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13 March
2007

Verschwundener Aliresa Asgari: Gerüchteküche im Westen, tödliches Schweigen im Iran

Vize-Verteidigungsminister verschollen








Wie die iranische Webseite Baztab am 11. und 12. März 2007 (20. und 21. Esfand 1385) in mehreren Artikeln berichtet, gilt der ehemalige stellvertretende Verteidigungsminister des Irans und einer der Kommandanten der Revolutionswächter Aliresa Asgari weiterhin als verschwunden.
Während er laut Angaben seiner Ehefrau am 8. Dezember 2006 noch mit ihr telefonisch in Kontakt war, sei der Kontakt danach abgebrochen.
Die Ehefrau bestätigt, dass ihr Mann über Damaskus nach Istanbul geflogen sei. In Damaskus war er angeblich mit dem Handel von Oliven und Olivenöl beschäftigt.
In Istanbul habe er sich im Hotel Jeyran niedergelassen (AdÜ: das dem iranischen Geheimdienst zugerechnet wird) und sei dann verschwunden.

Auffällig ist, dass die staatlichen iranischen Nachrichtenagenturen bislang über das Verschwinden geschwiegen haben und erst jetzt - wie die Nachrichtenagentur Fars - beginnen, Interviews mit den Angehörigen zu führen. Dabei versuchen sie teilweise, den zeitlichen Ablauf zu vernebeln, damit man nicht merkt, dass die Nachricht schon älter ist.
Auch die übrigen Angaben in Baztab sind recht widersprüchlich.
Einmal ist Aliresa Asgari 63 Jahre alt, nach Angaben der Familie nur 43.
Im Ruhestand sei er deshalb, weil er seit dem 18. Lebensjahr gearbeitet habe.
Einmal schreibt Baztab von einem "ehemaligen Angestellten des Verteidigungsministeriums", an anderer Stelle wird deutlich, dass es sich um den ehemaligen Vizeverteidigungsminister handelte.
Einer Version zufolge soll er sich vor vier Jahren zur Ruhe gesetzt haben, nach Angaben der Familie vor zwei Jahren.
Offensichtlich haben sich die staatlichen Stellen wenig Mühe gegeben, die Widersprüche zu klären und ihre Glaubwürdigkeit so zu erhöhen, denn solche Widersprüche finden sich z.T. in ein und demselben Artikel.

Als Gründe für das Verschwinden werden verschiedene Thesen gehandelt:
So soll Aliresa Asgari in den 1980ern und 1990ern im Libanon der Leiter der iranischen Pasdaran im Libanon und einer der Begründer der Hisbullah im Libanon gewesen sein. Die libanesische Hisbullah soll den entführten israelischen Piloten Ron Arad gegen eine erkleckliche Summe an den Iran "verkauft" haben. An dessen Befreiung hat Israel Interesse.
Die Ehefrau des Verschwundenen versucht zwar, Verdachtsmomente in dieser Richtung mit den Worten auszuschließen: "Wir haben nie im Libanon gelebt." Sie hütet sich aber, näher zu bezeichnen, wer mit "wir" gemeint ist - vielleicht sie mit ihren Kindern.

Die zweite These betrifft das Geschehen im Irak: Die Unterstützung iranischer Institutionen für bewaffnete Gruppen im Irak ist bekannt und es mag sein, dass die US-Regierung ein Interesse an Informationen über die iranischen Hintermänner dieser Gruppen hat. Hier lohnt sich ein Blick auf die Reihenfolge: Am 8. Dezember 2006 ist Aliresa Asgari in Istanbul "verschwunden".
Am 10. Januar 2007 haben US-Truppen die iranische Vertretung in Erbil gestürmt, einige wichtige Pasdaran-Führer (Sepah-e Qods) in der iranischen Vertretung verhaftet, anschließend gab es fast 600 Verhaftungen unter den bewaffneten Anhängern des irakischen Schiitenführers Moqtada Sadr. Dieser ist seitdem untergetaucht.

Die dritte These betrifft das iranische Atomprogramm: Nach einigen Versionen soll Aliresa Asgari Informationen hierüber mitgenommen haben und um Asyl in den USA ersucht haben.
Es heißt auch, dass er auf einem NATO-Stützpunkt in Deutschland vor einigen Wochen hierzu Erklärungen abgegeben habe.

