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Zehn Jahre besetzt: Rote Flora
Vorweg
In dieser Ausstellung soll der Geschichte der zehn Jahre nachgespürt
werden. Natürlich ist der Umstand der Besetzung nicht der Dreh-
und Angelpunkt. Die Rote Flora hat ihren Platz in Hamburg, sei es
als Zentrum autonomer Politik, als pittoreske Location für
Partys oder als Dauerärgernis für die CDU. Dass das Gebäude
immer noch besetzt ist und trotzdem von tausenden von Menschen genutzt
wird darunter viele, die nichts von der Besetzung wissen
-, sagt sicher etwas über die ungewöhnliche Situation
der Flora aus: besetzt und doch von der Stadt geduldet.
Aus den letzten zehn Jahren sollen Streiflichter, Entwicklungslinien
und Brüche gezeigt werden. Natürlich gestaltet sich solch
ein Rückblick kritisch, und mit Verwunderung werden heute sicherlich
einige ältere Flugblätter zur Kenntnis genommen. Die AkteurInnen
in der Flora die ja letztlich das Geschehen prägen und
nicht eine zusammengemauerte steinerne Umhüllung haben
sich im Laufe der Jahre gewandelt.
Die Flora ist kein Wohnprojekt und daher anders als die Hafenstraße
nicht so stark an die lebensgeschichtliche Entwicklung der
AkteurInnen gebunden. Dies schlägt sich darin nieder, dass
die Fluktuation erheblich höher ist: wer aus dem Zusammenhang
Flora aussteigt, gibt nicht seine Wohnung auf. Häufig bei Studiumende
oder beruflichen Einschnitten endet das Engagement in der Flora
in dem ganzen Geflecht des Ausspielens von persönlichen Interessen
gegen politisches Engagement. Hinzu kommen politisch motivierte
Abgrenzungen oder persönliche Konflikte. Aber es gehört
zur Flora, dass es ein freiwilliger Zusammenschluss ist. Wer nicht
mehr will, kann gehen. Kein Statut, kein Parteiorgan kann ihn oder
sie halten.
Dieses Moment der Freiwilligkeit prägt den Alltag in der Flora.
Außer moralischem Druck gibt es kein Sanktionsmittel, mit
dem Auseinandersetzungen um Kleinigkeiten oder Grundsatzfragen gelöst
werden können. Mit all den dazu gehörenden Tücken
hat dies natürlich seinen eigenen Charme, der gegen den grün-roten
Integrationszeitgeist steht.
Die Ausstellung gruppiert sich um mehrere thematische Oberbegriffe,
die den Blick auf die Rote Flora als politisches und kulturelles
Zentrum eröffnen sollen. Natürlich ist die Auswahl der
Aspekte subjektiv, wir hoffen aber, dass sie nachvollziehbar ist.
Jede und jeder mag eigene Interpretationen und Vorstellungen zu
Ereignissen haben, deren Gewichtung in der Flora-Geschichte und
ihren Auswirkungen. Die Ausstellung bietet hierzu Diskussionspunkte.
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