Chronik: AKW Brunsbüttel
Zeitraum: 2007

Kurzübersicht
Standort 25535 Brunsbüttel
Betreiber Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH
  (Gesellschafter: 66,7% Vattenfall Europe, 33,3% E.ON Kernkraft)
Inbetriebnahme 13. Juli 1976
Reaktortyp Siedewasserreaktor (SWR)
AKW-Leistung 2292 MW therm / 806 MW el brutto / 771 MW el netto
Anzahl der Brennelemente im Reaktor 532
Brennelemente-Einsatz Uran-Brennelemente (BE) mit bis zu ca. 2,66 Gew-% Uran-235 Anreicherung. 
Einsatzbereich Grundlastkraftwerk

 

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(Letzte Aktualisierung: 22.10.2009)

 AKW Brunsbüttel 
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05. Dezember 2007
taz: Atomstreit in großer Kieler Koalition wg. AKW Brunsbüttel

Nach einem Bericht in der taz-Nord am 05.12.07 fordert CDU-Wirtschaftsminister Austermann: "Das AKW Brunsbüttel soll schnell wieder hochgefahren werden“. Die taz in dem Artikel weiter: "Die zuständige Ministerin Trauernicht (SPD) hat keine Eile. Vattenfall will Betriebsdauer über Bundestagswahl retten."
Wir dokumentieren nachstehend den Artikel in der taz-Nord vom 05.12.07 im vollständigen Wortlaut:

"Das AKW Brunsbüttel soll schnell wieder hochgefahren werden, fordert CDU-Wirtschaftsminister Austermann. Die zuständige Ministerin Trauernicht (SPD) hat keine Eile. Vattenfall will Betriebsdauer über Bundestagswahl retten .
Dietrich Austermann hat bisweilen eine sehr eigene Interpretation von technischer Funktionstüchtigkeit. Es könne nicht angehen, philosophierte der CDU-Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein gestern auf stern.de, 'dass funktionierende Kernkraftwerke abgeschaltet werden'. Austermann meinte den Pannenreaktor Brunsbüttel, der seit dem 28. Juni nach einem Kurzschluss stillgelegt ist. Er gehe davon aus, sagte Austermann, 'dass die Betriebserlaubnis für Brunsbüttel in den kommenden Wochen erteilt wird'.
Bei seiner Kabinettskollegin Gitta Trauernicht kann er nicht auf Unterstützung zählen. Die für Atomaufsicht zuständige SPD-Sozialministerin erklärte auf Anfrage kühl, erst wenn 'die Voraussetzungen für einen sicheren Betrieb gegeben sind', könnten Brunsbüttel und auch der Atommeiler Krümmel wieder an Netz gehen. Der Reaktor [in Krümmel]  bei Geesthacht steht wegen eines ausgebrannten Transformators ebenfalls seit Ende Juni still.
Trauernicht wies darauf hin, dass Betreiber Vattenfall vermutlich erst im Februar oder März kommenden Jahres Anträge auf eine Wiederinbetriebnahme der beiden AKW vorlegen werde. Dann werde ihr Ministerium eine Entscheidung treffen, bei der 'Sicherheit vor wirtschaftlichen Interessen gehen' werde.
Den Zeitplan bestätigte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek gegenüber der taz. Die Reparaturarbeiten würden in Brunsbüttel am 24. Februar und am 1. März in Krümmel abgeschlossen sein: 'Dann melden wir die Anfahrbereitschaft und erwarten die Zustimmung der Behörde.' Der rund achtmonatige Stillstand werde die Betriebsdauer beider AKW verlängern, stellte Banek klar. Der laut Atomkonsens für Mai 2009 zur Stilllegung vorgesehene Meiler Brunsbüttel werde somit die Bundestagswahlen im Herbst 2009 überstehen. Und bei einer CDU-FDP-Bundesregierung vor einer weiteren strahlenden Zukunft stehen. Krümmel soll 2016 vom Netz gehen.
Austermanns Behauptung, Brunsbüttel sei funktionstüchtig, hört Banek 'gern'. Sie decke sich 'mit dem gesammelten Sachverstand' einer vom Konzern eingesetzten Expertenkommission. Diese hatte vor einem Monat erklärt, beide Reaktoren könnten 'unmittelbar wieder in Betrieb genommen' werden.
Trauernicht hatte für die ausschließlich mit atomfreundlichen Sachverständigen besetzten fünfköpfigen Kommission kein freundliches Wort übrig: 'Es fällt einem schwer, das ernst zu nehmen.' SVEN-MICHAEL VEIT"

Ein Kommentar dazu in der taz: "Ein verantwortungsvoller Wirtschaftsminister sollte Vattenfall zu Investitionen in erneuerbare Energien statt zum Festhalten an Kernen und Kohle auffordern. Aber offenbar hat der Konzern wenigstens einen gefunden, der seine dummerhaftige Anzeigenkampagne glaubt."

23. November 2007
Die Zeit: "Vattenfall meldet weiter"

Auf zeit.de sind am 23.11.07 die zahlreichen "Pannen" in den von Vattenfall Europe betriebenen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel im Zeitraum vom 28.06.07 bis zum 22.11.07 in einer Chronik aufgelistet worden.
"Im Sommer gingen die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel wegen diverser Pannen vom Netz. Seitdem meldet Betreiber Vattenfall immer weitere Zwischenfälle. ZEIT online dokumentiert sie in einer Chronologie. Die Liste reiht alle 'Meldepflichtigen Ereignisse' in Krümmel und Brunsbüttel auf, die bis zum 22. November 2007 veröffentlicht wurden. Das Datum ist zumeist das der Pressemitteilung, in der Kraftwerkbetreiber Vattenfall den Zwischenfall bekannt gab. Volltexte und weitere Angaben zu jedem der Zwischenfällen gibt es auf den Internetseiten von Vattenfall. Wir [ZEIT online] verzichten an dieser Stelle bewusst auf eine Bewertung der Störmeldungen", so der Wortlaut der Störfall-Chronologie mit dem Titel "Vattenfall meldet weiter" auf zeit.de.
Wir dokumentieren nachstehend die auf zeit.de am 23.11.07 zusammengefaßte Vattenfall-Störfall-Chronologie:

Atomkraftwerk Brunsbüttel

28.06.2007: Wegen einer Netzstörung wird auch das AKW Brunsbüttel vom Netz genommen.
01.07.2007: Beim Wiederanfahren des Kernkraftwerks sperrt zweimal kurz hintereinander unvorhergesehen das Reaktorwasserreinigungssystem.
19.07.2007: Bei Routineuntersuchungen fällt auf, dass Ölkreisläufe des AKWs nicht richtig funktionieren. Um weiter nachforschen zu können, wird das Kraftwerk abgeschaltet und steht seitdem still.
20.08.2007: Teile von Druckventilen des Schnellabschaltsystems sind nicht in Ordnung und müssen ausgetauscht werden.
12.11.2007: Weil in Krümmel Risse an Armaturen entdeckt wurden, sucht man nun auch in Brunsbüttel danach. An zwei Armaturen des Reaktorwasserreinigungssystems sind die Oberflächen angerissen.
12.11.2007: In einem Ersatzkühlsystem, das für Störfälle vorgesehen ist, gibt es ein kleines Leck an einem Messanschluss. Er gehört zu einem System, das die Kühlung kühlt. Genauer: Es kühlt eine von zwei Einspeisepumpen des Ersatzkühlsystems.
19.11.2007: Der Motor einer Pumpe, die das Wassers im Brennelemente-Lagerbecken kühlt, ist defekt. Die Verschraubung des Kabelanschlusses hatte sich gelöst und die Isolierung des Kabels war im Bereich des Anschlusses beschädigt. Ersatzweise werden zwei redundant zur Verfügung stehende Nachkühlsysteme eingesetzt. Der Motor wird überholt, vergleichbare Motoren und ihre Anschlüsse werden vorsorglich überprüft.
19.11.2007: Weil in einem anderen AKW falsche Dübel verwendet wurden, werden verschiedene Dübeltypen nun auch in Brunsbüttel überprüft. Ergebnis: Mehrere Dübeltypen entsprechen in größerer Anzahl nicht den Vorgaben (falscher Typ). Zudem stecken sie in zu großen Löchern, sitzen nicht rechtwinklig, stehen zu weit aus der Wand heraus oder die Unterlegscheiben fehlen. Betroffen sind verschiedene Kühl- und Flutsysteme. Die Untersuchungen dauern an.

Atomkraftwerk Krümmel

28.06.2007: Weil ein Transformator Feuer fing, kam es im AKW Krümmel zu einer sogenannten "Reaktorschnellabschaltung". Infolge wurde das ganze Kraftwerk heruntergefahren.
09.07.2007: Zwei Dübel, die eine Wartungsbühne befestigen, sind nicht vom vorgesehenen Typ. Diese Bühnen werden genutzt, um die Kühler von Notstrom-Dieselgeneratoren zu warten, die im Notfall zur Stromversorgung des Kraftwerks zur Verfügung stehen müssen. Darum müssen die Bühnen erdbebensicher sein.
11.07.2007: Der Entlüftungsstutzen einer sogenannten Vorwärmanlage hat ein zwei Millimeter großes Loch. Die Niederdruck-Vorwärmanlage ist Teil des Wasser-Dampf-Kreislaufs im Kraftwerk.
16.07.2007: Zwei weitere falsche Dübel werden an einer zweiten Wartungsbühne entdeckt. Sie sind vom gleichen Typ wie die falschen Dübel der Vorwoche. Das damalige Meldepflichtige Ereignis wird durch den neuen Fund von der Kategorie "N" (Normal-) auf "E" (Eilmeldung) hochgestuft. Die Dübel waren im Jahr 2000 eingebaut und von einem Gutachter abgenommen, also nicht beanstandet worden. Vattenfall teilt mit, dass im AKW insgesamt 630 Dübel dieses Typs eingesetzt seien.
20.08.2007: An den Schweißnähten von Rohrleitungen finden sich 14 Risse - außerhalb und innerhalb des AKW-Sicherheitsbehälters.
27.08.2007: Als die Steuerleitung eines Sicherheits- und Entlastungsventils unter Druck gesetzt wird, fällt ein Riss an der Leitung auf.
30.08.2007: Wegen der am 20.08. gemeldeten Risse in Rohrleitungen werden nun auch Armaturen geprüft: An einer Armatur des Reaktorwasserreinigungssystems finden sich ebenfalls Risse.
05.09.2007: Zwei weitere Armaturen mit Rissen werden entdeckt.
20.09.2007: Erst jetzt wird entdeckt und gemeldet, dass aus einem bereits im März als defekt ausgetauschten Brennstab Brennmaterial ausgewaschen wurde.
18.10. 2007: Als elektronische Teile des Reaktorschutzsystems geprüft werden, fällt eine fehlerhafte Baugruppe auf, die bei zu hohem Füllstand des Reaktordruckbehälters dafür sorgen soll, dass automatisch Rohrleitungen geschlossen werden. Aus Sicherheitsgründen ist die Baugruppe mehrfach vorhanden.
02.11.2007: Weil es in einem Elektromotor einen Kurzschluss gibt, fällt eine Pumpe in einem Nebenkühlkreislauf aus. Die Pumpe versorgt einen der sechs Notstromdiesel und einen sogenannten Zwischenkühler mit Kühlwasser. Aus Sicherheitsgründen gibt es vier solcher Pumpen, wovon zwei laufen müssen. Schon im August und Oktober 2006 waren solche Pumpen ausgefallen. Obwohl daraufhin neue Elektromotoren mit geänderter Anschlusstechnik eingesetzt wurden, gaben die Pumpen nun wieder den Geist auf. Warum, wird noch untersucht.
08.11.2007: Wegen der am 27.08. gemeldeten Risse in Steuerleitungen wurden vorsorglich zwei weitere Leitungen untersucht. Im Werkstofflabor entdeckte man bisher unsichtbare Anrisse an der Innenoberfläche der Rohre. Infolge werden auch die entsprechenden Teile an den restlichen 19 Steuerleitungen ersetzt.

23. November 2007
AKW Brunsbüttel und Krümmel: Bleiben noch bis mindestens Ende Februar 2008 vom Netz

Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur ddp vom 23.11.07 bleiben die beiden AKWs des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe in Brunsbüttel und Krümmel "noch bis mindestens Ende Februar 2008 vom Netz":
"Die beiden stillstehenden Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel werden in den kommenden Monaten nicht mehr hochgefahren", wird von der Nachrichtenagentur ddp am 23.11.07 berichtet. "Betreiber Vattenfall Europe werde die beiden Meiler in Schleswig-Holstein voraussichtlich noch bis mindestens Ende Februar 2008 vom Netz lassen, sagte Unternehmenssprecher Ivo Banek am Freitag auf ddp-Anfrage in Stockholm. Grund seien die Untersuchungen von Dübelverbindungen, die mehr Zeit beanspruchten als geplant."
Von der Nachrichtenagentur ddp wird dazu weiter ausgeführt: "Bei den Untersuchungen gehe es um eine grundsätzliche Bewertung, ob die Dübel sicherheitstechnische Bedeutung hätten, sagte Banek. Davon seien beide Anlagen betroffen. Die Kontrolle der Dübelverbindungen ist Teil eines Prüfprogramms im Zusammenhang mit Ereignissen im hessischen Atomkraftwerk Biblis. In den seit Herbst 2006 abgeschalteten Biblis-Blöcken A und B war entdeckt worden, dass etwa 15 000 Dübel falsch montiert waren. Auch in Brunsbüttel hatte es fehlerhafte Halterungen für Rohrleitungen des Not- und Nachkühlsystems gegeben."
"Sobald die Arbeiten beendet seien, werde sich der Kraftwerkbetreiber um die behördliche Genehmigung für das Wiederanfahren der Anlagen bemühen, sagte Banek. Beide Meiler waren am 28. Juni durch Schnellabschaltung heruntergefahren worden, Brunsbüttel nach einem Kurzschluss und Krümmel zwei Stunden später nach einem Kurzschluss mit anschließendem Trafobrand", so die Nachrichtenagentur ddp abschließend.

19. November 2007
AKW Brunsbüttel: Defekt an einer Kühlwasserpumpe festgestellt

Wieder wird aus dem AKW Brunsbüttel eine Panne gemeldet: Der Motor der Kühlwasserpumpe des Brennelement-Lagerbeckens ist defekt, jetzt werden die abgebrannten hochradioaktiven Brennelemente in dem Abklingbecken "ersatzweise" durch das Nachkühlsystem gekühlt...
"Dem in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständigen Sozialministerium ist heute ein Meldepflichtiges Ereignis aus dem Kernkraftwerk Brunsbüttel gemeldet worden", gibt das Sozialministerium in Kiel in einer Pressemitteilung am 19.11.07 bekannt.
Zu dem neuen 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel teilt das Kieler Sozialministerium mit: "Bei Instandhaltungsarbeiten an der Lagerbeckenpumpe wurde ein Defekt am Pumpenmotor festgestellt. Die Verschraubung des Kabelanschlusses einer Phase hatte sich gelöst und die Isolierung des Kabels war im Bereich des Anschlusses beschädigt. Die Betreiberin des Kernkraftwerks wird den Motor überholen und vergleichbare Motoren und ihre Anschlüsse überprüfen. Die Atomaufsichtsbehörde wird Sachverständige hinzuziehen."
"Die betroffene Pumpe dient zur Kühlung des Wassers des Brennelement-Lagerbeckens", wird von der Atomaufsichtsbehörde in Kiel erläutert. "Ersatzweise werden zwei redundant zur Verfügung stehende Nachkühlsysteme eingesetzt." "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel steht seit Juli wegen diverser technischer Probleme still."

Vattenfall Europe: "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Motor einer Pumpe defekt"

In einer Pressemitteilung vom 19.11.07 wird von Vattenfall Europe berichtet: "Im Kernkraftwerk Brunsbüttel ist ein Defekt am Motor einer Pumpe festgestellt und am Montag der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde als Meldepflichtiges Ereignis mitgeteilt worden. Die Meldung wurde in der Kategorie „N“ (Normal) eingestuft und auf der internationalen Skala als INES 0 eingeordnet, also unterhalb der sieben Stufen."
Von Vattenfall Europe wird weiter ausgesagt: "Der Defekt war bei Routine-Untersuchungen in dem derzeit stillstehenden Kernkraftwerk festgestellt worden. Die betroffene Pumpe dient zur Kühlung des Wassers im Brennelemente-Lagerbecken. Diese Funktion wird jetzt durch das Nachkühlsystem übernommen. Der Motor wird überholt, vergleichbare Motoren und ihre Anschlüsse werden vorsorglich überprüft."

Rückblick: Das AKW Brunsbüttel war am 28.06.07 nach einem Kurzschluß erstmals runtergefahren worden und steht seit Juli wegen diverser technischer Probleme still. Auch das von Vattenfall betriebene AKW Krümmel steht seit einem Trafobrand am 28.06.07 still. Nach Angaben der Kieler Atomaufsicht werde beide Atomreaktoren in diesem Jahr nicht wieder ans Netz gehen.
Eine 'Vattenfall-Expertenkommission' hingegen hatte den beiden Atomkraftwerken erst vor zwei Wochen "einen guten technischen Zustand bescheinigt"... Der Ausfall kostet Vattenfall nach eigenen Angaben täglich bis zu eine Million Euro.

12. November 2007
AKW Brunsbüttel: Neue Risse an Armaturen und Leck am Kühlsystem entdeckt

In den Vattenfall-AKWs geht die 'Pannenserie' weiter: Nachdem bereits am 08.11.07 im derzeit abgeschalteten AKW Krümmel weitere Risse in den Anschlussflanschen von drei Steuerleitungen der Sicherheits- und Entlastungsventile gemeldet worden waren, sind am 12.11.07 im zur Zeit abgestellten AKW Brunsbüttel Risse an Armaturen und eine Leckage am Kühlsystem festgestellt worden. 
Das für die Atomaufsicht im Land Schleswig-Holstein zuständige Kieler Sozialministerium gibt in einer Pressemitteilung vom 12.11.07 zu den neuen 'Ereignissen' im AKW Brunsbüttel unter dem Titel "Sozialministerium: Risse an Armaturen im Kernkraftwerk Brunsbüttel und Leckage am Kühlsystem einer Einspeisepumpe des Unabhängigen Notstandssystems" bekannt:

"Dem in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständigen Sozialministerium sind heute zwei weitere Meldepflichtige Ereignisse aus dem Kernkraftwerk Brunsbüttel gemeldet worden", wird vom Sozialministerium in Kiel mitgeteilt.
"Nach Angaben des Betreibers Vattenfall", so das Kieler Sozialministerium, "wurden an zwei Armaturen des Reaktorwasserreinigungssystems Risse an der Oberfläche entdeckt und der Atomaufsicht gemeldet. Die Ursachen für die Rissbildung muss nun geklärt werden. Auch die von der Atomaufsicht geforderte Untersuchung weiterer Armaturen hat Befunde ergeben", wird von der Atomaufsichtsbehörde in Kiel berichtet. "So sind nach Betreibermitteilung an konstruktiv vergleichbaren Armaturen in jeweils mehreren Positionen Befunde festgestellt worden. Deren sicherheitstechnische Bedeutung muss nun durch unabhängige Sachverständige im Auftrag der Behörde bewertet werden. Die Atomaufsicht fordert eine Fortsetzung der Untersuchungen."
"Außerdem wurde im Unabhängigen Notstandssystem (UNS) eine Kleinleckage an einer Kühlwasserleitung einer Einspeisepumpe festgestellt", wird vom Sozialministerium in Kiel gemeldet. "Die Leitung gehört zum Kühlsystem einer der beiden Einspeisepumpen des UNS. Das betroffene Rohrstück wird ausgetauscht. Die Atomaufsicht hat Sachverständige zur Ursachenklärung eingeschaltet." "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel steht seit Juli wegen diverser technischer Probleme still."

Vattenfall Europe: "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Meldepflichtige Ereignisse"

"Im Kernkraftwerk Brunsbüttel sind zwei Meldepflichtige Ereignisse aufgetreten und am Montag der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde mitgeteilt worden", wird von Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung vom 12.11.07 eröffnet. "Beide Meldungen wurden in der Kategorie „N“ (Normal) eingestuft und auf der internationalen Skala als INES 0 eingeordnet, also unterhalb der sieben Stufen."
"Bei Untersuchungen sind in Brunsbüttel an zwei Armaturen des Reaktorwasserreinigungssystems Befunde festgestellt worden", wird von Vattenfall Europe zugegeben. "Dort sind kleine Anrisse an der Oberfläche zu erkennen. Die Armaturen waren wegen der Rissbefunde im Kernkraftwerk Krümmel inspiziert worden. Die Untersuchungen werden fortgesetzt."
"Im Unabhängigen Notstandssystem (UNS) ist eine Kleinleckage an einem Messanschluss festgestellt worden. Er gehört zum Kühlsystem einer der beiden Einspeisepumpen des UNS. Das betroffene Rohrstück wird ausgetauscht." Von Vattenfall Europe wird versichert: "Die Funktion des UNS als Ersatzsystem zur Kühlung im Fall eines Störfalls war dadurch nicht beeinträchtigt."
"Ereignisse der Kategorie „N“ sind nach Definition des Bundesumweltministeriums von untergeordneter sicherheitstechnischer Bedeutung: 'Diese Ereignisse gehen im allgemeinen nur wenig über routinemäßige betriebstechnische Ereignisse hinaus'," so der Wortlaut in der Vattenfall-Pressemitteilung. "'Sie werden erfasst und ausgewertet, um eventuelle Schwachstellen bereits im Vorfeld zu erkennen.'"

=> Eine von Betreiber Vattenfall Europe eingesetzte 'Expertenkommission' hatte dem AKW Brunsbüttel erst vor einer Woche einen guten technischen Zustand bescheinigt: "Als Ergebnis ihrer Untersuchung kommt die Kommission zu dem Schluss, dass die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel in ihrer Konzeption und ihrer sicherheitstechnischen Ausstattung einem modernen Stand entsprechen", wurde von Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung am 06.11.07 unter Berufung auf den Abschlußbericht der von dem Atomenergie-Konzern eingesetzten "unabhängigen Expertenkommission" zur Untersuchung der "Vorgänge" in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel gegenüber der Öffentlichkeit behauptet...
=> Im vergangenen Jahr 2006 belegte das AKW Brunsbüttel auf der Zwischenfall-Statistik den dritten Platz, hier wurden 11 sogenannte 'meldepflichtige Ereignisse' gezählt.

06. November 2007
AKW Brunsbüttel und Krümmel: Vattenfall-'Experten' - Atommeiler seien angeblich in gutem Zustand

"Rund vier Monate nach den Zwischenfällen [am 28.06.07] in den schleswig-holsteinischen Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel hat eine Expertenkommission den Meilern einen guten Zustand bescheinigt. Die Voraussetzungen für einen sicheren Weiterbetrieb seien gegeben, erklärte die vom Betreiber Vattenfall eingesetzte Kommission am Dienstag [06.11.07] in Hamburg bei der Vorstellung ihres Abschlussberichtes. Die Kieler Atomaufsicht widersprach dem Bericht und betonte, der Zeitpunkt des Wiederanfahrens sei noch völlig offen." (Nachrichtenagentur AP, 06.11.07)
"Die nach Störfällen in den Atomkraftwerken (AKW) Brunsbüttel und Krümmel eingesetzte Expertenkommission hat keine Einwände gegen einen Weiterbetrieb der beiden Meiler. In ihrem am Dienstag [06.11.07] in Hamburg vorgelegten Abschlussbericht kommt die Kommission zu dem Schluss, dass «die organisatorischen und technischen Voraussetzungen für einen sicheren Weiterbetrieb der Kraftwerke gegeben sind». Nach Angaben von Vattenfall-Vorstand Reinhardt Hassa gehen die beiden Kraftwerke dieses Jahr aber nicht mehr ans Netz. Die Kieler Atomaufsicht bemängelte den Bericht als unzureichend. Umweltverbände forderten die endgültige Abschaltung der Meiler." (Nachrichtenagentur ddp, 06.11.07)
"Die nach Pannen abgeschalteten norddeutschen Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel können nach Ansicht einer vom Betreiber berufenen Expertenkommission sicher weiterbetrieben werden. Das von Vattenfall Europe eingesetzte Gremium kommt in dem Bericht zu dem Ergebnis, «dass die organisatorischen und technischen Voraussetzungen für einen sicheren Weiterbetrieb gegeben sind». Die für Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht hält das jedoch für nicht erwiesen." (Nachrichtenagentur dpa, 06.11.07)

Vattenfall Europe: "Kommission legt Abschlussbericht zu Brunsbüttel und Krümmel vor"

Die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH hat am 06.11.07 zu dem Abschlußbericht ihrer 'Expertenkommission' zu den 'Zwischenfällen' in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel eine Pressemitteilung herausgegeben. Nachstehend dokumentiert ist der vollständige Wortlaut dieser Vattenfall-Erklärung gegenüber der Öffentlichkeit:
"Die unabhängige Expertenkommission zur Untersuchung der Vorgänge in den Kernkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel hat ihre Arbeit abgeschlossen. Am Dienstag [06.11.07] legten die Kommissionsmitglieder in Hamburg ihren Abschlussbericht vor. Fazit der Analyse ist, dass die organisatorischen und technischen Voraussetzungen für einen sicheren Weiterbetrieb der Kraftwerke gegeben sind", so die Zusammenfassung von Vattenfall Europe in der Mitteilung. "Gleichzeitig empfiehlt die Kommission eine Reihe von Maßnahmen zur weiteren Verbesserung des Sicherheitsmanagements."
"Reinhardt Hassa, Vorstand der Vattenfall Europe AG und Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (VENE), dankte den Experten für ihre Arbeit und sagte zu, Vattenfall werde sämtliche Empfehlungen der Kommission umsetzen. Die Kommission war nach den Reaktorschnellabschaltungen in Brunsbüttel und Krümmel am 28. Juni eingesetzt worden. Schwerpunkte der Betrachtung durch die Experten waren", laut Aussage von Vattenfall Europe, "technische und organisatorische Sicherheit, Sicherheitskultur und Sicherheitsmanagement sowie Kommunikation."
Von Vattenfall Europe wird weiter ausgeführt: "Für ihre Arbeit hatte die Kommission Begehungen in beiden Kraftwerken vorgenommen, umfangreiche Unterlagen ausgewertet und zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Kernkraftwerke und der VENE geführt."
"Als Ergebnis ihrer Untersuchung kommt die Kommission zu dem Schluss, dass die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel in ihrer Konzeption und ihrer sicherheitstechnischen Ausstattung einem modernen Stand entsprechen", wird von Vattenfall Europe behauptet und erneut beteuert: "Bei den Ereignissen am 28. Juni [2007] hätten alle angeforderten Sicherheitseinrichtungen beider Anlagen ordnungsgemäß funktioniert. Zu keiner Zeit habe eine Gefährdung der Bevölkerung, des Personals und der Umwelt bestanden."
"Es sei am 28. Juni [2007] jedoch zu technischen und kommunikativen Problemen gekommen", wird von dem Atomenergie-Konzern eingeräumt. "Derartige Probleme könnten durch Änderungen in Technik, Organisation, Management und Schulung künftig vermieden werden, wie sie das von Vattenfall Anfang September vorgelegte Maßnahmenpaket vorsehe. Die Maßnahmen sollten zügig umgesetzt werden, empfiehlt die Kommission. Nach Umsetzung der Kurzfristmaßnahmen sind aus Sicht der Kommission die Voraussetzungen für eine zügige Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel gegeben."
Die Vattenfall-Pressemitteilung endet mit den Worten: "Darüber hinaus empfiehlt die Kommission, das bestehende Sicherheitsmanagement weiter zu optimieren, die Ausbildung und die internationalen Kontakte zum Erfahrungsaustausch zu intensivieren sowie die Öffentlichkeitsarbeit neu zu strukturieren."

Kieler Sozialministerium: "Bericht der Vattenfall-Expertenkommission beinhaltet wenig Neues"

"Zu dem heute in Hamburg vorgelegten Bericht der von Vattenfall eingesetzten Expertenkommission erklärt die in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht" in einer Pressemitteilung des zuständigen Kieler Sozialministeriums am 06.11.07": "'Zunächst einmal begrüße ich natürlich, dass Vattenfall sich eingehend mit den Vorkommnissen am 28. Juni 2007 in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel beschäftigt und dabei auch externen Sachverstand einbindet. Allerdings beinhaltet der Bericht wenig Neues und Überraschendes, vieles wurde bereits in dem im September von Vattenfall in Abstimmung mit der Expertenkommission vorgelegten Maßnahmenkatalog aufgelistet.'"
Von Seiten des Sozialministeriums in Kiel wird weiter mitgeteilt: "Im Einzelnen enthält der Bericht Vorschläge für ein verbessertes Sicherheitsmanagement, optimierte Betriebsführung und geänderte Kommunikation. 'Die Vorschläge zu Änderungen in Technik, Organisation, Management und Schulung gehen grundsätzlich in die richtige Richtung', so Trauernicht. 'Die von uns geforderte Einführung der Dreiwege-Kommunikation auf der Reaktorwarte war bereits von Vattenfall zugesagt worden. Die Audio- und Videoaufzeichnung bei Schulungen ist zu begrüßen. Die kategorische Ablehnung dieser Aufzeichnungsmöglichkeiten im Regelbetrieb halte ich hingegen für falsch. Dies wäre ein gutes Instrument, um bei Störfällen rasch und nachvollziehbar wichtige Erkenntnisse zu gewinnen. Es ist meiner Meinung nach nicht zu verstehen, warum etwa Bankfilialen per Video überwacht werden oder es Voicerecorder in der Luftfahrt gibt, ein so sensibler Bereich wie eine Reaktorwarte aber nicht derart überwacht werden kann. Unsere gutachterliche Prüfung dazu ist noch nicht abgeschlossen. Auch die Reaktorsicherheitskommission soll sich mit der Audio- und Videoaufzeichnung beschäftigen. Und wir prüfen, ob dies im Zuge einer aufsichtlichen Anordnung durchsetzbar ist.'"
"'Von mir geteilt wird die Einschätzung der Kommission, dass bei den Ereignissen am 28. Juni 2007 keine Gefahr für die Bevölkerung bestand', so die Kieler Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht in der Pressemitteilung wörtlich weiter. 'Im Gegensatz zur Expertenkommission sind wir jedoch der Meinung, dass es sich um ein außergewöhnliches Ereignis gehandelt hat, dessen Beherrschung nur durch die Inbetriebnahme von mehreren Sicherheitssystemen möglich war. Auch dem Fazit der Kommission, dass es sich bei den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel um Anlagen handelt, die dem 'Sicherheitsniveau jüngerer Anlagen' entsprechen, stimmen wir nicht zu. Dies ist schon aus konzeptionellen Gründen nicht der Fall.'"
"'Überhaupt nicht nachvollziehen kann ich aber besonders, dass die Expertenkommission zu dem Schluss kommt, dass 'nach Umsetzung der Kurzfristmaßnahmen … die Voraussetzungen für eine unmittelbare Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel gegeben' seien. Dies berücksichtigt in keiner Weise die aktuell aufgetretenen Probleme um Dübel oder Risse in Armaturen', betonte Trauernicht", laut Aussage des Sozialministeriums in Kiel.
"Zu dem von Vattenfall im September vorgelegten Maßnahmenpaket hat die Atomaufsichtsbehörde eine erste Gutacherstellungnahme eingeholt. Diese wurde gestern den Betreibern der Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel übergeben. Trauernicht: 'Im Ergebnis kommen die von mir eingesetzten Sachverständigen darin zu dem Ergebnis, dass die vorgesehenen Maßnahmen in die richtige Richtung gehen, allerdings sind die Darstellungen der Maßnahmen für eine fundierte Bewertung nicht in jeder Beziehung ausreichend konkret. Eine Reihe von Empfehlungen der Sachverständigen weist auf Konkretisierungs- und Ergänzungsbedarf hin. Wir haben die Betreiber hierzu aufgefordert'", so die Pressemitteilung des Sozialministeriums in Kiel abschließend.

AKW Krümmel/Brunsbüttel: Expertenkommission stellt Persilschein aus  - Atomaufsicht spricht von weiteren Mängeln

"Vattenfall behauptet, die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel seien bereit zum Wiederanfahren. Laut Atomaufsicht Schleswig-Holstein sind in beiden Anlagen noch weitere Mängel vorhanden und das Wiederanfahren sei weit entfernt", wird von ContrAtom am 06.11.07 informiert. "Der Betreiber der Atomkraftwerke, Vattenfall, hatte heute [06.11.07] im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse seiner Expertenkommission veröffentlicht, die den Reaktoren einen Persilschein ausstellten und bestimmten, 'dass die organisatorischen und technischen Voraussetzungen für einen sicheren Weiterbetrieb gegeben sind'. Die AKWs seien im Grund bereit zum Wiederanfahren." - "Es gibt Empfehlungen, Mitarbeiter besser zu schulen und in Simulatoren auf den Ernstfall vorzubereiten. Zudem sollten zukünftig Befehle vom Empfänger in der Leitwarte wiederholt werden."
"Die Expertenkommission stellt abschließend fest, die Anlagen befänden sich sicherheitstechnisch auf einem modernen Stand." Von ContrAtom wird auf den Punkt gebracht: "Was auch sonst soll eine Kommission feststellen, deren Arbeitsergebnis - nämlich der reibungslose Weiterbetrieb der Atomanlagen - schon vorher feststand?"
"Die Expertenkommission stellte außerdem fest, dass aufgrund von umfangreichen Nachrüstmaßnahmen in beide Anlagen seit Inbetriebnahme ein Sicherheitsniveau, das dem jüngerer Anlagen entspricht, herrsche. Bestätigt hätten das die Ergebnisse der für beide Anlagen durchgeführten Sicherheitsanalysen im Rahmen der periodischen Sicherheitsüberprüfungen. Im AKW Brunsbüttel aber war das Ergebnis dieser letzten Untersuchung eine Mängelliste mit etwa 700 sicherheitsrelevanten Punkten."
"Festzustellen ist außerdem, "so ContrAtom zutreffend," dass aufgrund diesem 'modernen Stand' der Technik in den letzten Wochen und Monaten - nicht nur im AKW Krümmel und Brunsbüttel - immer wieder zahlreiche Störfälle passierten, zuletzt mussten am vergangenen Freitag in Krümmel ein Elektromotor wegen Defekts ausgetauscht werden, der in einer Kühlwasserpumpe, die an Notstromdiesel und Zwischenkühler Wärme abführt, zum Einsatz kommt."
"Ein weiterer Punkt, den die Kommission für verbesserungswürdig empfiehlt, ist die Technik, mit der die Schnellabschaltungen des Reaktors gesteuert werden." ContrAtom stellt dazu fest: "Diese soll nicht etwa sensibilisiert werden, sondern in ihrer Auslösung verzögert[!], um - wie am 28.06. der Fall - die Abschaltung zu verhindern[!]."
"Die für Atomaufsicht zuständige Ministerin Trauernicht spricht laut Hamburger Abendblatt auch von weiteren technischen Problemen, die Anlagen seien weit entfernt davon, wieder ans Netz zu gehen."
"Abschließend hält die Expertenkommission zur Reaktorsicherheit fest: 'Ein Stillstand bedeutet Rückschritt.' - Wir behaupten das Gegenteil: Nur ein stillgelegtes Atomkraftwerk ist ein sicheres Atomkraftwerk." - Dem kann nur ausdrücklich zugestimmt werden!

"Die Umweltorganisation Greenpeace bezeichnete den Kommissionsbericht als verantwortungslos. Beide Meiler entsprächen nicht dem Stand der Technik und dürften nicht wieder ans Netz gehen. Robin Wood bemängelte die Zusammensetzung der Kommission aus «altgedienten Vertretern der Atomwirtschaft und ihrer Lobby-Verbände». Obwohl zahlreiche Befestigungen von sicherheitsrelevanten Rohrleitungen und Systemen fehlerhaft montiert seien, erwecke Vattenfall den Anschein, dass technisch alles in Ordnung sei." (Nachrichenagentur ddp, 06.11.07)
11. Oktober 2007
AKW Brunsbüttel und AKW Krümmel: Atommeiler erst 2008 wieder ans Netz?

Vom Hamburger Abendblatt wird am 11.10.07 gemeldet: "Die Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel bleiben mindestens bis Jahresende abgeschaltet. Das sagte Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) dem Hamburger Abendblatt. 'In beiden Reaktoren hat es nach den Störfällen im Juni zahlreiche meldepflichtige Ereignisse gegeben, die wir weiter untersuchen.' Mit abschließenden Ergebnissen sei frühestens Anfang 2008 zu rechnen. 'Es kann möglicherweise aber auch viel länger dauern'."
"Die Atomaufsicht durchkreuzt damit die Pläne des Kraftwerksbetreibers Vattenfall, den jeder Tag Stillstand etwa eine Million Euro kostet", berichtet das Hamburger Abendblatt weiter. "Der Energiekonzern [Vattenfall Europe] hätte Brunsbüttel am liebsten schon im September und Krümmel im Oktober [2007] wieder angefahren. Auf jeden Fall sollten die Reaktoren spätestens im Dezember [2007] wieder ans Netz, weil im Winter mit dem Bedarf an Strom die Preise steigen."

Hamburger Abendblatt: "Etwa die Hälfte" der im AKW Brunsbüttel untersuchten Dübel sind "fehlerhaft", im AKW Krümmel sogar "bis zu 70 Prozent"

"Über die Verzögerung will Trauernicht den Energiekonzern persönlich informieren. Am übernächsten Dienstag nimmt sie als Gast an der Aufsichtsratssitzung von Vattenfall Europe in Hamburg teil. Im Gespräch mit dem Abendblatt ließ die Ministerin durchblicken, warum die Atomaufsicht so lange braucht. 'Die Probleme mit den Dübeln in beiden Reaktoren sind größer als erwartet', zitiert das Hamburger Abendblatt. "In Brunsbüttel sei etwa die Hälfte der untersuchten Dübelverbindungen fehlerhaft. In Krümmel seien es je nach Dübelhersteller 20 bis 70 Prozent."
"Für die Sicherheit von Kernkraftwerken sind die Spezialdübel, sogenannte Hinterschnittanker, von großer Bedeutung", wird im dem Artikel des Hamburger Abendblatt erläutert. "Mit ihnen werden Rohrleitungen befestigt und so vor Druckstößen gesichert. Bei der Montage in Krümmel und Brunsbüttel lief aber offenbar einiges schief. Laut Mängelkatalog der Atomaufsicht wurden unter anderem falsche Dübel eingesetzt, Unterlegscheiben vergessen und Fehlbohrungen nicht verschlossen."

Die voraussichtlich endgültige Abschaltung des Atomreaktors in Brunsbüttel wird damit in den Zeitraum der nächsten Bundestagswahl verschoben!

In dem Artikel des Hamburger Abendblatt wird festgestellt: "Klar ist, dass die Mängel vor einer Wiederinbetriebnahme der Meiler behoben werden müssen und das viel Zeit kostet. In Hessen stehen etwa die Reaktoren Biblis A und B wegen Dübelproblemen seit über einem Jahr still. Für Vattenfall könnte sich die Hängepartie im Fall Brunsbüttel auszahlen. Durch die Zwangspause hat sich der Termin für die endgültige Abschaltung des Reaktors von Frühjahr auf Herbst 2009 verschoben und damit in den Zeitraum der nächsten Bundestagswahl."
"Krümmel war nach einem Störfall am 28. Juni vom Netz genommen worden, Brunsbüttel nach einer Pannenserie am 18. Juli. Beide Vorfälle hatten eine bundesweite Debatte über die Sicherheit von Kernkraftwerken und den Ausstieg aus der Atomenergie ausgelöst", so der Bericht im Hamburger Abendblatt rückblickend.

09. September 2007
Vattenfall will Laufzeit-Verlängerung für das AKW Brunsbüttel gerichtlich durchsetzen

"Trotz der zahlreichen Pannen will der AKW-Betreiber Vattenfall den umstrittenen Meiler Brunsbüttel länger als bislang geplant am Netz lassen. «Vattenfall hat das Ziel, die Laufzeit zu verlängern», sagte Unternehmenschef Hans-Jürgen Cramer dem Nachrichtenmagazin «Focus». Daran halte Vattenfall trotz der jüngsten Vorkommnisse fest.
Gegen das im Atomausstiegsgesetz festgelegte Stilllegungsjahr für Brunsbüttel 2009 will der Energiekonzern notfalls vor Gericht ziehen: «Möglicherweise werden wir das juristisch ausfechten müssen», wird Cramer zitiert. Das Gesetz erlaube die Übertragung von Strommengen: «Eine Option wäre, weniger Strom in Krümmel zu produzieren und Brunsbüttel länger laufen zu lassen.»
Deutliche Kritik äußerte Cramer am Plan von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), die sieben ältesten Meiler, darunter auch Brunsbüttel, sofort abzuschalten. Das sei eine politische Forderung des Ministers, eine rechtliche Grundlage sehe er nicht: «Die Gleichung, alte Meiler, sind unsicher, neue sicher, ist unseriös. Kernkraftwerke werden permanent modernisiert», sagte Cramer. Ein älteres AKW sei deshalb auch ein sicheres AKW.
Cramer räumte zugleich Fehler beim Krisenmanagement nach den Störfällen in Brunsbüttel und Krümmel ein: «Von Anfang an hätten wir über die Vorfälle offen, schnell und umfassend berichten müssen.» Inzwischen habe es aber «einen radikalen Kurswechsel in der Kommunikation» gegeben. Cramer hatte Mitte Juli den Chefposten übernommen, nachdem Vorgänger Klaus Rauscher wegen der Pannen zurückgetreten war.
Von den Energiekonzernen verlangt Cramer nun generell einen transparenten Kurs bei der Atomkraft. Die Atomkraftwerke müssten für die Öffentlichkeit geöffnet werden und dürften keinen Raum für Zweifel und Spekulationen lassen: «Gelingt uns das, glaube ich sogar an einen Aufwind für die Kernenergie in Deutschland.»
Die Stilllegung der Meiler Brunsbüttel und Krümmel, die vor Oktober wohl nicht wieder ans Netz gehen, kostet Vattenfall mehr als 100 Millionen Euro. «Die Summe scheint realistisch», antwortete Cramer auf eine entsprechende Frage. Jeder Tag, an dem die Meiler still stünden, koste rund eine Million Euro. Erstmals bezifferte Cramer auch die Kundenverluste in den Kernmärkten Berlin und Hamburg: «Wir haben in den vergangenen vier Monaten etwa 100.000 Kunden an Wettbewerber verloren. Das ist schmerzlich und nicht akzeptabel, auch wenn unser Kundenstamm noch bei 2,7 Millionen Haushalten liegt.»" (Nachrichtenagentur AP, 09.09.07, 09:34 Uhr)

"Vattenfall will trotz jüngster Pannen in Atomkraftwerken den umstrittenen Meiler Brunsbüttel länger als bislang geplant am Netz lassen. Das Unternehmen habe das Ziel, die Laufzeit zu verlängern, der Sprecher des Vorstands von Vattenfall Europe, Hans-Jürgen Cramer dem Nachrichtenmagazin «Focus». «Daran halten wir trotz der jüngsten Vorkommnisse fest» fügte er hinzu. Laut Atomausstiegsgesetz soll Brunsbüttel 2009 vom Netz gehen. Dagegen will der Energiekonzern notfalls vor Gericht ziehen: «Möglicherweise werden wir das juristisch ausfechten müssen», erklärte Cramer. ..." (Nachrichtenagentur ddp, 09.09.07, 08:16 Uhr)

05. September 2007
Vattenfall Europe: "Brunsbüttel und Krümmel: Untersuchungen fortgesetzt"

"Die Untersuchung von Dübeln im Kernkraftwerk Brunsbüttel hat", laut einer Pressemitteilung des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe am 05.09.07, "bisher keine Hinweise auf Sicherheitsmängel ergeben. Nach derzeitiger Bewertung liegen keine Befunde vor, die die sicherheitstechnischen Anforderungen der betroffenen Systeme bei einem Störfall beeinträchtigen." 
"An Halterungen von Rohrleitungen und anderen Systemen waren in den vergangenen Wochen Auffälligkeiten festgestellt worden. So sind einzelne Dübel nicht spezifikationsgemäß gesetzt", wird von Vattenfall Europe zugegeben. "In anderen Fällen weisen Dübelplatten zu große Bohrlöcher oder fehlende Unterlegscheiben auf. Nach derzeitigem Stand beeinträchtigen die Abweichungen aber nicht die sicherheitstechnischen Anforderungen."
"Über diesen Zwischenstand hat der Betreiber die atomrechtliche Aufsichtsbehörde, das Kieler Sozialministerium, informiert." Vattenfall Europe teilt weiter mit: "Untersuchung und Bewertung von Dübelhalterungen in Brunsbüttel sollen in den kommenden Wochen fortgesetzt werden. Neben Systemen, für deren Stabilität besondere Anforderungen wie Erdbebensicherheit gelten, werden dabei auch andere Komponenten untersucht."

