Chronik: AKW Brunsbüttel
Zeitraum: 2008

Kurzübersicht
Standort 25535 Brunsbüttel
Betreiber Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH
  (Gesellschafter: 66,7% Vattenfall Europe, 33,3% E.ON Kernkraft)
Inbetriebnahme 13. Juli 1976
Reaktortyp Siedewasserreaktor (SWR)
AKW-Leistung 2292 MW therm / 806 MW el brutto / 771 MW el netto
Anzahl der Brennelemente im Reaktor 532
Brennelemente-Einsatz Uran-Brennelemente (BE) mit bis zu ca. 2,66 Gew-% Uran-235 Anreicherung. 
Einsatzbereich Grundlastkraftwerk

 

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(Letzte Aktualisierung: 22.10.2009)

 AKW Brunsbüttel 
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25. November 2008
Atommeiler in Brunsbüttel und Krümmel bleiben weiter auf unbestimmte Zeit vom Netz

Die beiden Atomkraftwerke in Brunsbüttel und Krümmel des Atomenergie-Konzerns Vattenfall bleiben auch weiterhin auf unbestimmte Zeit vom Netz: Technisch aufwendige Reparaturarbeiten an Rohrleitungsarmaturen in beiden Atommeilern werden noch geraume Zeit andauern. Zudem sind die notwendigen Sanierungen von Dübeln in den AKW Brunsbüttel und Krümmel noch nicht abgeschlossen.

Das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel gibt in einer Pressemitteilung am 25.11.08 unter dem Titel "Sozialministerin Trauernicht informierte Kabinett über Stand der Arbeiten in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel" bekannt: "Die für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht hat heute (25. November) das Kabinett über den aktuellen Stand der Arbeiten in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel informiert. Beide Anlagen stehen seit Mitte 2007 still. 'Die Anlagen werden von der Atomaufsicht erst wieder ans Netz gelassen, wenn der Betreiber Vattenfall alle anfahrrelevanten sicherheitstechnischen Probleme gelöst hat', erklärte Trauernicht. 'Ein konkreter Zeitpunkt für eine Wiederinbetriebnahme der Anlagen kann derzeit nicht benannt werden. In beiden Anlagen sind zuvor noch umfangreiche Sanierungsarbeiten durchzuführen'."
"Nach dem Bericht der Ministerin", so der Wortlaut des zuständigen Sozialministeriums in der Pressemitteilung, "hat der Betreiber" Vattenfall "zahlreiche aus den Ereignissen vom 28. Juni 2007 resultierende Probleme zwischenzeitlich erfolgreich abgearbeitet.
So sind etwa im Kernkraftwerk Krümmel:
- die Schadensursache für den Trafobrand geklärt,
- für den verbrannten Trafo AT01 ein Ersatztrafo eingebaut worden,
- die Gebrauchsfähigkeit der Trafos AT01 und AT02 festgestellt worden,
- weitere Trafos überprüft sowie das Konzept für wiederkehrende Prüfungen erweitert worden,
- die Leistungsschalter AC01 und AC02 jeweils durch einen andersartigen Typ ersetzt worden,
- lüftungstechnische Änderungen vorgenommen worden, so dass Brandgase nicht mehr von außen in das Schaltanlagengebäude gelangen können,
- das Speichervolumen des Prozessrechners zur Vermeidung von Datenverlusten erweitert worden,
- die Auswirkungen auf die betroffenen Anlagenkomponenten bewertet worden."
"Im Kernkraftwerk Brunsbüttel wurde", nach Aussage des Kieler Sozialministeriums in der Pressemitteilung, "seit dem 28. Juni 2007 eine Vielzahl von Maßnahmen nach entsprechender Bewertung durch die atomrechtliche Aufsichtsbehörde umgesetzt:
- Ertüchtigungsmaßnahmen an der Turbinenüberwachung
- Maßnahmen am Reaktorwasserreinigungssystem
- Reduzierung von Schwingungsbelastungen an den Umleitsammlern
- Überholungsmaßnahmen am Schnellabschaltsystem
- Ausweitung des Prüfprogramms für Transformatoren sowie Instandsetzungsmaßnahmen
- Prüfungen und Änderungen zur Vorkehrung gegen Brände an ölführenden Behältern."
"Die Aufsichtsbehörde konnte außerdem anlässlich einer Notfallschutzübung feststellen, dass die notwendig gewordenen Änderungen an Betriebsvorschriften, Kommunikationsvorgaben und Personalschulungen im Kernkraftwerk Brunsbüttel erfolgreich umgesetzt worden sind", wird vom zuständigen Sozialministerium in Kiel behauptet. "Als Konsequenz aus den Ereignissen vom 28. Juni 2007 hat der Betreiber in den Anlagen Krümmel und Brunsbüttel mittels eines 'Vattenfall-Maßnahmenkatalogs' eine Reihe von anlagenspezifischen Änderungsmaßnahmen eingeplant und zum Großteil bereits umgesetzt. Grundlage dafür sind Empfehlungen der von Vattenfall hinzugezogenen externen Berater sowie verschiedene Gutachterempfehlungen des Sozialministeriums in den Bereichen Technik, Organisation, Administration, Krisenmanagement, Qualifikation und Schulung sowie interne und externe Kommunikation."
Von dem für die Atomaufsicht zuständigen Sozialministerium in Kiel werden in der Pressemitteilung abschließend weitere notwendige Reparaturmaßnahmen in den Vattenfall-Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel hervorgehoben: "Unabhängig davon sind in beiden Anlagen vor einem Wiederanfahren weitere technische Problemkomplexe zu beseitigen. Schwerpunkte der gegenwärtigen Stillstandsarbeiten sind zum einen die Reparaturmaßnahmen an Rohrleitungsarmaturen aus austenitischem (unmagnetischem, hitze- und korrosionsbeständigem) Stahl. An diesen waren bei Überprüfungen Risse infolge von Chloridanreicherungen festgestellt worden. Die Sanierungsverfahren sind technisch außerordentlich aufwändig und werden in beiden Anlagen noch geraume Zeit andauern. Im Laufe der Arbeiten musste der Betreiber das Sanierungskonzept mehrfach ändern, nachdem sich bei der Durchführung Schwierigkeiten und neue Erkenntnisse ergeben hatten. Zum anderen sind die notwendigen Sanierungen von Dübeln in beiden Anlagen noch nicht abgeschlossen. In Brunsbüttel wird der Betreiber darüber hinaus eine Reihe von Stahlbühnen vor einem Wiederanfahren ertüchtigen. Die Bühnen befinden sich im Sicherheitsbehälter sowie im Reaktorgebäude und dienen zur Begehung und zum Abtrag von Lasten (z. B. Rohrleitungen)."

27. Oktober 2008
Atommeiler in Brunsbüttel und Krümmel gehen frühestens 2009 wieder ans Netz

Die Vattenfall-AKW in Brunsbüttel und Krümmel werden nach Aussage der für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministerin Gitta Trauernicht "frühestens 2009 wieder ans Netz" gehen, weil die Sanierungsarbeiten "auf keinen Fall bis Ende 2008 abgeschlossen" werden können. - Durch den Stillstand der beiden Atomkraftwerke verlängern sich jedoch deren Restlaufzeiten weiter...

Auf abendblatt.de wird am 27.10.08 unter der Überschrift "Schleswig-Holstein: Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) betont im Abendblatt: Die Atomkraftwerke bleiben abgeschaltet" berichtet: "Die Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel können frühestens 2009 wieder ans Netz gehen. Das sagte Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) dem Hamburger Abendblatt. Die Leiterin der Landes-Atomaufsicht forderte zudem den Bund auf, 'schnell ein Atom-Endlager' zu finden. 'Die Sanierungsarbeiten in Krümmel und Brunsbüttel können auf keinen Fall bis Ende 2008 abgeschlossen werden', erklärte die Ministerin" gegenüber dem Hamburger Abendblatt.
In dem Artikel des Hamburger Abendblattes wird weiter mitgeteilt: "Wann die Reaktoren, die seit Störfällen im Sommer 2007 stillstehen, wieder anfahren können, sei offen. 'Ich wage derzeit keine Prognose.' Begründung: Die Arbeiten in den Atomkraftwerken liefen zwar auf Hochtouren, seien aber viel aufwendiger als anfangs erwartet."
"Das gilt auch für eine der Hauptreparaturen in beiden Anlagen - die Rissbeseitigung in Armaturen der Not- und Nachkühlsysteme. Die schadhaften Bauteile sollten eigentlich vor Ort geschweißt werden. Dies stellt sich aber technisch schwieriger als vorhersehbar dar. Auch ein Austausch der Armaturen sei nicht einfach möglich, da auch international kaum Ersatzteile solcher Art vorhanden seien", wird vom Hamburger Abendblatt informiert.
"Die Zusammenarbeit mit Betreiber Vattenfall laufe im Großen und Ganzen gut, meinte die Ministerin. Der Energiekonzern halte sich an die Vorgaben. 'Vattenfall weiß, dass er sich keine weitere Panne leisten kann.' Trauernicht hat zudem keine Anhaltspunkte dafür, dass der Energiekonzern auf Zeit spielt und die Reparatur der Reaktoren von politischen Terminen wie etwa der Bundestagswahl 2009 abhängig macht", wird vom Hamburger Abendblatt geäußert. "Für die Atomaufsicht gelte das ohnehin: 'Für uns zählt allein die Sicherheit der Atomkraftwerke.'"
"Kritik übte Trauernicht", laut dem Bericht des Hamburger Abendblattes, "an der Großen Koalition in Berlin. 'Wir brauchen in Deutschland endlich ein Endlager für Atommüll', forderte die Ministerin. Die Bundesregierung müsse möglichst schnell einen geeigneten Standort finden. Ob die Salzstöcke in Gorleben als Endlager taugen, habe sie nicht zu entscheiden, sagte die Ministerin."

Nachrichtenagentur ddp bestätigt: "Atommeiler Krümmel und Brunsbüttel frühestens 2009 wieder am Netz"

Der Bericht im Hamburger Abendblatt, daß die Atommeiler Brunsbüttel und Krümmel frühestens 2009 wieder ans Netz gehen können, wird am 27.10.08 von der Nachrichtenagentur ddp in einer Meldung bestätigt: "Die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel gehen frühestens 2009 wieder ans Netz. Die Sanierungsarbeiten an den schleswig-holsteinischen Meilern könnten nicht bis Ende 2008 abgeschlossen werden, sagte ein Sprecher des für die Atomaufsicht zuständigen Kielers Sozialministeriums am Montag auf ddp-Anfrage und bestätigte damit einen Bericht des 'Hamburger Abendblatts' (Montagausgabe). Die technischen Probleme der Atomkraftwerke seien noch nicht gelöst. Brunsbüttel ist ebenso wie Krümmel seit einem Kurzschluss beziehungsweise Trafobrand seit Ende Juni 2007 abgeschaltet."

17. Oktober 2008
Lange AKW-Stillstände in Brunsbüttel und Krümmel

Von der Nachrichtenagentur ddp ist am 17.10.08 gemeldet worden: "Schleswig-Holsteins Landesregierung verlangt vom Energiekonzern Vattenfall Aufklärung über die Ursachen des seit Sommer 2007 anhaltenden Stillstands der Atomkraftwerke (AKW) Krümmel und Brunsbüttel. 'Deshalb haben Finanzminister Rainer Wiegard und ich bereits Kontakt zur Unternehmensspitze des Energieversorgers aufgenommen', sagte Wirtschaftsminister Werner Marnette (beide CDU) am Freitag in Kiel. Der Stillstand beider Anlagen bedeute eine schwere Belastung für den Haushalt des nördlichsten Bundeslandes."
"Marnette sprach von Mindereinnahmen in mehrstelliger Millionenhöhe", wird von ddp berichtet. "Gleichzeitig wirke sich der Stillstand preistreibend für die Menschen und die Wirtschaft aus, sagte der Minister. Das für Reaktoraufsicht zuständige Sozialministerium sei nicht für die zeitlichen Verzögerungen verantwortlich. Davon habe er sich selbst überzeugt. Marnette fügte hinzu: 'Ich hoffe nicht, dass es vom Betreiber ein taktisches Vom-Netz-Nehmen ist. Das können wir uns in diesem Land nicht leisten'."
"Die Sprecherin des Energiekonzerns, Barbara Meyer-Bukow, betonte, der andauernde Stillstand habe keine politischen Gründe. Dies sei 'Quatsch'. In Brunsbüttel dauerten sowohl die Arbeiten an fehlerhaften Armaturen als auch Dübeln weiter an. Im AKW Krümmel sei die Dübel-Problematik zwar abgearbeitet, nicht aber die der Risse an Armaturen. Sie fügte hinzu: 'Gründlichkeit geht über Schnelligkeit'", wird von der Nachrichtenagentur ddp weiter ausgeführt. "Einen möglichen Termin zum Wiederanfahren der Atommeiler wollte Meyer-Bukow nicht nennen."
Die Nachrichtenagentur ddp rückblickend: "Das AKW Brunsbüttel ist ebenso wie der schleswig-holsteinische Meiler Krümmel seit einem Kurzschluss beziehungsweise Trafobrand seit Ende Juni 2007 abgeschaltet. Der Stillstand beider Kraftwerke kostet den Betreiber laut Vattenfall-Vorstand Reinhardt Hassa pro Tag zusammen mehr als eine Million Euro wegen des Produktionsausfalls."

16. Oktober 2008
Leckagen an Meßleitungen für das Nebenkühlwasser im AKW Brunsbüttel festgestellt

Erneut hat es in dem seit Juli 2007 abgeschalteten AKW Brunsbüttel des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe eine Panne gegeben: Bei dem aktuellen sogenannten "Meldepflichtigen Ereignis" handelt es sich um zwei Leckagen an Meßleitungen für das Nebenkühlwasser in dem Atomkraftwerk. 

Das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel berichtet am 16.10.08 in einer Pressemitteilung mit dem Titel "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel" über das neue 'Ereignis' im AKW Brunsbüttel: "Im Rahmen einer Überprüfung sind an Messleitungen zwei Kleinstleckagen an Schweißnähten festgestellt worden. Die Leitungen gehören zum mit Elbwasser gefüllten Nebenkühlwassersystem. Nach einer ersten Laboruntersuchung geht die Betreiberin des Kernkraftwerks davon aus, dass bei der Werksfertigung der Messleitungsschweißungen ein fehlerhafter Schweißzusatzwerkstoff benutzt wurde und die Leckage darauf zurückzuführen ist. Vergleichbare Schweißnähte aus demselben Fertigungszeitraum werden nunmehr im Wege einer Übertragbarkeitsprüfung durch die Betreiberin überprüft. Von der Atomaufsicht hinzugezogene Sachverständige werden die Überprüfungen begleiten."
"Die Kernkraftwerksbetreiberin hat die Atomaufsichtsbehörde entsprechend den geltenden Melderegelungen hierüber fristgerecht mit einer so genannten 'Normalmeldung' der Kategorie 'N' informiert", gibt das Kieler Sozialministerium bekannt.
Das Sozialministerium in Kiel in der Pressemitteilung abschließend: "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist seit Mitte 2007 abgeschaltet. Schwerpunkte der gegenwärtigen Stillstandsarbeiten sind die Sanierung von Dübeln und die Ertüchtigung der Standsicherheit von Stahlbühnen einerseits sowie die Sanierung von Rissen in Armaturen andererseits."

Vattenfall: "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel"

In einer Pressemitteilung vom 16.10.08 teilt Vattenfall Europe unter dem Titel "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel" der Öffentlichkeit zu der erneuten Panne im AKW Brunsbüttel mit: "Im derzeit stillstehenden Kernkraftwerk Brunsbüttel sind im Maschinenhaus zwei Kleinstleckagen an Messleitungen für das Nebenkühlwasser festgestellt worden. Die Laboruntersuchung ergab Korrosion an zwei Schweißnähten. Die Messungen waren nicht beeinträchtigt. Zurzeit werden vergleichbare Einbauten überprüft.  
"Der Sachverhalt liegt unterhalb der sieben Stufen der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen in Kernkraftwerken ('INES null')", so die Einstufung von Vattenfall Europe," und wurde der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel am Donnerstag nach der Meldekategorie 'N' (Normalmeldung) mitgeteilt."

09. Oktober 2008
Noch kein Termin für das Wiederanfahren der Atommeiler in Brunsbüttel und Krümmel

"Die vor mehr als einem Jahr nach Pannen stillgelegten schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel bleiben vorerst weiter abgeschaltet", ist auf welt.de am 09.10.08 gemeldet worden. "Darauf haben die Betreiber Vattenfall und das für die Atomaufsicht zuständige Kieler Sozialministerium am Donnerstag hingewiesen."
"'In beiden Anlagen wird zurzeit an der Problematik der Risse in Armaturen gearbeitet', sagte der Leiter der Reaktorsicherheitsabteilung im Ministerium, Wolfgang Cloosters", gegenüber welt.de. "Während im AKW Krümmel die Sanierungsarbeiten bei Dübeln weit fortgeschritten seien, müssten im Atomkraftwerk Brunsbüttel noch zahlreiche Dübel saniert werden."

15. August 2008
Atommeiler in Brunsbüttel und Krümmel bleiben wahrscheinlich bis Ende dieses Jahres abgeschaltet

Nach einem Bericht auf n-tv.de vom 15.08.08 bleiben die Atommeiler des Atomenergie-Konzerns Vattenfall in Brunsbüttel und Krümmel wahrscheinlich bis Ende dieses Jahres abgeschaltet: "Die abgeschalteten Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel werden vermutlich in diesem Jahr nicht wieder angefahren. 'Die Kernkraftwerke gehen erst dann wieder ans Netz, wenn die Voraussetzungen gegeben sind. Dies ist in absehbarer Zeit noch nicht der Fall', sagte die für die Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht. Bis Jahresende werde es 'auf jeden Fall knapp'."
"Trauernicht sagte zur Begründung, ihr lägen zig Änderungsanträge für Reparaturen und Verbesserungen an den Reaktoren vor", wird auf n-tv.de ausgesagt. "An der Beseitigung der Mängel werde mit Hochdruck gearbeitet. Dies betreffe in Brunsbüttel im Wesentlichen die schlecht verankerten Dübel und in Krümmel die Risse in den Armaturen. Darüber hinaus gehe es aber auch um eine Fülle anderer Aspekte. Beabsichtigt sei, zuerst Krümmel wieder ans Netz zu lassen und danach Brunsbüttel. Es sei aber unklar, ob sich dies so realisieren lasse, fügte die SPD-Politikerin hinzu."
"Das Atomkraftwerk Krümmel steht nach einem Transformatorenbrand seit Juni vergangenen Jahres [2007] still. Brunsbüttel war nach mehreren Zwischenfällen im Juli 2007 abgeschaltet worden. Beide werden von Vattenfall betrieben", so n-tv.de rückblickend.

Vattenfall: Noch kein Termin für Wiederanfahren

"Der für die beiden Kraftwerke zuständige Vattenfall-Pressesprecher Ivo Banek sagte Reuters, die Arbeiten in den beiden Anlagen gingen zügig voranEs gebe aber noch keinen Termin für das Wiederanfahren. Man könne nicht vorhersehen, ob in diesem Jahr noch eine Anlage starten könnte. Das sei aber auch nicht auszuschließen." Vattenfall-Pressesprecher Ivo Banek wird in dem Bericht auf n-tv.de dazu mit den Worten zitiert: "'Wir sind sehr zurückhaltend und können zurzeit keine Aussage bezüglich der Starttermine treffen', sagte er. 'Das wäre Spekulation'."

