» gelegen habe. Zweifel an der
Zuverlässigkeit der Betreiber können zum Widerruf der
Betriebsgenehmigung führen.
Am
14. Dezember des vergangenen Jahres war es zu einer Dampffreisetzung
im Sicherheitsbehälter des AKW gekommen. Erst auf Druck des
Ministeriums wurde das Kraftwerk am 18. Februar inspiziert,
wobei eine zerfetzte Rohrleitung festgestellt wurde. «Wäre die
Explosion nur drei bis vier Meter weiter in Richtung Reaktordruckbehälter
aufgetreten, wäre es zu einer Notkühlung gekommen», erklärte
Voigt. Dies sei noch in keinem deutschen AKW der Fall gewesen. Der
Schadenfall sei in seiner Art einmalig und könne Konsequenzen für alle
sechs deutschen Siedereaktoren haben. Gemäß dem Atomkonsens soll das
Atomkraftwerk Brunsbüttel im Jahr 2008 vom Netz." |
05.
März 2002
Zur
Pressemeldung des Kieler Energieministerium vom 5. März 2002 erklärt die
Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH
"1.
Die Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH wird die vom Energieministerium
erhobenen Forderungen abarbeiten und damit die Voraussetzungen für
einen ordnungsgemäßen und sicheren Weiterbetrieb der Anlage schaffen.
2. Wir haben keinen Zweifel daran, dass die atomrechtliche
Aufsichtsbehörde die angekündigten Untersuchungen mit der gebotenen
Gründlichkeit nach rein sachlichen Gesichtspunkten – ohne
politische oder ideologische Beeinflussung – durchführt.
Genauso hat die Werksleitung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel –
im Zusammenwirken mit den Gutachtern der Aufsichtsbehörde – die Bewertung
der Dampfleckage nach rein sicherheitstechnischen Gesichtspunkten
durchgeführt. Die momentan an den Strombörsen gehandelten Preise
spielten dabei keine Rolle.
Daraus ableiten zu wollen, dass die Zuverlässigkeit des Betreibers in
Frage gestellt wird und, wie es heißt „dass die entstandenen
Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers vollständig ausgeräumt würden“,
ist nicht nachvollziehbar. Insbesondere nicht, da der TÜV am
10. Januar 2002 zu dem Ergebnis gelangte, dass die sicherheitstechnische
Unbedenklichkeit des Weiterbetriebs der Anlage bestätigt werden könne,
wie die Behörde in ihrer Pressemeldung bestätigt." |
05.
März 2002
Kieler
Atomaufsicht nennt Vorfall in AKW Brunsbüttel gravierend
Auf
schleswig-holstein.de wurde am 05.03.02 eingehend berichtet:
"Der Störfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel war nach Ansicht der
Atomaufsicht in Kiel der vermutlich bisher gravierendste seiner Art in der
Bundesrepublik. Energiestaatssekretär Wilfried Voigt (Grüne) sagte
am Dienstag in Kiel, 'sowohl in seiner Art als auch in der Mächtigkeit
der Explosion hat es so etwas in Deutschland bisher nicht gegeben.' 'Drei
Meter weiter und Brunsbüttel wäre nie wieder ans Netz gegangen',
unterstrich Energieminister Claus Möller (SPD).
Die Atomaufsicht des Landes [Schleswig-Holstein] habe deshalb vor
einer Wiederanfahr-Genehmigung dem Betreiber, der Kernkraftwerk
Brunsbüttel GmbH (KKB), einen umfangreichen Fragenkatalog
geschickt. Erst wenn diese Fragen schlüssig beantwortet und die Zweifel
an der Zuverlässigkeit des Betreibers ausgeräumt seien, könne das Wiederanfahren
des Reaktors genehmigt werden, teilten die Politiker nach der
Kabinettssitzung in Kiel mit.
'Wir gehen davon aus, dass uns das Ereignis noch eine Weile
beschäftigen wird', sagte Voigt und deutete an, dass der Atommeiler
möglicherweise für einen längeren Zeitraum nicht wieder ans Netz gehen
werde. Der Meiler war bereits in den 90er Jahren einmal für drei
Jahre heruntergefahren worden.
Möller begrüßte die Zusage der Betreiber zur Kooperation mit der
Atomaufsicht. Die KKB sicherte in Brunsbüttel (Kreis
Dithmarschen) zu, alle vom Energieministerium erhobenen Forderungen
abzuarbeiten und damit die Voraussetzungen für einen ordnungsgemäßen
und sicheren Weiterbetrieb der Anlage zu schaffen.
Auch die Zuverlässigkeit des Betreibers will das Land klären. Je
nach dem, wie das Ergebnis dieser Prüfung ausfällt, sind Konsequenzen für
verantwortliche Mitarbeiter bis hin zum Entzug der Betriebserlaubnis möglich.
Zu den Fragen an die KKB gehört beispielsweise, wer etwas wann
und wie über den Störfall vom 14. Dezember gewusst hat und warum
erst durch beharrliches Nachfragen des Ministeriums aufgedeckt werden
konnte, dass sich eine „spontane Dichtungsleckage“ als Explosion
einer Rohrleitung im Sicherheitsbehälter entpuppte. Auf Druck des
Ministeriums erklärte sich die KKB bereit, die Anlage am 18. Februar vom
Netz zu nehmen.
Die Explosion in dem Rohr, das einen Durchmesser von 10 Zentimetern hat
und dessen Wandstärke zwischen 5,6 und 8 Millimetern variiert, hätte
nach Aussage von Voigt zu einem Kühlmittelverlust-Störfall geführt,
wenn das Rohr drei Meter weiter geplatzt wäre. Ob in diesem Fall Radioaktivität
freigesetzt worden wäre, könne derzeit noch nicht gesagt
werden, erklärte Voigt.
'Im Grundsatz geht Sicherheit vor Wirtschaftlichkeit', meinte Möller
zu Gerüchten, die KKB habe das Atomkraftwerk nicht vom Netz nehmen
wollen, weil in den beiden ersten Monaten des Jahres die Strompreise sehr
hoch gewesen seien. Die KKB hatte dies zurückgewiesen. Möller
hingegen betonte, er sehe eine Tendenz der Kraftwerksbetreiber, im Sicherheitsbereich
zu sparen. Begründet werde dies mit dem Argument des Kostendrucks
durch die Liberalisierung des Strommarktes.
Auf Spekulationen, ob Brunsbüttel im Zuge des geplanten Atomausstieges
überhaupt noch einmal ans Netz gehen werde, wollte sich die Landesregierung
nicht einlassen. Möller erinnerte daran, dass in einem solchen Fall
andere Atomkraftwerke für einen längeren Zeitraum laufen könnten. Ziel
der Landesregierung sei es aber, dass die älteren Siedewasserreaktoren
wie der in Brunsbüttel schneller abgeschaltet würden als die jüngeren
Kernkraftwerke, unterstrich der Minister." |
05.
März 2002
Spiegel-online:
"Brunsbüttel
bis auf weiteres abgeschaltet"
"Nach
dem Störfall vom 14. Dezember 2001 wird das Atomkraftwerk Brunsbüttel
bis auf weiteres außer Betrieb bleiben. Die Explosion war die
bisher gravierendste ihrer Art in der Geschichte der Bundesrepublik,
schätzt die Atomaufsicht in Kiel". Diese wurde in einem Artikel von Spiegel-online
am 05.03.02 berichtet. Der Spiegel dazu weiter:
"Der schleswig-holsteinische Energiestaatssekretär
Wilfried Voigt (Grüne) sagte am Dienstag in Kiel, 'sowohl in
seiner Art als auch in der Mächtigkeit der Explosion hat es so etwas in
Deutschland bisher nicht gegeben.' Energieminister Claus Möller (SPD)
bemerkte zum Ort der Explosion innerhalb der Anlage: 'Drei Meter weiter
und Brunsbüttel wäre nie wieder ans Netz gegangen.'
Die Atomaufsicht des Landes [Schleswig-Holstein] habe deshalb vor
einer Wiederanfahr-Genehmigung dem Betreiber, der Kernkraftwerk
Brunsbüttel GmbH (KKB), einen umfangreichen Fragenkatalog
geschickt. Erst wenn diese Fragen schlüssig beantwortet und
die Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers ausgeräumt seien,
könne das Wiederanfahren des Reaktors genehmigt werden, teilten
die Politiker nach einer Kabinettssitzung in Kiel mit.
'Wir gehen davon aus, dass uns das Ereignis noch eine Weile beschäftigen
wird', sagte Voigt und deutete an, dass der Atommeiler möglicherweise
für einen längeren Zeitraum nicht wieder ans Netz gehen werde. Das
Kraftwerk war bereits in den neunziger Jahren einmal für drei Jahre außer
Betrieb genommen worden.
Möller begrüßte die Zusage der Betreiber zur Kooperation mit der
Atomaufsicht. Die KKB sicherte in Brunsbüttel zu, alle vom Energieministerium
erhobenen Forderungen zu erfüllen und damit die Voraussetzungen für
einen ordnungsgemäßen und sicheren Weiterbetrieb der Anlage zu schaffen.