04. September 2007
AKW Brunsbüttel ist Spitzenreiter auf der Hitliste der AKW-Pannen

"Störfall-Spitzenreiter ist das 31 Jahre alte AKW Brunsbrüttel mit 113 meldepflichtigen Ereignissen innerhalb der vergangenen zehn Jahre, knapp gefolgt von den beiden ältesten Meilern Biblis B und A mit 112 respektive 99 Störungen. Gleich danach kommen die nur unwesentlich jüngeren AKW Unterweser (91), Philippsburg I (75) und Neckarwestheim (63). Alter und Störfallanfälligkeit haben also eine fast spiegelbildliche Entsprechung. Nur einen Ausreißer hat die Statistik: den Skandalmeiler Krümmel. Der liegt mit 101 Vorkommnissen seit 1997 ganz vorn im Störfall-Register, obwohl der Meiler mit Baujahr 1983 eigentlich nicht zu den Methusalems zählt. Doch auch dieser Ausreißer passt durchaus ins Gesetz der Serie 'alt gleich störanfällig', denn Krümmel ist nur eine leicht modernisierte Variante der Reaktor-Oldies und galt schon bei seiner Inbetriebnahme als veraltet."
 "Aber die offizielle Statistik zeigt nicht nur, dass ältere Reaktor-Bautypen unsicherer sind. Die Atommeiler werden offenbar auch im Laufe des Betriebs pannenanfälliger. So ereigneten sich von den 113 Störfällen in Brunsbüttel 99 in den vergangenen fünf Jahren. Verstärkt wird die Altersschwäche noch durch einen weiteren Risikofaktor: Die meisten AKW-Oldies sind gar nicht oder weniger gegen Terrorangriffe aus der Luft gewappnet als jüngere Reaktoren." (fr-online.de, 04.09.07)

20. August 2007
AKW Brunsbüttel: Auffälligkeiten an Ventilen des Schnellabschaltsystems

In den von Vattenfall Europe betriebenen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel nimmt die 'Pannenserie' kein Ende: Am 20.08.07 ist von Vattenfall Europe ein weiteres 'meldepflichtiges Ereignis' im zur Zeit abgeschalteten AKW Brunsbüttel der zuständigen Atomaufsichtsbehörde in Kiel mitgeteilt worden. - Konkret geht bei dem neuen 'Vorkommnis' um "Auffälligkeiten an Ventilen des Schnellabschaltsystems".

Das für die Atomaufsicht im Land Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel hat in einer Pressemitteilung mit Datum vom 20.08.07 zu den neuen 'Ereignissen' in dem Atomkraftwerk Brunsbüttel sowie im Atomkraftwerk Krümmel des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe bekannt gegeben:  
"Die Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel hat heute (20. August 2007) dem Sozialministerium als zuständiger Reaktoraufsichtsbehörde mit einer formellen Meldung entsprechend der Atomrechtlichen Sicherheitsbeauftragen- und Meldeverordnung mitgeteilt, dass undichte Membranen an den Entlastungsarmaturen des Schnellabschaltsystems festgestellt wurden. Die Betreiberin hat die als vorläufig gekennzeichnete Meldung in die Kategorie „N“ (normal) der Meldeverordnung und in die INES-Kategorie 0 eingestuft. Die Aufsichtsbehörde hat Sachverständige mit der Prüfung der Ursachen und die Betreiberin mit Maßnahmen gegen Wiederholung beauftragt."
"Auch die Betreiberin des Kernkraftwerks Krümmel hat heute das Sozialministerium als zuständige Atomaufsichtsbehörde fristgerecht schriftlich über ein Meldepflichtiges Ereignis informiert, das sie der Kategorie „N“ der Meldeverordnung und der INES-Kategorie 0 zugeordnet hat", wird vom Kieler Sozialministerium weiter mitgeteilt. "Bei der im Rahmen der laufenden Revision durchgeführten Überprüfung von Schweißnähten an Absaugeleitungen von Armaturen innerhalb und außerhalb des Sicherheitsbehälters sind Risse in 14 Rohrleitungsabschnitten vorgefunden worden. Die Rohrleitungen mit einem Durchmesser von circa 15 Millimetern werden im Unterdruckbereich betrieben und sollen bei Dichtungsleckagen Wasser und Dampf gezielt abführen. Die Untersuchung weiterer Absaugeleitungen dauert an."
"Die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel sind zurzeit beide abgeschaltet", so das zuständige Sozialministerium in Kiel abschließend.

Vattenfall Europe: "Meldepflichtige Ereignisse in Brunsbüttel und in Krümmel"

"Im Rahmen regelmäßiger Prüfungen sind im Kernkraftwerk Brunsbüttel Auffälligkeiten an Membranen der Pneumatikventile des Schnellabschaltsystems festgestellt worden", wird von Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung am 20.08.07 zugegeben. "Die Inspektion der so genannten Entlastungsarmaturen ergab drei Befunde. Die betroffenen Membranen wurden ausgetauscht."
"Der Vorgang stellt", aus der Sicht von Vattenfall Europe, "ein Meldepflichtiges Ereignis der Kategorie N „Normal“ dar. Dies wurde der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde am Montag mitgeteilt. Die Bewertung zur Einstufung nach der internationalen Bewertungsskala INES ergibt, dass das Ereignis in die Stufe 0, das heißt unterhalb der sieben Stufen, einzuordnen ist."
"Wie schon am Freitag [17.08.07] per Pressemeldung mitgeteilt, waren im Zuge der Revisionsarbeiten im Kernkraftwerk Krümmel bei der Prüfung von Schweißnähten an Rohrleitungen schadhafte Stellen an Absaugeleitungen von Armaturen innerhalb und außerhalb des Sicherheitsbehälters festgestellt worden", teilt Vattenfall Europe weiter mit.
"Die bisher 14 Rissbefunde sind", laut Vattenfall Europe", der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde am Montag als Meldepflichtiges Ereignis der Kategorie N „Normal“ (INES 0) angezeigt worden. Zurzeit erfolgt die Untersuchung weiterer Absaugeleitungen. Bei der derzeitigen Revision im Kernkraftwerk Krümmel ist bisher etwa die Hälfte der insgesamt rund zweitausend Arbeitsvorhaben abgearbeitet worden."

14. August 2007
AKW Brunsbüttel: Vattenfall klagt gegen abgelehnte Reststrom-Übertragung

"Der Betreiber des Atomkraftwerks Brunsbüttel kämpft weiter um eine längere Laufzeit des Meilers", wird von der Nachrichtenagentur AP am 14.08.07 gemeldet. "Nach der Ablehnung durch das Bundesumweltministerium verfolge Vattenfall weiter den Rechtsweg, um Strommengen des stillgelegten AKW Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel zu übertragen, erklärte das Unternehmen am Dienstag [14.08.07] in Hamburg. Eine bereits Anfang Mai beim Oberverwaltungsgericht Schleswig eingereichte Klage auf Erteilung der Zustimmung werde jetzt um einen Antrag auf Aufhebung des ablehnenden Bescheids ergänzt."
Von der Nachrichtenagentur AP wird dazu weiter berichtet: "Vattenfall hatte nach eigenen Angaben im März beantragt, 15 Milliarden Kilowattstunden aus dem Kontingent von Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel zu übertragen. Dadurch könnte der Meiler in Brunsbüttel, dessen derzeit noch verbleibende Reststrommenge rechnerisch im ersten Halbjahr 2009 erreicht wird, zweieinhalb Jahre länger betrieben werden. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte den Antrag am 1. August abgelehnt."
"Derzeit steht das AKW Brunsbüttel still", so die AP-Meldung. "Der Meiler war am 28. Juni nach einem Kurzschluss per Schnellabschaltung vom Netz genommen, kurz darauf aber wieder hochgefahren worden. Am 21. Juli war er erneut abgeschaltet worden, weil die Atomaufsicht fehlerhafte Dübelhalterungen gefunden hatte. Wann er wieder in Betrieb geht, ist noch unklar."

Von der Nachrichtenagentur ddp wird darüber am 14.08.07 gemeldet: "Der Energiekonzern Vattenfall Europe drängt weiter auf eine Verlängerung der Laufzeit des schleswig-holsteinischen Atomkraftwerkes Brunsbüttel. Die entsprechende Klage beim Oberverwaltungsgericht Schleswig sei um einen Antrag auf Aufhebung des ablehnenden Bescheids des Bundesumweltministeriums ergänzt wurden, teilte das Unternehmen am Dienstag [14.08.07mit. Vattenfall hatte die Klage auf Erteilung der Zustimmung zur Laufzeitverlängerung des Atommeilers bereits Anfang Mai eingereicht."
Die ddp-Meldung weiter: "Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte Anfang August die von Vattenfall beantragte Übertragung von Strommengen des stillgelegten Atommeilers Mülheim-Kärlich auf das AKW Brunsbüttel abgelehnt. Gabriel begründete die Entscheidung damit, dass nach dem Atomgesetz Strommengen von Mülheim-Kärlich nicht auf Brunsbüttel übertragen werden dürften."
"Laut Atomgesetz hat das Atomkraftwerk [Brunsbüttel] noch eine Reststrommenge von rund 13 Milliarden Kilowattstunden. Diese wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2009 verbraucht sein", wird in der ddp-Meldung abschließend berichtet.

Weder von Vattenfall Europe, dem Betreiber des AKW Brunsbüttel, noch von dem für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministerium in Kiel oder vom Bundesumweltministerium liegt bislang eine offizielle Mitteilung im Netz vor.

13. August 2007
AKW Brunsbüttel: Defektes Brennelement wurde ausgetauscht

"Im Kernkraftwerk Brunsbüttel ist ein schadhaftes Brennelement ausgetauscht worden", ist von dem Betreiber Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung vom 13.08.07 bekannt gegeben worden. "Bei Untersuchungen Ende Juli hatten Messwerte des Reaktorwassers auf eine beginnende Undichtigkeit im Hüllrohr eines der 532 Brennelemente hingewiesen. Daraufhin hatte der Betreiber den Tausch des entsprechenden Brennelements vorbereitet. Es wurde nach Zustimmung der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde am Wochenende gegen ein anderes Brennelement aus dem Abklingbecken des Kraftwerks ausgewechselt. Die Berechnung der endgültigen Kernkonfiguration wird innerhalb einer Woche der Aufsichtsbehörde vorgelegt."
Vattenfall Europe teilt der Öffentlichkeit weiter mit: "Unterdessen ist die Ursache einer Auffälligkeit bei der Reaktorschnellabschaltung in Brunsbüttel am 28. Juni gefunden und behoben worden. Bei der Abschaltung war einer der 129 Steuerstäbe langsamer zwischen die Brennelemente eingeschossen als vorgesehen. Statt einer planmäßigen Zeit von bis zu vier Sekunden brauchte er 5,2 Sekunden. Der Grund dafür lag in Fremdkörpern in einem Kombiventil im Antrieb dieses Steuerstabs."
"Die Bewertung der Dübeluntersuchungen in Brunsbüttel geht weiter", so Vattenfall Europe in der Pressemitteilung. "Die Auswertung der Inspektionsergebnisse soll in dieser Woche mit der Aufsichtsbehörde erörtert werden, um danach das weitere Vorgehen abzusprechen. Dabei geht es um die Frage, ob die Auffälligkeiten an einigen Dübeln sicherheitstechnisch bedeutsam sind. Nach dem Ergebnis dieser Bewertung richtet sich der Zeitplan, wann das Kraftwerk wieder ans Netz gehen kann."

Von Seiten des für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministeriums in Kiel liegt darüber bislang keine Pressemitteilung vor.

Rückblick: Ersatztrafo-Transport aus dem AKW Brunsbüttel zum AKW Krümmel

Zu dem Trafo-Transport aus Brunsbüttel nach Krümmel sowie über die Proteste und Aktionen dagegen gibt es auf ContrAtom ( http://www.contratom.de/ ) eine ausführliche Zusammenfassung (mit Fotos) unter: 2007-08-11Rückblick- Trafo-Transport von Brunsbüttel nach Krümmel!

10. August 2007
Der Ersatztransformator-Transport ist im AKW Krümmel angekommen

=> Zu dem Trafo-Transport aus Brunsbüttel nach Krümmel sowie über die Proteste und Aktionen dagegen gibt es auf ContrAtom ( http://www.contratom.de/ ) ausführliche Infos (mit Fotos) unter: 10.08.2007 - Trafo-Blockade auf dem Weg zum AKW Krümmel , 09.08.2007 - Sitzblockade und Kletteraktion gegen Trafo-Transport , 08.08.2007 - Trafo-Transport- Kletteraktion an der Schleuse Geesthacht und 08.08.2007 - Trafo-Transport- Bootsaktion auf der Elbe 

Von der Nachrichtenagentur AP wird am 10.08.07 um 17:34 Uhr gemeldet: "Sechs Wochen nach dem Brand im Atomkraftwerk Krümmel und nach einem hürdenreichen Transport ist ein Ersatztransformator auf dem Gelände angekommen. Das rund 400 Tonnen schwere Gerät erreichte am Freitag auf einem 16-achsigen Anhänger das Werkstor, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Die Ankunft hatte sich verzögert, weil zunächst ein Achsenschaden behoben werden musste. Erst am Nachmittag konnte der Transporter laut Polizei die letzte Etappe, die rund 3,5 Kilometer vom Hafen in Geesthacht zum AKW, zurücklegen. Trotz Aktionen von Atomkraftgegnern sei dies reibungslos verlaufen.
Zwei Umweltaktivisten seien auf einen Hochspannungsmast geklettert, zirka 15 weitere hätten eine Sitzblockade durchgeführt, berichtete die Polizeisprecherin. Die Demonstranten seien von der Polizei von der Straße getragen worden, der Transport habe sich nur um gut 20 Minuten verzögert. Größer war die Verzögerung durch einen Achsenschaden. Diesen hatte ein von der Polizei herbeigerufener Gutachter am Donnerstagabend festgestellt. Am Freitagmorgen sei er behoben worden.
Das neue Gerät soll den bei einem Feuer am 28. Juni zerstörten Transformator ersetzen. Das Reservegerät stammt dem Betreiber Vattenfall zufolge aus der Atomanlage in Brunsbüttel. Es war bereits am Dienstag auf einen Ponton verladen und über die Elbe Richtung Geesthacht verschifft worden. Umweltaktivisten von Greenpeace und Robin Wood hatten den Transport mit Schlauchbooten und Blockaden von Schleusen immer wieder verzögert.
Der Atommeiler Krümmel ist seit dem Brand des Transformators vom Netz. Derzeit geht Vattenfall davon aus, dass der Stillstand noch bis in den September hinein dauert."

"Der neue Transformator für das derzeit noch still stehende Atomkraftwerk Krümmel ist am Freitagnachmittag auf dem Reaktorgelände eingetroffen", berichtet die Nachrichtenagentur ddp am 10.08.07 um 16:47 Uhr. "Das Bauteil passierte nach rund 3,5 Kilometer langem Straßentransport vom Elbhafen Geesthacht bis in den Ortsteil Krümmel mit einem Tag Verspätung gegen 16.30 Uhr das Werkstor, wie eine Polizeisprecherin am Freitag auf ddp-Anfrage in Geesthacht sagte.
Zuvor hatten rund 15 Umweltaktivisten zwischenzeitlich die Straße blockiert. Sie wurden von Einsatzkräften weggetragen. Zwei weitere Aktivisten mussten mit einer Drehleiter von einem Hochspannungsmast heruntergeholt werden. Die Polizei nahm ihre Personalien auf.
Spezialisten hatten am Freitag den Achsenschaden des Tiefladers repariert. Ein Hydraulik-Defekt an einer der 16 Achsen des Aufliegers hatte den Straßentransport des 475 Tonnen schweren Bauteils zwischenzeitlich gestoppt.
Nach Angaben des Betreibers Vattenfall Europe kann der neue Trafo aber erst im September in Betrieb genommen werden. Zuvor muss das Trafo-Gebäude umgebaut werden. Bis Ende August soll die Revision des Atommeilers beendet sein.
Am Donnerstag hatten Aktivisten von Robin Wood den Schiffstransport des Trafos zunächst blockiert. Sie hatten sich am Mittwochabend von einer Elbbrücke abgeseilt, die Aktion am Donnerstagmorgen aber freiwillig beendet. Der Reaktor Krümmel war am 28. Juni ebenso wie das AKW Brunsbüttel per Schnellabschaltung heruntergefahren worden. Im AKW Krümmel hatte nach einem Kurzschluss ein Transformator gebrannt."

Robin Wood: "Trafo-Transporter ist abfahrbereit - ROBIN WOOD protestiert mit einer Sitzblockade und Seilbrücke an der Straßenstrecke nach Krümmel"

Robin Wood gibt in einer Pressemitteilung am 10.08.07 um 15:00 Uhr bekannt: "Aus Protest gegen die maroden Vattenfall-AKWs Krümmel und Brunsbüttel haben sich zurzeit etwa rund ein Dutzend Menschen am Hafen in Geesthacht auf der Straße nach Krümmel niedergelassen. Über diese Straße soll der Transport mit dem Ersatz-Trafo vom AKW Brunsbüttel zum AKW Krümmel rollen. Über der Sitzblockade haben drei ROBIN WOOD-KletterInnen zwischen einem Strommasten und einer Pappel eine Seilbrücke gespannt. Die Feuerwehr hat damit begonnen, die Kletterer zu räumen.
Die Reparaturarbeiten an einer Achse des Aufliegers, der den tonnenschweren Transformator trägt, sind inzwischen abgeschlossen worden. Der Auflieger steht zusammen mit zwei Zugmaschinen abfahrbereit.
Der AKW-Betreiber Vattenfall braucht den Ersatz-Trafo, weil der alte am 28. Juni bei einem Brand im AKW Krümmel beschädigt wurde.
ROBIN WOOD fordert die sofortige Stilllegung der AKWs Krümmel und Brunsbüttel."

Die Nachrichtenagentur ddp meldet am 10.08.07 um 10:51 Uhr: "Spezialisten haben am Freitag in Geesthacht mit der Reparatur eines Lkw-Aufliegers für den Transport eines Transformators in das Atomkraftwerk Krümmel begonnen. Die Arbeiten könnten möglicherweise bereits am frühen Nachmittag abgeschlossen sein, wie eine Polizeisprecherin auf ddp-Anfrage sagte. Ein Hydraulik-Defekt an einer der 16 Achsen des Aufliegers hatte den Transport des Trafos vom Geesthachter Hafen zum 3,5 Kilometer entfernten AKW Krümmel am Donnerstagnachmittag gestoppt.
Demnach könnte der Straßentransport des 475 Tonnen schweren Bauteils noch am Freitag stattfinden. Die Polizei rechnete damit, dass dies etwa anderthalb Stunden dauern wird. Nach Angaben des Betreibers Vattenfall kann der neue Trafo aber erst im September in Betrieb genommen werden. Zuvor muss das Trafo-Gebäude umgebaut werden. Bis Ende August soll die Revision des Atommeilers beendet sein.
Am Donnerstag hatten Aktivisten von Robin Wood den Schiffstransport des Trafos zunächst blockiert. Sie hatten sich am Mittwochabend von einer Elbbrücke abgeseilt, die Aktion am Donnerstagmorgen aber freiwillig beendet. Der Reaktor Krümmel war am 28. Juni ebenso wie das AKW Brunsbüttel heruntergefahren worden. Im AKW Krümmel hatte nach einem Kurzschluss ein Transformator gebrannt."

Robin Wood: "ROBIN WOOD-Proteste gegen Trafo-Transport nach Krümmel dauern an"

"AktivistInnen von ROBIN WOOD und der Anti-Atomgruppe Contratom protestieren weiterhin im Hafen von Geesthacht gegen den Transport eines Ersatz-Trafos für das marode AKW Krümmel", teilt Robin Wood in einer Pressemiteilung am 10.08.07 mit. "Mit einer Kletteraktion in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatten sie den Transport von Brunsbüttel nach Krümmel über Stunden blockiert. Zurzeit laufen noch immer die Reparaturarbeiten an dem Tieflader, der den mehrere Hundert Tonnen schweren Trafo geladen hat. Sind sie abgeschlossen, wird sich der Tieflader voraussichtlich im Laufe des heutigen Tages über die etwa dreieinhalb Kilometer lange Straßenstrecke auf den Weg zum AKW machen. Mit weiteren Protesten entlang der Straße ist zu rechnen.
'Bei Vattenfall folgt Panne auf Panne. Der Skandal-Konzern kriegt nicht einmal den Transport eines Ersatz-Trafos für das AKW Krümmel technisch einwandfrei über die Bühne. Der Imageschaden für den Konzern ist jetzt schon enorm. Noch mehr Kunden werden dem Unternehmen davonlaufen und zu Ökostromanbietern wechseln, und das ist gut so', sagt Hanna Poddig von ROBIN WOOD. 'Denn Vattenfall gefährdet durch den Betrieb seiner Schrottreaktoren in Krümmel und Brunsbüttel auf unverantwortliche Weise uns und unsere Umwelt. Die Meiler gehören vom Netz -- für immer.'
Die Proteste von ROBIN WOOD hatten am vergangenen Mittwochabend gegen 20 Uhr begonnen, als sich fünf KletterInnen von der Autobrücke über der Einfahrt zur Schleusenkammer in Geesthacht abseilten. Das Schiff mit dem Tieflader samt Trafo war zur gleichen Zeit dort angekommen, konnte die Schleuse jedoch nicht passieren und legte erst einmal an. Andere Binnenschiffe ließen die KletterInnen hingegen durchfahren.
'Das Schiff wäre sonst sicher noch am gleichen Abend weiter gefahren', sagt ROBIN WOOD-Kletterin Jule. 'Wir haben durch unsere Aktion die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Transport gelenkt und gezeigt, dass wir uns mit aller Kraft gegen das Wiederanfahren von Krümmel stemmen.'
Nach etwa zwölf Stunden in den Seilen entschieden sich die KletterInnen, die Aktion an der Schleuse zu beenden, um einer gewaltsamen und gefährlichen Räumung durch die Polizei zuvorzukommen und eine Eskalation zu vermeiden.
Dafür gingen die Proteste auf der Straße weiter -- mit einer Sitzblockade und Kletteraktionen kurz hinter dem Hafengelände. Etwa 40 AtomkraftgegnerInnen von ROBIN WOOD und contratom blockierten zeitweilig die Straßenstrecke nach Krümmel. Andere kletterten auf Laternen und einen Strommasten und spannten Anti-AKW-Transparente auf."

09. August 2007
Trafotransport sitzt wegen Defekt des Aufliegers in Geesthacht fest! - Zuvor erfolgreiche Proteste auf der Elbe gegen den Ersatztrafo-Transport zum AKW Krümmel

Aktuelle Infos zu Aktionen und Stand der Dinge zum Trafo-Transport auf der Elbe aus Brunsbüttel zum AKW Krümmel unter: www.contratom.de/xposting , Infotelefon: 0160 - 95 48 96 10

Robin Wood: "Kein Netzanschluss für das AKW Krümmel!"

Von Robin Wood wird in einer Pressemiteilung am 09.08.07 bekannt gegeben: "ROBIN WOOD hat es erneut geschafft, den nunmehr auf einem Tieflader abfahrbereit stehenden Transformator zu blockieren. Bei schönstem Wetter und bei bester Laune sitzen ca. 35 Menschen auf der Straße. Ein großes Transparent ist darüber aufgespannt. ROBIN WOOD-Aktivistin Hanna Poddig sagte: 'Damit gibt es auch weiterhin keinen Netzanschluß für das gefährliche marode AKW Krümmel, was wir aus Sicherheitsgesichtspunkten für richtig halten'.
Für Rückfragen: vor Ort 0175 - 976 70 27"

Greenpeace: "Protest auf der Elbe gegen Ersatzteil-Transport zum AKW Krümmel - Streit um Atomkraft auch auf der Hauptversammlung von Vattenfall in Berlin"

Greenpeace erklärt in einer Pressemitteilung am 09.08.07 zum Transport des Ersatz-Trafos aus Brunsbüttel zum AKW Krümmel: "Gegen den weiteren Transport eines neuen Transformators zum Atomkraftwerk Krümmel protestiert Greenpeace heute morgen [09.08.07] auf der Elbe. Das Schiff Geetruida vas wees versucht, mit dem Ersatztrafo in Gesthaacht anzulegen. Zwanzig Aktivisten protestieren im Wasser sowie in fünf Schlauchbooten und halten Banner mit der Forderung 'AKW Krümmel: Stilllegen statt flicken'. Ein Tieflader soll den Transformator weiter zum Atomkraftwerk Krümmel transportieren.
'Der Schrott-Reaktor in Krümmel darf nicht wieder ans Netz gehen', sagt Greenpeace-Sprecher Jan Haase. 'Die Zwischenfälle in Krümmel und Brunsbüttel zeigen, dass es ein massiver Fehler wäre, an dieser veralteten Technik festzuhalten'.
Auch auf der heutigen Hauptversammlung des Kraftwerkbetreibers Vattenfall in Berlin wird Greenpeace die endgültige Abschaltung störanfälliger Reaktoren fordern. In einer Rede vor Aktionären und dem Vorstand des Energiekonzerns wird Heinz Smital, Energieexperte der Umweltorganisation, die Vattenfall-Führung davor warnen, die Risiken der Atomenergie für das Unternehmen fahrlässig zu unterschätzen. Der Konzern müsse ökologisch umgebaut werden.
Der Transformator soll die durch einen Brand am 28. Juni zerstörte Anlage am Atomkraftwerk Krümmel ersetzen. Bislang ist noch nicht absehbar, wann der Reaktor wieder ans Netz gehen darf.
Greenpeace fordert, alle Prüf- und Störfallberichte in Zukunft der Öffentlichkeit kurzfristig zugänglich zu machen. Ebenso müssen unabhängige Gutachter Zugang zu den Anlagen bekommen. Zudem muss die Atomaufsicht verschärft werden, Sanktionen müssen bis zum Entzug der Lizenz möglich sein. Alte und störanfällige Atomkraftwerke wie die Vattenfall-Reaktoren in Krümmel und Brunsbüttel müssen sofort abgeschaltet werden."

Die Nachrichtenagentur AP meldet am 09.08.07 um 16:07 Uhr unter der Überschrift "Ersatztransformator für AKW Krümmel in Geesthacht angekommen": "Sechs Wochen nach dem Brand im Atomkraftwerk Krümmel ist ein Ersatztransformator im nahe gelegenen schleswig-holsteinischen Geesthacht angekommen. Das Gerät soll einen bei dem Feuer am 28. Juni zerstörten Transformator ersetzen. Das rund 400 Tonnen schwere Ersatzgerät erreichte auf einem schwimmenden Ponton den Hafen von Geesthacht und wurde dort an Land gebracht.
Der rund 3,5 Kilometer lange Weitertransport an Land bis zum AKW verzögert sich aber wegen eines Schadens am Transportfahrzeug, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Erst nach einer Reparatur soll es weitergehen, frühestens Freitag.
Der Brand von einem der beiden Transformatoren in Krümmel am 28. Juni stand am Anfang einer ganzen Reihe von Pannen, in deren Zusammenhang die Meiler Krümmel und Brunsbüttel heruntergefahren wurden. Das Reservegerät stammt dem Unternehmen zufolge aus der Atomanlage in Brunsbüttel. Es war bereits am Dienstag auf einen Ponton verladen und über die Elbe Richtung Geesthacht verschifft worden.
Atomkraftgegner hatten den Transport, der auf der Elbe von einem massiven Aufgebot der Wasserschutzpolizei begleitet worden war, immer wieder behindert. Am Mittwochabend hatten sich nach Angaben der Polizei fünf Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood von einer Brücke kurz vor einer Schleuse bei Geesthacht abgeseilt und das Schiff gestoppt.
Am Donnerstagmorgen seien sechs Schlauchboote von Greenpeace im Wasser gewesen. Sie seien jedoch von der Polizei geentert worden, wie die Sprecherin sagte. Greenpeace zufolge waren rund 20 Aktivisten in Geesthacht im Einsatz."

"Begleitet von Protesten erreicht neuer AKW-Trafo Geesthacht" meldet die Nachrichtenagentur ddp am 09.08.07 um 11:46 Uhr. Die Nachrichtenagentur ddp darin weiter: "Begleitet von Protesten hat der für das Atomkraftwerk Krümmel bestimmte Transformator am Donnerstag Geesthacht erreicht. Zwischenzeitlich hatten fünf Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood den Transport in Geesthacht blockiert, wie eine Polizeisprecherin auf ddp-Anfrage sagte. Sie hatten sich von einer Elbbrücke abgeseilt, die Aktion aber freiwillig beendet.
Kurz vor 9.00 Uhr habe der Ponton die Anlegestelle am AKW-Standort in Geesthacht erreicht, sagte die Sprecherin. Währenddessen protestierten Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace auf mehreren Schlauchbooten gegen die geplante Wiederinbetriebnahme des Atommeilers. Einsatzkräfte der Polizei enterten die Boote, um dem Transport das Anlegen zu ermöglichen.
Die restlichen 3,5 Kilometer von der Anlegestelle bis zum AKW im Ortsteil Krümmel wird der Transport auf der Straße zurücklegen. Die Polizei rechnete damit, dass dies etwa anderthalb Stunden dauern werde. Demnach könnte der Trafo am frühen Nachmittag den Atommeiler erreichen.
Greenpeace wollte auch auf der Hauptversammlung des Kraftwerkbetreibers Vattenfall Europe am Donnerstag in Berlin gegen die Kernenergie protestieren. Nach Angaben des Energiekonzerns kann der neue Trafo erst im September in Betrieb genommen werden. Zuvor muss das Trafo-Gebäude umgebaut werden. Bis Ende August soll die Revision des Atomkraftwerks beendet sein.
Der Reaktor Krümmel war am 28. Juni ebenso wie das AKW Brunsbüttel per Schnellabschaltung heruntergefahren worden. Im AKW Krümmel hatte nach einem Kurzschluss ein Transformator gebrannt. Wegen fehlerhafter Halterungen für Rohrleitungen des Not- und Nachkühlsystems steht derzeit auch der Atommeiler in Brunsbüttel still.

08. August 2007
A
btransport des Ersatz-Trafos für das AKW Krümmel auf Schwimmponton aus Brunsbüttel nach Geesthacht gestartet - UmweltaktivistInnen stoppen Transformatoren-Transport ins AKW Krümmel

Greenpeace: "Vattenfall will heimlich Transformator zum AKW Krümmel transportieren"

Von Greenpeace wird am 08.08.07 in einer Pressemitteilung mit dem Titel "Vattenfall will heimlich Transformator zum AKW Krümmel transportieren" bekannt gegeben: "In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat der Energiekonzern Vattenfall heute früh [08.08.07] mit dem Transport eines neuen Transformators zum Atomkraftwerk Krümmel begonnen. Der Ersatz für den ausgebrannten Trafo wird per Schiff auf der Elbe von Brunsbüttel nach Geesthacht gebracht. Anschließend bringt ein Tieflader ihn zum Atomkraftwerk [Krümmel]. Derzeit liegt das Schiff Geetruida vas wees in [Hamburg-]Harburg. Es ist unklar, wann der Transport nach Geesthacht fortgesetzt wird. Greenpeace begleitet und dokumentiert den Transport, während offizielle Stellen von Vattenfall auf Anfrage von diesem Transport nichts wissen.
'Das Versteckspiel mit dem Transformator zeigt, dass die Transparenz-Offensive von Vattenfall nur heiße Luft ist. In Wirklichkeit geht es hier nur um den Profit', sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. Vattenfall will nach eigenen Aussagen den Atommeiler Ende August wieder anfahren. Für das zuständige Sozialministerium in Schleswig-Holstein ist der Termin aber noch völlig offen. Greenpeace fordert, den alten Reaktor endgültig vom Netz zu nehmen.
Der Transformator ersetzt die durch einen Brand am 28. Juni zerstörte Anlage am Atomkraftwerk Krümmel. Der Betreiber Vattenfall hat dies als Voraussetzung für ein Wiederanfahren des Kraftwerks genannt. 'Der Austausch einiger Köpfe und der Einbau eines neuen Transformators sind nur Flickwerk', sagt Smital. 'Dadurch wird kein Atomkraftwerk sicherer.' Das Risiko bleibe bestehen - das Problem liege im System.
Greenpeace fordert, alle Prüf- und Störfallberichte in Zukunft der Öffentlichkeit kurzfristig zugänglich zu machen. Ebenso müssen unabhängige Gutachter Zugang zu den Anlagen bekommen. Zudem muss die Atomaufsicht verschärft werden, Sanktionen müssen bis zum Entzug der Lizenz möglich sein. Alte und störanfällige Atomkraftwerke wie die Vattenfall-Reaktoren in Krümmel und Brunsbüttel müssen sofort abgeschaltet werden.

Robin Wood: "Transformator auf der Elbe nach Krümmel unterwegs"

Robin Wood erklärt in einer Pressemitteilung vom 08.08.07 unter dem Titel "Transformator auf der Elbe nach Krümmel unterwegs": Zurzeit wird auf der Elbe der Ersatztransformator für das AKW Krümmel Richtung Geesthacht verschifft. Der Transport wird von Wasserschutzpolizei begleitet. Vor wenigen Wochen hatte ein Transformator am AKW Krümmel gebrannt und muss jetzt ausgetauscht werden. Ohne diesen Ersatztransformator kann der Atommeiler nur mit halber Last betrieben werden.
AktivistInnen von ROBIN WOOD und anderen Anti-Atom-Initiativen werden den Transformator heute [08.08.07] im Laufe des Nachmittags im Hafen von Geesthacht an der Elbuferstraße erwarten." ...
"'Angesichts der hohen Einnahmeausfälle von täglich knapp einer Million Euro ist Vattenfall derzeit mit Nachdruck dabei, das AKW Krümmel wieder betriebsfertig zu machen. Nicht Sicherheitsbelange, sondern vor allem wirtschaftliche Interessen bestimmen den Fahrplan für die Wiederinbetriebnahme des maroden Atommeilers,' so ROBIN WOOD-Aktivistin Agnes Popiel.
'Die beiden AKWs Brunsbüttel und Krümmel sind in einem derart katastrophalen Sicherheitszustand, dass Vattenfall endlich die einzig vernünftige Konsequenz ziehen und die beiden Schrottreaktoren endgültig abschalten muss , bevor es zu einem wirklich schlimmen Störfall kommt', so Dirk Seifert, ROBIN WOOD-Energiereferent.

Die Nachrichtenagentur AP meldet am 08.08.07 um 21:01 Uhr: "Umweltaktivisten stoppen Transformatoren-Transport ins AKW Krümmel" - "Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood haben am Mittwochabend [08.08.07] den Transport des neuen Transformatoren in das Atomkraftwerk Krümmel gestoppt. Vier Kletterer hätten sich von einer Brücke kurz vor einer Schleuse bei Geesthacht völlig unbehelligt abgeseilt und das Schiff mit dem Transformator gestoppt, sagte Robin-Wood-Sprecher Jan Becker der Nachrichtenagentur AP.
«Hier ist derzeit kein Durchkommen für das Schiff», erklärte er. Das Schiff sei zwar von einem massiven Aufgebot der Wasserschutzpolizei begleitet worden, mit der Aktion von der Brücke aus hätten die Sicherheitsbehörden aber offensichtlich nicht gerechnet.
Rund sechs Wochen nach dem Brand im Atomkraftwerk Krümmel will Betreiber Vattenfall den zerstörten Transformator austauschen. Der neue rund 400 Tonnen schwere Trafo sollte nach seiner Ankunft im AKW so schnell wie möglich eingebaut werden, hatte das Unternehmen erklärt. Mit dem Brand von einem der beiden Transformatoren in dem AKW hatte am 28. Juni die Pannenserie begonnen, in deren Zusammenhang die Meiler Krümmel und Brunsbüttel heruntergefahren wurden."

Von der Nachrichtenagentur AP wird am 08.08.07 um 17:25 Uhr gemeldet: "Rund sechs Wochen nach dem Brand im Atomkraftwerk Krümmel will Betreiber Vattenfall den zerstörten Transformator austauschen. «Das Ersatzexemplar ist per Schiff auf dem Weg zum AKW», sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek am Mittwoch [08.08.07]. Der neue rund 400 Tonnen schwere Trafo solle dann so schnell wie möglich eingebaut werden. Mit dem Brand von einem der beiden Transformatoren in dem AKW hatte am 28. Juni die Pannenserie begonnen, in deren Zusammenhang die Meiler Krümmel und Brunsbüttel heruntergefahren wurden. Umweltschützer äußerten sich kritisch und forderten erneut die dauerhafte Abschaltung beider Atomkraftwerke.
Wann das AKW Krümmel wieder ans Netz geht, ist laut Banek noch unklar. Derzeit gehe man davon aus, dass der Stillstand noch bis in den September hinein dauern werde. Brunsbüttel hingegen könnte wohl noch im August wieder ans Netz. Derzeit untersuche man dort noch Dübelverbindungen und wolle ein Brennelement austauschen, sagte Banek. Beide Kraftwerke stehen wegen Instandsetzungsarbeiten und Überprüfungen durch die Atomaufsicht still. Ein Sprecher des zuständigen Sozialministeriums in Schleswig-Holstein betonte, die Untersuchungen zur Ursache der Pannenserie dauerten an.
Wann genau der neue Transformator in Geesthacht nahe Krümmel ankommen wird, war zunächst unklar. Umweltschützer hatten vermutet, dass der Transport noch am (heutigen) Mittwoch über die Bühne gehen könnte. Vattenfall ging eher davon aus, dass der Trafo erst in den kommenden Tagen am AKW ankommen wird.
Das Reservegerät stammt den Angaben zufolge aus der Atomanlage in Brunsbüttel und lag am Mittwochnachmittag [08.08.07] zunächst auf einem Schiff im Hafen von Hamburg-Harburg. Es war bereits am Dienstag [07.08.07] auf einen Ponton verladen und über die Elbe Richtung Geesthacht verschifft worden. Das Schiff wird von der Polizei bewacht.
Umweltschützer äußerten sich kritisch zu dem Transport. «Angesichts der hohen Einnahmeausfälle von täglich knapp einer Million Euro ist Vattenfall derzeit mit Nachdruck dabei, das AKW Krümmel wieder betriebsfertig zu machen», sagte die Vertreterin der Organisation Robin Wood, Agnes Popiel. Nicht Sicherheitsbelange, sondern vor allem wirtschaftliche Interessen bestimmten den Fahrplan für die Wiederinbetriebnahme."

Die Nachrichtenagentur ddp meldet am 08.08.07 um 15:20 Uhr: "Der Energiekonzern Vattenfall Europe lässt einen neuen Transformator für das derzeit stillstehende Atomkraftwerk Krümmel über die Elbe nach Geesthacht verschiffen. Der neue Trafo werde «Ende der Woche» auf dem Gelände des AKW erwartet, sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek am Mittwoch [08.08.07] auf ddp-Anfrage und bestätigte damit einen Bericht der Umweltschutzorganisation Robin Wood.
Banek betonte, es handele sich um einen so genannten Pool-Trafo, der bereits einmal in Betrieb gewesen sei und zuletzt auf dem Gelände des AKW Brunsbüttel gestanden habe. Weil dieser Trafo einige Meter länger als der alte sei, müsse das Trafo-Gebäude in Krümmel umgebaut werden. Vattenfall rechne damit, dass der neue Trafo erst im September in Betrieb genommen werden kann. Bis Ende August solle die Revision des Atommeilers beendet werden.
Der neue Trafo habe mit 785 Megawatt ein etwas höheres Leistungsvermögen als das alte Modell, sagte Banek. Der Reaktor Krümmel war am 28. Juni ebenso wie das AKW Brunsbüttel per Schnellabschaltung heruntergefahren worden. Im AKW Krümmel hatte nach einem Kurzschluss ein Transformator gebrannt. Wegen fehlerhafter Halterungen für Rohrleitungen des Not- und Nachkühlsystems steht derzeit auch der Atommeiler in Brunsbüttel komplett still."

Vattenfall Europe: "Ersatztransformator unterwegs zum Kernkraftwerk Krümmel"

Vattenfall Europe hat am 08.08.07 in einer Pressemitteilung unter dem Titel "Ersatztransformator unterwegs zum Kernkraftwerk Krümmel" den Abtransport des Ersatz-Trafos aus Brunsbüttel bestätigt: "Der Transport eines Ersatztransformators vom Kernkraftwerk Brunsbüttel zum Kernkraftwerk Krümmel hat begonnen. Gestern Abend war der Transformator auf dem Kraftwerksgelände in Brunsbüttel auf einen Ponton verladen worden und wird derzeit per Schiff über die Elbe nach Geesthacht gebracht."
"Der genaue Zeitplan des Transports ist unter anderem vom Tideverlauf der Elbe abhängig", wird von Vattenfall Europe weiter mitgeteilt. "Bis Ende der Woche soll der Transformator am Kraftwerk in Krümmel eintreffen und dort eingebaut werden".
Von Vattenfall Europe wird dazu weiter ausgesagt:
"Durchgeführt wird der Transport von einer Spezialfirma im Auftrag von Vattenfall. Bei dem Transformator handelt es sich um ein Reservegerät, das auf dem Gelände des Kernkraftwerks Brunsbüttel bereitgestanden hatte. In Krümmel wird er den Transformator ersetzen, in dem es am 28. Juni zu einem Brand gekommen war.

Aktuelle Infos zu Aktionen und Stand der Dinge zum Trafo-Transport auf der Elbe aus Brunsbüttel zum AKW Krümmel unter: www.contratom.de/xposting , Infotelefon: 0160 - 95 48 96 10

08. August 2007
Nachrichtenagentur dpa: "Ende der Untersuchungen in Krümmel und Brunsbüttel nicht absehbar"

Von der Nachrichtenagentur dpa wird am 08.08.07 um 12:46 Uhr gemeldet: "Mehr als einen Monat nach der Pannenserie in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel ist kein Ende der Untersuchungen abzusehen. Ein Sprecher des zuständigen Kieler Sozialministeriums sagte, in Krümmel dauere die Revision an. Dort untersuchten Experten auch den abgebrannten Transformator. In Brunsbüttel ließ Betreiber Vattenfall ein Brennelement austauschen. Laut dem Ministerium ist völlig offen, wann die stillstehenden Meiler wieder ans Netz gehen."

07. August 2007
Der Abtransport des Ersatz-Trafos für das AKW Krümmel aus Brunsbüttel kann jederzeit beginnen!

Aus dem AKW Brunsbüttel kann der Abtransport des Ersatz-Transformators für das AKW Krümmel nach zuverlässigen Informationen von ContrAtom jederzeit beginnen! - Am 07.08.07 wurde nochmals bestätigt, dass der 16-achsige Tieflader nunmehr abfahrbereit sei. Vermutet wird allerdings, dass die passende Schwerlast-Zugmaschine noch fehlt.
Also: wachsam sein - es kann jederzeit losgehen!
Es wird in Geesthacht
bei Hamburg für alle einen Treffpunkt geben, zu dem wir (laut ContrAtom) sobald es losgeht mobilisieren werden.
Bis dahin aktuelle Infos
unter: www.contratom.de/xposting .

Infotelefon: 0160 - 95 48 96 10
Der Aufruf von ContrAtom , Bündnis "AKW Brunsbüttel stilllegen" und X1000malquer Hamburg befindet sich unter: Aufruf- TAG X in Hamburg - Trafotransport von Brunsbüttel nach Krümmel 

04. August 2007
AKW Brunsbüttel: Ersatz-Transformator für das AKW Krümmel ist abfahrbereit

Nach gesicherten Informationen von ContrAtom steht am Atomkraftwerk Brunsbüttel der für das AKW Krümmel bestimmte Transformator abfahrbereit.
Der 400-tonnen schwere Ersatz-Trafo wurde demnach heute (04.08.07) oder in der Nacht zu heute auf einen 16-achsigen Tieflader verladen. Dieser Schwertransporter steht abfahrbereit auf dem Gelände des AKW Brunsbüttel.
Vermutlich soll der Trafo in Brunsbüttel Hafen auf ein Binnenschiff umgeladen werden, das den Trafo nach Geesthacht Hafen bringt. Von dort wird erneut mithilfe von Mobilkränen auf einen Straßentransporter umgeladen. Bei einem Besuch an der (höchstwahrscheinlichen) Umladestation im Geesthachter Hafen heute Mittag (04.08.07) konnte demnach festgestellt werden, dass sich dort bislang noch nichts tut.
Denkbar wäre aber auch ein Straßentransport über die gesamte Strecke von Brunsbüttel nach Krümmel!