13. August 2008
E.ON sieht AKW Krümmel im 4. Quartal '08 wieder am Netz, das AKW Brunsbüttel nicht mehr im Jahr 2008

"Die E.ON AG geht davon aus, dass das seit über einem Jahr stillgelegte Atomkraftwerk Krümmel im vierten Quartal 2008 wieder ans Netz gehen könnte. Dies sagte Finanzvorstand Marcus Schenck am Mittwoch in einer Analystenkonferenz. Das ebenfalls seit Mitte 2007 vom Netz genommene Atomkraftwerk Brunsbüttel werde aber wohl nicht in diesem Jahr wieder angefahren, ergänzte er. E.ON betreibt beide Kraftwerke gemeinsam mit der Vattenfall Europe AG." (focus.de, 13.08.08)

13. August 2008
nd-online.de: "Skandal-AKW sollen wieder laufen"

Am 13.08.08 wird auf nd-online.de in einem Artikel unter der Überschrift "Skandal-AKW sollen wieder laufen - Kieler Wirtschaftsminister will mit Vattenfall über Krümmel und Brunsbüttel reden" berichtet:

"In der Großen Koalition in Schleswig-Holsteins bahnt sich wegen der seit rund einem Jahr abgeschalteten Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel ein Streit zwischen CDU und SPD an.
Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) ist zwar erst seit rund einem Monat im Amt, doch er hat schon gewaltige Sorgen. Die ergeben sich aus, wie er meint, Unsicherheit in der Energieversorgung von Schleswig-Holstein. Man brauche ein Versorgungskonzept für ganz Norddeutschland, sagt er und kündigte an, demnächst mit seinem Hamburger Amtskollegen Axel Gedaschko (CDU) über ein solches Konzept beraten zu wollen. Mehr noch. »Wir müssen zum Beispiel überlegen, was zu tun ist, wenn das Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg nicht gebaut werden sollte.« Zwar gebe er »die Hoffnung nie auf«, aber natürlich hat er auch schon einen Vorschlag für den Fall, dass ...
Aufklärung statt Angst
Es sei ja verständlich, sagte der Minister in der Tageszeitung »Die Welt«, wenn »die Vorfälle in den noch immer abgeschalteten Meilern Krümmel und Brunsbüttel Ängste schüren. Aber gerade deshalb geht es um Aufklärung darüber, ob die Störfälle und Mängel wirklich sicherheitsrelevant waren«.
Kurzum, der Wirtschaftsminister ist für den Weiterbetrieb der skandalträchtigen Atomanlagen. »Wenn Vattenfall die Kraftwerke repariert hat, dann gibt es für mich gerade vor dem Hintergrund explodierender Energiepreise und wegen des Klimaschutzes keinen Grund, die Meiler abgeschaltet zu lassen.« Daher wolle er sich mit Vertretern des Betreibers Vattenfall zusammensetzen, um die Situation zu erörtern. Die Atommeiler Krümmel und Brunsbüttel sind nach einem Schwelbrand in Krümmel und einer anschließenden Pannenserie seit dem Sommer 2007 abgeschaltet.
Keine Verzögerung
Indirekt warf Marnette dem für die Atomaufsicht zuständigen, aber vom Koalitionspartner SPD geführten Sozialministerium vor, dass es beim dafür notwendigen Genehmigungsverfahren Verzögerungen gegeben haben könnte. Kabinettskollegin Gitta Trauernicht (SPD) ließ deutlich erklären, dass es keine Verzögerungstaktik gebe. Vattenfall habe bisher keine Anträge gestellt, Brunsbüttel und Krümmel wieder ans Netz zu nehmen, da noch nicht alle Auflagen erfüllt sind. Und solange passiere nichts.
Jeder Tag Stillstand in Brunsbüttel und Krümmel kostet Vattenfall Europe nach Schätzung von Experten zusammen rund eine Million Euro. Der Ausfall der beiden Kraftwerke trug wesentlich dazu bei, dass 2007 die deutschen Atommeiler so wenig Strom lieferten wie seit 16 Jahren nicht. Ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung sank auf 22 Prozent."

28. Juli 2008
AKW Brunsbüttel: Spitzenreiter bei der Anzahl meldepflichtiger Ereignisse seit der Inbetriebnahme

Vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wurde mit Stand vom 28.07.08 auf dessen Website eine Zusammenstellung der Anzahl meldepflichtiger Ereignisse in den Atomkraftwerken im Zeitraum von der Inbe­triebnahme bis zum 30.06.08 veröffentlicht. Daraus geht hervor:
- Spitzenreiter bei der Gesamtanzahl meldepflichtiger Ereignisse seit der Inbetriebnahme ist das AKW Brunsbüttel des Vattenfall-Konzerns mit 453 meldepflichtigen Ereignissen. Den zweiten Platz hat das AKW Neckarwestheim-1 der EnBW mit 417 meldepflichtigen Ereignissen, auf Platz drei folgt das AKW Biblis-A der RWE mit 407 meldepflichtigen Ereignissen. - Das Vattenfall-AKW Krümmel belegt demnach den siebten Platz mit 311 meldepflichtigen Ereignissen seit Inbetriebnahme.
- Aus der Auflistung des BfS ergibt eine rechnerisch ermittelte durchschnittliche Anzahl der meldepflichtigen Ereignisse pro Betriebsjahr: Den ersten Platz belegt das AKW Brunsbüttel mit durchschnittlich 14,2 meldepflichtigen Ereignissen pro Betriebsjahr. Auf dem zweiten Platz folgt das AKW  Neckarwestheim-1 mit durchschnittlich 13,0 meldepflichtigen Ereignissen pro Betriebsjahr, den dritten Platz hat das AKW Krümmel mit durchschnittlich 12,4 meldepflichtigen Ereignissen pro Betriebsjahr.

Kernkraftwerke
(in Betrieb)

Typ

Elektr. Leistung
(brutto) MW

Jahr der Inbetriebnahme (Erstkritikalität)

Anzahl Ereignisse seit der Inbetriebnahme1)

Durchschnittliche
Anzahl der Ereignisse pro Betriebsjahr
1)

KKB

Kernkraftwerk Brunsbüttel

SWR

806

1976

453

14,2

GKN-1

Kernkraftwerk Neckarwestheim 1

DWR

840

1976

417

13,0

KWB-A

Kernkraftwerk Biblis A

DWR

1225

1974

403 + 42)

12,0

KWB-B

Kernkraftwerk Biblis B

DWR

1300

1976

395

 12,3

KKP-1

Kernkraftwerk Philippsburg 1

SWR

926

1979

325

 11,2

KKU

Kernkraftwerk Unterweser, Esenshamm

DWR

1410

1978

316

 10,5

KKK

Kernkraftwerk Krümmel

SWR

1402

1983

311

 12,4

KKI-1

Kernkraftwerk Isar 1, Essenbach

SWR

912

1977

270

 8,7

KKG

Kernkraftwerk Grafenrheinfeld

DWR

1345

1981

210

 7,8

KWG

Kernkraftwerk Grohnde

DWR

1430

1984

203

 8,5

KBR

Kernkraftwerk Brokdorf

DWR

1480

1986

198

 9,0

KKP-2

Kernkraftwerk Philippsburg 2

DWR

1458

1984

171

 7,1

KKE

Kernkraftwerk Emsland, Lingen

DWR

1400

1988

107

 5,4

KRB-II-B

Kernkraftwerk Gundremmingen B

SWR

1344

1984

100 + 72)

4,5

KRB-II-C

Kernkraftwerk Gundremmingen C

SWR

1344

1984

92

 3,8

GKN-2

Kernkraftwerk Neckarwestheim 2

DWR

1400

1988

69

 3,5

KKI-2

Kernkraftwerk Isar 2, Essenbach

DWR

1475

1988

65

 3,3

1) Stand: 30.06.2008
2) Ereignisse in gemeinsamen Einrichtungen der Doppelblockanlage
3) Ereignisse ab dem 03.10.1990
4) Stillstand bereits seit 1988 infolge Gerichtsbeschluss

Abkürzung der Reaktortypen:
DWR              Druckwasserreaktor
HTR                Hochtemperaturreaktor
SNR               Schneller Brutreaktor
SWR              Siedewasserreaktor
( http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereignisse/standorte/karte_kw.html )

28. Juni 2008
taz: "Ein Jahr nach den Atompannen - Vattenfall kämpft gegen Transparenz"

"Zum Jahrestag der Pannen in Krümmel und Brunsbüttel sind zugesagte Verbesserungen noch unerledigt. Betreiber Vattenfall wehrt sich gegen die Weitergabe von Sicherheitsinformationen", wird von der taz in einem Bericht am 28.06.08 einleitend festgestellt. Wir dokumentieren diesen Artikel in der taz nachstehend im vollständigen Wortlaut:
"Einem simplen Kurzschluss folgte gleich eine ganze Pannenserie: Heute vor einem Jahr ging das Atomkraftwerk Brunsbüttel vom Netz. Kurz darauf wurde auch das benachbarte AKW Krümmel per Schnellabschaltung runtergefahren, nachdem ein Großbrand in einem Trafogebäude ausgebrochen war. Erst nach und nach erfuhr die Öffentlichkeit das wahre Ausmaß der Panne - fehlerhafte Ventile am Sicherheitsbehälter, Druckabfall und Wasserverlust im Reaktor, Rauchgase in der zentralen Leitwarte. Das kostete nicht nur den deutschen Vattenfall-Chef Klaus Rauscher seinen Job und Vattenfall rund 250.000 Kunden; weil bei den Reparaturen auch noch fehlerhafte Dübel und beschädigte Armaturen entdeckt wurden, stehen die Kraftwerke bis heute still.
Seitdem sollte eigentlich alles besser werden. Vattenfall versprach eine 'neue Informationspolitik' und 'verbesserte Abläufe'. Während das Unternehmen gute Fortschritte bei der Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen sieht, berichten die zuständigen Behörden von Widerstand des Energiekonzerns. Ein wichtiger Streitpunkt ist die Frage, ob Gespräche in der Leitwarte künftig aufgezeichnet werden sollen, um Fehler gegebenenfalls besser aufklären zu können. Das schleswig-holsteinische Sozialministerium als Aufsichtsbehörde will die Audioaufzeichnung verbindlich einführen, doch Vattenfall wehre sich dagegen, sagte der zuständige Referatsleiter Wolfgang Cloosters der taz. Vattenfall-Sprecher Ivo Banek bestätigte, dass das Unternehmen in der Aufzeichnung 'keinen Sicherheitsgewinn' sieht. Das Land ist aber entschlossen, den Plan auch gegen Vattenfalls Widerstand umzusetzen.
Ebenfalls schlechte Erfahrungen mit Vattenfalls neuer Transparenz machte das Bundesumweltministerium. Vom neuen 'Betreiberkodex zur verbesserten Information von Öffentlichkeit und Politik', den die Energiekonzerne im August angekündigt haben, hat man dort seitdem nichts mehr gehört. Und als das Bundesministerium im Mai für die Entscheidung über Vattenfalls Antrag auf eine längere Laufzeit für Brunsbüttel Unterlagen über den Sicherheitszustand aus dem Ministerium in Schleswig-Holstein anforderte, wollte Vattenfall zunächst verhindern, dass diese Informationen an den Bund weitergegeben werden, berichtete der zuständige Unterabteilungsleiter Dieter Majer. 'Das passt nicht wirklich zur angekündigten Transparenz.' Vattenfall bestätigte den Streit um die 'Zuständigkeit', der mittlerweile aber beigelegt sei.
Auch Greenpeace machte die Erfahrung, dass Vattenfall manche Informationen bis heute nicht freiwillig herausgibt: Erst nach einem sechsjährigen Gerichtsverfahren willigte der Konzern diese Woche ein, dass der Umweltorganisation Akten über einen Unfall ausgehändigt werden, der sich 2001 in Brunsbüttel ereignet hatte. Vattenfall hatte die Unterlagen als 'Betriebsgeheimis' deklariert und Sicherheitsgründe gegen die Herausgabe angeführt. 'Die angebliche Offenheit von Vattenfall ist eine reine PR-Maßnahme', kommentierte Greenpeace-Atomexperte Heinz Smittal. 'Der Konzern wehrt sich weiterhin gegen Transparenz, wo er nur kann.' Umweltverbände riefen darum zum Jahrestag der Atompannen dazu auf, von Vattenfall zu Ökostromanbietern zu wechseln."

24. Juni 2008
AKW Brunsbüttel: Greenpeace gewinnt Rechtsstreit zur Akteneinsicht über den schweren Störfall im Jahr 2001

Von Greenpeace ist am 24.06.08 unter dem Titel "Greenpeace gewinnt vor Gericht gegen Vattenfall" folgende Pressemitteilung veröffentlicht worden: "Nach sechsjährigem Rechtsstreit erhält Greenpeace Akteneinsicht zum schweren Störfall im AKW Brunsbüttel 2001. Der Energiekonzern Vattenfall hatte die Herausgabe der Unterlagen seit 2002 blockiert. Das Oberverwaltungsgericht Schleswig hat am Dienstag [24.06.08] entschieden, das Interesse der Öffentlichkeit auf Information und Transparenz sei bei Störfällen höher einzuschätzen als das Recht des Betreibers Vattenfall auf Wahrung seiner Betriebsgeheimnisse."
"Damit folgte das OVG einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig", so der Wortlaut in der Greenpeace-Pressemitteilung. "Dieses hatte im Februar 2008 im Grundsatz entschieden, dass Greenpeace in diesem Fall als Sachwalter der Allgemeinheit tätig sei. Das zuständige Ministerium dürfe die Akteneinsicht nicht länger verwehren. Dieser Sieg vor Gericht ist eigentlich ein Skandal, urteilt Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. Es darf keine sechs Jahre dauern, bis ein Konzern wie Vattenfall in seine Schranken verwiesen wird und sich die Öffentlichkeit ein Bild von einem schweren Atomstörfall machen kann. Das zeigt, dass das Umweltinformationsrecht dringend reformiert werden muss."

Greenpeace: "Ein Störfall wird vertuscht"

"Im AKW Brunsbüttel war es am 14. Dezember 2001 zu einer Wasserstoffexplosion nahe am Reaktordruckbehälter gekommen. Rund drei Meter Rohrleitung wurden zerfetzt. Die Öffentlichkeit erfuhr erst zwei Monate später von dem Vorfall", wird von Greenpeace rückblickend festgestellt. "Der Energiekonzern Vattenfall, Nachfolger der Hamburgischen Electricitätswerke, führte die Verharmlosungstaktik der HEW fort. Er verschleppte die Aufklärung."
Von Greenpeace wird erinnert: "Um das Ausmaß des Störfalls einschätzen zu können, beantragte Greenpeace im Februar 2002 Akteneinsicht. Dabei ging es um den Schriftverkehr zwischen dem AKW-Betreiber und der Aufsichtsbehörde in Kiel. Das zuständige schleswig-holsteinische Ministerium stimmte zu. Es ordnete allerdings keinen Sofortvollzug an. Vattenfall nutzte die gewonnene Zeit und focht die Weitergabe der Informationen gerichtlich an."
"Ein jahrelanger Rechtsstreit folgte. Erst jetzt sah das Unternehmen sich gezwungen, nachzugeben und in einen Vergleich einzuwilligen", so Greenpeace. "Bis zum Schluss hat Vattenfall mit allen juristischen Winkelzügen um jede Aktenseite gekämpft, sagt Smital. Der Konzern wehrt sich gegen Transparenz, wo er nur kann."
"Erst vergangene Woche hat der Stromversorger bei einer Begehung des AKW Krümmel verkündet, er habe aus der Vergangenheit gelernt. Man wolle die Öffentlichkeit nun bei Störfällen offener und schneller informieren", war laut Greenpeace von Vattenfall Europe gegenüber der Öffentlichkeit beteuert worden. "Das AKW Krümmel ist seit einem Trafobrand im Juni 2007 vom Netz." Von Greenpeace wird dabei zutreffend kommentiert: "Auch bei diesem Störfall gelangte das wahre Ausmaß erst nach Wochen und stets nur scheibchenweise an die Öffentlichkeit."
"Die angebliche Offenheit von Vattenfall ist eine reine PR-Maßnahme, solange sich das Unternehmen so gebärdet wie bei diesem Rechtstreit, erklärt Smital. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, im Falle eines Störfalls umfassende Informationen und auch Unterlagen zu erhalten. Dies sollte schnell möglich sein - nicht erst Jahre später", wird von Greenpeace treffend festgestellt.
Die Pressemitteilung von Greenpeace vom 24.06.08 endet mit der Aussage: "Greenpeace wird nun die Unterlagen durchsehen und den Störfall von 2001 sowie die damaligen Kommunikationsschritte von Vattenfall bewerten."

Greenpeace und Vattenfall einigen sich über die Akteneinsicht zu dem Störfall im Dezember 2001

"Greenpeace und der Kernkraftwerksbetreiber Vattenfall haben sich vor Gericht auf die Herausgabe von Akten über einen Störfall 2001 im Atommeiler Brunsbüttel an die Umweltorganisation geeinigt", ist am 24.06.08 um 16:35 Uhr von der Nachrichtenagentur ddp gemeldet worden. "Beide Parteien hätten am Dienstag [24.06.08] vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Schleswig einen Vergleich geschlossen, sagte ein Gerichtssprecher auf ddp-Anfrage. Damit endet ein jahrelanger Rechtsstreit über mehrere Instanzen, bei dem es um die Offenlegung von Unterlagen zu einer Wasserstoffexplosion im Dezember 2001 gegangen war. Der schwere Störfall in der Sicherheitszone des Meilers hätte Experten zufolge bei nur etwas anderem Verlauf zu einer Kernschmelze führen können."
"Der Vergleich sei 'auf der Grundlage gegenseitigen Nachgebens' geschlossen worden, sagte der Sprecher", laut dem Bericht der Nachrichtenagentur ddp. "Greenpeace habe beim angestrebten Umfang der Einsichtnahme zurückgesteckt und auf die Herausgabe des weit überwiegenden Teils der Akten verzichtet. Im Gegenzug sei der Betreiber, der zur Wahrung seiner Betriebsgeheimnisse ursprünglich jede Einsichtnahme abgelehnt hatte, nun in weitem Maße entgegengekommen und wolle bestimmte Akteninhalte durch das Kieler Sozialministerium als Atomaufsichtsbehörde zur Verfügung stellen lassen. 'Damit ist die Geschichte für das Gericht vom Tisch', so der Sprecher."
Von ddp wird weiter gemeldet: "Dem Rechtsstreit vor dem OVG war ein sogenanntes Geheimschutzverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht vorangegangen. Dabei waren sämtliche Unterlagen zu dem Störfall auf ihre Geheimschutzbedürftigkeit hin gefiltert worden. Vattenfall folgt mit dem Vergleich jetzt den Bundesrichtern, nach deren Auffassung die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse an allen Informationen zum Störfall hat. Der Betreiber wolle nun alle Unterlagen mit unmittelbarem Störfallbezug Greenpeace in Kopie zur Verfügung stellen, auch wenn sie der Geheimhaltung unterlägen, sagte der Sprecher."

Vattenfall Europe Nuclear Energy, der Betreiber des Atommeilers in Brunsbüttel, hat bislang keine Stellungnahme zu dem aktuellen OVG-Gerichtsurteil zu der genehmigten Akteneinsicht über das 'Ereignis' im Atomkraftwerk Brunsbüttel im Dezember 2001 abgegeben...