Die KKB ist eine Tochtergesellschaft der Hamburgischen Electricitäts-Werke
(HEW).
Schleswig-Holstein will auch die Zuverlässigkeit des Betreibers klären.
Je nachdem, wie das Ergebnis dieser Prüfung ausfällt, sind Konsequenzen
für verantwortliche Mitarbeiter bis hin zum Entzug der Betriebserlaubnis
möglich.
Zu den Fragen an die KKB gehört beispielsweise, wer etwas wann
und wie über den Störfall vom 14. Dezember gewusst hat und warum
erst durch beharrliches Nachfragen des Ministeriums aufgedeckt werden
konnte, dass sich eine 'spontane Dichtungsleckage' als Explosion
einer Rohrleitung im Sicherheitsbehälter entpuppte. Auf Druck des
Ministeriums erklärte sich die KKB bereit, die Anlage am
18. Februar vom Netz zu nehmen.
Die Explosion in dem Rohr, das einen Durchmesser von zehn
Zentimetern hat und dessen Wandstärke zwischen 5,6 und 8
Millimetern variiert, hätte nach Aussage von Voigt zu einem Kühlmittelverlust-Störfall
geführt, wenn das Rohr drei Meter weiter geplatzt wäre. Ob in
diesem Fall Radioaktivität freigesetzt worden wäre, könne derzeit
noch nicht gesagt werden, erklärte Voigt.
'Im
Grundsatz geht Sicherheit vor Wirtschaftlichkeit', meinte Möller zu Gerüchten,
die KKB habe das Atomkraftwerk nicht vom Netz nehmen wollen, weil in
den beiden ersten Monaten des Jahres die Strompreise sehr hoch gewesen
seien. Die KKB hatte dies zurückgewiesen. Möller hingegen
betonte, er sehe eine Tendenz der Kraftwerksbetreiber, im Sicherheitsbereich
zu sparen. Begründet werde dies mit dem Argument des Kostendrucks
durch die Liberalisierung des Strommarktes." |
05.
März 2002
Landesregierung
Schleswig-Holstein: "AKW
Brunsbüttel arbeitet Forderungen der Atomaufsicht ab - Zuverlässigkeit
der Betreiberin wird überprüft"
Die Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium
für Finanzen und Energie) gibt in einer Pressemitteilung vom
05.03.02 bekannt:
"Energieminister
Claus Möller und sein Staatssekretär Wilfried Voigt haben heute (5. März)
noch einmal umfassend Öffentlichkeit und Kabinett über das Vorkommnis
mit Abriss einer Kühlleitung im Atomkraftwerk (AKW) Brunsbüttel informiert.
'Die Betreiberin will alle von unserem Ministerium als Atomaufsicht
erhobenen Forderungen abarbeiten,' sagte Möller. Dazu gehörten
insbesondere
- eine
vollständige Klärung des Schadensmechanismus’ und der Ausschluss
einer Wiederholung auch in anderen sicherheitstechnischen Bereichen,
- die
Reparatur sämtlicher Schäden und die Gewährleistung der
Funktionssicherheit der beeinflussten Systeme und
- das
Ausräumen der bei der Aufsichtsbehörde entstanden Zweifel an der
Zuverlässigkeit des Betreibers.
Am
14. Dezember des vergangenen Jahres [2001] war es zu einer Dampffreisetzung
im Sicherheitsbehälter des AKW gekommen, die Betreiberin, die
Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB GmbH), informierte das
Energieministerium fristgerecht am 17. Dezember. Daraufhin forderte das
Ministerium einen Bericht an und der TÜV Nord wurde gebeten,
gutachterliche Untersuchungen aufzunehmen. Die KKB GmbH, Betreiber des
AKW, erklärte am selben Tag, eine spontane Dichtungsleckage
sei als wahrscheinliche Ursache des Ereignisses anzusehen. Am 10.
Januar 2002 gelangte der TÜV zu dem Ergebnis, dass die sicherheitstechnische
Unbedenklichkeit des Weiterbetriebs der Anlage bestätigt werden könne.
Allerdings forderte der TÜV bis Ende Januar zu ermitteln, ob ein Riss
in einer Rohrleitung als Ursache der Leckage ausgeschlossen werden könne.
Das Ministerium forderte weitere Betriebsaufzeichnungen an und drängte,
eine Inspektion vorzunehmen. Am 17. Januar erklärte die
Betreiberin, bis Ende des Monats zu inspizieren, widerrief aber am 25.
Januar diese Bereitschaft und legte weitere Analysen vor. Die Zweifel
des Energieministeriums konnten nicht widerlegt werden. Das Ministerium
forderte deshalb auf, sich bis zum 13. Februar abschließend zu
einer Inspektion zu erklären. Andernfalls werde es eine ministerielle
Anordnung geben. Daraufhin erklärte die Betreiberin sich bereit,
die Inspektion am 18. Februar zu veranlassen.
An diesem Tag wurde - nachdem die Anlage auf rund 10 Prozent
Leistung heruntergefahren war - inspiziert. Dabei stellten
Inspektoren den Abriss einer Rohrleitung im Sicherheitsbehälter
fest, bei dem rund drei Meter Rohrleitung zerfetzt worden waren. Wäre
die Explosion etwa drei bis vier Meter weiter in Richtung Reaktordruckbehälter
aufgetreten, wäre die druckführende Umschließung partiell zerstört
worden. Damit wäre zu einem Kühlmittelverlust-Störfall mit der
Anforderung von Notkühleinrichtungen gekommen. Bei auslegungsgemäßer
Funktion dieser Notkühleinrichtungen hätten allerdings die
sogenannten Störfallplanungswerte eingehalten werden müssen. Ob
und in welcher Höhe es in diesem Fall zu Freisetzungen von Radioaktivität
unterhalb des Störfallplanungswertes gekommen wäre, lässt sich derzeit
nicht abschätzen. Die Anlage wurde daraufhin vom Netz genommen.
Das Ministerium hatte wegen der Bedeutung dieses Ereignisses sofort das
Bundesumweltministerium unterrichtet.
Möller begrüßte die Erklärung der KKB vom 4. März, das Atomkraftwerk
Brunsbüttel nicht ohne eine ausdrückliche Zustimmung des Ministeriums
wieder anzufahren. Nach der Betriebsgenehmigung bedürfe es
nämlich einer solchen Zustimmung nicht. 'Das Ministerium hält an
einer rückhaltlosen Aufklärung des Vorfalles fest', sagte Staatssekretär
Voigt. Dazu gehöre auch, dass die entstandenen Zweifel an der Zuverlässigkeit
des Betreibers vollständig ausgeräumt würden. Mit einem detaillierten
Fragenkatalog vom heutigern Tage hat das Energieministerium Verantwortliche
des Betreibers zu einer ersten Stellungnahme aufgefordert. Außerdem
habe die KKB angekündigt, die für Mai vorgesehene Revision nunmehr
vorziehen zu wollen." |
04.
März 2002
Stellungnahme
der HEW zu 'Spiegel-Vorwürfen'
In
einer Pressemitteilung vom 04.03.02 teilen HEW und Kernkraftwerk
Brunsbüttel GmbH (KKB) mit: "Der
'Spiegel'
behauptet in seiner Vorabmeldung zur Ausgabe
10/2002, Seite
216:
1.
...Die Werksleitung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel (KKB)
soll nach dem Störfall für ein Abschalten der Anlage plädiert
haben. Bei den Betreibern, den Hamburgischen
Electricitäts-Werken (HEW) , ..., sei allerdings 'die
Weisung'
erteilt worden, das Kraftwerk weiter produzieren zu lassen.'
Die HEW weist die darin enthaltenen Vorwürfe mit Nachdruck zurück:
Der
Vorstand der HEW hat der Werksleitung des
Kernkraftwerks Brunsbüttel zu keinem Zeitpunkt eine 'Weisung'
erteilt
oder auf irgendeine andere Art Einfluss auf Entscheidungen der
Werksleitungen des Kernkraftwerks Brunsbüttel
genommen.
2.
..."Ein Abschalten des Meilers vor Weihnachten 2001 hätte
für die Betreiber möglicherweise die Bereitstellung von
Ersatzstrom aus dem freien Markt in der Größenordnung 'bis
80 Millionen Euro'
zu den winterbedingten Höchstpreisen erfordert. Aus diesem
Grunde hätten sich die Verantwortlichen gegen ein
Herunterfahren des beschädigten Reaktors ausgesprochen.'
Die
HEW weist die darin enthaltenen Vorwürfe mit Nachdruck zurück:
Die
Verantwortlichen haben sich zu keinem Zeitpunkt aus
wirtschaftlichen Gründen gegen ein Herunterfahren des Reaktors
ausgesprochen. Im übrigen ist der Leiter der Anlage
hinsichtlich sicherheitstechnischer
Entscheidungen weisungsfrei vom Vorstand der HEW und den Geschäftsführern
der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH." |
04.