Weitere, aktuelle Informationen darüber auf ContrAtom unter: www.contratom.de/xposting
und Meldungen zum Standort Brunsbüttel 

Hintergrund: Laut einer Pressemitteilung von Vattenfall Europe am 27.07.07 "laufen am Trafogebäude in Krümmel derzeit die Beseitigung der Brandfolgen und die vorbereitenden Arbeiten für den Einbau des neuen Transformators. Der neue Trafo befindet sich zurzeit noch im Kernkraftwerk Brunsbüttel und soll in der ersten Augusthälfte nach Krümmel gebracht und angeschlossen werden. Bis dahin sollen auch die Untersuchungen des zweiten Transformators abgeschlossen sein. Er wird durch umfangreiche elektrische Messungen gründlich überprüft. Das Kraftwerk [AKW Krümmel] speist im Leistungsbetrieb Strom aus dem Generator über die beiden Maschinentransformatoren ins Höchstspannungsnetz ein."

01. August 2007
Bundesumweltministerium lehnt ersten Vattenfall-Antrag zur Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel ab

Das Bundesumweltministerium (BMU) teilt in der Pressemitteilung Nr. 207/07 am 01.08.07 unter dem Titel "Bundesumweltministerium lehnt Vattenfall-Antrag ab - Strommengen dürfen nicht von Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel übertragen werden/Antrag widerspricht dem Atomgesetz" mit: "Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat heute [01.08.07] die vom Energiekonzern Vattenfall beantragte Übertragung von Strommengen des stillgelegten Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich auf das Atomkraftwerk Brunsbüttel abgelehnt. Ein vom Bundesumweltministerium erarbeiteter Entscheidungsentwurf war Vattenfall Ende Juni zur Anhörung übersandt worden. Nach Prüfung einer Stellungnahme der Rechtsanwälte des Konzerns hat das Bundesumweltministerium jetzt einen Ablehnungsbescheid erlassen."
"Vattenfall hatte im März 2007 beim Bundesumweltministerium die Zustimmung zu einer Übertragung von Strommengen auf Brunsbüttel beantragt. Die Übertragung sollte aus dem Kontingent erfolgen, das RWE im Atomgesetz für das stillgelegte Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich zugewiesen wurde", faßt das BMU in der Pressemitteilung rückblickend zusammen.
In der BMU-Pressemitteilung wird Bundesumweltminister Sigmar Gabriel mit den Worten zitiert: "Nach dem Atomgesetz dürfen Strommengen von Mülheim-Kärlich nicht auf das Atomkraftwerk Brunsbüttel übertragen werden. Der Antrag von Vattenfall widerspricht darüber hinaus der Vereinbarung, die die Energieversorgungsunternehmen am 14. Juni 2000 mit der Bundesregierung abgeschlossen haben."
"Im Mai 2007 hatte das Bundesumweltministerium bereits die von RWE beantragte Übertragung eines anderen Teils des Mülheim-Kärlich-Kontingents auf das Atomkraftwerk Biblis A abgelehnt. Die Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Brunsbüttel verfolgt Vattenfall auch mit einem weiteren Antrag. Danach soll eine Strommenge vom jüngeren Atomkraftwerk Krümmel übertragen werden. Die Prüfung dieses Antrags durch das Bundesumweltministerium, die eine vergleichende Sicherheitsanalyse beider Kraftwerke erfordert, ist noch nicht abgeschlossen", wird Seitens des BMU weiter bekannt gegeben.
Zum "Hintergrund" erklärt das BMU: "Das Atomgesetz enthält für das Kontingent, das RWE für Mülheim-Kärlich zugebilligt wurde, eine spezielle Festlegung der Übertragungsmöglichkeiten. In Anlage 3 des Gesetzes werden die Atomkraftwerke einzeln aufgeführt, auf welche diese Strommenge von insgesamt 107,25 TWh (Terawattstunden) aus Mülheim-Kärlich übertragen werden darf."
"Es sind dies die Atomkraftwerke Emsland, Neckarwestheim 2, Isar 2, Brokdorf sowie Gundremmingen B und C; auf Biblis B dürfen maximal 21,45 TWh von Mülheim-Kärlich übertragen werden. Das Atomkraftwerk Brunsbüttel ist in der Fußnote zur Anlage 3 nicht genannt", so das BMU. "In § 7 Absatz 1d Atomgesetz ist zudem festgelegt, dass die aus Mülheim-Kärlich stammende Elektrizitätsmenge 'nur nach Übertragung auf die dort aufgeführten Kernkraftwerke in diesen produziert werden darf'. Mit diesen gesetzlichen Vorschriften wurde die Regelung, die Bundesregierung und Energieversorgungsunternehmen im Atomkonsens vom 14. Juni 2000 zu Mülheim-Kärlich getroffen haben einschließlich der dort bereits vorgesehenen Beschränkungen der Übertragungsmöglichkeiten, umgesetzt."
Das BMU teilt zum "Hintergrund" weiter mit: "Das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich wurde 1986 fertig gestellt und in Betrieb genommen. Im September 1988 musste RWE den Betrieb einstellen, nachdem das Bundesverwaltungsgericht die 1975 erteilte Erste Teilgenehmigung aufgehoben hatte. Eine 1990 neu erteilte Erste Teilgenehmigung wurde 1995 wegen unzureichender Ermittlungen der Genehmigungsbehörde zur Erdbebenauslegung ebenfalls gerichtlich aufgehoben. Im Rahmen der Verhandlungen über den Atomausstieg verpflichtete RWE sich gegenüber der Bundesregierung, den Genehmigungsantrag für das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich und eine Schadenersatzklage gegen die rheinland-pfälzische Genehmigungsbehörde zurückzuziehen."
In der Pressemitteilung des Bundesumweltministerium wird abschließend ausgeführt: "Zum Ausgleich sollte RWE die Möglichkeit erhalten, 107,25 TWh auf bestimmte andere Atomkraftwerke zu übertragen. In der Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen vom 14. Juni 2000, dem Atomkonsens, wurde hierzu festgelegt: 'Es besteht Einvernehmen, dass diese Strommenge auf das KKW Emsland oder andere neuere Anlagen sowie auf die Blöcke B und C des KKW Gundremmingen und max. 20 Prozent auf das KKW Biblis B übertragen werden'."  

Kieler Sozialministerium: "Sozialministerin Trauernicht begrüßt Entscheidung des Bundesumweltministers"

Das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel nimmt zu der Entscheidung des Bundesumweltministeriums in einer Pressemitteilung am 01.08.07 mit dem Titel "Sozialministerin Trauernicht begrüßt Entscheidung des Bundesumweltministers" wie folgt Stellung: "Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat heute [01.08.07] die vom Energiekonzern Vattenfall beantragte Übertragung von Strommengen vom stillgelegten Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich auf den Reaktor Brunsbüttel endgültig abgelehnt. Dazu erklärt die in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht: 'Ich begrüße diese Entscheidung, die ich allerdings erwartet hatte. Laut Atomgesetz ist eine Übertragung von Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel auch gar nicht möglich.'"
In der Pressemitteilung des Kieler Sozialministeriums wird die zuständige Sozialministerin Trauernicht weiter mit den Worten zitiert: "'Ich erwarte nun aber auch, dass der Bundesumweltminister den zweiten Antrag von Vattenfall, der eine Übertragung von Strommengen vom Kernkraftwerk Krümmel auf Brunsbüttel vorsieht, ebenso ablehnt', so Trauernicht weiter. 'Ausgerechnet der Meiler, der von seinen 30 Jahren Betriebsdauer zehn Jahre wegen technischer Probleme und Störfälle nicht am Netz war, sollte nicht länger laufen als im Atomkonsens vereinbart. Das bedeutet, dass das Kernkraftwerk Brunsbüttel im Jahr 2009 endgültig abgeschaltet wird. Es bleibt dabei, die älteren Kernkraftwerke müssen als erste vom Netz'."

Vattenfall Europe: "Brunsbüttel-Antrag - Ablehnungsbescheid wird geprüft"

Vattenfall Europe hat am 01.08.07 in einer Pressemitteilung zu dem Ablehnungsbescheid des Bundesumweltministerium zu einer Strommengenübertragung vom stillgelegten AKW Mülheim-Kärlich auf das AKW Brunsbüttel nur kurz Stellung genommen: "Die Ablehnung des Antrags auf Strommengenübertragung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel durch das Bundesumweltministerium wird das Unternehmen sorgfältig prüfen. Der 35 Seiten umfassende Bescheid, der am Mittwoch einging, soll in den kommenden Tagen ausgewertet werden, um anschließend über weitere Schritte zu entscheiden."

01. August 2007
Greenpeace-Aktion mit der Beluga II vor dem AKW Brunsbüttel

Am 01.08.07 hat Greenpeace vor dem AKW Brunsbüttel eine Aktion durchgeführt, zu der Greenpeace am 01.08.07 eine Pressemitteilung mit dem Titel "Greenpeace fordert eine strikte Verschärfung der Atomaufsicht" herausgegeben hat. Zu der Aktion vor dem Atommeiler in Brunsbüttel erklärt darin Greenpeace: "'Vattenfall: Vertrauen verspielt, Atomaufsicht verschärfen' steht auf einem acht mal acht Meter großen Banner, mit dem das Greenpeaceschiff Beluga II heute vor dem Atomkraftwerk Brunsbüttel demonstriert. Zur heutigen Sondersitzung im Umweltausschuß zum 'Vattenfall-Fiasko' fordert Greenpeace damit konkrete Maßnahmen zur Verschärfung der Atomaufsicht. Die wichtigsten Punkte: Eine kurzfristige Offenlegung der Prüfberichte, die Beteiligung unabhängiger Gutachter, sowie die Durchführung der Sicherheitsüberprüfungen alle zwei und nicht wie bisher alle zehn Jahre."
"'Es kann nicht angehen, dass jedes Auto alle zwei Jahre zum TÜV muss, ein Atomkraftwerk aber nur alle zehn Jahre auf sicherheitsrelevante Schwachstellen untersucht wird. Dies gilt vor allem für Altanlagen, die bereits länger als 20 Jahre im Betrieb sind', so Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace" in der Pressemitteilung. "'Allein dadurch, dass nach Pannen immer nur Manager abgesetzt werden, wird kein Atomkraftwerk sicherer. Vattenfall hat das Vertrauen verspielt. Das Problem liegt im System: Atomkraftwerksbetreiber denken an ihren Profit, nicht an die Sicherheit'."
Zutreffend wird von Greenpeace angeprangert: "In der Praxis werden notwendige Sicherheitsreparaturen jahrelang verschleppt und Prüfberichte mit tausenden Seiten angefertigt. In Zukunft müssen zeitnahe Fristen gesetzt werden. Wenn diese nicht eingehalten werden, müssen Sanktionen bis zum Entzug der Lizenz möglich sein. 'Durch die jetzige Regelung verkommt die Sicherheitsüberprüfung zu einem bürokratischen Monster, das die Sicherheit durch Verschleppung gefährdet. Das muss dringend geändert werden. Atomkraft ist eine viel zu riskante Technologie für solch einen laxen Umgang mit Sicherheitsbelangen', so Smital."
"Ein weiterer Punkt ist, dass alle Prüf- und Störfallberichte der Öffentlichkeit kurzfristig zugänglich gemacht werden müssen", wird von Greenpeace gefordert. "Die jetzige Praxis verschleiert den wahren Zustand der Atomkraftwerke in Deutschland, so Smital. Müssten Betreiber wie Vattenfall ihre Berichte der Öffentlichkeit zugängig machen, könnten sie sich solche Pannen und Verschleppungen wie sie gerade jetzt wieder ans Licht gekommen sind, nicht so einfach erlauben. So könnten sich auch unabhängige, kritische Atomexperten ein Bild vom Sicherheitszustand der Atomkraftwerke machen. Kritische Gutachter müssen aber auch direkt an den Prüfungen beteiligt werden."
"In der jetzigen Pannenserie sind Mängel aufgetreten, die bereits früher zu erheblichen Störfällen geführt haben. Auch das zeigt, dass die jetzigen Kontrollen nicht ausreichen, erklärt Smital" in der Greenpeace-Pressemitteilung. "Es ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Greenpeace fordert, auch bei einer Verschärfung der Atomaufsicht für die störanfälligen Altmeiler Krümmel, Brunsbüttel und Biblis keinen Leistungsbetrieb mehr zuzulassen."

25. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Mehrere Brennelemente werden ausgetauscht

In einer Pressemitteilung vom 25.07.07 wird von dem für die Atomaufsicht zuständigen Sozialministerium in Kiel ausgesagt: "Die Überprüfungen der Dübelverbindungen im Sicherheitsbehälter des Kernkraftwerkes Brunsbüttel sind am heutigen Tag fortgesetzt worden. Dazu erklärte die in Schleswig-Holstein für die Reaktorsicherheit zuständige Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht: 'Die anschließende Bewertung der Untersuchungsergebnisse durch die Oberste Baubehörde, die Sachverständigen und die Reaktorsicherheitsbehörde werden weitere Zeit in Anspruch nehmen und gegebenenfalls auch weitere Untersuchungen notwendig machen. Bis zum Abschluss dieser Bewertung bleibt das Kernkraftwerk Brunsbüttel vom Netz.'"
Das zuständige Kieler Sozialministerium weiter: "Darüber hinaus hat der Betreiber Vattenfall der Aufsichtsbehörde mitgeteilt, dass im Kernkraftwerk Brunsbüttel mehrere Brennelemente ausgetauscht werden sollen. Damit reagiert der Betreiber auf Nachfragen der Reaktorsicherheitsbehörde in einem aufsichtlichen Gespräch. Zuvor waren anhand der behördeneigenen Fernüberwachung leicht erhöhte Edelgaswerte festgestellt worden, die innerhalb der Genehmigungswerte lagen.

Vattenfall Europe: "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Arbeiten während des Stillstands"

"Der derzeitige Stillstand des Kernkraftwerks Brunsbüttel wegen der Untersuchung von Rohrhalterungen wird auch für Instandhaltungsarbeiten genutzt", wird von dem Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung am 25.07.07 berichtet. "Neben der noch andauernden Untersuchung von Befestigungen soll ein defektes Brennelement ausgewechselt werden. Über diesen Vorgang ist die atomrechtliche Aufsichtsbehörde bereits informiert."
"Die Messwerte des Reaktorwassers weisen auf eine beginnende Undichtigkeit im Hüllrohr eines der 532 Brennelemente hin", wird von Vattenfall Europe eingestanden. "Für den Tausch des Brennelements - und dreier weiterer aus Gründen der Kernsymmetrie - ist eine Zustimmung der Behörde notwendig. Die vorbereitenden Arbeiten haben bereits begonnen. Der Vorgang kann bis zu 14 Tage dauern. Während der Arbeiten bleibt das Kraftwerk vom Netz."
"Unterdessen werden die Untersuchungen von Halterungssystemen im Reaktorgebäude des Kraftwerks fortgesetzt. Voraussichtlich bis zum Ende dieser Woche überprüfen Experten des Betreibers, der Aufsichtsbehörde und des TÜV sowie Bausachverständige Halterungen von Rohrleitungen auf Auffälligkeiten. Anschließend wird bewertet, ob diese Auffälligkeiten sicherheitstechnisch bedeutsam sind´", wird von Vattenfall Europe abschließen mitgeteilt.

24. Juli 2007
IPPNW: Wasserstoff-Explosionen in den AKW Brunsbüttel und Krümmel - Öffentlichkeit von Vattenfall getäuscht

"Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW wirft dem Atomkraftwerksbetreiber Vattenfall vor, die Öffentlichkeit über die tatsächlichen Zusammenhänge der zahlreichen Wasserstoffexplosionen in den Jahren 1987, 1999 und 2001 zu täuschen", teilt die IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) in einer Pressemitteilung vom 24.07.07 unter dem Titel "Wasserstoff-Explosionen: Öffentlichkeit getäuscht" auf die Relativierungen von Vattenfall Europe am 23.07.07 mit. "'Die Behauptung von Vattenfall, die Explosion von Radiolysegas im Kernkraftwerk Brunsbüttel im Jahr 2001 habe in keinem Zusammenhang mit den vorher aufgetretenen Fällen gestanden, ist nachweislich falsch"', sagte IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz."
Die IPPNW präsentiert belegt ihre Feststellung mit Fakten: "Dagegen habe laut IPPNW die im Auftrag der Bundesregierung tätige Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) nach der Wasserstoffexplosion 2001 in ihrer 'Weiterleitungsnachricht' vom 29. Mai 2002 betont, dass sie sowohl nach der Explosion in Gundremmingen 1987, als auch nach der Explosion in Krümmel 1987 als auch 'zuletzt' nach der Explosion in Brunsbüttel 1999 mit der Weiterleitungsnachricht vom 31. Mai 2000 'auf das Problem der Radiolysegasreaktion in Siedewasserreaktoren hingewiesen' und 'entsprechende Empfehlungen' zur Vorsorge gegeben hatte. 'Die GRS hat insofern einen klaren Zusammenhang zwischen den Wasserstoffexplosionen 1987, 1999 und 2001 hergestellt', so Paulitz. 'Das zeigt, dass die Behauptung von Vattenfall, es habe keinen Zusammenhang gegeben, schlichtweg falsch ist'."
"Die Gutachterorganisation mache in ihrer Weiterleitungsnachricht vom 29. Mai 2002 weiterhin deutlich, dass die zuvor ergriffenen Vorsorgemaßnahmen nicht umfassend genug gewesen seien", wird von der IPPNW ausgesagt. "Auch dadurch werde der eindeutige Zusammenhang zwischen den Ereignissen deutlich, so Paulitz. Offen gebe die GRS in ihrer Weiterleitungsnachricht vom 29. Mai 2002 zu, dass man vor der Explosion 2001 nicht wusste, an welchen Stellen sich in Siedewasserreaktoren überall Wasserstoff ansammeln kann: 'Teilweise waren die vorhandenen Kenntnisse und Kriterien für die Festlegung der zu betrachtenden Bereiche und der erforderlichen Maßnahmen nicht ausreichend'."

Von Seiten der IPPNW wird dazu festgehalten: "'Es konnte also zu der gefährlichen Wasserstoffexplosion in der unmittelbaren Umgebung des Reaktordruckbehälters im Jahr 2001 kommen, weil weder die Betreiber noch die Aufsichtsbehörde trotz der vielfachen Warnungen in der Lage waren, eine erneute Ansammlung von Wasserstoff zu verhindern', so Paulitz. Diese 'fehlende Fachkunde' auf Seiten der Betreiber von Brunsbüttel und Krümmel, die auch bei vielen anderen Ereignissen zutage getreten sei (vgl. IPPNW-Presseinformation vom 16. Juli 2007), muss nach Auffassung der IPPNW zur Konsequenz haben, dass die Betriebsgenehmigungen für diese Atomkraftwerke widerrufen werden. Ein Betreiber, der trotz vielfacher Warnungen nicht in der Lage ist, eine weitere Wasserstoffexplosion zu verhindern, darf nach Auffassung der IPPNW kein Atomkraftwerk betreiben."

23. Juli 2007
IPPNW: Wasserstoff-Explosionen in den AKW Brunsbüttel und Krümmel - Betreiber waren vorgewarnt

Die IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) hat am 23.07.07 in einer Pressemitteilung mit dem Titel "Wasserstoff-Explosionen in Brunsbüttel und Krümmel" bekannt gegeben: "Nach Informationen der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW - und wie 'Spiegel Online' heute [23.07.07] berichtet - ereigneten sich in der Vergangenheit in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel mehrere, mit einer Ausnahme öffentlich bislang praktisch nicht bekannte Wasserstoffexplosionen. 'Nach einer Wasserstoffexplosion im Atomkraftwerk Gundremmingen wurden Betreiber, Gutachter und Behörden bundesweit offiziell gewarnt. Diese Warnungen wurden jedoch nicht hinreichend ernst genommen. So kam es in Folge zu mehreren Wasserstoffexplosionen, weil die Betreiber und die Aufsichtsbehörden die erforderlichen Vorsorgemaßnahmen unterließen', so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz."
"Am 6. Mai 1987 kam es in Gundremmingen zur Freisetzung radioaktiver Edelgase, weil ein Sicherheits- und Entlastungsventil des Siedewasserreaktors nicht geschlossen werden konnte", so die Pressemitteilung der IPPNW rückblickend. "Später wurde festgestellt, dass es aufgrund einer Wasserstoffexplosion zu Verformungen des Ventils gekommen war. Am 30. Juli 1987 wurden bundesweit alle Atomkraftwerksbetreiber, Gutachter und Atomaufsichtsbehörden förmlich vor derartigen Ereignissen gewarnt."
Von der IPPNW wird offenbart: "Trotz dieser Warnung kam es am 6. November 1987 in Krümmel bei einem Störfall zu einem nicht ordnungsgemäßen Verhalten von drei Sicherheits- und Entlastungsventilen, weil es auch dort zuvor zu Verformungen aufgrund mehrerer Wasserstoffexplosionen gekommen war. Man hatte in Krümmel nach dem Ereignis in Gundremmingen auf vorsorgliche Nachrüstungen verzichtet. Erst nach dem Ereignis erfolgten Änderungen an der Anlage. Zugleich wurde erneut bundesweit vor dem Wasserstoff-Problem gewarnt."
"In Brunsbüttel hatte man zwar aufgrund des Ereignisses in Gundremmingen gewisse Änderungen vorgenommen, doch es wurde ganz offensichtlich nicht in dem erforderlichen Maß in allen Anlagenbereichen Vorsorge getroffen", wird von der IPPNW festgestellt.
"So kam es am 17. September 1999 in Brunsbüttel zu einer - öffentlich bislang offenbar nicht bekannten - Wasserstoffexplosion, die zum vollständigen Bruch einer 4 Zentimeter dicken Stahlleitung führte", teilt die IPPNW mit. "Es handelte sich um eine Steuerleitung im Turbinenschutz-Niederdruck-Bypass-System des Kraftwerks. Sie wird im Falle einer Trennung des Atomkraftwerks vom Stromnetz für den so genannten Lastabwurf auf Eigenbedarf benötigt, wenn der Generator also nur noch Strom für das Kraftwerk selbst produzieren soll. Im Rahmen des Ereignisses wurden 6 Tonnen radioaktiver Dampf freigesetzt."
"Dann ereignete sich", nach Recherchen der IPPNW, "noch am 7. November 2001 in dem japanischen Siedewasserreaktor Hamaoka-1 eine schwere Wasserstoffexplosion."
Die IPPNW stellt im Rückblick weiter fest: "Am 14. Dezember 2001 schließlich zerbarst in Brunsbüttel während des Leistungsbetriebes die Deckelsprühleitung. Bei der Wasserstoffexplosion unweit des Reaktordruckbehälters wurde ein rund 2,7 Meter langes Rohrleitungsstück in rund 33 Bruchstücke zerlegt. Leicht hätte es zu einem Kühlmittelverluststörfall und in Folge dessen zum Super-GAU kommen können."

"In einem geheimen Papier der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) vom 29. Mai 2002 weisen die Gutachter ungeschminkt darauf hin, dass der Betreiber und die Behörde bereits wiederholt - und zuletzt am 31. Mai 2000 anlässlich der Explosion am 17. September 1999 - offiziell auf die Problematik hingewiesen worden war."
"In den offiziellen Berichten über die öffentlich bekannt gewordene Explosion am 14. Dezember 2001 wurden die Wasserstoffexplosion vom 17. September 1999 und auch die vorherigen Ereignisse in den anderen Anlagen hingegen verschwiegen", wird von der IPPNW ausgeführt. "So verschwieg die schleswig-holsteinische Landesregierung die Vorfälle in ihren Berichten u.a. an das Landesparlament (Drucksache 15/1753) ebenso wie das Bundesumweltministerium in seinem Bericht vom 25. Februar 2002. 'Aufgrund dieser vorsätzlich unvollständigen Sachaufklärung wurde dem Landesparlament also die Möglichkeit genommen, aus dem vollständigen Versagen der Betreiber und der Landesregierung die erforderlichen Konsequenzen ziehen zu können', so Paulitz."
"Wie aus dem Bericht des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Finanzen und Energie vom 18. Februar 2003 hervorgeht, erfolgte die Überprüfung der Fachkunde und Zuverlässigkeit des Betreibers offenbar ohne Berücksichtigung dessen, dass der Betreiber im Vorfeld durch zahlreiche andere Wasserstoffexplosionen und insbesondere auch durch die Explosion am 17. September 1999 in Brunsbüttel selbst gewarnt war. 'Bei dieser Zuverlässigkeitsprüfung der Kieler Atomaufsicht wurden insofern wesentliche Aspekte nicht gewürdigt, die man hätte berücksichtigen müssen und die zwingend zum Entzug der Betriebsgenehmigung wegen fehlender Zuverlässigkeit hätten führen müssen', so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz" in der IPPNW-Pressemitteilung.
"Die Atomaufsicht räumte", laut IPPNW, "in dem Bericht weiterhin ein, dass erst nach der Explosion vom 14. Dezember 2001 'erstmalig' eine angeblich 'umfassende Überprüfung der Reaktoranlage auf Radiolysegas' erfolgt sei. 'Damit gab die Atomaufsicht zu, dass sie nach der Explosion im September 1999 keine umfassende Risikovorsorge sichergestellt hat', so Paulitz."
"Aber sogar nach der gefährlichen Explosion im Dezember 2001 betrachtet das zuständige Sozialministerium von Ministerin Gitta Trauernicht die Thematik offenbar eher lax", wird von der IPPNW deutlich gemacht. "In der jüngst veröffentlichten 'Liste offener Punkte aus der Sicherheitsüberprüfung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel' taucht die Gefahr von Wasserstoffansammlungen nicht als wichtiges Problem auf. Es wurde in der Liste mit Stand vom 30. Juni 2006 lediglich als Problem der Kategorie 'K4' klassifiziert. Das bedeutet, dass es sich nach Einschätzung der Kieler Atomaufsicht lediglich um ein 'Beschreibungsdefizit' bzw. einen 'redaktionellen Fehler' handelt.
"Zwar stellt die Behörde von Ministerin Trauernicht in dem Papier fest, dass sich 'explosionsfähige Gemische in Form von Wasserstoff-Sauerstoff-Gemischen als Folge der Radiolyse von Wasser (z. B. Primärkühlmittel) [...] in toten Enden von Rohrleitungen und/oder Behältern ansammeln und aufkonzentrieren' können. Die Wasserstoffexplosion in Brunsbüttel aus dem Jahre 2001 belege, dass in diesem Bereich noch immer 'Verbesserungspotential hinsichtlich Entstehung, Vermeidung und Überwachung von Radiolysegasen besteht', heißt es in dem Papier" nach den Angaben der IPPNW in deren Pressemitteilung. "Diese Einschätzung führte aber nicht dazu, dass die Atomaufsicht auf eine schnelle Gefahrenbeseitigung drängte. Als Problem der Kategorie 'K4' fordert die Aufsicht lediglich, das Problem 'langfristig zu beseitigen'. 'Hierbei geht es der Behörde aber ohnehin nicht um technische Verbesserungen in der Anlage, sondern lediglich um die Änderung des Wortlauts in einem Bericht', betont Paulitz."
Die IPPNW zu dem aktuellen 'Vorkommnis' im AKW Brunsbüttel vom 09.07.07: "Am 9. Juli 2007 teilte der Betreiber des Kernkraftwerks Brunsbüttel mit, er gehe Hinweisen auf eine mögliche Ansammlung von Radiolysegas (Wasserstoff) in einem Messsystem innerhalb des Sicherheitsbehälters nach. Es wurde daher eine so genannte 'Spülung' vorgenommen, um den Wasserstoff zu beseitigen. 'Derartige Spülungen klingen harmlos, allerdings kann es unter Umständen gerade dadurch zur Zündung des Wasserstoffs und somit zur Explosion kommen', so Paulitz. 'Nach Empfehlung von Gutachtern sollen solche Spülungen daher nicht leichtfertig durchgeführt werden'."
"'Das zeigt, dass es in deutschen Siedewasserreaktoren jeden Tag zu einer gefährlichen Wasserstoffexplosion kommen kann und dass weder die Betreiber noch die Atomaufsicht für die zugesicherte Sicherheit sorgen', so Paulitz. 'Nur eine Stilllegung der Atomkraftwerke kann vor den atomaren Gefahren schützen", wird von der IPPNW abschließend gefordert.

Spiegel-online.de: AKW Brunsbüttel und Krümmel - Serie von Wasserstoff-Explosionen enthüllt

Im folgenden Absatz dokumentieren wir den Bericht auf spiegel-online.de vom 23.07.2007 im vollständigen Wortlaut:
"Eine gefährliche Detonation im AKW Brunsbüttel Ende 2001 hat eine brisante, bisher unbekannte Vorgeschichte. SPIEGEL ONLINE vorliegende Dokumente belegen, dass es schon früher Explosionen gab - Atomaufsicht und Vattenfall bestreiten einen Zusammenhang.
In den drei deutschen Siedewassereaktoren Brunsbüttel, Krümmel und Gundremmingen hat es zwischen 1987 und 1999 Explosionen gegeben, deren Hintergründe der Öffentlichkeit bis heute nicht bekannt sind. Bisher geheim gehaltene Dokumente der deutschen Atomwirtschaft zeigen, dass Experten schon früh vor den Risiken von Wasserstoffdetonationen gewarnt haben - ohne dass die Kraftwerksbetreiber adäquat darauf reagierten hätten, sagt Henrik Paulitz, Atomkraft-Experte des Vereins Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), zu SPIEGEL ONLINE. 'Weder die Betreiber noch die Aufsichtsbehörden haben die Warnungen hinreichend Ernst genommen.' In allen drei betroffenen Kraftwerken hatte sich in Leitungen oder Ventilen hochexplosiver Wasserstoff gesammelt, der aus Wasser entsteht, wenn es starker radioaktiver Strahlung ausgesetzt ist - ein Prozess namens Radiolyse.
Kommt es zur Detonation, kann dies im Extremfall die Sicherheit des Kraftwerks gefährden - wie am 14. Dezember 2001, als in Brunsbüttel eine Rohrleitung in unmittelbarer Nähe des Reaktors auf einer Länge von rund drei Metern zerbarst. Die zuständige Atomaufsicht sprach damals von einem 'gravierenden Störfall'. Wäre die Explosion nur drei bis vier Meter weiter in Richtung des Reaktordruckbehälters aufgetreten, urteilten die Prüfer, hätte dies zu einem Kühlmittelverlust führen können, Notkühleinrichtungen wären erforderlich gewesen.

Vorwarnung für den gravierenden Störfall von 2001?

Doch die Detonation, die vom damaligen Betreiber HEW (heute Vattenfall) zunächst als harmlose Leckage dargestellt wurde, kam nach Meinung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW mit Vorwarnung. Sie hat SPIEGEL ONLINE Dokumente übergeben, die eindeutig belegen, dass die Gefahr solcher Explosionen in der Branche seit 1987 bekannt war. Laut den sogenannten Weiterleitungsnachrichten (WLN), herausgegeben von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS), gab es vor dem 'gravierenden Zwischenfall' in Brunsbüttel am 14. Dezember 2001 bereits drei ähnliche Fälle:
· Am 6. Mai 1987 wurden im AKW Gundremmingen radioaktive Edelgase freigesetzt, weil ein Ventil nicht geschlossen werden konnte. Prüfer stellten später fest, dass das Ventil durch eine Wasserstoffexplosion verformt worden war. In der Nachricht WLN 09/87 vom 30. Juli 1987 wurden Kraftwerksbetreiber und Atomaufsichtsbehörden vor derartigen Ereignissen gewarnt.
· Sechs Monate später, am 6. November 1987, gab es im AKW Krümmel Probleme an Sicherheits- und Entlastungsventilen. Die Ursache: mehrere Wasserstoffexplosionen, bei denen die Ventile verformt worden waren. Wieder warnte die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit vor dem Risiko der Radiolyse (WLN 18/87).
· Am 17. September 1999 führte eine Detonation zum vollständigen Bruch einer vier Zentimeter dicken Leitung im AKW Brunsbüttel. Sechs Tonnen radioaktiver Dampf entwichen.
Paulitz von der Ärzteorganisation IPPNW kritisiert, dass der damalige Betreiber des AKW Brunsbüttel, HEW, trotz 'eindeutiger Vorwarnungen' nicht adäquat gehandelt habe. 'Die Veränderungen in Brunsbüttel reichten überhaupt nicht aus, wie die Wasserstoffexplosionen 1999 und 2001 klar gezeigt haben', sagte er SPIEGEL ONLINE.

Vorwurf an die Landesregierung von Schleswig-Holstein

Der Stromkonzern Vattenfall, zu dem die einstige HEW mittlerweile gehört, weist die Vorwürfe der Ärzteorganisation zurück: 'Wir haben unsere Kraftwerke nachgerüstet, um durch Überwachungs- und Vorsorgemaßnahmen auszuschließen, dass es zur Ansammlung von Radiolysegas und zu Explosionen kommen kann', sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek SPIEGEL ONLINE. In Brunsbüttel sei es jedoch 2001 zu einem anderen Ablauf als in den vorher bekannten Fällen gekommen. Nach den 'neuen Erkenntnissen in Brunsbüttel' habe man umfangreiche Änderungen im dortigen Atomkraftwerk und in den anderen deutschen Anlagen vorgenommen, 'um solche Fälle für die Zukunft auszuschließen', sagte der Vattenfall-Sprecher.
Das Unternehmen weist darauf hin, dass die Zwischenfälle in Krümmel 1987 und Brunsbüttel 1999 'ordnungsgemäß gemeldet' worden seien. Das Bundesamt für Strahlenschutz habe sie als sogenannte meldepflichtige Ereignisse in seinen Berichten veröffentlicht. Das ist richtig. Allerdings tauchen die Explosionen in dem Behördenreport nur jeweils in einer Zeile auf, ohne dass auf Hintergründe eingegangen wird.

Die Ärzteorganisation IPPNW wirft der Landesregierung von Schleswig-Holstein zudem vor, im Jahr 2002 den Landtagsabgeordneten wichtige Informationen über den Störfall in Brunsbüttel vorenthalten zu haben. In dem von der Atomaufsicht erstellten Bericht über die Wasserstoffexplosion im Dezember 2001 (Drucksache 15/1735) fehle jeder Hinweis auf die vorangegangenen Explosionen. 'Man hat das Parlament belogen, denn in den internen Dokumenten zu Brunsbüttel wurde wiederholt sehr deutlich auf die früheren Vorfälle hingewiesen', sagte Paulitz.
Im schleswig-holsteinischen Sozialministerium, der zuständigen Atomaufsichtsbehörde, sieht man hingegen keinen Zusammenhang zwischen den Explosion von 2001 und jenen der Jahre 1987 und 1999. 'Die früheren Ereignisse waren abgeschlossen und deswegen nicht in dem Bericht, der sich mit dem aktuellen Störfall und den dabei gewonnenen neuen Erkenntnissen befasste', sagt Ministeriumssprecher Christian Kohl SPIEGEL ONLINE. Man habe nach den Zwischenfällen 1987 und 1999 reagiert und Gegenmaßnahmen vorgeschlagen, etwa den Einbau von Katalysatoren in den erkannten Bereichen. Kohl: 'Die Vorgaben sind von dem Kraftwerksbetreiber umgesetzt worden'."

Die offizielle Erklärung von Vattenfall Europe zu den Vorwürfen der IPPNW

"Zu einem am Montag [23.07.07] veröffentlichten Bericht von 'Spiegel Online' über angeblich 'bisher unbekannte' Zwischenfälle in deutschen Kernkraftwerken erklärt die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH" in einer Pressemitteilung vom 23.07.07 verharmlosend: 
- "Die von 'Spiegel Online' erwähnten Explosionen von Radiolysegas in drei deutschen Kernkraftwerken in den Jahren 1987 und 1999 sind keineswegs 'unbekannt' oder wurden gar 'bisher geheim gehalten'. Vielmehr sind diese Fälle von den Betreibern ordnungsgemäß den Aufsichtsbehörden gemeldet und vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in allgemein zugänglichen Berichten öffentlich gemacht worden. Diese Berichte finden sich beispielsweise auf der Internetseite des BfS als Downloads."
- "Die Ereignisse sind von der Gesellschaft für Reaktorsicherheit und den für die Atomaufsicht zuständigen Landesbehörden sorgfältig ausgewertet worden. Ergebnis waren Nachrüstungen in allen deutschen Siedewasserreaktoren, die eine Ansammlung von Radiolysegas verhindern sollten (nachzulesen zum Beispiel in der vom Bundesumweltministerium herausgegebenen 'Übersicht über besondere Vorkommnisse in Kernkraftwerken der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 1987', als Download im Internet beim BfS öffentlich zugänglich)."
- "Die Explosion von Radiolysegas im Kernkraftwerk Brunsbüttel im Jahr 2001 stand in keinem Zusammenhang mit den vorher aufgetretenen Fällen. Der Weg, auf dem sich bei den anderen Ereignissen Ansammlungen von Radiolysegas gebildet hatten, ist durch die danach als Konsequenz eingeführten Überwachungs- und Vorsorgemaßnahmen ausgeschlossen worden. In Brunsbüttel kam es 2001 jedoch zu einem anderen Ablauf, der vorher so nicht bekannt und damit auch nicht vorhersehbar war."
- "Als Reaktion auf das Ereignis in Brunsbüttel 2001 sind dort und in den anderen deutschen Anlagen umfangreiche Änderungen durchgeführt worden, um solche Fälle für die Zukunft auszuschließen."

21. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Aufgrund fehlerhafter Verankerungen im Not- und Nachkühlsystem abgeschaltet

"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel wurde vollständig abgeschaltet, nachdem im Rahmen der von der Atomaufsicht veranlassten Überprüfungen im Sicherheitssystem fehlerhafte Verankerungen festgestellt wurden. Die Verankerungen sind Teil der Rohrleitungshalterungen des Not- und Nachkühlsystems", gab das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel in einer Pressemitteilung vom 21.07.07 bekannt.
"
Die Atomaufsicht und die Obere Baubehörde haben aufgrund der neuen Erkenntnisse vom Betreiber [Vattenfall Europe] gefordert, im Rahmen des umfangreichen Prüfprogramms eine Begehung des Sicherheitsbehälters zu ermöglichen", wurde vom Kieler Sozialministerium mitgeteilt. "Dazu muss der Reaktor abgeschaltet sein. Die Begehung mit Sachverständigen der Oberen Baubehörde und der Atomaufsicht wird kommende Woche stattfinden. Wie lange das Kernkraftwerk Brunsbüttel abgeschaltet bleibt, steht noch nicht fest. "
Vom Sozialministerium in Kiel wurde abschließend ausgesagt: "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel war bereits seit dem 18. Juli wegen eines Ölwechsels am Transformator vom Netz getrennt und in einem Stand-By-Zustand.

Vattenfall Europe: "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Untersuchungen fortgesetzt"

Von Vattenfall Europe ist in einer Pressemitteilung vom 22.07.07 berichtet worden: "Im Kernkraftwerk Brunsbüttel wird die Untersuchung von Halterungssystemen fortgesetzt. Nachdem in der vergangenen Woche Auffälligkeiten an Rohrleitungshalterungen im Nachkühlsystem entdeckt worden waren, sollen die Untersuchungen am Montag im Sicherheitsbehälter und im übrigen Reaktorgebäude fortgesetzt werden. Das Kraftwerk bleibt, wie angekündigt, bis zum Abschluss dieser Arbeiten abgeschaltet."
"Bei einer Überprüfung des Nachkühlsystems am vergangenen Donnerstag waren Auffälligkeiten an Halterungsplatten festgestellt worden, an denen Rohrleitungen befestigt sind. Drei Platten, die Bohrlöcher mit einem zu großen Durchmesser aufwiesen, wurden ausgetauscht. Bei den Arbeiten ist ein Dübel entdeckt worden, der vom vorgesehenen Sitz abweicht. In Absprache mit der Aufsichtsbehörde werden weitere Halterungen überprüft", ist von Vattenfall Europe mitgeteilt worden. 
"
Das Kernkraftwerk ist seit dem vergangenen Mittwoch vom Netz und befand sich während der Arbeiten zunächst in einem Stand-by-Zustand", ist von dem Atomenergie-Konzern weiter dargestellt worden. "Am Wochenende wurde der Reaktor, wie vom Betreiber geplant, komplett abgefahren."

Vattenfall Europe besteht auf längerer Laufzeit vom AKW Brunsbüttel

"Trotz der Störfälle und Mängel im Atomkraftwerk Brunsbüttel will der Betreiber Vattenfall an den Anträgen zur Verlängerung der 2009 zu Ende gehenden Laufzeit festhalten", wird von der Nachrichtenagentur dpa (21.07.07, 13:03 Uhr) gemeldet. "Er sehe keinen Grund, die Anträge zurückzuziehen, sagte der Chef des schwedischen Konzerns, Lars Göran Josefsson, dem 'Spiegel'. Auch der von einer Pannenserie betroffene Vattenfall-Atommeiler Krümmel solle 'so schnell wie möglich' wieder ans Netz. Beide Kraftwerke seien 'absolut' sicher."

19. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Fehlerhafte Dübelplatten festgestellt

Von dem für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministerium wird in einer Pressemitteilung am 19.07.07 über ein weiteres 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel berichtet: "Bei einer von der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde veranlassten Überprüfung von Dübeln im Sicherheitssystem des Kernkraftwerks Brunsbüttel sind Abweichungen an Dübelplatten festgestellt worden. Das Kraftwerk war zuvor wegen Ölwechsel im Eigenbedarfstransformator vom Netz genommen worden. Bei den Prüfungen, die im Beisein der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde, der Bauaufsichtsbehörde, des TÜV NORD und des bauamtlichen Prüfingenieurs abliefen, wurden zu große Bohrungen in den Dübelplatten entdeckt. Mit diesen Dübelplatten werden Rohrleitungen am Bauwerk befestigt."
"Nach Aufforderung der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde werden die Überprüfungen an weiteren Dübelplatten fortgesetzt", wird vom zuständigen Sozialministerium in Kiel weiter mitgeteilt. "Außerdem hat der Betreiber [Vattenfall Europe] mit Instandsetzungsmaßnahmen an den mangelhaften Dübelplatten begonnen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird die Meldung nach atomrechtlicher Meldeverordnung vorbereitet. Das Kernkraftwerk [Brunsbüttel] wird bis zum Abschluss der Überprüfungen und Instandsetzungen vom Netz getrennt bleiben."
"Die Überprüfungen der Dübelverbindungen sind Teil eines Prüf-Programms, das von der Aufsichtsbehörde im Zusammenhang mit den Ereignissen in den Kernkraftwerken am Standort Biblis in Hessen aufgelegt worden war und seit Oktober 2006 läuft", erklärt das Kieler Sozialministerium abschließend

Vattenfall Europe: "Austausch von Halterungsplatten im Kernkraftwerk Brunsbüttel"

Der Betreiber des AKW Brunsbüttel, Vattenfall Europe, gibt in einer Pressemitteilung vom 19.07.07 zu dem neuen 'Ereignis' folgende Stellungnahme ab: "Den derzeitigen Stillstand des Kernkraftwerks Brunsbüttel für einen Ölwechsel in zwei Stufenstellern hat der Betreiber der Anlage genutzt, um eine Prüfung des Nachkühlsystems durchzuführen. Dabei wurden Auffälligkeiten an Halterungsplatten festgestellt, an denen Rohrleitungen befestigt sind."
"An vier von bisher elf überprüften Halterungsplatten wiesen die Bohrlöcher einen zu großen Durchmesser auf", wird von Vattenfall Europe zugegeben. "Die betreffenden Platten werden jetzt ausgetauscht. Sechs weitere Halterungsplatten werden im Laufe des Tages noch untersucht. Bis zum Abschluss der Untersuchungen und zum Tausch der auffälligen Platten bleibt das Kernkraftwerk Brunsbüttel abgeschaltet. Die zuständige Aufsichtsbehörde in Kiel ist über die Auffälligkeiten informiert."

