18 July
2005

Erste Unruhen nach den Wahlen im Zentrum von Teheran

Letzten Dienstag, haben die Angehörigen der politischen Gefangenen und eine politische Gruppe (Daftare Takime Vardad) gemeinsam für die Freilassung der politischen Gefangenen demonstriert.



Diese Demonstration musste in den Strassen rund um die Teheraner Universität stattfinden, da die Polizei es verhinderte, dass auf das Universitätsgelände gezogen wurde. Es wurden u.a. Parolen für die Freilassung des Schriftstellers Ganji gerufen.

Anfangs rief die Polizei die Demonstranten dazu auf nach Hause zu gehen, trotzdem wurde weiter demonstriert. Daraufhin kam es zu Tränengaseinsätzen und die Demonstration verteilte sich auf verschiedene Stellen in der Umgebung der Universität. Später kam es zu Schüssen, Verletzten und Festnahmen. Augenzeugen sagen, dass über 150 Demonstranten festgenommen wurden.


Posted by AliSchirasi at 21:13 | edit
10 July
2005

Baztab-Artikel zu Ahmadinejad und den Bombenanschlag von 1983 in Beirut

Übersetzung

Quelle: http://www.baztab.com/news/26188.php
Webseite von Baztab (Internet-Zeitung von Mohsen Rezai, ehemaliger Befehlshaber der Pasdaran (Revolutionswächter), derzeit Sekretär des Rats zur Wahrung der Interessen des Systems) vom 6.7.05

Jüngstes Beispiel für die Schizophrenie des Westens gegenüber Ahamadinejad:
Beteiligung am großen Bombenanschlag von Beirut

Der Korrespondent von Baztab berichtete: Die westlichen Medien haben in ihrem jüngsten Schritt des Projekts der Erhebung von Vorwürfen gegen Ahmadinejad diesen beschuldigt, am großen Bombenanschlag gegen die US-Militärbasis in Beirut von 1983 beteiligt gewesen zu sein.

Die Internetseite "Iran Fokus" hat Ahmadinejad in einem sensationslüsternen Bericht beschuldigt, an diesem Vorfall beteiligt gewesen zu sein. Der einzige Beleg für diese Behauptung ist ein Foto des Märtyrers Mahallaati, das drei Jahre vor dem Bombenanschlag gemacht wurde.

Auch wird Ahmadinejad im Bericht des "Iran Fokus" unter Entstellung eines Artikels von Baztab und unter Berufung auf die Worte von Anhängern Khatamis beschuldigt, im Ewin-Gefängnis anwesend gewesen zu sein.
Baztab habe Hajjariyaan, denjenigen, der auf den veröffentlichten Fotos über die Geiselnahme der amerikanischen Diplomaten als Ahmadinejad bezeichnet wurde, als einen Funktionär des Ewin-Gefängnisses tituliert.

Laut Meldung des internationalen Services von Baztab, die sich auf diese Webseite (= Iran Fokus) bezieht, liegt ein Foto aus den 1980er Jahren vor, das Mahmud Ahmadinejad, den gewählten Präsidenten des Iran, zusammen mit dem Sondervertreter Ayatollah Khomeinis für die 'Pasdaran der islamischen Revolution' (den iranischen Revolutionswächtern) zeigt.

Im Bericht von Iran Fokus heißt es: Ayatollah Fazlollah Mahallaati, Sonderberater der Pasdaran der islamischen Revolution, der zu jener Zeit die Tätigkeiten der Institution der Pasdaran beaufsichtigte, spielte auch eine lebenswichtige Rolle bei der Ausgestaltung dieser Institution, die später zum gefürchtesten Organ der inneren Sicherheit der klerikalen Regierung des Iran wurde und sich zu einer schlagkräftigen militärischen Truppe entwickelte, die als bewaffneter Arm der islamischen Revolution diente und im Ausland zahlreiche Operationen ausführte.
Der hochrangige Vertreter von Imam Chomeini in den Pasdaran, sprich Mahallaati, hatte die Aufgabe übernommen, die Führung eines umfangreichen Arbeitsbereichs, der staatlichen Organisationen, auszuüben, die der Unterstützung des Terrorismus in verschiedenen Staaten dienen.