März 2002
Bundesumweltministerium: AKW Brunsbüttel wird nur mit Zustimmung der
Atomaufsicht wieder ans Netz gehen
"Das Bundesumweltministerium (BMU)
begrüßt Erklärung des Betreibers", so der Wortlaut des BMU in
einer Pressemitteilung vom 04.03.02. "Auf gemeinsamen Druck
der Landes- und Bundesaufsicht hat der Betreiber des
Atomkraftwerkes Brunsbüttel heute erklärt, das wegen eines
Vorfalls vom Netz genommene AKW nicht ohne Zustimmung der zuständigen
Aufsichtsbehörde wieder anzufahren. Damit ist eine einstweilige
Anordnung auf Stillegung nicht mehr erforderlich.
Das Bundesumweltministerium begrüßte die Erklärung des Betreibers,
weil damit sichergestellt ist, dass das Atomkraftwerk Brunsbüttel
erst wieder in Betrieb geht, wenn alle aus Sicht der Atomaufsicht
erforderlichen Maßnahmen durchgeführt sind. Dazu gehört auch, dass alle
Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers ausgeräumt sind, bevor
der Reaktor wieder angefahren wird.
Die Frage nach der Zuverlässigkeit des Betreibers stellt sich deshalb,
weil der Betreiber ca. 2 Monate nicht bereit war, die Anlage für eine
Inspektion herunterzufahren. Der Betreiber hat auch den Verdacht
auszuräumen, dass er Wirtschaftlichkeit vor Sicherheit gehen ließ." |
03.
März 2002
Störfall
im AKW Brunsbüttel soll aus Kostengründen vertuscht worden sein
Von
der Nachrichtenagentur AP wurde am 03.03.02 gemeldet: "Nach
Informationen des Nachrichtenmagazins `'Der Spiegel'' sollen die Hamburger
Electricitätswerke (HEW) nach einer Rohrexplosion im vergangenen Dezember
die Weisung zur Fortsetzung der Produktion erteilt haben, obwohl die
Werksleitung für ein Abschalten der Anlage plädiert hatte. Die HEW
wiesen dies mit Nachdruck zurück.
Ein HEW-Manager soll dem Magazin zufolge im kleinen Kreis gesagt
haben, dass das Unternehmen in eine schwierige Finanzsituation geraten
wäre, wenn es den Meiler sofort abgeschaltet hätte. Für die Bereitstellung
von Ersatzstrom aus dem freien Markt hätten die Betreiber nach
Berechnungen des Magazins bis zu 80 Millionen Euro bezahlen müssen.
Die HEW wiesen die Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme zurück.
Der Vorstand der Betreibergesellschaft habe der Werksleitung zu
keiner Zeit eine Weisung erteilt oder auf andere Art Einfluss auf
Entscheidungen der Werksleitung genommen. Die Verantwortlichen hätten
sich zudem zu keinem Zeitpunkt aus wirtschaftlichen Gründen gegen ein
Herunterfahren des Reaktors ausgesprochen. Bei sicherheitstechnischen
Entscheidungen sei der Leiter der Anlage weisungsfrei von
HEW-Vorstand und Geschäftsführung des Kernkraftwerks, hieß es zudem
in der Stellungnahme.
Bei der Explosion war ein Rohr mit zehn Zentimetern Durchmesser auf der
Länge von drei Metern zerfetzt worden. Laut 'Spiegel' diente es dazu,
den Deckel eines 25 Jahre alten Siedewasserreaktors beim Herunterfahren
mit Kühlflüssigkeit zu versorgen. Der Vorfall vom 14. Dezember war
erst am vergangenen Mittwoch bekannt geworden.
Die Landesregierung in Kiel hatte daraufhin die Zuverlässigkeit der HEW
gerügt. 'Beim Sicherheitsbewusstsein der HEW besteht ohne jeden
Zweifel Verbesserungsbedarf', erklärte Energie-Staatssekretär
Wilfried Voigt. HEW-Sprecher Mario Spitzmüller hatte dies am
Donnerstag zurückgewiesen. Sicherheit sei das oberste
Unternehmensziel in Brunsbüttel. Zum Vorwurf, die HEW nähmen
immer den harmlosesten Fall an, sagte Spitzmüller: `'Der
wahrscheinlichste Fall wird angenommen. Wir operieren nicht nach Gefühl
und Geschmack.''
'Die
lügen ja richtig'', empörte sich Voigt laut 'Spiegel'', weil die HEW
angedeutet hätten, dass die Aufsichtsbehörde bei der verharmlosenden
Interpretation des Störfalls als Leck an einer Rohrverbindung von
Anbeginn an assistiert habe. In Wirklichkeit sei es zu einem 'permanenten
Ringen' um Unterlagen und Analysen gegangen, zitierte das Magazin den
Staatssekretär und verwies zugleich auf Vermerke im Kieler Ministerium,
in denen von der Hinhaltetaktik der Betreiber berichtet werde." |
02.
März 2002
Spiegel-online: "Explosion
aus Kostengründen verharmlost?"
Im
Folgenden dokumentieren wir einen Bericht auf Spiegel-online vom 02.03.02
zu dem 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel am 14.12.01:
"Das
Ausmaß des Atomunfalls im schleswig-holsteinischen Kernkraftwerk
Brunsbüttel ist möglicherweise aus wirtschaftlichen Gründen
verspätet erkannt worden. Die Betreiber sollen nach dem Störfall
im Dezember die Weiterproduktion angeordnet haben."
"Die Werksleitung des Kernkraftwerks Brunsbüttel soll nach
dem Störfall für ein Abschalten der Anlage plädiert haben. Bei den
Betreibern, den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW), die zum schwedischen
Energiekonzern Vattenfall Europe gehören, sei allerdings "die
Weisung" erteilt worden, das Kraftwerk weiter produzieren
zu lassen.
Nach einer hausinternen Unfallanalyse seien durch ein
"Leck" an der Kühlleitung in vier Minuten lediglich 260 Liter
schwach radioaktives Wasser ausgetreten. Trotz massiven Drängens
der Aufsichtsbehörde, des schleswig-holsteinischen
Energieministeriums, haben Inspektoren die massiv zerfetzte Leitung
erst zwei Monate später erkunden können. Fotos der zerstörten
Nuklear-Aggregate im KKB liegen dem SPIEGEL ebenfalls vor.
Ein
Abschalten des Meilers vor Weihnachten 2001 hätte für die
Betreiber möglicherweise die Bereitstellung von Ersatzstrom aus dem
freien Markt in der Größenordnung "bis 80 Millionen Euro" zu
den winterbedingten Höchstpreisen erfordert. Aus diesem Grunde
hätten sich die Verantwortlichen gegen ein Herunterfahren des beschädigten
Reaktors ausgesprochen. Zu den gravierenden Vorwürfen wollte der
HEW-Vorstand keine direkte Stellungnahme abgeben. Die Aufsichtsbehörden
in Kiel wollen nun einen Sechs-Punkte-Plan für die Aufklärung und
Beweissicherung des bundesweit ersten Atomunfalls dieser Art im
Sicherheitsbehälter einer Nuklearanlage vorlegen." |
28.
Februar 2002
ROBIN
WOOD verlangt Schließung des Atomkraftwerks Brunsbüttel
ROBIN
WOOD in einer Pressemitteilung vom 28.02.02: "Umweltschutzorganisation
ermuntert HEW-KundInnen zum persönlichen Atomausstieg":
"Nach dem vertuschten Störfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel
fordert ROBIN WOOD Bundesumweltminister Trittin auf, dem Betreiber HEW
wegen mangelnder Zuverlässigkeit die Betriebsgenehmigung für das AKW
Brunsbüttel zu entziehen. An die KundInnen der HEW appelliert
die Umweltorganisation, das unverantwortliche Vorgehen des
Energiekonzerns zum Anlass zu nehmen, den Stromanbieter zu wechseln.
Am 18. Februar war bekannt geworden, dass es bereits im Dezember
letzten Jahres im AKW Brunsbüttel zu einem größeren Störfall
gekommen war, der gestern Thema im Umweltausschuss des Bundestages
war. Die HEW hatte sich monatelang geweigert, den Reaktor
herunterzufahren, eine Revision durchzuführen und die Störfall-Ursache
zu ermitteln. 'Dieses Vorgehen zeigt, wie kaltschnäuzig die HEW
vorgeht, im Blindflug ein Atomkraftwerk zu betreiben und ihr
Gewinninteresse über alle Sicherheitsbedenken zu stellen.'
Erst Anfang der Woche hatte das Deutsche Atomforum damit geprahlt,
dass in Deutschland noch nie soviel Atomstrom produziert wurde wie im
vergangenen Jahr. Die Energiekonzerne werteten dies als einen 'Beweis
für den sicheren und zuverlässigen Betrieb der deutschen Kernkraftwerke'.
Doch das Gegenteil ist der Fall. 'Die deutschen Energiekonzerne
sind deshalb Weltmeister beim Produzieren von Atomstrom, weil sie ihre
Anlagen auf Biegen und Brechen am Netz halten - selbst wenn es gefährliche
Störfälle gibt. Die hohen Gewinne sind nur einzufahren, weil den
Betreibern die Sicherheit der Menschen offenbar egal ist', erklärt
Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD.