19. Juli 2007
IPPNW: Brunsbüttel-Liste - Beweis für Versagen der Atomaufsicht

Unter dem Titel "Brunsbüttel-Liste - Beweis für Versagen der Atomaufsicht " ist von der IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) am 19.07.07 eine Pressemitteilung veröffentlicht worden. Wir dokumentieren nachstehend diese Pressemitteilung der IPPNW im vollständigen Wortlaut: 

"Nach Auffassung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW handelt es sich bei der gestern [18.07.07] vom Kieler Sozialministerium veröffentlichten 'Liste offener Punkte aus der Sicherheitsüberprüfung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel' um ein Dokument des Versagens der Atomaufsicht in Schleswig-Holstein. 'Dass die Gutachter im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Periodischen Sicherheitsüberprüfung nicht einmal ein wirkliches sicherheitstechnisches Defizit gefunden haben wollen und im Rahmen dieser Liste vom Betreiber nicht eine einzige sicherheitstechnische Nachrüstung verlangen, spricht Bände über die gefährliche Kungelei von Atomindustrie, Gutachterorganisationen und Aufsichtsbehörden in Deutschland', so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz.
Das Großprojekt der Periodischen Sicherheitsüberprüfung für Brunsbüttel, das alle zehn Jahre zu erfolgen hat, hat also bislang zu nicht einer einzigen wirklichen Verbesserung der Anlagensicherheit geführt. 'Ministerin Gitta Trauernicht lässt ihre Beamten und Gutachter jahrelang dafür arbeiten und tausende Seiten Papier beschreiben, ohne dass das sicherheitstechnische Niveau der Anlage auch nur geringfügig verbessert wird', kritisiert Paulitz.
Selbstverständlich müssen den Gutachtern die schwerwiegenden sicherheitstechnischen Defizite des bereits 1976 in Betrieb genommenen Atomkraftwerks Brunsbüttel bekannt sein. Hierzu zählen laut IPPNW beispielsweise die nur geringe Förderleistung des Nachspeisesystems, das Fehlen eines Mitteldruckeinspeisesystems, die veraltete Sicherheitsleittechnik, die 'hauptsächliche' Notstromversorgung über nur drei Dieselaggregate und zwei Notstromschienen (abgesehen von zwei kleinen UNS-Dieseln), die ungünstig hoch angeordnete Kondensationskammer (Gefahr bei Erdbeben), der hohe Grad der Vermaschung sowie die unzureichende räumliche Trennung von Sicherheitssystemen etc. 'Nach unserer Erfahrung lassen sich in derartigen Altanlagen mehr als 150 schwerwiegende Sicherheitsdefizite anhand von gutachterlichen Stellungnahmen belegen', so Paulitz.
Doch statt Klartext zu reden und von den Betreibern die Beseitigung solcher gravierender Defizite beziehungsweise die Stilllegung der Anlage zu verlangen, liste man lediglich so genannte 'Nachweisdefizite' auf, zu denen der Betreiber Erklärungen abgeben oder neue Berechnungen vorlegen solle, so Paulitz. 'Die Behörde legt hierbei eine neue Akte an, verlangt vom Betreiber Erläuterungen oder Berechnungen auf dem Papier, lässt sich vom TÜV die oft erst nach Jahren vorgelegten Berechnungen bestätigen und schließt dann irgendwann die betreffende Akte.' Der Punkt gelte dann förmlich als 'abgearbeitet'. Die so erbrachten, sicherheitstechnischen 'Nachweise' seien 'höchstens der Versuch einer modellhaften Annäherung an die Realität', so Paulitz und nennt ein Beispiel: Es gelte beispielsweise als 'nachgewiesen', dass bei einer Trennung von Atomkraftwerken vom Stromnetz der so genannte Lastabwurf auf Eigenbedarf zuverlässig funktioniere. 'Die Realität sieht aber so aus, dass dies in größenordnungsmäßig 50 Prozent der Fälle misslingt. Das ändert jedoch nichts an dem unerschütterlichen Glauben vieler Beamter der Atomaufsicht an die Belastbarkeit solcher Nachweise.'
Jenseits der Aktendeckel in den Atomaufsichtsbehörden und trotz hunderter 'Nachweise' versagen laut IPPNW in den deutschen Atomkraftwerken - nicht nur in Brunsbüttel und Krümmel - ganz real regelmäßig sicherheitstechnische Komponenten und es ereignen sich Geschehensabläufe, die vielfach 'aufgrund ihrer besonderen Konstellation' nicht vorhergesehen würden. 'Darauf reagieren die Betreiber, die Gutachter und die Beamten dann routinemäßig mit dem Anlegen einer neuen Akte, die dann förmlich abgearbeitet wird. Es entstehen neue Persilscheine, die sich beim nächsten Ereignis dann unter Umständen wieder als Makulatur erweisen.'
Das Problem liegt nach Auffassung von Paulitz unter anderem darin, 'dass die Verantwortung auf die Gutachter abgeschoben wird, so dass sich die zuständigen Beamten in der Atomaufsicht fast nur noch mit dem Verwalten und dem förmlichen Abarbeiten der Akten beschäftigen'. Für die Gutachter vom TÜV sei diese Praxis höchst lukrativ: 'Mit ihren Empfehlungen für immer neue Nachweisdefizite verschaffen sie sich gut bezahlte Aufträge für die nächsten Jahre, ohne dass es den Betreibern wirklich weh tut, weil diese nichts weiter als neue Berechnungen vorlegen müssen. Nach unserer Erfahrung werden wirkliche sicherheitstechnische Nachrüstungen vom TÜV vielfach nur dann empfohlen, wenn sie vom Betreiber zuvor ohnehin schon in Aussicht gestellt wurden.'
Nach Auffassung der IPPNW zeigt die Brunsbüttel-Liste, dass die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren versagt hat und nicht hinreichend für die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung eintritt.
" (Pressemitteilung der IPPNW am 19.07.07)
18. Juli 2007
DUH: AKW Brunsbüttel ist "mit schweren Sicherheitsmängeln am Netz"

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gibt am 18.07.07 in ihrer Pressemitteilung als Zusammenfassung einleitend bekannt: "Analyse der geheim gehaltenen Mängelliste zeigt Hauptrisiken in Kernbereichen der Reaktorsicherheit - Deutsche Umwelthilfe fordert vollständige Sicherheitsnachweise oder Zwangsabschaltung binnen vier Wochen - Mitte 2006 fehlten 165 wichtige Sicherheitsnachweise - Durch die DUH erzwungene Veröffentlichung der Mängelliste wird Ende für Brunsbüttel einläuten". - Nachstehend dokumentieren wir die Pressemitteilung der DUH im vollständigen Wortlaut:

"Das Atomkraftwerk Brunsbüttel wird trotz massiver interner Zweifel an seiner Sicherheit seit Jahren am Netz gehalten. Eine so genannte periodische Sicherheitsanalyse (PSÜ), die eigentlich nach zwei Jahren in 2003 hätte abgeschlossen sein sollen, dauert bereits mehr als sechs Jahre. Die geheim gehaltene Mängelliste, deren Veröffentlichung Vattenfall nach langer juristischer Blockade seit gestern nicht mehr im Wege stehen will, betrifft nach einer der Deutschen Umwelthilfe vorliegenden Expertenanalyse praktisch alle Kernbereiche der Rektorsicherheit. Besonders kritisch sind nicht erbrachte Bruchsicherheitnachweise im Rohrsystem, Werkstoffprobleme, Mängel in der Elektro- und Leittechnik, sowie die Verwundbarkeit gegen Terroranschläge. Insgesamt zählten die Sicherheitsexperten zum Stichtag 21. Juni 2006 rund 650 offene Punkte – von denen sich 165 als besonders prekär erwiesen. Sie gehören zur so genannten Kategorie 2 („Nachweisdefizit, das kurzfristig zu beseitigen ist“).
„Wir verlangen, dass die schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht Vattenfall zur Vorlage sämtlicher Sicherheitsnachweise der Kategorie 2 binnen vier Wochen veranlasst. Wenn der Konzern bis dahin nicht liefert, muss der Reaktor abgeschaltet werden“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Er habe große Zweifel, dass Vattenfall zur Erfüllung dieser Auflage in der Lage sei. „Die gelebte Unsicherheitskultur im AKW Brunsbüttel muss und wird ein Ende haben“. Im vergangenen Jahr habe Vattenfall ebenfalls nach DUH-Recherchen eingestehen müssen, dass, entgegen vorherigen Beteuerungen, die Notstromelektrik in Brunsbüttel in ähnliche Probleme hätte laufen können wie im schwedischen Vattenfall-Reaktor Forsmark, der seinerzeit nur knapp einer Katastrophe entgangen war. Resch: „Jetzt entpuppt sich die Brunsbüttel-Mängelliste als Sprengsatz.  In diesen Tagen erleben wir den Anfang vom Ende des Atomzeitalters in Brunsbüttel.“ Die Tatsache, dass Vattenfall nach der Bekanntgabe der DUH-Pressekonferenz seinen Widerstand gegen die Veröffentlichung aufgegeben habe, bestätige „geradezu prototypisch, dass die Atomkraftbetreiber immer solange mauern, bis eine Veröffentlichung nicht mehr verhindert werden kann.“

2006 verteilten sich die fehlenden Sicherheitsnachweise wie folgt auf die Themengebiete:

Aktivitätsfreisetzung (6), Bruchausschluss (19), E- und Leittechnik, Reaktorschutz (4), Einwirkungen von außen (EVA) und Einwirkungen von innen (EVI) – z.B. Erdbeben, Terroranschläge, Brandfolgen (27), Materialverhalten – Belastbarkeitsgrenzen, Materialermüdungen (85), Sicherheitssysteme (5), Störfallszenarien (9), Strahlkraftbelastungen (8) und sonstiges (3).

Die periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ), auf deren Ergebnissen die Brunsbüttel-Mängelliste beruht, geht auf die Amtszeit von Bundesumweltministerin Angela Merkel. Die heutige Kanzlerin hatte eine bundesweit einheitliche Regelung durchgesetzt, wonach PSÜs bei allen Meilern alle zehn Jahre durchgeführt werden müssen und nach jeweils zwei Jahren abgeschlossen sein sollen. Die Existenz einer Liste mit hunderten „offener Punkte“ zum AKW Brunsbüttel hatte die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Ministerin Trauernicht im Sommer 2006 in einem Zeitungsinterview offenbart. Daraufhin hatte die DUH Akteneinsicht nach EU-Umweltinformationsrecht beantragt. Trauernicht stimmte dem Anliegen der DUH nach einigem Zögern zu. Doch dann blockierte Vattenfall die Herausgabe der 956 Seiten umfassenden Unterlage aus dem Juni 2006 mit einer Klage. Trauernicht ihrerseits wehrte sich gegen die sofortige Vollziehung ihrer Entscheidung zugunsten der Umweltschützer. Unter anderem argumentierte der Konzern, die Veröffentlichung der Schwächen des über 30 Jahre alten Reaktors würde seinen Wert bei einem möglichen Verkauf schwächen, weil so die Notwendigkeit von Nachrüstinvestitionen offenkundig würde.
Seit gestern spielt die Argumentation keine Rolle mehr, obwohl die Vattenfall-Anwälte noch vor einer Woche mit einem Antrag auf Fristverlängerung erneut auf Zeit gespielt hatten. Nun will der Konzern die Klage zurückziehen.
„Mit der Informationsblockade wollte Vattenfall offenbar verhindern, dass unter dem Druck einer öffentlichen Debatte teure Nachrüstinvestitionen von der Atomaufsicht erzwungen werden“, mutmaßte der Leiter Politik und Öffentlichkeitsarbeit der DUH, Gerd Rosenkranz. Vattenfall hat bei Bundesumweltminister Sigmar Gabriel gleich zwei Anträge zur Laufzeitverlängerung für Brunsbüttel gestellt. Ihnen werden nach der Störfallserie der letzten Wochen keine Chancen mehr eingeräumt. Stattdessen fordert Gabriel neuerdings die vorzeitige Stilllegung alter und unsicherer Atomkraftwerke wie Brunsbüttel. „Das hätte er schon im vergangenen Jahr tun sollen, als die DUH nach Forsmark den gleichen Vorschlag gemacht habe. Schade, damals wollte er nicht“, sagte Rosenkranz.
Jetzt werde die Mängelliste entweder teure Nachrüstinvestitionen erzwingen oder wahrscheinlicher die Stilllegung des Meilers. Rosenkranz erinnerte daran, dass in der Mängelliste die drohende Gefahr terroristischer Angriffe aus der Luft kaum eine Rolle spiele. Schließlich hatte das KKB seinen ersten Bericht schon vor dem 11. September 2001 abgeliefert. Wegen seines Alters ist Brunsbüttel besonders anfällig gegen Angriffe aus der Luft."

Sozialministerium Kiel: "Sicherheitsüberprüfung Brunsbüttel gesetzmäßig"

In einer Pressemitteilung der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) vom 18.07.07 wird zu der Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) folgendes Statement abgegeben: "Zu den heute [18.07.07] im Zusammenhang mit der Überprüfung des Kernkraftwerks Brunsbüttel erhobenen Vorwürfen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen das Ministerium sagte Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht: 'Die Sicherheit der Bevölkerung steht für mich als zuständige Ministerin für Reaktorsicherheit an erster Stelle. Alle anderen Behauptungen sind absurd. Der Behauptung der DUH, für das Kernkraftwerk Brunsbüttel wäre gesetzlich 2001 die Vorlage einer Periodischen Sicherheitsüberprüfung fällig gewesen, ist falsch'."
"Die Verpflichtung von Kernkraftwerksbetreibern zur Durchführung Periodischer Sicherheitsüberprüfungen ist erstmals im Jahr 2002 gesetzlich verankert worden", so das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium weiter. "Die Überprüfung im Kernkraftwerk Brunsbüttel wurde durch den Betreiber 2000 eingeleitet und dauerte bis 2004. Erst danach konnte die Überprüfung durch Gutachter des TÜV Nord, Germanischer Lloyd und ESN übernommen werden."
"'Bei der Überprüfung der abgearbeiteten Punkte durch die Aufsichtsbehörde geht Sicherheit und Zuverlässigkeit vor Schnelligkeit. Die Abarbeitung erfolgt nach den gesetzlichen Richtlinien', so Trauernicht weiter. Dass die Überprüfungen auch in anderen Bundesländern Zeit in Anspruch nehmen, ist nicht ungewöhnlich. Beispielsweise hat das Kernkraftwerk Biblis nach einer Sicherheitsüberprüfung von 1991 die Liste der offenen Punkte 2004 abgeschlossen", wird vom Kieler Sozialministerium relativiert.
"'Die Absicht der DUH, durch Druck auf den Betreiber [Vattenfall Europe] und auf die Aufsichtsbehörde [Sozialministerium in Kiel] ein früheres Abschalten zu erzwingen, ist klar erkennbar. Das Handeln der Reaktoraufsicht muss sich aber an Gesetze halten. Für Taktierereien ist in der Atomaufsicht kein Platz', sagte Trauernicht" in der Pressemitteilung des zuständigen Sozialministeriums in Kiel abschließend.

Kieler Sozialministerium "informiert über Offene Punkte aus der Periodischen Sicherheitsüberprüfung im Kernkraftwerk Brunsbüttel"

Das für die Reaktorsicherheit im Land Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium hat in einer vorangegangenen Pressemitteilung am 18.07.07 bekannt gegeben: "Der Energiekonzern Vattenfall Europe hat seine Klage gegen das Sozialministerium betreffend die Veröffentlichung der Offene Punkte-Liste zum Kernkraftwerk Brunsbüttel zurückgenommen. Das schleswig-holsteinische Sozialministerium hat diese Liste mit Offenen Punkten aus der Periodischen Sicherheitsüberprüfung umgehend ins Internet gestellt. Die Liste ist ab sofort einsehbar unter www.sozialministerium.schleswig-holstein.de." In der Pressemitteilung wird die zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht dazu mit den lobenden Worten zitiert: "'Ich habe erreicht, dass diese Liste nun veröffentlicht werden kann', erklärte Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht."
"Aus der Periodischen Sicherheitsüberprüfung mit 231 Einzelberichten waren von der Reaktoraufsicht und den unabhängigen Sachverständigen 707 sogenannte Offene Punkte herausgearbeitet worden", wird vom Kieler Sozialministerium nun zugegeben. "Diese wurden dem Betreiber von der Reaktoraufsicht zur Abarbeitung auferlegt. Nach dem Prüfergebnis der Sachverständigen und der Reaktorsicherheitsbehörde liegen keine Offenen Punkte der Kategorie 1 vor", wird vom Kieler Sozialministerium beschönigend geäußert. "Kategorie 1 sind sicherheitstechnische Defizite, die umgehend zu beseitigen sind. In den Kategorien 2 bis 4 wurden insgesamt 707 Offene Punkte eingestuft (Stand: 30. Juni 2006). 'Inzwischen hat der Betreiber der Aufsichtsbehörde und den Sachverständigen sämtliche Sicherheitsnachweise für die 185 Punkte der Kategorie 2 vorgelegt', so Trauernicht weiter. 'Für über 100 dieser Punkte liegen abgeschlossene, positive Prüfergebnisse der Gutachter vor. Die übrigen Punkte befinden sich im laufenden Begutachtungsverfahren'."
Die Pressemitteilung der Sozialministerin Trauernicht endet mit der Aussage: "'Vorgabe ist der Abschluss der Begutachtung durch die unabhängigen Sachverständigen bis Ende September. Damit wird das Verfahren bis zum Ende des Jahres 2007 komplett abgeschlossen sein'."

Vattenfall Europe: "Kernkraftwerk Brunsbüttel - Sicherheitsanalyse vor Abschluss"

Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe kündigt der Öffentlichkeit in einer Pressemitteilung vom 18.07.07 an: "Die umfassende Sicherheitsanalyse des Kernkraftwerks Brunsbüttel steht vor dem Abschluss. Die so genannte Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ), die nach dem Atomgesetz für jedes Kernkraftwerk alle zehn Jahre vorgeschrieben ist, wird voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die PSÜ für Brunsbüttel wird seit dem Jahr 2001 erarbeitet", wird von Vattenfall Europe eingestanden. "Vattenfall Europe hat der Veröffentlichung einer Liste offener Punkte aus diesem Prozess (Stand: Juni 2006) zugestimmt. Das Kieler Sozialministerium als zuständige atomrechtliche Aufsichtsbehörde hat diese Liste am Dienstag veröffentlicht."
"Dazu einige Informationen" aus der Sicht von Vattenfall Europe: 
- "
Im kompletten Verfahren der PSÜ gab es zu keinem Zeitpunkt einen offenen Punkt der Kategorie 1 (sicherheitstechnische Defizite, die umgehend zu beseitigen sind)."
- Die
jetzt veröffentlichte Offene-Punkte-Liste gibt den Bearbeitungsstand im Juni 2006 wieder. Seitdem hat der Betreiber für sämtliche offenen Punkte der so genannten Kategorie 2 Sicherheitsnachweise vorgelegt. Der größte Teil davon ist bereits abschließend durch unabhängige Gutachter im Auftrag der Aufsichtsbehörde bestätigt worden."
- "
Basis der Überprüfung sind rund 230 Berichte mit einem Umfang von insgesamt mehr als 50.000 Seiten, die der Betreiber vorgelegt hat und die von den Sachverständigen im Auftrag der Aufsichtsbehörde begutachtet wurden. Aus diesem Material haben sich die rund 700 offenen Punkte ergeben, die in der Liste aus dem Juni 2006 aufgeführt und inzwischen größtenteils abgearbeitet sind."

18. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Neues 'Ereignis' führt zur Netztrennung und Herunterfahren des Atomreaktors

Über eine weitere 'Panne' im AKW Brunsbüttel wird in einer Pressemitteilung des für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministeriums in Kiel am 18.07.07 gemeldet: "Die zum Vattenfall-Konzern gehörende Betreiberin des Kernkraftwerkes Brunsbüttel hat der Aufsichtsbehörde mitgeteilt, dass sie heute [18.07.07] die Leistung der Anlage heruntergefahren hat, um erneut[!] einen Ölwechsel im Bereich des Eigenbedarftransformators durchzuführen.
Aufgrund von Erkenntnissen zum Brand eines Transformators in der schwedischen Anlage Ringhals hatte das schleswig-holsteinische Sozialministerium als Landesatomaufsichtsbehörde Vattenfall bereits im November 2006 aufgefordert, die Überwachung der Transformatorenöle zu intensivieren." Das Kieler Sozialministerium gibt dazu weiter bekannt: "Bei Messungen der erst in der Revision 2007 gewechselten Öle wurden Werte festgestellt, die nicht den erwarteten entsprachen." -
"Während der Durchführung der Maßnahme kann die Anlage keinen Strom in das Netz einspeisen. Die Durchführung der Maßnahme erfolgt als vorsorgliche Instandhaltungsmaßnahme gemäß den Regelungen des Betriebshandbuches in Eigenverantwortung des Kernkraftwerks Brunsbüttel. Die Ursachenklärung für die verminderte Ölqualität ist noch nicht abgeschlossen", wird vom zuständigen Sozialministerium in Kiel ausgesagt.

Vattenfall Europe: "Spülung von Ölkreisläufen in Stufenstellern" im AKW Brunsbüttel

"Der Betreiber des Kernkraftwerks Brunsbüttel geht Auffälligkeiten in den Ölkreisläufen der so genannten Stufensteller eines Eigenbedarfstransformators nach", wird in einer Pressemitteilung von Vattenfall Europe am 18.07.07 berichtet. Von Vattenfall Europe wird dazu erklärt: "Die Stufensteller dienen der Regelung der Spannung in den 10-kV-Versorgungsschienen."
"Im Rahmen eines Sondermessprogramms, das nach den Vorkommnissen in einem schwedischen Kernkraftwerk im vergangenen Jahr eingeführt worden war, wurden an zwei Messgrößen Abweichungen von den erwarteten Werten festgestellt. Dies ist der zuständigen Aufsichtsbehörde in Kiel mitgeteilt worden, es handelt sich jedoch nicht um ein Meldepflichtiges Ereignis", teilt Vattenfall Europe mit. 
"Vorsorglich hat sich der Betreiber entschlossen, die Kreisläufe zu spülen und die Öle zu tauschen", so Vattenfall Europe in der Pressemitteilung. "Für diesen Vorgang ist es notwendig, die Leistung des Kraftwerks für circa acht bis zehn Stunden herunterzufahren. Dies ist am Mittwochmorgen geschehen."

Im Vatten-Fall rollen weitere Köpfe: Vattenfall-Europe-Chef Rauscher tritt zurück

"Klaus Rauscher bietet seinen Posten an", lautet der Titel einer Pressemitteilung der Vattenfall Europe am 18.07.07, im weiteren wird darin mitgeteilt: "Der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe AG, Prof. Dr. Klaus Rauscher bietet an, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Bis zu einer weiteren Befassung des Aufsichtsrates wurde Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Cramer vom Vorstand der Vattenfall Europe AG gebeten, die Aufgabe eines Sprechers des Vorstandes wahrzunehmen."
Die Vattenfall-Pressemitteilung im Original-Text weiter: "Dazu erklärte Lars G. Josefsson, Präsident und CEO von Vattenfall AB und Aufsichtsratsvorsitzender der Vattenfall Europe AG, heute [18,07,07] in Berlin: 'Klaus Rauscher hat sich große Verdienste mit der Zusammenführung von Bewag, HEW, Laubag und VEAG erworben. Unter seiner Führung hat sich das Unternehmen zu einem starken Wettbewerber auf dem deutschen Energiemarkt entwickelt; heute ist das Deutschlandgeschäft ein zentraler Bestandteil der Vattenfall Gruppe. Für seine Leistungen danke ich ihm auch persönlich ausdrücklich. Seiner Entscheidung, sein Amt zur Verfügung zu stellen, gilt mein voller Respekt'."
"Rauscher erklärte, es sei nicht zu verkennen, dass die Vorgänge der vergangenen Wochen dem Ansehen der Vattenfall Europe AG geschadet hätten", wird in der Vattenfall-Pressemitteilung ausgesagt. "Es seien Fehler gemacht worden, für die er als Vorsitzender des Vorstandes die Verantwortung zu tragen habe. Das Unternehmen müsse nun vor allem mit Blick auf seine Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter verloren gegangenes Vertrauen rasch zurückgewinnen. Um einem solchen Neuanfang nicht im Wege zu stehen, biete er an, sein Amt zur Verfügung zu stellen."

Bereits am 16.07.07 hatte der wegen seiner 'Informationspolitik' unter öffentlichen Druck geratene Atomenergie-Konzern Vattenfall personelle Konsequenzen aus den zahlreichen Störfällen und Pannen in seinen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel gezogen: Der bisherige Chef der Atomenergiesparte, Bruno Thomauske, wurde gefeuert und Vattenfall-Kommunikationschef Johannes Altmeppen erklärte seinen Rücktritt.

17. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Vattenfall stimmt Veröffentlichung der AKW-Mängelliste zu

Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe hat am 17.07.07 der Veröffentlichung einer bisher unter Verschluss gehaltenen Mängelliste für das Atomkraftwerk Brunsbüttel zugestimmt. Vattenfall Europe werde seine Klage gegen die Veröffentlichung der Ergebnisse einer Sicherheitsanalyse zurückziehen, ist von Vattenfall-Vorstandsmitglied Reinhardt Hassa dazu angekündigt worden. - Damit könne das für die Atomaufsicht zuständige Kieler Sozialministerium über die Veröffentlichung der Sicherheitsanalyse entscheiden.
Die Liste über 'Mängel' im AKW Brunsbüttel stammt aus dem Jahr 2001 und umfasst die Ergebnisse einer 'Periodischen Sicherheitsüberprüfung', die nach dem Atomgesetz für jedes Atomkraftwerk alle zehn Jahre erstellt werden soll. Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) enthält der Prüfbericht hunderte Schwachstellen und Nachrüstanforderungen. Bisher hatte sich Vattenfall Europe unter Hinweis auf das Betriebsgeheimnis gegen die Veröffentlichung gewehrt und erfolgreich dagegen geklagt...

Vattenfall Europe: "Kernkraftwerk Brunsbüttel - Sicherheitsanalyse veröffentlichen"

"Vattenfall Europe stimmt der Veröffentlichung der Ergebnisse einer Sicherheitsanalyse des Kernkraftwerks Brunsbüttel zu", wird von dem Atomenergie-Konzern in einer Pressemitteilung vom 17.07.07 bekannt gegeben. "Die aktuelle Offene-Punkte-Liste und die vorläufige Bewertung aus der so genannten Periodischen Sicherheitsüberprüfung des Kraftwerks sollten veröffentlicht werden, sagte Reinhardt Hassa, Vorstandsmitglied von Vattenfall Europe. Die Klage gegen die Veröffentlichung der Ergebnisse werde das Unternehmen zurückziehen. Damit könne die zuständige atomrechtliche Aufsichtsbehörde, das Kieler Sozialministerium, über die Veröffentlichung entscheiden.
Reinhardt Hassa: 'Mit dieser Transparenz und Offenheit wollen wir weiter um verloren gegangenes Vertrauen werben.'"
Von Vattenfall Europe wird weiter mitgeteilt: "Die Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) ist eine nach dem Atomgesetz vorgesehene umfassende Analyse, die für jedes Kernkraftwerk alle zehn Jahre erstellt werden soll. Die PSÜ für Brunsbüttel wird seit dem Jahr 2001 erarbeitet."

Kieler Sozialministerium: "Sozialministerin Trauernicht begrüßt Veröffentlichung der Brunsbüttel-Liste"

"Der Energiekonzern Vattenfall Europe hat heute angekündigt, seine Klage gegen die Veröffentlichung der Liste offener Punkte einer Sicherheitsüberprüfung im Kernkraftwerk Brunsbüttel zurückziehen zu wollen", wird in einer Pressemitteilung des für die Reaktorsicherheit zuständigen Sozialministerium in Kiel vom 17.07.07 informiert. "Dazu erklärt die in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht: 'Ich begrüße diesen Schritt. Ich hatte immer wieder gefordert, dass diese Liste veröffentlicht werden kann. Dies hatte die Klage Vattenfalls vor Gericht verhindert. Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben nun offenbar zu einem Umdenken bei Vattenfall geführt'."

16. Juli 2007
DUH: Mängelliste begründet schwere Zweifel an der Sicherheit des Altreaktors AKW Brunsbüttel

Deutsche Umwelthilfe (DUH): "Brunsbüttel-Mängelliste begründet schwere Zweifel an der Sicherheit des Altreaktors - Deutsche Umwelthilfe präsentiert erstmals Inhalte aus der geheim gehaltenen Schwachstellenliste - Vattenfall klagt weiter vor Gericht gegen die Offenlegung"
"Unter dem Dauerfeuer der Öffentlichkeit sucht der Brunsbüttel- und Krümmel-Betreiber Vattenfall anscheinend die Flucht nach vorn", stellt die Deutschen Umwelthilfe in einer Pressemitteilung vom 16.07.07 einleitend fest. "Der Bericht über das Krümmel-Desaster kann von Jedermann im Internet nachgelesen werden, über Stör- und Unfälle ('meldepflichtige Ereignisse') will der Konzern die Öffentlichkeit künftig zeitgleich mit den Atomaufsichtsbehörden unterrichten. Doch von der versprochenen 'bedingungslosen Offenheit' ist der Konzern auch nach der heute bekannt gegebenen Ablösung zweier Manager weit entfernt. Die vorbehaltlose sicherheitstechnische Einordnung der jüngsten Ereignisse steht noch aus."
Die DUH teilt dazu weiter mit: "Nach wie vor klagt Vattenfall vor Gericht gegen die Herausgabe der geheimen Brunsbüttel-Mängelliste, die die DUH seit fast einem Jahr auf Basis der EU-Umweltinformationsrichtlinie von der Kieler Atomaufsichtsbehörde einfordert."
"In dieser Situation sind der DUH erstmals konkrete Inhalte der Mängelliste bekannt geworden. Danach ist klar: Obwohl der über 30 Jahre alte Reaktor nach der schweren Wasserstoffexplosion Ende 2001 wieder regelmäßig Strom erzeugt, ist seine Sicherheit keinesfalls nachgewiesen", wird von der DUH festgestellt. "Die Mängelliste aus dem Jahr 2006 enthält neben hunderten untergeordneter Punkte auch über 160 Nachweisdefizite, die sämtliche Kernbereiche der Reaktorsicherheit von der Sicherheitsleittechnik, über die Bruchsicherheit zentraler Komponenten bis hin zu Fragen der Verwundbarkeit gegenüber terroristischen Angriffen betreffen."
Von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wird zu weitergehenden Informationen zu einer Pressekonferenz am Mittwoch, den 18. Juli 2007 um 09:30 Uhr im DUH-Hauptstadtbüro, Hackescher Markt 4, 10117 Berlin, eingeladen.

13. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Radiolysegas durch Leitungsspülung entfernt

Rückblick: Am 09.07.07 hatte Vattenfall Europe das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium in Kiel über "Probleme an der Messleitung zur Überwachung des Reaktorfüllstands" im AKW Brunsbüttel informiert. Dort erfolgte ein stetiger Eintrag des explosiven Wasserstoffs (Radiolysegas). Das Kieler Sozialministerium hatte dazu mitgeteilt: "Die festgestellten Mängel erfordern höchste Aufmerksamkeit und schnellstmögliche Beseitigung." Der AKW-Betreiber Vattenfall wurde deshalb "aufgefordert, eine Spülung des betroffenen Bereichs der Reaktorfüllstandsmessung vorzunehmen". "Die Spülmaßnahmen erfordern eine Reduzierung der Anlagenleistung und eine Druckabsenkung im Reaktordruckbehälter", war dazu vom Sozialministerium in Kiel berichtet worden.

Leistungsreduktion des AKW Brunsbüttel zur Leitungsspülung

Von ContrAtom ist am 12.07.07 mit Bezug auf Powernews.org als Infoquelle gemeldet worden: "Im Atomkraftwerk Brunsbüttel wird voraussichtlich in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli [2007] die Leistung reduziert, um Messleitungen zu spülen, in denen sich Radiolysegas (Wasserstoff) angestaut hat. Wie der Betreiber Vattenfall bekannt gab, müsse die Reaktorleistung um bis zu 90% gesenkt und der Druck im Reaktorbehälter gesenkt werden. Allerdings müsse die Spülung vorerst von der zuständigen Aufsichtsbehörde genehmigt werden. Vattenfall hatte am 09.07. eingeräumt, dass sich Wasserstoff in einem Messsystem innerhalb des Sicherheitsbehälters ansammele."

Vattenfall Europe: Radiolysegas ist durch Leitungsspülung entfernt worden

In einer Pressemitteilung mit dem irreführenden Titel "Kernkraftwerk Brunsbüttel: kein Radiolysegas" gibt der Betreiber des AKW Brunsbüttel, Vattenfall Europe, am 13.07.07 der Öffentlichkeit bekannt:
"Im Kernkraftwerk Brunsbüttel ist die Spülung eines Messsystems abgeschlossen und das Kraftwerk am Freitagnachmittag wieder hochgefahren worden. Die anschließenden Kontrollmessungen haben keine Auffälligkeiten ergeben. Damit kann jetzt ausgeschlossen werden, dass sich Radiolysegas in diesem System befindet. Die Spülung ist vorsorglich vorgenommen worden, nachdem Temperaturmessungen in diesem Messsystem innerhalb des Sicherheitsbehälters auffällig waren."
"Der Vorgang stellt", aus der Sicht von Vattenfall Europe, "kein[!] Meldepflichtiges Ereignis dar."
"Für die Spülung wurde in der vergangenen Nacht der Druck des Reaktors abgesenkt. Die Leistung des Kraftwerks wurde für einige Stunden auf rund zehn Prozent reduziert. Inzwischen arbeitet die Anlage [AKW Brunsbüttel], wie in den vergangenen Tagen, wieder mit voller Leistung", wird von Vattenfall Europe abschließend mitgeteilt.

09. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Hinweis auf Radiolyse-Wasserstoff in einer Meßleitung

Die Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) gibt in einer Pressemitteilung am 09.07.07 ein neues 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel bekannt:
"Die Betreibergesellschaft des Kernkraftwerks Brunsbüttel hat die Aufsichtsbehörde über Probleme an der Messleitung zur Überwachung des Reaktorfüllstands informiert", wird vom zuständigen Sozialministerium in Kiel gemeldet. "Wie anhand eines Abfalls der Temperatur in der Messanordnung bemerkt, kommt es offenbar zum stetigen Eintrag von Wasserstoff. Diese Entwicklung wurde durch das Überwachungsprogramm der Aufsichtsbehörde festgestellt."
Das zuständige Kieler Sozialministerium erklärt dazu: "Das Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein als atomrechtliche Aufsichtsbehörde hat am Wochenende eine intensive Prüfung der festgestellten Mängel unter Beteiligung des Gutachters TÜV SÜD durchgeführt und den Betreiber aufgefordert, eine Spülung des betroffenen Bereichs der Reaktorfüllstandsmessung vorzunehmen. Mit diesen Spülmaßnahmen sind bereits in der Vergangenheit Wasserstoffansammlungen im Füllstandsmessbereich wirksam beseitigt worden. Außerdem werden konstruktive Änderungen an der Füllstandsmessung gefordert."
"Die Spülmaßnahmen erfordern eine Reduzierung der Anlagenleistung und eine Druckabsenkung im Reaktordruckbehälter. Vattenfall-Geschäftsführer Dr. Bruno Thomauske hat im heute durchgeführten Fachgespräch zugesagt, dass diese Spülung durchgeführt wird", wird vom Sozialministerium in Kiel mitgeteilt.
"Die festgestellten Mängel erfordern höchste Aufmerksamkeit und schnellstmögliche Beseitigung", wird vom Kieler Sozialministerium betont, "da es im Jahr 2001 zu einer Explosion von Wasserstoff in einer Rohrleitung des Kernkraftwerks Brunsbüttel gekommen war und erhebliche Schäden verursacht hat."

Vattenfall Europe: "Hinweise auf Radiolysegas im Kernkraftwerk Brunsbüttel"

"Der Betreiber des Kernkraftwerks Brunsbüttel geht Hinweisen auf eine mögliche Ansammlung von Radiolysegas in einem Messsystem innerhalb des Sicherheitsbehälters nach", wird von der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH in einer Pressemitteilung vom 09.07.07 versichert. "Eine Temperaturmessung an einem Kondensatgefäß hat eine Abweichung von einem Richtwert ergeben. Nach dem RadiolysegasEreignis im Jahr 2001 war im Kernkraftwerk Brunsbüttel ein umfangreiches Messsystem für die Radiolysegas-Konzentration eingerichtet worden."
"Die Abweichung der Messung wurde im Rahmen einer Prüfung, begleitet durch Gutachter des TÜV, bewertet. Vorsorglich soll das betroffene System in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde ausgespült werden. Das ist innerhalb eines routinemäßigen Prüfprogramms in den nächsten zwei Wochen vorgesehen", wird von Vattenfall Europe abschließend erklärt. 

Stichwort: Radiolyse(gas)

Unter Radiolyse wird allgemein die Zerlegung einer chemischen Bindung unter Einwirkung ionisierender Strahlung verstanden. Meist wird mit dem Begriff die Radiolyse von Wasser angesprochen, wobei das Wasser durch die starke radioaktive Strahlung in elementaren Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt wird. - Eine solche Radiolyse-Reaktion findet z.B. im primären Kühlkreislauf von Atomkraftwerken, insbesondere von Siedewasserreaktoren statt.
Die darauf folgende Entstehung von elementarem Wasserstoff und Sauerstoff birgt grundsätzlich die Gefahr einer Rohrexplosion durch die sogenannte Knallgasreaktion in sich. Eine solche 'Wasserstoff-Explosion' war Ursache des schweren Störfalls im AKW Brunsbüttel am 14.12.2001.
Eine Knallgasexplosion durch Radiolyse wird jedoch in den Sicherheitskonzepten deutscher AKW nicht berücksichtigt...

Vom Forschungszentrum Karlsruhe wird dazu ausgeführt: "Im Normalbetrieb eines Siedewasserreaktors (SWR) entstehen durch radiolytische Zersetzung von Wasser erhebliche Mengen an Radiolysegas (Wasserstoff und Sauerstoff), das sich in kalten Anschlussleitungen anreichern kann. Trotz sorgfältiger Kontrollmaßnahmen kam es 2001 in zwei SWR-Anlagen zu Radiolysegasdetonationen mit lokalen Schäden und hohen Folgekosten für den Betrieb." 

08. Juli 2007
BBU: Den nuklearen Blindflug in Norddeutschland (und anderswo) stoppen. Sofort!

"(Bonn, 08.07.07): Nach den jüngsten Informationen über Pannen im Atomkraftwerk Brunsbüttel hat der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) erneut die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen gefordert. Nach Angaben des Umweltverbandes muß der nukleare Blindflug, der im übertragenen Sinne ohne Fallschirme erfolgt, sofort und dauerhaft gestoppt werden, um atomare Bauchlandungen größten Ausmaßes zu verhindern. Das Kieler Sozialministerium soll deshalb sofort und für immer die Betriebsgenehmigung für das Atomkraftwerk Brunsbüttel aufheben und soll die in wenigen Wochen drohende Wiederinbetriebnahme des Pannenreaktors Krümel nicht genehmigen.
Der BBU weist mit allergrößtem Nachdruck darauf hin, daß die Bevölkerung rund um die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel, aber auch bei allen anderen Atomanlagen, einem enormen Unfallrisiko und einem immer weiter wachsendem Atommüllberg ausgesetzt wird. Der Bundesverband, in dem zahlreiche Bürgerinitiativen und Umweltverbände organisiert sind, bezeichnet diese Situation als unverantwortlich, und ruft zu weiteren Protesten gegen jegliche Nutzung der Atomenergie auf.
Zu diesen Protesten gehört nach Angaben des BBU auch der Wechsel des eigenen Stromanbieters, sofern dieser zur Atomindustrie zählt oder mit ihr verflochten ist. Der BBU ist Mitglied der Kampagne 'Atomausstieg selber machen' (http://www.atomausstieg-selber-machen.de), die konkrete Stromanbieter nennt, die keinen Atomstrom anbieten. Informationen des BBU zur Verflechtung der Atomstromindustrie und zum kinderleichten Stromwechsel gibt es unter http://www.bbu-online.de/EWS/EWS1.htm und werktags telefonisch unter 0228-214032." (Presseinformation des BBU vom 08.07.07)

08. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Pannen auch beim Wiederanfahren des Atommeilers

Der Vattenfall-Skandal zieht weitere Kreise: Die "Pannenserie" in den von dem Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe betriebenen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel in Schleswig-Holstein reißt nicht ab. Beim Wiederanfahren des AKW Brunsbüttel gab es vor einer Woche erneut Probleme. Offenbar durch "Fehlbedienungen des Personals" kam es nach Angaben des für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Kieler Sozialministeriums "gleich zwei Mal zu Absperrungen im Reaktorwasserreinigungssystem". Doch die Reaktoraufsichtsbehörde war von Vattenfall Europe erst(!) am Freitag (06.07.07) über das meldepflichtige Ereignis informiert worden.
Pikant: Nach Angaben des Sozialministeriums in Kiel hatte ein Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde am vergangenen Montag (02.07.07) bei der Werksleitung in Brunsbüttel nachgefragt, "ob es beim Wiederanfahren zu besonderen Vorkommnissen gekommen" sei. Dies sei "vom stellvertretenden Werksleiter verneint" worden....

"Die Pannenserie in norddeutschen Atomkraftwerken reißt nicht ab. Nach Angaben des Kieler Sozialministeriums kam es beim Wiederanfahren des Kernkraftwerks Brunsbüttel am 1. Juli gleich zwei Mal offenbar durch Fehlbedienungen des Personals zu ungewollten Absperrungen im Reaktorwasserreinigungssystem. Das meldepflichtige Ereignis sei der Reaktoraufsichtsbehörde erst «auf den letzten Drücker» am Freitag gemeldet worden, teilte ein Ministeriumssprecher am Sonntag mit." ... "Im Fall Brunsbüttel hatte ein Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde nach Angaben des Ministeriumssprechers bereits am vergangenen Montag bei der Werksleitung explizit nachgefragt, ob es beim Wiederanfahren zu besonderen Vorkommnissen gekommen sei. Der stellvertretende Werksleiter habe dies verneint. «Der Vorfall wird in die Gesamtbewertung des Ereignisses in Brunsbüttel einbezogen», betonte der Sprecher." (Nachrichtenagentur dpa, 08.07.07)
"Die Pannenserie in den von Vattenfall Europe betriebenen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel in Schleswig-Holstein reißt nicht ab. Beim Wiederanfahren des Atomkraftwerkes Brunsbüttel gab es vor einer Woche erneut Probleme. Offenbar durch Fehlbedienungen des Personals kam es nach Angaben des Kieler Sozialministeriums gleich zwei Mal zu Absperrungen im Reaktorwasserreinigungssystem. Die Reaktoraufsichtsbehörde war von Vattenfall erst am Freitag über das meldepflichtige Ereignis informiert worden. Nach Angaben des Betreibers wurde das System nach den Absperrungen kurzfristig wieder in Betrieb genommen. Die Absperrung habe keine relevanten betrieblichen oder sicherheitstechnischen Auswirkungen gehabt. Die Meldung sei in die Kategorie «N» (Normal) eingestuft worden. Gleichzeitig kündigte der Energiekonzern an, Berichte über meldepflichtige Ereignisse künftig aktuell ins Internet zu stellen. Nach Angaben des Sozialministeriums hatte ein Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde am vergangenen Montag bei der Werksleitung in Brunsbüttel nachgefragt, ob es beim Wiederanfahren zu besonderen Vorkommnissen gekommen sei Dies sei vom stellvertretenden Werksleiter verneint worden." (Nachrichtenagentur ddp, 08.07.07)
"Beim Wiederanfahren des Atomkraftwerks Brunsbüttel vor einer Woche ist es zu einer Panne gekommen. Der wegen seiner Informationspolitik in die Kritik geratene Betreiber Vattenfall teilte am Sonntag mit, es habe zwei Mal kurzzeitig eine ungewollte Absperrung des Reaktorwasserreinigungssystems gegeben. Das System sei kurzfristig wieder in Betrieb genommen worden. Die Absperrung hatte laut Vattenfall keine relevanten betrieblichen oder sicherheitstechnischen Auswirkungen, es handele sich aber um ein meldepflichtiges Ereignis." (Nachrichtenagentur AP, 08.07.07)
"Beim Wiederhochfahren des Atomkraftwerkes Brunsbüttel am 1. Juli ist es nach Angaben des Betreibers Vattenfall zweimal kurzzeitig zu einer ungewollten Absperrung des Reaktorwasserreinigungssystems gekommen. Dieses System sei kurzfristig wieder in Betrieb genommen worden, teilte Vattenfall am Sonntag in Hamburg mit. Die Absperrung habe keine relevanten betrieblichen oder sicherheitstechnischen Auswirkungen. Bei dem Vorgang handle es sich aber um ein meldepflichtiges Ereignis." (Nachrichtenagentur AFP, 08.07.07)

Vattenfall Europe: "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel"

"Beim Wiederanfahren des Kernkraftwerks Brunsbüttel am vergangenen Sonntag ist es zweimal kurzzeitig zu einer ungewollten Absperrung des Reaktorwasserreinigungssystems gekommen", gibt der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung vom 08.07.07 zu. "Das System wurde kurzfristig wieder in Betrieb genommen. Die Absperrung hatte", nach Darstellung von Vattenfall Europe, "keine relevanten betrieblichen oder sicherheitstechnischen Auswirkungen."
"Bei dem Vorgang handelt es sich um ein Meldepflichtiges Ereignis", wird von Vattenfall Europe ausgesagt. "Der Betreiber [Vattenfall Europe] hat dies am Freitag [06.07.07] der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde übermittelt. Die Meldung wurde in die Kategorie 'N' (Normal) eingestuft. Die Bewertung zur Einstufung nach der internationalen Bewertungsskala INES ergibt, dass das Ereignis in die Stufe 0, das heißt unterhalb der sieben Stufen einzuordnen ist."
Desweiteren wird von dem Atomergie-Unternehmen mitgeteilt: "Vattenfall Europe Nuclear Energy stellt zur besseren Information der Öffentlichkeit über die Abläufe in den Kernkraftwerken künftig die Berichte über Meldepflichtige Ereignisse aktuell ins Internet."