23. Juni 2008
Alle drei Atommeiler in Schleswig-Holstein sind abgeschaltet

Unter der Überschrift "Atommeiler im Norden stehen still - Ein Jahr nach den Störfällen tun sich immer neue Gefahren auf" wird am 23.06.08 auf neues-deutschland.de einleitend berichtet: "Ohne Strom aus Kernkraftwerken gehen die Lichter aus - so prophezeit es die Atomlobby. Genau diesen Zustand erlebt Schleswig-Holstein: Die Meiler in Brunsbüttel und Krümmel befinden sich seit Monaten in Reparatur, und nun ist auch noch der Reaktor in Brokdorf wegen einer routinemäßigen Revision vom Netz gegangen. Überraschung: Die Energieversorgung ist nicht zusammengebrochen!"
"Die besonders störanfälligen Siedewasserreaktoren von Brunsbüttel und Krümmel werden noch auf unbestimmte Zeit keinen Strom liefern", wird in dem Artikel auf neues-deutschland.de vorausgesagt. "Vor fast genau einem Jahr wurden beide AKW an der Elbe abgeschaltet, als es in Brunsbüttel zu einem Kurzschluss kam und danach in Krümmel, ebenfalls nach einem Kurzschluss, ein Trafohaus in Flammen aufging und Rauchgas gar bis in die Leitwarte eindrang. Brunsbüttel ging kurz darauf wieder ans Netz, doch nach weiteren Pannen liegt der 1977 in Betrieb genommene Uraltmeiler seit dem 20. Juli 2007 ebenfalls still."
"In Krümmel steht zwar seit Dezember wieder ein funktionsfähiger Trafo." Auf neues-deutschland.de wird weiter ausgeführt: "Doch der Betreiber Vattenfall ist der bereits im hessischen AKW Biblis festgestellten Problematik fehlerhaft gesetzter Dübel nicht Herr geworden, was die Erdbebensicherheit gefährden könnte. Der Dübelaustausch ist noch längst nicht abgeschlossen, das Genehmigungsverfahren füllt zahlreiche Reihen von Aktenordnern."
"Zusätzlich wurden in Krümmel winzige Haarrisse in Armaturen und Steuerleitungen festgestellt. Ein Austausch der Armaturen kommt laut Vattenfall aufgrund zweijähriger Wartezeiten nicht in Frage", wird in dem Bericht auf neues-deutschland.de bekannt gegeben. "Und die selbst entwickelte Schweißtechnik benötigt für die Rissbeseitigung durch feinste Materialauftragung ebenfalls pro Vorgang 14 Tage. Noch sind in Krümmel über zehn Armaturen zu schweißen. In Brunsbüttel sind es sogar mindestens 15, wobei diverse Armaturen noch gar nicht auf Schadhaftigkeit untersucht sind. Jüngst versagte zudem ein hydraulisches Fernschaltventil im Feuerlöschsystem. Ursache war ein festgeklebter Dichtungsring. Nun werden alle anderen entsprechenden Ventile unter die Lupe genommen."
Auf neues-deutschland.de wird ausgesagt: "Vattenfall wagt inzwischen keine Prognose mehr, wann man wieder mit der Stromproduktion beginnen kann. Beobachtern zufolge könnte sich das Wiederanfahren bis ins nächste Jahr hinziehen. Anfangs schimpfte der Energiekonzern über die zuständige Aufsichtsbehörde, das Sozialministerium in Kiel. Inzwischen spricht man von einer guten Zusammenarbeit. Vattenfall beziffert die täglichen Verluste auf 1,1 Millionen Euro."
"Für Greenpeace ist es erschreckend, dass Risse oder das jüngste Ventilversagen aus dem laufenden Betrieb heraus passieren", so neues-deutschland.de. "'Die alten Meiler sind einfach nicht mehr sicher. Da spielt Verschleiß eine große Rolle', sagt Heinz Smital, Experte der Umweltorganisation. Es sei notwendig, die alten Atomanlagen sofort stillzulegen und in anderen AKW die Rissproblematik in Armaturen zu untersuchen."
"Greenpeace will ferner die Öffentlichkeit über die konkreten Gefahren informieren. Mit Verweis auf das Informationsfreiheitsgesetz klagt der Verband seit Jahren auf Akteneinsicht bezüglich einer Wasserstoffexplosion vom 14. Dezember 2001 in Brunsbüttel, bei der nahe am Reaktordruckbehälter ein Rohrleitungsstück zerbarst. AKW-Gegner sehen eine gravierende Gefahr, Vattenfall und Sozialministerium widersprechen. Greenpeace hangelte sich durch mehrere Instanzen und fand dann Gehör beim Bundesverwaltungsgericht." Der Artikel auf neues-deutschland.de endet mit der Aussage: "Nun rechnet man beim abschließenden Verfahren am Dienstag vor dem Oberverwaltungsgericht in Schleswig mit einem positiven Ausgang."

16. Juni 2008
Die Atomkraftwerke in Brunsbüttel und Krümmel bleiben auf unbestimmte Zeit vom Netz

Die Atommeiler Brunsbüttel und Krümmel bleiben weiter auf unbestimmte Zeit abgeschaltet. Ein Termin für das Wiederanfahren der beiden Vattenfall-Atomkraftwerke ist weiterhin noch offen.

Das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel berichtet am 16.06.08 in einer Pressemitteilung mit dem Titel "Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel stehen weiterhin still": "Die Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel sind weiterhin nicht am Netz. Krümmel steht seit dem Transformatorenbrand mit anschließender Reaktorschnellabschaltung am 28. Juni 2007 still, Brunsbüttel wurde nach mehreren Zwischenfällen am 20. Juli 2007 vollständig abgeschaltet. Wann beide Kernkraftwerke wieder ans Netz gehen, ist nicht absehbar. Bislang liegen dem in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständigen Sozialministerium keine Anträge zum Wiederanfahren vor."
"Ursache für die langen Stillstände war zunächst die Aufarbeitung der Ursachen, die zu den Reaktorschnellabschaltungen in beiden Kernkraftwerken am 28. Juni 2007 geführt haben. Zusätzlich zeigten sich ebenfalls in beiden Anlagen erhebliche Überprüfungs- bzw. Sanierungsbedarfe wegen fehlerhafter Dübelverbindungen sowie aufgrund von Rissen in Armaturen und SteuerleitungenInsbesondere die letztgenannte Problematik steht derzeit einem Wiederanfahren entgegen", wird vom zuständigen Kieler Sozialministerium festgestellt. "Hierzu sagte der Leiter der Reaktorsicherheitsabteilung im Sozialministerium, Dr. Wolfgang Cloosters: 'Im Moment beschäftigen uns vor allem die Risse in den Armaturen. Erst wenn alle Probleme gelöst sind, erteilen wir den Kernkraftwerken auf Antrag die Zustimmung zum Wiederanfahren.'"

Vattenfall: "Sanierung von Dübeln und Armaturen in Kernkraftwerken geht voran - Termin für Wiederanfahren noch offen"

Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe äußert sich in einer Pressemitteilung vom 16.06.08 zu dem "Stand der Arbeiten in Krümmel und Brunsbüttel": "In den derzeit stillstehenden Kernkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel gehen die Sanierungsarbeiten an Dübeln und Armaturen voran. Ein Termin für das Wiederanfahren der Kraftwerke sei noch offen, teilte Betreiber Vattenfall am Montag mit. 'Für uns ist wichtig, alle nötigen Punkte sorgfältig abzuarbeiten', sagte der Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy (VENE), Ernst Michael Züfle. Dies geschehe in Abstimmung mit der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde, dem Kieler Sozialministerium, sowie den von ihr eingesetzten unabhängigen Gutachtern. Beide Kraftwerke sind seit dem Sommer vergangenen Jahres nicht in Betrieb. Am 28. Juni 2007 war das Kernkraftwerk Krümmel nach dem Brand eines Transformators vom Netz gegangen. Am selben Tag [28.06.07] war es in Brunsbüttel durch einen Kurzschluss in einer Schaltanlage außerhalb des Kraftwerks zu einer Schnellabschaltung gekommen."
"'Nach den Ereignissen im vorigen Sommer haben wir ein umfassendes Maßnahmenpaket beschlossen', sagte Reinhardt Hassa, Vorstandsmitglied von Vattenfall Europe. Die Änderungen umfassten Technik und Organisation, Schulung der Mitarbeiter und Krisenmanagement. 'Diese Maßnahmen haben wir größtenteils umgesetzt'", wird von Vattenfall Europe versichert. "Für einzelne organisatorische Änderungen stehe die Zustimmung der Aufsichtsbehörde noch aus."
Die bislang nach Aussage von Vattenfall Europe umgesetzten Maßnahmen: "Unter anderem sei in Krümmel die Steuerung der Speisewasserpumpen des Reaktors verändert worden. Dadurch werde der Ausfall einer solchen Pumpe, wie er nach dem Brand des Transformators und der Schnellabschaltung eingetreten ist, verhindert. Die Steuerung der Lüftungsanlage im Wartengebäude sei so verändert worden, dass künftig keine Brandgase von außen in die Innenräume gelangen können. Um Missverständnisse auf der Kraftwerkswarte zu vermeiden, sei für Schalthandlungen die so genannte Drei-Wege-Kommunikation (Anordnen, Wiederholen, Bestätigen) verbindlich vorgeschrieben worden. Nach der Schnellabschaltung in Krümmel war es zu einem Missverständnis zwischen Schichtleiter und Reaktorfahrer gekommen. Aus den Abläufen nach dem Trafobrand habe der Betreiber ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, das sämtliche Mitarbeiter des Wartenpersonals auf dem Simulator in Krümmel absolviert hätten."
"Schnelle, transparente und umfassende Information" laut Vattenfall Europe: "Im Unternehmen sei eine neue Struktur für das Krisenmanagement eingerichtet worden, die einen schnellen Informationsfluss innerhalb des Unternehmens und eine transparente und umfassende Information der Öffentlichkeit sicherstelle, sagte Per-Olof Waessman, der bei Vattenfall seit Februar dieses Jahres den neu geschaffenen Direktorenposten des Chief Nuclear Officers ausfüllt. Er gehört der Unternehmensleitung als Kernkraftexperte an und ist dem Konzernchef Lars G. Josefsson direkt verantwortlich. Mit Waessmans Berufung soll der Sicherheitsstandard bei Vattenfall weiter verbessert werden. Der 58-jährige Schwede Waessman verfügt über eine mehr als dreißigjährige Berufserfahrung auf dem Gebiet von Reaktorsicherheit und -technik und war zuletzt bei der Firma Westinghouse beschäftigt."
Zu den "Arbeiten an Dübeln und Armaturen" wird von Vattenfall Europe näher eingegangen: "'Die Folgen der Ereignisse im vorigen Sommer sind weitgehend abgearbeitet', sagte VENE-Geschäftsführer Züfle. Der Grund für den derzeitigen Stillstand der beiden Kraftwerke liege in zwei davon unabhängigen Bereichen: dem Austausch bestimmter Dübel in Schwerlast-Halterungen und der Sanierung von speziellen Armaturen aus austenitischem Stahl. Bei Schwerlast-Dübeln in Bereichen, für die besondere Anforderungen - wie die Sicherheit im Fall schwerer Erdbeben - gelten, waren Abweichungen vom vorgesehenen Sitz festgestellt worden. In Krümmel wurden daraufhin rund 230 Dübel ausgetauscht, etwa 40 weitere sollen nach heutigem Stand vor dem Wiederanfahren noch ersetzt werden. In Brunsbüttel sind bisher rund 50 Dübel ausgetauscht worden, etwa 300 weitere sollen vor dem Wiederanfahren ersetzt werden. In Brunsbüttel wird zudem eine Arbeitsbühne im Reaktorgebäude durch zusätzliche Befestigungen verstärkt. An Armaturen eines bestimmten Bautyps aus austenitischem Stahl waren in beiden Kraftwerken Oberflächenschäden festgestellt worden. Die betroffenen Armaturen werden nach detaillierter Prüfung durch ein Spezialverfahren saniert. Im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten wurden ein Prüfverfahren zur Feststellung der Schäden entwickelt und qualifiziert sowie neue Schweißwerkstoffe hergestellt, um die Qualität der Armaturen zu verbessern und künftige Schäden auszuschließen. In Krümmel sollen nach heutigem Stand 13 Armaturen durch das Spezial-Schweißen saniert werden, in Brunsbüttel 15; sieben weitere werden dort noch untersucht. 'Wir kommen mit den laufenden Arbeiten gut voran', sagte Züfle." Die Vattenfall-Pressemitteilung endet mit den Zusicherungen: 'Wir werden weiter in Abstimmung mit Aufsichtsbehörde und den unabhängigen Gutachtern alles Nötige abarbeiten und erst danach wieder ans Netz gehen. Ein Termin dafür ist derzeit noch nicht absehbar.'"

Greenpeace kritisiert Reparaturen an den Vattenfall-Atommeilern

Von der Nachrichtenagentur AP wird am 16.06.08 u.a. gemeldet: "Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte Vattenfall für die Reparatur von Armaturen und Steuerleitungen. Diese sollten besser gegen neue Teile ausgetauscht werden, sagte der Greenpeace-Physiker Heinz Smital. Dass Vattenfall dagegen zu lange Lieferzeiten für neue Teile anführe, zeige ein immer noch mangelndes Bewusstsein für die Sicherheit. Darüber hinaus gebe es offenbar noch viele weitere Probleme. 'Vattenfall hat vor nicht langer Zeit noch von einem baldigen Wiederanfahren gesprochen. Jetzt ist von einem Termin keine Rede mehr', sagte Smital. - Der Ausfall der beiden Kraftwerke kostet Vattenfall nach eigenen Angaben rund eine Million Euro am Tag."
Die Nachrichtenagentur ddp berichtet am 16.06.08 u.a.: "Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital kritisierte, dass Vattenfall die Kraftwerke im vergangenen Jahr wieder habe anfahren wollen, obwohl die Risse in den Armaturen bereits bekannt gewesen seien. Der Betreiber sei nicht in der Lage, die Risiken seiner eigenen Anlagen und ihrer technischen Probleme einzuschätzen. Die Risse seien keine Einzelfälle, sondern entstünden durch den normalen laufenden Betrieb. Diese Problematik weite sich offenbar zu einer 'größeren Geschichte' aus, die möglicherweise alle Kernkraftwerke betreffe."

14. Juni 2008
Noch keine Wiederanfahranträge für die Vattenfall-AKW in Brunsbüttel und Krümmel angekündigt

Von der Nachrichtenagentur ddp ist am 14.06.08 gemeldet worden: "Wann die seit knapp einem Jahr stillstehenden Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel wieder ans Netz gehen, ist weiter unklar. «Für beide Anlagen haben die Betreiber selbst bislang weder Anträge zum Wiederanfahren gestellt noch solche angekündigt», sagte Wolfgang Cloosters, Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit und Strahlenschutz im Kieler Sozialministerium, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp. Das Ministerium als Reaktoraufsichtbehörde beteilige sich «im Übrigen nicht an Spekulationen, wie lange die Betreiber dazu noch brauchen»."
"In beiden Anlagen werde derzeit hauptsächlich an der Problematik der Risse in Armaturen sowie an der Dübelproblematik gearbeitet, sagte Cloosters“ nach der ddp-Meldung. "Er fügte hinzu: «Auch aus Sicht der Betreiber stehen diese Punkte gegenwärtig einem Wiederanfahren beider Anlagen entgegen.» Die Aufsichtsbehörde werde ein Wiederanfahren der Anlagen «erst und nur dann zulassen, wenn die gegenwärtig dem Wiederanfahren entgegenstehenden technischen Probleme ausgeräumt und die entsprechenden Mängel beseitigt sind»."
"Laut Vattenfall-Sprecher Ivo Banek ist «ein Termin für das Anfahren aus heutiger Sicht weiterhin noch nicht absehbar». In beiden Kraftwerken seien die «beiden großen Arbeitsprojekte» derzeit noch die Dübel und Armaturen", so die Nachrichtenagentur ddp.
"Der Stillstand kommt den Stromkonzern Vattenfall teuer zu stehen", wird in der ddp-Meldung verdeutlicht. "Seit einem Jahr speist das Atomkraftwerk Krümmel im schleswig-holsteinischen Geesthacht vor den Toren Hamburgs nach einem Störfall keinen Strom mehr in das Stromnetz ein, der Reaktor Brunsbüttel ist nach einer Pannenserie seit Mitte Juli 2007 heruntergefahren. Rund eine Million Euro kostet der Ausfall beider Atommeiler den Stromkonzern - täglich."
Die Nachrichtenagentur ddp rückblickend: Das AKW „Krümmel war nach einem Störfall am 28. Juni 2007 vom Netz genommen worden.“ ... "Das ebenfalls von Vattenfall betriebene AKW Brunsbüttel musste nach einer ganzen Pannenserie schließlich am 18. Juli erneut heruntergefahren werden und ist seither vom Netz. Einen Vorteil bietet der Stillstand für Vattenfall zumindest im Fall Brunsbüttel", wird von ddp festgestellt: "Die im Atomkonsens vereinbarte endgültige Abschaltung des Reaktors hat sich dadurch bereits vom Frühjahr 2009 auf Anfang 2010 verschoben. Damit kann Brunsbüttel bis nach der Bundestagswahl am Netz bleiben. Die heutige Reststrommenge reiche im Fall Krümmel bei normalem Betrieb von heute an bis 2016, sagte Banek."

11. Juni 2008
Panne im Feuerlöschsystem des AKW Brunsbüttel

Wieder hat es in dem seit Juli 2007 abgeschalteten AKW Brunsbüttel des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe eine Panne gegeben: Bei dem neuen sogenannten "Meldepflichtigen Ereignis" handelt es sich diesmal um einen Defekt im Feuerlöschsystem des Atommeilers.

Unter der Überschrift "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Meldepflichtiges Ereignis" hat das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Kieler Sozialministerium am 11.06.08 in einer Pressemitteilung über den neuen 'Vorfall' im AKW Brunsbüttel bekannt gegeben: "Im Kernkraftwerk Brunsbüttel hat es ein Meldepflichtiges Ereignis gegeben. Das ist der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht heute (11. Juni) fristgerecht vom Betreiber mitgeteilt worden. Danach wurde bei einer Prüfung ein Defekt in einem Feuerlöschsystem festgestellt. Ein hydraulisches Fernschaltventil ließ sich nicht von der Kraftwerkswarte aus öffnen."
"Die Aufsichtsbehörde hat den Brandschutzsachverständigen Germanischer Lloyd (GL) mit Prüfungen vor Ort beauftragt", wird in der Pressemitteilung des Kieler Sozialministeriums ausgesagt. "Der GL prüft derzeit die Ursache des Ventilversagens und ob noch weitere Fernschaltventile von dem Problem betroffen sind."
"Das Meldepflichtige Ereignis wurde von der Betreibergesellschaft in die Kategorie 'N' (Normal) eingestuft. Das Kernkraftwerk Brunsbüttel steht wegen technischer Probleme seit Juli 2007 still", wird vom Sozialministerium in Kiel abschließend zu dem neuen 'Ereignis' im Vattenfall-AKW Brunsbüttel erklärt.

Vattenfall: "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel"

Vattenfall Europe teilt in einer Pressemitteilung vom 11.06.08 unter dem Titel "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel" der Öffentlichkeit zu der neuen Panne im AKW Brunsbüttel mit: "Im derzeit stillstehenden Kernkraftwerk Brunsbüttel ist bei der Überprüfung einer Löschanlage im Maschinenhaus ein defektes Ventil festgestellt worden. Das Ventil ließ sich bei der Kontrolle nicht öffnen. Die dafür verantwortliche Dichtung des Ventils wurde ausgetauscht, die beiden vergleichbaren Ventile wurden untersucht und funktionierten einwandfrei."
"Der Sachverhalt liegt", nach der Einschätzung von Vattenfall Europe, "unterhalb der sieben Stufen der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen in Kernkraftwerken ('INES null') und wurde der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel am Mittwoch nach der Meldekategorie 'N' (Normalmeldung) mitgeteilt."