Eine der größten, unter der Aufsicht von Mahallaati und anderen hohen Kommandeuren der Pasdaran ausgearbeiteten Operationen war der Bombenanschlag auf die Basis der US-Marine-Soldaten in Beirut, der im Oktober 1983 durchgeführt wurde und 241 Todesopfer unter den amerikanischen Soldaten forderte. Die Führung und Planung dieser Operation lag beim Generalsstab der Pasdaran in Teheran.

Später, im Juli 1987, sprach der Minister für die Pasdaran, Mohsen Rafiqdust, von TNT und einer Ideologie, die 400 Offiziere, Unteroffiziere und gemeine Soldaten der amerikanischen Marine mit einer Explosion in die Hölle befördert habe. Die genannte Webseite (=Iran Fokus) fügt hinzu, dass der Iran der Urheber dieser Entwicklung gewesen sei. Die Äußerungen von Rafiqdust wurden am 20. Juli 1987 in der (erg.: im Iran erscheinenden) Zeitung 'Resaalat' veröffentlicht.

Das Foto, das in den Besitz von Iran Fokus gelangte, zeigt, wie Mahmud Ahmadinejad, der neue Präsident des Iran, hinter Mahallaati steht. Sprich es stammt aus einer Zeit, als Ahmadinejad als Offizier bei den Pasdaran tätig war und an terroristischen Tätigkeiten beteiligt gewesen sein soll.

Professor Magnus Ranstorp von der St. Andrews-Universität, der sich mit dem internationalen Terrorismus beschäftigt, erklärte in seiner Studie aus dem Jahr 1994 über die Hizbullah im Libanon: "Diese Bewegung wurde heimlich und getarnt durch eine gut organisierte, religiöse Struktur aufgebaut und im Jahr 1983 von Fazlollah Mahallaati gegründet."

In den 1980ern sei Ahmadinejad in der Inland-Geheimdienstorganisation der Pasdaran tätig gewesen, wo er sich einen Ruf als unerbittlicher und grausamer Folterer und Verhörbeamter erworben haben soll.

Fokus fügt hinzu: Laut Angaben der Webseite Baztab haben Khatami nahestehende Gruppen herausgefunden, dass Ahmadinejad eine Zeitlang als Hinrichtungsbeamter im berüchtigten Ewin-Gefängnis gearbeitet habe. In den 1980ern soll er Hunderte von politischen Gefangenen hingerichtet haben.

Ayatollah Mahallaati, Ausbilder und Berater von Ahmadinejad bei den Pasdaran, kam 1987 bei einem Flugzeugunglück ums Leben. Vor seinem Tod hatte er Ahmadinejad jedoch noch zum Führungsoffizier einer Sonderbrigade der Pasdaran in der Ramadan-Kaserne in der Nähe von Kermanschah im Westen des Iran ernannt. Die Ramadan-Kaserne war die Kommandozentrale der Pasdaran für Auslandsoperationen. Er hat eine gewisse Berühmtheit im Bereich von terroristischen Attacken im Ausland erlangt.

In Kermanschah soll Ahmadinejad bei der Ausarbeitung von terroristischen Operationen im Ausland mitgewirkt haben und eine große Zahl von Auslandsoperationen geführt haben.

Ahmadinejad soll an einer Reihe von Morden im Nahen Osten und in Europa beteiligt gewesen sein, darunter an der Ermordung des Führers der iranischen Kurden, Abdurrahman Qasemlu, der von hochrangigen Offizieren der Pasdaran in Wien ermordet wurde.