02. Juli 2007
BBU: Der Blindflug geht weiter - der Widerstand auch!
"(Bonn, 02.07.07) Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat mit massiver Kritik auf die Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks Brunsbüttel am gestrigen Sonntag reagiert. Nach Angaben des Umweltverbandes geht somit der nukleare Blindflug ohne Rücksicht auf Verluste weiter. BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz kritisiert, dass die Bevölkerung rund um das Atomkraftwerk Krümmel, aber auch bei allen anderen Atomanlagen, einem enormen Unfallrisiko und einem immer weiter wachsendem Atommüllberg ausgesetzt wird. Der BBU bezeichnet diese Situation als unverantwortlich, fordert den Sofortausstieg aus der Atomenergie und ruft zu weiteren Protesten gegen alle Atomanlagen und Atomtransporte auf. Am Sonntag haben Anti-Atomkraft-Initiativen vor dem Störfall-Reaktor Krümmel und vor der bundesdeutschen Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau demonstriert." (Presseinformation des BBU vom 02.07.07)
02. Juli 2007
AKW Brunsbüttel wurde mit defektem Steuerstab wieder angefahren

Das AKW Brunsbüttel ist mit einem defekten Steuerstab und ohne vollständige Ursachenforschung wieder angefahren worden und am 01.07.07 ans Netz gegangen. Nach einem Bericht in der taz vom 02.07.07 wurde diese Tatsache vom zuständigen Sozialministerium in Kiel bestätigt. Nach Aussage des für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministeriums gegenüber der taz "sei der Steuerstab in der Folge des 'Ereignisses Reaktorschnellabschaltung und der Abhilfemaßnahmen' in den Reaktorkern eingefahren und dort 'sicherheitsgerichtet arretiert' worden". Folglich steht der Steuerstab bei einer nächsten Schnellabschaltung nicht mehr zur Verfügung, andere müssen dann dessen Aufgabe mit übernehmen. "Im Rahmen der nächsten Revision", die erst im kommenden Jahr 2008 ansteht, "wird das Problem untersucht", so der Wortlaut des Kieler Sozialministeriums in dem taz-Artikel.

Nachstehend dokumentieren wir dazu auszugsweise den zitierten Artikel aus der taz vom 02.07.07
"Die vier großen Atomkonzerne wollen keinesfalls akzeptieren, dass sie ihre Gelddruckmaschinen - die abgeschriebenen AKWs - nach dem rot-grünen Atomkonsens bis 2023 stilllegen müssen. Vattenfall zum Beispiel hat das Bundesumweltministerium letzte Woche verklagt, um so zu erreichen, dass Strommengen des AKW Mülheim-Kärlich auf das AKW Brunsbüttel übertragen werden.
Dummerweise passierte nun die Sache mit Brunsbüttel: Bei der Schnellabschaltung am vergangenen Donnerstag war ein Steuerstab nicht richtig eingefahren worden, wie Vattenfall bestätigte. 'Ein gravierender technischer Störfall' urteilt der energiepolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Hans-Josef Fell. Die Stäbe seien die zentrale Einrichtung zur Steuerung des Reaktors, sie unterbrechen bei einer Schnellabschaltung den Neutronenfluss der Brennstäbe. Und obwohl nach Fells Darstellung der technische Störfall noch nicht endgültig aufgeklärt ist, wurde das AKW am Wochenende wieder angefahren.
'Das ist typisch für die Sicherheitsauffassung von Vattenfall', urteilt Fell: 'Der Konzern ist selbst zum Sicherheitsrisiko geworden.' Die Untersuchung der Vorgänge im schwedischen Reaktor Forsmark, der ebenfalls von Vattenfall betrieben wird, hatte vor Jahresfrist Schlamperei als Ursache benannt. Über die Sicherheitsvorkehrungen im baugleichen AKW Brunsbüttel war fehlerhaft unterrichtet worden. Und dann war am Donnerstag auch noch ein Transformator im Vattenfall-AKW Krümmel abgebrannt - was vergangenen Herbst schon im schwedischen Vattenfall-AKW Ringhals passiert war - aber nicht 'zu einer Überprüfung der Gefahr an anderen Vattenfall-Kraftwerken geführt hat', so Fell. Konzernchef Lars G. Josefsson solle, statt die Bundesregierung in Sachen Klimaschutz zu beraten, ''lieber erst einmal seine desolates Sicherheitsmanagement auf den Stand der Zeit und Technik bringen'. Dass Vattenfall trotz des Problems mit dem Steuerstab die Genehmigung zum Weiterbetrieb von Brunsbüttel vom zuständigem Schleswig-Holsteiner Sozialministerium bekam, sei ein Skandal.
Ein Sprecher des Sozialministeriums bestätigte gegenüber der taz: 'Die bei der Schnellabschaltung aufgetretene Auffälligkeit bestand in einer um rund eine Sekunde verlängerten Einschießzeit des Steuerstabs.' In der Folge des 'Ereignisses Reaktorschnellabschaltung und der Abhilfemaßnahmen' sei der Steuerstab in den Reaktorkern eingefahren und dort 'sicherheitsgerichtet arretiert' worden. Bedeutet: Im nächsten Fall einer Schnellabschaltung steht der Steuerstab nicht mehr zur Verfügung, andere müssen den Job mit übernehmen. 'Im Rahmen der nächsten Revision wird das Problem untersucht', so der Sprecher. Weil die letzte Revision gerade vorbei ist, steht die nächste erst im kommenden Jahr an. Da sollte Brunsbüttel laut Atomkonsens eigentlich abgeschaltete werden. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert das Anfahren von Brunsbüttel als übereilt. 'Ob vergleichbare Probleme auch bei anderen Abschaltstäben auftreten können, wurde nicht geprüft', so Gerd Rosenkranz von der DUH." ...

01. Juli 2007
Deutsche Umwelthilfe beklagt "voreiliges Hochfahren von Pannenreaktor Brunsbüttel"

Von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wird in einer Pressemitteilung vom 01.07.07 zu der Wiederinbetriebnahme des AKW Brunsbüttel nach dem schweren Störfall am 28.06.07 einleitend zusammengefaßt: "Ursache des Störfalls vom vergangenen Donnerstag noch nicht geklärt - Hektische Wiederinbetriebnahme dementiert Vattenfall-Credo 'Sicherheit geht vor Wirtschaftlichkeit'"

Wir dokumentieren im Folgenden die Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe im vollständigen Wortlaut: 

"Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat die „ungebührliche Hektik“ beim Wiederanfahren des über 30 Jahre alten Atomkraftwerks Brunsbüttel in der Nacht zu Sonntag scharf verurteilt. Der Störfall vom vergangenen Donnerstag sei keineswegs vollständig aufgeklärt, erklärte die Umweltorganisation. So wisse bisher niemand, warum es im Verlauf der Reaktorschnellabschaltung beim Einschießen eines der Steuerstäbe zu Verzögerungen kam. Der Stab wird derzeit schalttechnisch blockiert und stünde bei einer erneuten Schnellabschaltung nicht zur Verfügung. Ob vergleichbare Probleme auch bei anderen Abschaltstäben auftreten können, sei nicht bekannt. Auch die Untersuchungen zu dem Schwelbrand im Bereich der Turbine, der im Verlauf der Reaktor- und Turbinenschnellabschaltung aufgetreten war, dauerten an.
„Der Verdacht liegt auf der Hand, dass es Vattenfall angesichts von zwei ausgefallenen Atomkraftwerken binnen weniger Stunden um nichts weiter als ökonomische Schadensbegrenzung geht“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. „Das Credo der Atomkraftwerksbetreiber, wonach beim Betrieb von Atomreaktoren immer die Maxime ´Sicherheit geht vor Wirtschaftlichkeit´ gilt, gerät immer dann ins Wanken, wenn Stillstände tägliche Einnahmeausfälle in Millionenhöhe verursachen“.
Der umstrittene Siedewasserreaktor Brunsbüttel war am vergangenen Donnerstag nach einem Kurzschluss im umgebenden Stromnetz vom Netz getrennt worden. Bei der Schnellabschaltung war es zu einer Reihe von Unregelmäßigkeiten gekommen, die der Öffentlichkeit erst nach und nach bekannt wurden. Bisher ist auch noch nicht abschließend geklärt, ob ein Zusammenhang mit dem wenig später ausgebrochenen Trafo-Brand im 100 Kilometer entfernten Atomkraftwerk Krümmel besteht.
Nach Überzeugung der DUH erfordert der Vorgang eine gründliche Untersuchung. Baake erinnerte daran, dass die „Brunsbüttel-Schwachstellenliste“, die nach Angaben der für die Atomaufsicht zuständigen Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht „hunderte offener Punkte“ aufweist, von Vattenfall immer noch wie ein Staatsgeheimnis gehütet werde. Bereits Ende 2001 hatte sich der damalige Brunsbüttel-Betreiber HEW nach einer Wasserstoffexplosion in unmittelbarer Umgebung des Reaktordruckbehälters fast zwei Monate geweigert, das Atomkraftwerk abzuschalten. Das geschah erst als die Aufsichtsbehörden drohten, eine amtliche Stilllegung zu verfügen. Gleichzeitig hat Vattenfall in den vergangenen Monaten an das Bundesumweltministerium zwei Anträge mit dem Ziel gestellt, die Laufzeit des Pannenreaktors über das geplante Stilllegungsdatum im Jahr 2009 hinaus zu verlängern."

01. Juli 2007
AKW Brunsbüttel: Atomkraftwerk ist nach Störfall wieder am Netz

Das Atomkraftwerk Brunsbüttel ist seit Sonntagnachmittag (01.07.07) wieder am Netz. Dies teilte der Sprecher der Betreiberfirma Vattenfall Europe, Ivo Banek, laut Medienberichten mit. Der Atommeiler an der Unterelbe lieferte damit drei Tage nach der Reaktorschnellabschaltung wegen eines Kurzschlusses in einer E.ON-Schaltanlage außerhalb des Reaktors wieder Strom. - Am 30.06.07 hatte die für Reaktorsicherheit zuständige schleswig-holsteinische Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) entschieden, daß der 1976 in Betrieb gegangene Atomreaktor in Brunsbüttel wieder angefahren werden darf. "Es bestünden keine sicherheitstechnischen Einwände."

Nachrichtenagentur dpa (01.07.07): "Das Atomkraftwerk Brunsbüttel produziert drei Tage nach seiner Schnellabschaltung wegen technischer Probleme wieder Strom. Am Sonntag [01.07.07] ging der Atommeiler begleitet von scharfer Kritik wieder ans Netz. Er war am Donnerstag wegen eines Kurzschlusses heruntergefahren worden."
Nachrichtenagentur AP (01.07.07): "Das Atomkraftwerk Brunsbüttel ist seit Sonntagnachmittag [01.07.07] wieder am Netz. Das teilte der Sprecher der Betreiberfirma Vattenfall, Ivo Banek, auf AP-Anfrage mit. Der Meiler lieferte damit drei Tage nach seiner Schnellabschaltung wegen eines Kurzschlusses in einer E.ON-Schaltanlage außerhalb des Reaktors wieder Strom."
 

Vattenfall Europe bestätigt: "Kernkraftwerk Brunsbüttel wieder am Netz"

"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist am Sonntagnachmittag [01.07.07] wieder ans Netz gegangen. Drei Tage nach der ungeplanten Abschaltung hat das Kraftwerk damit seinen Leistungsbetrieb wieder aufgenommen", wird von der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH in einer Pressemitteilung vom 01.07.07 das Wiederanfahren des AKW Brunsbüttel nach dem schweren Störfall am 28.06.07 bestätigt.
"Das Kraftwerk war am Donnerstag [28.06.07] durch einen Kurzschluss in einer Schaltanlage außerhalb des Kraftwerks vom Netz getrennt und abgefahren worden. Die Analyse nach der Schnellabschaltung ergab, dass die Ursache in der externen Störung im Netz lag", wird von Vattenfall Europe darin mitgeteilt.
Von Vattenfall Europe wird weiter erklärt: "Die sorgfältige Überprüfung des Kraftwerks durch den Betreiber zeigte, dass keine sicherheitstechnischen Bedenken gegen das Wiederanfahren bestanden. Das wurde auch durch die Aufsichtsbehörde und ihre Gutachter bestätigt. Deshalb wurde am Samstag [30.0.6.07] das Wiederanfahren eingeleitet."
Zu dem fast gleichzeitigen 'Ereignis' im AKW Krümmel am 28.06.07 des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe wird von dem Unternehmen dargestellt: "Im Kernkraftwerk Krümmel wird die Kühlung des ausgebrannten Transformators und des Trafo-Gebäudes auf dem Kraftwerksgelände fortgesetzt. Die Werksfeuerwehr hält vorsorglich noch Brandwache. Der Transformator hatte am Donnerstag durch einen Kurzschluss Feuer gefangen. Das Kraftwerk wurde durch eine Schnellabschaltung abgefahren und ist derzeit nicht am Netz. Zur weiteren Ursachenklärung des Kurzschlusses sollen Sachverständige das Transformatorgebäude am Montag untersuchen."
Von dem Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe wird in der Pressemitteilung abschließend aus seiner Sicht festgestellt: "Die Störungen in Krümmel und Brunsbüttel waren konventioneller Art und standen nicht mit dem Nuklearbereich der Anlagen in Verbindung. Beide Kernkraftwerke befanden sich die ganze Zeit über in einem sicheren Zustand. Das hat auch die atomrechtliche Aufsichtsbehörde, das Kieler Sozialministerium, bestätigt und erklärt: 'Die Schnellabschaltungen der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel haben ordnungsgemäß funktioniert, ohne dass eine Gefährdung für Menschen oder die Umwelt bestanden hätte.'"

30. Juni 2007
Reaktorschnellabschaltung im AKW Brunsbüttel am 28.06.07 verlief nicht problemlos

Zu der Reaktorschnellabschaltung im AKW Brunsbüttel am 28.06.07 erklärte die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerin Trauernicht: "«Die Schnellabschaltungen der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel haben ordnungsgemäß funktioniert, ohne dass eine Gefährdung für Menschen oder die Umwelt bestanden hätte. Das ist zunächst einmal das Wichtigste», sagte Trauernicht nach Gesprächen mit Vattenfall Europe sowie Gutachtern des TÜV und des Germanischen Lloyd über den Stand der Ermittlungen." (dpa-Meldung, 30.06.07, 18:16 Uhr)

Nach mehreren Medienberichten verlief die Reaktorschnellabschaltung im Atommeiler Brunsbüttel dagegen nicht so problemlos: Ein Steuerstab ließ sich bei der Schnellabschaltung des Atomreaktors nur verzögert einfahren. - Als direkte Folge dieser Notabschaltung kam es zu einem Schwelbrand am Ventil einer Turbine, ferner zur Erweiterung von Rissen in der Abdeckung von Dampf führenden Rohren.

"Der grüne Bundestagsabgeordnete und Energieexperte Hans-Josef Fell kritisiert, dass das Atomkraftwerk Brunsbüttel am Wochenende  wieder angefahren werden durfte, obwohl bei der Schnellabschaltung am Donnerstag ein Steuerstab nicht richtig eingefahren werden konnte. Die Steuerstäbe unterbrechen bei einer Schnellabschaltung die Kettenreaktion im Reaktor. Fell sagte dem Tagesspiegel: 'Wir finden das ungewöhnlich. Das ist Sicherheitsmanagement typisch Vattenfall.' Damit spielte er auf schwerwiegende Störfälle in Brunsbüttel 2001 und im schwedischen Forsmark im vergangenen Jahr an. 'Ein Betreiber, der einen Reaktor unter diesen Umständen wieder anfährt, ist ein Sicherheitsrisiko', sagte Fell. Dagegen sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek dem Tagesspiegel, ein Steuerstab sei zwar bei der Schnellabschaltung 'nicht schnell genug' gewesen. Doch hätten weder der Tüv noch das Sozialministerium Einwände dagegen, den Reaktor wieder in Betrieb zu nehmen.“ (tagesspiegel.de, 01.07.07)
"Außerdem habe die Reaktorabschaltung in Brunsbüttel nicht ganz reibungslos funktioniert und Abdeckungen an Dampf-Rohrleitungen im nicht sicherheits-relevanten Bereich hätten Risse gezeigt." (n24.de, 30.06.07)
"Der Betreiber des Kraftwerks Brunsbüttel sei aufgefordert worden, die Probleme abzustellen, die bei der Schnellabschaltung des Reaktors als Folge des Kurzschlusses vom Donnerstag aufgetreten waren. Konkret nannte das Ministerium Abweichungen beim Einschießen eines Steuerstabs in den Reaktorkern, einen Schwelbrand am Ventil einer Turbine und Risse in der Abdeckung von Dampf führenden Rohren bei einem Teil der Anlage." (welt.de, 30.06.07)
"Nach Angaben des TÜV-Nord, der für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständig ist, war es in Folge eines Kurzschlusses [im AKW Brunsbüttel] zu einem Schwelbrand im Bereich einer Turbine und zur Erweiterung von Rissen in Rohrabdeckungen gekommen. 'Es hat jedoch keine Gefährdung für den Reaktor des Kraftwerks gegeben', sagte TÜV-Nord-Geschäftsführer Rudolf Wieland am Freitag in Kiel. Der begrenzte Schwelbrand sei in einem vom Reaktorbereich getrennten Gebäude ausgebrochen und schnell gelöscht worden. Die Risse in der Abdeckung von Dampf führenden Rohren seien schon länger bekannt gewesen, hätten sich nun jedoch erweitert. Laut Wieland betreffen sie jedoch keine tragenden Strukturen." (Reuters-Meldung, 29.06.07)

30. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Atommeiler wird nach Störfall wieder angefahren

Nach übereinstimmenden Medienberichten vom 30.06.07 darf das nach einem Kurzschluß am 28.06.07 in einer Schaltanlage außerhalb des Atomkraftwerks vom Netz getrennte und daraufhin heruntergefahrene AKW Brunsbüttel an der Unterelbe wieder ans Netz gehen. Demnach hat die für die Atomaufsicht im Land Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) eine entsprechende Erlaubnis erteilt. - Von Vattenfall Europe wurde dies inzwischen bestätigt: "Der mehrstündige Prozess des Wiederanfahrens [des AKW Brunsbüttel] sei bereits eingeleitet worden, das Kraftwerk könne in der Nacht zum Sonntag ans Netz gehen."

Nachrichtenagentur AFP (30.06.07): "Das Atomkraftwerk Brunsbüttel wird wieder hochgefahren. Das teilte der Betreiber Vattenfall am Samstagabend mit. Der mehrstündige Prozess des Wiederanfahrens sei bereits eingeleitet worden, hieß es, das Kraftwerk könne in der Nacht zum Sonntag ans Netz gehen. Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) hatte einige Stunden zuvor eine entsprechende Erlaubnis erteilt. Das Kraftwerk war am Donnerstag nach Betreiberangaben durch einen Kurzschluss in einer Schaltanlage außerhalb des Kraftwerks vom Netz getrennt und heruntergefahren worden. Eine Überprüfung des Kraftwerks habe ergeben, dass keine sicherheitstechnischen Bedenken gegen das Wiederanfahren bestünden, teilte Vattenfall weiter mit."
Nachrichtenagentur dpa (30.06.07): "Das am Donnerstag nach einen Kurzschluss abgeschaltete Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein kann wieder ans Netz gehen. Das teilte die für Reaktorsicherheit zuständige Landessozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) in Kiel mit." "«Gegen das Wiederanfahren des Kernkraftwerkes Brunsbüttel bestehen keine sicherheitstechnischen Einwände», hieß es in einer Mitteilung. Der Sprecher des Betreibers Vattenfall Europe, Ivo Banek, sagte, Brunsbüttel solle am Sonntag wieder Strom liefern. Das ebenfalls am Donnerstag nach einem Brand in einem Transformatorengebäude abgeschaltete Atomkraftwerk in Krümmel 30 Kilometer südöstlich von Hamburg bleibt dagegen außer Betrieb." "«Die Schnellabschaltungen der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel haben ordnungsgemäß funktioniert, ohne dass eine Gefährdung für Menschen oder die Umwelt bestanden hätte. Das ist zunächst einmal das Wichtigste», sagte Trauernicht nach Gesprächen mit Vattenfall Europe sowie Gutachtern des TÜV und des Germanischen Lloyd über den Stand der Ermittlungen."
Nachrichtenagentur AP (30.06.07): "Das Atomkraftwerk Brunsbüttel kann zwei Tage nach der Abschaltung wegen eines Kurzschlusses wieder in Betrieb gesetzt werden. Dagegen bleibt das nach einem Brand abgeschaltete Atomkraftwerk Krümmel vorerst außer Betrieb. Das teilte jetzt das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium am Samstag mit." "Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) erklärte zum Atomkraftwerk Brunsbüttel, die intensive Überprüfung durch die Gutachter vom TÜV Nord, des Germanischen Lloyds und Fachleuten ihres Hauses habe ergeben, dass die Sicherheit gegeben sei. Auch aus rechtlichen Gründen spreche nichts mehr gegen das Wiederanfahren des Kernkraftwerks Brunsbüttel. «Krümmel bleibt jedoch bis auf weiteres vom Netz», betonte die Ministerin."

Die Ursache für die unplanmäßige Abschaltung des AKW Brunsbüttel scheint geklärt zu sein  

"Verantwortlich für die Abschaltung in Brunsbüttel und den darauf folgenden kleinen Schwelbrand an einer Turbine sind den Ermittlungen zufolge Arbeiten an einem Bauteil außerhalb des eigentlichen Kraftwerks", so der Wortlaut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa am 30.06.07. "Nach Breuers [Sprecher des Kieler Sozialministeriums] Angaben wurden an der Stromübergabestelle vom Kraftwerk ins Netz Arbeiten ausgeführt. «Beim Einschalten eines Wandlers kam es zum Kurzschluss», sagte Banek [Sprecher des Betreibers Vattenfall Europe]. Das Kraftwerk wurde vom Netz genommen und heruntergefahren." "Durch den plötzlichen Leistungsverlust kam es nach Breuers Angaben in einer Turbine zu Problemen, die den Schwelbrand auslösten. Dieser sei aber schnell mit Handfeuerlöschern erstickt worden. Entzündet hatte sich nach Baneks Angaben Öl, das wegen einer nicht fest angezogenen Schraube ausgetreten war. Außerdem hätten sich Risse an Abdeckblechen gebildet."

Der Zustand der Stromnetze wird für die Störfälle in den AKWs Brunsbüttel und Krümmel mitverantwortlich gemacht

Nachrichtenagentur dpa (30.06.07): "Die Analyse der Störfälle [im AKW Brunsbüttel und Krümmel] habe aber Fragen im Zusammenhang mit dem Zustand der Stromnetze ergeben. «Es gab Probleme, die eigentlich nicht auftreten sollten.» Sie habe daher einen Brief mit entsprechenden Hinweisen an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) geschrieben. «Ich habe ihn aufgefordert, dieses Thema beim anstehenden Energiegipfel (von Bundesregierung und Energiewirtschaft) am kommenden Dienstag anzusprechen», sagte Trauernicht. «Außerdem erwarte ich vom Netzbetreiber E.ON eine Stellungnahme zu den aufgetretenen Problemen.»" "Eine genauere Untersuchung des beim Atomkraftwerk Krümmel ausgebrannten Transformatorengebäudes sollte am Sonntag oder Montag beginnen. «Das Problem ist, dass es nach wie vor sehr heiß ist», sagte der Sprecher des Sozialministeriums, Oliver Breuer. Am Freitag hatte ein Sachverständiger im Schutzanzug einen kurzen Blick in das Gebäude geworfen und starke Zerstörungen an dem Transformator festgestellt. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte sich Öl entzündet, mit dem das Gerät gekühlt wird. Der 1400-Megawatt-Reaktor hatte sich daraufhin automatisch abgeschaltet."
Nachrichtenagentur AP (30.06.07): "Bei der Analyse der Ereignisse hätten sich wichtige Fragen im Zusammenhang mit dem Zustand der Stromnetze ergeben, erklärte Trauernicht weiter. «Es gab Probleme, die eigentlich nicht auftreten sollten. Die ausgefallenen Ampeln und stehen gebliebenen Bahnen in Hamburg belegen dies.» Sie habe deshalb einen Brief an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel geschrieben und ihn aufgefordert, dieses Thema beim anstehenden Energiegipfel am kommenden Dienstag anzusprechen. «Außerdem erwarte ich vom Netzbetreiber E.ON eine Stellungnahme zu den aufgetretenen Problemen.»"

Vattenfall Europe bestätigt : "Kernkraftwerk Brunsbüttel startet wieder"

"Zwei Tage nach der ungeplanten Abschaltung bereitet sich das Kernkraftwerk Brunsbüttel darauf vor, den Leistungsbetrieb wieder aufzunehmen. Am Samstag [30.06.07] wurde der Prozess des Wiederanfahrens eingeleitet", wird in einer Pressemitteilung der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH vom 30.06.07 bekannt gegeben. 
"Das
Kraftwerk war am Donnerstag [28.06.07] durch einen Kurzschluss in einer E.on-Schaltanlage außerhalb des Kraftwerks vom Netz getrennt und abgefahren worden. Nach der Schnellabschaltung wurde eine Analyse mit dem Ergebnis durchgeführt, dass die Ursache eindeutig in der externen Störung im Netz liegt", wird von Vattenfall Europe in der Pressemitteilung ausgesagt. 
Vattenfall Europe teilt darin weiter mit: "Die
sorgfältige Überprüfung des Kraftwerks [Brunsbüttel] durch den Betreiber [Vattenfall Europe] hat ergeben, dass keine sicherheitstechnischen Bedenken gegen das Wiederanfahren bestehen. Das wurde auch durch die Aufsichtsbehörde und ihre Gutachter bestätigt."
Zu dem
'Ereignis' im AKW Krümmel am 28.06.07 wird von Vattenfall Europe in der Pressemitteilung erklärt: "Im Kernkraftwerk Krümmel laufen nach dem Brand eines der beiden Transformatoren auf dem Kraftwerksgelände die Aufräumarbeiten im Trafo-Bereich. Die Werksfeuerwehr wird voraussichtlich noch bis Sonntag mit der Kühlung des Transformators und des Gebäudes beschäftigt sein."
"Der
Transformator hatte am Donnerstag [28.06.07] durch einen Kurzschluss Feuer gefangen", wird von Vattenfall Europe berichtet. "Das Kraftwerk wurde durch eine Schnellabschaltung abgefahren und ist derzeit nicht am Netz. Die weitere Ursachenklärung für den Kurzschluss erfolgt unter Einbindung von Sachverständigen. Eine Begehung des Transformatorgebäudes durch diese Gutachter ist für Montag vorgesehen."
Abschließend wird in der Vattenfall-Pressemitteilung versichert: "
Die Störungen in Krümmel und Brunsbüttel waren konventioneller Art und standen nicht mit dem Nuklearbereich der Anlagen in Verbindung. Beide Kernkraftwerke befanden sich die ganze Zeit über in einem sicheren Zustand."

28. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Feuer an der Turbine nach Reaktorschnellabschaltung

Auch einen Tag nach der aufeinanderfolgenden Schnellabschaltung der beiden Atomkraftwerke in Brunsbüttel und Krümmel des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe sind deren Ursachen nicht abschließend geklärt.
Der 'Vattenfall-Skandal' erreicht bereits einen neuen Höhepunkt:

  • Der Störfall im AKW Brunsbüttel am 28.06.07 hatte den gleichen Auslöser wie der im schwedischen AKW Forsmark-1
  • Erst heute (29.06.07) wurde zugegeben: Auch im AKW Brunsbüttel hat es nach der Reaktorschnellabschaltung ein Feuer an der Turbine gegeben. - Ferner wurden "Risserweiterungen an Abdeckungen von Rohrleitungen" nach der Notabschaltung entdeckt.
  • Von Vattenfall Europe wird inzwischen nicht ausgeschlossen (29.06.07), daß die Abschaltung des AKW Brunsbüttel zu einem "Spannungswechsel geführt" hat, der wiederum zu einem "Kurzschluss in Krümmel" geführt hat.
  • Die gestrigen (28.06.07) Meldungen, daß der Brand in der Trafostation des AKW Krümmel bereits gelöscht sei, haben sich schon als unzutreffend erwiesen: "Wegen der großen Hitzeentwicklung gelang es Experten am Freitag (29.06.07) noch nicht, den Brandherd in einem Trafo-Werk auf dem Gelände des Reaktors Krümmel näher zu inspizieren Dort loderte nach Angaben von Vattenfall-Sprecher Ivo Banek «direkt innerhalb des Trafos noch ein Brandherd»", wurde u.a. von der Nachrichtenagentur ddp am 29.06.07 gemeldet.

Schwelbrand an der Turbine des AKW Brunsbüttel nach der Reaktorschnellabschaltung

Von der Nachrichtenagentur AP wird gemeldet (29.06.07): "Nicht nur im Atomkraftwerk Krümmel, sondern auch im Meiler Brunsbüttel hat es am Donnerstag [28.06.07] im Zusammenhang mit den Störfällen gebrannt. An der Turbine im Maschinenhaus habe sich ein Schwelbrand entwickelt, erklärte der TÜV Nord am Freitag in Kiel. «Dort ist Öl ausgetreten, das sich entzündet hat. Der Brand konnte schnell gelöscht werden», erklärte Rudolf Wieland vom TÜV Nord. Inzwischen seien Maßnahmen eingeleitet worden, damit sich ein solcher Vorgang nicht wiederhole.
Die Betreibergesellschaft Vattenfall bestätigte den Zwischenfall auf Anfrage der AP im Prinzip. Das sei «keine große Sache gewesen», sagte Unternehmenssprecher Ivo Banek. Zwei Stunden, nachdem das Kraftwerk wegen eines Kurzschlusses in der Schaltanlage des Stromnetzes vom Netz gegangen war, sei der Schwelbrand gemeldet worden. «Er ist vor Ort von einem Mitarbeiter mit einem Handfeuerlöscher gelöscht worden», sagte Banek. Zunächst war nur der Brand im AKW Krümmel bekannt gewesen."

Die Nachrichtenagentur ddp meldet über dieses 'Vorkommnis' (29.06.07): "Nach der Zwangsabschaltung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel ist es dort am Donnerstag [28.06.07] zu einem Schwelbrand an der Turbine gekommen Wie erst am Freitag bekannt wurde, war Öl ausgetreten und hatte sich entzündet. Durch diesen Vorfall habe jedoch keine Gefahr für den Reaktor bestanden, sagte TÜV-Nord-Experte Rudolf Wieland am Freitag in Kiel. Zweite Auffälligkeit beim Herunterfahren des AKW seien Risserweiterungen an Abdeckungen von Rohrleitungen gewesen."

Domino-Effekt? - Ein Zusammenhang zwischen Störfällen in den AKW Krümmel und Brunsbüttel wird nicht ausgeschlossen

"Die Zwischenfälle in den schleswig-holsteinischen Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel stehen nach Angaben des Betreibers möglicherweise in Zusammenhang", so der Wortlaut einer Meldung der Nachrichtenagentur AP vom 29.06.07. "Diese Frage müsse nun geklärt werden, sagte ein Vattenfall-Sprecher am Freitag. Gutachter konnten den Transformator des AKWs Krümmel, in dem am Donnerstag [28.06.07] ein Feuer ausgebrochen war, zunächst noch nicht untersuchen, da er noch brannte. ... Als gesichert galt nach Angaben der Betreibergesellschaft Vattenfall zunächst nur, dass ein Kurzschluss in einer Schaltanlage des Stromnetzbetreibers E.ON am Donnerstag zunächst zur Abschaltung des Kraftwerkes Brunsbüttel geführt hat. Dies wurde im Grundsatz von E.ON bestätigt. Alles Weitere sei noch Spekulation, sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek. «Es wäre möglich, dass die Abschaltung von Brunsbüttel dann zu einem Spannungswechsel geführt hat, der wiederum zu einem Kurzschluss in Krümmel geführt haben könnte», sagte Banek."

Vattenfall Europe: Aktueller Stand zu den "Ereignissen" in Brunsbüttel und Krümmel

"Am Donnerstag Nachmittag [28.06.07] kam es zu einer ungeplanten Abschaltung der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel", wird in einer Pressemitteilung von Vattenfall Europe am 29.06.07 erklärt. "Im Zuge von Instandhaltungsarbeiten in der E.ON-Schaltanlage am Standort Brunsbüttel kam es kurz nach 13 Uhr zu einer Störung, die zu einem Kurzschluss führte. Wie bei einem derartigen kraftwerknahen Kurzschluss vorgesehen, wurde das Kernkraftwerk vom Netz getrennt. Anschließend wurde der Reaktor abgeschaltet. Die Anlage befindet sich in einem sicheren Zustand. Die Schadensursachenanalyse wird fortgesetzt und die Vorbereitungen für das Wiederanfahren sind im Gange."
In der Stellungnahme von Vattenfall Europe am 29.06.07 heißt es weiter: "Zwei Stunden nach dem Ereignis in Brunsbüttel brach um etwa 15 Uhr auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel in einem Transformatorgebäude Feuer aus. Nach bisherigen Erkenntnissen war es in dem Transformator zu einem Kurzschluss gekommen. Der dadurch ausgelöste Lichtbogen hat dann das Transformator-Öl entzündet. Mit der eingeleiteten Ursachenklärung soll untersucht werden, wodurch der Kurzschluss entstanden ist."
"Die Feuerwehr hatte den Brand in Krümmel, der auf das Transformatorgebäude begrenzt war, schnell unter Kontrolle", so die Darstellung von Vattenfall Europe in deren Pressemitteilung. "Zu keinem Zeitpunkt drohte ein Übergreifen der Flammen auf andere Teile der Anlage. Das Transformatorgebäude ist durch das Maschinenhaus vom Reaktorgebäude getrennt, es gibt keine direkte Verbindung. In der Nacht übergaben die örtlichen Feuerwehren der Region die abschließenden Löscharbeiten der Werksfeuerwehr des Kraftwerks. Wegen der hohen Temperaturen an dem durch den Brand erhitzten Transformator ist es bislang nicht möglich, das Gebäude zu betreten und den Schaden vor Ort zu untersuchen. Über die Dauer der Reparaturmaßnahmen können noch keine Angaben gemacht werden."
Von Vattenfall Europe wird abschließend betont: "Beide Anlagen waren die ganze Zeit über in einem sicheren Zustand. Die Sicherheitssysteme haben wie vorgesehen funktioniert. Eine erhöhte Ableitung von Radioaktivität ist nicht aufgetreten. Es gab keine Personenschäden."

Störfall im AKW Brunsbüttel hatte gleichen Auslöser wie der im schwedischen AKW Forsmark

Von Vattenfall Europe wird in der Pressemitteilung vom 29.06.07 zu der Ursache der Reaktorschnellabschaltung im AKW Brunsbüttel erklärt: "Im Zuge von Instandhaltungsarbeiten in der E.ON-Schaltanlage am Standort Brunsbüttel kam es kurz nach 13 Uhr zu einer Störung, die zu einem Kurzschluss führte. Wie bei einem derartigen kraftwerknahen Kurzschluss vorgesehen, wurde das Kernkraftwerk [Brunsbüttel] vom Netz getrennt. Anschließend wurde der Reaktor abgeschaltet."
Laut der Darstellung von Vattenfall Europe war die Ursache für die Schnellabschaltung des AKW Brunsbüttel folglich ein externer Kurzschluß im stromabführenden Stromnetz. - Die gleiche Ursache hatte am 25.07.06 im schwedischen AKW Forsmark-1 des Vattenfall-Konzerns fast zu einem 'Super-GAU' geführt:
Auch dort führte ein Kurzschluß im externen Stromnetz zur Trennung des Atomkraftwerkes vom Netz und zur automatischen Schnellabschaltung des Reaktors. Um die Nachwärme des abgeschalteten Reaktors abzuführen, hätte das Notkühlsystem im AKW Forsmark-1 automatisch anspringen müssen. Jedoch versagten Teile der Notstromversorgung für das Notkühlsystem. Nach offizieller Darstellung sprangen nur zwei von vier Dieselgeneratoren an und versorgten die Nachkühlung mit Energie. Weil durch die Stromunterbrechung auch ein Teil des Steuerungssystems ausgefallen war, hatte die Betriebsmannschaft mehr als zwanzig Minuten lang keinen vollständigen Überblick über den tatsächlichen Zustand des Reaktors. Danach konnte sie die beiden nicht automatisch angelaufenen Notstromgeneratoren per Hand starten. - Laut Aussage eines ehemaligen Konstruktionsleiters des Kraftwerks, Lars-Olov Höglund, habe das Kraftwerk kurz vor einem GAU durch Kernschmelze gestanden.

Glücklicherweise haben die Sicherheitssysteme im AKW Brunsbüttel (diesmal) wie vorgesehen funktioniert...

28. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Kurzschluß in der Schaltanlage führt zur Reaktorschnellabschaltung

Für den Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe wird der 28.06.07 sicherlich als 'schwarzer Tag' in die Firmenchronik eingehen: Die beiden schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke der Vattenfall Europe, das AKW Krümmel und das AKW Brunsbüttel, sind am 28.06.07 nach einem Trafobrand bzw. einem 'Netzproblem' per Reaktorschnellabschaltung unplanmäßig heruntergefahren worden.

Nachrichtenagentur AFP (28.06.07): "Auch das Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein wurde am Donnerstag [28.06.07] heruntergefahren. In diesem Fall war eine Netzstörung die Ursache."
Nachrichtenagentur dpa (28.06.07): "Zuvor war bereits das Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Unterelbe nach einem Kurzschluss in einer Schaltanlage heruntergefahren und vom Netz getrennt worden."
Nachrichtenagentur ddp (28.06.07): "Bereits gut anderthalb Stunden zuvor war das Kernkraftwerk Brunsbüttel wegen einer Netzstörung heruntergefahren worden 'Das war ein Zufall', sagte Ministeriumssprecher Breuer. Mit dem Brand in Krümmel habe die Abschaltung in Brunsbüttel nichts zu tun gehabt. Beide Kernkraftwerke sind nach Betreiber-Angaben 'in einem sicheren Zustand'."

Vattenfall Europe: Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel vom Netz

In einer Pressemitteilung vom 28.06.07 wird von dem Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe unter dem Titel "Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel vom Netz" bekannt gegeben:
"Die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel sind am Donnerstagnachmittag [28.06.07] jeweils durch eine Reaktorschnellabschaltung abgefahren worden. Im Kernkraftwerk Brunsbüttel war der Abschaltung eine Netzstörung vorausgegangen. Die Abschaltung im Kernkraftwerk Krümmel wurde durch einen Brand in einem Transformator ausgelöst. Die Ursache des Feuers ist bislang unklar. Der Transformator befindet sich außerhalb des Reaktorgebäudes auf dem Hof des Kraftwerks. Die Feuerwehr hat den Brand inzwischen unter Kontrolle. Beide Kraftwerke sind in einem sicheren Zustand. Es hat keine radioaktive Freisetzung stattgefunden."

27. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Vattenfall reichte Untätigkeitsklage gegen das Bundesumweltministerium ein

Der Atom-Energiekonzern Vattenfall Europe, Betreiber des AKW Brunsbüttel, wirft Bundesumweltminister Sigmar GabrielSPD) in der Auseinandersetzung um die beantragte Laufzeitverlängerung für den Atommeiler in Brunsbüttel eine Verzögerungstaktik vor. Gabriel habe, aus der Sicht von Vattenfall Europe, den Entwurf des ablehnenden Bescheides in der Sache unnötig lange hinausgezögert. Trotz eines im Mai dieses Jahres abgelehnten vergleichbaren Antrags des Atom-Energiekonzerns RWE für das AKW Biblis A habe sich das Bundesumweltministerium (BMU) im Fall des AKW Brunsbüttel Zeit gelassen, so die Darstellung von Vattenfall Europe. - Aus diesem Grund habe Vattenfall Europe "bereits im Mai" dieses Jahres eine Untätigkeitsklage gegen das Bundesumweltministerium eingereicht.

Unter dem Titel "Gabriel verzögert - Vattenfall klagt gegen Umweltministerium" wird von der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH in einer Pressemitteilung vom 27.06.07 bekannt gegeben: "In der Auseinandersetzung um einen längeren Betrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) hat der Betreiber Vattenfall Europe Bundesumweltminister Sigmar Gabriel Verzögerungstaktik vorgeworfen. Gabriel habe den Entwurf des Bescheids, mit dem er die Übertragung von Strommengen auf das KKB ablehnen will, unnötig lange hinausgezögert, sagte der Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy, Dr. Bruno Thomauske", der vor seinem neuen Job bei Vattenfall beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Leiter der Projektgruppe für die Genehmigung der Atommüll-Standortzwischenlager tätig war. Thomauske in der Vattenfall-Pressemitteilung weiter: "'Wir [Vattenfall] haben deswegen bereits im Mai eine Klage gegen das Umweltministerium eingereicht, um unseren Rechtsanspruch durchzusetzen'."
"Das [Bundesumwelt]Ministerium hatte dem Betreiber [Vattenfall Europe] am vergangenen Freitag den Entwurf eines Bescheids zugestellt, mit dem die beantragte Übertragung von Strommengen aus dem Kontingent des stillgelegten Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel abgelehnt werden soll", so der Wortlaut in der Pressemitteilung von Vattenfall Europe. "Der Betreiber hat danach vier Wochen Zeit, rechtliches Gehör wahrzunehmen. 'Wir haben unsere Stellungnahme schon heute abgegeben, denn der Entwurf des Ministeriums enthält keine neuen Erkenntnisse oder Begründungen', sagte Thomauske. So habe das Ministerium einen praktisch identischen Antrag von RWE für das Kernkraftwerk Biblis A rund ein halbes Jahr lang geprüft und Anfang März die Ablehnung erklärt", wird Seitens von Vattenfall mitgeteilt. "'Die Antwort auf unseren Antrag hat dann noch einmal über drei Monate gedauert - obwohl sie keine neuen Aspekte enthält', sagte Thomauske. 'Das lässt auf eine Hinhaltetaktik schließen, die wir nicht akzeptieren können.' Aus diesem Grund habe das Unternehmen im Mai eine Untätigkeitsklage gegen das Umweltministerium eingereicht."
In der Pressemitteilung von Vattenfall Europe wird rückblickend ausgesagt: "Vattenfall Europe hatte Anfang März beantragt, 15 Milliarden Kilowattstunden aus dem Mülheim-Kärlich-Kontingent auf Brunsbüttel zu übertragen, um die Betriebszeit des Kraftwerks um rund zweieinhalb Jahre bis etwa Ende 2011 zu verlängern. Das Umweltministerium will dies unter Hinweis auf Rechtsgründe ablehnen. Zu dem Entwurf des Bescheids vom Freitag [22.06.07] hat der Betreiber [Vattenfall Europe] am Mittwoch eine Stellungnahme eingereicht. 'Wir haben unsere Position noch einmal verdeutlicht', sagte Thomauske. Das Ministerium gehe von einer falschen Interpretation des Atomgesetzes aus. 'Eine Ablehnung unseres Antrags wäre rechtswidrig.'"
Die Pressemitteilung von Vattenfall Europe endet mit dem Absatz: "Thomauske wies auf Rechtsgutachten hin, nach denen eine Übertragung von Mülheim-Kärlich-Mengen auf das Kernkraftwerk Brunsbüttel möglich ist. Diese Auffassung werde auch vom Bundeskanzleramt [geleitet von der CDU] und dem Bundeswirtschaftsministerium [geführt von der CSU] vertreten, die nach dem Atomgesetz neben dem Umweltministerium an der Entscheidung über den Antrag zu beteiligen sind."

