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DEZEMBER 2003

8. Linke Literaturmesse

Ein subjektiver Einblick ins Geschehen


Am 21. Nov. punkt 19 Uhr begann die 8. Literaturmesse im Nürnberger Ex-KOMM. Unter uns gesagt, ich war schon vorher da und natürlich auch nicht der Einzige, der nicht bis zum offiziellen Startschuß warten wollte. Interessierte, HelferInnen, AnbieterInnen der beteiligten Verlage, RedakteurInnen, und solche die Schnäppchen und Raritäten suchten, sie alle strichen bereits vor dem Auftakt durch die Standreihen. Verpasst hat dennoch niemand etwas, war doch das präsentierte Angebot wie immer riesig.
In der am Abend beginnenden Eröffnungsveranstaltung erteilte der Nürnberger Autor R. Kurz der sogenannten antideutschen Ideologie eine eindeutige Absage. Dass dies auch nicht ohne Polemik gegen die antiimperialistische Linke abging, beweist einmal mehr, dass der umstrittene Philosoph auch weiterhin sein Heil jenseits alltäglicher Kämpfe in der persönlichen Interpretation des Geschehens sucht.
Gut besucht war die Veranstaltung dennoch, wenn sie auch zum Wohle der Teilnehmenden nicht an Überfüllung litt, manche errinnern sich sicher noch mit Schrecken an J. Elsässers überfüllte Anti-Kriegslesung.


Nach einer langen Nacht mit angereisten GenossInnen machte ich mich früh auf die Socken. Streß stand auf der Tagesordnung, hatten doch diese Verückten vom Metroproletan und dem Libresso nocheinmal mehr Veranstaltungen an Land gezogen als beim letzten mal, 36 waren es diesmal.
Los ging mein persönliches Programm für den Samstag mit Knut Rauchfuß und seinen Thesen zu den neuen Kriegen und ihren Akteuren, von da aus Hals über Kopf in den Weißen Saal. Autonome in Bewegung, Geschichten aus den ersten 23 Jahren der Bewegung fanden vor vollem Haus ein interessiertes Publikum. Zurücklehnen und kurz entspannen, ein Saalwechsel ist nicht nötig, hatte ich mich doch für das vom Enzensberger vorbereitete „Puddingattentat“ entschieden, ohne es zu bereuen. Es gab viel zu lachen und die angepassten 68er-Ärsche in Politik und Wirtschaft bekamen von einem der´s besser weiß ihr Fett ab.
Jetzt brauchte ich erst mal eine echte Pause, in der ich mir zwei Bockwürste im Messecafé reinhaute, mit ungefähr 300 Bekannten laberte und die Straßenkunstausstellung begutachtete. Brandstiftererinnerungen, die Vorstellung des Buches zu den Mujeres Libres und das von Raul Zelik geschrieben und gelesene Bastard rundeten für mich den langen Messe-Tag ab.
Vom Hörensagen kann ich noch behaupten, dass Tondar mit dem Baskenlandschwerpunkt und die Testcardvorstellung gut gewesen sein sollen. Durch die Bank gut besucht waren am Samstag alle Veranstaltungen und auch an den Ständen konnte nicht über BesucherInnenmangel geklagt werden.
Zum Idiot des Tages machte sich, auch das soll nicht unerwähnt bleiben, einer jener Antideutschen, die in der Eröffnungsveranstaltung bereits ihr Fett abbekamen. Ab 20 Uhr gab der auf der Gehaltsliste der Bahamas stehende Autor vor kleinem Publikum einige wirre bürgerliche Thesen zum besten, während sich der Saal minütlich leerte.


Nach der vom oa- Kulturbereich organisierten Party im Rahmen der Messe, gings nach drei Stunden Schlaf zurück zur Messe. Radikal Global mit Moe Hierlmeier und die Fritz Teufel-Veranstaltung mit Carini schaute ich mir trotz starker Konzentrationsschwächen an und von der Buchenwald CD-Vorstellung hörte ich nur Gutes.

Zuguterletzt noch einges zur Statistik: Mit ca.1500 BesucherInnen konnte die Messe ihren bisherigen BesucherInnenrekord halten; die präsentierenden Verlage und Redaktionen zeigten sich über Besuch und Umsätze zufrieden.
Renner in der Bestsellerliste des Messewochenendes waren mit Abstand zwei Bücher: Eine Doku zum Bielefelder ArbeiterInnen-Jugendzentrum und die, vom Autor Bernd Langer eigens mit einem Sonderstempel für die Literaturmesse versehenen, Erinnerungen eines Autonomen „Operation 1653“.

Dieses war der achte Streich und der neunte folgt zugleich: Voraussichtlicher Termin November 2004 !!!
Wie immer in Nürnberg, im Ex-KOMM!!!


P.s. Wer und welche mehr über die im Rahmen der Messe präsentierten Titel erfahren möchte, beschwere sich bei der Redaktion deren Zeichenvorgabe ich eh schamlos überschritten habe oder kaufe sich doch einfach das Buch.



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