Von der Nachrichtenagentur AP wird am 11.06.08 zu dem neuen 'Ereignis' in dem Atomkraftwerk Brunsbüttel des Vattenfall-Konzerns ergänzend gemeldet: "Das vom Energiekonzern Vattenfall betriebene AKW Brunsbüttel steht nach einem Kurzschluss im vergangenen Juli [2007] wegen diverser technischer Probleme still. Auch das ebenfalls von Vattenfall betriebene AKW Krümmel ist vom Netz genommen worden. Wann die Meiler wieder angefahren werden, ist dem Unternehmen zufolge noch offen."

28. Mai 2008
AKW Brunsbüttel: Wiederanfahren weiter unklar - Reparaturen laufen

Das Wiederanfahren des Atomkraftwerks Brunsbüttel ist nach Aussage der schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde weiterhin unklar.
Wie der Sprecher des Ministeriums für Soziales in Kiel, Oliver Breuer, mitteilte, sei man im regen Kontakt mit dem Betreiber des Kraftwerks, Vattenfall Europe. Bislang sei kein Antrag auf Wiederanfahren gestellt worden. Zudem würden die Reparaturarbeiten im Kraftwerk andauern.
Ivo Banek, Sprecher von Vattenfall Europe hatte Ende April mitgeteilt, die Arbeiten würden laufen, ein Ende aber noch nicht abzusehen.
Die Vattenfall-AKWs Brunsbüttel und Krümmel waren Mitte 2007 (Ende Juni / Mitte Juli) nach mehreren Störfällen vom Netz gegangen und stehen seit dem still. 
(Info-Quelle: ContrAtom)

06. Mai 2008
AKW Brunsbüttel und Krümmel bleiben weiter abgeschaltet

Die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel bleiben weiterhin noch für Wochen abgeschaltet - das behauptet zumindest E.ON. Auf der Hauptversammlung des Konzerns, der an den beiden von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerken beteiligt ist, wurde auf Nachfrage von E.ON-Chef Bernotat selbst ausgesagt,
- AKW Krümmel bleibt bis mindestens Ende August
- AKW Brunsbüttel bleibt bis mindestens Ende Juni
vom Netz. Dann sollten - sofern alles nach Plan verläuft - die Reparaturen abgeschlossen sein.
Von Vattenfall selbst gibt es keine Stellungnahme zu einem Anfahrtermin.
(Info-Quelle: ContrAtom)

10. April 2008
Standort-Zwischenlager Brunsbüttel: Bundesverwaltungsgericht stärkt Klagerecht der AnwohnerInnen von Atomanlagen

Zusammenfassung: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am Donnerstag, den 10.04.08, in einem Grundsatzurteil das Klagerecht der AnwohnerInnen von Atomanlagen deutlich gestärktSie können die atomrechtliche Genehmigung mit der Begründung angreifen, daß ein ausreichender Schutz gegen terroristische Angriffe nicht gegeben sei. Gerichte müßten auf Verlangen prüfen, ob die Genehmigungsbehörden nötige Schutzmaßnahmen in zureichendem Maße beurteilt hätten. Die Richter entschieden im konkreten Fall eines Klägers, der die Sicherheitsvorkehrungen des Standort-Zwischenlagers beim Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein als unzureichend bezeichnet hatte, die Sache zur Neuverhandlung an das Oberverwaltungsgericht Schleswig zurückzuverweisen.

Auf PR-inside.com wird am 10.04.08 dazu einleitend gemeldet: "Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am Donnerstag [10.04.08] in einem Grundsatzurteil (AZ: BVerwG 7 C 39.07) die Rechte der Anwohner von Atomanlagen gestärkt. Im konkreten Fall fühlte sich ein Anwohner des Zwischenlagers beim Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein nicht genügend vor möglichen Terrorangriffen geschützt und hatte deshalb vor dem Bundesgericht geklagt. Die Umweltorganisation Greenpeace begrüßte das Urteil."
"Die Richter unter Vorsitz von Wolfgang Sailer verwiesen die Sache zur Neuverhandlung an das Oberverwaltungsgericht Schleswig zurück, das die Klage des Mannes in erster Instanz abgewiesen hatte", wird auf PR-inside.com berichtet. "Die Anwohner von Atomanlagen seien einem 'besonderen Risikopotenzial' - auch durch mögliche Terroranschläge - ausgesetzt, argumentierte Sailer. Deshalb sei es nach Auffassung des Gerichts 'bundesrechtswidrig', ihnen das Recht auf eine gerichtliche Überprüfung ihres individuellen Schutzes etwa vor gezielten Flugzeugabstürzen oder Angriffen mit panzerbrechenden Waffen abzusprechen. Die betroffenen Nachbarn solcher Anlagen hätten sogenannten Drittschutz, also ein individuelles Klagerecht, urteilten die Bundesrichter."
Auf PR-inside.com wird weiter zu dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig ausgeführt: "Der Drittschutz ende dort, wo Beeinträchtigungen von Leben und Sachgütern ausgeschlossen sind. Die Betreiber solcher Anlagen müssten den Schutz der Anwohner durch bestimmte Maßnahmen gewähren. 'Der geschützte Personenkreis ist durch den Einwirkungsbereich hinreichend abgrenzbar', betonte Sailer. Ob die subjektiven Schutzansprüche des Klägers aus Brunsbüttel erfüllt sind, müsse im konkreten Einzelfall vom Oberverwaltungsgericht geklärt werden. Dies sei in erster Instanz nicht passiert, kritisierte der Vorsitzende Richter. Deshalb sei ein Zurückverweisen des Falles 'unumgänglich' gewesen."
"Der Kläger, der sechs Kilometer von der Atomanlage entfernt wohnt, hatte die seiner Ansicht nach unzutreffende Rechtsgrundlage für die Genehmigung zur Aufbewahrung von bis zu 80 Castorbehältern im Zwischenlager Brunsbüttel angefochten", so der Bericht auf PR-inside.com rückblickend. "Diese war vom Bundesamt für Strahlenschutz, das in dem Verfahren als Beklagte auftrat, erteilt worden. Seine Klage war Anfang vergangenen Jahres von der Vorinstanz mit der Begründung abgewiesen worden, es bestehe kein individueller Anspruch auf bestimmte Schutzvorkehrungen des Staates vor terroristischen Anschlägen."
"Die Ehefrau des Klägers, Anke Dreckmann, war in Vertretung ihres gesundheitlich beeinträchtigten Mannes zur Verhandlung nach Leipzig gereist", so PR-inside.com. "Sie sagte nach der Urteilsverkündung: 'Das ist positiv - für mich und die Antiatombewegung, aber wir sind ja noch nicht am Ende.'"
"Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital wertete das Urteil als wegweisend. Die hohe Verwundbarkeit von Atomkraftwerken machten die Nutzung der Atomkraft 'völlig unakzeptabel'. Die Meldung auf PR-inside.com schließt mit der Feststellung ab: "Die Bundesregierung müsse den Anwohnerschutz ernst nehmen und eine Energieversorgung ohne Kernkraft schneller als geplant umsetzen, forderte Smital."
Die Nachrichtenagentur AP dazu am 10.04.08 ergänzend: "Greenpeace erklärte, die potenziellen Gefahren, die von einem terroristischen Angriff auf eine unzureichend geschützte Atomanlage ausgehen könnten, müssten Anwohner in Zukunft nicht mehr hinnehmen. Die Organisation forderte die Bundesregierung auf, den Anwohnerschutz bei Atomanlagen Ernst zu nehmen und eine Energieversorgung ohne Atomkraft schneller als geplant umzusetzen."

08. April 2008
Standort-Zwischenlager Brunsbüttel: Bundesverwaltungsgericht überprüft Genehmigung

Das Hamburger Abendblatt berichtet am 08.04.08: "Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig überprüft an diesem Donnerstag [10.04.08] die Genehmigung für das Zwischenlager am derzeit stillstehenden Atomkraftwerk Brunsbüttel. Ein Anwohner will eine Rücknahme der Genehmigung erzwingen, weil er Sicherheitsmängel sieht."
"Aus seiner Sicht mangelt es den Castor-Behältern an Langzeitsicherheit, die in den atomaren Zwischenlagern zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen verwendet werden. Zudem sei der Schutz gegen terroristische Angriffe wie einen absichtlichen Flugzeugabsturz oder einen Beschuss mit modernen Panzerfäusten nicht gewährleistet, argumentiert der Kläger. Die Leipziger Richter wollen nach Angaben einer Sprecherin", so das Hamburger Abendblatt, "noch am selben Tag ihr Urteil fällen.""
"In den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel kam es in den vergangen Monaten immer wieder zu Pannen", wird vom Hamburger Abendblatt eingeräumt. "Das Werk in Brunsbüttel steht seit vergangenen Sommer still. Es wurde am 28. Juni nach einem Kurzschluss in einer Schaltanlage heruntergefahren und vom Netz getrennt. Am selben Tag war auch der Reaktor im Werk Krümmel bei Geesthacht nach einem Transformatorenbrand abgeschaltet worden. Auch dieses Kraftwerk steht weiter still. Auf dem Gelände der beiden Atomkraftwerke befinden sich jeweils atomare Zwischenlager für Kernbrennstoffe in Castoren."
"In der Vorinstanz hatten Atomgegner auch das Zwischenlager im Werk Krümmel im Visier. Die Klagen vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Schleswig blieben jedoch im Januar 2007 ohne Erfolg. Das Gericht war der Auffassung, dass Castoren für die Langzeitaufbewahrung von radioaktiven Brennelementen 'geeignet und zuverlässig' seien", so der Wortlaut in dem Artikel des Hamburger Abendblatt.
Der Bericht im Hamburger Abendblatt endet mit der Aussage: "Vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig geht es nur um das Zwischenlager in Brunsbüttel. Der Kläger lebt etwa sechs Kilometer davon entfernt und besitzt ein Haus. Im Mittelpunkt der Verhandlung in Leipzig steht die Frage, inwiefern ein einzelner Bürger einen Rechtsanspruch darauf hat, die Betreiber von Atomkraftwerken zu weiteren Schutzmaßnahmen zu verpflichten."

04. April 2008
AKW Brunsbüttel: Restlaufzeit verlängert sich durch den Stillstand voraussichtlich bis Anfang 2010

Das schleswig-holsteinische Atomkraftwerk Brunsbüttel bleibt voraussichtlich länger am Netz als ursprünglich geplant und wird frühestens zum Beginn des Jahres 2010 endgültig stillgelegt. Ursprünglich sollte die Stillegung bereits im Frühjahr 2009 noch vor der Bundestagswahl erfolgen. Der Atommeiler an der Unterelbe ist seit einem Kurzschluß und einer Pannenserie im vergangenen Sommer 2007 abgeschaltet. Dies wird am 04.04.08 von den Nachrichtenagenturen AP und ddp übereinstimmend gemeldet.
"Aufgrund des derzeitigen Stillstands des Meilers reiche die Restrommenge mindestens bis Anfang 2010, erklärte die Betreibergesellschaft Vattenfall am Freitag in Hamburg. Reststrommenge für Brunsbüttel betrage elf Milliarden Kilowattstunden. Dies reiche für 22 Monate. Dem Atomausstiegsplan zufolge sollte das AKW bereits 2009 stillgelegt werden." (Nachrichtenagentur AP, 04.04.08)
"Das seit einer Pannenserie im vergangenen Sommer stillgelegte Atomkraftwerk Brunsbüttel wird frühestens zum Beginn des Jahres 2010 endgültig vom Netz genommen. Die Abschaltung des Meilers werde sich wegen der vorübergehenden Stilllegung um mindestens ein Dreivierteljahr verschieben, teilte der Betreiber Vattenfall Europe am Freitag auf ddp-Anfrage mit. Die Reststrommenge für den Meiler gemäß Atomkonsens betrage rund elf Milliarden Kilowattstunden, erklärte Konzernsprecher Ivo Banek. Bei Normalbetrieb könne das AKW damit noch 22 Monate am Netz bleiben. Würde der Meiler bereits in den kommenden Tagen ans Netz gehen, müsste er erst im Februar 2010 abgeschaltet werden. Ursprünglich sollte das AKW bereits im Frühjahr 2009 noch vor der Bundestagswahl stillgelegt werden." (Nachrichtenagentur ddp, 04.04.08)

Von den Nachrichtenagenturen AP und ddp wird unter Berufung auf Aussagen des Atomenergie-Konzerns Vattenfall und des zuständigen Sozialministeriums in Kiel weiter berichtet, daß ein Termin für das Wiederanfahren des AKW Brunsbüttel (und des AKW Krümmel) bislang nicht in Sicht ist: Im Atommeiler Brunsbüttel (wie auch im zur Zeit nach abgeschalteten AKW Krümmel) sind sowohl die Sanierung der nicht-fachgerechten Dübelverbindungen als auch die Behebung der Risse in den Armaturen noch nicht beendet. Derzeit sei auch noch nicht klar, ob und in welchem Umfang weitere Teile ausgetauscht werden müßten. - Dem für die Reaktoraufsicht zuständigen Kieler Sozialministerium liegen bislang keine Anträge von Vattenfall zum Wiederanfahren der Atommeiler in Brunsbüttel oder Krümmel vor
"Wann der Meiler wieder angefahren wird, ist laut Vattenfall noch offen. Man sei noch in der Bewertung der Probleme mit falschen Dübeln und Rissen in Armaturen. Derzeit sei noch nicht klar, ob und in welchem Umfang Teile ausgetauscht werden müssten. Eines ist einem Konzernsprecher zufolge jedoch klar: «Jeder Tag, den wir stillstehen, wird hinten drangehängt.»" (Nachrichtenagentur AP, 04.04.08)
"Unklar ist aber weiterhin, wann die beiden derzeit stillstehenden Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel wieder ans Netz gehen können. «Uns liegen noch keine Anträge zum Wiederanfahren vor, sagte der Sprecher der Kieler Reaktoraufsicht, Oliver Breuer, auf ddp-Anfrage. Er fügte hinzu: »In beiden Fällen sind sowohl die Sanierung der nicht-fachgerechten Dübelverbindungen als auch die Behebung der Risse in den Armaturen noch nicht beendet.« Sowohl Vattenfall als auch das schleswig-holsteinische Sozialministerium wollen derzeit keinen Zeitpunkt für das Wiederanfahren nennen. «Jedes Datum wäre aus der Luft gegriffen», sagte Banek. Derzeit sind seinen Angaben zufolge neben den Stammbelegschaften jeweils mehrere hundert Experten mit der Aufarbeitung der Störfälle und technischer Probleme vom Sommer vergangenen Jahres beschäftigt." (Nachrichtenagentur ddp, 04.04.08)

29. März 2008
AKW Brunsbüttel nicht wie geplant Ende März wieder am Netz

"Das seit einem Dreivierteljahr stillstehende Atomkraftwerk Brunsbüttel geht nicht wie zunächst geplant Ende März ans Netz", wird auf welt.de am 29.03.08 gemeldet. "Betreiber Vattenfall habe noch keine Wiederinbetriebnahme beantragt, sagte ein Sprecher des für die Atomaufsicht zuständigen schleswig-holsteinischen Sozialministeriums der dpa in Kiel. Wann das AKW an der Unterelbe den Betrieb wieder aufnehmen wird, sei nicht absehbar. Es wurde am 28. Juni 2007 nach einem Kurzschluss in einer Schaltanlage heruntergefahren und vom Netz getrennt. Am selben Tag war auch der Reaktor in Krümmel nach einem Transformatorenbrand abgeschaltet worden. Auch dieses Kraftwerk steht weiterhin still."  
Auf wlz-fz.de wird dazu am 29.03.08 ergänzend berichtet: "In beiden Anlagen gibt es nach Angaben des Sozialministeriums noch anhaltende technische Probleme. So sind in beiden Kernkraftwerken Sanierungsarbeiten aufgrund von Rissen an diversen Armaturen und Steuerleitungen noch nicht abgeschlossen. Auch die Sanierung nicht fachgerechter Dübelverbindungen dauere in Brunsbüttel wie in Krümmel weiter an.

19. März 2008
Die Zeit: "Vattenfall meldet weiter"
 
Auf zeit.de sind am 19.03.08 die zahlreichen "Pannen" in den von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel im Zeitraum vom 28.06.07 bis zum 19.03.08 in einer überarbeiteten Chronik aufgelistet worden. 

"Im Sommer gingen die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel wegen diverser Pannen vom Netz. Seitdem meldet Betreiber Vattenfall immer weitere Zwischenfälle. ZEIT online dokumentiert sie in einer Chronologie. Die Liste reiht alle 'Meldepflichtigen Ereignisse' in Krümmel und Brunsbüttel auf, die bis zum 19. März 2008 veröffentlicht wurden. Das Datum ist zumeist das der Pressemitteilung, in der Kraftwerkbetreiber Vattenfall den Zwischenfall bekannt gab. Volltexte und weitere Angaben zu jedem der Zwischenfällen gibt es auf den Internetseiten von Vattenfall. Am 22. Januar 2008 teilte die zuständige Sozialministerin Gitta Tauernicht in einer Presseaussendung mit, dass Brunsbüttel nicht vor Ende März, Krümmel nicht vor Mitte Mai 2008 ans Netz gehen wird. Wir [ZEIT online] verzichten an dieser Stelle bewusst auf eine Bewertung der Störmeldungen", so der einleitende Wortlaut der ergänzten Störfall-Chronologie mit dem Titel "Vattenfall meldet weiter" auf zeit.de. - Von ZEIT online wird kritisch gefragt: "Haben wir das Atomkraftrisiko im Griff?"
Wir dokumentieren untenstehend die auf zeit.de am 19.03.08 zusammengefaßte Vattenfall-Störfall-Chronologie:

Atomkraftwerk Brunsbüttel

28.06.2007: Wegen einer Netzstörung wird auch das AKW Brunsbüttel vom Netz genommen.
01.07.2007: Beim Wiederanfahren des Kernkraftwerks sperrt zweimal kurz hintereinander unvorhergesehen das Reaktorwasserreinigungssystem.
19.07.2007: Bei Routineuntersuchungen fällt auf, dass Ölkreisläufe des AKWs nicht richtig funktionieren. Um weiter nachforschen zu können, wird das Kraftwerk abgeschaltet und steht seitdem still.
20.08.2007: Teile von Druckventilen des Schnellabschaltsystems sind nicht in Ordnung und müssen ausgetauscht werden.
12.11.2007: Weil in Krümmel Risse an Armaturen entdeckt wurden, sucht man nun auch in Brunsbüttel danach. An zwei Armaturen des Reaktorwasserreinigungssystems sind die Oberflächen angerissen.
12.11.2007: In einem Ersatzkühlsystem, das für Störfälle vorgesehen ist, gibt es ein kleines Leck an einem Messanschluss. Er gehört zu einem System, das die Kühlung kühlt. Genauer: Es kühlt eine von zwei Einspeisepumpen des Ersatzkühlsystems.
19.11.2007: Der Motor einer Pumpe, die das Wassers im Brennelemente-Lagerbecken kühlt, ist defekt. Die Verschraubung des Kabelanschlusses hatte sich gelöst und die Isolierung des Kabels war im Bereich des Anschlusses beschädigt. Ersatzweise werden zwei redundant zur Verfügung stehende Nachkühlsysteme eingesetzt. Der Motor wird überholt, vergleichbare Motoren und ihre Anschlüsse werden vorsorglich überprüft.
19.11.2007: Weil in einem anderen AKW falsche Dübel verwendet wurden, werden verschiedene Dübeltypen nun auch in Brunsbüttel überprüft. Ergebnis: Mehrere Dübeltypen entsprechen in größerer Anzahl nicht den Vorgaben (falscher Typ). Zudem stecken sie in zu großen Löchern, sitzen nicht rechtwinklig, stehen zu weit aus der Wand heraus oder die Unterlegscheiben fehlen. Betroffen sind verschiedene Kühl- und Flutsysteme. Die Untersuchungen dauern an.