Das Bundesumweltministerium hat nach einem Bericht auf netzeitung.de vom 27.06.07 "jeden Kommentar zu dem Vorgang abgelehnt". - Auch das für die Atomaufsicht im Land Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel schweigt zu der Untätigkeitsklage von Vattenfall Europe

22. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Bundesumweltministerium beabsichtigt Laufzeitverlängerung abzulehnen

"Bundesumweltminister Sigmar Gabriel beabsichtigt, die vom Energiekonzern Vattenfall beantragte Übertragung von Strommengen des stillgelegten Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich auf das Atomkraftwerk Brunsbüttel abzulehnen", so der einleitende Wortlaut in der Pressemitteilung Nr. 180/07 vom 22.06.07 des Bundesumweltministeriums (BMU). "Ein entsprechender Ablehnungsbescheid des Bundesumweltministeriums wurde dem Betreiber [Vattenfall Europe] heute zur Anhörung zugestellt. Vattenfall hat jetzt vier Wochen Gelegenheit, Stellung zu nehmen. Danach wird das Bundesumweltministerium unter Berücksichtigung der Stellungnahme des Antragstellers den endgültigen Bescheid erlassen."
Das Bundesumweltministerium gibt in seiner Mitteilung weiter bekannt: "Vattenfall hat im März 2007 beim Bundesumweltministerium die Zustimmung zu einer Übertragung von Strommengen auf Brunsbüttel beantragt. Die Übertragung soll aus dem Kontingent erfolgen, das dem stillgelegten Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich durch das Atomgesetz zugewiesen wurde. Nach dem Gesetz und nach dem Atomkonsens dürfen Strommengen von Mülheim-Kärlich nur auf bestimmte, im Gesetz aufgeführte Anlagen übertragen werden. Das Atomkraftwerk Brunsbüttel gehört nicht dazu. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: 'Die Prüfung des Bundesumweltministeriums hat ergeben, dass eine Genehmigung der Strommengenübertragung von Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel rechtswidrig wäre. Sie kann deshalb nicht erteilt werden.' Die Interpretationsversuche des Antragstellers [Vattenfall Europe], dass eine Übertragung auf diese Anlage trotz des klaren Wortlauts des Gesetzes möglich sei, konnten auch mit Hilfe eines Rechtsgutachtens nicht überzeugen."
"Die Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Brunsbüttel verfolgt Vattenfall auch mit einem weiteren Antrag. Danach soll eine Strommenge vom jüngeren Atomkraftwerk Krümmel übertragen werden. Die Prüfung dieses Antrags durch das Bundesumweltministerium ist noch nicht abgeschlossen", wird in der Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums abschließend ausgesagt.

Vattenfall Europe: Das Ziel einer Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel wird weiter verfolgt!

"Vattenfall Europe verfolgt weiter das Ziel, das Kernkraftwerk Brunsbüttel durch eine Übertragung von Strommengen länger zu betreiben", wird in einer Pressemitteilung der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH vom 22.06.07 widerborstig verkündet. "Der Antrag, den das Unternehmen dazu Anfang März beim Bundesumweltministerium gestellt hatte, entspreche der Rechtslage, sagte der Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH, Dr. Bruno Thomauske. 'Eine Ablehnung wäre rechtswidrig.' Thomauske reagierte damit auf den Entwurf eines Ablehnungsbescheids, den das Umweltministerium dem Unternehmen am Freitag zur Anhörung zugestellt hatte.
"'Wir werden den Bescheidsentwurf sorgfältig prüfen und innerhalb der Frist von vier Wochen antworten', sagte Thomauske" in der Vattenfall-Mitteilung. "Das Ministerium macht in dem Entwurf 'Rechtsgründe' für die geplante Ablehnung geltend und vertritt die Auffassung, Strommengen aus dem Kontingent des stillgelegten Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich könnten ausschließlich auf Anlagen übertragen werden, die in der Anlage 3 des Atomgesetzes genannt sind. Brunsbüttel ist dort nicht aufgeführt."
Aus der Sicht des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe wird dazu erklärt: "'Die Position des Umweltministeriums ist nicht durch das Atomgesetz gedeckt', sagte Thomauske. Das Ministerium gehe von einer falschen Interpretation aus. 'Rechtsgutachten belegen, dass eine Übertragung von Mülheim-Kärlich-Mengen sehr wohl auch auf Brunsbüttel möglich ist.' Diese Auffassung werde auch vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundeskanzleramt vertreten. Thomauske: 'Wir halten an unserem Antrag fest und werden dies gegenüber dem Umweltministerium noch einmal begründen.'"
"Zusätzlich habe das Unternehmen", laut der Pressemitteilung von Vattenfall Europe, "einen weiteren Antrag eingereicht. Danach soll eine Strommenge vom Kernkraftwerk Krümmel auf Brunsbüttel übertragen werden. Durch die beantragte Menge von 15 Milliarden Kilowattstunden könnte das Kernkraftwerk Brunsbüttel zweieinhalb Jahre länger betrieben werden. Die für Brunsbüttel heute noch verbleibende Reststrommenge wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2009 erreicht. Mit der beantragten Übertragung verlängert sich die Betriebszeit bis etwa Ende 2011."

Deutsche Umwelthilfe: Vattenfall kämpft für Schwachstellen-Reaktor Brunsbüttel - Gabriel schweigt

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gibt in einer Pressemitteilung am 22.06.07 unter dem Titel "Vattenfall kämpft für Schwachstellen-Reaktor Brunsbüttel - Gabriel schweigt" diesbezüglich folgende zusammenfassende Stellungnahme ab: "AKW-Betreiber Vattenfall will nun Stromkontingent aus dem AKW Krümmel auf Brunsbüttel übertragen - Deutsche Umwelthilfe fragt, warum Bundesumweltminister Gabriel über den Antrag vom 22. Mai bis heute geschwiegen hat - Brunsbüttel-Mängellliste bleibt 'Staatsgeheimnis', weil Vattenfall eine Wertminderung des Altmeilers fürchtet."
Die DUH begründet ihnen Standpunkt ausführlich: "Nach dem erneuten Anlauf des Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall, sein über 30 Jahre altes Atomkraftwerk Brunsbüttel mit Strommengen - diesmal aus dem Atomkraftwerk Krümmel - über den Bundestagswahltermin 2009 zu retten, fordert die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) das Unternehmen [Vattenfall Europe] auf, endlich die Schwachstellen des Siedewasserreaktors an der Elbe zu offenbaren. Merkwürdig sei, dass der Antrag, der nach Presseberichten schon am 22. Mai eingereicht wurde, der Öffentlichkeit bis heute nicht bekannt war." 
"'Es ist ärgerlich, dass Vattenfall erneut gegen den Geist des Atomgesetzes versucht, Strommengen von einem neueren auf ein älteres Atomkraftwerk zu übertragen", wird Seitens der DUH festgestellt. "Unerträglich macht diesen Vorgang die Tatsache, dass das Unternehmen sich gleichzeitig mit abenteuerlichen juristischen Winkelzügen gegen die Veröffentlichung einer Schwachstellenliste über das Atomkraftwerk Brunsbüttel mit mehreren hundert offenen Fragen wehrt', erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake zu dem heute bekannt gewordenen Antrag vom 22. Mai."
Die DUH rügt das Verhalten des Bundesumweltministeriums mit den Worten: "Fragen richteten sich jedoch auch an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, der es offenbar einen Monat lang nicht für nötig gehalten habe, die Öffentlichkeit über den neuerlichen Schachzug des Vattenfall-Konzerns zu unterrichten. Baake: 'Das Vertrauen in die bisher konsequente Haltung des Bundesumweltministers in der Auseinandersetzung um Laufzeitverlängerungen alter Atomkraftwerke leidet, wenn er diese hoch brisante Angelegenheit der Beobachtung durch die Öffentlichkeit entzieht. Er öffnet so Spekulationen aller Art Tor und Tür.'"
"Die Schwachstellenliste", so die DUH in ihrer Pressemitteilung weiter, "ist das (Zwischen-)Ergebnis einer im Atomgesetz vorgeschriebenen umfangreichen Sicherheitsüberprüfung ('periodische Sicherheitsüberprüfung'), die im Fall Brunsbüttel am 30. Juni 2001, also vor fast genau sechs(!) Jahren abgeschlossen worden war. Seither wurde sie nicht abgearbeitet, sondern zwischen den Gutachtern des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums (als zuständiger Atomaufsichtsbehörde) hin- und hergeschoben. Die DUH bemüht sich seit Ende August letzten Jahres auf Basis der EU-Umweltinformationsrichtlinie vergeblich um die Herausgabe der Liste."
Zum Hintergrund der Schwachstellenliste des AKW Brunsbüttel wird von der DUH rückblickend zusammengefaßt: "Die Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) stimmte im November 2006 zwar zunächst der beantragten Einsichtnahme in die Liste grundsätzlich zu, wies jedoch anschließend den Antrag der Umweltschützer auf sofortige Vollziehung dieser Entscheidung zurück. Seither hat die DUH vergeblich versucht, die sofortige Herausgabe der Mängelliste vor den Gerichten zu erzwingen. Gleichzeitig klagt Vattenfall als Betreiber des AKW Brunsbüttel unter Hinweis auf angebliche Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse gegen die Herausgabe der Liste. Für Aufsehen sorgte vor allem die Begründung des Konzerns für die Geheimhaltung der fast 1000 Seiten starken Mängelliste. Sie erlaube eine Bewertung des aktuellen Anlagenzustandes und lasse so Rückschlüsse auf Nachrüstungserfordernisse, fehlende Sicherheitsnachweise und damit den Wert der Anlage zu. Vattenfall würde deshalb bei einem möglichen Verkauf ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, da ein potenzieller Käufer durch die Veröffentlichung der Liste (etwa durch die DUH) den mangelhaften Zustand des Reaktors erkennen könne. Zitat: 'Die Mängelliste kann den Kaufpreis des Kernkraftwerkes im Falle einer Veräußerung direkt beeinflussen'
"Baake forderte" in der DUH-Pressemitteilung "Vattenfall auf, seine Interessen mit offenem Visier zu verfolgen. 'Mit jedem Tag der Geheimhaltung verstärkt Vattenfall den Verdacht, dass in der Liste schwere Mängel aufgeführt sind. Es ist ein zynisches Spiel mit der Sicherheit der Bevölkerung in Schleswig-Holstein und weit darüber hinaus.'"

Von der DUH wird abschließend bekannt gegeben: "Derzeit läuft in Brüssel ein Beschwerdeverfahren, mit dem sich die DUH wegen der Nicht-Herausgabe der Liste an EU-Umweltkommissar Stavros Dimas gewendet hat."

21. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Antrag auf Strommengenübertragung vom AKW Krümmel bestätigt

Auf manager-magazin.de wird am 21.06.07 ein 'Alternativ-Antrag' von Vattenfall Europe für eine Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel mittels einer Strommengenübertragung von dem AKW Krümmel bestätigt: "Die Vattenfall Europe AG hat beim Bundesumweltministerium einen weiteren Antrag auf eine Laufzeitverlängerung ihres Atomkraftwerks Brunsbüttel gestellt. Dies bestätigte ein Sprecher des Berliner Energiekonzerns am Donnerstag auf Anfrage. Vattenfall habe zwar noch keinen Bescheid des Ministeriums auf ihren ursprünglichen Antrag von Anfang März erhalten. Für den Fall, dass dieser abgelehnt werde, habe man aber schon jetzt einen neuen Antrag eingereicht."
"Nach Angaben des Sprechers", laut der Meldung auf manager-magazin.de, "wird mit der jetzigen Eingabe beim Umweltministerium eine Übertragung von Strommengen vom Atomkraftwerk Krümmel auf Brunsbüttel beantragt. In dem ursprünglichen Antrag wollte Vattenfall Kontingente ihres Kraftwerks Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel übertragen. Wie auch im ersten Antrag geht es um ein Volumen von 15 Mrd Kilowattstunden. Damit könnte das Kernkraftwerk Brunsbüttel etwa zweieinhalb Jahre länger laufen als bisher geplant."
Auf manager-magazin.de wird dazu weiter ausgeführt: "Eigentlich soll die Anlage [AKW Brunsbüttel] Anfang 2009 abgeschaltet werden. Krümmel betreibt Vattenfall ebenso wie Brunsbüttel zusammen mit der E.ON AG. In Krümmel sind beide Unternehmen mit je 50% beteiligt. Das Kraftwerk [AKW Krümmel] müsste bei einer Abgabe der beantragten Stromkontingente etwa 1,5 Jahre früher stillgelegt werden und damit bereits 2014. Brunsbüttel gehört zu knapp 77% Vattenfall und zu gut 23% E.ON."
"Vattenfall rechnet", nach Aussage in dem Bericht auf manager-magazin.de, "mit einer Ablehnung des ersten Antrags, weil das [Bundesumwelt-]Ministerium bereits einen änlichen Antrag zum RWE-Kraftwerk Biblis [AKW Biblis-A] nicht genehmigt hatte. Man kenne die grundsätzliche Rechtsauffassung von Minister Sigmar Gabriel, sagte der Sprecher. Der zweite Antrag sei bereits am 22. Mai eingereicht worden. Vattenfall habe aber - ebenso wie auf den ersten Antrag - noch keine Reaktion aus dem Umweltministerium erhalten."

12. Juni 2007
Reststromübertragung vom AKW Krümmel auf das AKW Brunsbüttel von Vattenfall beantragt

Auf pressebox.de wird am 12.06.07 u.a. zu dem Atomstreit über das AKW Brunsbüttel in der CDU/SPD-Koalition in Schleswig-Holstein unter dem Titel "Sozialministerium zum Kernkraftwerk Brunsbüttel: Es gilt der Koalitionsvertrag" berichtet: "Zur aktuellen Diskussion um eine Verlängerung der Laufzeit des Kernkraftwerks Brunsbüttel erklärt das in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium: In der Koalitionsvereinbarung haben CDU und SPD festgelegt, dass an den im Atomkonsens festgelegten Restlaufzeiten festgehalten wird. Im Koalitionsvertrag heißt es wörtlich: 'In der Frage der weiteren Nutzung der Kernenergie sind wir uns bewusst, dass die jetzt im Atomgesetz normierten Restlaufzeiten gelten und zurzeit nicht zu verändern sind. Es besteht Einigkeit, dass die Landesregierung nicht initiativ wird, den Energiekonsens aufzukündigen. Wir werden uns im Bundesrat enthalten, wenn widerstreitende Auffassungen, wie zum Beispiel bei der Kernenergie, vorliegen.'"
"Für das Sozialministerium hat bei allen Entscheidungen zu den drei Kernkraftwerken in Schleswig-Holstein die Sicherheit oberste Priorität", wird auf pressebox.de dessen Sichtweise wiedergegeben. "Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht: 'Für eine verlängerte Laufzeit ist nun ausgerechnet jenes Kernkraftwerk, das von seinen 30 Jahren Betriebsdauer zehn Jahre wegen teilweise gravierender technischer Probleme nicht am Netz war, in keiner Weise geeignet. Ich erwarte im Übrigen in wenigen Wochen eine Entscheidung von dem dafür zuständigen Bundesumweltminister Gabriel über die von Vattenfall Europe beantragte Laufzeitverlängerung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel.'"
"Der Antrag von Vattenfall sieht vor, Reststrommengen vom nur kurzzeitig in Betrieb genommenen Kernkraftwerk in Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel zu übertragen. Laut Anlage 3 des Atomgesetzes ist eine Übertragung der Strommenge von Mülheim-Kärlich aber nur auf die Kernkraftwerke Emsland, Neckarwestheim 2, Isar 2, Brokdorf, Gundremmingen B und C sowie in geringerem Umfang auf Biblis B möglich."

Der Artikel auf pressebox.de schließt mit der bedeutsamen Meldung ab: "Darüber hinaus hat Vattenfall nunmehr auch eine Reststromübertragung vom Kernkraftwerk Krümmel auf Brunsbüttel beantragt."

09. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Kiel setzt sich für Laufzeitverlängerung ein

"Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) um Zustimmung der vom Energiekonzern Vattenfall Europe beantragten Laufzeitverlängerung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel gebeten." Dies meldete am 09.06.07 die Nachrichtenagentur ddp.
"Wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» vorab berichtete", so die Nachrichtenagentur ddp, "wäre das rechtlich durch eine Übertragung von 15 Terawattstunden Strom des nie ans Netz gegangenen Atommeilers Mülheim-Kärlich möglich."
"«Dadurch könnten Sie den Bau eines Kohlekraftwerkes in Brunsbüttel verhindern beziehungsweise für mehrere Jahre aufschieben», zitiert das Magazin aus dem Schreiben Austermanns an Gabriel." Die Nachrichtenagentur ddp darüber weiter: "Bis dahin stünde womöglich die so genannte Clean-Coal-Technologie zur Verfügung, bei der das CO2 aus der Kohleverstromung nicht in die Atmosphäre gelangen soll. Derzeit könne die Stilllegung von Brunsbüttel «unmittelbar nur durch Strom aus anderen fossilen Kraftwerken, mit der Folge eines zusätzlichen Ausstoßes an CO2, ersetzt werden», hieß es weiter."

Auf net-tribune ist am 09.06.07 dazu ergänzend berichtet worden: "Rechtlich wäre eine Laufzeitverlängerung für das AKW Brunsbüttel durch eine Übertragung von 15 Terawattstunden Strom des nie ans Netz gegangenen Atommeilers Mülheim-Kärlich möglich. Der Energiekonzern Vattenfall Europe hatte Anfang März eine Laufzeitverlängerung um rund zweieinhalb Jahre bis 2011 beantragt. [Vattenfall-]Vorstandschef Klaus Rauscher hatte zugleich aber die Hoffnung geäußert, dass bis dahin eine veränderte politische Konstellation einen längeren Weiterbetrieb ermöglicht."
"Der Atomkonsens sieht zwar vor, dass die rechnerisch Mülheim-Kärlich zugeschriebenen Strommengen auch genehmigungsfrei auf andere Kraftwerke verteilt werden können", wird auf net-tribune.de weiter ausgeführt. "Dies gilt aber nur für sechs überwiegend neuere AKW sowie mit Einschränkungen für das Kraftwerk Biblis B. Mitte Mai hatte das Bundesumweltministerium einen Antrag zur Übertragung von Strommengen auf Biblis A abgelehnt, der damit im Jahr 2008 vom Netz gehen muss."

08. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Nach Reparaturarbeiten wieder am Netz

Nach Angaben des Betreibers Vattenfall Europe ist das AKW Brunsbüttel an der Unterelbe nach Abschluß der Reparaturarbeiten in der in der Nacht zum 08.06.07 wieder in Betrieb genommen worden. Auf shz.de wird diesbezüglich am 09.06.07 gemeldet: "Wie der Betreiber bekannt gab, wurde das Kraftwerk in der Nacht zu gestern wieder in Betrieb genommen."

"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist für seine zahlreichen Pannen bekannt", wird in dem Artikel auf shz.de geäußert. "Wenige Tage nach der jährlichen Revision machte es seinem Ruf wieder alle Ehre: Nach Angaben des Betreibers Vattenfall gab es einen Defekt am Generator, der eine automatische Schnellabschaltung auslöste. Es handelte sich um eine mechanische Störung, die dazu führte, dass die Kühlung der Turbine nicht mehr gewährleistet werden konnte. Wie Vattenfall-Sprecher Ivo Banek betonte, sei aber lediglich das Maschinenhaus betroffen, nicht der Reaktor. Banek: 'Eine Gefahr für die Mitarbeiter oder die Umwelt hat nicht bestanden. Und es ist auch keine radioaktive Strahlung ausgetreten.'"
"Das für die Atomaufsicht zuständige Kieler Sozialministerium wurde", laut dem Bericht auf shz.de, "über den Vorfall informiert. Ob es sich um ein meldepflichtiges Ereignis handelt, werde derzeit noch geprüft, sagte ein Sprecher. Beim Herunterfahren des Kernkraftwerkes sei außerdem offenbar eine Messleitung gerissen." 

08. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Schnellabschaltung der Turbinen ausgelöst - AKW wieder vom Netz

"Nur knapp vier Tage war das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) nach der Revision am Netz", wird von der Dithmarscher Landeszeitung in der Online-Ausgabe vom 08.06.07 berichtet. - Durch einen "technischen Defekt" ist der Atommeiler an der Unterelbe jedoch bereits wieder abgeschaltet.
"Bereits am Dienstag [05.06.07]", so der Wortlaut der Dithmarscher Landeszeitung, "hat ein Defekt am Generator die automatische Turbinenschnellabschaltung ausgelöst. Seitdem ist der Meiler wieder abgeschaltet. Das bestätigte Vattenfall-Pressesprecher Ivo Banek gestern auf Nachfrage unserer Zeitung."
" 'Es handelt sich um eine rein mechanische Störung an der Generatorkühlung. Es ist nur das Maschinenhaus betroffen, nicht der eigentliche Reaktor', betonte Banek" in dem Bericht der Dithmarscher Landeszeitung. 
"Radioaktivität sei nicht ausgetreten, es habe auch zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Menschen oder die Umwelt bestanden" wird von Vattenfall eilig versichert. "Dennoch ist die zuständige Atomaufsicht, das Kieler Sozialministerium, informiert worden. 'Wir wissen von der Abschaltung und prüfen zurzeit, ob es sich um ein meldepflichtiges Ereignis handelt, weil beim Herunterfahren des Kraftwerkes offenbar eine Messleitung gerissen ist', sagte Oliver Breuer, Pressesprecher des Sozialministeriums."
"Vattenfall geht davon aus, dass die Reparaturen noch heute beendet werden können", wird in der Dithmarscher Landeszeitung der Vattenfall-Pressesprecher Banek zitiert. "Innerhalb der nächsten 24 Stunden wollen wir den Reaktor wieder anfahren." - "Wenn alles glatt läuft", so die Aussage des Vattenfall-Pressesprechers.

Auch bis heute hat weder Vattenfall Europe, der Betreiber des AKW Brunsbüttel, noch das zuständige Sozialministerium in Kiel, öffentlich Stellung zu dem erneuten 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel bezogen.

07. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Aufgrund Turbinendefekt abgeschaltet

Das AKW Brunsbüttel war nach verlängerter Jahresrevision (u.a. aufgrund von fehlerhaften Dübeln an den Rohrleitungshalterungen des Not- und Nachkühlsystems) bei der "routinemäßige Prüfungen und Wartungsarbeiten" sowie eine "Generatorinspektion" durchgeführt wurden, erst am 02.06.07 wieder ans Netz gegangen.
Doch bereits am 07.06.07 ist der skandalträchtige Atommeiler Brunsbüttel an der Unterelbe erneut "unplanmäßig" heruntergefahren worden. Diesmal aufgrund eines "mechanischen Fehlers in einer Turbine". - Wenn alles nach den Vorstellungen von Vattenfall Europe verläuft, soll der Atomreaktor in Brunsbüttel schon "in den nächsten Tagen" wieder angefahren werden.

ContrAtom veröffentlichte zu dem neuen 'Vorkommnis' im AKW Brunsbüttel am 07.06.07 mit Hinweis auf deren Informationsquelle (powernews.org):
"Das Atomkraftwerk Brunsbüttel ist heute morgen nach einem Defekt in einer Turbine abgeschaltet worden." "Wie der Sprecher des Betreibers Vattenfall, Ivo Nanek, mitteilte, wurde der Reaktor nach einem mechanischen Fehler in einer Turbine unplanmäßig heruntergefahren." "Vattenfall geht davon aus, das Kraftwerk 'in den nächsten Tagen' wieder ans Netz zu nehmen." (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

Weder von Vattenfall Europe als Betreiber des AKW Brunsbüttel, noch vom Kieler Sozialministerium als zuständige Reaktorsicherheitsbehörde, wurde bislang zu dem neuen 'Ereignis', das zur Abschaltung des AKW Brunsbüttel geführt hat, eine öffentliche Stellungnahme abgegeben.

02. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Nach Beendigung der Revision wieder am Netz

Das AKW Brunsbüttel ist am 02.06.07 laut einer Pressemitteilung des Betreibers Vattenfall Europe wieder ans Netz gegangen. Zuvor hatte das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel am 01.06.07 die Genehmigung zum Wiederanfahren des Atommeilers an der Unterelbe nach Beendigung der Jahresrevision gegeben.

Von der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH wird in einer Pressemitteilung vom 02.06.07 bekannt gegeben: "Nach Abschluss der Revisionsarbeiten ist das Kernkraftwerk Brunsbüttel im Laufe des Samstags wieder ans Netz gegangen. Am 11. April war das Kraftwerk zur jährlichen Revision und zum Brennelementewechsel abgeschaltet worden."
"Während des Stillstandes wurden 80 der insgesamt 532 Brennelemente im Reaktorkern ausgetauscht. Zu den mehr als 1.800 Arbeitsaufträgen gehörten neben den routinemäßigen Prüfungen und Wartungsarbeiten unter anderem eine Druckprobe des Reaktordruckbehälters, eine Generatorinspektion und die Überprüfung von Rohrleitungen und Sicherheitssystemen." Vattenfall Europe teilt weiter mit: "Außerdem wurden 26 Dübel ersetzt, die bei der Kontrolle von insgesamt 253 vorhandenen Dübeln gleichen Typs Abweichungen vom vorgesehenen Sitz aufwiesen."
"Zusätzlich zu dem rund 310-köpfigen kraftwerkseigenen Personal waren in der Revision zeitweise bis zu 1.100 Fachkräfte von Hersteller- und Spezialfirmen beschäftigt. Die Arbeiten wurden" , nach Darstellung von Vattenfall Europe, "von der nuklearen Aufsichtsbehörde und den von ihr hinzugezogenen Sachverständigen und Gutachtern begleitet."
Vattenfall Europe verkündet abschließend: "Der Reaktor des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) war im vergangenen Jahr bis auf den 34-tägigen Revisionsstillstand durchgehend im Betrieb. Das Kraftwerk hat rund sechs Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Das KKB ist ein Siedewasserreaktor mit einer Leistung von 806 Megawatt (MW). Es ist seit 1977 in Betrieb und trägt rund 15 Prozent zur Stromproduktion in Schleswig-Holstein bei. Durch den Betrieb des KKB werden jährlich rund sechs Millionen Tonnen CO2-Ausstoß vermieden."

Vattenfall Europe: "Sicherheit zuerst!"

Auf seiner Website behauptet der Atomenergie-Konzern Vattenfall über die Sicherheit seiner Atomkraftwerke in Schweden und Deutschland: "Für Vattenfall steht die Sicherheit der Bevölkerung und der Mitarbeiter in den Kernkraftwerken an erster Stelle. Wir halten unsere Anlagen laufend auf dem neuesten Stand von Forschung und Technik. Ständige Investitionen in die Sicherheit und Zuverlässigkeit unserer Kernkraftwerke garantieren einen vom Alter und der Laufzeit unabhängigen einwandfreien Anlagenzustand. Aktive und passive Sicherheitsbarrieren in den Kernkraftwerken verhindern zuverlässig das Austreten radioaktiver Stoffe und gewährleisten so den Schutz von Menschen und Umwelt. Zum Schutz vor schädigenden Einflüssen von außen haben wir über das übliche Maß hinaus gehende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Wir untersuchen ständig alle physikalisch und technisch denkbaren Störungen und ihre möglichen Auswirkungen. So können wir alle Vorkehrungen treffen, um angenommene Störfälle, zum Beispiel Rohrleitungsbrüche, sicher zu beherrschen." (vattenfall.de)

01. Juni 2007
AKW Brunsbüttel: Genehmigung zum Wiederanfahren erteilt

Das für die Atomaufsicht im Land Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel hat am 01.06.07 die Genehmigung zum Wiederanfahren des AKW Brunsbüttel nach Beendigung der Jahresrevision gegeben. - Der Atommeiler an der Unterelbe war am 11.04.07 zum jährlichen Brennelementwechsel und der damit verbundenen 'planmäßigen' Revision vom Netz genommen worden. Im Rahmen der Revisionsarbeiten waren nach bisherigen Angaben 22 fehlerhafte Dübelverbindungen an Rohrleitungshalterungen des Not- und Nachkühlsystems festgestellt worden, die Atomaufsichtsbehörde forderte daraufhin die Überprüfung aller 253 bauartgleichen Dübel. In Folge der zusätzlichen Kontrollen und 'Nachbesserungen' verlängerte sich die Revision im AKW Brunsbüttel um etwa 15 Tage.  

Die Nachrichtenagentur ddp meldete darüber am 01.06.07: "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel hat nach Abschluss der Jahresrevision 2007 am Freitag die Genehmigung zur Betriebsaufnahme erhalten. Nach Angaben eines Sprechers des für Reaktorsicherheit zuständigen schleswig-holsteinischen Sozialministeriums wurden unter anderem 80 der 532 im Reaktorkern befindlichen Brennelemente ausgetauscht. Zudem seien umfangreiche, wiederkehrende Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur Optimierung der Sicherheit der Anlage und ihres Betriebs vorgenommen worden, darunter die alle acht Jahre fällige Druckprüfung des Reaktordruckbehälters."
"Optimiert wurde nach Angaben des Sprechers die Notstromversorgung. So sei eine weitere Einspeisemöglichkeit zur Versorgung der Verbraucher im Notfall geschaffen worden. Darüber hinaus habe man die Abhängigkeit von den Wechselrichtern reduziert. Diese Maßnahmen beruhten auf Erkenntnissen aus dem Störfall in dem schwedischen Kernkraftwerk Forsmark-1, wo es im vergangenen Jahr durch den gleichzeitigen Ausfall von mehreren Wechselrichtern zu einem teilweisen Versagen der Notstromversorgung für das Notkühlsystem gekommen war", meldete die Nachrichtenagentur ddp weiter.
"Instand gesetzt wurden dem Sprecher zufolge darüber hinaus unter Beteiligung der zuständigen Bauaufsichtsbehörden sowie des amtlichen Prüfingenieurs für Baustatik fehlerhaft gesetzte Dübel. Dadurch hätten sich die Revisionsarbeiten um etwa 15 Tage verlängert."

21. Mai 2007
AKW Brunsbüttel bleibt voraussichtlich länger in Revision

Das Atomkraftwerk Brunsbüttel (771 MW) bleibt voraussichtlich noch bis Anfang Juni zur Jahresrevision vom Netz.  
„Wir gehen davon aus, dass der Reaktorblock noch im Mai wieder in Betrieb genommen wird“, erklärte der Sprecher der Betreibergesellschaft Vattenfall. Die am 11. April begonnenen Revisionsarbeiten schreiten den Angaben zufolge voran. Allerdings könne es bei der Genehmigung zum Wiederanfahren des AKW zu Verzögerungen kommen. Dann bliebe der Reaktorblock nicht wie ursprünglich geplant bis Mitte Mai, sondern bis Anfang Juni vom Netz, heißt es aus Berlin. Ob die während der Revisionsarbeiten gefundenen Verformungen an Verbindungsdübeln der Grund für das verspätete Anfahren sind, oder ob andere Unregelmäßigkeiten vorliegen, wurde nicht genannt.

Am 10.05. war von Vattenfall bekannt gegeben worden, daß im AKW Brunsbüttel bei Inspektionen im Rahmen der Revision Auffälligkeiten bei Befestigungsdübeln an Halterungen von Rohrleitungen festgestellt worden. Die Dübel der Firma Hilti vom Typ M16 (Gesamtlänge 27,5 cm) wichen um etwa 1 bis 3 mm vom vorgesehenen Sitz ab. Betroffen waren 22 der insgesamt 36 Dübel dieses Typs im Nachkühlsystem der Anlage. In Absprache mit der Aufsichtsbehörde sollten sie während der Revision nachgezogen oder ersetzt werden. (Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

18. Mai 2007
Ist die Ablehnung des RWE-Antrages für eine Laufzeitverlängerung des AKW Biblis A wegweisend für eine Entscheidung gegen die beantragte Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel?

Laut der Pressemitteilung Nr. 140/07 des Bundesumweltministeriums (BMU) vom 18.05.07 ist der RWE-Antrag vom 26.09.06 für eine Strommengenübertragung von dem AKW Mülheim-Kärlich auf das AKW Biblis A abgelehnt worden. Der RWE-Antrag "widerspricht dem Atomgesetz", so das Bundesumweltministerium. "Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat heute [18.05.07] die im Hauptantrag vom Essener Energiekonzern RWE beantragte Übertragung von Strommengen des stillgelegten Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich auf das Atomkraftwerk Biblis A abgelehnt. Ein vom Bundesumweltministerium erarbeiteter Entscheidungsentwurf war Anfang März RWE zur Anhörung übersandt worden. Nach Prüfung einer Stellungnahme der Rechtsanwälte des Konzerns hat das Bundesumweltministerium jetzt einen Ablehnungsbescheid erlassen."

Möglicherweise(!) ist die Entscheidung des Bundesumweltministeriums (BMU) gegen den RWE-Antrag zu einer Strommengenübertragung von dem stillgelegten AKW Mülheim-Kärlich auf das AKW Biblis A über einen vergleichbaren Antrag von Vattenfall zu einer Strommengenübertragung von dem AKW Mülheim-Kärlich auf das AKW Brunsbüttel wegweisend: Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe will das Atomkraftwerk Brunsbüttel mindestens zwei Jahre länger am Netz halten, als nach dem "Konsens über den Atomausstieg" vorgesehen. Beim Bundesumweltministerium war am 06.03.07 von Vattenfall dazu ein Antrag auf "Übertragung von 15 Milliarden Kilowattstunden Reststrommenge" aus dem "Kontingent des AKW Mülheim-Kärlich" des Atomenergie-Konzerns RWE gestellt worden. Damit könnte das AKW Brunsbüttel rechnerisch über den bislang vorgesehenen Stillegungstermin "Anfang 2009" hinaus bis "voraussichtlich Ende 2011" am Netz bleiben.

16. Mai 2007
AKW Brunsbüttel: 'Eine Störung wie in Forsmark konnte hier nicht auftreten'

Die Dithmarscher Landeszeitung berichtet am 16.05.07 unter dem Titel "Eine Störung wie in Forsmark konnte hier nicht auftreten" über die zur Zeit im AKW Brunsbüttel stattfindende Jahresrevision und dem damit verbundenen Wechsel an Brennelementen. Die Überprüfungen seien mit "guten Ergebnissen" erfolgt, faßt die Dithmarscher Landeszeitung zusammen.
"30 Jahre hat das Kernkraftwerk (KKW) in Brunsbüttel auf dem Buckel. 'Dennoch ist Brunsbüttel keine Alt-Anlage. Durch Verbesserungen und Erneuerungen sind wir nach Wissenschaft und Forschung auf dem neuesten Stand', erklärt Knut Frisch [von Vattenfall], der im KKW Brunsbüttel für die Revisionsplanung zuständig ist", wird in dem Artikel der Dithmarscher Landeszeitung berichtet.
In der Dithmarscher Landeszeitung wird weiter ausgeführt: "Als Revision bezeichnet man die jährliche Überprüfung der Anlage. Seit dem 11. April ist das KKW Brunsbüttel vom Netz und wird vom TÜV-Nord untersucht. 'Dieses Jahr fällt die Revision etwas länger aus, da wir eine Wasserdruckprobe des Reaktordruckbehälters vorgenommen haben. Dabei wird Wasser mit einem Druck von 112,5 Bar in den Behälter gepresst, um so dessen Dichtigkeit zu prüfen', erklärt Frisch und fügt an, dass die Probe ohne Befunde verlaufen sei."
"Auch der erst vor vier Jahren eingebaute neue Generator sei nach dem Ergebnis der Untersuchungen in einem 'Top-Zustand'. Eigentlich war geplant, dass die Anlage am Montag, 14. Mai, wieder in Betrieb geht. 'Derzeit sieht es so aus, als könnten wir am 16. Mai Anfahrbereitschaft vermelden. Ob wir noch am 16. oder aufgrund des Himmelfahrtstages erst am 18. Mai anfahren werden, hängt dann von den Behörden ab', sagt Frisch" gegenüber der Dithmarscher Landeszeitung.
"Besonders in den Fokus der Öffentlichkeit geriet das KKW in Brunsbüttel durch einen Störfall im schwedischen Forsmark. Da es sich bei der dortigen Anlage wie in Brunsbüttel um einen Siedewasserreaktor gleicher Leistungsstärke handelt, der auch vom Alter her ähnlich ist und ebenso von Vattenfall betrieben wird, gab es Bedenken, ob ein solcher Störfall auch in Brunsbüttel auftreten könne", so die Dithmarscher Landeszeitung. "'Von außen betrachtet gibt es einige Gemeinsamkeiten, von der Konstruktion her aber sind die Anlagen unterschiedlich. Das zieht sich vom Reaktor, über die Turbinen bis zu den Schaltanlagen durch die gesamte Anlage', erklärt Frisch, der sicher ist: 'Eine Störung wie in Forsmark konnte hier nicht auftreten'."
"Dennoch habe man im Zuge der Revision auch in Brunsbüttel bezogen auf die Vorfälle in Schweden noch einmal alles durchgeprüft", wird von der Dithmarscher Landeszeitung behauptet, als Beleg dafür wird erneut Knut Frisch von der Betreibergesellschaft Vattenfall zitiert: "'Wir haben hier erhebliche Untersuchungen angestellt und sind immer weiter ins Detail gegangen. Auch aufgrund der Erkenntnisse aus Forsmark. Gemeinsam mit der Genehmigungsbehörde wurden weitere Verbesserungen eingebracht', sagt Frisch."
Der Artikel der Dithmarscher Landeszeitung schließt mit der Aussage ab: "Bezüglich der von Vattenfall mit dem Verweis auf Betriebsgeheimnisse unter Verschluss gehaltenen Liste der Punkte, die im Zuge der „Periodischen Sicherheitsüberprüfung“ weiterer Klärung bedürfen, sagt [Vattenfall-]Sprecher Ivo Banek, dass diesbezüglich nur noch einzelne Fragen offen seien und der TÜV-Nord kurz vor der Abgabe der Prüfungsunterlagen bei der Genehmigungsbehörde stehe. 'Doch keiner der Punkte auf der Liste betraf die Sicherheitsgefährdung'."

Das Sozialministerium in Kiel als zuständige Atomaufsichtsbehörde im Land Schleswig-Holstein hat zu diesem Artikel in der Dithmarscher Landeszeitung bislang keine Stellung bezogen.

11. Mai 2007
AKW Brunsbüttel: Dübelprobleme sollen keine Auswirkung auf Revisionslänge haben

Das Atomkraftwerk Brunsbüttel soll laut des Betreibers Vattenfall trotz der gestern gemeldeten Probleme mit Dübelverbindungen planmäßig nach Abschluss der Revision noch im Mai wieder ans Netz gehen. 
Der Sprecher des Kraftwerkes, Ivo Banek, nimmt an, dass es keine Konsequenzen für die Wiederinbetriebnahme des Reaktors gibt. Er versichterte, dass das Kraftwerk noch in diesem Monat wieder ans Netz gehen soll.
Die Revision des AKW hatte am 11. April begonnen und soll planmäßig etwa einen Monat dauern.
Laut Banek „sei diese Zeit jetzt vorüber“, dennoch wolle der Betreiber vorerst alles überprüfen, bevor das AKW wieder hochgefahren würde. Zumal gäbe es kein festgelegtes Datum dafür.
Die Probleme mit Verbindungsdübeln sind ähnlich derer im AKW Biblis A und B, welche zum Austausch der Verbindungen seit Ende letzten Jahres außer Betrieb sind.
(Quelle: ContrAtom)

10. Mai 2007
AKW Brunsbüttel: Fehlerhafte Dübel im Not- und Nachkühlsystem festgestellt

In einer Pressemitteilung der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) vom 10.05.07 wird der Öffentlichkeit mitgeteilt: "Im Kernkraftwerk Brunsbüttel sind während der laufenden Revision im Rahmen einer vom Sozialministerium als Atomaufsichtsbehörde veranlassten Übertragbarkeitsprüfung fehlerhafte Dübelverbindungen festgestellt worden. Die Befunde wurden der Reaktorsicherheitsbehörde gestern (9. Mai) von der Betreibergesellschaft [Vattenfall Europe] als 'Meldepflichtiges Ereignis' übermittelt. Von den fehlerhaften Dübelverbindungen sind Rohrleitungshalterungen des Not- und Nachkühlsystems betroffen."
"In den hessischen Kernkraftwerken Biblis A und B war zuvor festgestellt worden, dass circa 8.000 Dübel (von etwa 15.000) einer bestimmten Bauart falsch gesetzt worden waren", so das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel. "Daraufhin wurden für sämtliche deutschen Kernkraftwerke 'Übertragbarkeitsprüfungen' veranlasst, bei denen im Rahmen erster Stichprobenprüfungen im Kernkraftwerk Brunsbüttel keine Fehler festgestellt wurden. Zusätzlich hatte die Aufsichtsbehörde für die jetzige Anlagenrevision weitere Prüfungen gefordert."
Das Kieler Sozialministerium stellt in seiner Pressemitteilung fest: "Nach dem Ergebnis der aktuell durchgeführten Überprüfungen sind 22 Dübel als 'nicht spezifikationsgemäß gesetzt' identifiziert worden. Die Betreiberin des Kernkraftwerks wird entsprechend einer Forderung der Atomaufsichtsbehörde alle 253 bauartgleichen Dübel überprüfen."
"Die Reaktorsicherheitsbehörde hat das Bundesumweltministerium sowie die Oberste Bauaufsichtsbehörde im schleswig-holsteinischen Innenministerium über die Ereignismeldung informiert. Unter Hinzuziehung unabhängiger Sachverständiger bewertet die Landesregierung derzeit das Meldepflichtige Ereignis und überwacht den Fortgang der Überprüfungen sämtlicher genannter Dübelverbindungen", so die Aussage Seitens des zuständigen Sozialministeriums in Kiel.
Das Sozialministerium in Kiel teilt abschließend mit: "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel liegt aus Anlass der Jahresrevision seit dem 11. April 2007 still. Die Reaktorsicherheitsbehörde wird eine Zustimmung zum Wiederanfahren nicht vor Abschluss aller erforderlichen Sanierungsarbeiten erteilen."

Vattenfall Europe räumt 'Auffälligkeit' an Dübeln im 'Kernkraftwerk Brunsbüttel' ein

"Bei Inspektionen im Rahmen der Revision im Kernkraftwerk Brunsbüttel sind Auffälligkeiten bei einigen Befestigungsdübeln an Halterungen von Rohrleitungen festgestellt worden", wird in einer Pressemitteilung von Vattenfall Europe am 10.05.07 bekannt gegeben. "Die Dübel der Firma Hilti vom Typ M16 (Gesamtlänge 27,5 cm) weichen um etwa 1 bis 3 mm vom vorgesehenen Sitz ab. Betroffen sind 22 der insgesamt 36 Dübel dieses Typs im Nachkühlsystem der Anlage. Sie sollen in Absprache mit der Aufsichtsbehörde während der Revision nachgezogen oder ersetzt werden."
Weiter wird von Vattenfall Europe dazu folgende Stellungnahme abgegeben: "Die Abweichung hat für den Normalbetrieb der Anlage keine Auswirkung. Der vorgesehene Sitz der Dübel soll die Befestigung der Rohrleitungen bei sehr unwahrscheinlichen Fällen wie schweren Erdbeben sichern. An Dübeln dieses Typs waren im vergangenen Oktober im Kernkraftwerk Biblis A Auffälligkeiten festgestellt worden. Unmittelbar danach ist eine Stichprobe der in Brunsbüttel verwendeten Dübel untersucht worden. Dabei wurde kein Befund festgestellt. Mit der Aufsichtsbehörde wurde vereinbart, während der Revision weitere Untersuchungen durchzuführen. Dabei sind die Auffälligkeiten festgestellt worden, die jetzt während des Anlagenstillstands behoben werden sollen."
"Zusätzlich werden sämtliche verwendeten Dübel des Typs M12 kontrolliert, von denen 217 in Brunsbüttel eingesetzt sind. Dabei sind bisher keine Abweichungen festgestellt worden", wird von Vattenfall Europe in der Pressemitteilung ausgesagt.

11. April 2007
Einsatz neuer Brennelemente mit höherem Abbrand im AKW Brunsbüttel genehmigt 

In der Print-Ausgabe der Brunsbütteler Zeitung ist am 30.04.07 unter den "Amtlichen Bekanntmachungen" ein neuer atomrechtlicher Genehmigungsbescheid für das AKW Brunsbüttel bekannt gegeben worden. 
In der Bekanntmachung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein vom 30. April 2007 wird den LeserInnen der Brunsbütteler Zeitung mitgeteilt: Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein hat folgenden "Genehmigungsbescheid -VIII 60-416.795.51 vom 11. April 2007 erteilt":
"Aufgrund § 7 Atomgesetz (AtG) i.d.F. der Bekanntmachung vom 15.7. 1985 (BGBI. l S. 1565), zuletzt geändert durch Artikel 161 der Verordnung vom 31.10. 2006 (BGBI. l S. 2407 ff.), sowie aufgrund der Hilfsanträge vom 21.2. und vom 7.11.2006 auf Genehmigung gemäß § 7 AtG wird nach Maßgabe dieses Bescheides und der in diesem Bescheid aufgeführten Genehmigungsunterlagen der Antragstellerin die folgende atomrechtliche Genehmigung erteilt: Einsatz von Brennelementen bei brennstabgemittelten Abbränden oberhalb von 59 MWd/kg U im Kernkraftwerk Brunsbüttel." - "Antragstellerin und Genehmigungsinhaberin ist die Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) GmbH & Co. oHG, Überseering 12, 22297 Hamburg."