Die Kontakte von Ahmadinejad zu zwei Figuren, die eindeutig an diesen beiden Attentaten beteiligt waren, sind vielen bekannt. So arbeitete er eng mit dem Obersten Ja'far Sahraarudi zusammen, denn beide spielten eine wichtige Rolle bei der Befestigung der Ramadan-Kaserne.

Sahraarudi wurde von der österreichischen Polizei in jenem Raum festgenommen, in dem Qasemlu und zwei seiner Mitarbeiter Opfer des Anschlags geworden waren. Unter dem Druck Teherans hatten die österreichischen Verantwortlichen sowohl Sahraarudi wie auch die anderen Tatverdächtigen des Terroranschlags nach Teheran gehen lassen.

Außerdem arbeitete Ahmadinejad eng mit Hossein Scheich Attaar zusammen, der von den französischen Ermittlern, die den Mord an Bakhtiyar (erg. in Paris) verfolgten, als Täter identifiziert wurde."

Der Übersetzer: Hier endet der Bericht. Im Persischen wird nicht klar markiert, wo Zitate beginnen und wo sie enden. Es handelt sich hier um den vollständigen Text der Webseite Baztab, die nicht klar gekennzeichnete Zitate aus Iran Fokus enthält.

Ziel der Herausgeber von Baztab ist es keineswegs, Ahmadinejad als Schuldigen darzustellen, sondern zu vermitteln, welche Vorwürfe gegen ihn erhoben werden.
Wie der Beschuldigte damit umgehen sollte, empfiehlt Baztab in folgender Note:

Meinung der verantwortlichen Mitarbeiter (von Baztab):
"Angesichts der massiven Angriffe der westlichen Medien gegen den gewählten Präsidenten der Republik, die durch keinerlei Dokumente belegt werden, ist es notwendig, so schnell als möglich beim Präsidialamt ein Komitee zu gründen, das sich aus Menschen aus dem Bereich Jura und Politik und internationalen Rechtsanwälten zusammensetzt, um mit den iranischen Botschaften der Länder zusammenzuarbeiten, aus denen die verleumderischen Personen und Medien stammen. Gegen die soll vor den Gerichten dieser Länder Anklage erhoben und hohe Entschädigungssummen wegen Schädigung des Leumunds des Präsidenten der Republik eingefordert werden.
Denn gemäß des internationalen Rechts hat keiner das Recht, eine Person vor der Verurteilung durch ein Gericht und ohne das Vorliegen von Dokumenten, die deren Verurteilung belegen, selbige propagandistisch zu attackieren. Diese Personen und Medien müssen verfolgt werden, von ihnen müssen Millionen Dollar als Entschädigung erhoben werden.
Ein derartiges Vorgehen hat nach entsprechender Planung zahlreiche juristische und politische Vorzüge.
Wir danken der Webseite Baztab für diesen Vorschlag und werden ihn den Verantwortlichen vorlegen."

Übersetzung aus dem Persischen, Georg Warning, Konstanz, den 9. Juli 2005

Hinweis: Während die iranische Regierung kein Problem damit hat, iranische Journalisten im Inland zu verhaften, zu foltern und zu ermorden, zeigt sie sich im Umgang mit ausländischen Journalisten (die nicht iranischer Herkunft sind) anpassungsfähig.

Diese werden ab ihrem Eintreffen im Land mit ausgesuchter Zuvorkommenheit behandelt, und die Machthaber lassen es sich einiges kosten, sie mit allem Komfort auszustatten, ob beim Reisen oder bei der Unterbringung.
Natürlich gibt es dann immer noch die Möglichkeit, Unbotmäßigen damit zu drohen, ihnen kein Visum mehr zu geben.

Am schwierigsten ist es freilich, wenn sie mit Medien und Journalisten zu tun haben, die vom Ausland aus operieren. Dank der Petrol-Dollars findet sich aber auch hier eine 'intelligente' Lösung:

Man wird überall fähige Anwälte finden, die für teueres Geld entsprechende Verleumdungsklagen starten, und wenn die politische Streitkultur bescheiden und die Gerichte beschissen sind, kommt man als reicher Auftraggeber schnell zum Ziel!