Der Störfall hat gezeigt, dass Atomkraftwerke niemals sicher
betrieben werden können. ROBIN WOOD fordert daher die endgültige
Abschaltung des Atommeilers in Brunsbüttel sowie aller anderen
deutschen Atomkraftwerke. Zudem ermuntert ROBIN WOOD alle zu einem
persönlichen Ausstieg aus der Atomenergie-Nutzung. Seit der
Liberalisierung des Strommarktes kann jede und jeder seinen Stromversorger
selbst wählen. ROBIN WOOD hat eine Liste unabhängiger Stromversorger
erstellt, die mit Atomstromkonzernen nicht verflochten sind und die ihre
Gewinne in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren."
|
28.
Februar 2002
AKW Brunsbüttel: Störfall laut Greenpeace schwerer als angenommen
Greenpeace nimmt am 28.02.02
wie folgt Stellungnahme zu dem schweren Störfall im AKW
Brunsbüttel am 14.12.01 gegenüber der Presse:
"Ein
Knall - und eine Kühlleitung des Reaktordruckbehälter des Atomkraftwerks
Brunsbüttel ist zerfetzt. Die Verantwortlichen der Hamburger
Electricitätswerke (HEW) sehen trotz des durch die Explosion
verursachten Störfalls keinen Bedarf zum Handeln. Der Reaktor
bleibt am Netz. Eine Inspektion findet nicht statt.
Erst rund zwei Monate später wird die Unfallstelle im
Atomkraftwerk in Augenschein genommen. Experten des Bundesumweltministeriums
(BMU) sowie Vertreter von TÜV und Landesaufsichtsbehörde
entdecken bei der Inspektion einen weitaus größeren Schaden, als
zuvor angenommen. In einem Greenpeace vorliegenden Bericht aus
dem BMU heißt es, dass eine massive Kühlleitung 'über eine Länge
von 2 bis 3 Metern völlig zerborsten' sei. 'Ca. 25 Trümmerstücke
lagen im Umkreis der beiden Bruchstellen, d.h. von der Leitung fehlten 2
bis 3 Meter gänzlich.'
Für die Fachleute des BMU ein Grund zur Sorge: 'Wäre die
Explosion (...) etwa drei bis vier Meter weiter in Richtung
Reaktordruckbehälter aufgetreten, so wäre die druckführende Umschließung
partiell zerstört worden.' Damit wäre es zu einem Leck im
sensibelsten Teil des Reaktors gekommen. Als Ursache vermutet die
Betreiberfirma HEW eine 'Wasserstoffexplosion'.
Dieser Störfall wirft sowohl nach Ansicht des BMU als auch
nach Auffassung der schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde 'sehr
komplexe Sicherheitsfragen' auf, die in dieser Form 'neu' seien.
Das AKW Brunsbüttel ist deshalb seit dem 18. Februar
abgeschaltet.
'Der Bericht des Ministeriums liest sich wie ein Krimi', sagt Greenpeace-Atomexperte
Mathias Edler. 'Das Papier bestätigt, dass wir nur knapp an einem
schweren Unfall vorbei geschlittert sind.' Greenpeace fordert die endgültige
Stilllegung des AKWs Brunsbüttel. Edler folgert: 'Wenn die Aufsichtsbehörden
ihre Glaubwürdigkeit gegenüber der Öffentlichkeit bewahren wollen,
müssen alle Siedewasserreaktoren in Deutschland zur Überprüfung der
Explosionsgefahr bis auf weiteres vom Netz genommen werden.' Zudem müsse
die Position der Aufsichtsbehörden gegenüber den Betreiberfirmen
gestärkt werden. Edler: 'Es kann nicht angehen, dass die Betreiber
monatelang die Untersuchung von Störfällen blockieren können.'
Obwohl eine Dampfleckage am 14. Dezember 2001 auf den Störfall
hingewiesen hatte, ignorierten die Verantwortlichen den Schaden.
Das BMU zweifelt deshalb in seinem Bericht die Zuverlässigkeit des
Betreibers [HEW] an, der 'trotz vorliegender Meldungen auf der
Warte nur die harmloseste Variante unterstellt hat und nicht bereit war
eine Inspektion durchzuführen.' Da bisher nicht geklärt ist, warum
im Kühlkreislauf ein explosionsfähiges Wasserstoff/Sauerstoff-Gemisch
entstehen konnte, fordert das BMU auch eine Untersuchung in den fünf
weiteren deutschen Siedewasserreaktoren Gundremmingen 1 und 2,
Philippsburg 1, Krümmel und Isar 1." |
28.
Februar 2002
Nach
der 'Panne' im AKW Brunsbüttel wächst Kritik an den Betreiber HEW
Von der Nachrichtenagentur
dpa wurde am 28.02.02 berichtet: "Zweieinhalb Monate
nach einer schweren Panne im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brunsbüttel
wächst jetzt die Kritik an dem Betreiber, den Hamburgischen Electricitäts-Werken
(HEW). Das schleswig-holsteinische Energieministerium warf den HEW
am Donnerstag vor, die Überprüfung verzögert und die Anlage nicht
schnell genug heruntergefahren zu haben.
Im AKW Brunsbüttel war am 14. Dezember im Sicherheitsbehälter Dampf
freigesetzt worden, nachdem wahrscheinlich eine Wasserstoff-
Explosion ein Rohr zerstört hatte. Die HEW fuhr den Reaktor erst
am 18. Februar zu einer Sonderinspektion herunter. Ein Bericht des
Bundesumweltministeriums legte am Mittwoch das ganze Ausmaß des
Schadens offen.
Als Konsequenz überprüft der TÜV nun drei Atommeiler in Bayern,
in denen wie in Brunsbüttel Siedewasserreaktoren arbeiten. Es
handelt sich um die Blöcke B und C in Gundremmingen und das Kraftwerk
Isar I bei München. Wie das bayerische Umweltministerium am
Donnerstag mitteilte, sind nach ersten Ergebnissen in den drei
Reaktoren keine gefährlichen Gasansammlungen festgestellt worden. Die
Umweltorganisation Greenpeace hatte am Mittwoch verlangt, außer
Brunsbüttel auch die andern fünf deutschen Siedewasserreaktoren zunächst
vom Netz zu nehmen, um die Explosionsgefahr zu überprüfen.
Zu der Panne in Brunsbüttel sagte der schleswig-holsteinische
Energiestaatssekretär Wilfried Voigt am Donnerstag der dpa in Kiel: «Es
ist ein zweimonatiger Kampf um die Inspektion der Anlage gewesen.»
Der niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD)
bezeichnete den Umgang der Kraftwerksbetreiber mit dem Störfall als «ziemlich
brisant». Heftige Vorwürfe erhoben aufs Neue Umweltorganisationen.
Bei dem Störfall im Dezember wurde niemand verletzt und auch keine
radioaktive Strahlung gemessen, hieß es. Erst drei Tage später
wurde der Vorfall der Aufsichtsbehörde, dem Energieministerium in
Kiel, mitgeteilt. In der Störfallmeldung hatte HEW aber zunächst
die harmloseste Variante im Störfallszenario unterstellt. Dies
kritisierte das Bundesumweltministerium am Mittwoch scharf.
Voigt sagte, die Auseinandersetzung mit den Betreibern von Brunsbüttel
habe zwei Monate gedauert, «weil die der HEW drohende Anordnung,
das Atomkraftwerk herunterzufahren, auch gerichtsfest sein musste».
Es habe lange gedauert, bis die Aufsichtsbehörde alle notwendigen
Unterlagen für eine Überprüfung vorliegen hatte. «Das Sicherheitsmanagement
könnte deutlich verbessert werden, wenn die Aufsichtsbehörde auch
ein Durchgriffsrecht hat», sagte der Staatssekretär.
Greenpeace-Energieexpertin Susanne Ochse sagte der dpa: «Wenn in
deutschen Atomkraftwerken direkt am hochradioaktiven Herzen des Reaktors
Rohre explodieren, dann ist das eine extrem kritische Situation.»
Wenn die HEW davon zunächst nicht einmal etwas mitbekommen habe, «dann
stellt sich die Frage, ob sie überhaupt in der Lage sind, Atomkraftwerke
zu betreiben». Die HEW sind außer an Brunsbüttel auch an Krümmel,
Brokdorf und Stade beteiligt. Die vier Kernkraftwerke werden gemeinsam mit
E.ON betrieben."
Die Nachrichtenagentur
AP berichtete dazu am 28.02.02: "Landesregierung
fordert von HEW mehr Sicherheitsbewusstsein"
"Nach dem schweren Störfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel hat
die rot-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein vom Betreiber
Hamburgische Elektrizitätswerke (HEW) ein erhöhtes
Sicherheitsbewusstsein gefordert. «Beim Sicherheitsbewusstsein der
HEW besteht ohne jeden Zweifel Verbesserungsbedarf», sagte
Energie-Staatssekretär Wilfried Voigt am Donnerstag in Kiel. Die HEW
wiesen den Vorwurf entschieden zurück.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass sich in dem Atomkraftwerk
[Brunsbüttel] vermutlich eine Wasserstoffexplosion ereignete
hatte. Der Vorfall war vom Betreiber erst verspätet gemeldet worden.