05.02.2008: Bei Lackierarbeiten im Außengelände des Kernkraftwerks Brunsbüttel entsteht durch einen umgestürzten Halogenscheinwerfer ein Brand. Eine Abdeckfolie, die einen wegen der Malerarbeiten außer Betrieb gesetzten Transformator schützen sollte, sowie zwei Gerüstbretter fingen Feuer. Die Werkfeuerwehr konnte den Brand mithilfe eines Handfeuerlöschers löschen.
20.02.2008: Während die Notstromanlage überprüft wird, schaltet ungewollt ein Transformator ab. Dadurch fällt für 45 Minuten eine von sechs Notstromschienen aus, daran hängende Geräte wie Lüftungsanlagen sind in der Zeit nicht verfügbar.
 
Atomkraftwerk Krümmel

28.06.2007: Weil ein Transformator Feuer fing, kam es im AKW Krümmel zu einer sogenannten "Reaktorschnellabschaltung". Infolge wurde das ganze Kraftwerk heruntergefahren.
09.07.2007: Zwei Dübel, die eine Wartungsbühne befestigen, sind nicht vom vorgesehenen Typ.
Diese Bühnen werden genutzt, um die Kühler von Notstrom-Dieselgeneratoren zu warten, die im Notfall zur Stromversorgung des Kraftwerks zur Verfügung stehen müssen. Darum müssen die Bühnen erdbebensicher sein.
11.07.2007: Der Entlüftungsstutzen einer sogenannten Vorwärmanlage hat ein zwei Millimeter großes Loch. Die Niederdruck-Vorwärmanlage ist Teil des Wasser-Dampf-Kreislaufs im Kraftwerk.
16.07.2007: Zwei weitere falsche Dübel werden an einer zweiten Wartungsbühne entdeckt. Sie sind vom gleichen Typ wie die falschen Dübel der Vorwoche. Das damalige Meldepflichtige Ereignis wird durch den neuen Fund von der Kategorie "N" (Normal-) auf "E" (Eilmeldung) hochgestuft. Die Dübel waren im Jahr 2000 eingebaut und von einem Gutachter abgenommen, also nicht beanstandet worden. Vattenfall teilt mit, dass im AKW insgesamt 630 Dübel dieses Typs eingesetzt seien.
20.08.2007: An den Schweißnähten von Rohrleitungen finden sich 14 Risse - außerhalb und innerhalb des AKW-Sicherheitsbehälters.
27.08.2007: Als die Steuerleitung eines Sicherheits- und Entlastungsventils unter Druck gesetzt wird, fällt ein Riss an der Leitung auf.
30.08.2007: Wegen der am 20.08. gemeldeten Risse in Rohrleitungen werden nun auch Armaturen geprüft: An einer Armatur des Reaktorwasserreinigungssystems finden sich ebenfalls Risse.
05.09.2007: Zwei weitere Armaturen mit Rissen werden entdeckt.
20.09.2007: Erst jetzt wird entdeckt und gemeldet, dass aus einem bereits im März als defekt ausgetauschten Brennstab Brennmaterial ausgewaschen wurde.
18.10. 2007: Als elektronische Teile des Reaktorschutzsystems geprüft werden, fällt eine fehlerhafte Baugruppe auf, die bei zu hohem Füllstand des Reaktordruckbehälters dafür sorgen soll, dass automatisch Rohrleitungen geschlossen werden. Aus Sicherheitsgründen ist die Baugruppe mehrfach vorhanden.
02.11.2007: Weil es in einem Elektromotor einen Kurzschluss gibt, fällt eine Pumpe in einem Nebenkühlkreislauf aus. Die Pumpe versorgt einen der sechs Notstromdiesel und einen sogenannten Zwischenkühler mit Kühlwasser. Aus Sicherheitsgründen gibt es vier solcher Pumpen, wovon zwei laufen müssen. Schon im August und Oktober 2006 waren solche Pumpen ausgefallen. Obwohl daraufhin neue Elektromotoren mit geänderter Anschlusstechnik eingesetzt wurden, gaben die Pumpen nun wieder den Geist auf. Warum, wird noch untersucht.
08.11.2007: Wegen der am 27.08. gemeldeten Risse in Steuerleitungen werden vorsorglich zwei weitere Leitungen untersucht. Im Werkstofflabor entdeckt man bisher unsichtbare Anrisse an der Innenoberfläche der Rohre. Infolge werden auch die entsprechenden Teile an den restlichen 19 Steuerleitungen ersetzt.
22.12.2007: Als überprüft wird, wie gut das Kraftwerk von Eigenstromversorgung auf Strom aus dem externen Netz umschalten kann, bleibt in Teilen des Leitungssystems der Strom aus.  Das Reaktorschutzsystem muss sich einschalten: Drei von sechs Notstromdieseln springen an.
04.02.2008: Erneut Feuer in Krümmel: In einer Lüftungsanlage des Reaktorgebäudes gerät ein Filter in Brand (Schwelbrand). Die Werksfeuerwehr erstickt das Feuer per Handfeuerlöscher.

06. März 2008
Differenzen über Konsequenzen aus Störfällen in den AKW Brunsbüttel und Krümmel

Auf welt.de wird am 06.03.08 gemeldet: "Gut acht Monate nach den Störfällen in den Atomkraftwerken (AKW) Brunsbüttel und Krümmel besteht zwischen der Atomaufsichtsbehörde und dem Betreiber in einem Punkt noch immer Uneinigkeit über die Konsequenzen. So befürwortet das für die Aufsicht zuständige Sozialministerium eine kontinuierliche Aufzeichnung der Gespräche auf der Warte, um etwa Unfallabläufe im Nachhinein analysieren zu können. Dies geht aus einem Bericht des Sozialministeriums hervor, der am Donnerstag im Sozialausschuss des Landtag vorgestellt wurde. Vattenfall lehnt dies laut Bericht als ungeeignet und sicherheitstechnisch kontraproduktiv ab“, so die Meldung auf welt.de abschließend.

28. Februar 2008
AKW Brunsbüttel: Defekt an einem Dieselgenerator festgestellt

Wieder hat es im zur Zeit abgeschalteten AKW Brunsbüttel eine Panne gegeben: Bei Wartungsarbeiten am Unabhängigen Notstandssystems (UNS) ist ein Defekt an einem Dieselgeneratorschalter festgestellt worden.  

Die schleswig-holsteinische Atomaufsichtsbehörde, das Kieler Sozialministerium, hat mit einer auf den 28.02.08 datierten Pressemitteilung unter dem Titel "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Meldepflichtiges Ereignis" zu dem neuen 'Zwischenfall' im AKW Brunsbüttel folgende Erklärung abgegeben: "Die schleswig-holsteinische Atomaufsichtsbehörde ist am 28. Februar von der Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel über ein Meldepflichtiges Ereignis informiert worden. Danach wurde im Verlaufe von Prüf- und Wartungsarbeiten im Unabhängigen Notstandssystem (UNS) ein Defekt an einem Leistungsschalter eines Notstromdiesels festgestellt. Mit dem Schalter wird im Anforderungsfall der im UNS-Notstromdiesel erzeugte Strom auf die zugeordnete Notstromschiene geschaltet. Die Untersuchung des Schalters hat ergeben, dass Federn im Schaltmechanismus nicht die notwendige Spannkraft aufwiesen. Dieser Schalter sowie der baugleiche Schalter am zweiten UNS-Notstromdiesel wurden ausgetauscht. Die betroffenen Schalter werden regelmäßig im Rahmen von Wiederkehrenden Prüfungen alle vier Wochen überprüft."
Vom Sozialministerium in Kiel wird dazu weiter ausgeführt:
"Die Aufsichtsbehörde hat Sachverständige mit der Überwachung der weiteren Untersuchungen zur Ursachenklärung sowie der Übertragbarkeitsprüfung auf andere Leistungsschalter beauftragt. Das Meldepflichtige Ereignis wurde von der Betreiberin des Kernkraftwerks Brunsbüttel in die Kategorie 'N' (Normal) eingestuft. Das Kernkraftwerk Brunsbüttel steht wegen technischer Probleme seit Juli 2007 still."

Vattenfall: "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel"

"Im derzeit stillstehenden Kernkraftwerk Brunsbüttel ist bei Wartungsarbeiten am Unabhängigen Notstandssystems (UNS) ein Defekt an einem Generatorschalter festgestellt worden", wird von Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung am 28.02.08 unter dem Titel "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel" öffentlich gemacht. "Die Untersuchung des Schalters ergab, dass Federn im Schaltmechanismus nicht die notwendige Spannkraft aufwiesen. Der Schalter wurde ausgetauscht", so Vattenfall Europe in der Mitteilung.
Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe versichert dazu: "Das UNS dient als Ersatz-Steuerzentrale des Kernkraftwerks und verfügt über zwei unabhängige Notstromdiesel. Ein Ausfall eines Diesels hat keine Auswirkungen auf den Anlagenbetrieb."
"Der Sachverhalt liegt unterhalb der sieben Stufen der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen in Kernkraftwerken ('INES null') und wurde der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel am Donnerstag nach der Meldekategorie 'N' (Normalmeldung) mitgeteilt", wird von Vattenfall Europe abschließend berichtet.

Im AKW Brunsbüttel hatte es erst in der vergangenen Woche, am 20.02.08, einen weiteren 'Zwischenfall' gegeben: Bei Überprüfungen der Notstromanlage schaltete sich ein Transformator ungewollt ab. Dadurch war eine Notstromschiene für etwa 45 Minuten spannungslos. Der Atommeiler an der Unterelbe steht wegen 'technischer Probleme' seit Juli 2007 still... -
Das Atomkraftwerk in Brunsbüttel soll nach Aussage des zuständigen Sozialministeriums in Kiel vom 22.01.08 nicht vor Ende März '08 wieder ans Netz gehen.

20. Februar 2008
AKW Brunsbüttel: Unplanmäßige Abschaltung eines Transformators in der Notstromanlage

Im zur Zeit abgeschalteten schleswig-holsteinischen AKW Brunsbüttel geht die Pannenserie weiter, am 20.02.08 ist ein neuer 'Zwischenfall' in dem Atommeiler an der Unterelbe öffentlich geworden: Bei Überprüfungen der Notstromanlage schaltete sich ein Transformator 'ungewollt' ab. Dadurch war eine Notstromschiene für etwa 45 Minuten spannungslos. An diese Notstromschiene sind Hilfs- und Nebeneinrichtungen der Notstromanlage, der Lüftungsanlagen und Schaltanlagen angeschlossen...

In einer Pressemitteilung am 20.02.08 unter dem Titel "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Meldepflichtiges Ereignis" hat das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Kieler Sozialministerium über den neuen 'Vorfall' im AKW Brunsbüttel berichtet: "Die schleswig-holsteinische Atomaufsichtsbehörde ist heute (20. Februar) vom Betreiber des Kernkraftwerks Brunsbüttel über ein Meldepflichtiges Ereignis informiert worden. Danach kam es im Verlauf von Prüftätigkeiten in der Notstromanlage im Kernkraftwerk zur ungewollten Abschaltung eines Transformators in der Notstromanlage."
"Durch die Abschaltung des Transformators wurde eine 0,4 kV-Notstromschiene für circa 45 Minuten spannungslos", wird vom zuständigen Sozialministerium in Kiel bekannt gemacht. "An dieser Notstromschiene sind Hilfs- und Nebeneinrichtungen der Notstromanlage, Lüftungsanlagen und unterlagerte Schaltanlagen angeschlossen, die für den Zeitraum der Spannungslosigkeit nicht verfügbar waren. Aufgrund der redundanten Ausführung der Sicherheitseinrichtungen im Kernkraftwerk Brunsbüttel - es sind insgesamt sechs 0,4 kV-Notstromschienen vorhanden - standen die im aktuellen Anlagenzustand erforderlichen Systeme zur Notstromversorgung und Not- und Nachkühlung zur Verfügung", wird vom Sozialministerium in Kiel versichert.
Vom Kieler Sozialministerium wird weiter mitgeteilt: "Als eine Ursache für die Abschaltung des Transformators wurde bisher eine defekte Elektronikkarte ermittelt. Die Aufsichtsbehörde hat Sachverständige mit der Überwachung der weiteren Untersuchungen zur Ursachenklärung beauftragt. Das Meldepflichtige Ereignis wurde vom Betreiber des Kernkraftwerks Brunsbüttel in die Kategorie „N“ (Normal) eingestuft. Das Kernkraftwerk Brunsbüttel steht wegen technischer Probleme seit Juli 2007 still."

Vattenfall: "Funktionsstörung an einer Notstromschiene"

In einer Pressemitteilung vom 20.02.08 mit der Überschrift "Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Brunsbüttel" wird von Vattenfall Europe dazu ausgesagt: "Im derzeit stillstehenden Kernkraftwerk Brunsbüttel hat es eine Funktionsstörung an einer Notstromschiene gegeben."
"Aufgrund eines Defekts an einer zum Einspeise-Transformator gehörenden Elektronikkarte schaltete sich eine Notstromschiene ab. Es handelt sich um eine Schiene für die Versorgung von Hilfs- und Nebeneinrichtungen des Sicherheitssystems", wird von Vattenfall Europe eingestanden. "Die Elektronikkarte wurde umgehend ausgetauscht."
Aus der Sicht des Atomenergie-Konzerns Vattenfall Europe wird mitgeteilt: "Der Sachverhalt wurde am Mittwoch als Meldepflichtiges Ereignis in die Kategorie „N“ (Normal) und INES 0 auf der internationalen Skala eingestuft und der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel übermittelt."  

In einem Artikel auf shz.de am 20.02.08 wird der Vattenfall-Sprecher Ivo Banek zu dem neuen 'Vorfall' im AKW Brunsbüttel mit den Worten zitiert: "Großgeräte seien von einem solchen Fehler nicht betroffen, sondern Kleinverbraucher wie Lüftungsanlagen oder der Fahrstuhl im Reaktorgebäude. 'Ein eventueller Störfall wäre auch bei einem solchen Ausfall beherrscht worden'."

=> Erst am 14.02.08 hatte das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium in Kiel zu dem Ergebnis der Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) im AKW Brunsbüttel erklärt: "Die Ergebnisse der PSÜ selbst stehen einem Betrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel nicht entgegen."
=> Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe äußerte sich am 14.02.08 zu dem Ergebnis der PSÜ im Atommeiler Brunsbüttel mit den Worten: "Die Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) für das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist abgeschlossen und bestätigt grundsätzlich die Sicherheit des Kraftwerks. Nach der Überprüfung erfüllt die Anlage die strengen kerntechnischen Schutzziele und die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Sicherheitseinrichtungen. Das ist das Ergebnis der umfangreichen Untersuchung durch verschiedene unabhängige Gutachterorganisationen." 

15. Februar 2008
"Störungsmeldung am CASTOR-Behälter im Zwischenlager Brunsbüttel"

Ein Atommüll-Behälter (Typ: CASTOR V/52) mit hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen hat auf dem Gelände des Atomkraftwerks Brunsbüttel auf dem Weg ins Standort-Zwischenlager Brunsbüttel eine Störungsmeldung ausgelöst. Ursache war nach ersten Erkenntnissen ein technischer Defekt in einem Druckschalter am äußeren Deckel des Behälters.

Das für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel hat in einer Pressemitteilung am 15.02.08 unter dem Titel "Störungsmeldung am CASTOR-Behälter im Zwischenlager Brunsbüttel" bekannt gemacht: "Bei der Einlagerung eines CASTOR-Behälters mit abgebrannten Brennelementen vom Kernkraftwerk in das Standort-Zwischenlager Brunsbüttel ist es zu einer Störungsmeldung des Überwachungssystems am Behälter gekommen. Betroffen von diesem meldepflichtigen Ereignis ist ein sogenannter Druckschalter im äußeren Behälterdeckel des CASTORs. Der defekte Druckschalter soll kurzfristig ausgetauscht werden."
"Die atomrechtliche Aufsichtsbehörde hat Sachverständige mit der Kontrolle des CASTOR-Behälters und des gesamten Einlagerungsvorgangs beauftragt", wird vom zuständigen Kieler Sozialministerium ausgesagt. "Die Vor-Ort-Kontrollen und die behördliche Bewertung haben ergeben, dass die Fehlfunktion des Druckschalters bis zu seiner Reparatur sicherheitstechnisch unbedenklich ist. Die Dichtheit des CASTOR-Behälters ist uneingeschränkt gegeben. Radiologische Auswirkungen sind nicht zu befürchten."

Vattenfall: "Meldepflichtiges Ereignis im Zwischenlager Brunsbüttel"

"Beim Einlagern eines Castor-Behälters in das Standort-Zwischenlager auf dem Gelände des Kernkraftwerks Brunsbüttel hat ein technischer Defekt eine Meldung ausgelöst", wird von Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung vom 15.02.08 zugegeben. "Als der Behälter mit abgebrannten Brennelementen an das Überwachungssystem angeschlossen wurde, erfolgte eine Störungsmeldung."
"Ursache ist nach bisherigem Stand", so Vattenfall Europe, "ein technischer Defekt eines Bauteils des im äußeren Behälterdeckel eingebauten Druckschalters. Die Dichtheit des Behälters war zu keiner Zeit beeinträchtigt", wird von Vattenfall Europe beteuert.
Die Pressemitteilung von Vattenfall Europe endet mit der Aussage: "Am Freitag [15.02.08] wurde diese Auffälligkeit vorläufig als Meldepflichtiges Ereignis in die Kategorie 'N' (Normal) und INES 0 auf der internationalen Skala eingestuft und der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel übermittelt."

