TATblatt



Deserteurs- und Flüchtlingsberatung

Die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung wurde 1992 als Teilprojekt der ARGE (Arbeitsgemeinschft für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit) gegründet. Die Unterstützung von nach Österreich geflohenen serbischen und kroatischen Deserteuren erwies sich als eine Möglichkeit, den Widerstand gegen diesen Krieg zu unterstützen und sein Ausmaß deutlich zu machen.

Durch den starken Bedarf und die komplexe Gesetzeslage kam es bald zur Ausweitung des Schwerpunkts Desertion.

Die Deserteurs- und Flüchtlignsberatung verzeichnet nun jährlich ca. 500 Beratungskontakte. Von den Beratenen kommen weiterhin etwa 70% aus dem Kosovo, aus dem restlichen Jugoslawien und aus Bosnien. Asylverfahren bzw. die Situation nach Abschluß des Verfahrens stehen in den meisten Beratungsgesprächen im Vordergrund.
 

Angebot:
 

Rechtsberatung:

Jede Beratung beginnt mit einerm ausführlichen Erstgespräch. Rechts"beratung" kann sich meist nicht auf einen guten Tip, was zu tun ist, beschränken, sondern bedeutet, die Ratsuchenden vor schwerwiegende Entscheidungen zu stellen und sie bei diesen zu unterstützen. Der größte Teil der Arbeit kommt nach dem Beratungsgspräch: das Einbringen von Rechtsmitteln, also Berufungen und Einsprüchen, sowie Verhandlungen mit den zuständigen Behörden.

*Klärung der aufenthaltsrechtlichen Lage
*Information über die jeweiligen Möglichkeiten und Rechte
*Bei Bedarf Begleitung zu Behörden
*Vertretung in asyl- und fremdenrechtlichen Verfahren
*Beratung in diesen und anderen Verfahren (z.B. Einbürgerungsverfahren, Adoption, Scheidung etc.)
*Beratung von (Ehe-)partnerInnen, anderen Angehörigen, UnterkunftsgeberInnen
*Kontaktaufnahme mit bzw. Vermittlung von fremdenrechtlich erfahrenen RechtsanwältInnen
 

Sozialberatung:

Die Grenze zur Rechtsberatung ist fließend, bzw. bestimmt die rechtliche Situation darüber, wie leicht oder schwer vorhandene Angebote für Unterkunft, Bildung, Gesundheit zugänglich sind.

*Vermittlung von Sprachkursen
*Vermittlung von ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen
*Kontaktaufnahme mit anderen Beratungsstellen, z.B. SchuldnerInnenberatung
*Hilfe bei der Unterkunftsuche
*"ein offenes Ohr" und Zeit für Probleme verschiedenster Art
 

Politische Aktivitäten

Es gibt keine spezifische Behandlung von Deserteuren im Asylverfahren. Die Forderung, Desertion als asylrelevanten Fluchtgrund zu werten, bringen wir seit Jahren vor und finden dabei auch internationale (Resolution EU-Parlament, UNHCR...), aber leider wenig österreichweite Unterstützung.

Die KlientInnen der Deserteurs- und Flüchtlingsberatung sind wie alle anderen Flüchtlinge von der österreichischen Innenpolitik betroffen. Gemeinsam mit anderen NGO's arbeiten wir daher an einer Verbesserung auf gesetzlicher Ebene und treten öffentlich für eine den grundlegenden Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention adäquate Asylpolitik ein. Wir wenden uns gegen fremdenfeindliche und rassistische verbale sowie auch tätliche Übergriffe von BeamtInnen - und gegen deren stillschweigende Tolerierung. Insbesondere engagieren wir uns für die Wahrung der Menschenrechte Illegalisierter, die im höchsten Maß vom Ausschluß von jeglicher Grundversorgung und behördlicher Willkür betroffen sind.
 

Zusammenarbeit mit anderen NGO's:

*Gemeinsame Flüchtlingskommission: legt Fälle besonders fragwürdiger Ablehnungen dem UNHCR vor.
*NGO-Treffen des UNHCR: jährliches Treffen, Teilnahme an Arbeitskreisen und Resolutionen
*Mitglied Asylkoordination Österreich: "Dachverband" österreichischer NGO's im Bereich Flucht/Migration
*Teilnahme an Tagungen des Europäischen Netzwerks von Flüchtlingsinitiativen
 

Kampagne "Kein Mensch ist illegal"

Bis August 1999 koordinierte die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung mittels einer Förderung im Rahmen des Menschenrechtsjahres 1998 eine Kampagne, die auf die Situation illegalisiert in Österreich lebender Menschen aufmerksam macht und eine Sensibilisierung für Menschenrechtsverletzungen gegenüber dieser Gruppe schaffen will. Aus diesem Projekt entsteht derzeit - hoffentlich - eine Bewegung, die unabhängig von der Deserteursberatung zu dieser Thematik öffentlich aktiv ist.
 

Bei der Deserteurs- und Flüchtlingsberatung können folgende Infomaterialien von/zu "Kein Mensch ist illegal" bestellt werden:

*Broschüre zum Thema Illegalisierung, 40 Seiten A6 (gratis)
*Plakate und Postkarten in vier Motiven zum Thema "illegalisiert leben heißt..." (gratis)
*Aufkleber "Kein Mensch ist illegal" in 8 Sprachen (gratis)
*Zwischenbericht der Kampagne - eine Zusammenfassung der ersten sechs Monate und Diskussionen über die Zukunft von "Kein Mensch ist illegal" (öS 30,- incl. Porto)
 
 

Deserteurs- und Flüchtlingsberatung
Schottengasse 3a/1/59
1010 Wien
Tel 01-533 72 71 Fax 5337752
Beratung Mi 18.00-20.00


aus: TATblatt nr. +120/121/122/123 (12/13/14/15 1999) vom oktober 1999
(c)TATblatt
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