Georg Warning




Posted by AliSchirasi at 20:32 | edit
04 July
2005

Student verbrennt sich vor Universität

Der Vorfall passierte an der islamischen Universität Salmaz (Salmaz ist eine Stadt an der Grenze zwischen dem Iran und der Türkei).

Jafar Chalilian durfte nicht an bestimmten Kursen teilnehmen u.a. weil er nicht in einem islamischen Verein mitarbeiten wollte und sich an Demonstrationen gegen die Regierung beteiligt hat. Der Leiter der Polzei von Salmaz sagte, dass Jafar wegen seiner Aktivitäten drei oder viermal aufgefallen und verwarnt worden sei.

Laut Aussagen des Studenten Mostafa A. hatte Jafar ein Gespräch mit dem Leiter der Universität. Ihm hatten lediglich 6 Punkte für seinen Abschluss als Agrar-Ingenieur gefehlt. Nach der Auseinandersetzung hat sich Jafar vor der Universität verbrannt.


Posted by AliSchirasi at 22:54 | edit

Österreich hat Angst um seine wirtschaftlichen Beziehungen

Quelle: http://www.baztab.com/news/25967.php
Webseite von Baztab (Internet-Zeitung von Mohsen Rezai, ehemaliger Befehlshaber der Pasdaran (Revolutionswächter), derzeit Sekretär des Rats zur Wahrung der Interessen des Systems) vom 4.7.05

Baztab schreibt zunächst über Peter Pilz, den österreichischen Grünen-Politiker, der behauptet, dass Ahmadi-Nejad vor 16 Jahren den Mord an dem kurdischen Oppositionellen Ghassemlou geplant und das Mordkommando mit Waffen aus der iranischen Botschaft in Wien versorgt habe. Pilz fordere einen Haftbefehl für Ahmadi-Nejad.

Sodann schreibt Baztab, seit gestern hätten daraufhin Vertreter von 4 wichtigen österreichischen Firmen, die mit dem Iran gute Wirtschaftsbeziehungen unterhalten sowie der österreichische Aussenminister mit dem iranischen Aussenministerium und hochrangigen Leuten in der Regierung gesprochen. Sie seien laut Baztab sehr besorgt gewesen und hätten gesagt, dass sie nichts für die Äußerungen von Peter Pilz können und sie hätten ferner ihren Wunsch beteuert, weiterhin gute Beziehungen mit dem Iran aufrecht zu erhalten.


Posted by AliSchirasi at 22:31 | edit

Drei Telefongespräche zu den Wahlen

Telefonat mit einer Lehrerin am 2.7.05



Frage: Warum hast du an den Präsidentschaftswahlen teilgenommen?

Antwort: Ich arbeite seit 15 Jahre als Lehrerin im Gymnasium zu ganz geringem Lohn bei stundenweiser Bezaglung. Jetzt ergab sich für mich die Möglichkeit den Beamtenstatus zu erhalten. Ohne einen Stempel in meinem Ausweis, der meine Teilnahme an den Wahlen belegt verliere ich diese Möglichkeit wieder, sobald ich den Ausweis vorzeigen muss.

Frage: Wieviele Lehrer und Lehrerinnen befinden sich in der gleichen Situation wie du?

Antwort: 40.000



Telefonat mit einer Studentin am 3.7.05



Frage: Warum hast du an den Präsidentschaftswahlen teilgenommen?

Antwort: Ich möchte dieses Jahr in einer Universität studieren. Die Konkurrenz ist sehr gross: 2 Millionen Abiturienten werden an der Aufnahmeprüfung teilnehmen. Von diesen werden weniger als 200.000 zum Studium zugelassen. Die Abiturienten, die bestanden haben aber keine Stempel in ihrem Ausweis haben, können nicht studieren. Deswegen musste ich teilnehmen.