14. Februar 2008
AKW Brunsbüttel: "Ergebnisse der Periodischen Sicherheitsüberprüfung"

"Die Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) für das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist Ende 2007 durch die Atomaufsicht abschließend bewertet worden", wird vom für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministerium in einer Pressemitteilung vom 14.02.08 unter dem Titel "Kernkraftwerk Brunsbüttel: Ergebnisse der Periodischen Sicherheitsüberprüfung - Atomaufsicht informiert Sozialausschuss" bekannt gegeben. "'Während der Überprüfung sind für diverse Komponenten und Systeme Nachweise aktualisiert und ergänzt worden, mit denen die Einhaltung der kerntechnischen Schutzziele aufgezeigt wird', erläuterte Dr. Wolfgang Cloosters, Leiter der Atomaufsicht heute (14. Februar) den Mitgliedern des Sozialausschusses des Landtages."
"Zu den kerntechnischen Schutzzielen gehören", laut der Pressemitteilung des Sozialministeriums in Kiel":
Kontrolle der Reaktivität (Sicherheit der Abschaltung des Reaktors)
- Kühlung der Brennelemente
- Einschluss radioaktiver Stoffe
- Begrenzung der Strahlenexposition."
"Die Ergebnisse der PSÜ haben darüber hinaus zu verschiedenen Änderungsmaßnahmen geführt. Diese wurden auf Veranlassung der Atomaufsicht oder auf Initiative des Betreibers entweder bereits durchgeführt oder werden während des derzeitigen Anlagenstillstands umgesetzt. Die Änderungsmaßnahmen beinhalten", nach Aussage des Kieler Sozialministeriums, "unter anderem:
- Erhöhung des Elbdeichs im Bereich des Kernkraftwerkes zur Anpassung an die Erhöhung der Landesschutzdeiche
- Bauliche Maßnahmen (Brandschutzmauer) im Bereich des Schaltanlagengebäudes zum Abtrag des Druckaufbaus bei einem Kurzschluss mit Störlichtbogen."
Vom zuständigen Sozialministerium in Kiel wird weiter mitgeteilt: "Desweiteren haben die beteiligten Gutachter verschiedene Empfehlungen ausgesprochen. Diese stellen eine Erhöhung des Sicherheitsniveaus dar und werden im atomaufsichtlichen Verfahren weiter verfolgt. Die Empfehlungen betreffen Optimierungen in den Bereichen Überflutungsschutz, Brandschutz und Notkühlkonzept des Kernkraftwerkes.
'Die Ergebnisse der PSÜ selbst stehen einem Betrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel nicht entgegen. Das Kernkraftwerk steht aber infolge des Störfalls am 28. Juni 2007 still', so Cloosters weiter. Zurzeit wird - begleitet durch das fortlaufende aufsichtliche Verfahren - der Störfall weiter aufgearbeitet. Außerdem müssen nicht fachgerechte Dübelverbindungen und Risse in Armaturen und Steuerleitungen saniert werden." "Die Ergebnisse der PSÜ wurden auch dem Bundesumweltministerium (BMU) übermittelt."
"Hintergrund" (Darstellung des Kieler Sozialministeriums): "Die Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) ist eine übergeordnete Bewertung der Anlagensicherheit hinsichtlich der Einhaltung der Schutzziele. Das Atomgesetz fordert seit 2002 für die Kernkraftwerke in Deutschland die Durchführung einer Sicherheitsüberprüfung im Abstand von zehn Jahren. Die schleswig-holsteinische Aufsichtsbehörde hatte die Sicherheitsüberprüfung des Kernkraftwerks Brunsbüttel von der Betreibergesellschaft gefordert, obwohl für dieses Kernkraftwerk diese gesetzliche Pflicht auf Grund einer Stichtagsregelung nicht besteht. Unabhängig von der Periodischen Sicherheitsüberprüfung kontrolliert die Atomaufsicht fortlaufend in verschiedenen Verfahren die Kernkraftwerke. Im Zuge dieser laufenden Kontrollen werden auch die Störfälle vom 28. Juni 2007 und deren Aufarbeitung überwacht."

Vattenfall: "Sicherheitsüberprüfung: Kernkraftwerk Brunsbüttel ist sicher"

Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe äußert sich am 14.02.08 in einer Pressemitteilung unter der Überschrift "Sicherheitsüberprüfung: Kernkraftwerk Brunsbüttel ist sicher" zu den Ergebnissen der Periodischen Sicherheitsüberprüfung in seinem Atommeiler Brunsbüttel: "Die Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) für das Kernkraftwerk Brunsbüttel ist abgeschlossen und bestätigt grundsätzlich die Sicherheit des Kraftwerks. Nach der Überprüfung erfüllt die Anlage die strengen kerntechnischen Schutzziele und die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Sicherheitseinrichtungen. Das ist das Ergebnis der umfangreichen Untersuchung durch verschiedene unabhängige Gutachterorganisationen."
"Die Gutachter stellen in ihrer abschließenden Gesamtbewertung fest, dass im Kernkraftwerk Brunsbüttel die Schutzziele 'mit den vorhandenen Einrichtungen und Systemen bei allen zu unterstellenden Ereignisabläufen erreicht werden'", teilt Vattenfall Europe mit.
Vattenfall Europe weiter: "'Dieses Ergebnis bestätigt: Brunsbüttel ist sicher', sagte der Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy (VENE), Ernst Michael Züfle. 'Die insgesamt zwölf Empfehlungen, die die Gutachter zur weiteren Verbesserung ausgesprochen haben, befinden sich zum Teil bereits in der Umsetzung. Die übrigen sollen in Abstimmung mit der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde verfolgt werden.' Die Empfehlungen betreffen weitere Verbesserungen in den Bereichen Überflutungsschutz, Brandschutz und Notkühlkonzept des Kraftwerks. Das KKB ist seit seiner Inbetriebnahme 1977 kontinuierlich sicherheitstechnisch verbessert worden. Insgesamt wurden über 600 Millionen Euro in das Kraftwerk investiert."
"Die nach dem Atomgesetz seit 2002 für alle deutschen Kernkraftwerke im Abstand von zehn Jahren vorgeschriebene PSÜ wurde für Brunsbüttel erstmals durchgeführt. Dazu wurden seit 2001 mehr als 50.000 Seiten Unterlagen von Vattenfall eingereicht und durch die Gutachter geprüft", wird von Vattenfall Europe rückblickend dargestellt.
"Das Ergebnis der PSÜ bestätigt auch das Urteil der", seinerzeit von Vattenfall eingesetzten, "unabhängigen Expertenkommission, die die Kraftwerke Krümmel und Brunsbüttel nach den Ereignissen im vergangenen Sommer untersucht hatte.", wird von dem Atomenergie-Konzern versichert. "Die Experten hatten festgestellt, dass beide Kraftwerke in ihrer Konzeption und ihrer sicherheitstechnischen Ausstattung einem modernen Stand entsprechen."
Die Pressemitteilung von Vattenfall Europe schließt mit Aussage ab: "Aktuell wird in Brunsbüttel das Prüf- und Sanierungsprogramm bei Dübeln und Armaturen intensiv fortgesetzt, um die Voraussetzung für die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks zu schaffen."

05. Februar 2008
Feuerwehreinsatz wegen Rauchentwicklung auf dem AKW-Gelände von Brunsbüttel

Nur einen Tag nach dem Schwelbrand am abgeschalteten AKW Krümmel, am 04.02.08, hat es einen 'Zwischenfallauf dem Gelände des ebenfalls abgestellten AKW Brunsbüttel gegeben: Die Werksfeuerwehr mußte am Dienstagmorgen, 05.02.08, zu einem Einsatz ausrücken: An einem Gerüstzelt war nach Meldungen ein Halogenscheinwerfer umgestürzt und hatte dabei zwei Holzbretter des Gerüsts in Brand gesetzt, so daß Rauch entstand. Die Werksfeuerwehr konnte das Feuer löschen.

"Im Außengelände des Kernkraftwerks Brunsbüttel ist es heute (5. Februar) bei Lackierarbeiten durch einen umgestürzten Halogenscheinwerfer zum Brand einer Abdeckfolie sowie von zwei Gerüstbrettern gekommen. Die Folie diente als Abdeckung eines Transformators, der für die Lackierarbeiten planmäßig außer Betrieb gesetzt war", wird vom für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministerium in Kiel am 05.02.08 in einer Pressemitteilung unter dem Schlagzeile "Einsatz der Werkfeuerwehr im Kernkraftwerk Brunsbüttel" gemeldet. "Die Werkfeuerwehr konnte den Brand mithilfe eines Handfeuerlöschers löschen."
"Ein von der Aufsichtsbehörde beauftragter Sachverständiger hat den Brandort untersucht. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden sicherheitstechnische Einrichtungen nicht beeinträchtigt. Die genaue Brandursache ist noch unklar", wird zum Kieler Sozialministerium eingestanden.

Vattenfall: "Kurzeinsatz der Werkfeuerwehr in Brunsbüttel"

In einer Pressemitteilung mit dem Titel "Kurzeinsatz der Werkfeuerwehr in Brunsbüttel" nimmt der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe am 05.02.08 zu dem 'Zwischenfall' Stellung: "Auf dem Gelände des Kernkraftwerks Brunsbüttel hatte die Werkfeuerwehr am Dienstagmittag einen Kurzeinsatz. An einem Gerüstzelt war ein Halogenscheinwerfer umgestürzt und erhitzte zwei Holzbretter des Gerüsts, so dass Rauch entstand. Ein Mitarbeiter der Kraftwerkswache bemerkte den Rauch und löste Alarm aus."
"Die Werkfeuerwehr war", laut Aussage von Vattenfall Europe, "sofort vor Ort und konnte nach wenigen Minuten Entwarnung geben. Nach dem ersten Eindruck sind nur die beiden Holzbretter und die Zeltplane beschädigt worden."
"Das Kraftwerk steht derzeit wegen Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten still", so der Wortlaut von Vattenfall Europe in der Pressemitteilung abschließend.

23. Januar 2008
Leitender Gutachter für das AKW Brunsbüttel des TÜV Nord wechselt zu Vattenfall

Auf neues-deutschland.de wird am 23.01.08 unter der Überschrift "Mängelbericht zu AKW Brunsbüttel - Umwelthilfe kritisiert Kieler Ministerium - Gutachter des TÜV wechselt zu Vattenfall" über die Forderungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 22.01.08 berichtet. Wir zitieren diesen Artikel unten stehend im ungekürzten Wortlaut: 

"Das nach mehreren Pannen abgeschaltete Atomkraftwerk Brunsbüttel darf nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ohne grundlegende Sanierung nicht wieder ans Netz. Das Notstromsystem weise »gravierende Sicherheitsmängel« auf, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake am Dienstag in Berlin und berief sich dabei auf einen der DUH zugespielten internen Bericht der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht.
Der 1976 in Betrieb genommene Siedewasserreaktor Brunsbüttel sorgte schon 1978 für den ersten größeren Störfall. 2001 riss eine Wasserstoffexplosion eine Rohrleitung am Druckbehälter ab. Doch die wichtigsten Gründe für die Bedenken der Aufsichtsbehörden lieferte ein neuer Simulator für den AKW-Betrieb, mit dem 2002 ein Störfall nachgestellt wurde, der sich - am Simulator - als unbeherrschbar herausstellte. Die nachfolgenden Faxe zwischen Kraftwerksbetreiber und dem Personal am Simulator offenbarten neben undokumentierten Abweichungen der Elektroanlage vom genehmigten Aufbau Planungsfehler der gesamten Notstromanlage. Die waren zuvor weder den Betreibern noch der Aufsichtsbehörde aufgefallen.
Als beim schwedischen AKW Forsmark infolge ähnlicher Mängel ein Störfall die für die Beherrschung des Reaktors unentbehrlichen Notstromsysteme kurzzeitig lahmgelegt hatte, wurde die Öffentlichkeit neuerlich auf das inzwischen vom gleichen Unternehmen - Vattenfall - betriebene Kraftwerk an der Elbe aufmerksam. Vom zuständigen Sozialministerium in Kiel wurde eine Untersuchung zu notwendigen Verbesserungen der Notstromversorgung in Brunsbüttel in Auftrag gegeben, die im November 2006 zu dem Schluss kam, dass hier mehrjährige Nachbesserungen nötig seien.
Um im Falle eines Netzausfalles den Reaktor in jedem Falle herunterfahren zu können, bedarf es mehrerer von einander unabhängiger Notstromsysteme. Doch in Brunsbüttel sind diese teilweise vernetzt, so dass ein Teilausfall den Totalausfall nach sich ziehen kann. Um Abhilfe zu schaffen, wären neben dem Neubau einer zweiten Notstromzentrale weitere aufwendige Umbauten nötig, die zudem - so der Leiter Politik der DUH, Gerd Rosenkranz - selbst wieder genehmigungsbedürftig wäre. Und das bei einer Reststrommenge für rund eineinhalb Jahre Vollbetrieb bis zur nach dem Atomkonsens geplanten Stilllegung.
Neben dem Versuch von Vattenfall und des Brunsbüttel-Miteigentümers E.on (ein Drittel der Anteile), ausgerechnet auf diesen Altmeiler Restlaufzeiten anderer AKW zu übertragen, gibt es noch weitere Ungereimtheiten. So wurde der Mängelbericht des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums nicht nur der Öffentlichkeit vorenthalten, sondern ebenso dem übergeordneten Bundesumweltministerium. Das erfuhr erst über den Umweg des anonymen Briefs an die DUH von Existenz und Inhalt des Berichts. Und die zuständige Kieler Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) hat offenbar seit 2006 nichts unternommen, um entweder Vattenfall zu der nötigen Grundsanierung des Notstromsystems zu zwingen oder aber das AKW ganz abzuschalten.
Und nachdem bereits in der Vergangenheit der beim Bundesamt für Strahlenschutz für die Genehmigung der Zwischenlager an den AKW zuständige Beamte [Bruno Thomauske] zu Vattenfall wechselte, wiederholte sich dieser Vorgang jetzt auf Provinzebene: Der leitende TÜV-Gutachter für Brunsbüttel ging ebenfalls zu Vattenfall."

Auf tagesspiegel.de machte der Vattenfall-Sprecher Ivo Banek am 23.01.08 dazu folgende bagatellisierende Aussage: "... Auf den Vorwurf der DUH, der für Brunsbüttel zuständige Gutachter des Tüv Nord werde künftig für Vattenfall arbeiten, sagte Banek, dieser gehe in den Ruhestand. Allerdings steige er in ein Ingenieurbüro ein, das mehrfach für Vattenfall gearbeitet habe und auch wieder beauftragt werde. 'Es gibt schließlich nicht viele Fachleute, die die Anlage so gut kennen', sagte Banek. ..."

22. Januar 2008
AKW Brunsbüttel und AKW Krümmel: Atommeiler bleiben weiter abgeschaltet

"Die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel bleiben noch für eine einige Zeit abgeschaltet", wird Seitens des für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministerium in Kiel in einer Pressemitteilung am 22.01.08 gegenüber der Öffentlichkeit versichert. "Das teilte die zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht heute [22.01.08] in Kiel mit. Brunsbüttel werde nach Mitteilung des Vattenfall-Konzerns[!] nicht vor Ende März, Krümmel nicht vor Mitte Mai 2008 anfahrbereit sein und damit vorher nicht ans Netz gehen."
In der Pressemitteilung des Kieler Sozialministeriums wird weiter ausgesagt: "Neben der Aufarbeitung der Störfälle vom 28. Juni letzten Jahres, die von den Betreibern noch nicht abgeschlossen ist, nannte Ministerin Trauernicht weitere technische Probleme, die gegenwärtig einen Weiterbetrieb der Reaktoren unmöglich machen: 'In beiden Anlagen dauert die Sanierung nicht fachgerechter Dübelverbindungen weiter an. Außerdem sind in beiden Kernkraftwerken Sanierungsarbeiten aufgrund von Rissen an diversen Armaturen und Steuerleitungen erforderlich.'"
"'Die Notstromversorgung steht dem Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel nicht entgegen. Dies habe ich bereits dem Sozialausschuss des Landtages in der vergangenen Woche mitgeteilt.' Damit trat Frau Trauernicht anders lautenden Darstellungen von Kritikern entgegen", wird vom Sozialministerium in Kiel erklärt. Offensichtlich wird in dieser Aussage auf eine Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe vom 22.01.08 Bezug genommen (s.u.). "Insbesondere das Notstromkonzept des Kernkraftwerks Brunsbüttel sei von Fachleuten der Reaktoraufsicht sowie von Gutachtern intensiv überprüft worden, nachdem es im Juli 2006 im schwedischen Forsmark zu einem Störfall gekommen war. Daraufhin sei in Brunsbüttel auf Verlangen der Behörde im vergangenen Jahr eine weitere Einspeisemöglichkeit zur Versorgung der Verbraucher im Notfall geschaffen worden; außerdem sei die Abhängigkeit von den Wechselrichtern reduziert worden. Mit diesen Optimierungsmaßnahmen ist die Zuverlässigkeit der Notstromversorgung verbessert worden. Für weitere mittel- und längerfristig umzusetzende Maßnahmen ist das Kernkraftwerk Brunsbüttel aufgefordert worden, Vorschläge zur Aufhebung der 'Vermaschung' durch einen strangweisen Aufbau der Notstromversorgung vorzulegen."
"Aufgrund der begrenzten Restlaufzeit vom Kernkraftwerk Brunsbüttel muss bei langfristigen Maßnahmen die Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden", so die Formulierung in der Pressemitteilung des zuständigen Sozialministeriums in Kiel. "Maßstab für Auflagen der Atomaufsicht zur Optimierung der Notstromversorgung sind die geltenden Regelwerke."
"Die Ministerin teilte", gemäß der Pressemitteilung, "außerdem mit, dass die Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) für das Kernkraftwerk Brunsbüttel inzwischen von Behörde und Gutachtern abschließend bewertet worden ist. Ein diesbezüglicher Bericht wird in den nächsten Tagen dem Sozialausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages zugeleitet werden."

Der Atomenergie-Konzern Vattenfall Europe hat bislang dazu keine Stellungnahme im Netz abgegeben.

22. Januar 2008
DUH: Ohne Grundsanierung des Notstromsystems darf das AKW Brunsbüttel nicht wieder ans Netz

In einer Pressemitteilung vom 22.01.08 hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gefordert, daß das AKW Brunsbüttel ohne Grundsanierung des Notstromsystems nicht wieder ans Netz darf. Wir zitieren die Pressemitteilung der DUH:

Die DUH faßt in der Pressemitteilung einleitend zusammen: "Deutsche Umwelthilfe fordert von Kieler Sozialministerin Trauernicht 'atomrechtliche Auflage' zur Nachrüstung, falls Vattenfall nicht endgültig auf Weiterbetrieb des Siedewasserreaktors verzichtet - Untätigkeit der Ministerin so unverständlich wie Ihre Schweigsamkeit gegenüber dem Bundesumweltminister - Vattenfall hat aus Glaubwürdigkeitskrise nichts gelernt und offenbart erneut 'taktisches Verhältnis zur Sicherheit' - Brunsbüttel-Chefgutachter des TÜV Nord wechselt zu Vattenfall."