Das iranische Regime scheint wohl den Eindruck erwecken zu wollen, dass ein angeblicher Asylantrag von Aliresa Asgari Teil der westlichen Propaganda sei und Asgari seelisch und körperlich gefoltert werde, um dann vor den laufenden Kameras internationaler Medien diverse Vorwürfe gegen den Iran zu erheben - ganz in dem Stil, wie die iranische Regierung Interviews mit "Reuigen" im Gefängnis aufbaut.
Die Tatsache, dass die Familie sich jetzt an die türkische Botschaft in Teheran gewandt hat und zu diesem Anlass auch Vertreter der iranischen Staatsmedien anwesend waren, spricht dafür, dass dieses Vorgehen der Familie vorher mit den iranischen Behörden abgesprochen war.
So bedankte sich die Ehefrau ausdrücklich für die Bemühungen des iranischen Außenministeriums, die allerdings erfolglos geblieben seien, weil ihr Mann immer noch nicht aufgefunden sei.
Auch legen die veröffentlichten Fotos den Verdacht nahe, dass diese Interviews unter der Aufsicht von Geheimdienstvertretern erfolgten.
Auffällig ist, dass die Ehefrau von Aliresa Asgari, Ziba Ahmadi, keinen arabisch-islamischen Namen hat, sondern einen persischen, zu Deutsch: "Die Schöne".
Wäre Aliresa Asgari ein fanatischer Hisbullahi, hätte seine Frau den Namen wohl kaum behalten können.
Die Fotos, die die staatliche Nachrichtenagentur Fars von der Familie in Teheran aufgenommen hat und in Baztab veröffentlicht wurden, sind auch in dieser Hinsicht auffällig:
So sieht man zwei im schwarzen Tschador gekleidete Frauen neben Ziba Ahmadi stehen, bei denen es sich möglicherweise um Polizistinnen handelt, möglicherweise hat man Ziba Ahmadi aus dem Gefängnis hierher geführt.
Der Bruder von Aliresa hat im Gesicht über der linken Augenbraue eine längliche, verschorfte Wunde, direkt neben ihm steht ein Typ, der wohl vom Geheimdienst ist. Auch der Bruder wurde evtl. aus dem Gefängnis hergebracht.
Auch die Wortwahl von Ziba Ahmadi in den amtlichen Interviews ist beachtenswert. Sie sagt, ihr Mann sei in Sachen Oliven- und Olivenölhandel in Syrien tätig gewesen ("be amr tejarat-e zeytun wa ghouran-e zeytun dar Suriye mashgul bud").
"Be amr" klingt nach Buchsprache, also einem Text, den man vorbereitet hat, damit sie ihn liest.
Daraus kann man wohl schließen, dass die Regierung eher ein Überlaufen befürchtet und die Verwandten verhaftet hat.
Ein Hinweis hierauf ist auch der Zeitpunkt des Ruhestands. Nach Angaben anonymer Quellen der Regierung, die in Baztab zitiert werden, soll Aliresa Asgari vor vier Jahren in den Ruhestand getreten sein, nach Angaben seiner Frau vor zwei Jahren.
Vor zwei Jahren ist Ahmadineschad Präsident geworden. Damals haben seine Schutzherren die Anhänger von Chatami in den wichtigen Ministerien ausgewechselt und durch eigene Leute ersetzt.
Dies spricht dafür, dass Aliresa Asgari zu denjenigen gehört, die mit der Regierung Ahmadineschad unzufrieden sind.
Insofern hat Baztab wider willen einen treffenden Titel gefunden, wenn sie von einem "tödlichen Schweigen" der iranischen Regierung spricht.
Zusammenfassung: 13.3.2007


Posted by AliSchirasi at 19:30 | Comments (0) | Trackbacks (0) | edit
26 January
2005

Satellitenschüsseln

Seit 25 Jahren will die Islamische Regierung die westliche Kultur bekämpfen. Eines von vielen Kulturphänomenen war der Empfang von ausländischen und oppositionellen Fernsehkanälen über Satellit. Gegen sie wurden Verbote erlassen mit Geldstrafen, Peitschenhiebe und Gefängnisstrafen. Die Bilder sind Aufnahmen vom September letzten Jahres. Sie geben Aufschluss darüber, wie wenig erfolgreich die Regierung mit ihrem Kampf war.


Posted by AliSchirasi at 22:09 | edit
04 November
2004

Neue Methode Dichter und Schriftsteller unschädlich zu machen

Lange Zeit wurden in der Islamischen Republik Iran kritische Schriftsteller und Künstler festgenommen, viele wurden erschossen, andere verschwanden auf Dauer im Gefängnis. Als Khatami an die Macht kam, wurden Schriftsteller und Journalisten oft einfach auf der Strasse oder in ihrer Wohnung umgebracht. In der gegenwärtigen Phase werden die festgenommenen Personen vermehrt in Psychiatrien eingeliefert.

In der ersten Oktoberwoche wurde der Schriftsteller und Dichter Darjousch Mahbudi, der seine Publikationen zuletzt nur noch im Untergrund verbreiten konnte, festgenommen. Zunächst wusste niemand wo er sich befand, bis er endlich am 26.10.2004 einen geheimen Brief zustellen konnte. Dort schrieb er, dass er im Krankenhaus Ruzbeh, einer Psychiatrie, festgehalten wird. Die Regierung möchte nach seiner Aussage ihn nicht wie einen politischen Gefangenen zu behandeln und versucht mit allerlei Dokumenten ihn als einen seelisch Kranken hinzustellen.


Posted by Ali Schirasi at 19:00 | edit
25 September
2004

Zensur im Iran

Der iranische Schriftsteller Amir Hussein Tscheheltan hat in einem Interview mit der studentischen Nachrichtenagentur ISNA folgendes gesagt: Das Kultusministerium betreibt eine Kommission zur Sichtung aller Neuerscheinungen von Büchern. Diese Kommission hat seit ihrem Bestehen die Rolle einer Zensurbehörde gespielt. Weiter sagte er, dass wenn ein Schriftsteller, Filmemacher oder Theaterregisseur Unterstützung braucht, gibt es dafür keine Institution jedoch zahlreiche Institutionen wenn es um Kontrolle und Zensur geht.

Kommentar von Ali Schirasi: Sogar einige Stellen von Koranübersetzungen sind dieser Kommission zum Opfer gefallen. Nicht anders ging es Gedichtsbänden von Hafis und anderen historischen Texten und Überlieferungen, die Sätze enthielten, die den Rechtsgelehrten nicht ins Konzept passten.


Posted by Ali Schirasi at 19:12 | Comments (0) | Trackbacks (0) | edit

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