Telefonat mit einer selbständigen Näherin am 4.7.05



Frage: Was hat sich nach den Wahlen im Iran geändert?

Antwort: Ich habe zwei Dinge am eigenen Leib erfahren.

Das erste war beim Führerschein vorzeigen. Es liegt ein offizieller Befehl vor, alle Frauen, die Auto fahren, daraufhin zu kontrollieren ob sie ganz genau nach islamischen Regeln gekleidet sind und z.B. das Kopftuch tragen. Das Bild im Führerschein und das Erscheinungsbild während des Autofahrens müssen identisch sein. Ich habe eine Verwarnung bekommen weil sich meine Kleidung von der des Fotos unterschied.

Der zweite Vorfall war bei der Benutzung eines Aufzugs. Ich wollte gestern jemanden in einem staatlichen Verwaltungsgebäude besuchen. Vor den zwei Aufzügen stand eine Person, die die Frauen dem rechten Aufzug und den Männer dem linken Aufzug zuwies. Es war für mich überraschend, da ich oft in diesem Gebäude bin und diese Separation das erste Mal erleben musste.


Posted by AliSchirasi at 21:59 | edit

Präsidentenwahl im Iran war ein Putsch

Nach Berichten der Zeitung Kayhan Landan vom 30. Juni 2005 ist vor ungefähr zwei Jahren eine neokonservative Gruppe in der Umgebung des Religionsführers Khamenei gegründet worden. Diese Gruppe namens Abad Gharan, führte von Anfang an eine Kampagne mit Ausrichtung auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen.

Wichtige politische Figuren in dieser Gruppe waren Mojtaba Khamenei, der Sohn des religiösen Führers, Ali Fallahian, ehemaliger Geheimdienstleiter, Hadade Adel, Vorsitzender des heutigen iranischen Parlaments, Mezba Yazdi, wichtiger, ultrakonservativer Mollah, Meisan, einer der Verhörbeamten und Folterer der Kanadischen Journalistin Zahra Kazemi, Hossein Shariatmadari, Chefredakteur von Kayhan Teheran, Organisator einer Mordserie an Politikern vor 8 Jahren sowie Mohammad Ahmadi-Nejad, der damalige Bürgermeister Teherans. Als militärische Vertreter waren General Mohammad Bagher Zolghadr, General Firuz Abadi, General Rashid und General Najafi und viele weitere beteiligt.

Diese Gruppe hatte sich auch bei den letzten Parlamentswahlen erheblich eingemischt, was dazu führte, dass zahlreiche Vertreter der Konservativen, der Hizbollah, der Revolutionswächter sowie der Milizen in das Parlament einziehen konnten.

In enger Kooperation mit dem Wächterrat nahm diese Gruppe Einfluss auf die Staatspräsidentenwahlen: sie organisierten 300.000 inoffizielle Wahlbeobachter, die sich aus Milizen und Revolutionswächtern zusammensetzten. Der Befehl zu diesem gut organisierten Putsch kam offensichtlich am Ende des Wahltages des ersten Wahldurchgangs, während der verlängerten Öffnungszeiten der Wahllokale und führte dazu, dass Ahmadi-Nejad überraschend in die Stichwahl kommen konnte.

Auch bei der Stichwahl kam es zu einer ganz direkten Einmischung dieser Gruppe, vor allem in Kleinstädten und Dörfern.


Posted by AliSchirasi at 21:19 | edit
30 June
2005

Ahmadi-Nejad: Ein Mörder zum Präsidenten?