In der neuen atomrechtlichen Genehmigung für das AKW Brunsbüttel wird darin offensichtlich der Einsatz neuer Brennelemente mit höherem Abbrand genehmigt: "Die bestehende Genehmigung nach § 7 Atomgesetz für das Kernkraftwerk Brunsbüttel wird um den Einsatz von Brennelementen bei brennstabgemittelten Abbränden oberhalb von 59 MW/kg U in folgender Art und Weise erweitert:
- Einsatz von ATRIUM 10B-Brennelementen bis zu einem brennstabgemittelten Abbrand von 66 MWd/kgU
- Einsatz von SVEA-96-Brennelementen mit Hüllrohren aus dem Werkstoff LK2 bis zu einem brennstabgemittelten Abbrand von 62 MWd/kgU
- Einsatz von SVEA-96-Brennelementen mit Hüllrohren aus dem Werkstoff LK2+ bis zu einem brennstabgemittelten Abbrand von 66 MWd/kgU."
So der Wortlaut in den "Amtlichen Bekanntmachungen" des für die Atomaufsicht im Land Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministeriums in Kiel in der Brunsbütteler Zeitung.

Das Kieler Sozialministerium gibt unter der Position "bisher erteilte atomrechtliche Genehmigungen" weiter bekannt: "Alle bislang erteilten atomrechtlichen Genehmigungen bleiben unberührt, soweit durch diese Genehmigung keine abweichenden Neuregelungen getroffen sind. Insbesondere wird verwiesen auf die Genehmigung vom 26. 7. 1999 zum Einsatz von Brennelementen des Typs 10-9Q (ATRIUM 10B), Az.: VI 602 - 416.795.38 sowie die dortigen Auflagen die Genehmigung vom 14. 8. 1992 zur Eignung und zum Einsatz von Brennelementen des Typs SVEA-96L, Az.: IX 602 - 416.795.29 und die dortigen Auflagen und die inhaltliche Beschränkung die Zustimmung vom 10. 1. 2003, Az.: VI 601-416.798.260, zur Aufhebung der inhaltlichen Beschränkung aus der Genehmigung vom 14. 8. 1992 sowie zum Betreiben der Brennelemente des Typs SVEA-96L bis zu einem brennstabgemittelten Abbrand von 59 MWd/ kg U."

11. April 2007
AKW Brunsbüttel: Zu Revision und Brennelementwechsel vom Netz

Das AKW Brunsbüttel ist nach einer Pressemitteilung der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) vom 11.04.07 in der "vergangenen Nacht" (10.04./11.04.07) "zum jährlichen Brennelementwechsel und der damit verbundenen planmäßigen Revision vom Netz genommen worden".
Laut dem für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministerium in Kiel "sollen während des diesjährigen Anlagenstillstands 80 der 532 im Reaktorkern befindlichen Brennelemente ausgetauscht werden." Weiter wird mitgeteilt: "Wie im Vorjahr sind darüber hinaus wiederum umfangreiche wiederkehrende Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Änderungen zur Optimierung der Sicherheit der Anlage und ihres Betriebs vorgesehen."
In der Pressemitteilung wird Seitens des Kieler Sozialministeriums versichert: "Die Revisionsarbeiten werden vom schleswig-holsteinischen Sozialministerium als Reaktorsicherheitsbehörde und von hinzugezogenen Sachverständigenorganisationen intensiv kontrolliert und überprüft."

Vattenfall: Druckprobe des Reaktordruckbehälters und Generatorinspektion während der Revision vorgesehen

Von Vattenfall Europe ist in einer Pressemitteilung vom 11.04.07 die Abschaltung des AKW Brunsbüttel zur Jahresrevision und damit verbundenem Brennelementwechsel bestätigt worden: "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist am Mittwoch" 11.04.07 "zur jährlichen Revision mit Brennelementewechsel vom Netz gegangen. 'Durch die jährlichen Revisionen stellen wir den hohen Sicherheitsstandard und die gute Verfügbarkeit der Anlage sicher', sagte Kraftwerksleiter Robert Drescher. Für die Revision werde ein zweistelliger Millionenbetrag aufgewendet. 'Das ist eine Investition in die sichere, zuverlässige und klimafreundliche Stromproduktion in Brunsbüttel'."
Nach Darstellung von Vattenfall Europe "sollen während des Stillstandes in den kommenden Wochen 80 der insgesamt 532 Brennelemente im Reaktorkern ausgetauscht werden. Neben den routinemäßigen Prüfungen und Wartungsarbeiten stehen unter anderem eine Druckprobe des Reaktordruckbehälters, eine Generatorinspektion und die Überprüfung von Rohrleitungen und Sicherheitssystemen an. Insgesamt sind mehr als 1.800 Arbeitsaufträge vorgesehen."
"Der Reaktor des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) war im vergangenen Jahr bis auf den 34-tägigen Revisionsstillstand durchgehend im Betrieb. Das Kraftwerk hat rund sechs Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Das KKB ist ein Siedewasserreaktor mit einer Leistung von 806 Megawatt (MW). Es ist seit 1977 in Betrieb und trägt rund 15 Prozent zur Stromproduktion in Schleswig-Holstein bei. Durch den Betrieb des KKB werden jährlich rund sechs Millionen Tonnen CO2-Ausstoß vermieden", so Vattenfall Europe in der Pressemitteilung abschließend.

Die letzte Jahresrevision und Brennelementwechsel fand in vergangen Jahr im Zeitraum vom 23.04.06 bis 26.05.06 statt.

28. März 2007
taz: AKW Brunsbüttel unverkäuflich

„Vattenfall will Mängelliste des Reaktors geheim halten, weil sonst der Kaufpreis sinken könnte. Ein abenteuerliches Argument, finden Umweltschützer - und ein Grund mehr für die Veröffentlichung
VON ESTHER GEISSLINGER
Wenn Vattenfall Informationen über mögliche Mängel im Atomkraftwerk Brunsbüttel herausgeben müsste, bedeute das einen "enteignungsgleichen Eingriff". Mit diesem Argument will das Energieunternehmen das Schleswiger Oberverwaltungsgericht überzeugen, einen entsprechenden Antrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) abzulehnen. Seit Monaten versucht die DUH, eine Liste über Schwachstellen des Reaktors zu erhalten, die nach einer regulären Sicherheitsüberprüfung im Sommer 2001 erstellt wurde.
Eigentlich hätte dieser Katalog längst abgearbeitet sein müssen. Im vorigen Sommer in der Debatte über den Störfall im schwedischen Kraftwerk Forsmark erwähnte die Kieler Sozial- und Energieaufsichtsministerin Gitta Trauernicht (SPD) die Liste. "Da wurden wir hellhörig", sagte Rainer Baake, Geschäftsführer der DUH, gestern bei einer Pressekonferenz. Trauernicht hatte demnach zugestimmt, der Umweltorganisation die Liste zu geben, aber Anfang Dezember erklärt, auch die Interessen des Betreibers seien zu berücksichtigen. Die Entscheidung wolle sie dem Oberverwaltungsgericht überlassen (taz berichtete).
Nun liegt der Fall in Schleswig und wird vermutlich in den kommenden Wochen entschieden. Baake rechnet sich gute Chancen aus, obwohl die DUH in erster Instanz verloren hat. Die Argumentation von Vattenfall sei unglaublich, sagte Baake, als grüner Staatssekretär im Bundesumweltministerium ehemals selbst für Atomaufsicht zuständig: "So etwas ist mir in meiner gesamten Laufbahn noch nicht vorgekommen." Denn Vattenfall berufe sich auf sein "Betriebs- und Geschäftsgeheimnis" und erklärt, wenn Mängel bekannt würden, könnte ein "möglicher Käufer den Preis mindern". Für den Konzern sei die Preisgabe der Daten also "unmittelbar vermögensmindernd" - wie eine Enteignung.
"Die Vorstellung, ein 30 Jahre alter Reaktor könne verkauft werden, ist eine abenteuerliche Konstruktion", erklärte Baake. Er geht davon aus, dass Vattenfall in "Argumentationsnot" sei und darum diesen Weg gewählt habe, um das Gericht zu überzeugen. Denn bei der Frage, was ein Betriebsgeheimnis sei, "zählt nun mal nicht der Wille, sondern es muss plausibel dargelegt werden, dass ein Konkurrent einen Vorteil hat", erklärt DUH-Justiziarin Cornelia Ziehm. Nach Ansicht der Umwelthilfe hat Vattenfall sich mit dem Argument selbst geschadet: "Wenn der Zustand von Brunsbüttel so schlecht ist, dass der Wert gravierend gemindert würde, ist klar, dass Vattenfall es geheim halten will - aber umso mehr hat die Öffentlichkeit ein Anrecht auf Information."
Diese Ansicht teilen auch die Grünen im Kieler Landtag: "Die Schwachstellenliste muss unverzüglich veröffentlicht werden", so der energiepolitische Sprecher Detlef Matthiessen. "Die von Vattenfall angeführten Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse sind vorgeschoben, um die sicherheitsrelevanten Schwachpunkte des AKW Brunsbüttel zu verbergen." Auch Lars Harms (SSW) erklärte: "Ein mangelhaftes Atomkraftwerk ist keine Privatsache des Betreibers, sondern ein Fall für die Öffentlichkeit."
Opposition und die DUH kritisieren Gitta Trauernicht: Das Ministerium spiele eine "dubiose Rolle", glaubt Matthiessen, und Rainer Baake sagte: "Ich misstraue ihren Aussagen."
Gestern erklärte Trauernicht - nicht zum ersten Mal - es gebe kein sicherheitstechnisches Defizit, das sofortigen Handlungsbedarf auslöse. Auf der Mängelliste stünden fehlerhafte Dokumentationen oder Verbesserungen nach dem neuesten Stand der Wissenschaft. "Vattenfall muss diese Punkte abarbeiten, nicht das Ministerium", sagte sie. Tatsächlich ist die Ministerin kein Fan des Brunsbütteler Meilers: Als Vattenfall im Februar den 30. Geburtstag seines Reaktors feierte, erinnerte die Sozialdemokratin an Pleiten und Pannen, etwa Stillstände und "überdurchschnittlich lange Revisionszeiten". Trauernicht forderte: "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel muss im Jahr 2009 vom Netz genommen werden."
Vielleicht geht die Ministerin bewusst trickreich vor: Ein mit Mängeln behaftetes Kraftwerk hat sicher weniger Chancen auf eine Laufzeitverlängerung als eines, das sogar in den Augen der DUH makellos dasteht.“
(taz-Nord, 28.03.2007)

taz: Vattenfall fürchtet die Enteignung

„KIEL taz Sind Hinweise auf Sicherheitsmängel im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brunsbüttel ein Betriebsgeheimnis des Betreibers Vattenfall? Oder hat die Öffentlichkeit ein Recht auf sie? Darüber berät das Oberverwaltungsgericht in Schleswig. Mit einer Entscheidung sei in einigen Wochen zu rechnen, erklärte gestern die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Hintergrund: Die DUH hatte vor dem Oberverwaltungsgericht auf Herausgabe einer Mängelliste geklagt, die aus dem Jahr 2001 stammt. Das Kieler Sozialministerium, gleichzeitig Atomaufsichtsbehörde, hatte grundsätzlich zugestimmt, die Liste weiterzugeben. Vattenfall beruft sich aber auf sein Betriebsgeheimnis: Wenn Mängel bekannt würden, könnte das den Marktwert des Altreaktors mindern. Das käme einem "enteignungsgleichen Eingriff" gleich. DUH-Experte Rainer Baake: "Eine abenteuerliche Konstruktion." Die erste Instanz hat den DUH-Antrag abgewiesen. Baake sieht dennoch "Chancen", zu gewinnen.“ (taz, 28.03.07)
27. März 2007
DUH: Krimi um Brunsbüttel-Schwachstellenliste geht in die entscheidende Phase

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) faßt in einer Pressemitteilung vom 27.03.07 mit dem Titel "Krimi um Brunsbüttel-Schwachstellenliste geht in die entscheidende Phase" eingangs kurz zusammen: "Deutsche Umwelthilfe klagt vor OVG Schleswig auf Herausgabe der Liste - Brunsbüttel-Betreiber Vattenfall fürchtet Wertminderung des Reaktors, wenn Sicherheitsmängel bekannt werden - Umwelthilfe: „Unglaubliche Argumentation“ - Sicherheitsdebatte stört Betreiberanträge auf Laufzeitverlängerung

Die DUH stellt in ihrer Pressemitteilung einleitend fest: "Seit fast sechs Jahren wird der fragwürdige Sicherheitszustand des Atomkraftwerks Brunsbüttel von den Stromkonzernen Vattenfall und E.ON in enger Abstimmung mit der Atomaufsicht des Landes Schleswig-Holstein vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Gleichzeitig soll Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf Antrag des Reaktorbetreibers Vattenfall den Betrieb des 30 Jahre alten Siedewasserreaktors sogar über die im Atomkonsens vereinbarte Betriebsdauer hinaus verlängern, ohne dass zuvor Klarheit über die Sicherheitsmängel geschaffen wird. Auf diese „ebenso einmalige wie skandalöse Situation“ hat der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH), Rainer Baake, heute in Kiel hingewiesen."
"Die Umweltorganisation bemüht sich seit August letzten Jahres um die Herausgabe einer „Schwachstellenliste“, die auf eine Ende Juni 2001 abgeschlossene so genannte periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) des Atomkraftwerks Brunsbüttel zurückgeht", wird von der DUH weiter mitgeteilt. "Die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) hatte im vergangenen Sommer eingestanden, dass noch immer „hunderte offener Punkte“ nicht abgearbeitet worden seien. Trauernicht stimmte im November 2006 zwar zunächst der von der DUH auf Basis der EU-Umweltinformationsrichtlinie beantragten Einsichtnahme in die Liste grundsätzlich zu, wies jedoch anschließend den Antrag der Umweltschützer auf sofortige Vollziehung dieser Entscheidung zurück. Seither will die DUH die Herausgabe der Mängelliste vor Gericht erzwingen. Ein entsprechender Antrag steht derzeit beim Oberverwaltungsgericht Schleswig zur Entscheidung an. Gleichzeitig klagt Vattenfall als Betreiber des AKW Brunsbüttel unter Hinweis auf angebliche Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse gegen die Herausgabe der Liste."
"„Die Tatsache, dass der Vattenfall-Konzern hoch dotierte Anwaltskanzleien statt der eigenen Rechtsabteilung engagiert, um die Herausgabe der Schwachstellenliste zu verzögern, ist nicht gerade ein Beleg für die Harmlosigkeit der darin enthaltenen Mängel“, sagte Baake. Dafür, dass Vattenfall die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein über den wahren Sicherheitszustand im Unklaren lassen wolle, spreche jedoch nicht nur das verbissene juristische Vorgehen gegen das Auskunftsbegehren der DUH, sondern auch die beantragte Übertragung von Strommengen aus dem Kontingent des stillgelegten RWE-AKW Mülheim-Kärlich auf das AKW Brunsbüttel", so der Wortlaut der DUH-Pressemitteilung weiter. "„Hätte Vattenfall eine Strommengenübertragung von einem noch betriebenen AKW, etwa dem eigenen AKW Krümmel beantragt, so hätte der Bundesumweltminister eine vergleichende Überprüfung des Sicherheitszustandes der beiden Reaktoren durchgeführt. Durch die Art der Antragstellung versucht Vattenfall einer Debatte über die Sicherheitsdefizite in Brunsbüttel zu entgehen“, erläuterte Baake, der während seiner Zeit als Umweltstaatssekretär der rot-grünen Bundesregierung den Atomkonsens mit den Unternehmen ausgehandelt hatte."
"Auch im aktuellen Verfahren um die Schwachstellenliste will Vattenfall vor allem eine weitere öffentliche Diskussion über die Sicherheitsdefizite des Siedewasserreaktors an der Elbe verhindern", stellt die DUH weiter fest. "„In diesem Verfahren wird verzögert und vernebelt mit dem einzigen Ziel, die Öffentlichkeit über den wahren Sicherheitszustand dieses ältesten Siedewasserreaktors in Deutschland im Unklaren zu lassen und die von der Stromwirtschaft und ihren Lautsprechern in der Politik angezettelte Kampagne zur Aufkündigung des Atomausstiegs nicht zu stören“, erklärte Cornelia Ziehm, die Leiterin Verbraucherschutz und Recht der DUH. Bisher habe Vattenfall nicht einmal versucht, seine Behauptung, die Liste berühre Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse, konkret zu belegen. Vielmehr begründe der Konzern die Geheimhaltung der Mängelliste vor Gericht mit dem Argument, sie erlaube eine Bewertung des aktuellen Anlagenzustandes und lasse so Rückschlüsse auf Nachrüstungserfordernisse, fehlende Sicherheitsnachweise und damit den Wert der Anlage zu. Vattenfall würde deshalb bei einem möglichen Verkauf der Anlage ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, da ein potenzieller Käufer durch die Veröffentlichung der Liste (etwa durch die DUH) den mangelhaften Zustand des Reaktors erkennen und in der Folge den Kaufpreis mindern könne."
"Ziehm: „Das ist eine unglaubliche Argumentation, die im Klartext bedeutet, dass Vattenfall Schwachstellen und Nachrüstnotwendigkeiten des AKW Brunsbüttel einem potenziellen Käufer verschweigen würde, damit sich ein solches Eingeständnis nicht negativ auf den Kaufpreis auswirken kann.“ Es offenbare sich – jenseits der interessanten Vorstellung eines Verkaufs des 30 Jahre alten Brunsbüttel-Reaktors – „eine Haltung, die beim Verkauf eines Gebrauchtwagens mit defekten Bremsen jedermann als schlicht kriminell einstufen würde.“"
"DUH-Geschäftsführer Baake forderte Sozialministerin Trauernicht auf, die „vielen Ungereimtheiten um den Zustand des Atomkraftwerks Brunsbüttel endlich aufzuklären.“ Keinen Tag länger dürfe sie die Vernebelungs- und Verzögerungstaktik von Vattenfall decken, sondern müsse die Schwachstellenliste unverzüglich den von einem schweren Unfall potenziell betroffenen Bürgern zugänglich machen." Von der DUH wird nachdrücklich gefordert: "„Vor allem aber muss Frau Trauernicht die Abarbeitung der Liste atomrechtlich anordnen, Punkt für Punkt, und zwar sofort!“"
"Das AKW Brunsbüttel ist der älteste Siedewasserreaktor (SWR) in Deutschland und hält mit über zehn Jahren unter allen deutschen Atomkraftwerken den „Rekord“ im Hinblick auf defekt- und nachrüstungsbedingte Stillstandszeiten. Im Dezember 2001 erschütterte eine schwere Wasserstoffexplosion den Reaktor, deren Aufklärung das Unternehmen über zwei Monate verhinderte. Im vergangenen Sommer geriet der Meiler erneut in die Schlagzeilen, nachdem die DUH Einzelheiten über schwere Defizite in der Notstromversorgung veröffentlicht hatte und die Unternehmensleitung zunächst falsche Angaben bezüglich der Vergleichbarkeit des Notstromsystems mit dem des schwedischen Pannenreaktors Forsmark machte. Außerdem ist der Siedewasserreaktor schlechter als die meisten anderen deutschen Meiler gegen terroristische Angriffe aus der Luft gesichert", so die Pressemitteilung der DUH abschließend.

Sozialministerium in Kiel: "Äußerungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bringen nichts Neues"

Das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Kieler Sozialministerium reagierte auf die berechtigten Vorwürfe der DUH in einer Pressemitteilung vom 27.03.07 mit dem vielsagenden Titel: "Ministerin Trauernicht: Äußerungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bringen nichts Neues"
Das zuständige Sozialministerium in Kiel nahm wie folgt Stellung: "Zur heutigen Pressekonferenz der Deutschen Umwelthilfe im Kieler Landeshaus erklärte die in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Ministerin Dr. Gitta Trauernicht: 'Auch wenn die Deutsche Umwelthilfe gebetsmühlenhaft die Herausgabe der von ihr so genannten 'Mängelliste für das Kernkraftwerk Brunsbüttel' einfordert, bleibt es dabei: die Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel hat meine für die Deutsche Umwelthilfe positive Entscheidung zur Herausgabe der Liste offener Punkte der für das Kernkraftwerk durchgeführten Periodischen Sicherheitsüberprüfung gerichtlich angefochten. Im Eilverfahren hat es das Verwaltungsgericht abgelehnt, den von der DUH reklamierten Sofortvollzug des Bescheides anzuordnen. Nunmehr ist dieses Eilverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht anhängig.' Die DUH hat auf der heutigen Pressekonferenz selbst angekündigt, dass sie mit einer Entscheidung 'in den nächsten Wochen' rechnet.
"Trauernicht kritisierte, dass die Deutsche Umwelthilfe nicht respektiere, dass das Ministerium dieser Gerichtsentscheidung nicht vorgreifen werde. 'Nicht die Ministerin, sondern Vattenfall hat die offenen Punkte abzuarbeiten. Der Druck vonseiten des Ministeriums auf die Betreiberin ist hoch', wird Seitens des Kieler Sozialministeriums behauptet. "Die Ministerin erläuterte erneut, dass nach der durch externe Sachverständige durchgeführten Begutachtung aus der Sicherheitsüberprüfung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel sich kein sicherheitstechnisches Defizit ergeben habe, das einen sofortigen Handlungsbedarf auslöst. Allerdings hätte sich - wie das im Rahmen von komplexen ganzheitlichen Sicherheitsüberprüfungen üblich ist - eine Reihe von offenen Punkten mit unterschiedlichen Inhalten ergeben. Dabei handele es sich überwiegend um die Aktualisierung von Dokumentationen entsprechend dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik, das Schließen von Nachweislagen oder die Umsetzung von weiteren Verbesserungsmaßnahmen."

Vattenfall Europe, der Betreiber des Atomkraftwerkes Brunsbüttel, hält sich augenscheinlich aus der öffentlichen Diskussion um die 'Brunsbüttel-Schwachstellenliste' heraus: Eine Stellungnahme (in Form einer Pressemitteilung) dazu ist von Vattenfall Europe nicht abgegeben worden...

09. März 2007
Bundesumweltminister Gabriel: Brunsbüttel-Antrag vergleichbar mit Biblis-A-Antrag

Laut FAZ.net vom 09.03.07 dürfte die vom Atomenergie-Konzern Vattenfall beantragte Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel wenig Aussicht auf Erfolg haben: "Der Antrag Vattenfalls auf Strommengenübertragung vom AKW Mülheim-Kärlich auf die Anlage Brunsbüttel dürfte wenig Aussicht auf Erfolg haben, nachdem Bundesumweltminister Gabriel diesen Antrag als vergleichbar mit dem zuvor von ihm abgelehnten RWE-Antrag genannt hatte. 'Wie Biblis A ist aber auch Brunsbüttel im Atomgesetz nicht als Anlage benannt, auf die Strommengen von Mülheim-Kärlich übertragen werden dürfen', sagte Gabriel. 'Insofern ist eine Vergleichbarkeit mit dem RWE-Antrag gegeben', erklärte der Minister weiter. Er versicherte dennoch, den Antrag von Vattenfall 'natürlich intensiv zu prüfen'.
Das Atomgesetz enthält für das Kontingent, das von Mülheim-Kärlich auf andere Atomkraftwerke übertragen werden kann, eine spezielle Festlegung der Übertragungsmöglichkeiten. Im Einzelnen werden die Atomkraftwerke benannt, auf welche diese Strommenge von insgesamt 107,25 Terrawattstunden übertragen werden kann. Das AKW Brunsbüttel gehört nicht zu den aufgelisteten Atomkraftwerken.
Bundesumweltminster Gabriel geht davon aus, dass eine Entscheidung über den Vattenfall-Antrag bis Ende des Jahres fällt. Auch für den Antrag von EnBW, aus dem Reststrommengenkontingent des neueren Kernkraftwerks Neckarwestheim II insgesamt 46,9 Terawattstunden auf das ältere Kraftwerk Neckarwestheim I übertragen zu können und damit dessen Laufzeit um rund acht Jahre zu verlängern, erwartet Gabriel einen endgültigen Bescheid bis Ende des Jahres.
Die Vattenfall Europe AG will ihr Atomkraftwerk Brunsbüttel etwa zweieinhalb Jahre länger laufen lassen als eigentlich vorgesehen. Wie das Unternehmen am Dienstag
[06.03.07] mitteilte, wurde beim Umweltministerium eine Übertragung von Strommengen beantragt. Es sollen 15 Mrd. Kilowattstunden aus dem Kontingent der Anlage Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel übertragen werden. Damit würde sich die Betriebszeit des Kraftwerks auf Ende 2011 verlängern.
Eigentlich sollte Brunsbüttel im ersten Halbjahr 2009 abgeschaltet werden. Das Kraftwerk Brunsbüttel ist seit 1977 am Netz und produziert jährlich rund 6 Mrd. Kilowattstunden Strom. Vattenfall gehören 66,7% des Kraftwerks, E.ON die restlichen 33,3%."

Auf FinanzNachrichten.de wird dazu am 09.03.07 kurz gemeldet: "Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht Parallelen zwischen dem Antrag von RWE auf Laufzeitverlängerung von Biblis A und dem Antrag von Vattenfall auf Laufzeitverlängerung für Brunsbüttel. 'Bislang sieht es so aus, dass es sich um einen vergleichbaren Fall handelt wie bei Biblis A, aber im Detail müssen wir das noch prüfen', sagte Gabriel am Freitag in Berlin. Der Antrag liege erst seit wenigen Tagen vor. Brunsbüttel stehe in der Kritik, da es Jahr für Jahr viele meldepflichtige Ereignisse habe, sagte Gabriel. 'Das Kernkraftwerk ist also in der Vergangenheit mehrfach auffällig geworden', sagte der Umweltminister."

08. März 2007
Nachrichtenagentur AP: Gabriel lehnt längere AKW-Laufzeiten ab

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel lehnt nach einer Meldung der Nachrichtenagentur AP vom 08.03.07 "längere Laufzeiten der Atomkraftwerke weiter entschieden ab. Im Gespräch mit der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse» widersprach der SPD-Politiker auch der These, dies wäre aus Gründen des Klimaschutzes sinnvoll. «Das Argument ist hohl», sagte Gabriel. Schließlich mache die Kernenergie weltweit nur 2,5 Prozent am Endenergieverbrauch aus. «So viele neue Atomkraftwerke könnten gar nicht gebaut werden, um den Klimawandel aufzuhalten», wird der Minister weiter zitiert. Längere Laufzeiten für alte und längst abgeschriebene Atomkraftwerke verschafften den Betreibern Extragewinne, nutzten aber dem Klima nichts, warnte Gabriel."

In einem Interview, daß am 08.03.07 vom Wiesbadener Kurier (wiesbadener-kurier.de) wiedergegeben worden ist, wird Bundesumweltminister Sigmar Gabriel u.a. mit der Frage konfrontiert: "Die Union plädiert für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke auch aus Klimaschutzgründen." 
Bundesumweltminister Gabriel antwortete darauf: "Das Argument ist hohl. Die Kernenergie macht weltweit nur 2,5 Prozent am Endenergieverbrauch aus. So viele neue Atomkraftwerke könnten gar nicht gebaut werden, um den Klimawandel aufzuhalten. Längere Laufzeiten für alte und längst abgeschriebene AKW verschaffen den Betreibern Extragewinne, nutzen aber dem Klima nichts. Dadurch werden dringend erforderliche Investitionen in neue, effiziente Kraftwerke auf die lange Bank geschoben. Atomkraftwerke produzieren nur Strom, keine nutzbare Wärme. Viel CO2 wird dagegen über die Energie zum Heizen ausgestoßen, über Kohlekraftwerke. Wir brauchen Kraftwerke, die beides koppeln: Kraftwärmekopplung ist die Alternative, nicht Kernenergie."

06. März 2007
Vattenfall stellt Antrag auf Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel

Die Atomwirtschaft hat einen neuen Anlauf für eine längere Nutzung ihrer Atomkraftwerke unternommen: Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe will das Atomkraftwerk Brunsbüttel mindestens zwei Jahre länger am Netz halten, als nach dem "Konsens über den Atomausstieg" vorgesehen. Beim Bundesumweltministerium (BMU) ist am 06.03.07 von Vattenfall dazu ein Antrag auf "Übertragung von 15 Milliarden Kilowattstunden Reststrommenge" aus dem "Kontingent des AKW Mülheim-Kärlich" des Atomenergie-Konzerns RWE gestellt worden. 
Damit könnte das AKW Brunsbüttel rechnerisch über den bislang vorgesehenen Stillegungstermin "Anfang 2009" hinaus bis "voraussichtlich Ende 2011" am Netz bleiben.
Anträge auf Laufzeitverlängerungen hatten zuvor bereits der Konzern RWE für das AKW Biblis A und der Konzern EnBW für das AKW Neckarwestheim I gestellt. Zumindest den Antrag zu Biblis A will Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) Presseberichten zufolge ablehnen.
(Zusammenfassung der Meldungen von den Nachrichtenagenturen ddp, AP, AFP und dpa vom 06.03.07)
Die für das AKW Brunsbüttel "vorgesehenen 15 Milliarden Kilowattstunden Strom bekomme Vattenfall «nicht geschenkt». Mit RWE als Besitzer der neun Jahre jüngeren Anlage Mülheim-Kärlich sei aber Stillschweigen über die Konditionen vereinbart worden". (mz-web.de, 06.03.07)

Im folgenden dokumentieren wir untenstehend die Standpunkte von Vattenfall und der offiziellen Stellen sowie die berechtigte Kritiken von Umweltorganisationen. Diese Zusammenstellung ist sicherlich nicht vollständig.

Der Antrag auf Laufzeitverlängerung für das AKW Brunsbüttel aus der Sicht von Vattenfall Europe

Unter dem Titel "Strommengen-Übertragung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel - Ein Beitrag zum Klimaschutz" wird von Vattenfall Europe, u.a. dem Betreiber des AKW Brunsbüttel, am 06.03.07 in einer Pressemitteilung bekannt gegeben:
"Für das Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) hat Vattenfall Europe am Dienstag [06.03.07] beim Umweltministerium einen Antrag auf Übertragung von Strommengen nach dem geltenden Atomgesetz gestellt. Beantragt wurde die Übertragung von 15 Milliarden Kilowattstunden aus dem der Anlage Mülheim-Kärlich zugewiesenen Kontingent. Mit dieser Menge könnte das KKB rund zweieinhalb Jahre länger betrieben werden. Die für das KKB heute noch verbleibende Reststrommenge von rund 13 Milliarden Kilowattstunden wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2009 erreicht. Mit der beantragten Übertragung verlängert sich die Betriebszeit bis etwa Ende 2011."
Vattenfall Europe in der Pressemitteilung zur Begründung des Antrages:"„Die CO2-freie Stromerzeugung aus Kernenergie versetzt uns in die Lage, unsere wichtigen Klimaschutzziele zu erreichen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe AG, Dr. Klaus Rauscher. „Deswegen ist ein längerer Betrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel auch ein Beitrag zum Klimaschutz.“ Durch das KKB werden jährlich rund sechs Millionen Tonnen CO2-Ausstoß vermieden. „Darüber hinaus dient die Kernenergie der Versorgungssicherheit und wirkt preisdämpfend.“" "Vattenfall Europe betreibt neben dem KKB das Kernkraftwerk Krümmel, dessen zugewiesene Reststrommenge einen Betrieb bis voraussichtlich 2015 erlaubt. „Der parallele Betrieb beider Anlagen schafft Synergien in den Bereichen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit“, sagte Dr. Bruno Thomauske, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy. „Diese Vorteile werden durch die beantragte Strommengenübertragung für das KKB länger genutzt.“"
"„Vattenfall verfolgt das Ziel, so zügig wie möglich eine CO2-freie Stromerzeugung zu erreichen“, sagte Dr. Rauscher" in der Vattenfall-Pressemitteilung. "„Dafür arbeiten wir mit Hochdruck an der Entwicklung und Erprobung neuer Technologien. Diese werden uns jedoch in den nächsten Jahren noch nicht in großem Umfang zur Verfügung stehen. Der Weltklimabericht zeigt uns aber, dass wir jetzt schon handeln müssen, um den CO2-Ausstoß zu senken. Wir brauchen Sofortmaßnahmen.“"
"Durch den Weiterbetrieb vorhandener Kernkraftwerke, werde die notwendige Zeit gewonnen, um regenerative Technologien und andere Möglichkeiten der CO2-freien Stromerzeugung zur Marktreife zu führen, so Dr. Rauscher" aus der Sichtweise von Vattenfall. "Dazu gehöre auch die CO2-freie Kohleverstromung durch die so genannte CCS-Technik (CCS = Carbon Capture and Storage), mit der das bei der Verbrennung von Kohle anfallende Kohlendioxid im Produktionsprozess abgespalten und anschließend unterirdisch gespeichert werden soll. Vattenfall baut zurzeit am Standort Schwarze Pumpe in der Lausitz eine Pilotanlage für ein CO2-freies Braunkohle-Kraftwerk, die im Sommer 2008 in Betrieb gehen soll."
Vattenfall zu der Rechtsgrundlage des Antrages für eine Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel: "Grundlage für den eingereichten Antrag ist das Atomgesetz. In ihm ist jedem Kernkraftwerk eine spezifische Reststrom-Menge zugeteilt, die noch produziert werden darf. Ausdrücklich ist im Gesetz die Möglichkeit der Übertragung dieser Strommengen von einem Kernkraftwerk auf ein anderes geregelt. Eine Übertragung von älteren auf neuere Anlagen ist danach ohne Zustimmung möglich. Der umgekehrte Weg bedarf der Zustimmung durch das Bundesumweltministerium, das darüber im Einvernehmen mit dem Bundeskanzleramt und dem Bundeswirtschaftsministerium entscheiden muss." "Dies betrifft auch die der Anlage Mülheim-Kärlich zugestandenen rund 107 Milliarden Kilowattstunden. Die Übertragung von Strommengen aus diesem Kontingent auf das KKB ist nach dem Gesetz möglich. Sie bedarf der Zustimmung durch das Bundesumweltministerium."
Von Vattenfall wird in der Pressemitteilung abschließend festgestellt: "„Die Strommengenübertragung ist ausschließlich auf der Grundlage des Gesetzes rechtlich zu bewerten und nicht nach politischen Opportunitätserwägungen', sagte Dr. Rauscher. Er betonte, dass mit dem Antrag auf Strommengenübertragung keine generelle Laufzeitverlängerung gemeint oder verbunden ist. „Eine solche Entscheidung kann nur der Gesetzgeber durch eine Änderung des Atomgesetzes treffen.“ Das KKB hat am 9. Februar 1977 seinen kommerziellen Betrieb aufgenommen und produziert jährlich rund sechs Milliarden Kilowattstunden Strom, das sind rund 15 Prozent des in Schleswig-Holstein erzeugten Stroms. Gesellschafter des KKB sind die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (66,7 Prozent) und die E.ON Kernkraft GmbH (33,3 Prozent)."

Das Bundesumweltministeriums bestätigt den Eingang des Laufzeitsverlängerungsantrag von Vattenfall Europe

Von Seiten des Bundesumweltministeriums wird am 06.03.07 in der Pressemitteilung Nr. 061/07 der Antrag des Atomenergie-Konzerns Vattenfall über eine Verlängerung der Laufzeit des AKWs Bunsbüttel in aller Kürze bestätigt: "Im Bundesumweltministerium ist heute ein Antrag des Atomkraftbetreibers Vattenfall eingegangen, Elektrizitätsmengen des früheren Atomkraftwerkes Mülheim-Kärlich auf das Atomkraftwerk Brunsbüttel zu übertragen. Der Antrag von Vattenfall wird vom Bundesumweltministerium als der zuständigen Behörde auf der Grundlage des bestehenden Atomgesetzes, also nach Recht und Gesetz, geprüft. Zur Dauer dieser Prüfung lassen sich derzeit keine Angaben machen. Grundsätzlich kann die Prüfung solcher Anträge mehrere Monate dauern und hängt wesentlich von der Qualität der vorgelegten Unterlagen ab."

Reaktion des für die Atomaufsicht zuständigen Sozialministeriums in Kiel auf den Vattenfall-Antrag

Die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministern Gitta Trauernicht zeigt sich nicht wirklich glücklich über den Antrag von Vattenfall Europe zu einer Laufzeitverlängerung des Atommeilers in Brunsbüttel. In einer Pressemitteilung der Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) vom 06.03.07 unter dem Titel "Ministerin Trauernicht: Ältere Kernkraftwerke gehören zuerst vom Netz" wird darin folgende Stellung bezogen: "Zum heutigen Antrag des Energiekonzerns Vattenfall, durch Strommengenübertragung die Restlaufzeit des Kernkraftwerks Brunsbüttel um zweieinhalb Jahre verlängern zu lassen, erklärte die für die Reaktoraufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Ministerin Dr. Gitta Trauernicht heute in Kiel: 'Die vor fünf Jahren im Atomgesetz festgelegten Reststrommengen und Übertragungsmöglichkeiten beruhen auf Sicherheitserwägungen. Grundgedanke ist, dass ältere Kernkraftwerke sicherheitstechnisch anfälliger sind als neuere. Dies ist auch durch die Praxis erwiesen. In zehn seiner 30 Betriebsjahre war das Kernkraftwerk Brunsbüttel nicht am Netz. Wenn es in Betrieb war, belegte es zumeist 'Spitzenplätze' in der Rangliste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen Kernkraftwerken. Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist damit weder unter Wirtschaftlichkeits- noch unter Risikobetrachtungen mit anderen Reaktoren konkurrenzfähig. Vor diesem Hintergrund wäre es abwegig, gerade dieser Anlage höhere Reststrommengen zuzugestehen.' Vattenfall hat seinen Strommengenübertragungsantrag beim Bundesumweltministerium gestellt. Das Land Schleswig-Holstein hat hier keine Entscheidungskompetenz. Trauernicht: 'Ich gehe davon aus, dass Bundesumweltminister Sigmar Gabriel bei seiner bisherigen Linie bleibt.' Gabriel hatte erklärt, es sei sinnvoll, Brunsbüttel vom Netz zu nehmen."

Deutsche Umwelthilfe: "Vattenfall will Brunsbüttel-Verlängerung trotz hunderter ungeklärter Mängel"

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) in ihrer Pressemitteilung vom 06.03.07 zu der Beantragung einer Laufzeitverlängerung für das AKW Brunsbüttel zusammenfassend: "Die DUH verweist nach Antrag auf Laufzeitverlängerung für Altreaktor an der Elbe auf die nach wie vor geheime Brunsbüttel-Schwachstellenliste - Vattenfall nennt im Gerichtsverfahren mögliche „Preisgabe der Informationen unmittelbar vermögensmindernd“ und einen „enteignungsgleichen Eingriff“ - deshalb müsse die Liste weiter geheim bleiben - DUH-Geschäftsführer Baake: „Das größte Sicherheitsrisiko in Norddeutschland heißt Brunsbüttel“"
"Das Gerichtsverfahren um die Herausgabe der seit Jahren geheim gehaltenen Schwachstellenliste des Atomkraftwerks Brunsbüttel hat die Zweifel am Sicherheitszustand des 30 Jahre alten Siedewasserreaktors noch einmal massiv verstärkt", so die DUH einleitend. "Darauf hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) unter Hinweis auf aktuelle Einlassungen des Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall in der Auseinandersetzung um die Freigabe der Liste verwiesen. Die DUH reagierte empört auf den Anspruch des Konzerns, den umstrittenen Reaktor zweieinhalb Jahre länger betreiben zu wollen, als im Atomkonsens vereinbart."
"„Dieser Reaktor stellt das größte Sicherheitsrisiko in Norddeutschland dar, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Vattenfall begründe die Geheimhaltung der Mängelliste vor Gericht mit dem Argument, sie erlaube eine Bewertung des aktuellen Anlagenzustandes und lasse so Rückschlüsse auf Nachrüstungserfordernisse, fehlende Sicherheitsnachweise und damit den Wert der Anlage zu. Vattenfall würde deshalb bei einem möglichen Verkauf der Anlage ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, da ein potenzieller Käufer durch die Veröffentlichung der Liste (etwa durch die DUH) den mangelhaften Zustand des Reaktors erkennen könne."
"„Im Klartext bedeutet das, dass Vattenfall einen potenziellen Käufer des AKW Brunsbüttel über Nachrüstnotwendigkeiten und Schwachstellen im Unklaren lassen würde. Eine Information über Sicherheitsmängel soll in diesem Fall unterbleiben, damit sich das Eingeständnis nicht negativ auf den Kaufpreis auswirken kann“, sagte Cornelia Ziehm, die Leiterin Verbraucherschutz und Recht der DUH. „Eine solche ´Verkaufsstrategie´ würde beim Verkauf eines Gebrauchtwagens mit defekten Bremsen jedermann kriminell nennen, beim potenziellen Verkauf eines maroden Atomreaktors fehlen einem angesichts dieser Haltung die Worte. Die „Gefahr“ einer Kaufpreisminderung des AKW Brunsbüttel als Betriebs- und Geschäftsgeheimnis verkaufen zu wollen, ist - jenseits der interessanten Vorstellung eines Verkaufs des 30 Jahre alten Atomkraftwerks - abenteuerlich.“"
"“Vattenfall geht es um Kostenminimierung zu Lasten der Sicherheit“, so Baake auch mit Blick auf die in jüngster Zeit bekannt gewordenen Zustände im ebenfalls von Vattenfall betriebenen schwedischen Problemreaktor Forsmark."
"Die DUH bemüht sich auf Grundlage der EU-Umweltinformationsrichtlinie seit einem halben Jahr um die Herausgabe der Liste, die nach dem öffentlichen Eingeständnis der Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) „hunderte offener Punkte“ enthältHintergrund der Auseinandersetzung ist eine inzwischen mehr als fünfeinhalb Jahre zurückliegende, im Atomgesetz vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung des Siedewasserreaktors, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Ministerin Trauernicht hatte dem Auskunftsbegehren der DUH Anfang November 2006 zwar grundsätzlich zugestimmt, sich aber nach einer Klage des Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall Europe geweigert, die sofortige Vollziehung der Aktenherausgabe anzuordnen. Nach früheren Erfahrungen kann dieses Vorgehen im Ergebnis eine jahrelange Verzögerung bedeuten."
Die DUH in der Pressemitteilung abschließend: "Nach der nun erfolgten öffentlichen Ankündigung von Vattenfall, den Reaktor über den Termin der Bundestagswahl 2009 hinaus betreiben zu wollen, muss nach Überzeugung der DUH die Kieler Atomaufsicht unmittelbar reagieren: „Frau Trauernicht darf sich auf das Spiel mit der Sicherheit der Menschen in Schleswig-Holstein, das Vattenfall über Jahre mit ihr und ihrer Atomaufsicht getrieben hat, jetzt keinen Tag länger einlassen“, verlangte Baake. “Sie muss die Schwachstellenliste den von einem schweren Unfall potenziell Betroffenen zugänglich machen, vor allem aber muss sie ihre unverzügliche Abarbeitung anordnen, Punkt für Punkt und sofort!“"

ROBIN WOOD: AKW Brunsbüttel sofort stillegen!