Die HEW seien bei dem Störfall im Dezember vergangenen Jahres von der
harmlosesten Variante ausgegangen, erklärte Voigt. Da der
Stromversorger immer wieder zu einer derartigen Betrachtungsweise neige, müsse
er sich Fragen nach seiner Zuverlässigkeit stellen lassen.
Am 14. Dezember 2001 war nach Behördeninformationen eine
Rohrleitung von zehn Zentimetern Durchmesser über eine Länge von zwei
bis drei Metern völlig zerborsten. Erst zwei Monate nach der Panne
erklärten sich die HEW auf Drängen der Atomaufsicht zu einer
Sonderinspektion bereit. Vermutlich war eine Wasserstoffexplosion die
Ursache.
Die schleswig-holsteinische Landesregierung geht nun davon aus,
dass alle sechs deutschen Reaktoren dieses Typs überprüft werden müssen.
Wann das AKW [Brunsbüttel] wieder ans Netz geht, ist laut Voigt völlig
offen. Nach dem Atomkonsens soll Brunsbüttel 2008 abgeschaltet werden.
HEW-Sprecher Mario Spitzmüller erklärte, Sicherheit sei das
oberste Unternehmensziel in Brunsbüttel. Man widme sich ständig
mit besonderer Aufmerksamkeit der Weiterentwicklung von
Sicherheitsstandards. Zum Vorwurf, HEW nähmen immer den harmlosesten
Fall an, sagte Spitzmüller: «Der wahrscheinlichste Fall wird
angenommen. Wir operieren nicht nach Gefühl und Geschmack.»" |
27.
Februar 2002
HEW und KKB GmbH weisen Vorwürfe zurück
"Auf
Vorwürfe über die angeblich verspätete Meldung eines Vorfalls am 14.
Dezember 2001 erklärt die Kernkraft Brunsbüttel GmbH" in
einer Pressemitteilung vom 27.02.02: "Wir
weisen die Vorwürfe über die angeblich verspätete Meldung eines
Vorfalls am 14. Dezember 2001 beim Bruch eines Rohrleitungsstückes an der
Deckelsprühleitung als nicht zutreffend zurück. Die Meldung
erfolgte damals unter strikter Einhaltung der Betriebsvorschriften und
innerhalb der darin vorgeschriebenen Fristen. Das Gleiche gilt für
den Betrieb der Anlage bis zur Abschaltung nach einer Sonderinspektion
nach dem 18.2.2002.
Die Aufsichtbehörde in Kiel war und ist von Anbeginn an intensiv
über die Analyse des Schadens informiert worden.
Am 14. Dezember 2001 kam es im KKB zu einer Beschädigung
der Deckelsprühleitung im Reaktorwasserreinigungssystem (TC-System),
das außerhalb des Reaktordruckbehälters und innerhalb des
Sicherheitsbehälters verläuft. Durch das entstandene Leck ist
eine kleine Menge Wasserdampf im Sicherheitsbehälter freigesetzt
worden. Die beschädigte Leitung hat während des
Leistungsbetrieb keine Funktion und besitzt keine Relevanz für die
Sicherheit der Anlage. Sie ist gegenüber dem Reaktordruckbehälter
abgesperrt. Beim jährlichen Abfahren der Anlage zur Revision
dient die Deckelsprühleitung der beschleunigten Abkühlung des
Druckbehälter-Deckels.
Im Nachgang zu dem Ereignis wurden analytische Untersuchungen unter
Einbeziehung des Gutachters durchgeführt, um die Bewertung des
Ereignisses aus den vorliegenden Informationen abzusichern. Diese
Untersuchungen führten zu der Entscheidung, die Leistung der Anlage am
18. Februar 2002 abzusenken und den Sicherheitsbehälter im Beisein
von Vertretern der Aufsichtsbehörde und des Gutachters TÜV Nord zu
begehen. Bei dieser Inspektion wurde stellte sich der Schaden
umfangreicher dar als ursprünglich angenommen.
Für uns ist es selbstverständlich, aus dem Vorfall zu lernen und
geeignete Maßnahmen zur Vermeidung solcher Schäden in Zukunft zu
ergreifen." |
27.
Februar 2002
Spiegel-online: "Störfall
ernster als bisher bekannt"
Nachfolgend
dokumentieren wir einen Bericht auf Spiegel-online vom 27.02.02
zu dem 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel am 14.12.01:
"Umweltverbände fordern die Schließung des Atomkraftwerks in
Brunsbüttel (Schleswig-Holstein). Denn bei einem Störfall war der
Schaden offenbar wesentlich größer als zuerst von den Betreibern
angegeben."
"Zwar habe der Störfall
im vergangenen Dezember nicht zu einem 'größten anzunehmenden
Unfall' (GAU) führen können, versicherten der Betreiber und die
zuständigen Behörden im Umweltausschuss des Bundestages. Im
schlimmsten Fall hätte die Decke des Kühlwasserturms bei einer
Notabschaltung nicht gekühlt werden können.
Aber das Bundesumweltministerium (BMU) hat wegen der Behandlung des
Falles Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers, der
Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW). In dem Atomkraftwerk war
am 14. Dezember im Sicherheitsbehälter Dampf freigesetzt
worden. Menschen kamen nicht zu Schaden, auch wurde keine radioaktive
Strahlung gemessen. Das Personal sperrte den Bereich mit einer
fernbedienbaren Armatur ab und hielt das Problem laut
BMU-Bericht damit für beseitigt. Die drei Tage später informierte
Aufsichtsbehörde in Schleswig-Holstein habe sich damit nicht
zufrieden gegeben. Aber erst nach längerem Sträuben sei die
HEW am 18. Februar bereit gewesen, eine Inspektion zu ermöglichen.
Das Unternehmen habe damit bis zum regulären Termin im Mai
warten wollen.
Die Untersuchung zeigte laut BMU, dass eine Rohrleitung mit zehn
Zentimetern Durchmesser, die Teil des Reaktordruckbehälter-Sprühsystems
sei, 'über eine Länge von zwei bis drei Metern völlig zerborsten
war'. Etwa 25 Trümmerstücke hätten im Umkreis der beiden Bruchstellen
gelegen.
Als Ursache nimmt der Betreiber zurzeit eine
Wasserstoffexplosion im Innern des Rohrs an. Eine solche Explosion
hatte er auf Grund früherer Analysen und Modellrechnungen
ausgeschlossen. Das Ministerium macht geltend, schlimmere Folgen hätten
eintreten können, wenn das Rohr an anderer Stelle - nämlich drei
bis vier Meter weiter in Richtung Reaktordruckbehälter - geborsten wäre.
Dies hätte zu einem Kühlmittelverlust geführt und die Notkühlung
hätte einsetzen müssen. Allerdings müsste nach Ansicht des
Ministeriums auch ein solcher Vorfall beherrschbar sein.
Das BMU kritisierte, die HEW hätten nach der Störfallmeldung
nur 'die harmloseste Variante unterstellt'. Bevor der Reaktor
wieder in Betrieb genommen wird, verlangt das Ministerium Maßnahmen,
die eine Wiederholung des Störfalls auch in anderen sicherheitstechnisch
wichtigen Bereichen 'mit hinreichender Sicherheit ausschließen'.
Umweltverbände verlangten die Schließung des Atomkraftwerks und
die Untersuchung von fünf Kraftwerken gleichen Typs. Dies sind die
Reaktoren Gundremmingen I und II, Philippsburg I, Krümmel und Isar I.
Für Greenpeace bestätigt der Bericht, 'dass wir nur knapp an
einem schweren Unfall vorbeigeschlittert sind'.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) warf den
HEW vor, sie hätten die Schwere des Vorfalls über Monate
vertuscht und 'die Bevölkerung auf eine unverantwortliche Weise
gefährdet'. Die Erlaubnis zum Betrieb von Atomanlagen müsse
entzogen werden."
|
27.
Februar 2002
Schaden
im AKW Brunsbüttel sehr viel größer als angenommen
Von der Nachrichtenagentur
dpa wurde am 27.02.02 gemeldet: "Der bei einem Störfall
im Atomkraftwerk Brunsbüttel im Dezember entstandene Schaden
ist sehr viel größer als zunächst angenommen. Das geht aus einem
Bericht hervor, den das Bundesumweltministerium am Mittwoch im Umweltausschuss
des Bundestages vorlegte. Zu einem «größten anzunehmenden Unfall»
(GAU) hätte der Störfall jedoch nicht führen können, erläuterten
der Betreiber [HEW] und die zuständigen Behörden im
Ausschuss. Im schlimmsten Fall hätte die Decke des Kühlwasserturms
bei einer Notabschaltung nicht gekühlt werden können.
Das Bundesumweltministerium äußerte wegen der Behandlung des Falles Zweifel
an der Zuverlässigkeit des Betreibers, der Hamburgischen
Electricitäts-Werke (HEW). Umweltverbände verlangten die Schließung
des schleswig-holsteinischen Atomkraftwerks und die Untersuchung
von fünf AKW gleichen Typs. Für Greenpeace bestätigt der
Bericht, «dass wir nur knapp an einem schweren Unfall
vorbeigeschlittert sind».
