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8.
Linke Literaturmesse
Ein
subjektiver Einblick ins Geschehen
Am
21. Nov. punkt 19 Uhr begann die 8. Literaturmesse im Nürnberger
Ex-KOMM. Unter uns gesagt, ich war schon vorher da und natürlich
auch nicht der Einzige, der nicht bis zum offiziellen Startschuß
warten wollte. Interessierte, HelferInnen, AnbieterInnen der
beteiligten Verlage, RedakteurInnen, und solche die Schnäppchen
und Raritäten suchten, sie alle strichen bereits vor dem Auftakt
durch die Standreihen. Verpasst hat dennoch niemand etwas, war doch
das präsentierte Angebot wie immer riesig. In der am Abend
beginnenden Eröffnungsveranstaltung erteilte der Nürnberger
Autor R. Kurz der sogenannten antideutschen Ideologie eine eindeutige
Absage. Dass dies auch nicht ohne Polemik gegen die
antiimperialistische Linke abging, beweist einmal mehr, dass der
umstrittene Philosoph auch weiterhin sein Heil jenseits alltäglicher
Kämpfe in der persönlichen Interpretation des Geschehens
sucht. Gut besucht war die Veranstaltung dennoch, wenn sie auch zum
Wohle der Teilnehmenden nicht an Überfüllung litt, manche
errinnern sich sicher noch mit Schrecken an J. Elsässers
überfüllte Anti-Kriegslesung.
Nach
einer langen Nacht mit angereisten GenossInnen machte ich mich früh
auf die Socken. Streß stand auf der Tagesordnung, hatten doch
diese Verückten vom Metroproletan und dem Libresso nocheinmal
mehr Veranstaltungen an Land gezogen als beim letzten mal, 36 waren
es diesmal. Los ging mein persönliches Programm für den
Samstag mit Knut Rauchfuß und seinen Thesen zu den neuen
Kriegen und ihren Akteuren, von da aus Hals über Kopf in den
Weißen Saal. Autonome in Bewegung, Geschichten aus den ersten
23 Jahren der Bewegung fanden vor vollem Haus ein interessiertes
Publikum. Zurücklehnen und kurz entspannen, ein Saalwechsel ist
nicht nötig, hatte ich mich doch für das vom Enzensberger
vorbereitete Puddingattentat entschieden, ohne es zu
bereuen. Es gab viel zu lachen und die angepassten 68er-Ärsche
in Politik und Wirtschaft bekamen von einem der´s besser weiß
ihr Fett ab. Jetzt brauchte ich erst mal eine echte Pause, in der ich
mir zwei Bockwürste im Messecafé reinhaute, mit ungefähr
300 Bekannten laberte und die Straßenkunstausstellung
begutachtete. Brandstiftererinnerungen, die Vorstellung des Buches zu
den Mujeres Libres und das von Raul Zelik geschrieben und gelesene
Bastard rundeten für mich den langen Messe-Tag ab. Vom
Hörensagen kann ich noch behaupten, dass Tondar mit dem
Baskenlandschwerpunkt und die Testcardvorstellung gut gewesen sein
sollen. Durch die Bank gut besucht waren am Samstag alle
Veranstaltungen und auch an den Ständen konnte nicht über
BesucherInnenmangel geklagt werden. Zum Idiot des Tages machte sich,
auch das soll nicht unerwähnt bleiben, einer jener
Antideutschen, die in der Eröffnungsveranstaltung bereits ihr
Fett abbekamen. Ab 20 Uhr gab der auf der Gehaltsliste der Bahamas
stehende Autor vor kleinem Publikum einige wirre bürgerliche
Thesen zum besten, während sich der Saal minütlich leerte.
Nach
der vom oa- Kulturbereich organisierten Party im Rahmen der Messe,
gings nach drei Stunden Schlaf zurück zur Messe. Radikal Global
mit Moe Hierlmeier und die Fritz Teufel-Veranstaltung mit Carini
schaute ich mir trotz starker Konzentrationsschwächen an und von
der Buchenwald CD-Vorstellung hörte ich nur Gutes.
Zuguterletzt
noch einges zur Statistik: Mit ca.1500 BesucherInnen konnte die Messe
ihren bisherigen BesucherInnenrekord halten; die präsentierenden
Verlage und Redaktionen zeigten sich über Besuch und Umsätze
zufrieden.
Renner
in der Bestsellerliste des Messewochenendes waren mit Abstand zwei
Bücher: Eine Doku zum Bielefelder ArbeiterInnen-Jugendzentrum
und die, vom Autor Bernd Langer eigens mit einem Sonderstempel für
die Literaturmesse versehenen, Erinnerungen eines Autonomen
Operation 1653.
Dieses
war der achte Streich und der neunte folgt zugleich:
Voraussichtlicher Termin November 2004 !!! Wie immer in Nürnberg,
im Ex-KOMM!!!
P.s.
Wer und welche mehr über die im Rahmen der Messe präsentierten
Titel erfahren möchte, beschwere sich bei der Redaktion deren
Zeichenvorgabe ich eh schamlos überschritten habe oder kaufe
sich doch einfach das Buch.
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