"Der über 30 Jahre alte Siedewasserreaktor Brunsbüttel darf nach Überzeugung der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) ohne eine grundlegende Ertüchtigung seines maroden Notstromsystems nicht wieder angefahren werden", wird von der DUH gefordert. "Die Kieler Atomaufseherin Gitta Trauernicht (SPD) muss den Betreiber Vattenfall Europe mit einer 'atomrechtlichen Auflage' zwingen, das für alle Atomkraftwerke geltende kerntechnische Regelwerk einzuhalten. Sie kann auf eine solche Verpflichtung nur für den Fall verzichten, dass Vattenfall rechtsverbindlich die endgültige Stilllegung des Atomkraftwerks an der Elbe erklärt. Die Reaktoreigner Vattenfall (Beteiligung: zwei Drittel) und Eon (ein Drittel) hätten dann die Möglichkeit, die noch nicht abgearbeitete Reststrommenge aus Brunsbüttel auf ein jüngeres Kraftwerk zu übertragen."
Die DUH stellt in der Pressemitteilung fest: "'Die in der vergangenen Woche von der DUH veröffentlichte Sicherheitsanalyse aus Kiel lässt einer verantwortlich handelnden Atomaufsicht keine andere Wahl, als Vattenfall vor diese Alternative zu stellen', erklärte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V., Rainer Baake in Berlin. In dem Prüfbericht seien keinesfalls nur theoretische Risiken beschrieben. Vielmehr stelle die 25 Seiten umfassende Ausarbeitung ausdrücklich fest, dass sich die Stromversorgung in Brunsbüttel 'in der Vergangenheit im Vergleich zu in Betrieb befindlichen jüngeren Kernkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland bereits wiederholt als anfällig' erwiesen habe; die Stromversorgung des AKW sei 'in den letzten Jahren mehrfach auffällig gewesen'.
"
"Baake warf der Kieler Atomaufsicht vor, aus dem Projektbericht unter dem Titel 'Optimierung der Notstromversorgung des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB)', der ihr seit dem 15. November 2006 vorliegt, keine auch nur annähernd angemessenen Konsequenzen gezogen zu haben." Von der DUH wird dazu weiter ausgeführt: "Dies obwohl die Analyse detailliert aufzeige, in welchen entscheidenden Punkten die Notstromversorgung des Reaktors den Anforderungen des kerntechnischen Regelwerks widerspreche. Das Atomgesetz gebe den Betreibern von Atomkraftwerken die Pflicht auf, ihre älteren Anlagen bei der Vorsorge gegen Schäden durch Nachrüstungen so nah wie möglich an den aktuellen 'Stand von Wissenschaft und Technik' heranzuführen. Dies sei bei der Notstromversorgung in Brunsbüttel so mangelhaft erfolgt wie in keinem anderen deutschen Reaktor. Erforderlich sei der Aufbau einer unabhängigen viersträngigen Stromversorgung der Not- und Nachkühlsysteme. Einen 'Bestandsschutz' für Altreaktoren jenseits dieser dynamischen Pflicht zur Schadensvorsorge nach dem Stand von Wissenschaft und Technik gebe es im deutschen Atomrecht nicht."
Die Pressemitteilung der DUH im Wortlaut weiter: "Baake nannte es 'unverantwortlich und unverständlich', dass Ministerin Trauernicht vor der Veröffentlichung des Berichts durch die DUH erklärtermaßen entschlossen war, die seit sechseinhalb Jahren laufende 'periodische Sicherheitsüberprüfung' abzuschließen, ohne den Betreiber Vattenfall zur Behebung der von der eigenen Fachverwaltung erkannten gravierenden Sicherheitsdefizite verpflichtet zu haben."
Von der DUH wird die Öffentlichkeit in Kenntnis gesetzt: "Durch den anstehenden Wechsel des leitenden Gutachters des TÜV Nord, der im Auftrag der schleswig-holsteinischen Landesregierung seit Jahren die Sicherheit des Atomkraftwerks Brunsbüttel prüfte, ausgerechnet zu Vattenfall entstehe zudem der böse Anschein, dass der Atomkonzern einen Kontrolleur für seine Verdienste um das Unternehmen im Nachhinein belohne."
"Baake" wird in der DUH-Pressemitteilung mit den Worten zitiert: "'Geradezu grotesk erscheint, dass der Bundesumweltminister erst über die DUH-Veröffentlichung von der Existenz des Geheimberichtes erfuhr und den Deutschen Bundestag bis dahin nur unvollständig über die Mängel im Notstromsystem des Siedewasserreaktors unterrichten konnte.'"
"Der Leiter Politik der Deutschen Umwelthilfe, Gerd Rosenkranz, verwies darauf, dass das Brunsbüttel-Krümmel-Desaster des vergangenen Sommers, das zum Sturz des Vorstandsvorsitzenden von Vattenfall Europe Klaus Rauscher und des technischen Geschäftsführers der Kraftwerkssparte, Bruno Thomauske, geführt hatte, bei dem Energiekonzern offenbar nicht zu einem Umdenken geführt habe", wird von der DUH festgestellt. "'Das Betreiberunternehmen weiß mindestens seit 2002 von den beängstigenden Sicherheitsmängeln im Notstromsystem des Brunsbüttel-Meilers, ohne dass man sich je zu einer grundlegenden Sanierung hat durchringen können'. Im Gegenteil habe Vattenfall die von seinen Vorgänger-Unternehmen unterzeichnete Vereinbarung über den Atomausstieg faktisch aufgekündigt und verfolge seither verbissen das Ziel einer Laufzeitverlängerung."
"Rosenkranz erinnerte daran, dass die DUH bereits nach dem schweren Störfall im ebenfalls von Vattenfall betriebenen schwedischen Atomkraftwerk Forsmark 1 im Sommer 2006 in einer ausführlichen Analyse auf die Sicherheitsdefizite im Notstromsystem aufmerksam gemacht hatte", so die DUH in der Pressemitteilung rückblickend. "Diese waren erst ein Vierteljahrhundert nach dem Start des kommerziellen Reaktorbetriebs im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme eines neuen Simulators zur Schulung der Betriebsmannschaften im Jahr 2002 eher zufällig erkannt worden. In der Folge wurden elf Planungsfehler in der Notstromversorgung korrigiert, ohne dass sich Betreiber und Atomaufsicht auf eine grundlegende Sanierung des mangelhaften Notstromsystems hätten einigen können. Jahrelang beschäftigten sich Expertenrunden des Bundes und des Landes mit dem Meiler."
"Unmittelbar vor der Wiederinbetriebnahme im Februar 2003 verlangte die Reaktorsicherheitskommission (RSK), ein Expertengremium des Bundes, in einer Analyse 'Möglichkeiten zur Vereinfachung der leittechnischen Verknüpfungen' aufzuzeigen, um so die Zuverlässigkeit der Anlage zu erhöhen. Doch selbst ein Totalaustausch des veralteten Sicherheitsleitsystems, stellten die Experten fast schon resigniert fest, werde in dem Siedewasserreaktor zu keinem durchgreifenden Sicherheitsgewinn führen, 'da dies die Defizite im Anlagenkonzept hinsichtlich des Aufbaus der Notstromversorgung nicht ausgleicht'", wird von der DUH informiert.
Von der DUH wird in der Pressemitteilung verdeutlicht: "Zentrales Problem in Brunsbüttel ist nach dem aktuellen Bericht aus dem Hause Trauernicht die mangelnde Trennung der Notstromstränge des Reaktors und der ihnen zugeordneten Not- und Nachkühlsysteme - im Technikerjargon ist von einem außergewöhnlich 'hohen Vermaschungsgrad' die Rede, der nur unter großem Aufwand behoben werden könne. Das Notkühlsystem eines Atomkraftwerks soll im Fall eines Ausfalls der regulären Kühlung sicherstellen, dass der Reaktor kontrolliert heruntergefahren werden kann und die nach der Abschaltung weiter entstehende so genannte Nachwärme abgeführt wird. Andernfalls würde der Reaktorkern schmelzen, es käme zum Super-GAU."
"Notwendig wäre nach den Vorschlägen der Autoren aus der Kieler Reaktorsicherheitsabteilung unter anderem die 'Errichtung eines neuen Notstromgebäudes'", wird Seites der DUH erläutert. "Der Umbau würde nach Schätzungen der Experten etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. Für die 'technische Anpassung des Anlagenzustands an die Anforderungen des derzeit gültigen Regelwerks' wird sogar ein 'Realisierungszeitraum' von vier Jahren angesetzt."
"Rosenkranz" folgert in der DUH-Pressemitteilung abschließend: "'Wenn Vattenfall ausgerechnet das Atomkraftwerk Brunsbüttel länger betreiben will als im Atomkonsens vereinbart, beweist der Konzern ein taktisches Verhältnis zur Sicherheit.'"

17. Januar 2008
Sozialministerium Kiel: "
Sozialministerin Trauernicht informiert Sozialausschuss"

Das für die Reaktorsicherheit im Land Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium in Kiel äußerte sich in einer Pressemitteilung am 17.01.08 u.a. zu dem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Schleswig am 16.01.08 gegen eine Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel und zu den Fragen über die Zuverlässigkeit der Notstromversorgung von Brunsbüttel. Wir dokumentieren untenstehend diese Pressemitteilung im vollständigen Wortlaut:

"Zum gestrigen (16. Januar) Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Schleswig und zu den Fragen über die Zuverlässigkeit der Notstromversorgung von Brunsbüttel erklärte die in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht: 'Ich begrüße dieses Urteil des Gerichtes natürlich, denn es bestätigt die Rechtsauffassung der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht. Strommengenübertragungen von Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel kann es nicht geben. Grundlage für unser Handeln ist das Atomgesetz, danach muss Brunsbüttel nach Erreichen der darin festgelegten Strommenge endgültig abgeschaltet werden und vom Netz gehen. Die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein wird auch künftig dafür sorgen, dass das Kernkraftwerk Brunsbüttel nur bei Erfüllung aller Anforderungen an einen sicheren Betrieb wieder angefahren werden darf. Dies schließt selbstverständlich die sichere Notstromversorgung ein, dafür sind zusätzliche Maßnahmen von uns gefordert und vom Betreiber durchgeführt worden.'

Zur aktuellen Diskussion über die Notstromversorgung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel (KKB) stellt das Sozialministerium als Atomaufsicht Schleswig-Holstein fest:
1. Das Sicherheitsniveau der vorhandenen Notstromversorgung des KKB entspricht den Anforderungen des Atomgesetzes sowie des kerntechnischen Regelwerkes und steht damit einem Betrieb des KKB nicht entgegen.
2. Es ist mehrfach öffentlich berichtet worden, dass die Notstromversorgung in Brunsbüttel anders aufgebaut als bei den moderneren, so genannten 'Konvoi-Kraftwerken' in Deutschland. Das gültige kerntechnische Regelwerk sieht deshalb im Grundsatz eine 4-Strängigkeit der Notstromversorgung vor. Das Regelwerk, das in den 70er und 80er Jahren entwickelt worden ist, lässt aber ausdrücklich abweichende Ausführungen zu, solange die erforderliche Zuverlässigkeit auf andere Weise aufgezeigt wird.
3. Infolge der Vorfälle im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark im Sommer 2006 ist die Notstromversorgung von Brunsbüttel intensiv durch die schleswig-holsteinische Atomaufsicht überprüft worden. Dabei war kritisch zu untersuchen, ob die erforderliche Zuverlässigkeit der besonderen Notstromversorgung in Brunsbüttel auch unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus dem Störfall in Forsmark als zuverlässig bewertet werden kann. Im Rahmen dieses Prüfprojektes sind konkrete Arbeitspakete in der Abteilung Reaktorsicherheit des Sozialministeriums und durch eine Reihe von externen Gutachtern bearbeitet worden. Der in der Öffentlichkeit zitierte Projektbericht über 'die Optimierung der Notstromversorgung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel (KKB)' vom 15. November 2006 ist ein Teil dieser Arbeiten.
4. Nach abschließender Bewertung aller Ergebnisse von Untersuchungen und Gutachten durch die Abteilung sind seit Herbst 2006 aufgrund von Forderungen des Sozialministeriums folgende Maßnahmen zur Verbesserung des Sicherheitsniveaus der Notstromversorgung in Brunsbüttel durch den Betreiber umgesetzt worden:
- Verbesserung der + 24 Volt-Gleichspannungsversorgung des Reaktorschutzsystems
Im Rahmen eines Änderungsantrags des Betreibers wurden Elektronik-Schränke des Reaktorschutzsystems mit einer zweiten Spannungsversorgung ausgerüstet.
- Versorgungssicherheit der Notstromschienen
Im Rahmen eines Änderungsantrags des Betreibers wurden von einem Notstromdieselaggregat der Gasturbinenanlage (Schwarzstartdiesel) Kabel zu den Notbedarfsschienen des Kernkraftwerkes gelegt, diese Verbindungen können im Bedarfsfall von Hand gekuppelt werden.
Mit diesen Optimierungsmaßnahmen ist die Zuverlässigkeit der Notstromversorgung verbessert worden. Für weitere mittel- und längerfristig umzusetzende Maßnahmen ist das Kernkraftwerk Brunsbüttel beauftragt worden, Lösungsansätze zur Aufhebung der Vermaschung durch einen strangweisen Aufbau der Notstromversorgung vorzulegen.
Die Öffentlichkeit ist infolge der Ereignisse von Forsmark über die Maßnahmen zur Überprüfung und Optimierung der Notstromversorgung in Brunsbüttel unterrichtet worden. So steht zum Beispiel in der Presseinformation des Sozialministeriums vom 1. Juni 2007 zum Abschluss der Jahresrevision KKB: 'Zudem wurde die Notstromversorgung des Kernkraftwerks Brunsbüttel weiter optimiert….'.
Der in der Öffentlichkeit diskutierte, ursprünglich für die interne Arbeit gedachte 'Projektbericht' ist heute (17. Januar) den Mitgliedern des Sozialausschusses übergeben worden.
5. Das Sozialministerium betont, dass die Atomaufsicht - ungeachtet der primären Verantwortung der Betreiber - im Sinne einer 'sicherheits-orientierten Atomaufsicht' den Auftrag hat, ständig an einer Verbesserung des Sicherheitsniveaus der Kernkraftwerke zu arbeiten. Dafür finden ständig Überprüfungen und gezielte Untersuchungen, Fachdiskussionen mit Gutachtern und dem Betreiber, Bewertungen und gegebenenfalls Aufforderungen zu Optimierungen des Sicherheitsniveaus statt.
Zusätzlich ist in Brunsbüttel eine Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) durchgeführt worden. Die Begutachtung der PSÜ ist zum Jahreswechsel abgeschlossen worden, die Aufsichtsbehörde Sozialministerium hat die Ergebnisse geprüft und abschließend bewertet. Aus der Periodischen Sicherheitsüberprüfung ergeben sich keine Ergebnisse, die einen sofortigen Handlungsbedarf erfordern oder einem Weiterbetrieb von Brunsbüttel grundsätzlich entgegenstehen.
Seit den Störfällen vom Sommer 2007 findet eine systematische Analyse der Vorgänge statt. Daraus sind konkrete Anforderungen zur Verbesserung des Sicherheitsniveaus der Kernkraftwerke abgeleitet worden, die die Betreiber von Krümmel und Brunsbüttel derzeit umsetzen. Ein Wiederanfahren der Kernkraftwerke wird nur bei Erfüllung aller Anforderungen für einen sicheren Betrieb erfolgen."

16. Januar 2008
Bundesumweltministerium:
"Oberverwaltungsgericht weist Vattenfall-Klage ab - Strommengen dürfen nicht von Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel übertragen werden"

In der Pressemitteilung Nr. 003/08 vom 16.01.08 nimmt das Bundesumweltministerium (BMU) zu dem Urteil des OVG Schleswig gegen eine Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel Stellung. Nachstehend dokumentieren wir diese Pressemitteilung des BMU:

"Das Bundesumweltministerium hat zu Recht entschieden, dass keine Strommengen auf das Atomkraftwerk Brunsbüttel übertragen werden dürfen, die aus dem Kontingent stammen, das im Atomgesetz dem stillgelegten Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich zugewiesen wurde. Das hat heute das Schleswig-Holsteinische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Schleswig entschieden und damit eine gegen das Bundesumweltministerium gerichtete Klage der zum Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiberin des Kernkraftwerkes Brunsbüttel abgewiesen", wird in der Pressemitteilung des BMU eröffnet.
"Der Konzern Vattenfall hatte im März 2007 beim Bundesumweltministerium die Zustimmung zu einer Übertragung von Strommengen auf Brunsbüttel beantragt", so das BMU in der Mitteilung rückblickend. "Die Übertragung sollte aus dem Kontingent erfolgen, das dem Konzern RWE im Atomgesetz für das stillgelegte Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich zugewiesen wurde. Anfang August letzten Jahres hatte das Bundesumweltministerium diesen Antrag abgelehnt, da Brunsbüttel im Atomgesetz nicht in der Liste der Anlagen enthalten ist, auf die diese Reststrommengen des AKW Mülheim-Kärlich übertragen werden können."
Das BMU macht deutlich: "Das im Anschluss an eine mündliche Verhandlung verkündete OVG-Urteil bestätigt die Rechtmäßigkeit der Entscheidung des Bundesumweltministeriums. Die Strommenge, die dem Konzern RWE zum Ausgleich für das Kernkraftwerk Mühlheim-Kärlich zugewiesen wurde, könne nur auf bestimmte, im Atomgesetz abschließend aufgeführte Kraftwerke übertragen werden, so das Gericht. Das Bundesumweltministerium sei nicht ermächtigt, eine Übertragung auf andere Anlagen zuzulassen. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung dieses Rechtsstreits hat das Oberverwaltungsgericht die Revision an das Bundesverwaltungsgericht zugelassen."
Vom BMU wird bekannt gegeben: "Am 27. Februar 2008 wird der Hessische Verwaltungsgerichtshof über die von RWE beabsichtigte Übertragung eines anderen Teils des Mülheim-Kärlich-Kontingents auf das RWE-Kraftwerk Biblis A verhandeln. Diesen Zustimmungsantrag hatte das Bundesumweltministerium im Mai 2007 abgelehnt, da auch Biblis A nach dem Atomgesetz nicht zu den Anlagen gehört, auf die RWE ihre für Mülheim-Kärlich zugebilligten Strommengen übertragen kann.
Die Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Brunsbüttel verfolgt Vattenfall auch mit einem weiteren Antrag. Danach soll eine Strommenge vom jüngeren Atomkraftwerk Krümmel übertragen werden. Die Prüfung dieses Antrags durch das Bundesumweltministerium, die eine vergleichende Sicherheitsanalyse beider Kraftwerke erfordert, ist noch nicht abgeschlossen."

16. Januar 2008
Vattenfall Europe: "Bundesgericht muss über Strommengen-Übertragung entscheiden"

Aufgrund der am 16.01.08 erfolgten Entscheidung des OVG Schleswig gegen eine Laufzeitverlängerung des AKW Brunsbüttel durch eine Übertragung von Reststrommengen des AKW Mülheim-Kärlich hat Vattenfall Europe in einer Pressemitteilung vom 16.01.08 Revision angekündigt. Der Rechtsstreit wird vor dem Bundesverwaltungsgericht weitergehen. Wir dokumentieren die Vattenfall-Pressemitteilung (ungekürzt, aber nicht unkommentiert) untenstehend: 

"Der Rechtsstreit um die Übertragung von Stromproduktionsmengen für einen längeren Betrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel geht vor das Bundesverwaltungsgericht", so der einleitende Wortlaut in der Vattenfall-Pressemitteilung. "Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Schleswig will der Betreiber Vattenfall die Möglichkeit der Übertragung von Strommengen aus dem Kontingent des Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel von den Bundesrichtern klären lassen. Das OVG hatte am Mittwoch [16.01.08] die Ablehnung eines entsprechenden Antrags durch das Bundesumweltministerium zunächst bestätigt."
Von Vattenfall Europe wird weiter mitgeteilt: "Vattenfall hatte im März 2007 beantragt, 15 Terawattstunden aus dem Kontingent des Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel zu übertragen. Dadurch könnte das Kernkraftwerk Brunsbüttel rund zweieinhalb Jahre länger betrieben werden. Die für Brunsbüttel festgeschriebenen Stromproduktionsrechte ermöglichen einen Betrieb bis voraussichtlich ins erste Halbjahr 2010. Mit der beantragten Übertragung verlängert sich die Betriebszeit bis 2012. Das Bundesumweltministerium hatte den Antrag im August 2007 abgelehnt, das Unternehmen hatte gegen die Ablehnung geklagt."
"Die Übertragung von Strommengen ist vom Atomgesetz ausdrücklich vorgesehen", wird von Vattenfall Europe hervorgehoben. "Das Kontingent des Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich stellt dabei einen Sonderfall dar
Das Umweltministerium vertritt die Auffassung, Strommengen aus diesem Kontingent könnten nicht auf Brunsbüttel übertragen werden. 
Vattenfall vertritt dagegen die Auffassung
, dass eine Übertragung von Mülheim-Kärlich-Mengen auch auf Brunsbüttel möglich ist. Diese Position wird auch durch Rechtsgutachten belegt", Vattenfall Europe nennt die Verbündeten für seine beabsichtigte Laufzeitverlängerung des Schrottreaktors in Brunsbüttel , "sowie vom Bundeskanzleramt und dem Bundeswirtschaftsministerium vertreten."

16. Januar 2008
Urteil des OVG Schleswig: Atomkraftwerk Brunsbüttel darf Laufzeit nicht verlängern - Vattenfall kündigt Revision an

Von den Nachrichtenagenturen AP und dpa wird am 16.01.08 übereinstimmend gemeldet, daß die Laufzeit des Atomkraftwerks Brunsbüttel nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Schleswig nicht mit Reststrommengen des AKW Mülheim-Kärlich verlängert werden darf.