HEW-Sprecher Mario Spitzmüller wies die Vorwürfe zurück. Das
Unternehmen habe «unter strikter Einhaltung der Betriebsvorschriften
und unter Wahrung der gegebenen Fristen» reagiert. Das Kieler
Energieministerium sei von Anfang an über die Analyse des
Schadens informiert gewesen. Im Dezember hätten die HEW eingeschätzt,
dass die Größe des Schadens den Weiterbetrieb der Anlage nicht in
Frage stellte. Am 18. Februar habe man sich entschlossen,
das Kraftwerk zu einer Sonderinspektion herunterzufahren. «Dabei
stellte sich der Schaden umfangreicher dar als zuvor angenommen», sagte
Spitzmüller.
Im AKW Brunsbüttel war am 14. Dezember im Sicherheitsbehälter
Dampf freigesetzt worden. Menschen kamen nicht zu Schaden, auch wurde
keine radioaktive Strahlung gemessen. Das Personal sperrte den Bereich
ab und hielt das Problem laut Bericht des
Bundesumweltministeriums damit für beseitigt. Die drei Tage später
informierte Aufsichtsbehörde habe sich damit nicht zufrieden
gegeben. Aber erst nach längerem Sträuben sei die HEW bereit
gewesen, eine Inspektion zu ermöglichen. Das
Unternehmen habe damit bis zum regulären Termin im Mai warten wollen.
Die Untersuchung zeigte laut Bundesumweltministerium, dass eine Rohrleitung
mit zehn Zentimetern Durchmesser, die Teil des Reaktordruckbehälter-
Sprühsystems sei, «über eine Länge von zwei bis drei Metern völlig
zerborsten war». Etwa 25 Trümmerstücke hätten im Umkreis der beiden
Bruchstellen gelegen.
Als Ursache nehme der Betreiber [HEW] derzeit eine Wasserstoffexplosion
im Innern des Rohrs an. Eine solche Explosion hatte er auf Grund
früherer Analysen und Modellrechnungen ausgeschlossen. Das
Ministerium macht geltend, schlimmere Folgen hätten eintreten können,
wenn das Rohr an anderer Stelle - nämlich drei bis vier Meter weiter in
Richtung Reaktordruckbehälter - geborsten wäre. Dies hätte zu einem Kühlmittelverlust
geführt. Allerdings müsste nach Ansicht des Ministeriums auch ein
solcher Vorfall beherrschbar sein.
Das Bundesumweltministerium kritisiert, die HEW hätten nach der Störfallmeldung
nur «die harmloseste Variante unterstellt». Bevor der Reaktor
wieder in Betrieb genommen wird, verlangt das Ministerium Maßnahmen,
die eine Wiederholung des Störfalls auch in anderen sicherheitstechnisch
wichtigen Bereichen «mit hinreichender Sicherheit ausschließen».
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warf den
HEW vor, sie hätten die Schwere des Vorfalls über Monate vertuscht
und «die Bevölkerung auf eine unverantwortliche Weise gefährdet».
Die Erlaubnis zum Betrieb von Atomanlagen müsse entzogen
werden.
Nach Ansicht des Bundesumweltministeriums wirft der Vorfall in
Brunsbüttel «sehr komplexe Sicherheitsfragen auf». Sie seien
zum Teil in dieser Form neu, auch wenn weltweit schon
verschiedentlich Wasserstoffexplosionen aufgetreten seien. Deswegen
habe die Aufsichtsbehörde in Schleswig-Holstein vom Betreiber umfangreiche
Untersuchungen und Bewertungen verlangt. Die Bundesaufsicht werde dafür
sorgen, dass die mögliche Entstehung von Wasserstoff in den übrigen
Siedewassereraktoren in Deutschland nicht zu ähnlichen Schadensfällen führt.
Dies sind die Reaktoren Gundremmingen I und II, Philippsburg I, Krümmel
und Isar I."
Die Nachrichtenagentur
Reuters berichtete am 27.02.02: "Ministerium stellt
Zuverlässigkeit von AKW-Betreiber in Frage - Nach der Prüfung
eines Zwischenfalls im Atomkraftwerk Brunsbüttel hat das Bundesumweltministerium
Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers Hamburgische Electricitäts-Werke
(HEW) angemeldet.
Das Ministerium erklärte am Mittwoch in Berlin anlässlich der Vorlage
des Untersuchungsberichts, die HEW habe nur die harmloseste
Problemvariante unterstellt und weitergemeldet. 'Es stellt sich die Frage
nach der Zuverlässigkeit des Betreibers.' Es habe sich vermutlich
eine Wasserstoffexplosion in der Nähe einer höchst sensiblen Stelle
des Reaktors ereignet. An einer anderen Stelle des Reaktors hätte
die Explosion zu einem Verlust von Kühlmittel führen können. Der Vorfall
müsse komplett aufgeklärt und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen
werden, bevor der Reaktor wieder in Betrieb gehen könne.
Die Prüfung habe ergeben, dass im Dezember eine Rohrleitung in einem
Sicherheitsbehälter des Reaktors auf eine Länge von bis zu drei Metern völlig
zerborsten sei, teilte das Ministerium mit. Es sei bereits
problematisch, dass sich in der Leitung ein explosives
Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch habe bilden können. Ein schwerwiegenderer
Störfall hätte sich ereignet, wenn das Gemisch an einer anderen Stelle
drei oder vier Meter weiter explodiert wäre.
Das Atomkraftwerk [Brunsbüttel] war Anfang vergangener Woche für
unbestimmte Zeit vom Netz genommen worden, nachdem bei einer
Inspektion die abgerissene Rohrleitung entdeckt wurde. Das schleswig-holsteinische
Umweltministerium hatte den HEW vorgeworfen, den Störfall
am 14. Dezember falsch eingeschätzt und nicht bereits direkt im
Anschluss untersucht zu haben.
Das Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Unterelbe gehört zu zwei
drittel der HEW und zu einem Drittel dem Energiekonzern E.ON.
Es ist seit 1976 in Betrieb, musste aber wiederholt für außerplanmäßige
Reparaturen vom Netz genommen werden."
Die Nachrichtenagentur
AP meldete am dazu 27.02.02: "Wasserstoffexplosion
vermutlich Ursache für AKW-Störfall - Bundesumweltministerium
zieht Zuverlässigkeit des Betreibers in Zweifel - Umweltschützer fordern
Stilllegung"
"Der Störfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel im Dezember war schlimmer
als bisher bekannt: Eine Wasserstoffexplosion war
wahrscheinlich die Ursache für die
Störung, wie das Bundesumweltministerium am Mittwoch unter Berufung
auf den Betreiber HEW mitteilte. Das Umweltministerium zog wegen der sehr
spät gemeldeten Panne die Zuverlässigkeit der HEW in Zweifel. Umweltverbände
forderten die Abschaltung des Kraftwerkes.
Ein «größter anzunehmender Unfall» (GAU) sei auszuschließen
gewesen, teilten Experten sowie der Betreiber Hamburgische
Elektrizitätswerke (HEW) am Mittwoch dem Bundestags-Umweltausschuss
mit. Nach Ansicht des Ministeriums hat das Personal das Ausmaß der
Panne unterschätzt und der Betreiber viel zu zögernd reagiert.
Bei dem Vorfall war am 14. Dezember 2001 eine Rohrleitung von
zehn Zentimetern Durchmesser über eine Länge von zwei bis drei Metern völlig
zerborsten. Das [Atom-]Kraftwerk wurde trotzdem erst nach einer
Intervention des Bundesumweltministeriums am vergangenen Montag herunter
gefahren.
In einem Bericht an den Umweltausschuss kritisierte das Umweltministerium,
der Betreiber habe den Reaktor trotz des Störfalls weiter betrieben
und sei erst auf Drängen der Kontrollbehörden zwei Monate nach der Panne
zu einer Sonderinspektion bereit gewesen. HEW sei von der harmlosesten
Variante eines Schadenfalls ausgegangen, was sich als falsch
herausgestellt habe.
Dem Ministerium zufolge wollte HEW die Panne erst bei der nächsten
routinemäßigen Überprüfung des Kernkraftwerks im August untersuchen.
Das wäre aber viel zu spät gewesen, sagte ein Sprecher von
Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne). Konsequenzen müssten umgehend
gezogen werden, um ähnliche Vorfälle bundesweit verhindern zu können.
Die Panne «wirft wichtige Sicherheitsfragen auf». Sämtliche
Schäden müssten rasch beseitigt werden.
Laut HEW hätte im schlimmsten Fall die Decke des Kühlwasserturms
bei einer Notabschaltung nicht gekühlt werden können. Die Untersuchungen
über die Ursache dauern noch an. Der Betreiber hatte den Störfall
am 17. Dezember dem schleswig-holsteinischen Energieministerium gemeldet.
Das Bundesumweltministerium war aber erst am 18. Februar
informiert worden, was in Berlin als «unverständlich lang»
kritisiert wurde.
Befremden löste im Umweltausschuss nach Angaben des Bundestages
die Aussage des Betreibers aus, auf Grund mehrerer früherer
Analysen und Modellrechnungen sei ein Störfall dieser Art (Radiolyse) zunächst
ausgeschlossen worden. Bei einer Radiolyse kann es durch radioaktive
Strahlung im Wasserkühlkreislauf zu einer Trennung von Wasser- und
Sauerstoff kommen, wobei hoch explosives Knallgas entstehen
kann. HEW sei davon ausgegangen, das Problem bis zur nächsten
Kontrolle beseitigen zu können.