Quelle: http://www.baztab.com/news/25967.php
Webseite von Baztab (Internet-Zeitung von Mohsen Rezai, ehemaliger Befehlshaber der Pasdaran (Revolutionswächter), derzeit Sekretär des Rats zur Wahrung der Interessen des Systems)


Die Nachricht Nr. 25967 vom 9. Tir 1384 (30. Juni 2005) stammt von einem namentlich nicht genannten Korrespondenten von Baztab. Er schreibt:
"Nachdem verschiedene Vorwürfe in Zusammenhang mit der Vergangenheit von Ahmadi-Nejad laut geworden sind, etwa, dass er 'Todesschütze bei den Hinrichtungen im Ewin-Gefängnis', 'Ausführender schrecklicher Terroroperationen im Ausland' oder 'Beteiligter am Mord von Doktor Sami' gewesen sei, haben bekannte Nachrichtenagenturen wie 'Reuters' und 'Associated Press' unter Berufung auf amerikanische Geiseln des Jahres 1979 berichtet, dass diese Ahmadi-Nejad (damals) gesehen hätten, als sie verhört wurden."


Der Korrespondent von Baztab weist zum ersten auf das selektive Vorgehen der amerikanischen Medien hin, da sie im Falle von Anhängern der iranischen Reformer, die ebenfalls zu den Geiselnehmern in der US-Botschaft in Teheran im Jahre 1979 gehörten, kein großes Aufheben darum gemacht hätten. Er verweist dann auf einen Bericht der Washington Times (ohne Datumsangabe), wonach ein pensionierter Oberst namens Charles Scott (73 Jahre), der damals auch als Geisel in der US-Botschaft gefangen war und in Ahmadi-Nejad einen der Rädelsführer der Geiselnehmer wiedererkannte, als er anläßlich der iranischen Wahlen dessen Photo in der Zeitung sah. Washington Times zitiert noch weitere Personen, die angeben, Ahmadi-Nejad als einen der Geiselnehmer erkannt zu haben. Er sei auch an den Verhören der Gefangenen beteiligt gewesen.


Das folgende Foto aus den US-Medien zeigt 2 Männer die neben der Geisel gehen. Bei dem rechten soll es sich um den damals 23-jährigen Ahmadi-Nejad handeln.


Auch die Washington Post schreibt, dass Ahmadi-Nejad 1979 als 23-jähriger radikaler Student an der Besetzung der US-Botschaft in Teheran beteiligt gewesen sei.


Der Korrespondent von Baztab beschließt seinen Artikel mit einem Dementi: "Das Sekretariat von Ahmadi-Nejad wies diesen Sachverhalt zurück, erklärte jedoch nicht, was für eine Rolle der gewählte Präsident in den 444 Tagen der Geiselnahme gespielt habe."


Hinweis (Ali Schirasi):


1. Mit "Ausführender schrecklicher Terroroperationen ist die direkte Beteiligung an der Ermordung des damaligen Führers der Demokratischen Partei des Kurdistans/Iran, Abdurrahmon Qassemlu, in Wien gemeint.


2. Doktor Sami war einer der ersten Minister (Gesundheitsminister) nach dem Sturz des Schahs 1979 im Kabinett von Bazargan. Er wurde in seiner Praxis von einem Terrorkommando ermordet. Der Vorwurf gegen Ahmadi-Nejad lautet, dass er Mitglied dieses Terrorkommandos gewesen sei.


3. Mit "Todesschütze bei den Hinrichtungen im Ewin-Gefängnis" ist gemeint, dass Ahmadi-Nejad sich selbst in Interviews mit iranischen Zeitungen in den ersten Jahren der islamischen Revolution gerühmt haben soll, eigenhändig über 1000 Konterrevolutionäre erschossen zu haben (der verwendete persische Ausdruck tir-e xalas entspricht dem deutschen Wort Gnadenschuss, er steht hier im Kontext der Erschießungen von Gefangenen in Haft.)


4. Nicht erwähnt ist hier der Vorwurf, dass Ahmadi-Nejad in seiner Zeit als Kommandant der Pasdaran (Revolutionswächter) im kurdischen Gebiet des Irans ebenfalls kurdische politische Gefangene eigenhändig hingerichtet haben soll.