"Das Kernkraftwerk Brunsbüttel darf nicht länger laufen als im Atomkonsens vereinbart", berichtet die Nachrichtenagentur AP am 16.01.08.  "Das Oberverwaltungsgericht in Schleswig wies am Mittwoch [16.01.08] eine Klage der Betreibergesellschaft Vattenfall ab, mit der sie die Übertragung von Reststrommengen des stillgelegten Meilers Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel durchsetzen wollte. Das Atomgesetz lasse eine derartige Übertragung nicht zu, erklärten die Richter und bestätigten damit die Auffassung des Bundesumweltministeriums. Der Konzern kündigte Revision beim Bundesverwaltungsgericht an."
Die Nachrichtenagentur AP berichtet ausführlich: "Erstmals in Deutschland entschied damit ein Gericht über die Verlängerung der Restlaufzeit eines Atomkraftwerks. Die Richter erklärten nach der mündlichen Verhandlung, da das Atomgesetz in der Fassung des sogenannten Ausstiegsgesetzes vom 22. April 2002 eine Übertragung nicht vorsehe, sei der Bundesumweltminister auch nicht zu einer hierfür von Vattenfall begehrten Zustimmung ermächtigt. Aus der Regelung ergebe sich abschließend, dass das für Mülheim-Kärlich festgelegte Strommengen-Kontingent nur auf die dort in einer Fußnote ausdrücklich genannten Kernkraftwerke übertragen werden könne. Zu denen gehöre Brunsbüttel gerade nicht."
"Zwar unterscheide das Gesetz grundsätzlich zwischen möglichen Strommengenübertragungen ohne und mit Zustimmung des Umweltministeriums", so die AP-Meldung weiter. "Auf diese grundsätzliche Unterscheidung könne sich die Klägerin für eine Übertragung aus dem Mülheim-Kärlich-Kontingent indes nicht mit Erfolg berufen, weil der Gesetzgeber insoweit eine spezielle und abschließende Regelung getroffen habe."
"Vattenfall kündigte, laut der AP-Meldung, an, die Möglichkeit der Übertragung nun von Bundesrichtern klären zu lassen. Die Position, dass eine Übertragung von Mülheim-Kärlich auch auf Brunsbüttel möglich sei, werde auch durch Rechtsgutachten belegt sowie vom Bundeskanzleramt und dem Bundeswirtschaftsministerium vertreten. Durch eine Übertragung könnte Brunsbüttel laut Vattenfall rund zweieinhalb Jahre länger als beabsichtigt betrieben werden. Derzeit reicht die Reststrommenge laut Atomaufsicht bis Ende 2009."
"Das Umweltministerium hingegen sieht durch das Urteil die Rechtmäßigkeit seiner Entscheidung vom vergangenen Sommer bestätigt", wird von der Nachrichtenagentur AP ausgesagt. "Im August hatte Gabriel den Antrag von Vattenfall mit dem Hinweis abgelehnt, laut Atomgesetz könne er der Übertragung überhaupt nicht zustimmen."
Die Nachrichtenagentur AP erklärt dazu: "Dem sogenannten Atomausstiegsgesetzes aus dem Jahre 2002 zufolge ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, Strommengen von einem Atomkraftwerk auf ein anderes zu übertragen und damit dessen Laufzeit zu verlängern. Die Reststrommengen des 1988 stillgelegten Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich darf laut einer Fußnote auf andere Meiler übertragen werden - Brunsbüttel ist dort jedoch nicht genannt."
"Trotzdem", so der Wortlaut in der AP-Meldung, "beantragte Vattenfall im März 2007 die Übertragung von 15 Terrawatt-Stunden aus dem Stromproduktionskontingent von Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel. Das an der Elbe gelegene AKW Brunsbüttel steht seit Juli vergangenen Jahres [2007] wegen diverser technischer Probleme still und wird laut Kieler Atomaufsicht frühestens im Februar wieder angefahren.
Die Meldung der Nachrichtenagentur AP endet mit der Feststellung: "Derzeit laufen weitere Verfahren zur Übertragung von Reststrommengen. Am 27. Februar wird der hessische Verwaltungsgerichtshof laut Bundesumweltministerium über die von RWE beabsichtigte und vom Ministerium im Mai 2007 abgelehnte Übertragung eines anderen Teils des Mülheim-Kärlich-Kontingents auf das Kraftwerk Biblis A verhandeln
Außerdem läuft beim Ministerium nach eigenen Angaben noch die Prüfung eines weiteren Antrags von Vattenfall, wonach eine Strommenge vom jüngeren AKW Krümmel auf Brunsbüttel übertragen werden soll."

15. Januar 2008
AKW Brunsbüttel: Deutscher Umwelthilfe liegt Defizitbericht des Sozialministeriums in Kiel vor

Das schleswig-holsteinische AKW Brunsbüttel ist berechtigterweise erneut in den negativen Schlagzeilen: Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) weist ein Bericht aus dem für die Reaktorsicherheit zuständigen Sozialministerium in Kiel auf gravierende und bis heute nicht abgearbeitete Sicherheitsmängel in der Notstromversorgung hin.
In einer Pressemitteilung unter dem Titel "Kieler Atomaufsicht beklagt gravierende Sicherheitsmängel im Notstromsystem des AKW Brunsbüttel" hat die DUH am 15.01.08 erneut die Öffentlichkeit über Mißstände im Atommeiler an der Unterelbe informiert.
In einer Zusammenfassung dieser Pressemitteilung stellt die DUH einleitend fest: "Deutscher Umwelthilfe liegt Defizitbericht des Sozialministeriums vor - Umbau des Notstromsystems würde zwei, Anpassung an gültige Sicherheitsregeln sogar vier Jahre beanspruchen - DUH-Bundesgeschäftsführer Baake fordert Kieler Sozialministerin Trauernicht auf, den Reaktor nicht ohne Behebung der Sicherheitsdefizite wieder ans Netz zu lassen - Vattenfall-Klage auf Laufzeitverlängerung 'unerträglich'"

Die Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe vom 15.01.08 im ungekürzten Wortlaut:

"Die vom Stromkonzern Vattenfall Europe beim Bundesumweltministerium beantragte Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Elbe ist aus rechtlichen Gründen unmöglich und wegen ungelöster Sicherheitsprobleme des über 30 Jahre alten Siedewasserreaktors unverantwortlich. Darauf hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) vor der morgigen Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig hingewiesen.
Der Umweltorganisation wurde anonym ein 25 Seiten umfassender Bericht aus Schleswig-Holstein zugespielt, der gravierende Sicherheitsmängel in der Notstromversorgung des Atomkraftwerks ausweist, die bis heute nicht abgearbeitet sind. Verfasser des Projektberichts sind vier Experten der Reaktorsicherheitsabteilung der Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein zuständig ist. Die Überprüfung des Notstromsystems hatte Trauernicht in der Folge des schweren Störfalls im schwedischen Vattenfall-Reaktor Forsmark I im Juli 2006 in Auftrag gegeben. Er wurde bereits im November 2006 fertig gestellt.
Zentrales Problem in Brunsbüttel ist die mangelnde Trennung der Notstromstränge des Reaktors und der ihnen zugeordneten Not- und Nachkühlsysteme - im Technikerjargon ist von einem außergewöhnlich 'hohen Vermaschungsgrad' die Rede, der nur unter großem zeitlichen und finanziellen Aufwand behoben werden könne. Das Notkühlsystem eines Atomkraftwerks soll im Fall eines Ausfalls der regulären Kühlung sicherstellen, dass der Reaktor kontrolliert heruntergefahren werden kann und die nach der Abschaltung weiter entstehende so genannte Nachwärme abgeführt wird. Andernfalls würde der Reaktorkern schmelzen, es käme zum Super-GAU. Notwendig wäre nach den Vorschlägen der Autoren des Berichts unter anderem die 'Errichtung eines neuen Notstromgebäudes'. Der Umbau würde nach Schätzungen der Experten etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. Für die 'technische Anpassung des Anlagenzustands an die Anforderungen des derzeit gültigen Regelwerks' wird sogar ein 'Realisierungszeitraum' von vier Jahren angesetzt.
'Der Siedewasserreaktor in Brunsbüttel stellt seit vielen Jahren das größte Sicherheitsrisiko in Norddeutschland dar', sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Es sei 'vollkommen unverantwortlich', dass Vattenfall ausgerechnet für dieses Atomkraftwerk eine Laufzeitverlängerung beantragt habe, die nach der Ablehnung durch den Bundesumweltminister nun auch noch gerichtlich eingeklagt werden solle. 'Wir fragen die Vattenfall-Verantwortlichen und Ministerin Trauernicht, welche Konsequenzen bis heute aus den mehr als ein Jahr zurückliegenden gravierenden Erkenntnissen über die Sicherheitsdefizite im Notstromsystem des Atomkraftwerks Brunsbüttel gezogen wurden'.
Baake forderte die Vattenfall-Verantwortlichen eindringlich auf, ihre Pläne zur Laufzeitverlängerung des Altreaktors aufzugeben. Andernfalls werde die 'Welle der Stromkunden, die Vattenfall den Rücken kehren und sich Ökostrom-Versorgern zuwenden, weiter anschwellen'.
In einem Schreiben an Trauernicht fragt Baake die Kieler Sozialministerin, ob sie beabsichtige, 'Vattenfall ein Wiederanfahren (des derzeit abgeschalteten) Reaktors zu gestatten, ohne dass vorher alle in dem Bericht aus Ihrem Haus aufgezeigten Sicherheitsmängel beseitigt worden sind.'
Baake erinnerte auch daran, dass die seit Juli 2001 - also seit sechseinhalb Jahren - andauernde Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) des Brunsbüttel-Meilers nach den Worten der Ministerin bis 'Ende des Jahres 2007 komplett abgeschlossen sein' sollte (Pressemitteilung des Sozialministeriums vom 18. Juli 2007). Bisher wurde der Vollzug dieses Versprechens vom Kieler Ministerium nicht bestätigt.
Vattenfall habe seit dem Brunsbüttel-Krümmel Desaster im Sommer 2007 offenbar nichts dazu gelernt. Es sei 'unerträglich, dass der Konzern gegen den Wortlaut des Atomgesetzes versuche, Stromkontingente aus dem gerichtlich gestoppten AKW Mülheim-Kärlich auf Brunsbüttel zu übertragen', sagte Baake. Im Atomausstiegsgesetz der rot-grünen Bundesregierung sind die Reaktoren, auf die Kilowattstunden aus Mülheim-Kärlich theoretisch übertragen werden können, in einer Fußnote ausdrücklich aufgeführt. Brunsbüttel gehört nicht dazu. Dieser Regelung hatten die Atomkraftwerksbetreiber seinerzeit in der Vereinbarung über den Atomkonsens zugestimmt."

Sozialministerium in Kiel: "Kernkraftwerk Brunsbüttel geht erst nach Abarbeitung aller sicherheitsrelevanten Punkte wieder ans Netz"

"Zu der Presseerklärung der Deutschen Umwelthilfe von heute (15. Januar 2008) erklärt das in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium" in einer Pressemitteilung vom 15.01.08:
"Seit Juli 2007 ist das Kernkraftwerk Brunsbüttel vom Netz. Aufgrund noch nicht vollständig beseitigter Mängel ist ein Wiederanfahren derzeit noch nicht möglich. Ein entsprechender Antrag des Betreibers Vattenfall, der von der Atomaufsicht zu genehmigen wäre, liegt nicht vor. Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht hat wiederholt erklärt, dass Brunsbüttel erst wieder ans Netz gehen kann, wenn alle sicherheitsrelevanten Fragen geklärt sind."
"Zur Notstromversorgung im Kernkraftwerk Brunsbüttel wurde von der Atomaufsicht ein Bericht erarbeitet, der Sofort-, Kurz-, Mittel- und Langfrist-Maßnahmen beinhaltet", wird in der Pressemitteilung des Kieler Sozialministeriums ausgesagt. "Zum Teil sind diese Maßnahmen bereits abgeschlossen, teilweise befinden sich die Maßnahmen noch in der Umsetzung, beziehungsweise im Planungsstadium. Nicht alle Maßnahmen erfordern einen Stillstand des Reaktors, sondern können auch im laufenden Betrieb vorbereitet und abgearbeitet werden."
"Die Notstromversorgung wird in dem beim Bundesumweltministerium anhängigen Verfahren zur Strommengenübertragung vom Kernkraftwerk Krümmel auf das Kernkraftwerk Brunsbüttel im Rahmen der durchgeführten vergleichenden Sicherheitsanalyse eine Rolle spielen", versichert das Sozialministerium in Kiel. "Ungeachtet dessen bekräftigt Sozialministerin Trauernicht ihre Auffassung, dass ein Abschalten nach Ablauf der Restlaufzeit geboten ist."
Die Pressemitteilung des für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständigen Sozialministeriums in Kiel endet mit der Aussage: "Die Begutachtung im Rahmen der Periodischen Sicherheitsüberprüfung ist zwischenzeitlich abgeschlossen, die Aufsichtsbehörde hat die Ergebnisse geprüft und abschließend bewertet. Aus der Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) ergeben sich keine Ergebnisse, die einen sofortigen Handlungsbedarf erfordern oder einem Betrieb von Brunsbüttel grundsätzlich entgegenstehen."

Vattenfall Europe, der Betreiber des AKW Brunsbüttel, hat bislang keine öffentliche Stellungnahme zu dem Sicherheitsdefizit-Bericht des Kieler Sozialministeriums abgegeben...

15. Januar 2008
AKW Brunsbüttel und Krümmel: Wiederanfahrtermine von Vattenfall revidiert

Die vor Wochen bekannt gegebenen Anfahrtermine für die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel wurden jetzt vom Betreiber Vattenfall zurückgezogen. Laut Vattenfall würden die AKWs nicht bereits Ende Febraur bzw. Anfang März wieder ans Netz gehen können. Allerdings wollte der Betreiber wegen der 'hohen Unsicherheit' keine neuen Termine nennen.
Die zuständige Atomaufsicht Schleswig-Holstein zeigte sich überrascht - man habe bislang keine Informationen von Vattenfall erhalten und gehe weiter von den durch den Betreiber kommunizierten Daten aus.
Das Atomkraftwerk Krümmel steht nach dem Trafobrand am 28.06.07, das AKW Brunsbüttel seit dem 18.07.07 still.
(Info-Quelle: ContrAtom/powernews.org)

14. Januar 2008
OVG Schleswig entscheidet am 16.01.08 über eine Laufzeitverlängerung des Pannenreaktors Brunsbüttel

Auf pr-inside.com war am 14.01.08 berichtet worden: "Der Streit um die Restlaufzeit-Verlängerung des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) beschäftigt nun erstmals ein Gericht: Am Mittwoch (16. Januar) muss das Schleswig-Holsteinische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Schleswig über eine Klage des Energiekonzerns Vattenfall gegen einen Bescheid des Bundesumweltministeriums urteilen. In dem Bescheid hatte das Ministerium die Übertragung einer Reststrommenge von 15 Terawattstunden aus dem Kontingent des rheinland-pfälzischen Reaktors in Mülheim-Kärlich auf den Pannenreaktor KKB abgelehnt."
"Kurz bevor im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Krümmel am 28. Juni vergangenen Jahres ein Kurzschluss einen Transformatorbrand auslöste, hatte eine Netzstörung beim KKB eine Schnellabschaltung des Reaktors ausgelöst", so der Artikel auf pr-inside.com. "Nach Problemen musste Brunsbüttel Mitte Juli erneut abgeschaltet werden. Seither ist es nicht mehr am Netz."
"Die Reststrommenge für das KKB lag Anfang 2007 noch bei rund 13 Terawattstunden. Diese Menge wird das Atomkraftwerk voraussichtlich Ende des Jahres 2009 verbraucht haben. Zur Verlängerung der Laufzeit eines AKW ist unter bestimmten Voraussetzungen eine Übertragung von Strommengen von einem Kernkraftwerk auf ein anderes möglich", so die Darstellung auf pr-inside.com. 
"Für das AKW Mülheim-Kärlich gelten besondere Bedingungen. Seine Reststrommenge darf jedoch nur auf bestimmte Kraftwerke übertragen werden. Das KKB gehört nicht dazu", lautete die Feststellung auf pr-inside.com. "Vattenfall beantragte dennoch eine Übertragung, die das Bundesumweltministerium ablehnte."
Der Bericht auf pr-inside.com abschließend: "Dagegen hatte Vattenfall geklagt. Die Übertragung sei zwar zustimmungspflichtig, aber auch zustimmungsfähig. Das Ministerium begründete seine ablehnende Haltung damit, dass die Behörde zur Übertragung der Strommenge von Mülheim-Kärlich auf das KKB nicht berechtigt sei. Eine Entscheidung wird für Mittwoch erwartet."

10. Januar 2008
AKW-Stillstand in Brunsbüttel und Krümmel - CDU fordert 'Aufklärung'

DIE WELT meldet am 10.01.08: "Angesichts der Millionenverluste durch den Stillstand der Atommeiler Krümmel und Brunsbüttel verlangt die CDU im Kieler Landtag Aufklärung, warum die Anlagen noch nicht wieder ans Netz gegangen sind. 'Jeder Tag, den diese Kraftwerke nicht laufen, reißt noch größere Löcher in unsere Kassen', sagte CDU-Finanzexperte Frank Sauter am Donnerstag. Neben den 12,7 Millionen Euro aus der Oberflächenwasserabgabe hätten Bund, Länder und Gemeinden Ausfälle von 70 Millionen Euro zu verzeichnen, seit die Reaktoren stillstehen. Sie waren im Sommer nach Pannen abgeschaltet worden. Die Atomaufsicht liegt in Schleswig-Holstein beim SPD-geführten Sozialministerium."

09. Januar 2008
AKW-Stillstand in Brunsbüttel und Krümmel kostet Millionen

"Die seit Monaten andauernde Abschaltung der Atommeiler verursacht nicht nur beim Betreiber Vattenfall, sondern auch im schleswig-holsteinischen Landeshaushalt herbe Einnahmeverluste", ist vom Hamburger Abendblatt am 09.01.08 berichtet worden.
"Bei der so genannten Oberflächenwasserabgabe müssen im Haushalt 2008 etwa acht Millionen Euro weniger verbucht werden als erwartet, weil die Reaktoren seit Pannen im vergangenen Sommer [2007] nicht mehr am Netz sind und somit allein 2007 die Einnahmen für sechs Monate ausfielen", so das Hamburger Abendblatt in dem Artikel weiter. "Für beide Kraftwerke zusammen seien pro Jahr 16 Millionen Euro aus der Oberflächenwasserabgabe geplant, sagte ein Sprecher des schleswig-holsteinischen Finanzministeriums. Mit einem Wiederanfahren der Anlagen rechnet die Atomaufsicht in Kiel nicht vor Ende Februar."
"Betreiber Vattenfall Europe muss für seine Anlagen in Krümmel und Brunsbüttel die Oberflächenwasserabgabe an das Land [Schleswig-Holstein] zahlen, weil er zur Kühlung des Systems Wasser aus der Elbe braucht. Die Abgabe richtet sich nach der genutzten Wassermenge." Seitens des Hamburger Abendblatt wird ausgesagt: "Jeder Tag Stillstand in den beiden Atommeilern kostet Vattenfall Europe nach Schätzung von Experten zusammen rund eine Million Euro. Krümmel und Brunsbüttel sind nach einer Pannenserie im vergangenen Sommer abgeschaltet."

 

 


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