«Der
Bericht des Ministeriums liest sich wie ein Krimi», sagte Greenpeace-Atomexperte
Mathias Edler über den Vorfall. «Das Papier bestätigt, dass wir nur
knapp an einem schweren Unfall vorbei geschlittert sind.» Greenpeace
forderte die endgültige Stilllegung des AKWs Brunsbüttel. Der Bund
für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte sogar, die vier
Atomkraftwerke der gleichen Baureihe wie das AKW Brunsbüttel
(Siedewasserreaktoren der Baureihe 1969) sofort vom Netz zu nehmen
und auf ähnliche Schwachstellen im Reaktordruckbehälter-Sprühsystem
zu untersuchen." |
27.
Februar 2002
Bundesumweltministerium: "Vorfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel stellt
Zuverlässigkeit des Betreibers in Frage"
Das
Bundesumweltministerium teilte in einer Pressemitteilung vom 27.02.02
mit: "Das
Bundesumweltministerium hat heute dem Umweltausschuss des Deutschen
Bundestages einen Bericht zu einem Vorfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel
im Dezember letzten Jahres vorgelegt. Bei einer Inspektion vor Ort
unter Beteiligung des Bundesumweltministerium und der Gesellschaft für
Reaktorsicherheit wurde Ende letzter Woche festgestellt, dass eine Rohrleitung
des Reaktordruckbehälter-Sprühsystems über eine Länge von 2 bis 3
Metern völlig zerborsten ist. Die präzise Ursache der Zerstörung
der Rohrleitung ist bisher noch nicht ermittelt. Der Betreiber vermutet
als Ursache eine Wasserstoffexplosion im Innern der Rohrleitung.
Das Ereignis bekommt eine besondere sicherheitstechnische Bedeutung
sowohl dadurch, dass sich in einer Rohrleitung überhaupt ein
explosibles Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch bilden konnte, als auch
dadurch, dass dies in einem Rohrleitungsbereich geschah, der sich
unmittelbar hinter der druckführenden Umschließung befindet. Wäre
die Explosion etwa 3 bis 4 Meter weiter in Richtung Reaktordruckbehälter
passiert, so hätte die druckführende Umschließung zerstört werden können,
und es wäre zu einem Störfall mit Kühlmittelverlust und der Anforderung
von Notkühleinrichtungen gekommen.
Nach Auffassung der schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde und
des Bundesumweltministeriums wirft dieses Ereignis sehr
komplexe Sicherheitsfragen auf, die zum Teil in dieser Form neu
sind. Vor einer eventuellen Wieder-Inbetriebnahme des Reaktors
[in Brunsbüttel] muss der Schadensmechanismus vollständig geklärt
und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, die eine Wiederholung
auch in anderen sicherheitstechnisch wichtigen Bereichen der Anlage mit
hinreichender Sicherheit außchließen. Es stellt sich die Frage
nach der Zuverlässigkeit des Betreibers [HEW]. Dieser hat trotz
vorliegender Meldungen auf der Warte nur die harmloseste Variante
unterstellt und weitergemeldet." |
21.
Februar 2002
KKB: "Bruch
eines Rohrleitungsstückes an der Deckelduschleitung"
Die
Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH (KKB) gab in einer Pressemitteilung
vom 21.02.02 bekannt: "Am
14. Dezember 2001 kam es im KKB zu einer Beschädigung
der Deckelduschleitung im Reaktorwasserreinigungssystem (TC-System),
das außerhalb des Reaktordruckbehälters und innerhalb des
Sicherheitsbehälters verläuft. Durch das entstandene Leck ist
eine kleine Menge Wasserdampf im Sicherheitsbehälter freigesetzt worden.
Die beschädigte Leitung hat während des Leistungsbetrieb keine
Funktion und besitzt keine Relevanz für die Sicherheit der Anlage.
Sie ist gegenüber dem Reaktordruckbehälter abgesperrt. Beim jährlichen
Abfahren der Anlage zur Revision dient die Deckelduschleitung der
beschleunigten Abkühlung des Druckbehälter-Deckels.
Das Ereignis am 14. Dezember
wurde auf der Warte des KKB anhand von Meldungen erkannt und die Dampffreisetzung
nach vier Minuten durch Absperrung einer Entwässerungsarmatur des
relevanten Systembereiches beendet. Aus den zu diesem Zeitpunkt
vorliegenden Erkenntnissen und aufgrund der erfolgreichen
Leckabsperrung bestand zunächst keine Notwendigkeit einer Begehung
des Schadensbereiches. Es lagen keine Anzeichen für eine Beeinträchtigung
sicherheitstechnisch wichtiger Komponenten vor.
Im Nachgang zu dem Ereignis
wurden analytische Untersuchungen unter Einbeziehung des Gutachters
durchgeführt, um die Bewertung des Ereignisses aus den vorliegenden
Informationen abzusichern. Diese Untersuchungen führten zu der Entscheidung,
die Leistung der Anlage am 18. Februar 2002 abzusenken und den Sicherheitsbehälter
im Beisein von Vertretern der Aufsichtsbehörde und des Gutachters TÜV
Nord zu begehen. Bei dieser Inspektion wurde der Abriss eines
Rohrleitungsstückes im Bereich der Deckelduschleitung festgestellt.
Die Anlage wurde zur Durchführung
ergänzender, detaillierter Inspektionen vorsorglich am selben Tag
abgefahren. Der Aufsichtsbehörde wurde das Vorkommnis nach
Kategorie "E" = Eilmeldung innerhalb von den festgelegten 24
Stunden gemeldet. Die Schadensursache wird durch Untersuchungen geklärt." |
19.
Februar 2002
Atommeiler-Inspektion
zwei Monate nach Platzen der Rohrleitung
Meldung
der Nachrichtenagentur AP am 19.02.02: "Bundesumweltminister
Jürgen Trittin hat von der schleswig-holsteinischen
Landesatomaufsicht einen Bericht zu dem Vorfall angefordert,
bei dem am 14. Dezember 2001 eine Rohrleitung im Atomkraftwerk
Brunsbüttel platzte und abriss. Der Vorfall war erst bei einer
Inspektion am Montag an die Öffentlichkeit gekommen. Das Kraftwerk
wurde daraufhin heruntergefahren.
«Aus dem Vorfall ergeben sich eine Reihe von Fragen», erklärte
Ministeriumssprecher Michael Schroeren am Dienstag. Die Fragen «müssen
zufrieden stellend geklärt sein, bevor der zurzeit heruntergefahrene
Reaktor wieder in Betrieb genommen werden kann».
Besonders kritisch zu hinterfragen sei das Verhalten des
Betreibers Hamburgische Elektrizitätswerke (HEW), der die Anlage
ungeachtet des Vorfalls einfach weiterfuhr und sich nur auf Druck und erst
mehr als zwei Monate danach zu einer Inspektion entschloss. Klärungsbedürftig
sei zudem, «wieso das Kieler Energieministerium als Landesatomaufsicht
nicht in der Lage war, den Betreiber zu einer früheren Inspektion zu
veranlassen und die Bundesaufsicht früher zu unterrichten»,
meinte Schroeren.
Das Bundesumweltministerium war erst am Montag offiziell von den
Vorgängen informiert worden. Die Bundesaufsicht behalte sich vor, die
Reaktorsicherheitskommission um eine Stellungnahme zu bitten, erklärte
der Sprecher.
Die
Rohrleitung war innerhalb des Sicherheitsbehälters abgerissen. Das
Energieministerium in Kiel hatte am Montag mitgeteilt, die Leitung,
die für das Kühlsystem beim Herabfahren des Reaktors von Bedeutung ist,
sei «völlig zerfetzt» gewesen. Ursache und Umfang des Schadens
könnten erst nach Herunterfahren ermittelt werden. Die HEW
hatten erst auf Druck der Reaktorsicherheitsbehörde die geforderte
Inspektion ausgeführt. Die HEW habe dagegen bis zur routinemäßigen
Jahresrevision warten wollen. |
19.
Februar 2002
Bundesumweltministerium fordert Bericht zu Vorfall im AKW Brunsbüttel an
Laut einer Pressemitteilung des Bundesumweltministerium
vom 19.02.02 müssen die "Ursachen" des Vorfalls
im AKW Brunsbüttel" vor dessen "Wiederinbetriebnahme
geklärt" sein
"Das Bundesumweltministerium
hat von der schleswig-holsteinischen Landesatomaufsicht einen Bericht
zu dem Vorfall angefordert, bei dem am 14. Dezember vergangenen
Jahres eine Rohrleitung im Atomkraftwerk Brunsbüttel platzte und abriss.
'Aus dem Vorfall ergeben sich eine Reihe von Fragen. Diese müssen
zufriedenstellend geklärt sein, bevor der zur Zeit heruntergefahrene
Reaktor wieder in Betrieb genommen werden kann', erklärte BMU-Sprecher
Michael Schrören.
