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Weg mit dem Verbot der Tageszeitung Özgür Politika! Presse- und Meinungsfreiheit kurdischer Medien in Deutschland schützen! Am Morgen des 5.
September 2005 wurden auf Weisung des Bundesinnenministers Otto Schily
die kurdische Tageszeitung Özgür Politika, die MHA (Mezopotamische
Nachrichtenagentur), der Onlinedienst Roj in Frankfurt am Main, der
Musikverlag MIR in Düsseldorf und der Mezopotamia Verlag in Köln
von der Polizei gestürmt und durchsucht. Die Tageszeitung Özgür
Politika (deutsch: Freie Politik) wurde wegen angeblicher Einbindung
in die Organisationsstrukturen der PKK verboten, gegen die Verlage und
die Nachrichtenagentur laufen Ermittlungsverfahren. |
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Bundesverwaltungsgericht hebt Zeitungsverbot auf Das Bundesverwaltungsgericht hat das Verbotsurteil der Tageszeitung Özgür Politika aufgehoben. Ein entsprechender Antrag der Zeitung wurde vom Leipziger Bundesgericht positiv beschieden. Damit ist der Weg frei für das erneute Erscheinen der am 5. September 2005 von Innenminister Schily verbotenen Zeitung. Das Verbot wurde als rechtswidrig angesehen. Die Verhandlungen zwischen dem Bundesverwaltungsgericht und dem Innenministerium über die Rückgabe der beschlagnahmten Gegenstände dauern an. Als Mitherausgeber der Zeitung erklärte Cemal Ucar: „Wir haben das Verbot vom ersten Tag an als rechtswidrig entsprechend der internationalen und deutschen Rechtssprechung bewertet. Aus dieser Überzeugung heraus haben wir uns an das Gericht gewandt“. Quelle: MHA, 19.10.2005, ISKU |
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Das verkohlte Telefon der Özgür Politika Ein Kommentar von Reimar Heider Betrat man die Redaktionsräume der Tageszeitung „Özgür Polika“, so fiel ein geschmolzenes und verkohltes Telefon auf. Dieses Telefon ist beredtes Zeugnis der ereignisreichen Geschichte kurdischen Presseschaffens. Anfang der 1990-er Jahre erschien in der Türkei „Özgür Gündem“, die „Freie Tagesordnung“ auf dem Plan und berichtete als einzige wahrheitsgemäß über die Morde der staatlichen Todesschwadronen. Mehr als ein Dutzend Journalistinnen und Journalisten bezahlten diese investigative Tätigkeit mit dem Leben, ebenso wie Zeitungsausträger, meist Kinder. Özgür Gündem wurde geschlossen, mit „Özgür Ülke“ (Freies Land) eine Nachfolgerin ins Leben gerufen. Die Morde gingen weiter, und Özgür Ülke erlangte traurige Berühmtheit, als ihr Redaktionsgebäude durch einen von Tansu Çiller persönlich angeordneten Bombenanschlag zerstört wurde. Damals, Mitte der 1990-er Jahre, galt die Türkei als gefährlichstes Land der Welt für Journalisten. Özgür Gündem und Özgür Ülke waren mit Auslandsausgaben auch in Europa erschienen, erst nach der Bombardierung der Özgür Ülke wurde in Europa eine eigene Zeitung produziert, eben die Özgür Politika. (...) weiter |
Angriff auf die Pressefreiheit Schily brachte eine Stimme der Kurden zum Schweigen 10 Jahre lang war die türkischsprachige Tageszeitung Özgür Politika eine der wichtigsten Informationsquellen der millionenstarken kurdischen Migration in Europa. Auch demokratisch gesinnte Türken nutzten die in einer Auflage von bis zu 10.000 Exemplaren erschienene „Freie Politik“ als Alternative zu monopolisierten nationalistischen Hetzblättern wie Hürriyet. Ein
Schwerpunkt der Özgür Politika waren Korrespondentenberichte
aus Kurdistan, der Türkei und dem gesamten Mittleren Osten. Während
die Auseinandersetzungen in den kurdischen Landesteilen in den europäischen
Medien nach der Verschleppung von Abdullah Öcalan weitgehend ignoriert
wurde und in der türkischen Presse nur unter dem Stichwort „Terrorismus“
Erwähnung fand, meldeten die Korrespondenten der Özgür
Politika täglich die Fort- oder Rückschritte der Türkei
auf dem Weg zur Demokratisierung und Gleichberechtigung der Völker.
In der Natur der Sache liegt es, daß auch die in Nordkurdistan
unbestreitbar stärkste politische Gruppierung – die PKK und Kongra-Gel
– in der Zeitung zu Wort kamen. |
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Solidaritätsaufruf: Hebt den Bann von kurdischen Medien in Europa auf! Verteidigt die zivilen Rechte für die Kurden! Polizei stürmt die kurdischen Institutionen auf Anweisung des Innenministeriums. (...) Aufruf Wir, die Unterzeichnenden bitten dringend, da ein Vorgang von größtmöglicher Eile, für eine möglichst umfassende Solidarität mit den kurdischen Medien, mit deren Angestellten und Leserschaft. Wir verurteilen diesen Angriff auf die freie Meinungsäußerung und wir rufen das Deutsche Innenministerium auf, unverzüglich zu handeln und die Anklagen fallen zu lassen, das beschlagnahmte Eigentum sofort zurückzugeben und zu erklären, dass es aufhören wird, die Unterdrückungspolitik der Türkei gegen die Kurden zu unterstützen. (...) weiter |
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