IV. Die Wende

Die Vorgeschichte des Rückzugs
Treffen des Plenums des Zentralkomitees der PKK
Rückzug der Guerilla und Beendigung des bewaffneten Kampfes
Präsidialrat der PKK zum Rückzug der Truppen
"Der Rückzug muss still und ohne Gefechte erfolgen"
"Eine unbenannte Revolution"
Stellvertretender US-Außenminister für mehr Rechte
Auch die Türkei muss ihre Aufgaben erledigen
Rückzug der Einheiten der PKK beginnt
"Reuegesetz" - Amnestie light - Förderung des Verrats
Amnestie, Teilamnestie, Generalamnestie?
Türkische Armee erschwert den Rückzug
Trotz Operationen eine mildere Atmosphäre
Der höchste General meldet sich zu Wort
"PKK wird Geschichte"
Öcalan lädt eine Gruppe seiner Partei als Friedensbotschafter ins Land ein
Einige Steine wurden doch ins Rollen gebracht

Drei Beispiele für zivilgesellschaftliche Einmischung

Erstes Beispiel: Deklaration zu Demokratie und Frieden
Zweites Beispiel: Rede des obersten Richters
Drittes Beispiel: Intellektuelle mischen sich ein
Der Ton der Stimme wird schärfer


Stellvertretender US-Außenminister für mehr Rechte

Im August 1999 lösten US-Politiker einander mit Besuchen in Ankara ab, so auch der für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit zuständige Staatssekretär im US-Außenministerium, Harold Hongju Koh. Vor seinen Gesprächen mit der Staatsspitze bereiste er Kurdistan und traf mit Kurden aus unterschiedlichsten Teilen der Gesellschaft zusammen. Vertriebene Menschen und die gewählten Bürgermeister von HADEP gehörten ebenfalls zu seinen Gesprächspartnern. Im Gefängnis von Ankara besuchte Koh die inhaftierte DEP-Abgeordnete Leyla Zana und den ehemaligen Vorsitzenden des Menschenrechts-vereins (IHD) Akin Birdal. Am 5. August 1999 richtete er auf einer Pressekonferenz in Ankara scharfe Kritik an die Adresse der Türkei. Er forderte die Regierung in Ankara auf, sämtliche Hindernisse für die Meinungsfreiheit auszuräumen, allen Bürgern volle politische, kulturelle und religiöse Freiheiten zu gewähren, das systematische Foltersystem aufzulösen und den Kurden zu erlauben, eigene Parteien zu gründen usw..
Die Äußerungen des Staatssekretärs Koh wurden als ein Ultimatum der USA verstanden. Auf dem Heimweg sagte er, dass die türkische Regierung weder gewillt noch imstande sei, den Konflikt mit friedlichen Mitteln zu lösen. (96)
Nach Koh reisten der US-Generalstabschef und der Energieminister der USA in die Türkei. Die für Nordirak zuständige Sprecherin im US-Außenministerium, Elisabeth Jones, sagte, dass die PKK eine militärische Organisation sei. Und die türkische Presse bezeichnete dies als eine Blamage. Ausgerechnet am Jahrestag des Beginns des bewaffneten Kampfes der PKK vor 15 Jahren sagte sie bezüglich des Rückzugs der PKK-Truppen folgendes: "Es ist wünschenswert, dass die PKK eine Vereinbarung mit der türkischen Regierung über den Rückzug aus der Türkei trifft. Als eine militärische Organisation ist es nicht gut, dass die PKK und andere bewaffnete Kräfte sich nach Nordirak begeben (zurückziehen)."
Hürriyet übersetzte die Worte von Jones wie folgt: "Die Äußerungen von Jones, dass Ankara mit der PKK ein Abkommen über die Modalitäten eines Rückzugs der bewaffneten Terroristen treffen solle und dass die PKK eine militärische Organisation sei, haben viele Fragen auf die Tagesordnung gebracht." Noch am gleichen Tag, am 15. August, begrüßte Duran Kalkan, Mitglied des Präsidialrates der PKK, die Äußerungen von Elisabeth Jones. (97)


(96)ÖP, 4. u. 5.8.99; Hürriyet 5.8.99

(97)Hürriyet und ÖP, 15.8.99