Von ROBIN WOOD wird in einer Pressemitteilung vom 06.03.07 über eine Aktion in Hamburg im Zusammenhang mit dem Vattenfall-Antrag über eine Verlängerung der Laufzeit des Schrottreaktors in Brunsbüttel berichtet und schlußfolgernd die Forderung einer SOFORTIGEN STILLEGUNG des Atommeilers Brunbüttel gestellt:
"ROBIN WOOD-AktivistInnen sind heute in der
Hamburger Innenstadt dem Energiekonzern Vattenfall 'aufs Dach' gestiegen und haben ein Transparent mit der Aufschrift 'Noch mehr Störfälle?' an die Fassade des Kundenzentrums in der Spitaler Straße gehängt. Andere ver­teilten Flyer, in denen die KundInnen des Konzerns aufgefordert werden, zu einem Öko­stromanbieter zu wech­seln. Die Proteste richten sich gegen den heute von Vattenfall beim Bundesumweltminister gestellten Antrag, den maroden Meiler Brunsbüttel - noch länger als im Atomgesetz vorgese­hen - am Netz zu lassen. Dadurch würde der längst überfällige Atom­ausstieg in noch weitere Ferne rücken. ROBIN WOOD fordert Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf, den Antrag von Vattenfall abzulehnen."
ROBIN WOOD erklärt in der Pressemitteilung: "Der Schrottreaktor im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel wird voraussichtlich bis spätestens zum Jahr 2009 die gesetzlich geregelte Reststrom-Menge erzeugt haben und muss dann abge­schaltet werden. Das will Vattenfall verhindern und hat daher jetzt beim Bundesumwelt­minister be­antragt, 15 Milliarden Kilowattstunden aus dem Stromkontingent des Meilers Mülheim-Kärlich auf den Alt-Reaktor zu übertragen und so dessen Laufzeit bis zum Jahr 2011 zu verlängern. Das AKW Mülheim-Kärlich war in den achtziger Jahren nur rund ein Jahr in Betrieb gewesen."
Weiter stellt ROBIN WOOD zutreffend fest: "Vattenfall behauptet, die Verlängerung der Laufzeit des Reaktors in Brunsbüttel diene dem Klima­schutz. Dazu Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD: 'Vattenfall spielt sich als Kli­maschützer auf. Dabei blockiert der Konzern durch sein Festhalten an Kohle und Atom die Wende hin zu einer klimafreundlichen und sicheren Versorgung mit erneuerbaren Energien. In Hamburg-Moorburg, Ber­lin und in der Lausitz plant Vattenfall neue Kohlekraftwerke, die das Klima die nächs­ten 40 Jahre massiv und unnötig belasten würden. Vattenfall geht es nicht um Klimaschutz, sondern um zusätzli­che Gewinne aus einem alten, abgeschriebenen Atommeiler. Wer anderes glaubt, ist naiv. - Vattenfall stellte diesen Antrag jetzt, obwohl der Konzern zurzeit so massiv in der Kritik steht wie nie zuvor. Nach der Beinahe-Katastrophe im ebenfalls von Vattenfall betriebenen schwedischen Meiler Forsmark im Sommer vergangenen Jahres kamen scheibchenweise immer mehr Informatio­nen ans Licht, die den Verfall der Sicherheitskultur bei Vattenfall belegen. So war der Reaktor Forsmark 1 sieben Monate mit einer defekten Gummidichtung gelaufen, weil Proben verschlampt, statt ins Labor geschickt worden waren. Berichte über alkoholisierte Mitarbeiter und eine hohe Unfallhäu­figkeit schreckten sogar die Staatsanwaltschaft auf, die Ermittlungen gegen Vattenfall einleitete. Auch in Deutschland setzt der Konzern auf Verheimlichen und Vertuschen. So liegt im schleswig-holsteinischen Sozialmi­nisterium eine Liste mit 'Schwachstellen' des AKWs Brunsbüttel, deren Her­ausgabe Vattenfall mit einer Klage zu verzögern sucht." 
"
'Vattenfall erwartet, dass die Öffentlichkeit dem Konzern blind vertraut", so ROBIN WOOD. "Doch zahlreiche Störfälle und die Vertuschungspraxis bei Vattenfall belegen, dass diesem Betreiber die gesetzliche geforderte Zuver­lässigkeit fehlt. Er missachtet grundlegende Sicherheitsvorschriften', sagt Bettina Dannheim, Ener­giereferentin bei ROBIN WOOD. 'Dass Vattenfall jetzt nach dieser Serie von Horrormeldungen auch noch die Laufzeit des Schrott-Reaktors Brunsbüttel verlängern will, ist dreist und gefähr­lich. Jeder Tag, den der Schrott-Reaktor länger am Netz bleibt, ist ein Tag zuviel.'"
"Das
AKW Brunsbüttel ist einer der ältesten noch in Deutschland betriebenen Siedewasser-Reakto­ren. Er stand infolge einer Reihe von Pannen und Störfällen so lange still wie kein anderer Reaktor in Deutschland. Eine Wasserstoffexplosion in unmittelbarer Nähe zum Reaktorkern hätte im Jahr 2001 fast zu einer Katastrophe geführt", so die Pressemitteilung von ROBIN WOOD abschließend. 

Greenpeace: Vattenfall - Beim Klimaschutz den Bock zum Gärtner gemacht

"Der Energiekonzern Vattenfall hat wie angekündigt die Laufzeitverlängerung für das AKW Brunsbüttel beantragt", so die Pressemitteilung unter dem Titel "Vattenfall beantragt längere Laufzeit für AKW Brunsbüttel" von der Umweltorganisation Greenpeace am 06.03.07 einleitend. "Um unsere wichtigen Klimaschutzziele zu erreichen, wie Vorstandschef Klaus Rauscher sagte. Dazu könnte das Unternehmen allerdings viel effektiver beitragen - indem es sich vom schmutzigen Braunkohlestrom verabschiedet."
Von Greenpeace wird festgestellt: "Da hat Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Klimaschutz den Bock zum Gärtner gemacht. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass mit Atomkraft das Klima nicht geschützt werden kann, kommentiert Thomas Breuer, Energieexperte bei Greenpeace. Bei Merkels oberstem Klimaberater, dem Vattenfallchef Josefsson, und seinem deutschen Kollegen Klaus Rauscher ist das offensichtlich noch nicht angekommen."
"Das AKW Brunsbüttel ist eines der ältesten und gefährlichsten Atomkraftwerke in Deutschland", so Greenpeace zutreffend. "So ist der Stahlbeton des Reaktorgebäudes nur etwa 60 Zentimeter dick. Das reicht gerade, um den Absturz eines kleinen Sportflugzeuges auszuhalten. Darüber hinaus hält Brunsbüttel einen Rekord: Kein anderes deutsches Atomkraftwerk hat vergleichbare Stillstandszeiten wegen Pannen und Störfällen aufzuweisen. Diese tickende Zeitbombe, nur wenige Kilometer von der Millionenmetropole Hamburg entfernt, gehört aus Sicherheitsgründen sofort abgeschaltet, sagt Breuer."
Greenpeace in der Pressemitteilung weiter: "Der Atomkonsens sieht Laufzeitverlängerungen durch Strommengenübertragung im Regelfall nur von älteren auf jüngere AKW vor. Der umgekehrte Fall bedarf einer Sondergenehmigung des Umweltministeriums. Vattenfall hat nun - genau wie RWE für Biblis A - die Übertragung von Strommengen des 1988 stillgelegten AKW Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel beantragt. Mülheim-Kärlich ist nie über den Testbetrieb hinausgekommen, jedoch dürfen rund 100 nicht produzierte Terawattstunden auf andere AKW übertragen werden. Der Atomkonsens listet genau auf, welche Atomkraftwerke das sind. Weder Brunsbüttel noch Biblis gehören dazu. Für Biblis A zeichnet sich ab, dass Umweltminister Sigmar Gabriel die Strommengenübertragung ablehnen wird."
Von Greenpeace wird abschließend betont: "Für eine sichere und klimafreundliche Energieerzeugung stehen überzeugende Alternativen zur Verfügung. Breuer: Wenn es Vattenfall um effizienten Klimaschutz ginge, so würde der Konzern endlich massiv in Erneuerbare Energie investieren und auf die Uralt-Reaktoren genauso verzichten wie auf den Neubau von Kohlekraftwerken, den größten Klimakillern."

BUND: AKW Brunsbüttel leistet keinen Beitrag zum Klimaschutz - Betreiber Vattenfall unzuverlässig

In einer Pressemitteilung vom 06.03.07 erklärt der BUND:  "Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Ankündigung des Stromversorgers Vattenfall, das AKW Brunsbüttel bis Ende 2011 weiter am Netz lassen zu wollen, scharf kritisiert. Das Argument des Unternehmens, sein Atomkraftwerk schütze das Klima, sei fadenscheinig. Jeder wisse inzwischen, dass Atomkraftwerke den Erfordernissen des Klimaschutzes im Wege stünden und den Umbau der Energiewirtschaft behinderten. Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien und mehr Effizienz bei der Energieerzeugung und -verteilung seien nur möglich, wenn man aus der Atomkraft aussteige."
"Zudem sei Vattenfall in der Vergangenheit sehr oft als unzuverlässiger Anlagenbetreiber aufgefallen. Nach dem Reaktorstörfall im schwedischen AKW Forsmark im letzten Herbst habe das Management des Unternehmens behauptet, ein ähnlicher Störfall sei in Brunsbüttel ausgeschlossen." Der BUND stellt dies richtig: "Das habe sich im Nachhinein als falsch erwiesen. Paragraf 7 des deutschen Atomgesetzes schreibe aber vor, dass eine Atomanlage nur betrieben werden dürfe, „wenn keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit des Antragstellers und der für die Errichtung, Leitung und Beaufsichtigung des Betriebs der Anlage verantwortlichen Personen ergeben“. Wegen der Mängel beim Betreiben der Vattenfall-Reaktoren in Forsmark ermittelte in Schweden sogar die Staatsanwaltschaft."
"Renate Backhaus, Atomexpertin im BUND-Vorstand: „Bis heute ist nicht geklärt, ob sich ein schwerer Störfall wie in Forsmark nicht auch in Brunsbüttel ereignen kann. Und erst vor vier Jahren ereignete sich in der Anlage eine gefährliche Wasserstoffexplosion. Auch damals hat das Unternehmen nichts zur Aufklärung der Ursachen beigetragen. Außerdem ist der Brunsbüttel-Reaktor nur ungenügend gegen terroristische Anschläge von außen geschützt. Aus all diesen Gründen muss das AKW so schnell wie möglich vom Netz.“"
"Um hohe Gewinne mit einem abgeschriebenen Atomkraftwerk zu machen, nehme das Management des Unternehmens die Gefährdung der Bevölkerung wissentlich in Kauf. Wenn Vattenfall es mit dem Klimaschutz wirklich ernst meine, müsse das Unternehmen aus der Atomenergie aussteigen und seine geplanten milliardenschweren Investitionen in klimaschädliche Kohlekraftwerke stoppen."

05. März 2007
Vattenfall will am 06.03.07 den Antrag auf Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel beim BMU stellen

Auf FAZ.net wird am 05.03.07 berichtet, daß der Atomenergie-Konzern Vattenfall am 06.03.07 den Antrag für eine Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel im Bundesumweltministerium (BMU) stellen will:
"Der Stromkonzern Vattenfall will das Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein nicht wie geplant 2009 abschalten, sondern länger betreiben. Den erwarteten Antrag will das Unternehmen an diesem Dienstag bei Bundesumweltminister Gabriel (SPD) einreichen. Das erfuhr die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus Kreisen des Unternehmens."
"Vattenfall ist damit nach RWE und EnBW der dritte der vier deutschen Kernkraftwerksbetreiber, der Reaktoren länger laufen lassen will. Eon ist zu einem Drittel an der 1977 in Betrieb genommenen Anlage an der Unterelbe beteiligt. Um dort mehr und länger Strom erzeugen zu können, will Vattenfall Strommengen übernehmen, die die rot-grüne Regierung der Branche für das RWE-Kraftwerk Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pfalz zugesprochen hatte, das nie in Betrieb gegangen war", so der Artikel auf FAZ.net weiter. "Gabriel hatte schon erkennen lassen, dass er einer Übertragung von Strom aus diesem Kontingent auf das RWE-Kraftwerk Biblis A nicht zustimmen wolle."
FAZ.net berichtet weiter: "In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters hatte der Chef des schwedischen Mutterkonzerns Vattenfall, Lars Josefsson, angekündigt, man werde den Verlängerungsantrag für Brunsbüttel mit dem Kampf gegen den Klimawandel begründen[!]. „Wenn man die Zahlen anschaut, wird es sehr schwierig, die Klimaziele ohne Atomkraft zu erreichen“, hatte Josefsson betont, der auch Klimaberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel[!] ist. „Diese Debatte wird sich sicherlich zuspitzen“, hatte er vorhergesagt. Der SPD-Vize-Fraktionschef Ulrich Kelber sagte: „Wenn Vattenfall die Verlängerung mit dem Klimaschutz begründen will, ist das ein dreister Etikettenschwindel.“ Es gehe dem Unternehmen nur darum, abgeschriebene Kraftwerke weiterlaufen lassen zu können."
"Der schwedische Staatskonzern Vattenfall hatte zuletzt wegen Störfällen bei seinem schwedischen Reaktor Forsmark Schlagzeilen gemacht. In diesem Zusammenhang war auch die Sicherheit von Brunsbüttel in die Diskussion geraten. An Brunsbüttel ist auch der Eon-Konzern zu einem Drittel beteiligt." In dem Bericht auf FAZ.net wird die trügerische Aussage getroffen: "Anders als Kohle- und Gaskraftwerke stoßen Reaktoren allerdings kein klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus. RWE und EnBW hatten bereits Anträge für die AKW Biblis A und Neckarwestheim I gestellt, so dass die Anlagen über die Wahlperiode hinaus laufen könnten. Zwischen Union und SPD ist der Atomausstieg umstritten, gilt aber dem Koalitionsvertrag zufolge wie noch von Rot-Grün beschlossen weiter."
Der Artikel auf FAZ.net endet mit dem Absatz: "Die EU hatte den Druck beim Klimaschutz auf Deutschland erhöht, indem sie Deutschland erheblich weniger Rechte für den CO2-Ausstoß zugebilligt hatte, als die Bundesregierung ursprünglich an Versorger und Industrie verteilen wollte. Dies hatte auch die Debatte über die Nutzung der Atomkraft neu entfacht."

15. Februar 2007
DUH:
Schwachstellenliste des AKW Brunsbüttel soll vorerst Staatsgeheimnis bleiben

Nach einer Pressemitteilung der DUH vom 15.02.07 soll die sogenannte "Brunsbüttel-Schwachstellenliste" vorerst "Staatsgeheimnis" bleiben. Die DUH darin zusammenfassend: Der "Beschluss des Verwaltungsgerichts Schleswig bestätigt die Informationsblockade des Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall und des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums - Deutsche Umwelthilfe will mit Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Schleswig Grundsatzbeschluss über Informationsrechte der Bürger erstreiten".

"Die Schwachstellenliste des Siedewasserreaktors Brunsbüttel, die die Ergebnisse einer seit dem Sommer 2001 abgeschlossenen Sicherheitsüberprüfung zusammenfasst, soll weiter geheim bleiben", so die Pressemitteilung der DUH einleitend. "Das entschied am Dienstag [13.02.07] das Verwaltungsgericht Schleswig (Az.: 12 B 85/06). Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat umgehend Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Schleswig eingelegt, um doch noch Zugang zu der von Vattenfall Europe und dem schleswig-holsteinischen Sozialministerium unter Verschluss gehaltenen Liste mit „hunderten offenen Punkte“ zu erhalten."
Seitens der DUH wird in der Pressemitteilung festgestellt: "„Ein halbes Jahr, nachdem die Deutsche Umwelthilfe auf Grundlage der Umweltinformationsrichtlinie der EU Auskunft über den Sicherheitszustand des Altreaktors Brunsbüttel verlangt hat, geht es jetzt vor dem Oberverwaltungsgericht um die grundsätzliche Klärung zweier Fragen."
"Erstens: Warum sind hunderte offener Punkte bei einem über 30 Jahre alten Reaktor fünfeinhalb Jahre nach einer Sicherheitsprüfung immer noch offen und wie gravierend sind die Sicherheitsdefizite in Brunsbüttel?"
"Zweitens: Ist es Vattenfall Europe in Deutschland möglich, das europäische und deutsche Umweltinformationsrecht durch eine einfache, noch dazu inhaltlich in keinem Schriftsatz begründete Klage ad absurdum zu führen“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake."
"Hintergrund der Auseinandersetzung ist eine inzwischen fünfeinhalb Jahre zurückliegende, im Atomgesetz vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung des umstrittenen Siedewasserreaktors an der Elbe", teilt die DUH weiter mit. "Im Verlauf der Untersuchung hatten sich nach dem Eingeständnis der für die Sicherheit der Atomkraftwerke in Schleswig-Holstein zuständigen  Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) hunderte offene Punkte ergeben, die bis zum heutigen Tag[!] nicht geklärt sind. Seit Ende August[!] verlangt die DUH die Herausgabe der Liste und beruft sich dabei auf die EU-Umweltinformationsrichtlinie, in deren Begründung ausdrücklich festgelegt ist, dass die Informationen „so rasch wie möglich und innerhalb einer angemessenen Frist zugänglich gemacht“ werden müssen."
Die DUH in ihrer Pressemitteilung rückblickend: "Ministerin Trauernicht hatte dem DUH-Antrag Anfang November 2006 zwar grundsätzlich zugestimmt, sich aber nach einer Klage des Brunsbüttel-Betreibers Vattenfall Europe geweigert, die sofortige Vollziehung der Aktenherausgabe anzuordnen. Nach früheren Erfahrungen kann das im Ergebnis eine jahrelange Verzögerung bedeuten, die sogar über das vorgesehene Stilllegungsdatum des Brunsbüttel-Reaktors Anfang 2009 hinausreichen würde. „Zum dreißigsten Geburtstag des Meilers hat Vattenfall Europe-Chef vor ein paar Tagen angekündigt, den Reaktor länger betreiben zu wollen als vorgesehen. Das Ansinnen an sich ist schon eine Unverfrorenheit vor dem Hintergrund der bekannten Sicherheitsdefizite im Notstromsystem, nach schweren Störfällen wie der zwei Monate lang nicht überprüften schweren Wasserstoffexplosion im Dezember 2001 und aufsummiert mehr als zehn Jahren Stillstand dieses Pannenreaktors. Die Tatsache, dass Sicherheitsdefizite  fünfeinhalb Jahre unter den Augen der Kieler Atomaufsicht ungeklärt geblieben sind und Vattenfall jetzt mit allen Mitteln versucht, die Mängel vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, macht das Ansinnen zu einem beispiellosen Vorgang in deutschen Reaktorgeschichte“, sagte Cornelia Ziehm, die Leiterin Verbraucherschutz und Recht der DUH. Ziehm erinnerte daran, dass über das schwedische Atomkraftwerk Forsmark, das im Sommer 2006 Schauplatz eines dramatischen Störfalls war, „fast täglich neue schauerliche Sicherheitsschlampereienbekannt würden. In Forsmark und Brunsbüttel heiße der verantwortliche Betreiber Vattenfall."
"Die Deutsche Umwelthilfe vermutet, dass die Veröffentlichung und Klärung der Sicherheitsdefizite in Brunsbüttel über Jahre hinausgezögert wurde, um Vattenfall teure Nachrüstinvestitionen vor der bevorstehenden Stilllegung des Meilers zu ersparen." Stichhaltige Indizien von der DUH dazu: "Dazu passe auch die von leitenden Mitarbeitern in Brunsbüttel erklärte Bereitschaft, beispielsweise die Sicherheitsleittechnik des Reaktors dann - und anscheinend nur dann[!] - umfangreich nachzurüsten, wenn der Staat einer Laufzeitverlängerung von mindestens etlichen Jahren zustimme. Das sieht offenbar auch das Verwaltungsgericht Schleswig so ähnlich, indem es in seinem Beschluss erklärt, die geheim gehaltene Schwachstellenliste lasse möglicherweise „Rückschlüsse auf den Anlagenwert“ zu oder auf die „finanziellen Mittel, die für eine eventuelle Nachrüstung notwendig sind.“ Dies seien relevante Informationen für Vattenfall-Konkurrenten, die deshalb wie Geschäftsgeheimnisse geschützt werden müssten."
Es ist festzustellen: Das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium in Kiel schweigt zu der Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Schleswig....

09. Februar 2007
Vattenfall will für das AKW Brunsbüttel Laufzeitverlängerung beantragen

"Der Energiekonzern Vattenfall will für das Atomkraftwerk Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) eine Verlängerung der Laufzeit über das Jahr 2009 hinweg erreichen", wird am 09.02.07 auf NDR.de berichtet. "Der Betreiber habe am Freitag", den 09.02.07 "einen entsprechenden Antrag beim Bundesumweltministerium angekündigt, teilte das für Reaktorsicherheit zuständige Kieler Sozialministerium mit. Zu diesem Zweck sollen nach dem Willen des Stromerzeugers von einem neueren Atomkraftwerk Strommengen-Kontingente auf Brunsbüttel übertragen werden. Welcher Meiler dieses Kapazitäten liefern soll, gab Vattenfall nicht bekannt."

Vattenfall: "Die Sicherheit des Kernkraftwerkes Brunsbüttel nach dem Stand von Wissenschaft und Technik ist gegeben"

In einer Pressemitteilung des Atomenergie-Konzerns Vattenfall vom 09.02.07 mit dem Titel "30 Jahre Kernkraftwerk Brunsbüttel" nimmt der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe AG, Dr. Klaus Rauscher, zur Zukunft und Sicherheit des Atommeilers in Brunsbüttel offiziell Stellung
"Anlässlich einer internen Feier zum 30-jährigen Bestehen des Kernkraftwerks Brunsbüttel hat sich der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe AG, Dr. Klaus Rauscher, auch zur Zukunft des Kraftwerks geäußert. Dr. Rauscher sagte in Brunsbüttel vor Mitarbeitern des Kraftwerks in Anwesenheit des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministers Dietrich Austermann" (CDU) "am Freitag unter anderem: 'Das Atomgesetz sieht vor, dass Strommengen von einer Anlage auf eine andere übertragen werden können: von einer alten Anlage auf eine neuere ohne Genehmigung, aber mit Genehmigung auch von einer neueren Anlage auf eine ältere. Das Ob und Wie einer Strommengen-Übertragung ist ausschließlich eine Frage, die auf der Grundlage des Gesetzes rechtlich zu bewerten ist. Sie ist gesetzeskonform, nach pflichtgemäßem Ermessen zu entscheiden und nicht nach politischen Opportunitätserwägungen."
Der Vattenfall-Vorstandsvorsitzende Rauscher erklärte laut der Vattenfall-Pressemitteilung: "Meine Damen und Herren, die Sicherheit des Kernkraftwerkes Brunsbüttel nach dem Stand von Wissenschaft und Technik ist gegeben. Die Zuverlässigkeit des Betreibers steht außer Frage. Darum werde ich alles tun, was das Gesetz ermöglicht, um das Kernkraftwerk Brunsbüttel durch eine Strommengen-Übertragung über das Frühjahr 2009 hinaus laufen zu lassen. Angesichts der politischen Debatte ist mir an dieser Stelle der Hinweis wichtig, dass damit keine generelle Laufzeitverlängerung gemeint oder verbunden ist. Diese Entscheidung kann nur der Gesetzgeber durch eine Änderung des Atomgesetzes treffen.'"
"Das KKB hat am 9. Februar 1977 seinen kommerziellen Betrieb aufgenommen und bisher rund 122 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Die vorgesehene Reststrommenge von rund 13 Milliarden Kilowattstunden wird bei normalem Betrieb Anfang 2009 erreicht. Gesellschafter des KKB sind die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (66,7 Prozent) und die E.ON Kernkraft GmbH (33,3 Prozent)", so die Pressemitteilung von Vattenfall abschließend.

30 Jahre AKW Brunsbüttel sind kein Grund zum Feiern!

Die Landesregierung Schleswig-Holstein (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren) äußerte sich in einer Pressemitteilung vom 09.02.07 mit dem Titel "Ministerin Trauernicht: 30 Jahre KKW Brunsbüttel sind kein Grund zum Feiern": 
"Zum 30jährigen 'Betriebsjubiläum' des Kernkraftwerks Brunsbüttel erklärte die in Schleswig-Holstein für Reaktorsicherheit zuständige Ministerin Dr. Gitta Trauernicht" in der Pressemitteilung: "'Es ist das gute Recht des Betreibers Vattenfall, hierin einen Grund zum Feiern zu sehen. Zu einer ehrlichen Bilanz gehört jedoch auch die Feststellung, dass das Kernkraftwerk Brunsbüttel zehn von diesen 30 Jahren im Stillstand verbracht hat.' Trauernicht verwies auf eine lange Reihe von Meldepflichtigen Ereignissen, die die Atomaufsichtsbehörde in den letzten drei Jahrzehnten beschäftigt haben."

Laut dem Sozialministerium in Kiel fielen hierbei "besonders ins Gewicht":

  • "die Radioaktivitäts-Freisetzung nach Abriss eines Fönstutzens im Jahre 1978 (anschließende Stillstandszeit zwei Jahre und vier Monate)

  • die Rissbefunde an austenitischen Rohrleitungen im Jahre 1992 (anschließende Stillstandszeit knapp drei Jahre) und

  • die Wasserstoffexplosion an einer Rohrleitung in unmittelbarer Nähe des Reaktordruckbehälters Ende 2001 (anschließende Stillstandszeit ein Jahr)".

Das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium stellt in der Pressemitteilung weiter fest: "Gemeinsam mit diversen anderen ungeplanten Stillständen und überdurchschnittlich langen Revisionszeiten reduzierte sich die 'Zeitverfügbarkeit' des Kernkraftwerks Brunsbüttel hierdurch über die 30 Jahre gemittelt auf 67 Prozent. Die durchschnittliche Verfügbarkeit modernerer Kernkraftwerke liegt bei etwa 90 Prozent. 'Dies sollte den Stolz auf 30 Betriebsjahre etwas relativieren', so Trauernicht. 'Allerdings sind eine ganze Reihe von Komponenten im Kernkraftwerk Brunsbüttel inzwischen tatsächlich 30 Jahre alt, was die Ersatzteilbeschaffung beziehungsweise Reparaturarbeiten an veralteter Technik bereits erschweren dürfte', fuhr die Ministerin fort."
"Vattenfall hatte heute [09.02.07] angekündigt, beim Bundesumweltministerium einen Antrag auf Betriebsverlängerung stellen zu wollen", so die Pressemitteilung des Sozialministeriums weiter. "Zu diesem Zweck sollen nach dem Willen der Betreibergesellschaft von einem neueren Kernkraftwerk, das Vattenfall noch nicht benannte, Strommengenkontingente auf das Kernkraftwerk Brunsbüttel übertragen werden."
Sozial-Ministerin Trauernicht äußerte dazu in der Pressemitteilung: "'Zu diesem Antrag hat das Land Schleswig-Holstein keinerlei Entscheidungskompetenz. Ich gehe aber davon aus, dass Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zu seinen bisherigen Äußerungen zum Kernkraftwerk Brunsbüttel steht.' Gabriel hatte in einem Interview gesagt, es sei sinnvoll, Brunsbüttel vom Netz zu nehmen. Das Atomgesetz ermögliche es, Reststrommengen von älteren auf jüngere Anlagen zu übertragen. Dass die Kraftwerksbetreiber immer nur über den umgekehrten Weg debattierten, sei ziemlich abenteuerlich, so der Minister." "Auch Trauernicht stellte klar: 'Das Kernkraftwerk Brunsbüttel muss im Jahr 2009 vom Netz genommen werden, entsprechend dem Atomkonsens. Eine Laufzeitverlängerung widerspricht dem Geist dieser Vereinbarung und führt sie ad absurdum.'"

Das AKW Brunsbüttel muß sofort stillgelegt werden!

"Der Atomexperte der Umweltschutzorganisation Greenpeace, Thomas Breuer", sagte nach dem Bericht auf NDR.de vom 09.02.07: "Brunsbüttel gehöre abgeschaltet." Der Atomexperte von Greenpeace stellt demnach weiter fest: "Während gleichzeitig in Schweden über den Verfall der Sicherheitskultur in Vattenfalls Pannenreaktor Forsmark diskutiert wird, will das gleiche Unternehmen den deutschen Pannenreaktor Brunsbüttel länger laufen lassen. Das zeugt von der Unverfrorenheit des Vattenfall-Managements."
Laut NDR.de nannte der "Bundesvorsitzende der Grünen, Reinhard Bütikofer", den "Vattenfall-Antrag angesichts der anhaltenden Sicherheitsprobleme in dem von der Firma betriebenen Atomkraftwerk Forsmark in Schweden eine 'absolute Provokation'. 'Brunsbüttel ist tatsächlich einer der schlimmsten Schrottreaktoren in Deutschland', so der Grünen-Politiker. Er kündigte entschiedenen Widerstand an."

Für die Atomkraftwerke Neckarwestheim I und Biblis A sind bereits Laufzeitverlängerungen beantragt worden

Die Nachrichtenagentur AP hat dazu am 09.02.07 berichtet: "Schon andere Stromerzeuger haben beim Bundesumweltministerium eine Laufzeitverlängerung für ein altes Kernkraftwerk beantragt. So soll der 30 Jahre alte Atommeiler Neckarwestheim I nicht wie geplant 2009, sondern 2017 vom Netz gehen. Auch Deutschlands ältestes Atomkraftwerk, den Meiler Biblis A soll länger laufen. Nach dem noch unter der rot-grünen Bundesregierung verabschiedeten Atomgesetz sollen in dieser Legislaturperiode die Kraftwerke Biblis A (2007) und Biblis B (2009), Neckarwestheim I (Ende 2008) und Brunsbüttel (2009) abgeschaltet werden. Das AKW Stade wurde bereits abgeschaltet. Die große Koalition ist in der Frage aber zerstritten: Während führende Unionspolitiker für längere Atomlaufzeiten plädieren, ist die SPD gegen Änderungen am Ausstiegsfahrplan, der auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde."  

31. Januar 2007
Klagen gegen die Zwischenlager in Brunsbüttel und Krümmel wurden abgewiesen!

Nach einem aktuellen Bericht auf n-tv.de vom 31.01.07 (abends) sind die Klagen gegen die Atommüll-Zwischenlager in Brunsbüttel und Krümmel vom Oberverwaltungsgericht Schleswig abgewiesen worden! - Eine Revision wurde allerdings zugelassen.

"Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Schleswig hat eine Klage gegen die atomaren Zwischenlager in Brunsbüttel und Krümmel abgewiesen", so wird von n-tv.de gemeldet. "Der Senat sei zu der Auffassung gelangt, dass Castoren für die Langzeitaufbewahrung von radioaktiven Brennelementen 'geeignet und zuverlässig' seien, sagte der Vorsitzende Richter des 4. Senats, Dierk Habermann, am Mittwoch in seiner Begründung. Eine Revision wurde zugelassen. Die Bundesrepublik als Beklagte sowie die Betreiber der Atomkraftwerke hatten die Klage für unzulässig gehalten (Aktenzeichen: 4 KS 2/04 - Brunsbüttel und 4 KS 6/04 - Krümmel)."
Von n-tv.de wird weiter dazu aktuell berichtet: "Die Atomkraftgegner hatten ihre Forderung, die Genehmigung für die Aufbewahrung von Kernbrennstoffen zurückzunehmen, mit fehlender Langzeitsicherheit der Castor-Behälter begründet, die in den Zwischenlagern zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen verwendet werden. Zudem sei der erforderliche Schutz gegen terroristische Angriffe wie einen absichtlichen Flugzeugabsturz oder einen Beschuss mit modernen Panzerfäusten nicht gewährleistet. Richter Habermann betonte, es gebe keinen 'individuellen Rechtsanspruch des Einzelnen', die die Betreiber der Atomkraftwerke zu weiteren Schutzmaßnahmen verpflichte."
"Eine wesentliche Rolle in der ursprünglich auf zwei Tage angesetzten Verhandlung spielte die Frage, inwieweit die Betreiber der Atomkraftwerke den Schutz ihrer Nachbarn vor terroristischen Angriffen gewährleisten müssen. Der Senat müsse nicht das Risiko bewerten, wohl aber nachvollziehen können, sagte Habermann" in dem Bericht auf n-tv.de. "Ziel solcher Angriffe seien die Bevölkerung und der Staat. Der Rechtsanwalt der Kläger kritisierte eine Relativierung der Schutzrechte im Atomrecht."
"Die Kläger stellten ein wissenschaftliches Gutachten vor, nach dem moderne Panzerfaust-Waffen die Castor-Behälter problemlos zerstören könnten. Die Behälter seien lediglich mit veralteten Waffen getestet worden. Es werde im Terrorfall deutlich mehr radioaktive Strahlung frei als von den Betreibern angenommen. Zu Beginn war die generelle Nutzung von Kernenergie verhandelt worden, anschließend Sicherheit und Reparatur der Castoren. Dabei ging es unter anderem darum, ob im Fall einer Undichtigkeit ausreichend dafür gesorgt sei, dass keine radioaktiven Strahlen austreten. Die Atomgegner bezweifelten die Sicherheit sowie die Transportfähigkeit und -erlaubnis der Behälter."
Der Bericht von n-tv.de schließt mit den Worten ab: "In den Standortzwischenlagern werden Kernbrennstoffe in Castoren bis zu 40 Jahre aufbewahrt. Das Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente am Atomkraftwerk Krümmel bei Geesthacht (Schleswig-Holstein) war im November 2006 in Betrieb genommen worden."
 

31. Januar 2007
Klage gegen die Zwischenlager in Brunsbüttel und Krümmel vor dem OVG Schleswig (1. Verhandlungstag)

"Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Schleswig hat am Mittwoch" (31.01.07) "die Klage gegen die atomaren Zwischenlager in Krümmel und Brunsbüttel verhandelt", wird auf NDR.de aktuell berichtet. "Ziel der Atomkraftgegner ist die Rücknahme der Genehmigung zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen. Sie begründen ihre Klage damit, dass es an der Langzeitsicherheit der Castoren fehle. Zudem seien die Lager gegen terroristische Angriffe wie einen Beschuss mit panzerbrechenden Systemen oder auch einen Flugzeugabsturz nicht ausreichend geschützt. Die Bundesrepublik als Beklagte hatte die Klage für unzulässig gehalten."
"Am Vormittag ging es" laut dem Bericht auf NDR.de "zunächst um die Kernenergie als solche, anschließend wurde die Sicherheit und Reparatur der Castor-Behälter erörtert. Dabei ging es um die Frage, ob ausreichend dafür gesorgt sei, dass keine Radioaktivität aus den Behältern austrete, falls diese undicht wären. Die Kläger bezweifelten sowohl die Sicherheit als auch die Transportfähigkeit und -erlaubnis der Castoren. Für die Verhandlung hat das Gericht zunächst zwei Tage angesetzt. Nach Angaben des OVG wird das Thema Terrorschutz voraussichtlich am Donnerstag behandelt. Vor Beginn der Verhandlung hatten etwa 20 Atomkraftgegner vor dem OVG mit Plakaten und Transparenten für ihr Ansinnen geworben."
"In den Zwischenlagern werden Kernbrennstoffe in Castor-Behältern bis zu 40 Jahre lang aufbewahrt. Das Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente am Atomkraftwerk Krümmel bei Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) hatte im November 2006 seinen Betrieb aufgenommen. Das für rund 40 Millionen Euro errichtete Lager soll bis zur Inbetriebnahme eines noch nicht absehbaren Endlagers für radioaktiven Abfall genutzt werden", so NDR.de in seinem Bericht vom 31.01.07 um 16:10 Uhr abschließend.

27. Januar 2007
taz-Nord: "Atomgutachten haben Schrauben locker" - Auch in Brunsbüttel

"Ein Sachverständiger, der fehlerhafte Dübel im hessischen Atomkraftwerk Biblis übersah, arbeitet auch für Schleswig-Holstein." Dies wird in einem Artikel der taz am 27.01.07 berichtet. Pikant: "Die hessische Landesregierung hat den Mann ablösen lassen. In Kiel will man an dem Gutachter festhalten.
"'Ob Statik oder Dynamik, ob Beton-, Stahl- oder Holzbau: Je mehr kreativer Ingenieurverstand gefragt ist, umso kompetenter sind wir', wirbt das Bochumer Ingenieurbüro Stangenberg und Partner Ingenieur GmbH" nach Recherchen der taz. "Im vergangenen September aber hat der bisher betonsolide Ruf des bundesweit tätigen Unternehmens und seines Chefs, Diplom-Ingenieur Friedhelm Stangenberg, Risse bekommen."
Die taz in ihrem aktuellen Bericht weiter: "Bei einer Überprüfung im Atomkraftwerk Biblis (Hessen) wurde festgestellt, dass zahlreiche Dübel falsch montiert waren. Die Spezialdübel sollen Rohrleitungen so verankern, dass sie auch bei Erschütterungen - verursacht durch Erdbeben oder Vibrationen in der Anlage - gesichert sind. Stangenberg war als Gutachter eingesetzt, er hätte die lockeren Schrauben erkennen müssen, erklärten Kritiker, allen voran die hessischen Grünen. Inzwischen hat die hessische Landesregierung ihn ablösen lassen."
"Auch in Schleswig-Holstein ist der Gutachter Stangenberg tätig", so die Feststellung der taz. "28 Aufträge erfüllte er zwischen 1997 und 2006. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Akkurat hat das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium darin aufgelistet, was Stangenberg bisher untersucht hat. Unter anderem ging es mehrfach um die Erdbebensicherheit des Brunsbütteler Meilers."
"Dass der Diplomingenieur nun in Hessen unter Beschuss geraten ist, ficht die Kieler Behörde nicht an: 'Wir werden weiter mit ihm zusammenarbeiten', sagt Ministeriumssprecher Oliver Breuer der taz. 'Wir sind mit ihm zufrieden.' Alle Maßgaben für Gutachtertätigkeiten habe die Firma in vollem Umfang erfüllt, alle Verträge ordnungsgemäß ausgeführt. Welche Projekte in diesem Jahr geplant sind, konnte und wollte Breuer nicht sagen: Immerhin gehe es um sicherheitsrelevante und daher geheim gehaltene Auskünfte."
"Der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Detlef Matthiessen, ist damit nicht zufrieden. Er forderte die Regierung auf, die Zusammenarbeit ruhen zu lassen, bis die Zuverlässigkeit der Firma erwiesen sei: 'Die Tatsache, dass die eklatanten Fehler in Biblis durch die Prüfer nicht entdeckt wurden, muss das Vertrauen in deren Fachkompetenz erschüttern.' Dazu sagte Sozialministeriumssprecher Breuer: 'Wir haben ihn hinreichend überprüft. Es besteht kein Anlass, nicht mit ihm zusammenzuarbeiten.'"
 

25. Januar 2007
Klage gegen die Zwischenlager in Brunsbüttel und Krümmel wird am 31.01.07 verhandelt

Von der Dithmarscher Landeszeitung wird am 25.01.07 berichtet: "Das Oberverwaltungsgericht Schleswig verhandelt am kommenden Mittwoch, 31. Januar, eine Klage von Atomkraftgegnern gegen die Zwischenlager in Brunsbüttel und Krümmel."
"Dabei gehe es um die 'Anfechtung der Genehmigung zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen', teilte das Gericht mit." Die Dithmarscher Landeszeitung in der Meldung: "Das Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente am Atomkraftwerk Brunsbüttel ist vergangenes Jahr in Betrieb genommen worden. In dem Lagergebäude aus Stahlbeton sollen 80 Castor-V-Behälter (je 32 Brennelemente) Platz finden. Das Lager soll bis zur Inbetriebnahme eines noch nicht absehbaren Endlagers für radioaktiven Abfall genutzt werden."

Anmerkung: An dieser Stelle ist der Dithmarscher Landeszeitung ein (redaktioneller) Fehler unterlaufen, denn die CASTOR V/52-Behälter enthalten nicht je 32 sondern max. 52(!) abgebrannte Brennelemente.
=> Nach der am 28.11.03 durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erteilten "Genehmigung zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen im Standort-Zwischenlager in Brunsbüttel der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH & Co. oHG" sind diese "Transport- und Lagerbehälter der Bauart CASTOR® V/52 mit maximal 52 Siedewasserreaktor-Brennelementen der Typen SVEA 96 und SVEA 64 beladen. Zur Aufbewahrung kommen Uran-Brennelemente und Sonder-Brennelemente."
=> Nach der am 19.12.03 vom BfS erteilten "Genehmigung zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen im Standort-Zwischenlager in Krümmel der Kernkraftwerk Krümmel GmbH & Co. oHG" sind die "Transport- und Lagerbehälter der Bauart CASTOR® V/52 mit maximal 52 Siedewasserreaktor-Brennelementen der Typen 9-9Q, 9-9QA, 9x9-5, GE 11 und SVEA 96 oder mit maximal 32 Siedewasserreaktor-Brennelementen dieser Typen und 20 Dummy-Brennelementen beladen. Zur Aufbewahrung kommen Uran-Brennelemente oder Sonderbrennelemente als Uran-Hochabbrand-Brennelemente beziehungsweise Mischoxid-Brennelemente." - Mischoxid-Brennelemente (MOX) enthalten bekanntlich auch Plutonium.

"Die beiden Atomkraftgegner aus Brunsbüttel und aus Krümmel haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, nach dem das Risiko eines Flugzeugabsturzes oder eines Beschusses für beide Standorte nicht genügend berücksichtigt worden sei", so die Dithmarscher Landeszeitung weiter. "Bei einem gezielt herbeigeführten Flugzeugabsturz könne es zu einer weiträumigen Verstrahlung der Region kommen, hieß es weiter. Zudem gebe es heute stärkerer Waffen, als sie 1992 bei einem Test mit Castor-Behältern verwendet wurden, argumentieren die Kläger. Für die Verhandlung sind mindestens zwei Termine angesetzt."

03. Januar 2007
taz: Geheimsache AKW Brunsbüttel

In der taz (Ausgabe Nord) wird am 03.01.07 zusammenfassend unter dem Titel "Geheimsache AKW Brunsbüttel" über den Stand der Dinge zum AKW Brunsbüttel an der Unterelbe berichtet:
"Es kracht gewaltig zwischen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der schleswig-holsteinischen Atomaufsichtsbehörde, dem Sozialministerium in Kiel. "Bei Sicherheitsfragen des Atommeilers Brunsbüttel an der Unterelbe gebe es offenbar eine 'Komplizenschaft' zwischen dem Kieler Sozialministerium, das auch für die Reaktorsicherheit im Lande zuständig ist, und dem Energiekonzern Vattenfall, mutmaßt die DUH." Die taz-Nord in ihrem Artikel weiter: "Anders sei es nicht zu erklären, warum das Ministerium die Information der Öffentlichkeit scheue, kritisiert DUH-Justiziarin Cornelia Ziehm. Das sei 'Verunglimpfung', keilt die so gescholtene Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) [Kieler Sozialministerium] ebenso markig zurück."
Die taz-Nord in ihrem Artikel: "Anlass für den atmosphärischen Störfall ist die Ankündigung der DUH, das Ministerium vor dem Verwaltungsgericht Schleswig zu verklagen. Mit einem Antrag auf 'sofortige Vollziehbarkeit' wollen die Berliner Umweltschützer die Herausgabe einer umfangreichen Liste erzwingen, die angeblich Sicherheitsmängel im Atommeiler Brunsbüttel enthält. Auf der Grundlage der Umweltinformationsrichtlinie der EU verlangt die DUH seit Monaten, dieses Dokument zu erhalten. Wenn dessen Inhalt 'harmlos ist', findet DUH-Geschäftsführer Rainer Baake" nachvollziehbar, "könne das 'ja kein Staatsgeheimnis sein'. Die 'Informationsblockade' des Ministeriums nähre allerdings den Verdacht, dass die Liste 'gravierende Sicherheitsmängel' benenne."
"Das begehrte Dokument enthält, darüber sind DUH und Ministerin [Gitta Trauernicht (SPD)] sich einig, 'offene Punkte' zu Sicherheitsfragen des Atomkraftwerks [Brunsbüttel]. 'Hunderte' Fragen seien das, vermutet Baake, lediglich von 'einer Reihe' spricht Trauernicht", laut dem Artikel in der taz-Nord. "Diese begründeten allerdings 'kein sicherheitstechnisches Defizit, das einen sofortigen Handlungsbedarf auslöst', so die Ministerin. Genau das aber möchte die DUH gerne selbst überprüfen: 'Wir wollen diese Liste haben', bekräftigt Pressesprecher Gerd Rosenkranz auf Nachfrage der taz."

An dem Streit zwischen der DUH und dem Kieler Sozialministerium ist Vattenfall schuld

"An dem Streit ist eigentlich AKW-Betreiber [des Atommeiler Brunsbüttel] Vattenfall schuld. Denn Trauernicht [Sozialministerium Kiel] verweigert die Herausgabe der Liste nur, weil der Atomkonzern gegen die Veröffentlichung klagt", so die taz-Nord. "Anfang November [2006] hatte das Kieler Ministerium den Anspruch der DUH auf Auskunft grundsätzlich anerkannt. Nachdem Vattenfall dagegen vor Gericht zog, sah die Aufsichtsbehörde aber von der Offenlegung ab. Diese sei erst nach gerichtlicher Klärung möglich."
"Wenn die DUH deshalb ihrem 'streng sicherheitsorientiert arbeitenden' Ministerium unterstelle, es wolle dem Konzern 'hohe Nachrüstinvestitionen ersparen', dann sei das 'nicht nur falsch, sondern starker Tobak', findet Trauernicht. Mit einigem Grund, hat sie doch mehrfach Andeutungen von Vattenfall, den Anfang 2009 zur Abschaltung vorgesehenen Reaktor [in Brunsbüttel] länger laufen zu lassen, eindeutig kritisiert." Die taz-Nord in dem Artikel weiter: "Nach dem schweren Störfall im Sommer [25.07.06] im schwedischen AKW Forsmark [Block-1], das in großen Teilen baugleich mit Brunsbüttel ist und ebenfalls von Vattenfall betrieben wird, hatte Trauernicht zudem erneut 'die Notwendigkeit des konsequenten Ausstiegs aus der Atomenergie' bekräftigt."
Der Artikel in der taz-Nord schließt mit dem Absatz ab: "Während also die Atomkraftgegner[Innen] von DUH und Ministerium sich gegenseitig Vorwürfe machen, quälen Vattenfall ganz andere Sorgen. Der Konzern beantragte nach DUH-Angaben gestern vor Gericht eine dreiwöchige Fristverlängerung, um seine Klage gegen die Herausgabe der Liste zu begründen. Als Grund gab er urlaubs- und krankheitsbedingten Personalmangel an."
 

 

 


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