Besonders kritisch zu hinterfragen ist nach Ansicht des
Bundesumweltministeriums das Verhalten des Betreibers, der die Anlage
ungeachtet des Vorfalls einfach weiterfuhr und sich erst mehr als zwei
Monate danach zu einer Inspektion entschloss.
Klärungsbedürftig ist zudem, wieso das Kieler
Energieministerium als Landesatomaufsicht nicht in der Lage war, den Betreiber
[HEW] zu einer früheren Inspektion zu veranlassen und die Bundesaufsicht
früher zu unterrichten. Das Bundesumweltministerium war am gestrigen
Montag offiziell von den Vorgängen informiert worden.
Schrören: 'Die Bundesaufsicht wird den Vorfall nach Vorliegen des
Berichts aus Kiel bewerten. Dabei behalten wir uns vor, die
Reaktorsicherheitskommission um eine Stellungnahme zu bitten'." |
18.
Februar 2002
Landesregierung Schleswig-Holstein: "Rohrleitung
im Atomkraftwerk Brunsbüttel abgerissen"
Von der Landesregierung
Schleswig-Holstein (Ministerium
für Finanzen und Energie) wird in einer Pressemitteilung vom
18.02.02 erklärt:
"Im
Atomkraftwerk Brunsbüttel ist es innerhalb des Sicherheitsbehälters
zum Abriß einer Rohrleitung im Bereich der sogenannten TC-Deckeldusche
gekommen. Dies ist das Ergebnis einer Inspektion, die heute (18.
Februar) in den frühen Morgenstunden in Anwesenheit der
Aufsichtsbehörde durchgeführt wurde. Das Atomkraftwerk wird
seit 6 Uhr heute morgen nunmehr abgefahren. Der genaue Umfang
des Schadens kann erst nach dem Abfahren ermittelt werden. Die Rohrleitung
schließt an den Deckel des Reaktordruckbehälters an und dient
beim Abfahren der Anlage zur Verkürzung der Abkühlzeit.
'Ich bedaure, dass die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) die
von meinem Ministerium geforderte Inspektion erst auf Druck der
Reaktorsicherheitsbehörde ausgeführt hat', kritisierte Energieminister
Claus Möller das Verhalten der HEW. Diese hatte die geforderte
Inspektion erst in der ab Mai geplanten routinemäßigen Jahresrevision
durchführen wollen, während das Energieministerium angekündigt
hatte, die Inspektion anzuordnen.
Hintergrund für die vom Energieministerium verlangte Sonderinspektion
war die Meldung über eine Störung vom 14. Dezember 2001. An
diesem Tag war es im Sicherheitsbehälter des Kernkraftwerks zu
einer Dampffreisetzung gekommen. Diese wurde von der Betreiberin
auf einen undichten Flansch im Bereich des Deckelduschsystems
zurückgeführt. Der Schaden war auf der Warte anhand von Meldungen
erkannt und die Dampffreisetzung nach vier Minuten durch Absperren
des relevanten Systembereichs beendet worden. Energieministerium und
Sachverständige hielten aber eine weitergehende Überprüfung des
Ereignisses für unverzichtbar und haben seither eine vertiefte
Sachverhaltsermittlung durchgeführt.
'Die heute sichtbar gewordenen Befunde bestätigen, dass es sich bei
dem Ereignis entgegen der Einschätzung der HEW nicht nur um eine
Flanschleckage gehandelt haben kann, sondern dass es massive Erschütterungen
oder Druckstöße im Rohrleitungsbereich gegeben hat', sagte Möller.
'Der Umfang des dabei entstandenen Schadens sowie die Ursache
hierfür müssen umfassend aufgeklärt werden', sagte Möller. Das
Energieministerium werde hierzu weitere Sachverständige hinzuziehen. Das
Bundesumweltministerium sei über dieses relevante Ereignis heute
unterrichtet worden, erklärte der Minister, 'Radioaktive Freisetzungen
hat es nicht gegeben. Personen sind nicht geschädigt worden.'" |
18.
Februar 2002
Greenpeace: Störfall
im AKW Brunsbüttel vermutlich durch Explosion
In
einer Presseerklärung vom 18.02.06 teilt Greenpeace mit:
"Störfall im Atomkraftwerk Brunsbüttel offenbar durch Explosion
verursacht" - "Rund
zwei Monate nach der Leckage einer Kühlleitung im AKW-Brunsbüttel
ist die Ursache für den Unfall heute gefunden worden. Der
Grund: eine abgerissene Kühlleitung. Der Kraftwerksbetreiber
HEW bestätigte Greenpeace, dass der heute entdeckte Leitungsabriss
durch eine Wasserstoffexplosion im Sicherheitsbehälter des Reaktors
verursacht worden sein könnte. Die abgerissene Kühlwasserleitung
führt unmittelbar in den Reaktordruckbehälter, den sensibelsten
Bereich des Atomkraftwerkes. Der betroffene Kühlkreislauf wird
zum Herunterfahren des Reaktors benötigt.
'Hier haben wir es mit einem schweren Störfall zu tun', sagt
Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. 'Die Betreiberfirma HEW handelt
unverantwortlich, wenn erst zwei Monate nach der mutmasslichen Explosion
das Leitungssystem des Reaktors Brunsbüttel untersucht wird. Ein
Leitungsabriss im Kühlsystem, auch wenn es sich nicht um das Primärkühlsystem
handelt, ist nur einen kleinen Schritt von einem gefährlichen Unfall mit
nicht abzuschätzenden Folgen entfernt'.
Darüber hinaus muss sich der Betreiber HEW fragen lassen, wie es überhaupt
zu einer Explosion im Sicherheitsbehälter des Reaktors kommen kann.
Das Atomkraftwerk Brunsbüttel ist bekannt für ständige Probleme im
Leitungssystem.
Die
jüngste 'Fehlzündung' der Atomindustrie unterstreicht, dass den Konzernen
Profite wichtiger als Sicherheit sind. Trotz Störfall lassen
die Betreiber das Atomkraftwerk aus Kostengründen weiterlaufen.
Greenpeace fordert, dass Brunsbüttel abgeschaltet bleibt und das HEW-Management
des AKW´s zur Verantwortung gezogen wird." |
18.
Februar 2002
Atomkraftwerk Brunsbüttel nach Rohrabriss vom Netz genommen
Von der Nachrichtenagentur
Reuters wird am 18.02.06 gemeldet: "Das Atomkraftwerk
Brunsbüttel ist nach Angaben des Kieler Landesenergieministeriums
am Montag nach einem Störfall für unbestimmte Zeit vom Netz genommen
worden. Bei einer Inspektion sei eine abgerissene Rohrleitung in einem
Sicherheitsbehälter entdeckt worden, teilte das Ministerium mit. 'Radioaktivität
wurde nicht freigesetzt', sagte der Sprecher.
Das Ministerium warf dem Betreiber des Atomkraftwerkes - die Hamburgischen
Electricitäts-Werke (HEW) - Nachlässigkeiten vor. Die gründliche
Inspektion sei trotz erster Hinweise auf eine Störung Mitte
Dezember erst jetzt auf Druck der Aufsichtsbehörde erfolgt,
teilte das Ministerium mit. Der Reaktor müsse mindestens mehrere
Wochen außerplanmäßig vom Netz bleiben, um die Ursache des
Abrisses ermitteln zu können.
Die Sonderinspektion in Brunsbüttel wäre nach Ansicht des Kieler
Ministeriums schon unmittelbar nach einer am 14. Dezember gemeldeten Störung
notwendig gewesen. Damals sei in dem Sicherheitsbehälter aus
unerklärlichen Gründen Dampf freigesetzt worden. Die
HEW-Verantwortlichen hätten aber die Probleme in dem
Sicherheitsbehälter erst in der Routine-Inspektion im Mai untersuchen
wollen, teilte Energieminister Claus Möller (SPD) mit. Der am Montag
festgestellte Rohrabriss belege eine Fehleinschätzung bei der
HEW, die lediglich ein Leck vermutet hatte. Das
Energieministerium werde nun zusätzliche Sachverständige für die
Untersuchung der Schadensursache heranziehen." ...
"Das Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Unterelbe gehört zu zwei
Dritteln der HEW und zu einem Drittel dem Energiekonzern E.ON. Es ist seit
1976 in Betrieb, musste aber wiederholt für außerplanmäßige
Reparaturen vom Netz genommen werden." |
14.
Dezember 2001
Schwerer Störfall im AKW Brunsbüttel
Im AKW Brunsbüttel ereignete sich
am 14.12.01 ein schwerer Störfall. Dessen wahres Ausmaß (Wasserstoffexplosion
in einer Rohrleitung in unmittelbarer Nähe des Reaktordruckbehälters,
durch die diese Rohrleitung über eine Länge von zwei bis drei Metern völlig zerborsten
war) wurde erst am 18.02.02(!), zwei Monate nach dem
'Ereignis', nach dem Herunterfahren des Atommeilers und
nachfolgender Inspektion festgestellt.
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Detailaufnahmen
der explodierten Rohrleitung des Reaktordeckel-Sprühsystems im AKW
Brunsbüttel |
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