30. Juni 2005


Posted by AliSchirasi at 21:32 | edit
20 June
2005

Offener Brief von Moin und seinen Anhängern an Khamenei

Auszug aus dem offenen Brief von Moin und seinen Anhängern an Khamenei: "(...) Nach Informationen des Geheimdienst, des Justizminusteriums und des Innenministerium sowie dem Protest von Karubi und wiederholten Hinweisen von Moin und Rafsanjani, ist jetzt klar geworden, dass organisierte militärische Gruppen einen Wahlbetrug begangen haben. Aus diesem Grund muss das Wahlergebnis nochmal kontrolliert werden. Der Vorschlag von Karubi zur Neuauszählung wird von uns unterstützt. Wir sind gegen diktatorische Methoden und für rechtmässige und freie Wahlen."


Posted by AliSchirasi at 22:50 | edit

Antrag zur Verschiebung der Stichwahl

Ali Shakurirad, Leiter des Wahlkampfteams von Mostafa Moin, hat in einem Brief an die zentrale Wahlkommision geschrieben: "Weil bei diese neunten Präsidentschaftwahl nicht rechtmäßig und frei verlaufen sind und alle Nachrichten von verschiedenen Seiten die Einmischung der Milizen und Revolutionswächter bestätigen, muss die für Freitag vorgesehene Stichwahl verschoben werden."


Posted by AliSchirasi at 22:36 | edit

Zurückgesetzter Kandidat greift in 2 Briefen Religionsführer Khamenei an

Am Samstag, den 18.6.05 schreibt Mehdi Karubi einen Brief an Khamenei und fasst in diesem kurz zusammen, wie Revolutionswächter und Milizen gemeinsam die Wahlergebnisse verfälscht haben und verlangt, dass Khamenei sich einmischt und den Betrug rückgängig macht.

Khamenei antwortet ihm nicht direkt, sondern lässt ihm über Dritte eine Botschaft zukommen. Dort heisst es: "Sagen sie Herr Karubi, ich habe das Wichtigste aus ihrem Brief gelesen. Was Sie gesagt haben passt nicht zu Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Charakter. Wissen Sie überhaupt, was Sie da anrichten? Wissen Sie, welche negativen Folgen dies bei unserem Volk hat? Wissen Sie nicht, dass dies unseren Feinden in die Hände spielt? Wissen Sie, dass das, was sie geschrieben haben, unsere Islamische Revolution bedroht? Warum vergiften Sie die Atmosphäre? Warum wählen Sie nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Weg? (...)"

Als Reaktion darauf schreibt Karubi in einem zweiten Brief folgendes: "Ich bin durch den ganzen Iran gereist. Ich habe die unterkühlte Atmosphäre aufgetaut und die Menschen motiviert, an den Wahlen teilzunehmen. Ich respektiere die Menschen, die mich gewählt haben. Durch Telefonate konnte ich in Erfahrung bringen, dass ich bei den Stimmauszählungen bis 3 Uhr früh am Samstag Morgen in Führung lag. Um 5 Uhr früh zog ich mich ein wenig zurück, um mich zu erholen und gegen 8 Uhr waren die Nachrichten plötzlich vollkommen anders. (...) Ich habe sofort mit dem Innenministerium und anderen zuständigen Personen gesprochen und auch Ihnen einen Brief geschrieben - jedoch ohne Ergebnis. Aus diesem Grund habe ich in- und ausländischen Journalisten Interviews gegeben, in denen ich über die Vorkommnisse berichtete. (...) Ich muss sagen, es gibt genügend Zeugen, dass ihr Sohn Agha Seid Mojtaba, an dem Wahlbetrug teilgenommen hat. (...) Ich verlange, dass Sie sich unbedingt dieses Problems annehmen und sich einmischen, mit einem Befehl für eine Neuauszählung der Stimmen."

Aus Protest ist Karubi von seinen Funktionen als wichtiger Berater von Khamenei und im Shoraye Maslehate Nezam sowie in einer weiteren geistlichen Organisation zurückgetreten. Er möchte nun eine unabhängige Partei gründen.


Posted by AliSchirasi at 22:20 | edit
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